Die Westküste Skandinaviens.
Schaumbäche herunter. Wie lange Schleier wallen sie herab und beleben das
düstere Bild.
Der Wasserspiegel des Fjords liegt in völliger Ruhe da. Fast geräuschlos-
teilt das Schiff die stillen Wellen. Wir sind aus dem Auerlands fjord in
den noch viel engeren Arm von Gudvangen gesteuert. Der heulende Ton
des Dampfschiffes, das Signal für diese Station, unterbricht plötzlich die Morgen'
stille. Wie von einer Riesenorgel hallt es wieder, zunächst von den vorderen
Bergwänden, die hinteren nehmen den Ton auf und tragen ihn fort. Weit in
der Ferne hallt es noch wieder, und das lauschende Ohr weiss nicht das völlige-
Verhallen festzustellen; denn noch immer geht ein stilles Sausen durch den Fjord.
Von der Station Gudvangen geht die Fahrt zurück in den Hauptarm des
Fjordes und dann durch diesen westwärts. Die Wasserstrasse ist jetzt breit.
Die Sonne umspielt auch den Fuss der Bergwände und malt die Wellen des
Wassers. Nicht mehr so gewaltig ragen die Bergwände empor. Aber auf eine
andere Schönheit des Fjordes wird jetzt das Auge aufmerksam. Es schaut die
Schneefelder, die überall in der Ferne von den Bergen herniederblicken.
Mehrmals zeigen sich auch grössere Gletscher, die sich durch die Thal-
furchen herabsenken. Von den entferntesten Bergen blickt der Schnee wie hinter
einem blauen Schleier hervor. Mehr und mehr nimmt zugleich der Laub-
schmuck der Bergwände zu. Zuweilen zeigt sich auf den Abhängen, meist
tief am Strande, ein Fleckchen grüner Grasfläche, und einige ärmliche Häuschen
verraten, dass der Mensch selbst diese dürftige Spende der Natur dankbar an-
nimmt. Noch an mehreren Stellen hält das Dampfschiff an, so in Lekanger
und in Balholmen. Letzteres liegt am fruchtbaren Baiestrande, wohin
der Schauplatz der Frithjofssage verlegt wird. Freundlich heben sich
die meist rot gestrichenen Häuser, besonders die zierlichen Holzhäuser der Gast-
höfe, von dem düsteren Hintergrunde ab.
Der Fjord wird immer breiter, und niedriger werden die Berge.
Der schönste Teil der Fahrt liegt hinter uns. Wir kennen die Landschaft kaum
mehr wieder, als wir nach dem Mittagessen von neuem aufs Deck steigen. Die
Scenerie ist eine ganz andere geworden. Wir befinden uns in mehr offenem
Fahrwasser. Die Berge bilden einzelne Inselgruppen. Fast vollständig
kahl starren sie uns mit ihren tiefen Furchen entgegen. Aber die schönen
Formen und Gruppierungen erfreuen das Auge. Die Totenstille der Felsen-
natur wird nur durch das Geschrei und den lauten Flügelschlag der M ö v e n,
der Wildenten und anderer Seevögel unterbrochen, die bald aufflattern, bald
von neuem niedertauchen. Selbst in dieser unwirtlichen Felsenlandschaft hat
der Mensch überall seine Hütte aufgeschlagen, wo sich nur ein grünes Fleckchen
Erde fand.
Die Weiterfahrt zurück nach Bergen geht an trostlos öden, nie-
drigen Felseninseln vorüber, die nur stellenweise mit Moos und Heidekraut
bewachsen, oft aber völlig kahl sind. Von diesem düsteren Bilde der nächsten
Umgebung schaut das Auge freudig hin zum fernen Horizont, an dem sich in
blauem Nebelduft die Umrisse schöner Berggestalten abmalen.
Die Entstehung der Fjorde1).
Von allen norwegischen Fjorden regt wohl der grossartige Sognefjord am
meisten an, über die Entstehung dieser merkwürdigen Meeresarme nachzudenken.
Man hielt die Fjorde früher für Spaltenbildungen des Gebirges). Die
senkrechte Stellung der í jordwände schien dafür zu sprechen, und eine gewisse
Übereinstimmung in der í orm derselben muss in dem Beschauer immer diesen
Gedanken wecken. Auch die geringe Abrasion (Abnagung) der Fjordwände
deutet darauf hin. Durch vergleichende Studien über das Vorkommen der
Fjordbildung auf der Erde ist man zu einer anderen Ansicht gekommen.
Man findet Fjorde nur in Gegenden hoher Breite, ferner nur an regenreichen
*) Die Fjordstudien wurden eingeleitet durch einen Aufsatz Pescheis in-
dessen Buch „Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde"-.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Kultureigentümlichkeiten und Volksleben.
51
trachten noch in manchen Alpenthälern erhalten. Das Mieder
besteht an Festtagen aus schwarzem Stoff, oft aus Sammet und
¿st dann mit silbernen Schnüren verziert. Unter ihm quillt auf
der Brust und besonders an den Ärmeln das faltige, weisse Hemd
hervor. Des Bergsteigens wegen sind die Frauenröcke eben-
falls kurz. Eine Haube, deren Gestalt je nach dem Heimatthale
sehr abweicht, vervollständigt die Kleidung. Durch ihre schöne
Trachten zeichnen sich besonders die Appenzellerinnen und
die Mädchen und Frauen des Berner Oberlandes aus. Im
Rufe grosser Schönheit stehen namentlich die Zillerthäle-
rinnen. Ein stolzer Wuchs (Walkyrengestalten) und edle Ge-
sichtszüge zeichnen sie ebenso wie die Männer aus.
Beim Wandern durch die Alpenthäler fallen uns noch manche
Kultureigentümlichkeiten auf, besonders solche, die von
dem religiösen Empfinden des Volkes erzählen. Wir kommen
an zahlreichen Kapellen vorbei, und ebenso laden Wegkreuze
und Gedenktäfelchen oftmals den Wanderer zu einem kurzen
Gebete ein. Letztere sind namentlich in Tirol sehr häufig und
werden dort Bildstöckeln oder M art ein genannt. Sie sind
Erinnerungszeichen an Menschen, die durch Lawinen, Felsblöcke,
Schneestürme, durch Abstürzen oder ein anderes Unglück ums
Leben gekommen sind. Auf den meisten ist das traurige Ereignis
durch einige Striche bildlich dargestellt, und ein gereimtes Sprüch-
lein erzählt dasselbe kurz und fordert die Vorübergehenden zu
einem Gebete auf.
Aus der Betrachtung weckt uns das Jodeln eines vom Berge
herabsteigenden Älplers. Bald in die Höhe, bald in die Tiefe
schwingen sich die Töne gleich den Sprüngen des neben uns tosen-
den und schäumenden Gletscherbaches, und bald erklingen sie hell
.aus der Kehle, bald dumpf aus der Brust. Was könnte die frohe
Lebenslust des frei sich fühlenden Bergbewohners besser ausdrücken
als dieser eigenartige, oft zu einer vollendeten Kunst ausgebildete
Naturgesang? Doch auch die heitern Tanz weisen, die uns
abends bei der Ankunft im kleinen Alpendorfe entgegenhallen, er-
zählen von ihr, sowie die kräftigen, feurigen Tanzbewegungen der
erhitzten Paare, die sich in der dumpfen niedrigen Stube bei den
Tönen der Harmonika in raschen Kreisen drehen. Ein glück-
liches Völkchen, diese Alpenbewohner, die den Ernst
des Lebens leichter abzuschütteln ver mögen als a nde re,
scheinbar besser gestellte Erdenbewohner.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
360
Die Balkanhalbinsel.
liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo
West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide
bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls
auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel
zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet
ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund-
scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf
einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der
Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein-
zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges.
Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker
zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt
sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be-
stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein
abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht,
beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die
gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch
bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli,
türkisch = Gebirge, 2730 m) auf.
Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten.
Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der
Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen
diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da-
durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen-
gebirge darstellen.
Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges.
Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be-
sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke.
Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser-
reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr
gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber
der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden,
seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor,
als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins
nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach
Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch
der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen
Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge-
nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige
und berühmte Ri lo-Monas tir.
Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht
durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen
südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie
entspringt am Witosch.
Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts
mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des
Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Die Westkarpaten und die Oberungarische Tiefebene.
61
machen ihren Irrläufen ein Ende und geben ihr für eine kurze
Strecke wieder ähnliche Uferbilder, wie oberhalb Wiens. Die Aus-
läuter der Westkarpaten zwingen den Strom, die bisherige
Ostrichtung aufzugeben und bei Wait zen in scharfem Knie
nach S umzubiegen.
Die Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest.
Von dem landschaftlichen Gepräge der Oberungarischen Tiefebene
erhalten wir ein anschauliches Bild auf der Eisenbahnfahrt von Wien nach
Budapest. Sobald der Zug bei Pressburg an den südlichen Ausläufern der
Kleinen Karpaten vorüber geeilt ist, öffnet sich uns der Blick über dies
weite, völlig ebene Niederungsland. Sein Boden hat eine schwarze
Färbung. In riesengrosse Felderabschnitte ist es gegliedert. Reihen von Aka-
zienbäumen und -sträuchern machen dem Auge die Grenzscheiden deutlich. Die
Kirchtürme von Dörfern zeigen sich selten; denn diese liegen in weiten Ab-
ständen. Häufiger zeigt sich der hohe Hebearm eines Schöpfbrunnens. Endlich
zeigen sich am östlichen Horizonte wieder die Linien eines Gebirges; wir durch-
fahren den Ostsaum der Ebene. Der Zug nähert sich der Donau. Wiesen
nehmen uns auf, die bald den Weinbergen Platz machen. Wo das Flüsschen
Gran einmündet, erreichen wir den Strom, an dessen Ufer wir nun dahinfahren.
Die hochragende, mit mächtigem Kuppelbau geschmückte Kathedrale von Gran
leitet die Schönheiten der nun beginnenden Stromstrecke ein. Waldbedeckte
oder rebenbekränzte Uferberge schaffen schöne Strombilder. Auf hohem steilen
Berge zeigt sich die Ruine der einstigen Königsburg Yisegräd (slav. = hohe
Veste). Von Waitzen an geht die Fahrt südwärts an dem Strome entlang.
Nur auf der rechten, uns gegenüberliegenden Seite wird die Donau jetzt noch
von Bergen begleitet. Das linke Ufer ist flach, und frei schweift der Blick
wieder über die weite Ebene, in der bald, überragt von der Ofener Königs-
burg, das Häusermeer der ungarischen Hauptstadt Budapest vor uns auftaucht.
1). Das Kulturbild.
Die Betrachtung des Kulturbildes offenbart uns wieder
den grossen Gegensatz zwischen dem gebirgigen Gebiete der West-
karpaten und dem Flachlande der Oberungarischen Tief-
ebene. Die in diese auslaufenden und allmählich sich verbreiten-
den Flussthäler lassen die beiden Kulturgegensätze aber in
einander verschmelzen, wenn sie auch gleichzeitig selbst ihre Eigen-
tümlichkeiten ausgebildet haben.
Das Gebirgsland hat ein rauhes Klima. Dem Einflüsse
des Meeres mehr entrückt als die Alpen, ist es in gleicher Höhen-
lage kälter. Die Wärme nimmt mit je 100 m Höhe etwas mehr
als '/2° C. ab. Infolgedessen wird die mittlere Jahrestemperatur
von 0° C. nicht bei 2000 m Höhe, wie in den Alpen, sondern
schon bei 1700 m erreicht. Jedoch steigen nur die beiden Tatra
so hoch empor. Auch sind infolge der entfernteren Meereslage
die Gegensätze zwischen Kälte und Wärme schroffer und von
schädlicherer Wirkung.
Während im Jahre 1863 auf der westlichen Hohen Tatra im August
eine Hitze von 34,2 0 C. beobachtet wurde, erfroren 1867 in demselben Monate
auf den Bergweiden Schafe und das junge Vieh.
H fcs..,
Lehrerfo rib ¡i dungs wefu
Außenstelle Kcisà®!
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: 0°_C. August C.
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wien Budapest Wien Budapest Pressburg Donau Donau Budapest
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
208
53. Der Eaucher.
3. Und die Ritter, die Knappen um ihn her
vernehmen's und schweigen still,
sehen hinab in das wilde Meer,
und keiner den Becher gewinnen will.
Und der König zum dritten Mal wieder sraget:
„Ist keiner, der sich hinunter waget?"
4. Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor;
und ein Edelknecht, sanft und keck,
tritt aus der Knappen zagendem Chor,
und den Gürtel wirft er, den Mantel >veg,
und alle die Männer umher und die Frauen
auf den herrlichen Jüngling verwundert
schauen.
5. Und wie er tritt an des Felsen Hang
und blickt in den Schlund hinab,
die Wasser, die sie hinunter schlang,
die Charybde setzt brüllend wiedergab,
und wie mit des fernen Donners Getose
entstürzen sie schäuniend dem finstern Schoße.
6. Und es wallet und siedet und brauset
und zischt,
wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
und Flut auf Flut sich ohn' Ende drängt,
und will sich nimmer erschöpfen und leeren,
als wollte das Meer noch ein Meer gebären.
7. Doch endlich, da legt sich die wilde
Gewalt,
und schwarz aus dem weißen Schaum
klafft hinunter ein gähnender Spalt,
grundlos, als ging's in den Höllenraum,
und reißend sieht man die brandenden Wogen
hinab in den strudelnden Trichter gezogen.
8. Jetzt schnell, eh' die Brandung wieder-
kehrt,
der Jüngling sich Gott befiehlt,
und —- ein Schrei des Entsetzens wird rings
gehört,
und schon hat ihn der Wirbel hinweggespült,
und geheimnisvoll über dem kühnen
Schwimmer
schließt sich der Rachen, er zeigt sich nimmer.
9. Und stille wird's über dem Wasserschlund,
in der Tiefe nur brauset es hohl,
und bebend hört man von Mund zu Mund:
„Hochherziger Jüngling, fahre wohl!"
und hohler und hohler hört man's heulen,
und es harrt noch mit bangem, mit schreck-
lichem Weilen.
10. Und würfst du die Krone selber hinein
und sprächst: „Wer mir bringet die Krön',
er soll sie tragen und König sein!"
mich gelüstete nicht nach dem teuren Lohn;
was die heulende Tiefe da unten verhehle,
das erzählt keine lebende, glückliche Seele.
11. Wohl manches Fahrzeug, vom Strudel
gefaßt,
schoß jäh in die Tiefe hinab:
doch zerschmettert nur rangen sich Kiel und
Mast
hervor aus dem alles verschlingenden Grab —
und heller und heller wie Sturmessausen
hört man's näher und immer näher brausen.
12. Und es wallet und siedet und brauset
und zischt,
wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt.
Bis zum Himinel spritzet der dampfende Gischt,
und Well' auf Well' sich ohn' Ende drängt,
und wie mit des fernen Donners Getose
entstürzt es briillend dem finstern Schoße.
13. Und sieh! aus dem finster flutenden
Schoß,
da hebet sich's schwanenweiß,
und ein Arm und ein glänzender Nacken
wird bloß,
und es rudert mit Kraft und mit emsigem Fleiß,
und er ist's, und hoch in seiner Linken
schwingt er den Becher mit freudigem Winken.
14. Und atmete lang und atmete tief
und begrüßte das himmlische Licht.
Mit Frohlocken es einer den: andern rief:
„Er lebt! Er ist da! Es behielt ihn nicht!
Aus dem Grab, aus der strudelnden
Wasserhöhle
hat der Brave gerettet die lebende Seele."
15. Und er kommt: es umringt ihn die
jubelnde Schar,
zu des Königs Füßen er sinkt,
den Becher reicht er ihm knieend dar,
und der König der lieblichen Tochter winkt,
die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zunl
Rande,
und der Jüngling sich also zum König wandte:
16. „Lang lebe der König! Es freue sich,
wer da atmet im rosigen Licht!
Da unten aber ist's fürchterlich,
und der Mensch versuche die Götter nicht,
und begehre nimmer und nimmer zu schauen,
was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen.
17. Es riß mich hinunter blitzesschnell,
da stürzt mir aus felsigem Schacht
wildflutend entgegen ein reißender Quell;
mich packte des Doppelstroms wütende Macht.
Und wie einen Kreisel mit schwindelndem
Drehen
trieb's mich um, ich konnte nicht widerstehen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
360
70. Die Tiroler.
das Dorf und den See hinauf alles, was er auf seinem Wege traf, mit sich
weggerissen. Das helle Blau des Lauerzer Sees verwandelte sich plötzlich in
eine widrige Lehmfarbe, seine sanften Wellen in tobende Meereswogen, welche
mit reißender Gewalt gegen das Dorf Sewen hinaus sich wälzten, hier Hauser
aus ihrem Grunde hoben und dort weit von ihrer Stelle versetzten. Auf dem See
selbst trieben Balken, Gerätschaften, Heuschober, Obstbäume und Trümmer von
Gebäuden in wilder Unordnung umher. In Lauerz stellte sich nach dieser grauen-
vollen Verwüstung die herrlichste und die ödeste Natur in einem herzerschüttern-
den Gegensatze dar; denn der Erdstrom war zwar bis tief in das Dorf und
auf die Höhe der Kirche vorgedrungen, hatte aber hier plötzlich seine Kraft
verloren, und durch dies glückliche „Bis hierher und nicht weiter!" wurden die
äußersten Häuser des Dorfes, wie durch ein Wunder der göttlichen Allmacht,
vor dem Untergänge bewahrt. Noch stehen diese Wohnungen unberührt und
unbeschädigt nach wie vor zwischen schattenreichen Fruchtbäumen nebeneinander
und erinnern au das alte anmutige Lauerz. Aber so wie mau sich wendet,
und kaum drei Schritte von dieser belebten Stelle, eröffnet sich der Schauplatz
jener grauenvollen Verheerung. Mitten unter den Ruinen und wie in einer
furchtbaren Wüste stehend zeigt sich der Kirchturm, losgerissen von der eingestürz-
ten, nicht mehr sichtbaren Kirche. Ein tiefes Schweigen ruht aus dieser trau-
rigen Einöde. Um das Dach des zusammengestürzten Beinhauses und unter
den Trümmern des Kirchengerätes und der Heiligenbilder liegen die Totengebeine
umher. Die herausgeschleuderten Glocken stehen auf der Erde, und der Zeiger
der Turmuhr weist unbeweglich auf fünf hin." Tschudt.
Das Wort „Gletscher" hängt nicht unmittelbar mit unserm „glatt" zusammen, son-
dern stammt (vermittelt durch das französische glacier) aus dem lateinischen glacies, Eis-
masse. — Die richtige Form „Lawine" kommt vom mittelalterlich- lateinischen lavina, das
wie man meint, herzuleiten ist von dem lateinischen Verbum labi, d. h. gleiten, rutschen.
70. Die Tiroler.
Tiroler sind ein treuherziger, offener, frommer, vaterlandsliebender,
tüchtiger, geschickter und heiterer Menschenschlag. Von Figur sind sie hoch,
breitschultrig, kräftig. Die schönsten Tiroler sind die Zillerthaler, die stärksten
die Passeier. Alle lieben Musik und Dichtkunst, sind freiheitsstolz und Freunde
des Weidwerks. Die Fröhlichkeit ihres Temperamentes giebt sich überall
kund; von allen Bergen, hinter jedenl Pfluge, hinter jedem Fenster hört man
es jodeln und pfeifen. Ihre Beschäftigungen sind Seidenzucht, Seidenweberei,
Mais- oder Reisbau, Alpenwirtschaft, Weinbau im Süden, Getreidebau im
Unter-Jnnthale; andere treiben Baumwollen- und Teppichweberei, andere
reisen mit Handschuhen, Messern, Hosenträgern u. s. w. in der Welt umher;
in einem Waldthale beschäftigt man sich mit der Zucht von Kanarienvögeln.
In seinen Belustigungen ist der Tiroler ein derber Bursche. Kegel
schiebt er nur mit gewaltigen Kugeln, die er mit Leichtigkeit handhabt; dabei
ist er Meister im Hosenrecken und Hackeln, wobei einer den andern am Mittel-
singer faßt und an sich zu ziehen sucht, so wie im Scheibenschießen. Im
Unter-Jnnthale und im Zillerthale sind die Nobler oder Raufer zu Hause.
Mit einem gellenden Schrei, den er ins Gebirge sendet, fordert der Nobler
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
154. Die Eiche,
93
153 Aus Schillers Glocke.
Wohlthätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
und was er bildet, was er schafft,
das dankt er dieser Himmelskraft;
doch furchtbar wird die Himmelskraft,
wenn sie der Fessel sich entrafft,
einhertritt auf der eignen Spur,
die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen,
wachsend ohne Widerstand,
durch die yolkhelehten Gassen
wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente hassen
das Gebild’ der Menschenhand.
Aus der Wolke
quillt der Segen,
strömt der Regen;
aus der Wolke, ohne Wahl,
zuckt der Strahl.
Hört ihr’s wimmern hoch vom Turm?
Das ist Sturm!
Rot, wie Blut,
ist der Himmel,
das ist nicht des Tages Glut!
Welch Getümmel
Strassen auf;
Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
durch der Strasse lange Zeile
wächst es fort mit Windeseile.
Kochend wie aus Ofens Rachen,
glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern
unter Trümmern.
Alles rennet, rettet, flüchtet,
taghell ist die Nacht gelichtet.
Durch der Hände lange Kette
um die Wette
fliegt der Eimer, hoch im Bogen
spritzen Quellen Wasserwegen.
Heulend kommt der Sturm geflogen,
der die Flamme brausend sucht.
Prasselnd in die dürre Frucht
fällt sie, in des Speichers Räume,
in der Sparren dürre Bäume,
und als wollte sie im Wehen
mit sich fort der Erde Wucht
reifsen in gewalt’ger Flucht,
wächst sie in des Himmels Höhen
riesengross;
hoffnungslos
weicht der Mensch der Götterstärke,
rnüfsig sieht er seine Werke
und bewundernd untergehn.
Leergebrannt
ist die Stätte,
wilder Stürme rauhes Bette.
In den öden Fensterhöhlen
wohnt das Grauen,
und des Himmels Wolken schauen
hoch hinein.
Einen Blick
nach dem Grabe
seiner Habe
sendet noch der Mensch zurück —
greift fröhlich dann zum Wanderstabe.
Was Feuers Wut ihm auch gerauht,
ein süsser Trost ist ihm geblieben:
er zählt die Häupter seiner Lieben,
und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.
Die Eiche.
154.
'Yvvc man den Löwen wegen seiner stolzen Kraft mit Recht den König der
Tiere genannt Hat, so ist die Eiche die Königin unter den deutschen Wald-
bäumen. In ihr vereinigt sich Schönheit mit Starke und Dauerhaftigkeit; die
in ihr lebende Kraft entwickelt sich zwar langsam, aber eine um so stolzere
Erscheinung ist der ausgewachsene Baum. Man findet Eichen von 13 in im
Umfange und 3 < m Höhe. Einen Eichstamm von 10 Jahren kann noch ein
Knabe mit seiner Hand umspannen; erst nach 200 Jahren ist der mächtige
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
40
92. Der Winter.
dieses Notzeichen auf das Dach ihres Schneehausleins oben auf. Nun kommt
die Nacht, und das Schneegestöber wird immer ärger. Der Eingang zur Hohle,
in welcher die Kinder sind, ist zugeschneit, und sie hören durch den Schnee
hindurch den Uhu schreien und den Sturm heulen. O, wie ist den armen
Kindern da angst und bange! Aber der liebe Gott wacht ja über ihnen, und
sie schlafen endlich betend ein. — Aber als am andern Morgen die Kinder
nicht heimkommen, da wird den Eltern angst. Sie schicken einen Boten zur
Pate, und wie dieser wiederkommt, geht alles, was lausen kann, mit Schau-
feln in den Wald, um die Kinder zu suchen. Da sieht man denn das rote
Fähnlein noch ein wenig aus dem Schnee hervorschauen, und die Leute kennen
das Tüchlein und denken gleich: da müssen auch die Mädchen sein. In der
dunkeln Schneekammer drinnen hören die Kinder das Rufen und antworten
daraus; aber heraus können sie nicht. Die Männer schaufeln jetzt den Schnee
iveg; denn es ist alles zugeweht und zugeschneit, und gut war's nur, daß die
Tannenbäumchen das schwere Dach von Schnee tragen mochten; die Kinder
wären sonst erstickt. O wie freute sich alles, da die Kinder gerettet waren,
und wie dankte jeder dem lieben Gott, der so väterlich die Kinder beschützte!
Staub.
92. I)ei- Winter
1. Der "Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und ans die Dauer;
sein Fleisch, fühlt sich wie Eisen an;
er scheut nicht süss noch sauer.
5. Doch wenn die Füchse hellen sehr,
wenn’s Holz im Ofen knittert
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;
2. War je ein Mann gesund wie er?
er krankt und kränkelt nimmer;
er trotzt der Kälte gleich dem Bär
und schläft im kalten Zimmer.
6. wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich’ und Seeen krachen:
das klingt ihm gut, das hasst er nicht,
dann will er tot sich lachen.
3. Er zieht sein Hemd im Freien an
und lässt’s vorher nicht wärmen;
er spottet über Fluss im Zahn
und Grimmen in Gedärmen.
7. Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.
4. Aus Blumen und aus Yogelsang
weiss er sich nichts zu machen,
hasst warmen Trank und Liederklang
und alle warmen Sachen.
8. Da ist er denn bald dort, bald hier,
gut Eegiment zu führen;
und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren.
Claudius.
93. Das Büblein
auf dem Eise.
1. (Befroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
und spricht zu sich ganz leis’:
„Ich will es einmal wagen;
das Eis muß doch nun tragen!"
Wer weiß?
2. Das Büblein stampft und hacket
mit seinen Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
und krach! schon bricht’s hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt
als wie ein Krebs und zappelt
mit Arm und Bein.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
198
41. K ans (Euler.
27. Und sehte Blicke leuchten,
als wären sie verklärt!
er hat in ihrem Klange
wohl mehr als Klang gehört.
28. Hat auch geneigt den Nacken
zum Streich voll Zuversicht;
und was der Tod versprochen,
das bricht das Leben nicht.
29. Das ist der Glocken Krone,
die er gegossen hat,
die Magdalenenglocke
zu Breslau in der Stadt.
30. Die ward zur Sünderglocke
seit jenem Tag geweiht:
weiß nicht, ob's anders worden
in dieser neuen Zeit. W. Müller.
41. Hans Euler.
1. „^orch, Marthe, draußen pocht es!
Geh', laß den Mann herein.
Es wird ein armer Pilger,
der sich verirrte, sein. —
Grüß' Gott, du schmucker Krieger!
Nnnm Platz an unserm Tisch,
das Brot ist weiß und locker,
der Trank ist hell und frisch."
2. „Es ist nicht Trank, nicht Speise,
wonach es not mir thut;
doch, so Ihr seid Hans Euler,
so will ich Euer Blut!
Wißt Ihr, vor Monden hab' ich
Euch noch als Feind bedroht;
dort hatt' ich einen Bruder,
den Bruder schlugt Ihr tot.
3. Und als er rang am Boden,
da schwor ich es ihm gleich,
daß ich ihn rächen wollte,
früh oder spät, an Euch!"
„Und hab' ich ihn erschlagen,
so war's im rechten Streit,
und kommt Ihr ihn zu rächen:
— wohlan, ich bin bereit!
4. Doch nicht im Hause kämpf' ich,
nicht zwischen Thür und Wand:
im Angesichte dessen,
wofür ich stritt und stand!
Den Säbel, Marthe, weißt du,
womit ich ihn erschlug;
und sollt' ich nimmer kommen:
— Tyrol ist groß genug!"
5. Sie gehen miteinander
den nahen Fels hinan,
sein gülden Thor hat eben
der Morgen aufgethan; —
der Hans voran, der Fremde
recht rüstig hinterdrein,
und höher stets mit beiden
der liebe Sonnenschein.
6. Nun stehn sie an der Spitze —
da liegt die Alpenwelt,
die wunderbare, große,
vor ihnen aufgehellt.
Gesunkne Nebel zeigeu
der Thäler reiche Lust,
mit Hütten in den Armen,
mit Herden an der Brust.
7. Dazwischen Riesenbäche,
darunter Kluft an Kluft,
daneben Wälderkronen,
darüber freie Luft,
und, sichtbar nicht, doch fühlbar,
von Gottes Ruh' umkreist,
in Hütten und in Herzen
der alten Treue Geist.
8. Das sehn die beiden droben, —
dem Fremden sinkt die Hand;
Hans aber zeigt hinunter
aufs liebe Vaterland:
„Für das hab' ich gefochten,
dein Bruder hat's bedroht;
für das hab' ich gestritten,
für das schlug ich ihn tot!"
9. Der Fremde sieht hinunter,
sieht Hansen ins Gesicht,
er will den Arm erheben,
den Arm erhebt er nicht:
„Und hast du ihn erschlagen,
so war's im rechten Streit:
und willst du mir verzeihen,
komm', Hans, ich bin bereit!" Seidl.
42. Das Hufeisen.
Als noch, verkannt und sehr gering,
unser Herr auf der Erde ging,
und viele Jünger sich zu ihm fanden,
die sehr selten sein Wort verstanden,
liebt' er sich gar über die Maßen
seinen Hof zu halten auf der Straßen,
weil unter des Hinunels Angesicht
man immer besser und freier spricht.
Er ließ sie da die höchsten Lehren
aus seinem heiligen Munde hören;
besonders durch Gleichnis und Exempel
macht' er einen jeden Markt zum Tempel.
So schlendert' er in Geistesruh'
mit ihnen einst einen: Städtchen zu:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: W._Müller Hans_Euler Marthe Hans_Euler Marthe Gottes_Ruh' Hans Hansen Hans Seidl
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
148
216. Der hörnene Siegfried.
erzählte ihr alles und dass er gekommen wäre, sie zu befreien. Indessen
trat der Riese heran und sagte: „Hier in der Erde liegt ein Schwert,
mit welchem allein es möglich ist, den Drachen zu bezwingen.“ Das
war freilich Wahrheit, aber die Absicht, die der Riese bei diesen Wor-
ten hatte, war eine schlimme. Denn als Siegfried sich bückte, um das
Schwert in der Erde zu suchen, sprang jener herzu und versetzte ihm
einen fürchterlichen Schlag in den Rücken. Zornig wandte sich der
Held um, und nun begann ein Ringen der beiden, dass der Fels erbebte.
Siegfried riss dabei dem Riesen die alten Wunden mit Gewalt wieder
auf, so dass ihm das Blut in Strömen herunterlief; endlich bat der
Unhold wieder um Gnade, aber Siegfried rief: „Das kann nicht sein.
Ich bedarf deiner nicht mehr, und nun soll dir deine Untreue vergolten
werden.“ Mit diesen Worten gab er dem Riesen einen Stofs, dass
er vom Rande des Felsens hinabtaumelte und in der Tiefe zerschmet-
tert ward.
5. Wie Siegfried mit dem Drachen kämpfte,
Ivriemhild hatte bei diesem schrecklichen Kampfe die Hände gerun-
gen und zu Gott um Hilfe gerufen; auch jetzt noch zitterte und weinte
sie, aber Siegfried trat zu ihr und sprach: „Nun sei getrost, hold-
selige Jungfrau; noch bin ich unbezwungen, und mit Gottes Hilfe werde
ich auch wohl dich befreien.“ Aber Kriemhild sagte: „Ich fürchte,
dass noch schwerere Kämpfe dir kommen, als bisher.“ „Ja“, erwiderte
Siegfried, „schlimm wär’ es, wenn ich jetzt sogleich mit dem Drachen
streiten sollte, denn es ist heute der vierte Tag, dass ich nicht gegessen
und getrunken, noch auch geschlafen habe.“ Das hörte der Zwerg
Engel und sogleich liess er durch eine Schar seines Volkes köstliche
Speisen und Getränke auftragen.
Aber kaum hatte Siegfried zu essen angefangen, da erhub sich
ein Getöse, als stürzten die Berge zusammen. Ängstlich fuhren die
Zwerge aus einander, sich zu verstecken, und Kriemhild sprach: „Jetzt,
edler Held, wird es unser Ende sein. Nun naht der Drache heran,
von seinem Schnauben kommt das Getöse.“ Aber Siegfried blieb
getrost und ermutigte auch die Jungfrau. Da sah man einen hellen
Feuerschein, der kam aus dem Rachen des noch meilenweit entfernten
Ungeheuers. Ängstlich zog Kriemhild den Jüngling in eine Höhle
herein, um hier das Weitere zu erwarten. Da erschien der Drache;
wie er an den Felsen heranflog, bebte die ganze Erde ringsumher.
Sofort trat Siegfried aus der Höhle, mit der Rechten das Schwert
führend, das ihm der Riese gezeigt hatte. Fürchterliche Schläge ver-
setzte er dem Drachen, aber dieser riss ihm mit seinen Krallen den
Schild weg, und so fühlte er immer schrecklicher die Glut, die aus
dem Rachen des Ungetüms hervorgehaucht ward; sie erhitzte den Felsen
so, als wär’ er glühendes Eisen. Unerträglich ward endlich die Qual,
immer gieriger züngelten rote und blaue Flammen ihm entgegen. End-
lich musste er fliehen, doch vergass er nicht Kriemhildens; schnell zog
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]