§ 68. Die Inseln. — § 69. Wirkungen der Gewässer auf der Erde. 149
Nach der Form unterscheidet man Massen- und Kettengebirge.
Kamm oder Grat ist die über dem Rücken der Gebirge fortlaufende
Linie. Einschnitte der Kammlinie ergeben Einsattelungen, Pässe,
Erhebungen der Kammlinie führen zu Gipfeln.
§ 68.
Die Inseln.
Wir unterscheiden kontinentale und ozeanische Inseln.
Kontinentale Inseln gehören sowohl nach ihrer geologischen
Formation als auch nach dem auf ihnen vorhandenen Tier- und Pflanzen-
leben zum benachbarten Festlande, oder sind wohl gar in älterer Zeit
von diesem losgerissene Stücke (friesische Inseln, England, Tasmanien).
Die ozeanischen Inseln können einen dreifachen Ursprung haben,
a) Sie sind letzte Überreste versunkener Kontinente Madagaskar), b) sie
sind durch vulkanische Tätigkeit über den Meeresspiegel emporgehoben,
c) sie sind durch die Tätigkeit der Korallentiere entstanden und umsäumen
dann entweder riffartig andere Küsten oder bilden ringförmige Inseln
(Koralleninseln, Atolle). Da die Koralle nur in bestimmter Meerestiefe
zu leben vermag, und die Korallenbauten oft in gewaltige Tiefen reichen,
so finden sich diese Bauten nur in Gebieten säkularer Senkung (f. §67).
§ 69.
Wirkungen der Gewässer auf der Erde.
Von der ungeheuren Fläche der Ozeane erheben sich ununterbrochen
Wasserdämpfe, die als Wolken über die Kontinente dahinziehen und hier
als Regen, Schnee, Hagel, Tau, Reif, Nebel niederschlagen.
Ein Drittel dieser Niederschläge verdunstet wieder, ein Drittel
fließt an der Oberfläche ab, ein Drittel saugt die Erde auf. Die Aus-
trittsstellen dieser Wassermassen aus der Erde sind die Quellen.
Das die Erde in lausenden von Adern durchdringende Wasser
löst mancherlei Bestandteile in sich auf, besonders kohlensauren Kalk,
Kieselsäure und Salze. Häufig kommt es aus so großer Tiefe, daß
es eine Temperaturerhöhung erfahren hat. So entstehen unsere
Mineral- (besonders Sol-)quellen und unsere warmen und
heißen Quellen.
Wie schon hieraus ersichtlich, übt das Wasser eine zersetzende
Tätigkeit aus, nicht nur in der Erde, sondern auch auf derselben. Die
härtesten Gesteine werden unter dem teils mechanischen, teils chemischen
(Sauerstoff) Einfluß von Luft und Wasser zerstört, sie verwittern.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Ortsnamen: England Tasmanien Madagaskar
Die schwäbisch-bayerische Hochebene.
107
reiches Gebirge, das nach Süden an Höhe und Breite bedeu-
tend wächst und dort eine gewaltige Erhebungsmasse dar-
stellt. Seine Bildung erfolgte noch vor der Zeit, in der das
Alpengebirge emporgehoben wurde. Wie dieses baut es sich aus
krystallinischem Gestein auf, aus Granit, Gneis und
Glimmerschiefer.
In der Längsrichtung des Gebirges lassen sich zwei von ein-
ander sehr verschiedene Abschnitte erkennen, welchen im
Südwesten ein Parallelzug, der bayerische Wald, vorgelagert
ist. Der nö rdlichs te Abschnitt, von den Bewohnern der Ober-
pfälzer Wald genannt, zeigt die geringste Breite und erreicht
eine Flöhe von 700 m. Die südlicher gelegene Hauptmasse
des Gebirges ist der eigentliche Böhmer Wald. Dort
steigen die Berge, z. B. der Ar der (1455 m) und der Rache¡l
(1448 m) bis zur Höhe von fast 1500 m empor, dort ist das Ge-
biet des ewigen Ürwaldes, der Seen und Torfmoore, dort
offenbart das Gebirge seine ganze Wildheit, aber auch seine
ganze Schönheit. Die beiden Teile sind durch eine tiefe E in-
senk un g, welche die bequemste Uebergangsstelle über das Ge-
birge bildet, scharf von einander getrennt. Nach Südosten,
auf die Donau zu, verflacht sich der Gebirgszug mehr und
mehr.
Die bedeutenden Regenmassen, welche jährlich über dem Böhmer-
walde, vor dem sich die von Westen kommenden Wolken stauen, niedergehen,
haben dort den Pflanzenwuchs zur üppigsten Entfaltung gebracht,
umso mehr, als die Verwi'tterungserde des Granites und des Gneises frucht-
bar ist. Da infolge der geringen Tiefe der Thäler das Vordringen des
Menschen erschwert ist, konnten die Wälder ihren ursprünglichen Zustand
vieltach noch ganz unverändert erhalten. Vielhundertjährige Raumriesen, be-
sonders Weisstannen von l1/« — 2 m Durchmesser und 50 m Höhe, recken sich
mit ihren hohen Häuptern empor. Doch mitten unter dieser Fülle des Natur-
lebens sind auch die Spuren seiner Vernichtung ausgebreitet. Mächtige, ihrer
Aeste beraubte Stämme liegen, als riesige Baumleichen hingebettet, auf dem
feuchten Waldesboden, und aus ihrem Moder sprossen wieder junge Bäume stark
und kräftig hervor. Das Werden und Vergehen der Natur, das Vergehen zu
neuem Werden, wo könnten wir diesen ewig gleichen Kreislau falles Lebens
deutlicher sehen als hier im dunkeln, feuchten Urwald!
Von dem Wasserreichtum des Böhmer Waldes geben auch seine
Seen und Torfmoore Zeugnis. Beide Bildungen, die zugleich in der
Härte des Gesteins, das kein Wasser eindringen lässt, ihre Ursache haben,
sind eine weitere Merkwürdigkeit des Gebirges. Die S e e n liegen in b ed e u t. en-
de r Höhe und besitzen bei zwar geringemumfange eine beträchtliche
Tiefe. Sie erstrahlen nicht wie die Alpenseen in klarer, grüner Farbe, sondern
das Wasser, das ihnen zufliesst, ist von den modernden Pflanzenstoffen, die über-
all den Erdboden bedecken, schwarz gefärbt. So verraten die Seen des Böhmer
waldes einige Verwandschaft mit den Torfmooren, im Volksmunde „Moos"
genannt, die grosse Strecken des Gebirges bedecken, und denen ja auch vom
Pflanzenmoder schwarz gefärbtes Wasser entfliesst.
•
Die innere Hochebene.
Zwischen den genannten Gebirgen dehnt sich eine weite
Ebene aus, welche nur in einigen Teilen noch von niedrigen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
230
Die deutschen Landschaften.
1. Die Vorführung und Schilderung der
natürlichen Landschaft.
a. Die Auffassung der einzelnen Gegenstände.
aa. Die Bodenerhebungen.
Im S ii d e n der Landschaft wird die Wasserscheide
zwischen dem Stromgebiete des Rheines und dem der Weser
durch die Erhebungen der Rhön und des Vogels berges
gebildet.
Die Rhön (s. S. 139).
Der Yogelsberg.
Der Vogelsberg ist, wie sein Name schon andeutet, kein
Gebirge, sondern ein einziger Berg, der allerdings einen be-
deutenden Umfang hat. Aus fast ebener Gegend ragt seine g e-
w al ti ge Bas al t m a ss e, eine der grössten, die es auf Erden giebt,
hervor. Aus der Entstehungsweise des Vogelsberges, der als feurig-
flüssige Masse aus dem Schosse der Erde gequollen ist, erklärt sich
seine geringe Gliederung. Eine einförmigegebirgsebene
bildet die über 600 m hoch gelegene Oberfläche, die etwa 15 km
lang und halb so breit ist und den Namen Oberwald führt.
Nur um die mittlere Fläche (genannt die Breungeshainer Heide)
auf der sich infolge des langsamen Abflusses des Wassers ein T orf-
moor gebildet hat, sind die Berggipfel gruppiert. Unter
diesen ragt als höchster Punkt der Taufstein hervor.
(793 m).
Auf dem Gipfel liegt ein grosser ausgehöhlter Stein, von dem die Sage
geht, dass ihn der hl. Bonifacius als Taufbecken benutzt habe. Für den
Anblick der einförmigen Oberfläche des Vogelsberges wird dei' Wanderer reich-
lich entschädigt durch die herrlichen Fernsichten, die der Vogelsberg
nach allen Seiten bietet. Man schaut die dunkeln Höhen der Rhön, des Taunus,
des Spessart und des Odenwaldes und blickt hinab in die in der Ferne gelegenen
Städte Giessen, Frankfurt a. M. und Fulda.
Der Vogelsberg strahlt nach allen Seiten fast gleichmässig aus. Durch
die Schluchten seiner Abhänge rinnen zahlreiche Bergbäche, von welchen
manche, wie die Wetter und die Sidda, durch liehlichethäler fliessen.
Die starke Bewässerung des Vogelsberges erklärt sich aus seinem Reich-
tum an Quellen. Aus diesen wird auch die Wasserleitung der grossen Stadt
Frankfurt a. M. gespeist. Das Wasser von 140 Quellen wird hierzu gesammelt
und fortgeleitet.
Die Oberfläche des Vogelsberges ist zur einen Hälfte mit schönen
Buchenwaldungen bedeckt, zur andern Hälfte besteht sie aus grasreichen
Wiesen und Feldern.
Das hessische Bergland.
Nördlich von der Rhön und dem Vogelsberge liegt zwi-
schen W erra und Fulda, sowie westlich von letzterm Flusse
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Die Schwnizer Hochebene.
75
den Jurastrassen zeichnet sich besonders die, welche von Biehl nach
Basel führt, durch Naturschönheiten aus; sie wurde schon in der Römerzeit
erbaut.
Der Jura setzt sich auf der anderen Seite des Rheines als Deutscher
Jura noch bis zum Fichtelgebirge fort. Bis zu dieser fortlaufenden, langen Ge-
birgskette reicht im Nordwesten das nördliche Vorland der Alpen,
während im Nordosten die krystallinische Gesteinsmasse des böhmisch-
bayerischen Waldgebirges einen natürlichen Abschluss bildet.
Die ganze, von den obengenannten Gebirgen umschlossene Fläche ist von den
Gesteinstrümmern der Alpen bedeckt, von Schlamm, Gerolle
und erratischen oder Findlings-Blöcken , aus deren mineralischer Zusammen-
setzung sich sogar der genaue Ort ihrer Herkunft bestimmen lässt.
b b. Die Gewässer.
Die Gletscher
{aus alt-frz. glacier = gleiten wie Eis v. lat. g la c i e s - Eis).
Ewiger Schnee bedeckt die obern Gehänge der Alpen. Durch-
schnittlich liegt die Schneegrenze in einer Höhe von 2600 m;
jedoch wechselt sie sehr je nach der Lage eines Gebirgsteils, und
je nachdem sich andere Witterungseinflüsse geltend machen, und
oft sinkt sie viel tiefer hinab. Ueber diese Grenze hinaus ver-
wandeln sich alle Niederschläge in Schnee. Da diese infolge der
Nähe des atlantischen Oceans sehr zahlreich sind (jährliche Regen-
menge über 100 cm), müssten sich im Laufe der Zeit die Schnee-
massen auf den Alpen zu gewaltiger Höhe ansammeln, alle
Schluchten und Thäler füllen und zu einem noch viel riesenhaftem
Schneegebirge anwachsen, wtenn nicht anderseits wieder ein Ab-
gang derselben stattfände. Natürliche Ursachen bewirken
einen solchen Abgang. Die Schneemassen drängen infolge
ihrer Lage auf einer mehr oder weniger schiefen Ebene mit gewal-
tigem Drucke nach unten und müssen also in eine Abwärts-
bewegung geraten, dies umso leichter, als durch die Eigenwärme
des Gesteins die unterste Schneelage stets in einem schmelzenden
Zustande erhalten wird. So entsteht ein langsam nach der
Tiefe vorrückender Schnee- und Eisstrom, den wir
Gletscher nennen. — Bei Tauwetter treten an steilen Stellen
oft plötzliche Abstürze der Schneemassen ein, sog. Lawinenstürze,
die unter donnerartigem Getöse alles, was sich auf ihrer Bahn be-
findet, Wohnungen, Bäume, ja ganze Waldstrecken niederreisen.
Gletscher bilden sich meistens zwischen zwei Bergen oder
zwischen zwei Gebirgskämmen. Während sich ihr oberes Ende
nach der Höhe hin verzweigt, drängen sie sich nach unten in die
Einsenkungen, denen sie auf ihrer langsamen Thalfahrt folgen, zu
einem geschlossenen Strome zusammen. Die untere Grenze
der Gletscher liegt in verschiedener Höhe (zwischen 2260—960 m) ;
manche gehen sogar tiefer als 1000 m herab. Auch die Schnel-
ligkeit ihrer Abwärtsbewegung ist verschieden; sie richtet
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
2 64 Die Skandinavische Halbinsel und die Dänischen Inseln.
Thale einen kurzen Aufstieg zu der hohen Platte des Gebirgs-
rückens zu machen. Sobald wir die Höhe erreicht haben, befinden wir
uns auf der öden Fläche des vom Baum wuchs entblössten norwegi-
schen Fj elds. Ins Endlose verliert sich hier der Blick, wenn wir einen
etwas erhabenen Standpunkt wählen. Das Land ist von schwach
gewölbten Felsrücken durchzogen oder mit gerundeten Fels-
buckeln besetzt, und hier und da, wo sich eine Thalfurche befindet,
bricht es mit einem trotzigen Felsabsturz jäh ab. Nach Über-
schreiten der fürs Auge kaum oder gar nicht erkennbaren
Wasserscheide nimmt uns nach O ein längeres, aber ebenfalls
tief eingeschnittenes Thal auf, dessen Fluss die verschiedenen
Stufen des Laufes durch Seen und Wasserstürze kennzeichnet.
Der höchste Teil des Gebirgsrückens, wo sich die Gewässer
nach W und nach 0 scheiden, ist also überall der Westküste
nahe gerückt, verläuft aber nicht immer in gleicher Entfernung
von ihr. Meist beträgt diese 75—100 km, während der Abstand
von der letzten deutlich ausgeprägten Abdachungsstufe im 0 ge-
wöhnlich das Doppelte beträgt. Im S sind diese Entfernungen am
grössten, weil dort der Gebirgsrücken am breitesten ist. Für das
langsame, stufenmässige Ansteigen des Landes von 0 nach W und
das plötzliche Abbrechen zum Meere hin hat F or s e 11 einen sehr
zutreffenden Vergleich gebraucht. Er vergleicht es mit einer rie-
sigen, von 0 nach W sich aufbäumenden und vor ihrem Abbrechen
plötzlich erstarrenden Sturmwelle. In der That erscheint überall
der weite Gebirgsrücken wie aus einem Guss, nur wenig
gegliedert durch die noch aufgesetzten Erhebungen und durch
die tiefen, von den Flussläufen benutzten oder von den Seen aus-
gefüllten Querthälern.
Der norwegische Gebirgsrücken lässt sich von N nach S
in folgende drei grosse Abschnitte, die durch Senken und Fluss-
läufe mehr oder weniger scharf getrennt sind, gliedern.
1. Die finmärkische Gebirgsplatte. Sie reicht nach S
bis zum Torneaelf (spr. torneo) und dem tief eindringenden
Westfjord und ist der niedrigste Teil des skandinavischen
Gebirgsrückens. Ihre mittlere Höhe bleibt unter 700 m. Die
höchsten Erhebungen steigen nur etwa bis zu 1300 m an. Das
Land ist von vielen, meist weiten und nicht tief eingeschnit-
tenen Thälern durchzogen. Die bedeutendsten Flüsse sind der
zum nördlichen Eismeere fliessende Tanaelf und der in den bos-
nischen Meerbusen mündende Torneaelf.
2. Das nordländische Gebirgsland. Dasselbe wurde
früher auch Kjölen genannt. Es reicht nach S bis zu der
Senke von Drontheim und dem gleichnamigen Fjorde. Dort
hat der Gebirgsrücken nur noch eine Höhe von 460 m. Im
übrigen ist dessen Aufbau in diesem mittlem Abschnitte aber
höher als in dem nördlichen und erreicht durchschnittlich 700 bis
1000 m. Auch bildet er eine geschlossenere Erhebungsmasse,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
360
Die Balkanhalbinsel.
liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo
West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide
bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls
auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel
zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet
ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund-
scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf
einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der
Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein-
zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges.
Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker
zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt
sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be-
stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein
abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht,
beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die
gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch
bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli,
türkisch = Gebirge, 2730 m) auf.
Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten.
Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der
Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen
diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da-
durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen-
gebirge darstellen.
Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges.
Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be-
sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke.
Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser-
reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr
gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber
der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden,
seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor,
als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins
nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach
Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch
der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen
Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge-
nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige
und berühmte Ri lo-Monas tir.
Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht
durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen
südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie
entspringt am Witosch.
Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts
mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des
Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
432
Die Pyrenäen-Halbinsel.
und in eine südliche, die von Neukastilien. Der sie scheidende
Gebirgszug wird Kastilisches Scheidegebirge genannt. Beide
Ebenen sind hoch gelegen, also Hochebenen, die von Leon
und Altkastilien liegt durchschnittlich 800, die von Neukastilien,
die eigentlich wieder, ihren beiden Strömen entsprechend, in zwei
flache Becken zerfällt, 650—700 m hoch. Beide sind baumlos,
in einigen Teilen steppenartig, und die aus den tertiären
Ablagerungen eines riesigen Binnensees bestehende obere Boden-
schicht ist hier und da. besonders in Neukastilien, salzig.
Die Baumlosigkeit und teilweise Steppennatur des
Iberischen Tafellandes liegen in der Eigenart des Klimas be-
gründet, welches ein streng kontinentales ist. Dies ist umso
auffälliger, als die Pyrenäen-Halbinsel doch fast rings vom Meere
umgeben ist. Infolge der hohen Erhebung und der Umgür-
tung durch hohe Gebirge ist dessen Einfluss völlig abge-
sperrt. Wohl wehen im Sommer die Winde von allen Seiten,
also vom Meere her, nach der innern Hochfläche hin, um ein
Minimum auszugleichen, das sich über diesem gebildet hat. Aber
beim Ansteigen zur Höhe büssen sie ihre Feuchtigkeit durch Regen-
abgabe ein, und völlig trocken kommen sie oben an. Im Sommer
erhitzen sich die beiden kastilischen Hochflächen derart, dass eine
wahre Saharatemperatur herrscht.
Madrid hat, obschon es 639 m hoch liegt, eine mittlere Julitem-
peratur von 24,5° C, und oft steigt das Thermometer auf 40—41° C. Im
Hochsommer entsteht infolge des bei der Trockenheit entstehenden Staubes eine
Art Hitzenebel, der die Sonne verschleiert und die Bläue des Himmels
abblasst. Er wird Calina genannt. Erst wenn der Herbst wieder seine Regen-
güsse herniedersendet, reinigt sich die Luft. Wie eine graue Wüste liegt das
Land, nachdem seine Ackerflächen abgeerntet sind, da.
Im Winter wehen die Winde in der umgekehrten Richtung
als im Sommer, weil sich auf der Hochfläche ein Maximum, ringsum
aber ein Minimum gebildet hat. Ein Meereseinfluss ist dann also
schon infolge dieser allgemeinen Richtung der Winde unmöglich.
An die Stelle der sengenden Glut tritt im Winter bittere Kälte.
Die mittlere Januartemperatur von Madrid beträgt nur 4,9 °, obschon es
südlicher als Neapel (mit 8,2° C) liegt. Es kommen aber Kältegrade bis zu
—20° C auf der Hochebene vor.
Sowohl die sengende Sommerhitze als auch die grosse
Winterkälte, besonders erstere, hemmt das Wachstum vieler
Pflanzen, besonders der Holzgewächse. Wo nicht der Pflug vor-
zudringen vermochte, bedecken Steppenpflanzen den Boden, und wo
der Boden salzig ist, sind andere Pflanzen als die der Salzsteppe
ausgeschlossen.
Das Kastilische Scheidegebirge zieht sich in zuerst west-
südwestlicher, zuletzt fast in südlicher Richtung etwa
700 km weit. Es besteht aus mehreren, vorwiegend aus Granit,
Gneis und Schiefer zusammengesetzten Gebirgszügen, die
nur durch k u r z e Q u e r r i e g e 1 mit einander verbunden sind. Die
Steilseite ist bei den meisten nach S gerichtet.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Leon
Extrahierte Ortsnamen: Neukastilien Madrid Madrid Neapel
Die Westkarpaten und die Oberungarische Tiefebene.
61
machen ihren Irrläufen ein Ende und geben ihr für eine kurze
Strecke wieder ähnliche Uferbilder, wie oberhalb Wiens. Die Aus-
läuter der Westkarpaten zwingen den Strom, die bisherige
Ostrichtung aufzugeben und bei Wait zen in scharfem Knie
nach S umzubiegen.
Die Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest.
Von dem landschaftlichen Gepräge der Oberungarischen Tiefebene
erhalten wir ein anschauliches Bild auf der Eisenbahnfahrt von Wien nach
Budapest. Sobald der Zug bei Pressburg an den südlichen Ausläufern der
Kleinen Karpaten vorüber geeilt ist, öffnet sich uns der Blick über dies
weite, völlig ebene Niederungsland. Sein Boden hat eine schwarze
Färbung. In riesengrosse Felderabschnitte ist es gegliedert. Reihen von Aka-
zienbäumen und -sträuchern machen dem Auge die Grenzscheiden deutlich. Die
Kirchtürme von Dörfern zeigen sich selten; denn diese liegen in weiten Ab-
ständen. Häufiger zeigt sich der hohe Hebearm eines Schöpfbrunnens. Endlich
zeigen sich am östlichen Horizonte wieder die Linien eines Gebirges; wir durch-
fahren den Ostsaum der Ebene. Der Zug nähert sich der Donau. Wiesen
nehmen uns auf, die bald den Weinbergen Platz machen. Wo das Flüsschen
Gran einmündet, erreichen wir den Strom, an dessen Ufer wir nun dahinfahren.
Die hochragende, mit mächtigem Kuppelbau geschmückte Kathedrale von Gran
leitet die Schönheiten der nun beginnenden Stromstrecke ein. Waldbedeckte
oder rebenbekränzte Uferberge schaffen schöne Strombilder. Auf hohem steilen
Berge zeigt sich die Ruine der einstigen Königsburg Yisegräd (slav. = hohe
Veste). Von Waitzen an geht die Fahrt südwärts an dem Strome entlang.
Nur auf der rechten, uns gegenüberliegenden Seite wird die Donau jetzt noch
von Bergen begleitet. Das linke Ufer ist flach, und frei schweift der Blick
wieder über die weite Ebene, in der bald, überragt von der Ofener Königs-
burg, das Häusermeer der ungarischen Hauptstadt Budapest vor uns auftaucht.
1). Das Kulturbild.
Die Betrachtung des Kulturbildes offenbart uns wieder
den grossen Gegensatz zwischen dem gebirgigen Gebiete der West-
karpaten und dem Flachlande der Oberungarischen Tief-
ebene. Die in diese auslaufenden und allmählich sich verbreiten-
den Flussthäler lassen die beiden Kulturgegensätze aber in
einander verschmelzen, wenn sie auch gleichzeitig selbst ihre Eigen-
tümlichkeiten ausgebildet haben.
Das Gebirgsland hat ein rauhes Klima. Dem Einflüsse
des Meeres mehr entrückt als die Alpen, ist es in gleicher Höhen-
lage kälter. Die Wärme nimmt mit je 100 m Höhe etwas mehr
als '/2° C. ab. Infolgedessen wird die mittlere Jahrestemperatur
von 0° C. nicht bei 2000 m Höhe, wie in den Alpen, sondern
schon bei 1700 m erreicht. Jedoch steigen nur die beiden Tatra
so hoch empor. Auch sind infolge der entfernteren Meereslage
die Gegensätze zwischen Kälte und Wärme schroffer und von
schädlicherer Wirkung.
Während im Jahre 1863 auf der westlichen Hohen Tatra im August
eine Hitze von 34,2 0 C. beobachtet wurde, erfroren 1867 in demselben Monate
auf den Bergweiden Schafe und das junge Vieh.
H fcs..,
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Außenstelle Kcisà®!
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Extrahierte Personennamen: 0°_C. August C.
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wien Budapest Wien Budapest Pressburg Donau Donau Budapest
Züge aus dem Kulturbilde der Erde.
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liehe Arbeit ein und bohrt an andern Stellen von neuem nach den
in der Tiefe verborgenen Schätzen der Erde.
Merksatz Xiii :
Xiii. Der Bergbau hat seinen Hauptsitz in Gebirgsgegenden,
weil dort die mineralischen Schätze gewöhnlich näher
zu tage treten als im Tieflande.
Beispiel 15:
Das Bergbaugebiet des Harzeß.
a) Die auffallend starke Besiedelung des Harzes.
Eine Harzreise bringt dem Wanderer viele Überraschungen. Nicht bloss
sind es die landschaftlichen Schönheiten : der herrliche Waldesschmuck, die
sagenumwobenen Felsbildungen, der weite Blick vom Brocken in die tief zu
Füssen liegende Landschaft, welche die Bewunderung eines jeden froh gestimmten
Menschen herausfordern. Den über die Geschicke der Erdenbewohner Nach-
denkenden regen auch die Siedelungsverhältnisse des Gebirges (Brocken
1141 m) zu allerlei Betrachtungen an. Dass ringsum die fruchtbare Tiefebene
mit einem reichen Kranze von Ortschaften, mit blühenden Städten und wohl-
habenden Dörfern geschmückt ist, erscheint uns so selbstverständlich. Aber auf
dem hochragenden Harzgebirge, dessen höchste Kuppen noch bis Ende April
oder Anfang Mai ihre weisse Schneehaube tragen, erwarten wir nur menschen-
leere oder doch menschenarme Gegenden. Die Erinnerung an andere Gebirge
muss diesen Gedanken in uns wachrufen. Den Unter harz (400—500 m hoch)
finden wir schon verhältnismässig stark besiedelt. Da wir aber überall um
uns noch die Spuren des Feldbaues sehen, fällt es uns nicht so sehr auf.
Wir steigen höher, zu dem kuppenbesetzten Oberharze (durchschnitt-
lich 600—700 m hoch), der nicht mehr den Schmuck wogender Getreidefelder
trägt, sondern nur noch durch Wiesengrün und Waldesdunkel unser Auge
erfrent. Mit dem Anblick einiger Häuschen von Hirten und Forstleuten müssten
wir uns in dieser luftigen Höhe, wo die Stürme oft einen wahren Höllenlärm
machen, eigentlich zufrieden stellen. Wie staunen wir deshalb, plötzlich ein
häuserreiches Bild, eine wirkliche Stadt vor uns zu sehen, die sich, je mehr
sich uns ein freier Blick öffnet, desto weiter auszudehnen scheint. Es ist die
weit auseinander gebaute alte Bergstadt Klausthal (über 600 m hoch ge-
legen, mit nur 6 0 C. Jahreswärme), an die sich das enger aneinander geschlossene
Stadtbild von Zellerfeld anschliesst. Indem uns jetzt städtische Strassen mit
schönen Häusern, mit Kaufläden, Schulen und Kirchen umschliessen, verlieren
wir vollständig das Bewusstsein unseres hoch gelegenen Aufenthalts ; nur die
frische Bergluft weht uns dieses Bewusstsein wieder ins Gedächtnis zurück.
„605 m über dem Meere" lesen wir auf der belehrenden Aufschrift eines Ge-
bäudes. Und rührige, frohe Menschen finden wir auf dem hohen Oberharze,
so dass wir gerne unsere Wanderung auf diesem Fleckchen Erde noch etwas
weiter ausdehnen. Immer mehr wächst da unser Staunen; noch fünf andere
städtische Ansiedelungen lernen wir auf dem engen Räume kennen: Grund,
Wildemann, Lautenthal, Altej^au und das Kanarienvogelheim Andreas-
berg, die alle fast in gleicher Höee über dem Meere liegen. Und alle Be-
wohner schauen uns so glücklich an, ihre Heimstätten sehen so wohnlich und
gastlich aus, dass wir mitleidsvoll an andere Gebirgsbewohner, an die der Hoch-
eifel, des hohen Westerwaldes, des Spessart, des schwäbischen Jura denken und
diesen ein gleiches Lebensglück wünschen möchten.
b) Der Bergbau als Ursache für die starke Besiedelung des Harzes.
Was hat die Menschen angelockt, sich in der luftigen Höhe des Ober-
harzes anzusiedeln, was nährt sie auf dem gebirgigen Boden, der nur Gras
und Holzwuchs hervorzubringen vermag, aber kein Getreide mehr reifen lässt ?
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Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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25. Der Lauf der Bode im Harze.
ein Blitzstrahl in eine Ruine, aus welcher durch die Huld König Friedrich Wil-
helms Iv. von Preußen nach fast 300 Jahren der Prachtbau erstand, welcher
gegenwärtig die Spitze des Berges ziert.
25. Der Laus der Bode im Harze.
Voo — 900 m über dem Meere, weit oben in dem Hochgebirge des Harzes, hat
^ die sorgsame Hand der Natur kunstreiche und unerschöpfliche Wassersammler
angelegt, aus denen die meisten, oder doch die bedeutendsten Flüsse des Harzes
ihre Gewässer empsangen.
Dort, aus dem Gipfel des Brockens, des Königsberges und des Bruch-
berges, hat sich auf den granitnen Grundlagen der Berge eine mächtige Torf-
schicht angesammelt, entstanden aus erstorbenen und verrotteten Moosen, Flech-
ten und Gräsern, die, von neuen Pflanzen ähnlicher Art durchwachsen und
überzogen, mit diesen gemeinschaftlich eine lockere, schwammartige Decke bildet,
welche jegliche Feuchtigkeit begierig einsaugt. Die Wolken, welche fast immer
um diese Gipfel schweben oder auf ihnen lagern, tränken diese Erddecke so
reichlich durch ihre Feuchtigkeit, daß eine weite Bruchregion entsteht, welche als
die Mutter unserer Flüsse zu betrachten ist. In Tausenden von kleinen Rie-
seln entweichen die Gewässer, deren Übermaß jener schwammige Boden nicht
zu halten vermag, dem hohen Bruche; die Rieseln vereinigen sich zu kleinen
und dann zu größeren Rinnen, die Rinnen zu Bächlein, die endlich zum größeren
Bache werden.
Eine Eigentümlichkeit der Quellen des Brockengebirges ist es, daß sic
fast alle nach einer kurzen Wanderung auf der Oberfläche der Erde sich wieder
eine zeitlang ihren Weg im Innern derselben suchen. Sie verschwinden unter
den Granittrümmern, die den Rand dieser Berge umgeben, und brechen, weiter
abwärts, in größeren Massen wieder zu Tage.
So ist der Ursprung fast aller Brockenflüsse, und so drängt sich, 910 m
hoch über dem Meere, aus der Südwestseite des Brockens am Königsberge,
eine Strecke unterhalb der schönen Felsgruppe der „Hirschhörner", die höchste
Bodequelle hervor ans Licht.
Ein von Brockenmoos und Heide dicht überzogener Felsblock ragt darüber;
eine uralte Tanne steht daneben, von deren dürren Ästen das graue Bartmoos
in langen, zottigen Locken über den jungen Bach flattert. Dieser vereinigt sich
bald mit einem andern, fast ebenso großen Quell, und scheint anfangs die Rich-
tung nach Süden Zu nehmen, wendet sich aber alsbald gen Osten.
Er scheint für seine Wanderung den düstersten von allen Pfaden auszuwäh-
len; ein finsterer Tannenwald nimmt ihn zunächst aus; doch es scheint, als sei ihm
dieser noch nicht finster genug. Er stürzt sich in ein enges Felsenthal, dessen Wände
sich so dicht an einander drängen, daß das Licht der Sonne fast niemals durch
das Dunkel der Tannen und auf den Grund des Thales gelangen kann, und daß
erst spät, spät im Sommer, das Eis und die Schneemassen zerrinnen und ihr
eisiges Wasser mit den Fluten der Bode vermischen. Darum heißt diese Bode
nicht mit Unrecht „die kaltebode", denn ihr Wasser zeigt selbst im Sommer,
im Vergleich mit andern Flüssen, einen sehr geringen Grad von Wärme.
In diesem Thale eilt die Bode rasch hinab, von Felsen zu Felsen
hüpfend, oder die schrägen Abdachungen pfeilschnell hinabschießend. Ihr Laus
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wil- Friedrich