Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst August dem Starken. 121
glnzenden Hoffesten aufmarschierten, waren nicht nach seinem Sim Gleich nach seinem Regierungsantritte bildete er ein kleines stehendes Heer,
das tchtig einexerziert wurde.
Sehr bald sollten die schsischen Regimenter Lorbeeren auf dem Schlachtfelde pflcken. Ein groes Trkenheer belagerte im Jahre 1683 Die frten die Kaiserstadt Wien und setzte ihr hart zu; nicht lange mehr konnte es Dor1683.en dauern, bis der trkische Halbmond auf der Mauer Wiens prangte. Da nahte in letzter Stunde ein Entsatzheer, an der Spitze seiner Sachsen zog auch der Kurfürst in den Streit. In der blutigen Trkenschlacht vor den Wllen der Kaiserstadt stritt er in den vordersten Reihen, seine Braven erstrmten die groe Trkenschanze und brachen als die Ersten ins feind-liche Lager ein. Daun setzten sie den fliehenden Gegnern noch meilenweit nach, während die brigen Sieger das reiche Trkenlager plnderten.
So fanden die von der Verfolgung zurckkehrenden Sachsen nur noch wenig Beute, zudem hatte der stolze Kaiser fr den heldenhaften Fhrer und seine Braven kaum ein Wort des Dankes brig, darum trat der gekrnkte Kurfürst sofort den Rckmarsch an. Seine geringe Kriegsbeute birgt das Grne Gewlbe in Dresden.
Auch gegen den lndergierigen Ludwig Xiv. zog er ins Feld.
Am Rheine hielt er scharfe Wacht, dann half er Mainz erobern.
Der Kaiser verlieh ihm den Oberbefehl der das Reichsheer, da fllte Des Kurfrsten den Helden der Tod, eine Seuche im Lager raffte ihn hin. Tod am Rhein.
So ist der schsische Mars", wie seine Zeitgenossen den Tapfern nannten, allezeit treu bereit mit seinen Sachsen fr das Reich eingetreten;
Dank hat er nicht geerntet.
17.
Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst Angnst dem Starken.
König Friedrich Wilhelm I. war der Nachfolger des ersten Preuenknigs Friedrichs I. Der Vater hinterlie ihm mit der Krone ein verschuldetes Land; denn seine prunkvolle Hofhaltung, kostbare Bauten und verschwenderische Feste hatten sehr groe Summen ver-schlungen.
Dem neuen Könige waren die Feste bei Hofe, die so viel Geld König Friedrich kosteten, und alle die goldgestickten Gewnder ein Greuel. Er schickte L
die berflssigen Hosbeamten fort, lie die kostbaren Pferde und Weine seines Vaters versteigern und aus den silbernen Tafelaufstzen Mnzen prgen. Im blauen Waffenrocke von grobem Tuch, leinenen Gamaschen und derben Schuhen ging er stets einher, und auf der kniglichen Tafel
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. August Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs_I. Friedrich Friedrich
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
236
12. Die Eroberung Jerusalems.
Namenlose Wonne ergriff sie; sie weinten vor Freude und küßten den Erdboden
und wären gern gleich eingezogen. Aber die Stadt war befestigt und von 60 000
Mohamedanern besetzt. Man schickte sich zum Sturm an; aber die Türken
schlugen ihn ab. Wochenlang wurde die Stadt belagert. Brennender Durst
quälte die Belagerer, da weit und breit die Brunnen verschüttet waren.
Meilenweit mußte das Holz zu den Belageruugswerkzeugen herbeigeschafft wer-
den. Man bereitete einen neuen Sturm. Leitern, Wurfmaschinen und Bela-
gerungstürme wurden gezimmert. In feierlichem Zuge, die Priester voran,
bewegte sich das Heer, von den Türken verhöhnt, um die Stadt. Am 14. Juli
1099 näherte man sich den Stadtmauern. Ein Hagel von Steinen und Wurf-
spießen empfängt die Angreifenden. Über Leichenhügel hinweg schreiten sie voll
Todesverachtung. Die Kriegsmaschinen werden herangebracht. Schon jubelt
das christliche Heer. Da bricht die Nacht herein und macht dem Kampfe ein
Ende. Kaum dämmert der Morgen, so beginnt die blutige Arbeit von neuem.
Mit Erbitterung verteidigen sich die Türken. Töpfe mit brennendem Pech und
Schwefel, Steine, Balken, selbst Leichname werden auf die Köpfe der Belagerer
hinabgeschleudert. Sie weichen. Ein Jubelrnf der Türken erschallt. Da erblickt
Gottfried von Bouillon auf dem Ölberg eine Rittergestalt in weißer Rüstung
und den hellstrahlenden Schild schwingend. „Seht da", ruft er, „ein Cherub
mit flammenden! Schwerte, den Gott uns zum Mitstreiter sendet." — „Gott
will es! Gott will es!" antwortet die Schar der Christen, und mit wildem
Ungestüm dringt sie vorwärts. Gottfried erklimmt zuerst die Mauer. Die
Seinen folgen; Schar drängt sich auf Schar, und Jerusalem ist erobert. Ein
schreckliches Morden beginnt. Männer und Weiber, Greise und Kinder tötet
erbarmungslos das Schwert der Christen. Von Gasse zu Gasse wälzt sich der
Mord. In den weiten und festen Mauern des Tempels haben Tausende Ret-
tung gesucht; aber der Tempel wird erstürmt, und die Unglücklichen werden
erschlagen. Das Blut fließt in Strömen. 10 000 Feinde sind getötet; aber
noch ist das Morden nicht zu Ende. Nur Gottfried hält sich fern von diesem
Würgen. Barfuß, ohne Helm und Panzer, eilt er in die Kirche zum heiligen
Grabe, um dem Herrn für den errungenen Sieg zu danken. Nach dreien Tagen
endlich endet Mord und Plünderung. Nun werden die Straßen gereinigt; die
Sieger waschen das Blut von ihren Händen, und, in weiße Gewänder gehüllt,
wandeln sie in feierlichem Zuge nach dem heiligen Grabe. Die Geistlichkeit kommt
ihnen entgegen mit hoch erhobenen Kreuzen und mit frommen Gesängen, und
voll Andacht sinkt die siegreiche Schar in den Staub.
Gottfried wurde zum Könige von Jerusalem erwählt. Allein er weigerte
sich beharrlich, da eine Königskrone zu tragen, wo sein Heiland eine Dornen-
krone getragen hätte, und begnügte sich damit, Beschützer des heiligen Grabes
zu heißen. Er starb schon nach einem Jahre und ward in der Kirche des
heiligen Grabes zu Jerusalem begraben. Aus sein Grab schrieben die trauernden
Kreuzfahrer die einfachen Worte: „Hier liegt Gottfried von Bouillon,
welcher dies Land der Christenheit wiedergewonnen hat. Seine Seele ruhe in
Christo. Amen! "
In den zweihundert Jahren, während welcher die Kreuzzüge dauerten,
sind wohl an 7 Millionen Menschen ins Morgenland gezogen, und nur wenige
von ihnen sahen ihr Vaterland wieder. Sollen doch sogar im Jahre 1212
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Gottfried Gottfried Gottfried Gottfried_von_Bouillon
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
16. Das Rittertum.
243
Waffen bestanden aus Lanze, Schwert, Kolben, Streithammer oder Streitaxt
und einem Schilde, der gewöhnlich von Holz, aber mit einem eisernen Reifen
und einem meist ledernen Überzüge versehen war. Auch die Pferde waren
mehr oder weniger geharnischt, und über die Sättel oft eine große, geschmückte
Pferdedecke gehängt.
Am glänzendsten trat das Rittertum in den zahlreichen Turnieren
hervor, die erst im zwölften Jahrhundert eine bestimmte Gestalt annahmen.
Durch feierliche Berufungen wurden die Ritter eingeladen, und schon am Abend
vor dem eigentlichen Beginn des Kampfspieles fanden Vorkämpse und Gefechte statt,
besonders unter den Knappen, welche ihre Meisterschaft am folgenden Tage dar-
thun und Ritter werden wollten. Gewisse Ehrengesetze winden streng beobachtet;
man durfte sich z. B. nicht an den Sattel festbinden lassen, keine scharfen Lanzen
gebrauchen und mit dem Schwerte nicht stechen, man sollte das Pferd des Gegners
nicht verwunden und den Kampf endigen, sobald jener den Helm abnähme. Jeder
strebte sich durch die Pracht seiner Rüstung und Kleidung, durch die Stärke und
Schönheit seines Pferdes auszuzeichnen, und Sammet, Seide, Hermelin, Zobel,
Silber und Gold werden dabei häufig erwähnt. Die ausgesetzten Preise waren
sehr verschieden. Man kämpfte entweder Mann gegen Mann oder in ganzen
Scharen; der Sieg war errungen, wenn man den Gegner aus dem Sattel gesetzt
hatte. Oft kamen bei solchen Turnieren Ritter um; auch ohne Wunden erstickten
manche in ihren schweren Rüstungen. Die Päpste suchten deshalb durch wieder-
holte Verbote jene Feste zu verhindern, aber die Gefahr und der Glanz lockten
zu sehr, sie wurden nicht ausgerottet.
Ein Hauptunterscheiduugszeichen der ritterlichen Familien wurden die
Wappen, welche seit dem Anfang der Kreuzzüge, auch im Siegel, immer
häufiger gebraucht wurden. Gewöhnlich erinnerten dieselben an eine Helden-
that der Vorfahren; einer z. B., der zuerst eine feindliche Mauer erstiegen
hatte, erhielt eine goldene Leiter in sein Wappen, ein anderer, der angesichts
der Feinde allen voran durch einen Fluß geschwommen war, ein weißes Schild
mit einer quer hindurchgehenden Linie, die den Fluß andeutete.
Wie die Ritter überhaupt die Vorschriften des Christentums zu erfüllen
hatten, so wurden ihnen besonders Demut und Milde eingeschärft, zwei
Tugenden, die bei dem kriegerischen Leben nur zu leicht verloren gehen konnten.
Im Äußeren zeigte sich die Verbindung des Rittertums und der Religion
besonders in den großen Ritterorden, welche so feste und wohlgeordnete
Genossenschaften bildeten, daß Ansehen, Macht und Reichtum nicht ausbleiben
konnten. Sie gingen unmittelbar aus den Kreuzzügen hervor; Krankenpflege
und Kampf gegen . die Ungläubigen waren ihre vorzüglichsten Aufgaben. Der
wichtigste unter ihnen war der deutsche Orden, gestiftet während der
Belagerung von Akkon durch den Herzog Friedlich von Schwaben, Sohn Friedrich
Barbarossas. Die Brüder, welche alle von deutscher Abstammung sein mußten,
wurden in streitende, dienende und geistliche geteilt; die ersteren trugen einen
weißen Mantel mit schwarzem Kreuze. Als Äkkon durch die Christen erobert
war, ward es der erste Hauptsitz des Ordens und seines Meisters. Schon
unter dem vierten Hochmeister, Hermann von Salza, zählte er 2000 Ritter
und besaß zahlreiche Güter im Morgen- und im Abendland, besonders aber
in Deutschland. Da Hermann von Salza einsah, daß der Eifer für die Kreuz-
16 *
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Zobel Friedrich
Barbarossas Friedrich Barbarossas Hermann_von_Salza Hermann_von_Salza
Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike, Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst August dem Starken. 121
glnzenden Hoffesten aufmarschierten, waren nicht nach seinem Sinn.
Gleich nach seinem Regierungsantritte bildete er ein kleines stehendes Heer,
das tchtig einexerziert wurde.
Sehr bald sollten die schsischen Regimenter Lorbeeren auf dem Schlachtfelde pflcken. Ein groes Trkenheer belagerte im Jahre 1683 Die Trken die Kaiserstadt Wien und setzte ihr hart zu; nicht lange mehr konnte es ^gg01 dauern, bis der trkische Halbmond auf der Mauer Wiens prangte. Da nahte in letzter Stunde ein Entsatzheer, an der Spitze seiner Sachsen zog auch der Kurfürst in den Streit. In der blutigen Trkenschlacht vor den Wllen der Kaiserstadt stritt er in den vordersten Reihen, seine Braven erstrmten die groe Trkenschanze und brachen als die Ersten ins seind-liche Lager ein. Dann setzten sie den fliehenden Gegnern noch meilenweit nach, während die brigen Sieger das reiche Trkenlager plnderten.
So fanden die von der Verfolgung zurckkehrenden Sachsen nur noch wenig Beute, zudem hatte der stolze Kaiser fr den heldenhaften Fhrer und seine Braven kaum ein Wort des Dankes brig, darum trat der gekrnkte Kurfürst sofort den Rckmarsch an. Seine geringe Kriegsbeute birgt das Grne Gewlbe in Dresden.
Auch gegen den lndergierigen Ludwig Xiv. zog er ins Feld.
Am Rheine hielt er scharfe Wacht, dann half er Mainz erobern.
Der Kaiser verlieh ihm den Oberbefehl der das Reichsheer, da fllte Des Kurfrsten den Helden der Tod, eine Seuche im Lager raffte ihn hin. Tod am Rhein.
So ist der schsische 9jiar", wie seine Zeitgenossen den Tapfern nannten, allezeit treu bereit mit seinen Sachsen fr das Reich eingetreten;
Dank hat er nicht geerntet.
17.
Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst Angnst dem Starken.
König Friedrich Wilhelm I. war der Nachfolger des ersten Preuenknigs Friedrichs I. Der Vater hinterlie ihm mit der Krone ein verschuldetes Land; denn seine prunkvolle Hofhaltung, kostbare Bauten und verschwenderische Feste hatten sehr groe Summen ver-schlungen.
Dem neuen Könige waren die Feste bei Hose, die so viel Geld Knigfriedrich kosteten, und alle die goldgestickten Gewnder ein Greuel. Er schickte 2il^eim L die berflssigen Hofbeamten fort, lie die kostbaren Pferde und Weine seines Vaters versteigern und aus den silbernen Tafelaufstzen Mnzen prgen. Im blauen Waffenrocke von grobem Tuch, leinenen Gamaschen und derben Schuhen ging er stets einher, und auf der kniglichen Tafel
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Franz Joseph. 245
(Abschn. 138). In Ungarn machte die Auffindung der' Kronin-signien. einen sehr günstigen Eindruck. Kossuth hatte dieselben bei seiner Flucht mitgenommen; es ging das Gerücht, daß er sie vergraben habe. Lange waren die Nachforschungen der kaiserlichen Regierung vergeblich, bis sie sich auf die Gegend von Orsowa lenkten. Hier fand man endlich am 8. September 1853 bei Durchgrabung des Bodens an einer auffallenden Stelle die Krone und die Reichskleinodien.
Bald nach dem Mailänder Aufruhr war Oestreich durch einen Mordversuch auf den Kaiser in Schrecken gesetzt worden. Letzterer ging am 18. Februar gegen Mittag, begleitet von seinem Flügeladjutanten dem Grafen O'donnell, auf der Bastei spazieren. Am Käruthner-Thor angekommen, lehnte sich der Kaiser über die Brüstung der Basteimauer, als ein junger Mensch herbeistürzte und ihn mit einem langen, dolchartigen Messer in den Nacken stieß. Einen Augenblick lang war der Kaiser von der Heftigkeit des Stoßes zwar betäubt, hatte aber dann sogleich den Degen gezogen; mittlerweile aber war der Mörder bereits von dem Grafen O'donnell und einigen herbeigeeilten Bürgern festgenommen worden. Die Schnalle der Halsbinde hatte den Stoß aufgehalten, und die Wunde war glücklicherweise so unbedeutend, daß der Kaiser sich zu Fuß nach dem Palaste des Erzherzogs Albrecht begeben konnte, wo er sich verbinden ließ. Die Gefahr — man fürchtete eine Gehirnerschütterung — ging glücklich vorüber und am 12. März zeigte sich der Kaiser, vollkommen genesen, dem jubelnden Volke.
Der Mörder, ein Schneidergesell, Janos Libenyi aus Stuhlweißenburg in Ungarn, wurde am 26. Februar durch den Strang hingerichtet. Die anfängliche Vermuthung, daß er als Mitglied einer Verschwörung im Austrage anderer gehandelt habe, bestätigte sich nicht. Libenyi war ein Fanatiker, revolutionär und voll Haß gegen Oestreich.
Indeß brachte das Jahr 1853 dem Kaiserhause auch ein frohes Ereigniß. Am 18. August verlobte sich Kaiser Franz Joseph mit der Prinzessin Amalie Eugenie Elisabeth, der zweiten Tochter des Herzogs Max in Baiern (Pfalz-Birkenfeld), geboren am 24. Oct. 1837. Die am 24. April 1854 folgende Vermählung ward für das ganze Reich, in Folge des Erlasses einer umfangreichen Amnestie, zugleich zu einem großen Versöhnungsfeste. Diese Amnestie wurde bei Gelegenheit der Reise des
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Extrahierte Personennamen: Franz_Joseph Franz Kossuth Albrecht Albrecht Janos_Libenyi Oestreich August Franz_Joseph Franz Amalie_Eugenie_Elisabeth Max
114
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
misch von Stolz und Feigheit war. Stolz war er, wenn er glaubte, es ungestraft sein zu können, und oft selbst niederträchtig-herablassend, wenn er dadurch einen Vortheil glaubte erlangen zu können. Ein häßlicher, niedriger Charakter! Man muß lachen, wenn man liest, wie hochmüthig er sich bei der Zusammenkunft mit Gottfried von Bouillon geberdete, die doch nur durch seinen eigenen Betrieb zu Stande gekommen war. Er, der Kaiser, saß auf einem reichvergoldeten Throne. Als nun Gottfried und alle die Prinzen und Fürsten seines Heeres in reicher Waffenrüstung eintraten und ehrerbietig grüßten, ihm auch — so war es Sitte am griechischen Hofe — die Kniee küßten, sah Alexius sie stolz an, ohne auch nur den Kopf zu bewegen. Und doch ließ er nachher dem Gottfried ein kaiserliches Kleid anlegen und ernannte ihn feierlich zu seinem Sohne. Dafür mußte Alexius bei einer ähnlichen Gelegenheit eine rechte Demüthigung erfahren von einem französischen Ritter, Robert aus Paris. Dieser Mann wurde nebst mehrern andern auch zur Audienz gelassen, um dem Kaiser den Eid zu leisten. Alexius machte bei dem Gruße der Ritter dieselbe stolze Miene, ohne sich zu bewegen. Das ärgerte den Robert, der im Herzen den ohnmächtigen Kaiser verachtete. Nachdem er den Eid geleistet hatte, stieg er zum Staunen der Höflinge die Stufen des Thrones hinan und setzte sich keck neben den Kaiser hin, der mit griechischer Freundlichkeit — im Herzen wollte er vor Aerger vergehen — dem dreisten Burschen neben sich Platz machte. Der anwesende Bruder Gottfrieds, Balduin, machte dem Ritter wegen der begangenen Unschicklichkeit Vorstellungen; aber dieser that, als wenn er das nicht hörte, sah seinen gekrönten Nachbar verächtlich über die Schulter an und murmelte unwillig: „Potz! über den Strohjunker, der sich da allein breit hinsetzt und so viele wackere Ritter stehen läßt!" — Alexius wollte vergehen vor Wuth; aber was wollte er machen? Er mußte sich obendrein noch freundlich stellen; denn er wußte wohl, daß mit diesem ungeschlachten Ritter nicht zu spaßen war.
Alle französische und italienische Prinzen und Fürsten, die mit großen Heeresmassen ausgezogen und auf verschiedenen Wegen nach Constantinopel, welches der allgemeine Sammelplatz sein sollte, gekommen waren, setzten nun nach Klein-Asien über, und als jeder Fürst hier die Seinigen musterte, fanden sich 600,000 christliche Streiter beisammen, unter welchen allein 100,000 zu Pferde waren; dabei waren die Priester, die Greise, die Weiber und Kinder noch nicht einmal mitgezählt! Freilich ein ungeheueres Heer; aber die
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Gottfried Alexius Gottfried Alexius Robert Alexius Robert Bruder_Gottfrieds Balduin Alexius
Erster Kreuzzug.
117
nicht anders als einen gemeinen Mönch behandelte. An einem schönen heitern Abende war er mit ememntale verschwunden. Aber seine Flucht wurde gleich entdeckt; einer der ersten Ritter saß hurtig auf und holte ihn bald ein. Anfangs wollte er nicht wieder zurück; als er aber sah, daß mau Gewalt brauchen wollte, erklärte er sich bereit und wurde zurückgebracht.
In den Feldern von Antiochia fielen fast alle Tage Kämpfe vor; es war hier nicht anders wie fast 2300 Jahre früher in der Ebene vor Troja. So wie dort Griechen und Trojaner in wüthendem Hasse sich bekämpften und mordeten, fo hier Türken und Kreuzfahrer. Und die herrlichen Waffenthaten, die hier verrichtet wurden, gaben denen, die Homer besingt, in nichts nach. Es würde zu weit führen, viele davon zu erzählen; nur eine mag hier zur Probe stehen. Vor allen leuchtete Gottfried von Bouillon durch seine heldenmüthige Tapferkeit und Löwenstärke hervor. Eines Tages machten die Feinde einen wüthenden Ausfall und jagten das Heer des tapfern Bohemnnd, Fürsten von Apulien, in die Flucht. Während sie aber das Gepäck plündern, sprengt Bohe-mund ins Lager zu den andern Fürsten und ruft: „Zu den Waffen! Zu den Waffen!" Alle springen auf; Gottfried, obgleich kaum von einer Krankheit genesen, ist einer der ersten im Sattel, und alle sprengen nach dem Wahlplatze, daß die Funken stieben. Hier sah man nun den tapfern Bouillon wie einen Löwen kämpfen. Wohin sein Schwert traf, schlug er einen zu Boden. Bald war die Erde um ihn her von zersplitterten Lanzen, Helmen, Panzern und abgehauenen Köpfen und Armen bedeckt. Aber das Beste kommt noch. Ein feindlicher Officier von ungemeiner Größe und Stärke drängle sich an ihn heran, um im Kampfe mit solchem Helden großen Ruhm zu ernten. Die Schwerter blitzten und klirrten, es folgte Schlag auf Schlag. Jetzt hob der Sarazene sein Schwert zu einem entsetzlichen Hiebe; Gottfried hielt den Schild vor, aber der gewaltige Schlag spaltete diesen in zwei Theile, und eben schwang jener das Schwert aufs neue, um dem wehrlosen Ritter den Kopf zu spalten. Doch dazu ließ ihm Bouillon keine Zeit. Rasch, von der Gefahr beflügelt, hebt er sich in den Bügeln; hoch blitzt sein Schwert durch die Luft und sausend fährt es mit Riesenkraft in die linke Schulter des Sarazenen zwischen die Fugen des Panzers hinein, durchschneidet die ganze Brust und findet erst auf der rechten Seite am Gürtel einen Ausweg. Die obere Hälfte des so getheilten Türken stürzt zu Boden, die untere aber bleibt
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Extrahierte Personennamen: Andreas Christi Gottfried_von_Bouillon
standen auch Brot zu backen und aus Gerste Bier zu bereiten. Aus dem Honig der wilden Bienen stellten sie ein weinähnliches Getränk, den Met, her. Das Geschirr bestand aus Ton- und Holzgefäßen.
Kleidung. Die Germanen trugen ein hemdartiges Unterkleid aus Leinwand oder Wolle und einen ärmellosen Mantel, der aus Wollstoff oder Pelzwerk bestand und mit einer Spange (Fibel) zusammengehalten wurde. Die Lenden umgab ein breiter Wehrgurt. Die Wohlhabenden trugen lange Leinenhosen und Schuhe, die aus einem einzigen Stück Leder hergestellt und mit Riemen festgeschnürt wurden (Bundschuhe). Die Kleidung der Frauen bestand in einem langen leinenen Gewände, das die Arme freiließ und durch einen Gürtel zusammengehalten wurde. Auch trugen sie einen Mantel wie die Männer. Gegen die Kälte schützte man sich durch Tierfelle (Abb. 1).
3. Stände. Alle Familien, die miteinander blutsverwandt waren, bildeten ein Geschlecht oder eine Sippe, mehrere Sippen eine Hundertschaft. Eine solche zählte 100 bis 120 freie Männer. An ihrer Spitze stand ein Geschlechtsältester, der im Kriege der Anführer, im Frieden der Schiedsrichter war. Zu einem Stamme oder einer Völkerschaft gehörten mehrere Hundertschaften. Über alle wichtigen Stammesangelegenheiten entschied die Volksversammlung, die von den Freien gebildet wurde. Beschloß die Volksversammlung einen Krieg, so wühlte sie aus den Geschlechtsältesten einen Herzog zum Oberanführer. In späterer Zeit traten an die Spitze der Stämme oder Stammesverbünde Könige.
Außer den Freien, welche die Hauptmasse des Volkes ausmachten, gab es bei den Germanen noch Adlige und Unfreie. Die Unfreien waren entweder Freigelassene oder Knechte. Die Freigelassenen durften an der Volksversammlung nicht teilnehmen und hatten keine Rechte; sie besaßen aber ihre eigenen Wohnungen. Die Knechte oder Sklaven waren meist Kriegsgefangene oder Nachkommen von solchen.
4. Kriegswesen. Die Germanen waren ein sehr kriegerisches Volk. Die Söhne der Freien übten sich schon von Kindheit an mi Gebrauch der Waffen. Eine kurze Lanze (die Främea) und ein Schild aus Holz oder Flechtwerk bildeteu die Hauptwaffen. Außerdem wurden noch Streitaxt, Keule und ein schwertähnliches Messer, der Sax, gebraucht. Die Germanen kämpften meist zu Fuß. Zur Schlacht stellten sie sich in Form eines Keiles auf, dessen Spitze die Fürsten bildeten. Mit einem furchtbar klingenden Kriegsgeheul, das durch die vor den Mund gehaltenen Schilde noch verstärkt wurde, stürzten sie sich auf den Feind. Die Mitglieder der Sippen kämpften
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