9?o. 8. Rosenernte im Tal von Kasanlik, mit Blick auf die kable Südseite des Balkan.
Aus Wünsch!', Land und Leben, Geographische Wandbilder- (Leutert u. Schneidewind, Dresden.)
No. 9. Felsen und Straße von Gibraltar. Korkgewinnung.
Ans Wünsche, Land und Leben, Geographische Wandbilder. (Leutert u. Schneivewind, Dresden.)
— 6 —
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
414
Die deutschen Landschaften.
Im ganzen deutschen Reiche besteht die allgemeine Wehrpflicht,
d. h. alle Bürger im Alter von 17 his 45 Jahren können im Falle eines Krieges
zur Fahne einberufen werden, und die zum Militärdienste Tauglichen sind vom
20. Lebensjahre an verpflichtet, eine Zeit lang im stehenden Ì leere zu dienen.
Die Militärdienstzeit dauert bei der Infanterie 2 Jahre, hei den übrigen Waffen-
gattungen 3 Jahre. Die Zugehörigkeit des Soldaten zum stehenden Heere dauert
7 Jahre. Dann tritt er in die Landwehr über, in welcher er bis zum vollen-
deten 39. Lebensjahre verbleibt und zwar zuerst 5 Jahre in der Landwehr
1. Aufgebots und die übrige Zeit in der Landwehr 2. Aufgebots. Vom 39. Lebens-
jahre an gehört er bis zum 45. noch dem Landsturm an.
üobersicbt über die bedeutungsvollsten Knltni anfgaben,
welche in den verschiedenen deutschen Staaten und unter den ver-
schiedenen Herrschern zum Besten des deutschen Volkes unter-
nommen und eelöst wurden.
Staaten Fürsten Kulturarbeiten Zeit Kosten Wirtschaftliche Vorteile
I £ o S Massenhafte Ansiedelung deutscher Kolonisten aus Westfalen, Holland, Flan- dern und Franken in der Mark Brandenburg. Um 1150 ? Gründung v. Dörfern u. Städten i. d. Mark Bran- denburg, sow. Aufblühen v. Ackerbau u. Viehzucht, von Gewerbe u. Handel.
c 1 Markgrafen Joli.i.(1220— 66)u.ottoiii. (—1267). Ansiedel, deutscher Ko- lonisten in den neu er- worbenen Gebieten öst- lich der Oder ; Gründung der Städte Köln an der Spre (1237), Berlin (1244) u. Frankfurt a. d. 0.(1244). Um 1250 ? Aufblühen des Erwerbs- lebens und Hebung des Wohlstandes.
« s Kurf. Friedr.l (1598 — 1608 u.joh.sigism (1608—1619) Bau des Finow - Kanals. 1602—1620 ? Schiffahrtsverbindung zwischen Oder n. Havel.
á J ■s 2 assr Kurfürst Friedrich llielm (1640—1688). Ansiedelung zahlreicher Kolonisten, z. B. von 17 000 Salzburgern in Ostpreussen, wo 6 Städte und 332 Dörfer neu auf- gebaut wurden, Anlage von Musterwirtschaften (Holländereien), Entwäs- serung von Ländereien an der Havel, Dosse und Netze. Von 1640 an. ? liebung des Ackerbaues, der Viehzucht, des Obst- und Gemüsebaues.
'S :0 M o Bau des 23 km langen Müllroser oder Friedrich- Wilhelm-Kanals. Eröffnung 1669 ? Schiffahrtsverbindung der Spree (Berlins) mit der Oder.
S <x> u edr. Wil- .3—1740). Entwässerung des 125000 hä grossen havel- ländischen Luchs. 1718—1725 ? Gewinnung einer frucht- baren Landstrecke für den Anbau.
A o 'o &D :0 M Köllig Fri helml.(171 Anlage von Baumschulen auf allen Königl. Gütern, Anpflanzung von Hun- derttausenden v. Bäumen. 1713—1740 ? Hebung der Baumzucht, besonders der Obstbaum- zucht.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Holland Brandenburg Berlin Frankfurt Finow Ostpreussen Berlins
102
Die deutschen Landschaften.
hat eine Einwohnerzahl von 2 917 754*). Von der Bevölkerung
gehören etwa 3/ö dem protestantischen und etwa 2/ö dem
katholischen Glaubensbekenntnisse an.
b. Die staatliche Ordnung und Einrichtung.
Die Schweiz ist eine Republik. Man nennt die Verfassung
eines Staates eine republikanische, wenn in ihm nicht ein Fürst,
der aus einem zur Thronfolge berechtigten Fürstenhause stammt,
die höchste Regierungsgewalt ausübt, sondern ein Präsident,
der auf eine bestimmte Zeit gewählt wird. In der Schweiz ge-
schieht dessen Wahl nicht unmittelbar durch das Volk, sondern er
wird aus der Mitte der Bundesversammlung bezeichnet und
zwar immer nur auf ein Jahr. Letztere wird zur Gesetzeslesung,
d. h. zur Beratung über den Erlass neuer oder über die Abände-
rung bestehender Gesetze einberufen. Sie besteht aus zwei
K a m m e r n , aus dem National rat und dem S t ä n d e r a t. In
ersterer sind die Schweizer Kan tone verhältnismässig, in
letzterer gleichmässig vertreten. Jedes Bundesgesetz muss ferner
der Volksabstimmung unterbreitet werden, wenn hierzu der
Antrag durch 30 000 Bürger oder acht Kantone gestellt wird. Die
Ausübung der Regierungsgewalt ist dem Bundesrat
übertragen. Dieser besteht aus sieben Mitgliedern, welche von
der Bundesversammlung auf je 3 Jahre gewählt werden. Den Vor-
sitz in ihm führt der Bundespräsident. Bundeshauptstadt
ist Bern.
Die republikanische Verfassung erklärt sich aus der geschicht-
lichen Entwicklung des Landes. In früherer Zeit zerfiel die Schweiz, wie das
übrige Deutschland, in viele kleine Herrschaften, sowohl weltliche als auch geist-
liche. Als die Habsburger in den Besitz der deutschen Kaiserkrone kamen,
suchten sie zur Vergrösserung ihrer Hausmacht auch schweizerische Gebiete zu
erwerben. Die kaiserlicheu Vögte stiessen aber in den drei um den Vierwald-
stätter See gelegenen, fast nur von Hirtenvölkern bewohnten Waldstätten Uri,
Schwyz und Unterwaiden auf grossen Widerstand. Zur Wahrung ihrer
Freiheit und ihrer alten Rechte schlössen letztere am 1. Aug. 1291 einen Bund.
Die Schweizer bemächtigten sich der in ihrem Lande erbauten Zwingburgen
(1308) und errangen bei Morgarten über das Heer Leopolds von Oesterreich
einen glänzenden Seeg. Dem Bunde der drei Waldstätten oder Urkan-
tone, der nach dem Ländchen Schwyz benannt wurde, schlössen sich noch
im 14. Jahrhundert 5 andere, nämlich Luzern, Zürich, Glarus, Zug und
B e r n an, so dass ihre Zahl jetzt 8 betrug (darunter 4 Länder und 4 Städte).
Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts vermehrte sich die Zahl auf 13, indem
noch Freiburg, Solothurn, Basel, Sc h äff hausen und Appenzell
hinzutraten. Sie bildeten die 'Eidgenossenschaft. Mit den später noch
hinzugekommenen, teils durch Krieg erworbenen, teils freiwillig zugetretenen
Gebieten zählt der Staat jetzt 22 Kantone, von welchen 15 eine vorwiegend
deutsch und 7, nämlich die westlichen, eine vorwiegend französisch redende Be-
völkerung haben. Im Jahre 1815 hatte er seinen jetzigen Umfang erreicht. Die
Verwaltung dieses schweizerischen Bundesstaates erwies sich als sehr schwierig,
*) Zählung vom Jahre 1888; nach einer Zusammenstellung kantonaler
Aufzeichnungen betrug sie am Ende des Jahres 1894 2 984 800.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
366
Die Balkanhalbinsel.
und Ho chi lachen erfüllt das Land. Eine einheitliche Anordnung
der Erhebungs- und Senkungsflächen ist nur ganz im W zu erkennen.
Dort nehmen die Erhebungen in den Dina rise h en Alpen eine
vorwiegend südliche Streichuugsrichtung an. Das vorherrschende
Gestein ist Kalkstein. Die bedeutendste Erhebung ist der I)ur-
ini tor (2528 m). Die Dinarischen Alpen gipfeln in der blendend
weissen Dinaraspitze (1811 m).
Landschaftsbilder des Bosnisch-serbischen Berglandes.
In dem westlichen Teile des Gebirgslandes, in den Dinarischen
Alpen und dem an diese angrenzenden Landstriche, bieten die aus Nummu-
litenkalk bestehenden Erhebungen den Anblick von Stein öden dar. Das
Landschaftsbild zeigt dort sowohl in seiner Gesamterscheinung als auch in vielen
Einzelheiten grosse Ähnlichkeit mit der grossen Kalkplatte des benachbarten
Karst. Alle Erhebungsformen zeigen scharte Linien, aber sie streben
mehr in die Höhe und laufen in Zacken und Hörnern aus. Das stark zer-
klüftete Gestein ist sehr höhlenreich. Die in den muldenförmigen Ver-
tiefungen sich sammelnden Gewässer werden schon nach kurzem Laufe von dem
schwammartig durchlöcherten Gestein aufgesogen. So verschwinden sie, um
nach einem unterirdischen Irrlaufe an tiefern Stellen von neuern hervorzubrechen.
Wie die Hochflächen, so versagen meistens auch die Thäler und Mulden dem
Pflanzenleben eine üppige Entfaltung. Nur an einzelnen Stellen, gleichsam
oasenartig, zeigt sich ein reicherer Wiesen- und Waldschmuck.
Mit Wiesengrün und Tannendunkel ist in diesem westlichen Teile des
Gebietes noch am meisten das wildzerrissene Bergland von Montenegro
geschmückt.
In dem grössern östlichen Teile, wo der Kalkstein nicht so durch-
lässig ist and neben ihm auch andere Gesteine auftreten, ist das Bosnisch-
serbische Gebirgsland vorwiegend ein Waldgebiet. Die Bergabhänge
sind besonders mit prächtigen Eichen- und Buchenwäldern geschmückt,
und in den Thälern breiten sich fruchtbare Felder und üppige Wiesen aus.
Selbst schmückende B,ebengelände fehlen nicht, und die Dörfer sind von
grossen Obstbainen umgeben. Die Hochflächen aber sind noch mit reichem
Gras wuchs versehen.
Der Wasser ab flu s s des Gebiets geht vorwiegend nach N
zur Donau hin. Er sammelt sich besonders in den Flüssen
Di 'ina und Mórawa. Die Drin a wird zunächst von der Sau (Savn)
aufgenommen, die Mórawa aber, die sich aus der Serbischen
und der Bulgarischen Mórawa bildet und bedeutend wasser-
reicher ist, fliesst unmittelbar in die Donau. Um ihre Mündung
breitet sich eine grössere Thal e den e aus. Ein geringer Teil
des Gebietes sendet seine Gewässer zum Adriatischen Meere hin.
Es sind dies jedoch nur kleine Küstenflüsse. Unter ihnen ist der
bedeutendste der Drin (serb. = grosses Wasser), der sich aus dem
Weissen und dem Schwarzen Drin zusammensetzt Der Fluss
gabelt sich vor der Mündung, und sein nördlicher Arm nimmt auch
den Wasserabfluss des Sees von Skutari auf.
Das Küstenland längs des A d r i a t i s c h e n M e e r e s zeigt,
wie schon oben angedeutet wurde, einen andern Bau als das
Bosnisch-serbische Gebirgsland. Die Fai ten be weg ung der
Alpen hat sich bis in dieses Gebiet fortgesetzt - und auch den
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Ortsnamen: Montenegro Donau Bulgarischen_Mórawa Donau
368
Die Balkanhalbinsel.
vollsten sind aber die Thal er und Mulden des Gebirgslandes
und die Ebenen am Südufer der Sau und der Donau. Sie dienen
dem Ackerbau, der hauptsächlich Mais und Weizen, ferner
Hanf und Tabak hervorbringt. Der Boden ist meist so frucht-
bar, dass er ohne Düngung reiche Ernten liefert. Da zugleich
das Klima in den Thälern günstig ist, konnte auch der Anbau von
andern Gewächsen versucht werden. In der Donaugegend, ferner
im Thal der Mórawa in der Gegend von Nisch, sowie in einigen
andern Thälern wird Wein gebaut. Von den Obstbäumen ist
der Pflaumenbaum am meisten angepflanzt, dem Boden und
Klima besonders gut zuzusagen scheinen.
Von den verschiedenen Zweigen der Viehzucht ist der wich-
tigste die Schweinezucht geworden. Die grossen Eichen Wal-
dung en können von ihr zur Eichelmast benutzt werden.
An mineralischen Schätzen ist das Gebiet reich, und der
Bergbau hat in manchen Gegenden eine schöne Zukunft. In dem
Bezirk von Sarajewo lagern wertvolle Eisensteine, die durch
das staatliche (österreichische) Eisenwerk von Vares auch bereits
ausgebeutet werden. In einem Trachytgebirge bei Srebrenica
sind Blei- und Silbererze eingeschlossen, die bereits im spätem
Mittelalter ausgebeutet wurden. Noch an vielen andern Stellen
sind die verschiedensten Erze aufgeschlossen worden, und da auch
mehrere Kohlenlager im Gebiete vorkommen, sind die nötigsten
Vorbedingungen für ein lebhaftes Aufblühen des Metallge-
werbes erfüllt.
Die Lage an einem Meere gereicht nicht dem ganzen Gebiete
zum Nutzen, sondern nur dem nächsten Küstensaume. Das übrige
Gebiet ist durch die hohen Gebirge ganz vom Meere abge-
schnitten, weil diese nicht durch Querthäler gegliedert sind, die
der Verkehr benutzen könnte. Unter diesen Umständen ist es
wichtig, dass im N grosse schiffbare Ströme vorbeiziehen, die
Donau und ihr Nebenfluss, die Sau.
An volksreichen Städten fehlt es in dem Gebiete fast voll-
ständig. Die bedeutendsten sind Belgrad (65000 E.), Nisch,
Prisren (fast 40000 E.), wo Filigranarbeiten und Waffen
verfertigt werden, Skutari und Sarajewo (40000 E.).
3. Das Pindusgebiet.
a. Das Landschaftsbild.
Nördlich vom Flusse Drin finden die Kalkzüge der Dinarischen
Alpen ihren Abschluss in dem Nordalbanischen Gebirge, das
quer zu jenen gerichtet ist. Es gehört, wie Has sert, der jene
Gegenden bereiste, sagt, zu den unerforschsten Gebieten
Europas, ja es ist uns dunkler und unbekannter als die meisten
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Das Hochgebirge des Kaukasus
341
Den Hauptreichtum des Kaukasusgebietes stellen seine Naph-
thaquellen dar. An vielen Orten wurden solche erbohrt. Grosse
wirtschaftliche Bedeutung hat besonders die Naphthagewinnung
bei der Stadt Baku, auf der Halbinsel Apscheron am Kaspischen
Meere erlangt. Das aus dem Naphtha gewonnene Petroleum wird
hauptsächlich von der Hafenstadt Batum am Schwarzen Meere
aus in den Welthandel gebracht.
Die wichtigste Stadt des ganzen Kaukasusgebietes bildet noch
immer das alte Tiflis (175 000 E.), die frühere Hauptstadt des
Königreichs Georgien. Es liegt günstig sowohl für den west öst-
lichen als auch für den nordsüdlichen Verkehr von Europa
nach Asien hin und ist infolgedessen vorwiegend Handelsstadt
geblieben. Diese Bedeutung erkennen wir vor allein, wenn wir
uns aus den glänzenden Geschäftsstrassen des neuern Tiflis in die
engen Gassen des armenisch-persischen Bazarviertels be-
geben. Gegen 70 Sprachen schlagen hier an unser Ohr x).
9. Das Rumänische Tiefland.
a. Das Landschaftsbild.
Das grosse Russische Tiefland. setzt sich nach Sw zu dem
viel kleineren Rumänischen Tiefland fort. Dieses wird im
N von dem steil abfallenden Kamme der Transsylvanischen Alpen,
im W von deren Fortsetzung, dein Banatergebirge, begrenzt,
während im S die Donau eine natürliche Grenzlinie zieht. Es ist
ein tief eingesenktes Gebiet, von ziemlich gleichmässiger
Höhenlage, das aber die Gewässer bis zu 60 m tief durch-
furchen, wodurch die meisten Gegenden ein mehr hügeliges
Gepräge erhalten. Nur nördlich von Bukarest erhält man
den Eindruck einer echten Tiefebene. Im 0 liegt die Löss-
platte der Dobrudscha, die sich auch nach N hin fortsetzt und
eine Höhenlage von 100—200 m bat. Gerade diese Lössplatte ist
es, die das Rumänische Tiefland dem grossen Russischen Tieflande
eng angliedert und, von klimatischen Ähnlichkeiten abgesehen, die
Berechtigung giebt, beide Gebiete im Rahmen einer Landschaft zu
vereinigen. Längs der Donau zieht sich ein 10—20 km breiter
Sumpfstreifen hin, der nach 0 in das Sumpfgebiet des Donaudeltas
übergeht.
Als ein sehr stattlicher Strom erreicht die Donau, nach-
dem sie dem Engpasse von Kazan und den Strudeln des Eisernen
Thores enteilt ist (s. S. 67), das rumänische'land. Ihre Breite
*) Obschon Kaukasien in jüngster Zeit politisch nicht mehr zum europäischen
Russland gerechnet wird, wurde es in diesem Bande behandelt, teils, weil der
Kaukasus als Grenzgebirge nicht ausser acht gelassen werden konnte, teils, weil
das Gebiet enge wirtschaftliche Beziehungen zum übrigen Russland unterhält.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Kazan
Extrahierte Ortsnamen: Baku Kaspischen
Meere Batum Tiflis Georgien Europa Asien Tiflis Donau Bukarest Donau Donaudeltas Donau Russland Russland
382
Die Balkanhalbinsel.
Die Grösse der Sommerhitze können wir daraas ermessen, dass über
Konstantinopel die 24° C-Linie des Juli läuft, und dass der ganze Süden der
Balkanhalbinsel im Bereiche der 26° C-Linie liegt. Die mittlere Jahres-
wärme beträgt im S 18, im N aber nur 12 0 C. In der Regenmenge besteht
ein grosser Unterschied zwischen dem W und 0. Am regenreichsten ist
Montenegro, wo über 200 cm Regen fallen, am regenärmsten sind die
Niederungen von Macédonien, Thessalien und Attika, wo die Niederschlagsmenge
weniger als 50 cm beträgt. Konstantinopel empfängt 72 cm Regen.
4. Thalbildung und Gewässer.
Da die Gebirge meistens Faltengebirge sind, ist die Längs-
thalbildung die vorherrschende. Die meisten der Flüsse, wie
Drina, Drin u. a. folgen auf ihrem Oberlaufe Längsthälern. Die
Querthalbildung ist weniger ausgeprägt. Das bemerkenswerteste
Querthal ist das des Isker, der die ganze Balkankette durch-
bricht und vom Rilo Dagh, der südlich von dieser liegt, Wasser
zur Donau trägt. Auch das untere Drinthal ist eine Querthalbildung.
Arm an Querthälern ist besonders das Gebiet der Dinarischen
Kalkalpen und ihrer südlichen Fortsetzungen.
Die gebirgige Natur der Balkanhalbinsel bewirkt, dass nur
kleine Gewässer zur Entwicklung gelangen. Die Wasser-
scheide ist überall der Meeresküste so nahe gerückt, dass die
Quelle von keinem Flusse 300 km von dessen Mündung entfernt ist.
Die drei bedeutendsten Flüsse sind Maritza, Wardar und
Mórawa. Letztere iiiesst in die Donau, die ein Randstrom der
Landschaft ist und die nördlichsten Gebiete derselben entwässert.
5. Die Naturschätze und ihre Ausbeute durch Pflanzen-
bau, Viehzucht und Bergbau.
Als ein vorwiegend gebirgiges Land besitzt die Balkanhalb-
insel nur wenige wertvolle Anbaugebiete. Die bulgarische
Ebene nördlich vom Balkan, Ostrumelien, die Donauebene an der
unteren Mórawa, Teile von Macédonien, die thessalische Ebene
und die kleinen Strandebenen im südlichen Teile der Landschaft,
besonders die messenische Ebene auf dem Peloponnes können als
solche gelten. Sie kommen fast allein für den Getreidebau in
Betracht Die wichtigsten Getreidearten sind Weizen und Mais.
In jenen Ackerbaugegenden wird auch viel Tabakbau betrieben.
In der Nähe von Gallipoli, bei Saloniki und in einigen Landstrichen
des Südens baut man Baumwolle. In Ostrumelien und Thrakien,
stellenweise auch noch nördlich vom Balkan treibt man bedeutende
Rosenzucht zum Zweck der Gewinnung von Rosenöl. Die
Gebirgsthäler sind Hauptsitze des Obstbaues. Im N ist der
Pflaumenbaum der wichtigste Obstbaum. An den südlichen
Gestaden, in den warmen Landstrichen der Westküste und auf
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
384
Die Balkanhalbinsel.
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel,
Ein- und Ausfuhr.
Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft
sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen
derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken
kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das
Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern
Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben
Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen
Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran-
lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu-
tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit
fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben.
In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M.
(Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von
254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl).
Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und
Armeniern betrieben.
Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M.
(hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall-
waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh).
Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me-
talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide,
Pflaumen, Wein, Vieh).
Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der
Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt.
Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt-
gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M.
(besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl).
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel
kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens
aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs-
schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land-
Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die
von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das
Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine
wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel
und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an-
gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia,
durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach
Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie,
die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und
sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit
dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Serbien Montenegro Griechenlands Konstantinopel Budapest Belgrad Sofia Konstantinopel Saloniki Niscli
386
Die Balkanhalbinsel.
In dem wilden Gebirgslande Montenegro kommen auf 1 qkm 25 E.,
in Bulgarien, das doch zum grüssten Teil der Ebene angehört, nur 34. In
Serbien, das ebenfalls vorwiegend Gebirgsland ist, wohnen sogar 49 auf
1 qkm. Die Türkei, die gleich Bulgarien über einige grössere Ebenen ver-
fügt, hat schätzungsweise wie dieses nur 34 E. auf 1 qkm. In Griechenland,
das nur in Thessalien eine grössere Ebene, aber viele kleine Strandebenen be-
sitzt, kommen auf 1 qkm 39 E. Aber gerade Nordgriechenland, wo jene
grössere Ebene liegt, hat nur 28 E. auf 1 qkm. Eine besondere wirtschaftliche
Gunst zeigt sich in der Bevölkerungsziffer von Messenien, wo 60 E., und
noch mehr auf den Jonischen Inseln, wo sogar 110 E. auf 1 qkm entfallen.
Die Bevorzugung des gebirgigen Innerns gegenüber der Küste
und ihrer kleinen Ebenen zeigt sehr deutlich die Siedelungsgeschichte
der Insel Kreta. Die Ilias spricht von 100 Städten dieser Insel, und die
Odyssee erzählt von ihren „unermesslich vielen Menschen", die in 90 Städten
wohnen. Erwiesen ist, dass es im Innern der Insel sehr zahlreiche, selbständige
Staatswesen bildende Ackerbaustädte gab. Ihre Beste sind noch auf hohen
Bergkuppen vorhanden. Im 2. Jahrhundert n. Chr. schlugen noch 30—40 kre-
tische Städte ihre eigene Münze. Die meisten hatten an der Küste ihre Hafen-
plätze. In der Römerzeit, die im J. 68 v. Chr. begann, wurden die alten Berg-
festen nach und nach verlassen, und die meisten Städte lagen schon in der
Nähe der Ebenen oder im fruchtbaren Hügellande. Im 6. Jahrhundert, in der
Zeit der byzantinischen Herrschaft, gab es noch 22 Städte, aber die Hälfte lag
schon unmittelbar an der Küste. Heute giebt es nur noch 3 eigentliche Städte,
die alle an der Küste liegen, dagegen 1089 Dörfer und 68 Klöster.
Die grossen Gegensätze in Klima und Fruchtbarkeit zwischen den Ge-
birgsgegenden und den Strandebenen haben in Griechenland dazu geführt, dass
viele Gemeinden zwei Dörfer besitzen, ein tiefer gelegenes für den Winter und
ein höher gelegenes für den Sommer. Diese Siedelungs- und Wirtschaftsweise
führt den Namen Kalyvienwirtscha»ft. Das nomadenartige Umherziehen
von Hirtenvölkern ist besonders in Thessalien ausgebildet. Die walachischen
Halbnomaden wechseln bloss zwischen dem Gebirge, wo sie ihre festen
Wohnsitze haben, und zwischen der zu ihren Füssen liegenden thessalischen
Ebene, wo sie sich im Winter mit elenden kleinern Hütten aus Reisig oder
Binsengeflecht begnügen. Die Ganznomaden, die stets auf Wanderung
sind, haben überhaupt keine Dörfer und hausen während des ganzen Jahres
in Reisighütten.
Grosse Städte giebt es auf der Balkanhalbinsel nur wenige. Ausser
Konstantinopel, das fast 1 Mill. E. zählt, giebt es nur noch 2 Städte mit über
100000 E., nämlich Saloniki und Athen. Mehr als 50000 oder fast 50000 E.
haben noch 5 Städte, nämlich Adrianopel, Belgrad, Sofia, Monastir und Piräus.
10. Staatenbildung : Die staatliche Zusammengehörigkeit
und die staatliche Ordnung und Einrichtung.
Einer einheitlichen Staatenbildung- steht die gebirgige Natur
der Balkanhalbinsel hindernd entgegen. Es ist bisher noch keinem
der Reiche, die sich im Laufe der Zeit abgelöst haben, gelungen,
über sämtliche Gebiete derselben eine vollständige Herrschalt
dauernd auszuüben. Die unzugänglichen Kalkgebirge des Westens
waren Hochburgen der Völkerfreiheit und sind es heute noch. Die
Albanesen sind von der Türkei, zu der jetzt noch ausser
Albanien der nördliche Teil von Epirus, ferner Macédonien und
Thrakien gehören, niemals völlig unterjocht worden. In Montenegro
blieben die Söhne der schwarzen Berge ein freies Volk. Die
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Extrahierte Ortsnamen: Montenegro Bulgarien Serbien Griechenland Thessalien Nordgriechenland Kreta Griechenland Thessalien Konstantinopel Saloniki Athen Belgrad Sofia Monastir Epirus Thrakien Montenegro
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Die Balkanhalbinsel.
korps eingeteilt und im P'rieden 180000, im Kriege 8—900 000 Mann stark. Die
Flotte zählte auf dem Papier 1897 66 Schiffe.
Bulgarien ist ein konstitutionelles Fürstentum, das
jedoch zu dem Sultan noch im Tributs Verhältnisse steht. Die ge-
setzgebende Gewalt übt der Fürst zusammen mit der National-
versammlung (Sobranje) aus Er residiert in Sofia.
Die allgemeine Wehrpflicht beginnt mit dem 20. Lebensjahre.
Das Heer hatte 1897 eine Friedensstärke von 46000, eine Kriegs-
stärke von über 200 000 Mann.
Serbien ist ein selbständiger Staat vom Range eines König-
reichs. Die Regierungsgewalt des Königs ist eingeschränkt durch
die Nationalversammlung (Skupschtina). Die Residenzstadt
ist Belgrad.
Jeder waffenfähige Mann ist vom 21. Jahre an wehrpflichtig. Das Heer
war 1896 im Frieden 22 500 Mann stark, im Kriege soll seine Stärke 160000,
mit der Miliz 350000 Mann betragen.
Montenegro ist eine unbeschränkte Monarchie vom Range
eines Fürstentums. Die fürstliche Residenz ist Cettinje.
Das stehende Heer von Montenegro besteht nur aus einem Bataillon, der
Leibwache des Fürsten. Im Kriegsfalle ist aber jeder Montenegriner im Alter
von 15 bis 60 Jahren heerespflichtig. I. J. 1897 zählte das Kriegsheer über
37 000 Mann.
Griechenland ist eine beschränkte Monarchie, der König
residiert in Athen. An der gesetzgebenden Gewalt nimmt auch
die Deputiertenkammer teil.
Die allgemeine Wehrpflicht beginnt mit dem 21. Lebensjahr. Die
Armeestärke betrug 1896 für die Friedenszeit 25 000, für die Kriegszeit
82000 Mann. Die Flotte zählte 69 Fahrzeuge.
Ii. Geistige Kultur: Geistesleben, Bildungswesen und
Religion.
Es giebt im Rahmen der Landschaft mehrere Stätten,
die für die Entwicklung eines höhern geistigen Lebens
günstige Verhältnisse besitzen. Am Bosporus reichen sich zwei
Erdteile die Hand und mischen zwei Meere ihre Wasser, so dass
ein Verkehr und Gedankenaustausch verschiedenartiger Völker-
schaften stattfinden kann. Das Südägäische Meer öffnet den
Bewohnern der griechischen Insel- und Halbinselwelt ebenfalls die
Verkehrs- und Gedankenwege nach allen Seiten hin, nach vielen
Ländern und Völkern. Ein Reichtum an Vorstellungen kann sich
bilden, und ein Abklären der Anschauungen ist möglich. In der
That wurden die Gestade des Bosporus und Griechenlands die
Wiege einer hohen Kultur. Die Balkanhalbinsel ist aber,
die Brücke zwischen Asien und Europa bildend und mit einer offenen
Grenze im No, stets der Tummelplatz wilder Völkerscharen
gewesen, die entweder in sie einfielen oder dorthin verschlagen
wurden. Wie jede neue Völkerhorde, die erschien, der Kultur
Abbruch that oder sie vollends vernichtete, so leidet auch heute
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Extrahierte Ortsnamen: Sofia Serbien Belgrad Montenegro Montenegro Griechenland Athen Griechenlands Asien Europa