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Der beste Kaffee kommt jetzt immer noch aus dem südlichen Arabien, beson-
ders aus der Umgegend von M o k k a. Im
Jahre 1690 brachten die Holländer den 2
bis 3 Meter hohen Baum nach ihren ostin-
dischen Kolonien. Einige Jahre später wußte
sich ein Franzose ein Bäumchen zu verschaf-
fen, das er während einer langen Seereise
mit größter Vorsicht Pflegte und auf der
Insel Martinique anpflanzte. Jetzt sind auch
auf allen anderen westindischen Inseln Kaf-
feepflauzungen angelegt. Da stehen die
Bäume nach der Schnur in regelmäßigen
Vierecken. Die Blätter sind immergrün,
länglich-rund, glänzend, lederartig; die
aus den Blattwinkeln biischelweis ent-
springenden, wohlriechenden Blüten, den
Hollunderblütcn ähnlich, haben eine etwa
zolllange, trichterförmige Krone und gewäh-
ren einen sehr freundlichen Anblick, beson-
ders da der Baum 8 Monate hindurch
blicht und stets Blumen und Früchte zu-
gleich trägt. Diese bilden eiförmige, icentim.
lange, fleischige, innen mit einer pergament-
artigen Haut ausgekleidete, zweifächerige
Beeren, die in ihrer dunkel scharlachrothen Farbe unsern Kirschen gleichen. In
jedem Fache liegt ein Samenkorn, die flache, mit einer Mittelfurche versehene
Seite ist nach innen, die gewölbte nach außen gekehrt. Die reifen Beeren
werden abgepflückt und an der Sonne getrocknet; dann scheidet man die Körner
oder Bohnen auf besonders eingerichteten Mühlen von dem rothen Fleische.
125. Per Theestrauch.
Der Thee ist kein solcher Weltbürger geworden, wie der Kaffee, der sich
in jede Küche und auf jede Ofenbank drängt, sondern ein gar vornehmer Vet-
ter desselben, der nur gewählte Gesellschaften besucht.
Der Theestrauch gedeiht nur recht in seinem Vaterlande China und in
Japan, wohin ihn chinesische Mönche verpflanzt haben. Anderswo wurde er
auch angebaut, allein die feinen Zungen finden ihn grob und ohne Duft. Was
für ein vornehmes Gewächs er ist, zeigt sich darin, daß man erst im dritten
Jahre seine Blätter benutzen kann, und daß man schon im siebenten seine Sträu-
cher wieder umhauen und neue setzen muß. In der Zwischenzeit will er mit
Oelkuchen und trocknen Sardelle:: gedüngt und mit dem Safte des Senfsamens
begossen werden. — In China und Japan ist der Thee seit mehr als 1000
Jahren Nationalgetränk. Es genießt ihn der Kaiser und der Bettler; er wird
jedem Gaste angeboten und auf allen Straßen und Wegen in besonderen Schen-
ken verkauft. Auch giebt cs dort Leute, die in der Kunst, den Thee zuzu-
bereiten und ihn mit Anstand zu serviren, für Geld Unterricht ertheilen,
und es soll Kenner geben, die mehrere hundert verschiedene Sorten zu unter-
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Extrahierte Ortsnamen: Martinique China Japan China Japan
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hat, ja, er hat in den Bäumen auch noch über seinen Tod hinaus seinen Kindern
ein Kapital hinterlassen."
Aber noch leichter ist die Beschaffung
des Brotes auf den östlichen Inseln im
asiatischen Archipelagus, wo der Sago
wild im Walde wächst. Wenn die Bewoh-
ner, ein Loch in den Stamm bohrend,
sich überzeugt haben, daß das Mark reif
ist, so wird der Stamm umgeschlagen
und in Stücke getheilt, das Mark
wird herausgekratzt, mit Wasser gemischt
und geseihet, es ist dann völlig brauch-
bares Sagomehl. Ein Baum giebt ge-
wöhnlich 300, zuweilen 5 — 000 Pfund.
Man geht also dort in den Wald und
fällt sich sein Brot, wie man bei uns sein
Brennholz schlägt.
Jedoch scheint die Leichtigkeit, sich sein
Brot zu erwerben, beinahe in umgekehr-
tem Verhältniß zur Bildung zu stehen.
Denn der Ueberfluß der Natur selbst trägt
gewiß dazu bei, die Kraft des Menschen
erschlaffen zu machen; dagegen Kampf
gegen die Natur, wenn er nicht allzuhart
ist, fördert die Bildung. Arbeit ist die
Mutter der Gesittung.
Merkwürdig ist es, daß wir darüber in Ungewißheit sind, ob die Kornar-
ten der Alten Welt noch wild wachsen, und in welchen Gegenden dies der Fall
ist. Wir wissen nicht, ob die Stammpflanzen derselben gänzlich verschwunden
sind, oder ob sie im Laufe der Zeit durch die Pflege so verändert wurden, daß
wir sie in den Arten nicht wieder erkennen können, welchen sie wirklich ihren
Ursprung verdanken. Dasselbe scheint vom Mais und den Kartoffeln in Amerika
zu gelten. Dagegen wächst die Dattelpalme in Afrika und Arabien wild, die
Cocospalme in Indien, Ceylon und ganz Australien, die Sagopalme im östlichen
indischen Archipelagus. Auch der Brotfruchtbaum und der Buchweizen können
noch zu den Brotpflanzen gezählt werden, von welchen man weiß, daß sie noch
in wildem Zustande vorkommen.
Cocosbaum.
127. Der Kuhbaimr.
Der berühmte Reisende Alexander von Humboldt erzählt:
Auf der Rückreise von Porto Cabello nach Valenzia (beides Städte in Südamerika
und ehemals den Spaniern gehörig) schlugen wir einen Weg ein, um den Kuhbaum ken-
nen zu lernen, über den wir viel gehört hatten. Man versicherte uns, die Neger der
Meiereien, welche die Milch von diesem Baume tränken, hielten sie für eine sehr gesunde
Nahrung. Da alle Milchsäfte der Pflanzen, z. B. die der Wolfsmilch, scharf, bitter und
mehr oder weniger giftig sind, so kam uns die Angabe sehr seltsam vor. Die Erfahrung
lehrte uns aber, daß der Kuhbaum hiervon eine Ausnahme mache. Der Kuhbaum gehört
zu den schönsten Bäumen, hat die Gestalt eines Sternapfelbaums, 24 Centim. lange, zuge-
spitzte, zähe, abwechselnv stehende Blätter und eine fleischige Frucht, worin sich eine oder