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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 269

1888 - Habelschwerdt : Franke
269 Kaiser eine Abänderung der ungarischen Verfassung vornahm, erhoben sich die Aufständischen aufs neue unter dem Grafen Töckely, der auch mit Ludwig Xiv. und den Türken in Verbindung trat. B. Der Krieg. Der Sultan ließ ein Heer von 200000 Mann unter dem Großvezier Kara Mustapha gegen Wien vorrücken. Die Stadt hielt unter dem tapferen Grafen Rüdiger von Starhemberg mehrere Stürme aus, bis der Polenkönig Johann Sobieski ein polnisch-sächsisches Heer heranführte, das die Türken auf dem Kahlenberge bei Wien schlug, 1683. Die verbündeten Heere der Österreicher, Bayern, Polen und Sachsen drangen nun siegreich in Ungarn vor, besetzten Ofen und erfochten die entscheidenden Siege bei Salankemcn und Zeuta. Im Frieden zu Karlowitz mußten die Türken Siebenbürgen und den Landstrich zwischen Donau und Theiß abtreten. Der Hauptheld des Krieges war der Prinz Eugen von Savoyen. Zu derselben Zeit hatten die Venetianer Morea, die Russen Asow den Türken entrissen. (1) Der pfälzische Krieg, 1687—1697, siehe S. 264. e) Der spanische Krfokgekrieg, 1701- 1714, siehe S. 264 n f. 3. Stalidesrrhöhuligkn deutscher Fürsten. a) Das Haus Hannover (Welfen) erhielt eine neue Kurwürde, weil die Pfalz 1685 an die katholische Linie Pfalz-Neuburg gekommen war, die Protestanten mithin eine Stimme weniger im Kurfürstenkollegium hatten, 1692. b) Der Kurfürst August von Sachsen wurde nach dem Tode Johann Sobieskis König von Poleu, 1697. c) Der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg nannte sich seit 1701 König in Preußen. Ii. Joseph I., 1705—1711. Seine Regierung fällt in die Zeit des spanischen Erbfolgekrieges, für den sein Tod eine neue Wendung herbeiführte. Iii. Karl Vi., 1711—40. 1. 8er Friede ju Utrecht und fmatt. Derselbe beendigte den spanischen Erbsolgekrieg (siehe S. 266). 2. Krieg gegen die Türken, 1714—18. Als die Türken den Ver-

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 275

1888 - Habelschwerdt : Franke
275 zu verhüten, indem er die Geschwister aus andere Weise entschädigte. Dadurch trug die Idee des Staates den Sieg über die familiären Ansprüche davon. Zugleich übernahm er in dem Minister von Dunkelmann einen Mann voll Entschlossenheit und Thatkraft. A. Friedrich Iii. als Kurfürst, 1688—1701. 1. Seine Teilnahme an den europäischen Streitigkeiten. a) Die europäischen Verhältnisse wurden damals von „der Verbindung Ludwigs Xiv. mit Jakob Ii. von England beherrscht. Da dieselbe eine Gefahr für Deutschland und die Niederlande in sich schloß, so unterstützte Friedrich trotz der verlockendsten Anerbieten von seiten Frankreichs die Expedition Wilhelms Iii., des Statthalters der Niederlande, nach England, durch die sich derselbe als Schwiegersohn Jakobs Ii. die Krone Großbritanniens erwarb, 1688. Auch den Kaiser und Spanien hatte der Kurfürst zur Zustimmung veranlaßt. b) Gleichzeitig hatte Friedrich Gelegenheit, für Deutschland einzutreten, als Ludwig Xiv. die Ansprüche auf die erledigte Pfalz mit einer furchtbaren Verwüstung derselben durchzusetzen begann (der pfälzische Krieg, 1688—1697). Der Kurfürst sandte ein Heer an den Niederrhein, während die Reichstruppen sich gegen Mainz wandten. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser mit Holland, Spanien und England schloß (erste Koalition katholischer und protestantischer Fürsten gegen eine Macht), und trotz bedeutender Anstrengungen Brandenburgs brachte der Friede zu Ryswijk 1697 den Verbündeten keinen Gewinn, und er war nur als ein Waffenstillstand anzusehen. e) Endlich stellte der Kurfürst dem Kaiser Hilfstruppen im Kriege gegen die Türken, 1683—1699, die, von Ludwig Xiv. angetrieben, unter dem Großvezier Kam Mustapha gegen Wien vorgerückt, von deni Polenkönige Johann Sobieski aber auf dem Kahlenberge zurückgeschlagen worden waren. Die Brandenburger kämpften in den Schlachten bei Salankemen und Zenta, welche die Entscheidung und den Frieden zu Karlowitz herbeiführten. 2. Die Erwerbung der Königskrone, 1701. Der Friede zu Ryswijk hatte, da die brandenbnrgifchen Gesandten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren, die Unzulänglichkeit der Stellung Brandenburgs hinlänglich bewiesen. Der Kurfürst schrieb diese Mängel 18*

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 350

1888 - Habelschwerdt : Franke
350 er an verschiedenen Orten vergeblich Heilung suchte. Darum übertrug er am 7. Oktober 1858 seinem Bruder, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, die Regentschaft. Am 2. Januar 1861 erlöste der Tod den König von seinen Leiden. Die Bedeutung der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. liegt darin, daß unter ihm der Übergang vom ständisch vertretenen zum konstitutionellen Staate stattfand. Wenn dieser Übergang sich verhältnismäßig leicht und schnell vollzog, so ist die Ursache davon nicht znm geringsten in dem friedliebenden, edlen, hohen Charakter des Königs zu suchen. Aokgen der französischen Februarrevolution in andern Ländern. Wie in Preußen und Deutschland, so äußerte auch in Österreich, Ungarn und Italien die französische Revolution ihre Rückwirkung. Es brachen überall blutige Ausstände aus. Die Niederwerfung derselben war nicht ohne Einfluß auf die Gestaltung der deutschen Angelegenheiten; denn Österreich erhielt dadurch freie Hand, Preußen die moralische Niederlage von Olmütz zu bereiten (siehe S. 347). a) Österreich. Hier strebten die unter dem Hause Habsburg vereinigten Stämme nach größerer Selbständigkeit; auch die Lombardei und Ve-netien hatten sich erhoben. In Wien verlangte das Volk eine konstitutionelle Verfassung und Preßfreiheit. Der König gewährte das Verlangte und berief nach Wien eine konstituierende Nationalversammlung. Metternich, der sein rückschrittliches System auf einmal zertrümmert sah, dankte ab und floh nach England. Die Slaven waren mit den Bewilligungen aber noch nicht zufrieden und beriefen einen Kongreß nach Prag. Hier kam es zu einem Aufstande, der mit Kanonen überwältigt wurde. Auch Wien, wo in einein Pöbelaufstande der Kriegsminister ermordet worden war, mußte mit Gewalt unterworfen werden. Da dankte der Kaiser Ferdinand zu Gunsten seines Sohnes Franz Joseph ab, 2. Dezember 1848. b) Ungarn. Die Ungarn waren von dem Journalisten Ludwig Kossuth aufgewiegelt worden und verlangten die Unabhängigkeit von Österreich. Der Kaiser bewilligte ihnen einen Reichstag und die Vereinigung der ungarischen Nebenländer (Kroatien, Slavonien, Siebenbürgen) mit Ungarn. Dagegen erhoben sich aber die Südslaven unter dem Banus Jellachich von Kroatien, während der ungarische Reichstag die Anerkennung Franz Josephs verweigerte, so lange er nicht als König von Ungarn gefrönt fei. Der österreichische General Windischgrätz konnte gegen die Ungarn nichts ausrichten. Sie trotzten der Gewalt und wählten Kossuth zum Präsidenten. Da erhielt Österreich von Rußland ' Hilfe. Der tapfere ungarische Feldherr Görgei mußte sich zurückziehen und die Waffen strecken. Die neue Verfassung wurde wieder aufgehoben. Kossuth und andere Führer hatten sich geflüchtet.

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 268

1888 - Habelschwerdt : Franke
268 die wachsende Macht Frankreichs zu erhalten. Darum wurde er die Seele aller Bündnisse gegen Frankreich. Der Versuch des vertriebenen Königs Jakob, mit französischer Hilfe wieder auf den Thron zu gelangen, wurde durch den Sieg am Boyneslnsse in Irland zurückgewiesen. Auf Wilhelm folgte seine Schwägerin 2. Anna, 1702-14. Das herrische Auftreten der Gemahlin Marl-boroughs gegen die Königin veranlaßte den Sturz der Whigs, an deren Spitze Marlborough stand. Das neue Tories-Ministerium arbeitete auf die Beendigung des spanischen Erbsolgekrieges hin (siehe S. 266). Auf Anna folgte der Kurfürst Georg von Hannover, ein Urenkel Jakobs I. Deutschland. Nach dem Tode Ferdinands Iii. wurde, vorzüglich auf Veranlassung Friedrich Wilhelms von Brandenburg, Ferdinands Sohn Leopold zum Kaiser gewählt. 1. Leopold I., 1658—1705. S 1. Der Reichstag zählte damals 240 Stimmen und zerfiel der Religion nach in eine katholische und evangelische Körperschaft. Seit 1663 tagte er dauernd in Regensburg; doch besuchten thu die Stände nicht mehr persönlich. 2. Kriege. Während seiner Regierung war Leopold nach drei Seiten hin mehrfach zum Kriege genötigt, nach Osten hin gegen die Türken, im Westen gegen die Vergrößerungssucht Frankreichs, im Innern gegen die uuzufriedenen ungarischen Magnaten. a) Krster Mrkenkrieg, 1664, Die Kriege mit den Türken, die seit den Zeiten Karls V. das feste Ofen inne hatten (siehe S. 206), schleppten sich seit jener Zeit entscheidungslos hin. Im Jahre 1664 drangen die Türken gegen Oberungarn vor, weil der Kaiser den vom Sultan eingesetzten Großfürsten von Siebenbürgen nicht anerkennen wollte. Sie erlitten bei der Abtei St. Gotthard an der Raab eine heftige Niederlage. b) Erster Hleichskrieg gegen Ludwig Xiv., 1674—78, siehe S. 263 (der holländische Krieg). c) Zweiter Mrkenkrieg, 1683—1699. A. Veranlassung. Das Zurückbleibe» deutscher Truppen in Ungarn und das Streben der dortigen Protestanten nach vollständiger Glaubensfreiheit rief einen Aufstand des Adels hervor. Derselbe wurde zwar unterdrückt; als aber der

5. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 368

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
368 76. Neapel und der Vesuv. Unter unseren Füßen brüllt der Donner der Erde, dumpf wie der Kano- nengruß ferner Meerschiffe; bald tiefer, dumpfer, grauenvoller, wütender, ein Getöse hohl zusammenschlagender Felsenberge. Ein Atemzug der Stille, und der dichte graue Dampf, der tiber der Öffnniig des kleinen Kegels schwebt, rötet sich, rötet sich heißer, glühender, brennender. Ein breiter Flammenstrahl fährt sausend, zischend, rollend empor; ein Haufen heißer Steine und Asche steigt funkelnd über das Feuer hinaus iu die Nacht und fällt rings auf den kleinen Kegel nieder, wo die Feuerbälle verdampfen und langsam erkalten. In Zwischen- räumen von etwa 10 Minuten iviederholt sich immer dasselbe Schauspiel. Bis zum Jahr 79 n. Chr. wußte man nichts davon, daß der Vesuv ein Vulkan sei, keine Kunde von irgend einem Ausbruche desselben war vorhanden. Sein Abhang war mit fruchtbaren Feldern bedeckt, und an seinem Fuße blühten die Städte Herculanum, Pompeji und Stabiä. Aber im Jahre 79 n. Chr., unter der Regierung von Titus, hatte der Vesuv den ersten geschichtlich bekannten Aus- bruch, über welchen uns ein römischer Schriftsteller folgenden Bericht hinterlassen hat. Man meldete meinem Oheim, Plinius, dem Befehlshaber der Flotte von Misenum, es erscheine in den Lüften eine Wolke von ungeheurer Größe und auffallender Art. Er bestieg eine Anhöhe, um die Erscheinung besser beobachten zu können. In der Ferne erhob sich die Wolke — später erfuhr man, daß sie vom Vesuv aufstieg — ähnlich einem hoch in die Lüfte aufstrebenden Baume, jedoch am meisten einer Pinie, denn sie erhob sich wie ein langer Stamm in die Höhe und teilte sich dann in Äste, die sich schirmartig ausbreiteten. Sie erschien bald weiß, bald unrein und dunkel und gefleckt. Plinius konnte als Natur- forscher der Versuchung nicht widerstehen, das große Ereignis in der Nähe zu beobachten, ließ Schiffe bemannen, steuerte auf die Gefahr los in geradester Richtung ohne alle Furcht und verzeichnete jede Bewegung und Gestalt des Naturungeheuers in feine Schreibtasel. Bald aber fiel Aschenregen mit Bims- steinen und andern vom Feuer schwarz gebrannten Steinbrocken auf die Schiffe. An eine Landung war nicht mehr zu denken; sie steuerten daher nach dem Hasen von Stabiä. Man sah aus dem Berge Vesuv an mehreren Orten breite Flam- men und hohe Feuer hervorbrechen, deren Schein und Glanz durch die Finsternis der Nacht erhöht wurden. Die schwarze und furchtbare Wolke, durch gewundene und geschwungene Feuerströme zerrissen, spaltete sich in lange Flammengestal- ten, ähnlich den Blitzen, doch größer. Plinius kehrte bei einem Freunde ein, suchte ihn zu beruhigen, nahm ein Bad und setzte sich zu Tisch, hielt nach- dem auch noch Mittagsruhe. Aber der Hof, durch den man in das Zimmer des Plinius trat, war schon so mit Asche und Bimssteinen erfüllt, daß ihm, hätte er länger gezögert, der Ausgang würde versperrt gewesen sein. Man weckte ihn und er beratschlagte mit dem wach gebliebenen Freunde, ob sie im Hause bleiben oder ins Freie gehen sollten. Denn die Häuser wurden durch öftere und gewaltige Erdstöße dermaßen erschüttert, daß sie gleichsam aus ihrem Grunde gehoben und hin und her geworfen zu werden schienen. Unter freiem Himmel mußte man sich dagegen vor dem Herabfallen der Steine fürchten. Sw beschlossen endlich, das Freie zu suchen, und banden sich Kissen auf die Köpfe (zum Schutze gegen die niederfallenden Steine). Schon war die Zeit des Tages- anbruchs vorüber, aber hier herrschte die schwärzeste Nacht, nur erhellt durch

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 368

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
368 76. Neapel und der Vesuv. Unter unseren Füßen brüllt der Donner der Erde, dumpf wie der Kano- nengruß ferner Meerschiffe; bald tiefer, dumpfer, grauenvoller, wütender, ein Getöse hohl zusammenschlagender Felsenberge. Ein Atemzug der Stille, und der dichte graue Dampf, der über der Öffnung des kleinen Kegels schwebt, rötet sich, rötet sich heißer, glühender, brennender. Ein breiter Flammenstrahl fährt sausend, zischend, rollend empor; ein Haufen heißer Steine und Asche steigt funkelnd über das Feuer hinaus in die Nacht und fällt rings auf den klei- nen Kegel nieder, wo die Feuerbälle verdampfen und langsam erkalten. In Zwischenräumen von etwa 10 Minuten wiederholt sich nnmer dasselbe Schauspiel. Bis zum Jahr 79 n. Chr. wußte man nichts davon, daß der Vesuv ein Vulkan sei, keine Kunde von irgend einem Ausbruche desselben war vorhan- den. Sein Abhang war mit fruchtbaren Feldern bedeckt, und an seinem Fuße blühten die Städte Herculanuin, Pompeji und Stabiä. Aber im Jahre 79 n. Chr., unter der Regierung von Titus, hatte der Vesuv den ersten geschichtlich bekannten Ausbruch, über welchen uns ein römischer Schriftsteller folgenden Bericht hinterlassen hat. Man meldete meinem Oheim, Plinius, dem Befehlshaber der Flotte von Misenum, es erscheine in den Lüften eine Wolke von ungeheurer Größe und auffallender Art. Er bestieg eine Anhöhe, urn die Erscheinung besser beobachten zu können. In der Ferne erhob sich die Wolke — später erfuhr man, daß sie vom Vesuv aufstieg — ähnlich einem hoch in die Lüfte aufstrebenden Baume, jedoch am meisten einer Pinie, denn sie erhob sich wie ein langer Stamm in die Höhe und teilte sich dann in Äste, die sich schirmartig ausbreiteten. Sie erschien bald weiß, bald unrein und dunkel und gefleckt. Plinius konnte als Natur- forscher der Versuchung nicht widerstehen, das große Ereignis in der Nähe zu beobachten, ließ Schiffe bemannen, steuerte auf die Gefahr los in geradester Richtung ohne alle Furcht und verzeichnete jede Bewegung und Gestalt des Naturungeheuers in seine Schreibtafel. Bald aber fiel Aschenregen mit Bims- steinen und andern vom Feuer schwarz gebrannten Steinbrocken auf die Schiffe. An eine Landung war nicht mehr zu denken; sie steuerten daher nach dem Hafen von Stabiä. Man sah aus dem Berge Vesuv an mehreren Orten breite Flam- men und hohe Feuer hervorbrechen, deren Schein und Glanz durch die Finster- nis der Nacht erhöht wurden. Die schwarze und furchtbare Wolke, durch gewun- dene und geschwungene Feuerströme zerrissen, spaltete sich in lange Flammen- gestalten, ähnlich den Blitzen, doch größer. Plinius kehrte bei einem Freunde ein, suchte ihn zu beruhigen, nahm ein Bad und setzte sich zu Tisch, hielt nach- dem auch noch Mittagsruhe. Aber der Hof, durch den man in das Zimmer des Plinius trat, war schon so mit Asche und Bimssteinen erfüllt, daß ihm, hätte er länger gezögert, der Ausgang würde versperrt gewesen sein. Man weckte ihn und er beratschlagte mit dem wach gebliebenen Freunde, ob sie im Hause bleiben oder ins Freie gehen sollten. Denn die Häuser wurden durch öftere und gewaltige Erdstöße dermaßen erschüttert, daß sie gleichsam aus ihrem Grunde gehoben und hin und her geworfen zu werden schienen. Unter freiem Himmel mußte man sich dagegen vor dem Herabfallen der Steine fürchten, ^ie beschlossen endlich, das Freie zu suchen, und banden sich Kissen aus die Köpfe (zum Schutze gegen die niederfallenden Steine). Schon war die Zeit des Tages- anbruchs vorüber, aber hier herrschte die schwärzeste Nacht, nur erhellt durch

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 369

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
77. Die Hauptstadt der neuen lvelt. 369 Feuersäulen und Flammen aller Art. Das Meer war nicht zu beschissen; es war schaurig und wild, so, als ob es sich selbst verschlänge und durch das Erdbeben zurückgedrängt würde. Das Ufer war tief ins Meer hineingedrängt und lag voll Seetiere, die trocken aus dein Sande zurückgeblieben. Ein Schwefel- geruch verbreitete sich. Plinius legte sich auf ein ausgebreitetes Tuch auf die Erde, — alles floh. Er wachte auf, und zwei treue zurückgebliebene Sklaven stützten ihn; — aber sogleich sank er tot wieder nieder, — der dicke Dunst hatte ihn erstickt. Drei Tage später wurde es wieder Tag; man fand ihn, einem Schlafenden, nicht einem Toten gleich. Schon mehrere Tage vor dem Ausbruche, erzählt an einer andern Stelle jener Schriftsteller, hatten verschiedene Erdstöße stattgefunden, die aber wenig beachtet wurden, da sie in Campanien sehr gewöhnlich sind; in der Nacht aber nach dem Ausbruch waren sie so heftig, daß sie gänzliche Zerstörung zu drohen schienen. Am nächsten Morgen war das Licht äußerst matt, und die Gebäude schwankten noch immer. Die Wagen, in welchen wir die Stadt verlassen hatten, rollten aus dein erschütterten Erdboden hin und her. Eine furcht- bare, schwarze Wolke leuchtete oft von Flammen, welche Blitzen glichen. Bald daraus schien sich die Wolke zu senken und das ganze Meer zu bedecken, und wirklich entzog sie die nächstgelegenen Punkte unseren Blicken. Aschenregen begann aus uns herabzufallen, und als ich mich umwandte, bemerkte ich hinter uns einen dicken Rauch, der wie ein reißender Strom dahinrollte. Wir wichen von der Straße auf die Felder aus, um nicht im Gewühl erdrückt zu werden; aber kaum hatten wir das gethan, so umgab uns eine Finsternis, die nicht mit der einer mondlosen Nacht im Freien, sondern nur mit der in einem verschlossenen Zimmer ohne Licht verglichen werden kann. Man hörte nichts als das Geschrei von Kindern, das Jammern von Weibern und das Rusen von Männern; die meisten glaubten, die letzte und ewige Nacht sei gekommen. Nach langer Zeit erschien ein glimmendes Licht, das aber nur der Vorbote eines neuen Flammen- ausbruchs war; bald bedeckte uns ein schwerer Schauer von Aschenregen, den wir von Zeit zu Zeit abschütteln mußten, um nicht von ihm erdrückt und begra- den zu werden. Endlich, endlich erschien die Sonne wieder, aber blaß wie bei einer Sonnenfinsternis; alles umher war mit Asche wie mit einem tiefen Schnee bedeckt. Soweit die älteste und wohl zuverlässigste Kunde, welche von dem gewal- tigen und furchtbaren Ausbruch des Vesuv am 20. Nov. 79 n. Chr. zu uns herübergekommen ist. Drei der blühendsten und reichsten Städte Campaniens: Herculanum, Pompeji und Stabiü, wurden an diesein Tage mit allem, was darin lebte und webte, durch einen Lavastrom und Aschenregen so tief (17 bis 28 Meter) verschüttet, daß man ihre Stätte nicht mehr sah und später die Städte Portici und Resina darauf erbaute. Erst im Jahre 1720 bei Gra- bung eines Brunnens entdeckte man die verschütteten Städte wieder; seit dieser Zeit sind reiche Schätze für die Kunde des Altertums daraus gewonnen worden. Nach Plinius. 77. Die Hauptstadt der neuen Welt. neu-Pork liegt auf einer Insel und wird auf mehreren Seiten von Inseln umgeben. Von allen Seiten ist es zugleich von mächtigen Gewässern um- Baterländisches Lesebuch. 24

8. Theil 3 - S. 140

1880 - Stuttgart : Heitz
140 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemüthern herrschte. Das einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichem Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567) nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wiedersah! Nun konnte sie ihn doch pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Um die- Zeit der Grumbach'scheu Händel (1566) ereignete sich eine berühmte Waffeuthat in Ungarn: die Vertheidigung von Szigeth durch Zrini. Der alte Suleimau der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte da Szigeth an der Theiß. Hier war der tapfere Zrini Commandant; er beschloß mit seiner kleinen Schaar den Platz bis aufs äußerste

9. Theil 4 - S. 245

1880 - Stuttgart : Heitz
Franz Joseph. 245 (Abschn. 138). In Ungarn machte die Auffindung der' Kronin-signien. einen sehr günstigen Eindruck. Kossuth hatte dieselben bei seiner Flucht mitgenommen; es ging das Gerücht, daß er sie vergraben habe. Lange waren die Nachforschungen der kaiserlichen Regierung vergeblich, bis sie sich auf die Gegend von Orsowa lenkten. Hier fand man endlich am 8. September 1853 bei Durchgrabung des Bodens an einer auffallenden Stelle die Krone und die Reichskleinodien. Bald nach dem Mailänder Aufruhr war Oestreich durch einen Mordversuch auf den Kaiser in Schrecken gesetzt worden. Letzterer ging am 18. Februar gegen Mittag, begleitet von seinem Flügeladjutanten dem Grafen O'donnell, auf der Bastei spazieren. Am Käruthner-Thor angekommen, lehnte sich der Kaiser über die Brüstung der Basteimauer, als ein junger Mensch herbeistürzte und ihn mit einem langen, dolchartigen Messer in den Nacken stieß. Einen Augenblick lang war der Kaiser von der Heftigkeit des Stoßes zwar betäubt, hatte aber dann sogleich den Degen gezogen; mittlerweile aber war der Mörder bereits von dem Grafen O'donnell und einigen herbeigeeilten Bürgern festgenommen worden. Die Schnalle der Halsbinde hatte den Stoß aufgehalten, und die Wunde war glücklicherweise so unbedeutend, daß der Kaiser sich zu Fuß nach dem Palaste des Erzherzogs Albrecht begeben konnte, wo er sich verbinden ließ. Die Gefahr — man fürchtete eine Gehirnerschütterung — ging glücklich vorüber und am 12. März zeigte sich der Kaiser, vollkommen genesen, dem jubelnden Volke. Der Mörder, ein Schneidergesell, Janos Libenyi aus Stuhlweißenburg in Ungarn, wurde am 26. Februar durch den Strang hingerichtet. Die anfängliche Vermuthung, daß er als Mitglied einer Verschwörung im Austrage anderer gehandelt habe, bestätigte sich nicht. Libenyi war ein Fanatiker, revolutionär und voll Haß gegen Oestreich. Indeß brachte das Jahr 1853 dem Kaiserhause auch ein frohes Ereigniß. Am 18. August verlobte sich Kaiser Franz Joseph mit der Prinzessin Amalie Eugenie Elisabeth, der zweiten Tochter des Herzogs Max in Baiern (Pfalz-Birkenfeld), geboren am 24. Oct. 1837. Die am 24. April 1854 folgende Vermählung ward für das ganze Reich, in Folge des Erlasses einer umfangreichen Amnestie, zugleich zu einem großen Versöhnungsfeste. Diese Amnestie wurde bei Gelegenheit der Reise des

10. Theil 1 - S. 325

1880 - Stuttgart : Heitz
Untergang Herculanums und Pompeji's. 325 Unglücksfällen heimgesucht: in Rom brach eine Feuersbrunst aus, die drei Tage lang wüthete; eine Seuche töbtete Tausende von Menschen, und ein fürchterlicher Ausbruch des Vesuvs, von einem Erdbeben begleitet, verheerte die Gegend des heutigen Neapels. Von dem letzten Unglücke muß umständlicher geredet werden. Der Vesuv hatte seit undenklichen Zeiten nicht Feuer ausgeworfen, und man hielt ihn längst für erloschen. Um so unerwarteter kam der entsetzliche Ausbruch am 24. August 79. Um 1 Uhr Mittags bemerkte man in den mehrere Meilen vom Berge entfernten Städten, daß sich eine Wolke von nie gesehener Gestalt über den Vesuv erhöbe. Bei näherer Untersuchung fand man, daß es eine ungeheuere Rauchwolke sei, welche aus dem Krater des Vulkans in gerader Richtung in die Höhe getrieben wurde und oben erst sich ausbreitete. Bald war sie weiß, bald dunkel und fleckig. Ein in der Naturkunde wohlunterrichteter Mann, Plinins der Aeltere, der sich gerade in der Gegend, in Mistnum, aushielt, weil er Befehlshaber der in dem Meerbusen liegenden Flotte war, wollte das merkwürdige Phänomen in der Nähe schauen. Er befahl den Schiffern, ihn nach der andern Seite des Meerbusens, wo eben der Vesuv lag, zu fahren, so sehr auch die erschrockenen Menschen ihn von der Gefahr abzustehen baten. Eine Menge Fahrzeuge mit Flüchtlingen begegneten ihm, die über den kühnen Mann staunten, der so munter der Gefahr entgegenging. Schon fiel die Asche häufig aus der Luft herab und wurde, je näher das Schiff kam, desto dichter und glühender; auch heiße Steine flogen schon umher und schlugen rechts und links in das Wasser. Einen Augenblick schwankte er, ob er doch nicht lieber umkehren sollte; dann rief er aber: „Mit dem Muthigen ist das Glück!" — und befahl, gerade nach dem nahen Ufer zu steuern. Hier lag eine Stadt, wo Plinins einen lieben Freund hatte, Stabiä; bei dem wollte er die Nacht zubringen. Aber er fand schon das ganze Haus in Verwirrung ; die Fahrzeuge waren schon bepackt, um, sobald der Wind sich drehte und die Rauch- und Aschenseite herüberwehte, eilig an Bord zu gehen und Haus und Habe zu verlassen. Plinius sprach den guten Leuten Muth ein, und ließ sich, um sie recht sicher zu machen, ein Bad geben, aß mit Appetit und machte allerhand Scherz. Indessen schlugen aus mehrern Stellen des Berges Feuerströme heraus; Flammen durchzuckten die Finsterniß; denn es war nun Nacht geworden. Plinius legte sich, obgleich die Gefahr immer größer wurde und die Flammen immer gräßlicher aufschlugen.
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TM Hauptwörter (200)200

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