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Die Balkanhalbinsel.
liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo
West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide
bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls
auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel
zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet
ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund-
scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf
einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der
Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein-
zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges.
Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker
zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt
sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be-
stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein
abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht,
beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die
gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch
bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli,
türkisch = Gebirge, 2730 m) auf.
Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten.
Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der
Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen
diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da-
durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen-
gebirge darstellen.
Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges.
Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be-
sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke.
Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser-
reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr
gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber
der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden,
seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor,
als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins
nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach
Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch
der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen
Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge-
nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige
und berühmte Ri lo-Monas tir.
Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht
durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen
südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie
entspringt am Witosch.
Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts
mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des
Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Die Westkarpaten und die Oberungarische Tiefebene.
61
machen ihren Irrläufen ein Ende und geben ihr für eine kurze
Strecke wieder ähnliche Uferbilder, wie oberhalb Wiens. Die Aus-
läuter der Westkarpaten zwingen den Strom, die bisherige
Ostrichtung aufzugeben und bei Wait zen in scharfem Knie
nach S umzubiegen.
Die Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest.
Von dem landschaftlichen Gepräge der Oberungarischen Tiefebene
erhalten wir ein anschauliches Bild auf der Eisenbahnfahrt von Wien nach
Budapest. Sobald der Zug bei Pressburg an den südlichen Ausläufern der
Kleinen Karpaten vorüber geeilt ist, öffnet sich uns der Blick über dies
weite, völlig ebene Niederungsland. Sein Boden hat eine schwarze
Färbung. In riesengrosse Felderabschnitte ist es gegliedert. Reihen von Aka-
zienbäumen und -sträuchern machen dem Auge die Grenzscheiden deutlich. Die
Kirchtürme von Dörfern zeigen sich selten; denn diese liegen in weiten Ab-
ständen. Häufiger zeigt sich der hohe Hebearm eines Schöpfbrunnens. Endlich
zeigen sich am östlichen Horizonte wieder die Linien eines Gebirges; wir durch-
fahren den Ostsaum der Ebene. Der Zug nähert sich der Donau. Wiesen
nehmen uns auf, die bald den Weinbergen Platz machen. Wo das Flüsschen
Gran einmündet, erreichen wir den Strom, an dessen Ufer wir nun dahinfahren.
Die hochragende, mit mächtigem Kuppelbau geschmückte Kathedrale von Gran
leitet die Schönheiten der nun beginnenden Stromstrecke ein. Waldbedeckte
oder rebenbekränzte Uferberge schaffen schöne Strombilder. Auf hohem steilen
Berge zeigt sich die Ruine der einstigen Königsburg Yisegräd (slav. = hohe
Veste). Von Waitzen an geht die Fahrt südwärts an dem Strome entlang.
Nur auf der rechten, uns gegenüberliegenden Seite wird die Donau jetzt noch
von Bergen begleitet. Das linke Ufer ist flach, und frei schweift der Blick
wieder über die weite Ebene, in der bald, überragt von der Ofener Königs-
burg, das Häusermeer der ungarischen Hauptstadt Budapest vor uns auftaucht.
1). Das Kulturbild.
Die Betrachtung des Kulturbildes offenbart uns wieder
den grossen Gegensatz zwischen dem gebirgigen Gebiete der West-
karpaten und dem Flachlande der Oberungarischen Tief-
ebene. Die in diese auslaufenden und allmählich sich verbreiten-
den Flussthäler lassen die beiden Kulturgegensätze aber in
einander verschmelzen, wenn sie auch gleichzeitig selbst ihre Eigen-
tümlichkeiten ausgebildet haben.
Das Gebirgsland hat ein rauhes Klima. Dem Einflüsse
des Meeres mehr entrückt als die Alpen, ist es in gleicher Höhen-
lage kälter. Die Wärme nimmt mit je 100 m Höhe etwas mehr
als '/2° C. ab. Infolgedessen wird die mittlere Jahrestemperatur
von 0° C. nicht bei 2000 m Höhe, wie in den Alpen, sondern
schon bei 1700 m erreicht. Jedoch steigen nur die beiden Tatra
so hoch empor. Auch sind infolge der entfernteren Meereslage
die Gegensätze zwischen Kälte und Wärme schroffer und von
schädlicherer Wirkung.
Während im Jahre 1863 auf der westlichen Hohen Tatra im August
eine Hitze von 34,2 0 C. beobachtet wurde, erfroren 1867 in demselben Monate
auf den Bergweiden Schafe und das junge Vieh.
H fcs..,
Lehrerfo rib ¡i dungs wefu
Außenstelle Kcisà®!
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Extrahierte Personennamen: 0°_C. August C.
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wien Budapest Wien Budapest Pressburg Donau Donau Budapest
99
hinter die Breterwand des Schiffes und hüllte mich in meinen Schupp
penpelz.
„Wenn der Wind nachläßt, werden wir heute nicht in unserem
Bette schlafen," — meinte einmal Ulrich. — „„Weshalb?"" — Er
schwieg; ich konnte mir die Frage aber selbst beantworten. Der Wind
ließ es zu keiner zusammenhängenden Eisdecke kommen, während das
Wasser allerdings zusehends gerann. Ließ der Wind nach, so blieben
wir im Eise stecken.
Auf dem ganzen Haff war weit und breit kein Schiff sichtbar. Es
gab einen Augenblick, wo unsere Situation mir bedenklich vorkam. Indeß
der Wind wehte noch immer energisch, wir durchschnitten die halbbreiigen
Fluthen sehr schnell, wobei ein eigenthümliches Rauschen und Zischen zu
hören war, wenn der Kiel die gerinnenden Wellen theilte.
Wir hatten etwa die Mitte des Haffs erreicht, als der Wind plötz-
lich nachließ und unsere Segel schlaff herunterhingen. Der Schreck, den
ich hierüber empfand, dauerte jedoch nur eine kurze Weile, denn fast
gleichzeitig faßte uns ein Windstoß von Südost und warf unsere Segel
auf die linke Seite. Wir waren dadurch allerdings genöthigt, unsern
Curs aufzugeben und hielten nunmehr auf Fischhausen, entschlossen, im
dortigen Hafen zu landen und, wenn es nicht anders ging, das Schiff
dort überwintern zu laffen. Kaum hatten wir jedoch ungefähr die Stelle
erreicht, wo die Fischhauser Wiek beginnt, gleichweit entfernt von den
beiden Landspitzen dieser Bucht, als auch der Südostwind nachließ. Es
folgten wohl noch ein paar Stöße bald von dieser, bald von jener Seite,
dann war es aber auch zu Ende. Wir lagen nun vor Anker. Die
Wellen kamen augenblicklich zur Ruhe; in wenigen Minuten befanden
wir uns in einem vollkommenen Eisbrei; es währte nicht lange, so verban-
den sich die einzelnen Atome, es kam bereits zu der Bildung einer Eisdecke.
Der gefürchtete Moment war also da.— Was thun?--------------Wäre
ich auf einer Ebene Südamerikas gewesen und hätte ich das Geschrei
einer Unze gehört, ich hätte gewußt, was zu thun sei; oder wäre auf
unserem Schiffe ein Brand ausgebrochen, oder sonst etwas geschehen,
wobei der Mensch thätig eingreifen kann, ich hätte so nicht gefragt. Hier
hieß es: Warten, ruhig sein. Ich bog mich über den Bord und ver-
folgte die Bildung der Eisdecke mit jener kühlen Ruhe, die dem Natur-
forscher eigenthümlich; dann kam es vor, daß ich in ein helles Lachen
ausbrach. Mir fiel die Erzählung jenes Reisenden ein, daß auf den
Pampas Südamerika's eine Pflanze wachse in so ungeheurer Zahl und
so schwer durchdringlich und dabei so schnell, daß sie im Stande sei,
eine ganze Armee gefangen zu nehmen.
Aber so unthätig konnten wir doch nicht verharren! „Wir wollen
rudern!" rief ich. Der alte Ulrich, der seit einer Viertelstunde auf einem
Ballaststeine am Maste saß, rührte sich nicht und fragte:
„„Auf wie viele Tage haben Sie Proviant mit?""
„Proviant!" — Erst jetzt siel es mir ein, daß wir nichts bei uns
hatten. Nichts? Aber doch die Tüte Rosinen und Mandeln und die
Flasche Rum.
Indessen wollte ich mich selber noch immer überreden, daß es so
schlimm nicht sei.
„Sei Er vernünftig, Ulrich: könnten wir mit Rudern nicht das
Land erreichen?"
7*
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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100
„„In den nächsten drei Stunden könnten wir wohl hundert Fuß
weit kommen, weiter aber nicht, und bis an's Land haben wir eine starke
halbe Meile.""
„Wie lange wird es denn aber dauern, bis das Eis hält?"
„„Zwei Tage.""
„Das ist nicht möglich!" rief ich.
„„Es kann auch drei dauern. Wenn es aber bei dem Froste
bleibt, zwei.""
Der Moment der Aufwallung war bei mir nun aber auch vorüber.
„Trinken wir denn einen Schluck und wünschen wir gutes Frost-
wetter!" sprach ich, öffnete die Rumflasche, trank daraus und reichte sie
dem Schiffer.
Der ergriff sie, setzte sie an den Mund, bog sich hinten über, und
nahm, was man einen Männerschluck nennt.
„„Wir müssen sparsam sein!"" meinte er. Es war für ihn, wie
gesagt, ein Wasser. Dann wurde die Tüte mit Rosinen und Mandeln
geöffnet. Als ich sie sah, mußte ich unwillkürlich mancher heitern Mahl-
zeit gedenken, wie ich da zum Dessert gedankenlos die Mandeln auf-
geknackt, mit ihnen nur gespielt hatte, da ich vollkommen gesättigt war,
und nun---------ich legte die Schalen bei Seite, weil ich dachte: Wer
weiß, wozu sie noch gut sind!
„Hat Er denn gar nichts bei sich, Ulrich?"
„„Ja, ein Stück grobes Brot!""
„Rur her damit!" —
Es war ein Stück Brot von bescheidener Größe und noch gerin-
gerer Qualität. Wir theilten es uns aber redlich und steckten es in
unsere Taschen.
„„Hier ist auch noch ein Tropfen Kornbrantwein,"" sagte er.
„Danke! Ich habe ja die Flasche Rum," erwiderte ich.
Unterdessen war es Abend geworden. Die Sterne flannnten über
unserm Haupte und zitterten und flimmerten, wie sie das bei heftiger
Kälte zu thun pflegen. Die Milchstraße lag so hell über uns, daß ich
meinte, jeden Stern darin zählen zu können. Von Zeit zu Zeit furchte
ein Sternschuß den lichtblauen Himmel.
Es wurde bitter kalt. Ich glaube, daß wir bereits unsere 15 Grad
Reaumur hatten.
„„Gehen Sie in die Kajüte!"" sagte Ulrich.
Ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Ich kroch in die Kajüte
und legte mich auf den zusammengerollten Tauen nieder, die keineswegs
die Elastizität eines Eiderdunenbettes hatten.
Halbwachend, halbträumend erwartete ich so den Morgen.
Die Sonne ging an dem wolkenlosen Himmel blutroth auf. Ihr
Widerschein leuchtete bereits von der spiegelglatten Eisdecke des Haffs.
Nirgends war mehr eine Blänke, eine noch so kleine Wasserfläche zu
sehen. Ich nahm eine der im Schiffe liegenden Stangen und durchbohrte
die Eisdecke. Sie mochte einen Zoll stark sein.
Wieder wurde die Numflasche hervorgesucht und das Restchen Brot
und die Tüte. Ulrich war so ruhig wie am Tage zuvor; ich fing mich
meiner gestrigen Erregung fast zu schämen an, indem ich bedachte, daß
er wahrscheinlich sein Schiff verlieren werde, da es mindestens beim Auf-
gange des Eises von den Schollen zerschnitten werden müßte. Ich fragte
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
60
auf meinem weißen Seidenftrumpf am linken Bein. — „Hilf Himmel!"
seufzt' ich bei mir; „was wird die große Gesellschaft sagen?"
Die Thür des Zimmers geht auf. Ich steifer, hölzerner Bursch will
mich gar gewandt und galant, zierlich und leichtfüßig stellen, hüpfe in
den großen Saal hinein; mache Bücklinge hinten und vorn, kratze mit
den Füßen links und rechts aus, sehe gar nicht, daß dicht vor mir eine
Weibsperson steht, die im Begriff ist, eure Pastete zum Tisch hinzutragen;
fahre ihr mit dem Kopf in den glücken, daß die kostbare Pastete von
der Schüssel auf den lieben Erdboden führt, und so spaziere ich mit
meinen Conrplimenten und Reverenzen blindlings vorwärts, — es war
mir zu Muth, als stand' ich in einer Bataille vor dem Feind und sollte
in's Feuer rücken.
Welche Complimente die große Gesellschaft um nrich lierunr nrachte,
weiß ich nicht; denn ich hatte noch nicht den Muth aufzusehen, sondern
fuhr wie besessen mit Kratzfüßen, Bücklingen und gehorsamen Dienern
um mich herum fort, bis "ein neues Unglück meiner Höflichkeit Ziel und
Grenzen steckte.
Ich war nämlich bei meinem eifrigen Complimentiren mit den
Füßen bis zur Pastete avancirt, die noch da lag, weil sich die Magd
von ihrem Schrecken noch lange nicht erholt hatte und mit starren Augen
auf das Meisterwerk der Kochkunst am Boden hinblickte, ohne es auf-
zunehmen.
Da fährt bei einem neuen Eompliment mein tintebefleckter Fuß in die
Pastete, — ich sah nichts; denn mir war vor Höflichkeit Alles blau vor
den Augen geworden. Ich glitschte in dem Pastetenteige schmählicher,
doch höchst natürlicher Weise aus, verliere mein persönliches und politi-
sches Gleichgewicht und falle, so lang ich bin — und ich messe fünf Schuh
sieben Zoll — auf die Erde, zum nicht geringen Schrecken und Gelächter
einer ganzen, großen, ehrenwerthen Gesellschaft.
Im Fallen riß ich noch zwei Stühle mit nieder, an denen ich
mich halten wollte; und ein junges, artiges Frauenzimmer, das sich
auf einem derselben vermuthlich niederlassen wollte, lag eben so schnell,
als ihr Stuhl, neben mir am Boden. — O Himmel, und das war
mein Bärbeli!
Es erhob sich nun ein entsetzliches Zetergeschrei, und ich am Boden
schrie auch; denn da ich neben mir an der Erde, außer zwei Stühlen,
noch ein Frauenzimmer liegen sah, glaubte ich fest an ein starkes
Erdbeben.
Zum höchsten Glück war es kein Erdbeben, das diesen erbärmlichen
Fall verursacht hatte, sondern nur, wie gesagt, eine Kälberpastete.
^ Wir standen auf. Der Vetter machte aus der ganzen Sache einen
Spaß. Er aber hatte gut spaßen. Ich hätte weinen mögen und schäinte
mich fast todt. Ich stellte mich an den Ofen und sagte kein Wort zu
meiner Entschuldigung, sondern, weil Alles um mich herum lachte und
kicherte, lacht' ich auch und sah nur verstohlen nach der zerschmetterten
Kälberpastete.
Man mußte sich endlich zu Tisch begeben. Der Herr Vetter war so
galant, mich neben Bärbeli zu setzen. Ich wäre lieber neben einem feuer-
speienden Berge gesessen, als neben diesem schönen, guten Kinde. Denn
es ward mir wunderlich zu Muthe neben meiner künftigen Hochzeiterin. —
^ch sah die große Gesellschaft am Tische nur sehr flüchtig an.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
101
ihn, ob wir wirklich zwei ganze Tage hier ausharren müßten, worauf
er erwiderte, daß wir wohl morgen früh würden die Jacht verlassen können.
Noch ganze vierundzwanzig Stunden!
Und so geschah es; ich mußte mich mit Geduld wappnen. Die
Kälte wurde indessen so lästig, daß ich wie unsinnig längs dem Schiffe
rannte, mit den Armen übereinanderschlug, mit den Füßen stampfte, um
mich warm zu halten.
Als es zum zweiten Male Abend wurde, fühlte id; jrneine Gedan-
ken wie verwirrt. War es der andauernde Aufenthalts im Freien und die
große Kälte, war es die Wirkung des wiederholt genossenen Rums, daran
ich nicht gewöhnt war, mir kam, als ich im Begriff war in die Kajüte
zu kriechen, der Gedanke, ob Ulrich nicht die Gelegenheit benutzen und
mich ums Leben bringen könnte. Berüchtigt war er. und hatte ich nicht
einen Beutel mit hundert Thalern bei mir? Erst jetzt gedachte ich des
Geldes und meiner gefährlichen Lage. Was war leichter, als mich den
Schlafenden zu tobten, sich des Geldes zu benrächtigen! Er konnte dann
erzählen; ich sei bei dem Versuche, das Land zu erreichen, eingebrochen,
ertrunken! Wer konnte ihn beschuldigen!
Ich muß gestehen, es überlief mich ein Schauder, und die Zähne
klapperten in meinem Munde. Ich war entschlossen unter keinen Umstän-
den zu schlafen.
So saß ich vor meiner Kajüte, ich weiß nicht wie lange. Als ich
erwachte, befand ich mich in der Kajüte, über mir ein Mantel gebreitet.
Als ich ihn näher besah, erkannte ich, daß es der Ulrich's war. Thrä-
nen der Scham traten in meine Augen. Im Begriff hinauszugehen,
hörte ich Ulrich's Stimme, wie er rief;
„Nun ist es Zeit, daß wir uns aufmachen, das Eis wird uns
jetzt wohl tragen!" Jch^ nöthigte ihn zuvörderst seinen Mantel wieder
umzunehmen, wobei ich'ihm halb verstohlen die Hand drückte. Dann
theilten wir uns den Nest der Rosinen und des Rums.
Aber so stark w'ar das Eis noch nicht, daß wir ohne Weiteres
hätten darauf gehen können. Wir machten also auf Ulrich's Rath eine
eigenthümliche Zurüstung. Wir banden uns nämlich an jeden unserer
Füße eine kurze Stange, deren es auf dem Schiffe mehrere gab, und
nahmen in jede Hand gleichfalls eine Stange. So stiegen wir' über den
Bord der Jacht auf das Eis hinab, legten uns der Länge nach hin und
versuchten vorwärts zu kriechen. Anfangs ging es langsam genug,
allmählich aber besser, und da wir unsere Anstrengungen so gut gekrönt
sahen, so überkam mich eine Freudigkeit, wie ich sie selten gefühlt habe.
Das Blut strömte wieder durch meine Adern, ging es doch aus einem
fürchterlichen Gefängnisse in das Leben, in die Freiheit! — Ich hatte
anfangs soviel mit dem bloß Mechanischen unseres Vorwärtskommens zu
thun, daß ich nicht geneigt war, weitere Beobachtungen zu machen. Wie
erschrak ich aber, als ich einmal hinunter sah und durch die dünne, kri-
stallhelle Eisdecke nun den Grund des Haffs erblickte und die sonderbaren
Pflanzen darauf. Nun schlüpfte ein Fisch unter meinem Leibe fort, dann
ein anderer. Es war zu sonderbar!
Nach einigen Stunden nahten wir uns der östlichen Waldspitze der
Fhchhausener Wiek. Was soll ich weiter sagen? Wir erreichten glücklich
das Land, blieben in Fischhausen ein paar Tage und fuhren dann mit
emem Schlitten nach Hause, wo man uns bereits verloren gegeben hatte.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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233
11. Auch das Messer, scharf geschliffen,
Das vom Feindeskops
Rasch mit drei geschickten Griffen
Schälte Haut und Schopf.
12. Farben auch, den Leib zu malen
Steckt ihm in die Hand,
Daß er rötlich möge strahlen
In der Seelen Land.
9. Der Taucher.
(1797.)
1. „Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,
Zu tauchen in diesen Schlund?
Einen goldnen Becher werf' ich hinab;
Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund.
Wer mir den Becher kann wieder zeigen,
Er mag ihn behalten, er ist sein eigen."
2. Der König spricht es und wirft von der Höh
Der Klippe, die schroff und steil
Hinanshängt in die unendliche See,
Den Becher in der Charybde Geheul.
„Wer ist der Beherzte, ich frage wieder,
Zu tauchen in diese Tiefe nieder?"
3. Und die Ritter, die Knappen um ihn her
Vernehmen's und schweigen still,
Sehen hinab in das wilde Meer,
Und keiner den Becher gewinnen will.
Und der König zum drittenmal wieder fraget:
„Ist keiner, der sich hinunter waget?"
4. Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor.
Und ein Edelknecht, sanft und keck,
Tritt ans der Knappen zagendem Chor,
Und den Gürtel wirft er, den Mantel weg,
Und alle die Männer umher und Frauen
Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen.
5. Und wie er tritt an des Felsen Hang
Und blickt in den Schlund hinab,
Die Wasser, die sie hinunter schlang,
Die Charybde jetzt brüllend wiedergab,
Und wie mit des fernen Donners Getose,
Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoße.
6. Und es wallet und siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
Und Flut auf Flut sich ohn' Ende drängt;
Und will sich nimmer erschöpfen und leeren,
Als wollte das Meer noch ein Meer gebären.
7. Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt,
Und schwarz aus dem weißem Schaum
Klafft hinunter ein gähnender Spalt,
Grundlos, als ging's in den Höllenraum,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
232
Da ist jedes Köstliche zu sehen,
Und es herrscht der Erde Gott, das Geld.
Aber nicht im trüben Schlamm der Bäche,
Der von wilden Regengüssen schwillt,
Auf des stillen Baches ebner Fläche
Spiegelt sich das Sonnenbild.
4. Prächtiger, als wir in unserm Norden,
Wohnt der Bettler an der Engelspforten,
Denn er sieht das ewig einz'ge Rom;
Ihn umgiebt der Schönheit Glanzgewimmel,
Und ein zweiter Himmel in den Himmel
Steigt Sanct Peters wunderbarer Dom.
Aber Rom in allem seinem Glanze
Ist ein Grab nur der Vergangenheit;
Leben duftet nur die frische Pflanze,
Die die grüne Stunde streut.
5. Größres mag sich anderswo begeben,
Als bei uns in unserm kleinen Leben;
Neues hat die Sonne nie gesehn.
Sehn wir doch das Große aller Zeiten
Auf den Brettern, die die Welt bedeuten,
Sinnvoll still an uns vorübergehn.
Alles wiederholt sich nur im Leben,
Ewig jung ist nur die Phantasie;
Was sich nie und nirgends hat begeben,
Das allein veraltet nie.
8. Nadowessiers Totenlied.
(1797.)
1. Seht, da sitzt er ans der Matte,
Aufrecht sitzt er da,
Mit dem Anstand, den er hatte,
Als er 's Licht noch sah.
2. Doch wo ist die Kraft der Fäuste,
Wo des Atems Hauch,
Der noch jüngst zum großen Geiste
Blies der Pfeife Rauch?
3. Wo die Augen, falkenhelle,
Die des Renntiers Spur
Zählten auf des Grases Welle,
Auf dem Tau der Flur?
4. Diese Schenkel, die behender
Flohen durch den Schnee
Als der Hirsch, der Zwanzigender,
Als des Berges Reh?
5. Diese Arme, die den Bogen
Spannten streng und straff?
Seht, das Leben ist entflogen!
Seht, sie hängen schlaff!
6. Wohl ihm, er ist hingegangen.
Wo kein Schnee mehr ist,
Wo mit Mais die Felder prangen.
Der von selber sprießt;
7. Wo mit Vögeln alle Sträuche,
Wo der Wald mit Wild,
Wo mit Fischen alle Teiche
Lustig sind gefüllt.
8. Mit den Geistern speist er droben,
Ließ uns hier allein,
Daß wir seine Thaten loben
Und ihn scharren ein.
9. Bringet her die letzten Gaben,
Stimmt die Totenklag!
Alles sei mit ihm begraben,
Was ihn freuen mag.
10. Legt ihm unters Haupt die Beile,
Die er tapfer schwang,
Auch des Bären fette Keule,
Denn der Weg ist lang;
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Ursach und Wirkung.
„Ichweiß mcht^ wieeszltgeht,,, sprach Carl,
„kch kann es zu nichts bringen, ich bin immer ver-
„drüßllch, die Leute sind mir nicht gur , und ich
„werde oft gestraft.,, „Das will ich dir sagen,,,
antwortete Fritze, „du bist kein fleißiger Arbeiter,
„du hast ein böses Gewissen, du bist feindselig ge-
winnt gegen andere Mensche»:, und thust oft solche
„Handlungen, welche die Vorgesetzten strafen müs-
sen. Und das kan also mchr anders seyn, denn
„auf solche Ursachen folgen solche Wirkungen.,,
Sir. 7, 2.
- 'Yp’V f . /
Der unglückliche Franz.
Munter war Franz, aber nicht gehorsam.
Wenn ihm etwas verboten ward, wollte er.lmmer
den Grund wissen, und konnte ihn doch noch nicht
immer einsehen. Wie ging es ihm?
An einem Wintertage war anfeinmal starker
Frost. Nun ging der Weg zur Schule vor einem
Teich vorbey. Als Franz aus der Thür ging,
sagte ihm sein Vater: „Geh nicht auf den Teich.
„Das Eis halt noch nicht.,,
Aber Franz ging dennoch aufdas Eis. Das
Eis hielt auch anfangs. Dre Leute, die vorbeyqin-
gen, warnten ihn und riefen: „Franz nimm dich
in Acht!,, Er, statt zu folgen, rief: „I warum
denn?,, und indem brach das Eis, er sank und
muste jämmerlich ertrinken.
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Extrahierte Personennamen: Carl Fritze Franz Franz Franz Franz Franz Franz Franz Franz
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Ais er nun wieder horchte, erscholl aus der Ferne der Don-
ner eines aufsteigenden Gewitters; da war ihm, als ver-
nähme er die Stimme des göttlichen Gerichtes.
Nun stand er plötzlich auf, eilte nach Hause und gebot
seinen Knechten, die arme Wittwe wieder in's Haus zurück-
zuführen. Aber sie war sammt ihren Kindern in den Wald
gegangen und nirgends zu finden. Unlerdeß zog das Gewit-
ter heraus und es donnerte und fiel ein gewaltiger Regen.
Pohl aber war voll Unmuth und hatte keine Ruhe, wo er
auch ging und wo er auch saß. Am andern Tage vernahm
er, das kranke Kind sei im Walde gestorben, und die Mutter
mit den anderen hinweggezogen. Da ward ihm sein Garten
sammt dem Saale und Polster zuwider, und er genoß nicht
mehr die Kühlung des rauschenden Stromes. Bald danach
fiel er in eine Krankheit, und in der Hitze des Fiebers ver-
nahm er immer des Schilfes Gelispel, und den rauschenden
Strom, und das dumpfe Tosen des aufsteigenden Wetters.
Also verschied er. Nach Arummacher.
Der Husar in Neiße.
Als im Anfang der französischen Revolution die Preu-
ßen mit den Franzosen Krieg führten, und durch die Pro-
vinz Champagne zogen, dachten sie nicht daran, daß sich
das Blattlein wenden könnte und daß der Franzos noch im
Jahr 1806 nach Preußen kommen, und den ungebetenen
Besuch wett machen werde. Denn nicht Jeder führte sich
auf, wie es einem braven Soldaten in Feindesland wohl
ansteht. Unter Andern drang damals ein brauner preußi-
scher Husar, der ein böser Mensch war, in das Haus eines
friedlichen Mannes ein, nahm ihm all' fein baares Geld,
so viel war, und viel Gelbwerth, zuletzt auch noch das
schöne Bett mit nagelneuem Ueberzug, und mißhandelte
Mann und Frau. Ein Knabe von acht Jahren bat ihn
knieend, ?r möchte doch seinen Eltern nur das Bett wieder
geben. Der Husar stößt ihn unbarmherzig von sich. Die
Tochter läuft ihm nach, hält ihn am Dollmann fest, und
fleht um Barmherzigkeit. Er nimmt sie und wirft sie in
den Sodbrunnen, der im Hofe steht, und rettet seinen Raub.
Nach Jahr und Tagen bekommt er seinen Abschied, besetzt
sich in der Stadt Neiße in Schlesien, denkt nimmer daran,
was er einmal verübt hat, und meint, es fei schon lange
Gras darüber gewachsen. Allein, was geschieht im Jahr
1806? Die Franzosen rücken in Neiße ein; ein junger Ser-
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