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Regel war der Kirchhof mit besonderer, starker Mauer geschützt; er bildete
mehr als einmal die Citadelle und letzte Zuflucht der Bewohner. Dorf
und Flur wurden durch Nacht- und Tagwächter beschritten. Die Häuser
waren zwar nur von Holz und Lehm in ungefälliger Form, oft in engen
Dorfstraßen zusammengedrängt, aber sie waren nicht arm an Hausrath
und Behagen. Schon standen alte Obstbaumpflanzungen um die Dörfer,
und viele Quellen ergossen ihr klares Wasser in steinerne Tröge. Auf
den Düngerstätten der eingefriedigten Höfe tummelten sich große Schaaren
von kleinem Geflügel, auf den Stoppeläckern lagen mächtige Gänseheer-
den, und in den Ställen standen die Gespanne der Pferde weit zahlreicher
als jetzt, wahrscheinlich ein großer starkknochiger Schlag, verbauerte
Nachkommen der alten Ritterrosse, sie, die stolzeste Freude des Hof-
besitzers, daneben die „Klepper,", eine uralte kleinere Landrace. Große
Gemeindeheerden von Schafen und Rindern grasten auf den steinigen
Höhenzügen und in den fetten Riedgräsern. Die Wolle stand gut im
Preise, und an vielen Orten wurde auf feine Zucht gehalten; die deutschen
Tuche waren berühmt und Tuchwaaren der beste Ausfuhrartikel. Die
Dorfflur lag — wo nicht die altfränkische Flureintheilung in lange Bänder
sich erhalten hatte — in drei Felder vertheilt, deren Hufen viel gespalten
und Beet für Beet sorgfältig versteint waren. Der Acker war nicht ohne
höhere Cultur. Ein seinmehliger weißer Weizen wurde in das Winterfeld
gesäet. Waid wurde im Norden des Rennstiegs immer noch eifrig und
mit großem Vortheil gebaut. Obgleich schon vor dem Kriege der fremde
Indigo den einheiinischen Farbestoff zu verdrängen suchte, konnte der
jährliche Gewinn Thüringens durch den Waid doch noch auf drei Tonnen
Goldes angeschlagen werden; diese Summe kam zumeist nach Erfurt
und in das Herzogthum Gotha; außerdem brachte Anis und Saflor
gutes Geld; auch der Kardenbau war altheimisch, und von Oelsaaten
wurde Rübsen, wie am Rheine Raps, in die Brache gesäet. Der
Flachs ward sorgfältig durch die Wasserröste zubereitet, und die bunten
Blüthen des Mohnes und die schwankenden Rispen der Hirse erhoben sich
inmitten der Aehrenfelder. An den Abhängen von warmer Lage
aber waren in Thüringen und Franken damals überall Rebengärten, und
diese alte Cultur, welche jetzt in denselben Landschaften fast untergegan-
gen ist, muß in günstigen Jahren doch einen sehr trinkbaren Wein her-
vorgebracht haben, sogar noch auf den Vorbergen des Waldgebirges;
denn es werden in den Chroniken einzelne Weinjahre als vortrefflich
gerühmt. Auch Hopfen ward fleißig gebaut und zu gutem Bier benutzt.
Schon säte man von Futtergewächsen den Spörgel und die Pferdebohne.
Die Wiesen hochgeschätzt, häufig eingezäunt, wurden sorgfältiger behan-
delt als zweihundert Jahre später; die Maulwurfshaufen zerwerfen und
die Abzugsgräben, ja sogar Bewässerungsgräben ziehen und erhalten,
war gewöhnlich. Schon war Erfurt Mittelpunkt eines großen Samen-
handels und höherer Gartencultur, auch von Blumen und feinen Obst-
sorten. Im Ganzen war, wenn man verschiedenes Zeiten mit einander
vergleichen darf, die landwirthschaftliche Cultur um "1618 nicht geringer
als etwa um 1818.
Auch der Handelsverkehr war nicht gering. Durch Thüringen
führte fast parallel mit den Bergen eine große Handelsstraße von der
Elbe zum Rhein und Main und am Abfall des Gebirges gegen die
Werra lag der große Heerpfad, welcher den Norden Deutschlands mit
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Winterfeld
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Herzogthum_Gotha Rheine Thüringen Rhein Main Deutschlands
224
einem solchen Toco dem Kauflustigen zur Schau liegen, geht in's Unglaub-
liche. Manufacturen und Kleiderstoffe aller Art, Mode- und seidene
Waaren, Stickereien und Toilette-Artikel, Parfümerieen und Gold- und
Silberarbeiten, Möbel, Gemälde, Spiegel, Lampen jeder Gattung,
Glas und Krystall, Sättel und Geschirre, Uhren, Schmuck, Services,
Damen.- und Herrenhüte, Shawls und Blonden, äo luxe,
Jagdmesser, Necessaires, Spieldosen, alle möglichen französischen und
deutschen Galanterie-Arbeiten, Pulver und Schrot, Spielkarten, Peitschen,
Barometer, plattirte Waaren, Fußteppiche, Spielzeug, japanische und
chinesische lakirte und Elfenbein-Arbeiten, Seidenzeuge und eine unendliche
Verschiedenheit anderer Gegenstände liegen in den geräumigen Localen
geschmackvoll geordnet zum Kauf. Was man in Europa tu vier bis
fünf verschiedenen Läden suchen muß, findet man hier vereint. Frank-
reich, England, Holland, Deutschland, China, Japan und Indien liefern
ihre Producte in den Laden eines batavischen Tocohalters. — Die Aus-
wahl obiger Dinge ist jedoch gering im Vergleich zu der in den Geträn-
ken und Delicatessen, welche man hier feil findet. Alle Sorten fran-
zösischer und italiänischer Weine vom Champagner bis zum gewöhnlich-
sten Medoc, Rheinweine, spanische Weine und Cap Constantia, englisches
Ale und Porter, nassauer Selterswasser und bairische Biere, französische
Liqueure, holländische Butter, Limburger und alle Arten anderer Käse,
Schinken, Rauchfleisch, Braunschweiger Mettwurst, Heringe, pommersche
Gänsebrüste, Eaviar, Neunaugen, Anchovis, alle Arten europäischer
Gemüse, als Schotencrbsen, Spargel, Artischocken u. a., Sardellen,
Wildpret und Kalbfleisch, Lachs, feine Ragouts, Trüffel- und Gänseleber-
Pasteten, französische Suppen, Alles in luftleeren Blechdosen präparirt
— alle möglichen Conditor-Waaren und Kuchen, Bonbons, gebrannte
Mandeln, Pfefferkuchen, chinesische Confitüren, Ingwer, französische
Gelees, Früchte vom Cap u. s. w.; kurz Hunderte von Artikeln, welche
man selbst in großen Städten Europas nicht haben kann, findet man in
diesen Läden, und sogar der Feinschmecker stößt beim Durchlesen der
oft seitenlangen Listen dieser Herrlichkeiten, welche die Tocoshalter in
der batavischen Zeitung dem Publicum anbieten, auf Namen, welche
ihm noch unbekannt sind. Es ist unglaublich, für welche Summen, trotz
der hohen Preise, von diesen Dingen abgesetzt wird; und nur auf diese
Weise läßt es sich erklären, wie es möglich ist, daß im Jahre 1842
einzig und allein an Delicatessen und Getränken nach amtlichen Bekannt-
machungen für 1,036,500 Fl. auf Java eingeführt wurden.
Gegen 3 Uhr wird es in der Stadt allmählich stiller; um diese
Zeit werden die Büreaus der Regierung geschlossen, und die Beamten
fahren nach Hause. Das Gewühl auf den Straßen verhallt, die größte
Arbeit des Tages ist gethan.
Die Kaufleute bleiben, je nachdem sie mehr oder weniger beschäftigt
sind, bis 5 oder 6 Uhr, und fahren häufig erst bei Mondenschein oder
Fackellicht nach Hause. Auf jedem Wagen stehen dann zwei Bediente mit
Bambusfackeln, deren heller Schein oft noch durch eine vorn angebrachte
Laterne verstärkt wird. Im Nu fliegen sie dahin, hier und dort im
Dunkel der Nacht umherkreuzend, verlöschend, wieder auftauchend, wie
hastig zuckende Irrlichter. Die gewöhnliche Stunde der Heimkehr ist
jedoch 5 Uhr. Ein Comptoir schließt sich nach dem anderen, ein Wagen
rollt nach dem anderen zur Stadt hinaus. Die Straßen werden öde,
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
79. Gebrauch der Adjective.
^enn zwei oder mehr Adjective ohne Artikel bei einem Substanz
tive stehen, so bezeichne man besonders an dem ersten das
Geschlecht und den Casus. Zum Beispiel:
N. guter rother Wein. G. gutes (guten) rothen Weins.
D. gutem rothen Weine. A. guten rothen Wein.
N. und A. reife süße Frucht. G. und D. reifer süßen (er) Frucht.
N. schönes weißes Papier. G. schönes (en) weißen Papiers.
D. schönem weißen Papier. A. schönes weißes Papier.
N. alter deutscher Muth. G. altes (en) deutschen Muths.
D. altem deutschen Muche. A. alten deutschen Muth.
N. A. alte deutsche Ehrlichkeit. G. D. alter deutscher Ehrlichkeit.
N. A. wichtige gute Nachrichten. G. wichtiger guten (er) Nachrichten.
D. wichtigen guten Nachrichten.
80. Gebrauch der Verben.
Verben sind nebst den Substantiven die Hauptwörter,
worauf in einem Redesatze sich alles übrige bezieht. Die
Vkrben sind so wichtig, daß man sie vorzugsweise Verben, d. i.
Wörter nennt. Ohne Hinzusetzung eines Verbes kann man
Las Substantiv gar nicht verstehen. Wenn ich zum Bespiel
sagte, der Wald, die Vögel, das Haus, so weiß ich noch
nichts. Sobald ich aber Verben hinzusetze und sage: der
Wald grünt, die Vögel singen, das Haus brennt, so lmben
die Worte einen Sinn, welchen sie dnrch die Verben erlangen,
und der sich auch mit der Verwandlung derselben ändert. Denn
man kann auch sagen, der Wald brennt, die Vögel sil-gen,
Las Haus fall! ein»
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
75. Der Bcckcr.
^^er Decker bereitet das Brodt, diese gesunde, nahrhafte und
*****' allgemeine Speise aus dem Mehle der Gekreidearten durch
Gährung und Backen. Zuerst wird gutes Mehl mit einem wett
chen lauwarmen Wasser in dem Backtroge (der Beute) eingcreigt.
Auf ein Pfund Mehl rechnet man im Durchschnitt ein halbes
Pfund Wasser. Hiezu wird beim Nockenbrodt Sauerteig, bei
Weizenbrodt Bärme (Hefen) gemischt. Dadurch entsteht in dem
durcheinander gekneteten Teige bald eine Gährung. Wenn durch
dieselbe der Teig etwa zur Hälfte aufgegangen, so wird er ausge-
wirkt, d. i. man wiegt ihn ab, und giebt ihm zu den Brodten die
Form. Die ausgewirkten Teigmassen werden alsdann auf mit
Mehl bestreuten Backbrerrcrn an einen warmen Ofen zum völligen
Aufgehen hingestellt. Hat der Teig feine gehörige Gahre, so
wird er gebacken, d. h. durch die Hitze werden dessen Theile mehr
Vereinigt, wäßrige Theile abgetrieben, und hierdurch einem weitem
Fortgang der Gährung Einhalt gethan.
'76. Das Backen.
gemeine Backofen ist gemeiniglich ovalrund, gewölbt
*m^ von Backsteinen und Lehm aufgesübrt, und stehet auf ei-
nem vesten Fundament an der Brandmauer eines Rauchfan-
ges. Der Heerd inwendig ist mit gutem bindenden Lehm aus-
geschlagen , und von dem obern Gewölbe nicht über 14 bis 16
Zoll entfernt. Die größten Oefen sind etwa 13 Fuß lang und
io breit. Ein solcher Ofen wird mit trockenem loderndem
Holze erst gehörig durchsetzt. Hierauf werden Kohlen und
Asche mir der Ofenkrücke herausgezogen, der Heerd rein ge-
kehrt, die Zuglöcher verschlossen, und die Brodle auf den heißen
Heerd hineingeschoben. Hier wird das Brodt nach und nach
gahr, inwendig die Krume löchrig, auswendig aber mit einer
feinen Rinde überzogen, worauf die klebrigen Dünste Glanz
und Farbe hervorbringen« Um diese zu erhöben, werden' auch
wo! die Brodte, wenn sie aus dem Ofen kommen, mit der- in
Wasser getauchten Stmche bestrichen.
7-. Der Zuckerbecker.
Zuckerbecker oder Conditor, bäckt aus Zucker oder mlt
Zucker allerlei leckeres Backwerk oder Consect, er macht
eßbare Sachen, Früchte und dergleichen in gesottenem Zucker
ein, candiret andere, oder überzieht sie mit Zucker, und verziert
sowol mit diesen Maaren als mlt künstlich gemachten Aussätzen
und Figuren die Tafeln der Reichen. Das vornehmste Mate-
rial des Zuckerbeckers ist geläuterter Zucker. Dies ist feiner
zerschlagener Zucker, welcher in Eiweiß und Wasser aufgelöst,
gekocht, und durchs Schäumen gereiniget wird, indem das
Eiweiß die Unreinigkeiten in Gestalt des Schaumes abtreibt.
Nach Verschiedenheit der Arbeit erhält der Zucker vermittelst
des Wassers mehr oder weniger Steifheit. Mit diesem Zucker
begießt der Conditor seine Torten, verfertigt daraus in For-
men seine Zuckerpuppen, übergießt oder candirt damit in ei-
nem Schwengkessel seine Mandeln und dergleichen.
80. Fortsetzung.
1 tm allerlei Sämereien, als Kümmel, Anies, Coriander oder
** Mandeln, mit Zucker zu überziehen und zu candiren, bringt
der Conditor diese Sachen mit geläutertem Zucker in einen
Schwengkessel, welcher an einem Seile in einer Rolle über
einem Kohlenfeuer oder Windofen hängt, und während der Ar-
beit beständig geschwungen wird, damit die Körper nicht zusam-
menbacken. Dies wird so lange fortgesetzt, bis der Zucker ganz
trocken geworden. Eingemachte Sachen, als Pflaumen,
Apricosen, Dcangeschaalen und dergleichen legt der Conditor
in geläuterten Zucker, nachdem sie, wenn es nöthig ist, vorher
abgekocht worden. Hier liegen sie so lange, bis der Zucker alle
Feuchtigkeit, welche ihrer Dauer schaden würde, herausgezogen.
Um diese Feuchtigkeit wieder aus dem Zucker zu schaffen, wird
er so lange gekocht, bis er dick wird. Zu den feinen Bäckereien
nimmt der Zuckerbecker das Mehl von der Stärke.
89. Das Effigbrauen.
f^edes Bier kann durch die zweite saure Gährung zu Essig werden,
und wird oft von selbst dazu. Allein ein solcher Essig ist nie,
mals so gut, als der, welcher vorsätzlich gebrauet wird. Es sind zum
Brauen des Biereffigs alle die Gerätschaften und Materialien
nothwendig, welche zum Biere erfordert werden; nur der Hopfen
ist dabei schädlich. Das Malz, größtentheils Luftmalz, wird hier
auf dieselbe Art geschroten, gemaischet und gekocht, und die Würze
wird, wenn sie abgekühlet ist, durch Hefen zur geistigen Gährung
gebracht. Anstatt aber, daß diese geistig gegohrne Flüssigkeit als
Bier auf Tonnen gezogen wird, füllt man sie, nachdem alle Hefen
sorgfältig abgenommen worden, auf Gefäße, welche mit scharfem
Essig ausgeschwenkt worden, stellt diese an die Wärme, und bringt
sie durch das Essigfermenc, oder die Essigmuner, in die zweite
saure Gährung, worauf der klar gewordene Essig auf Fässer abge,
zapft wird. Das Essigferment ist entweder gesäuerte- in Essig ger
netztes Brodt, oder Weinstein, oder mit Rosinen vermischter Sauer,
teig. (Durch Vitriol kann man hernach noch die Schärfe des Essig-
vermehren.) Die Essigbrauer haben keine Zunft.
90. Das Brandweinbrennen.
Brandwein kann au- allen Pflanzensäften gezogen
werden, welche einer geistigen Gährung fähig sind. De«
meisten brennt man indessen bei uns aus Korn. Hiezu wird
das Korn zuerst geschroten, alsdann auf einen Maischbottig ge-
schüttet, und mit Wasser so lange eingemaischt, bis alle Mehl-
theile aus dem Schrote herausgezogen sind, welches 8 — 14
Tage dauert. Diese Maische wird gestellt, d. h. durch Hefe«
zur Gährung gebracht, indem man zu 100 Pfund Schrot etwa
6 Pfund gute Weißbierhefen schüttet. Ehe die erste geistige
Gährung vollendet ist, bringt man dieses sogenannte Gut auf
die kupferne Blase, und füllt dieselbe bis zu zwei Drittheilen
dan.. an. Hierauf wird die Blase mit dem Hut, Helm
oder Blasenkopf, an welchem ein Schnabel ist, zugedeckh
die Fuge mit Lehm verkittet, und die Blase auf mäßiges Feuer
gesetzt.
9z. Fortsetzung. Aquavit und Spiritus.
wiederholte Destillation wird der Bcandwein immer
mehr von allem Phlegma oder wäßrigen Tbeilen befreiet.
Hierdurch, und durch Beimischung der Säfte gewürzhafter
Pflanzen, -so wie auch des Zuckerwassers, werden die hitzigen
Aquavite und Liqueurs bereitet, deren es eine so große Menge
verschiedener Art giebk. Der aller-stärkste und reinste Bcandwein
heißt Alkohol, oder Spiritus vini rectificatissimus. Wenn
man ihn anzündet, muß er ganz verbrennen, nichts wäßriges
zurücklassen, und auf diese Art im Stande seyn, Schießpulver,
auf welches er gegossen wird, zu entzünden. In Weinländern
destillirt man aus dem Weine, und dessen Hefen und Trestern,
den vorzüglichen Ftanzbrandwein. Aus dem Reis bereitet
man den Arrak, aus Zuckersaft den Rum, aus Syrup den
Taffia.
y
94- Bereitung des Weins.
aus den Weintrauben gekelterte oder gepreßte Saft heißt
Most. Da dieser bald zu gähren anfänat, so muß er so bald
wie möglich auf gute eichene Fässer gezogen und im Keller mit off«
nem Spundloch ruhig hingesetzt werden. Es erfolgt nun nach Be»
schassenheit des Mostes und anderer Umstände früher oder später die
geistige Gährung, (s. V. 88.) während welcher sich gewisse Ber
standtheile des Mostes unter dem Nrmen ^efen oben absondern,
andere aber an den Wänden des Fasses unter dem Namen Weinstein
ansetzen. Ist der also entstandene wein klar geworden, so wird
das Spundloch verstopft, damit der brennbare Geist nicht verfliege.
Es dauert nun eine fast unmerkiiche Gährung fort, durch welche der
Wein immer mehr veredelt wird. Im Frühjahr wird er abgesto^
chen, oder auf ein anderes Gefäß gezogen, denn der Weinstein würr
de die saure Gährung verursachen. Die vorher auszustbwefeln--
den Gefäße müssen vest zugespundet und stets nufgefüllr, oder voll
erhalten werden.
I. Handb. Z. tz
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
55. Fortsetzung, a.
fj\cc Roggen und Xvdycn sind in bei kleinen Tartarei und Ci-
bieten zu Hause; der Btlcbwei,cn im wärmeren Asien, von
Laer durch die Kreuzzüqe im i2tcn Jahrhundert nach Europa ge-
bracht worden; die -Hirse in Ostindien, der tutb’ifcbe Weizen und
der Spelt im Orient; die B. cesse auf der Insel Crem; der Blu-
menkohl in Cypern. Den Rörbel haben wir aus Italien, den
Dill aus Portugal! und Spanien, den Fenchel ans den Kanarienr
infein, den Anis und die Petersilie aus Egypten. Der Rnoblancl)
ist ein morgcnlandisches Product; der Schnittlauch ein siberisches,
der Sauerampfer ein italiänisches, und die Schalotten brachten
die Kreuzfahrer aus der Stadt Ascaion in Palästina; die Raute
flammt aus Egypten, der Lavendel aus Italien, die Rraust-
münze àus Sibérien. Der Rcrcig und hie Radiese sffd ein chine/
stsches Eigenthnm; die Schminkcbohncn ein ostindisches, und die
Artischocke ein italiänisches. Die Saubohnen kommen vom caspir
scheu Meere, die Rürbiffe von Astracan, und die Melonen aus der
wilden Kalmukei. Auch Hanf und Flachs und Rartoffeln sind bei
uns nicht einheimisch. Vom Tobak ist es bekannt rc.
56. Fortfttzung. b.
Bau und die Wartung der Pfianzen überhaupt hier zu
beschreiben, ist nicht die Absicht, sondern es soll vorzüglich
von der Gewinnung der Pflanzen geredet werden, welche auf die
Gewerbe Linen vorzüglichen Einfluß hüben. Hieher würden nun
vorzüglich die Getreidearren gehören. Da aber von diesen und
ihrem Anbau (z. B. von der Feldbestellung, vom Dünger, Pflug,
Egge, Walze, Aussaat, Brache, Erndte, Ausdrusch, u. s. w.)und
von den Pflanzen überhaupt schon im ersten Theile V. 247 — 330.
gehandelt worden, so braucht es hier nicht wiederholt zu werden.
Es soll daher hier nur der Anbau einiger wichtiger Pfianzen nä-
her beschrieben werden, wovon dort gar nicht, oder nickt aus-
führlich genug geredet ist. Dahin gehört die Gewinnung des
Weins, des Tobaks, des Zuckerrohrs, des Hopfens, ferner der
Bau und die Gewinnung des Holzes, und einiger anderer daher
kommender Producte, als des Lheeres, des Pecks, des Kien-
russes, der Potasche. Man sehe hierüber die folgenden Sätze.
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Ostindien Orient Cypern Italien Portugal Spanien Palästina Italien
77. Das Pfefferkuchen backen.
pfeffect’ucbiei', Pfefferkuchenbecker', oder wie er in Oöetv
deutschland heißt, der Lebküchler, bäckt aus Mehl, Honig
und.sirup, den bekannten Pfefferkuchen, der in Nürnberg Leb-
kuchen und in Niedersachsen -Honigkuchen genannt wird^ Der
Name Pfefferkuchen rührt daher, weil in eine Art, welche vielleicht
die älteste ist, Pfeffer mit in den Teig geknetet wurde. Es giebt die/
ser Kuchen sehr vielerlei Arten, je nachdem die Zuthaten find, welche
dazu genommen werden. Die Thorner sind die besten. Zu ge/
meinen braunen Pfefferkuchen wird Honig oder Sirup mit Rocken/
mehl eingeknetet und in Formen gebacken. Die weißen Nurnhcr--
ger Pfefferkuchen bestehen aus Weizenmehl, Eiern und Zucker. Zn
kleinen Städten sind die gemeinen Pfefferkuchen eine Nebenarbeit
der Becker. Zn großen machen die Pftfferküchler eine eigene Zunft
aus. Ihre Lehrlinge lernen 3 — 4 Zahre, und das Meisterstück
der Gesellen ist ein Thorner Pfefferkuchen von 24 Pfund.
78. Das Oblatenbacken.
^Ve Oblaten find ein sehr einfaches Gebäcks aus Mehl und
Wasser. Man braucht sie theilö in den Kirchen zur Com-
munion, theils in der Zuckerbeckecei zu Unterlagen der Marci-
pane, Macronen u. s. f., theils zum Siegeln. % Man nimmt
dazu ganz fernes Stärkemehl, rühret es mit kaltem Wasser zu
einem flüssigen Teige, gießt diesen in eine aus zwei messrngneu
polrcten Platten bestehende Form, und bäckt ihn über Flammen-
feuer. Die Formen sind entweder ganz platt, oder eine davon
ist mit Figuren versehen, woraus glatte und sigurrrte Oblaten
entstehen, von welcher letztem Art die Kirchenoblaten sind.
Nach dem Backen werden die Kirchen- und Siegeloblaren mit
dem (Ltecheisen, welches eine runde geschärfte Röhre ist, aus-
gestochen, die platten Oblatentafeln aber unzerstückk an die
Zuckecbeckec verkauft.
K §
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
8i. Der Stärkemacher.
sogenannte Stärke, welche man außer den feinen Bachwert
fen auch zum Steifen der Leinwand, zum Kleister der Ducht
Ander, zur Bereitung der Oblaten, des Puders, und zu andern
Sachen häufig verbraucht, wird fast allgemein aus Wencn bereitet.
Zuerst wird der Weizen auf der Mühle grob zermahlen oder ge-
ftbroten, und dann wird dieser Schrot in großen Maischbottichen
mit reinem kaltem Wasser eingemaischt, oder als ein dünner Drei
eingeweicht. Dies geschieht, um durch die nun entstehende Gah-
rung die feinen Mehltheilchen von den Hülsen abzusondern. Wenn
dies nach io —20 Tagen nach Beschaffenheit der Witterung get
schehen ist, das Gut sich zu Boden gesetzt hat, und obendrauf ein
gelbliches sogenanntes Sauerwasser zum Vorschein gekommen ist;
so ist das Gut gahr. Man schlägt dann den gegohrnen Maisch in
einen langen Sack, thut diesen in ein Tretfaß, tritt unter Auf»
gießen von Wasser die Mehltheile rein heraus, und läßt dies weiße.
Starkewasser in ein Faß ablaufen.
82. Fortsetzung.
f^as ausgetretene Stärkewasser wird durch ein seines Sieb in
mehrere Absüßwannen vertheilt, in welchen sich nach etwa
24 Stunden die Stärke zu Boden setzt. Man zapft nun das
Sauerwasser ab, und gießt, um die Stärke ausxujüßen, d. i. von
allen Säuren und Unreinigkeit zu befreien, noch ein paarmal fri»
fches Wasser drauf, rührt es um, und läßt es sich endlich setzen.
Nachdem das letzte Sauerwasser abgelassen worden, druckt man mit
einem leinenen oder wollenen Tuche, welche« man immer wieder
ausringt, die Stärke so lange, bis sie zum Ausnehmen hinlänglich
veft ist. Dann schneidet man den gemeintglich eine Hand hoch di»
cken Bodensatz in vier Stücke, und trocknet diese auf luftigen Böden.
Wenn sie trocken sind, werden sie ganz rein beschabt, und daraus
in kleine Stücke zerbröckelt. Dies ist dann die Stärke, wovon der
Cenrner zwischen 5 — 7 Reichsthaler zu kosten pflegt. Zum Puder
braucht man gewöhnlich das Abgeschabte, oder reibt auch dazu gute
Stärke klein und siebt sie durch. Die Träbern und das Sauer»
Wasser kriegen die Schweine.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]