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1. Die Landschaften Europas - S. 360

1900 - Trier : Lintz
360 Die Balkanhalbinsel. liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund- scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein- zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges. Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be- stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht, beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli, türkisch = Gebirge, 2730 m) auf. Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten. Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da- durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen- gebirge darstellen. Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges. Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be- sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke. Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser- reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden, seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor, als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge- nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige und berühmte Ri lo-Monas tir. Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie entspringt am Witosch. Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-

2. Die Landschaften Europas - S. 61

1900 - Trier : Lintz
Die Westkarpaten und die Oberungarische Tiefebene. 61 machen ihren Irrläufen ein Ende und geben ihr für eine kurze Strecke wieder ähnliche Uferbilder, wie oberhalb Wiens. Die Aus- läuter der Westkarpaten zwingen den Strom, die bisherige Ostrichtung aufzugeben und bei Wait zen in scharfem Knie nach S umzubiegen. Die Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest. Von dem landschaftlichen Gepräge der Oberungarischen Tiefebene erhalten wir ein anschauliches Bild auf der Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest. Sobald der Zug bei Pressburg an den südlichen Ausläufern der Kleinen Karpaten vorüber geeilt ist, öffnet sich uns der Blick über dies weite, völlig ebene Niederungsland. Sein Boden hat eine schwarze Färbung. In riesengrosse Felderabschnitte ist es gegliedert. Reihen von Aka- zienbäumen und -sträuchern machen dem Auge die Grenzscheiden deutlich. Die Kirchtürme von Dörfern zeigen sich selten; denn diese liegen in weiten Ab- ständen. Häufiger zeigt sich der hohe Hebearm eines Schöpfbrunnens. Endlich zeigen sich am östlichen Horizonte wieder die Linien eines Gebirges; wir durch- fahren den Ostsaum der Ebene. Der Zug nähert sich der Donau. Wiesen nehmen uns auf, die bald den Weinbergen Platz machen. Wo das Flüsschen Gran einmündet, erreichen wir den Strom, an dessen Ufer wir nun dahinfahren. Die hochragende, mit mächtigem Kuppelbau geschmückte Kathedrale von Gran leitet die Schönheiten der nun beginnenden Stromstrecke ein. Waldbedeckte oder rebenbekränzte Uferberge schaffen schöne Strombilder. Auf hohem steilen Berge zeigt sich die Ruine der einstigen Königsburg Yisegräd (slav. = hohe Veste). Von Waitzen an geht die Fahrt südwärts an dem Strome entlang. Nur auf der rechten, uns gegenüberliegenden Seite wird die Donau jetzt noch von Bergen begleitet. Das linke Ufer ist flach, und frei schweift der Blick wieder über die weite Ebene, in der bald, überragt von der Ofener Königs- burg, das Häusermeer der ungarischen Hauptstadt Budapest vor uns auftaucht. 1). Das Kulturbild. Die Betrachtung des Kulturbildes offenbart uns wieder den grossen Gegensatz zwischen dem gebirgigen Gebiete der West- karpaten und dem Flachlande der Oberungarischen Tief- ebene. Die in diese auslaufenden und allmählich sich verbreiten- den Flussthäler lassen die beiden Kulturgegensätze aber in einander verschmelzen, wenn sie auch gleichzeitig selbst ihre Eigen- tümlichkeiten ausgebildet haben. Das Gebirgsland hat ein rauhes Klima. Dem Einflüsse des Meeres mehr entrückt als die Alpen, ist es in gleicher Höhen- lage kälter. Die Wärme nimmt mit je 100 m Höhe etwas mehr als '/2° C. ab. Infolgedessen wird die mittlere Jahrestemperatur von 0° C. nicht bei 2000 m Höhe, wie in den Alpen, sondern schon bei 1700 m erreicht. Jedoch steigen nur die beiden Tatra so hoch empor. Auch sind infolge der entfernteren Meereslage die Gegensätze zwischen Kälte und Wärme schroffer und von schädlicherer Wirkung. Während im Jahre 1863 auf der westlichen Hohen Tatra im August eine Hitze von 34,2 0 C. beobachtet wurde, erfroren 1867 in demselben Monate auf den Bergweiden Schafe und das junge Vieh. H fcs.., Lehrerfo rib ¡i dungs wefu Außenstelle Kcisà®!

3. Für mittlere Klassen - S. 99

1868 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
99 hinter die Breterwand des Schiffes und hüllte mich in meinen Schupp penpelz. „Wenn der Wind nachläßt, werden wir heute nicht in unserem Bette schlafen," — meinte einmal Ulrich. — „„Weshalb?"" — Er schwieg; ich konnte mir die Frage aber selbst beantworten. Der Wind ließ es zu keiner zusammenhängenden Eisdecke kommen, während das Wasser allerdings zusehends gerann. Ließ der Wind nach, so blieben wir im Eise stecken. Auf dem ganzen Haff war weit und breit kein Schiff sichtbar. Es gab einen Augenblick, wo unsere Situation mir bedenklich vorkam. Indeß der Wind wehte noch immer energisch, wir durchschnitten die halbbreiigen Fluthen sehr schnell, wobei ein eigenthümliches Rauschen und Zischen zu hören war, wenn der Kiel die gerinnenden Wellen theilte. Wir hatten etwa die Mitte des Haffs erreicht, als der Wind plötz- lich nachließ und unsere Segel schlaff herunterhingen. Der Schreck, den ich hierüber empfand, dauerte jedoch nur eine kurze Weile, denn fast gleichzeitig faßte uns ein Windstoß von Südost und warf unsere Segel auf die linke Seite. Wir waren dadurch allerdings genöthigt, unsern Curs aufzugeben und hielten nunmehr auf Fischhausen, entschlossen, im dortigen Hafen zu landen und, wenn es nicht anders ging, das Schiff dort überwintern zu laffen. Kaum hatten wir jedoch ungefähr die Stelle erreicht, wo die Fischhauser Wiek beginnt, gleichweit entfernt von den beiden Landspitzen dieser Bucht, als auch der Südostwind nachließ. Es folgten wohl noch ein paar Stöße bald von dieser, bald von jener Seite, dann war es aber auch zu Ende. Wir lagen nun vor Anker. Die Wellen kamen augenblicklich zur Ruhe; in wenigen Minuten befanden wir uns in einem vollkommenen Eisbrei; es währte nicht lange, so verban- den sich die einzelnen Atome, es kam bereits zu der Bildung einer Eisdecke. Der gefürchtete Moment war also da.— Was thun?--------------Wäre ich auf einer Ebene Südamerikas gewesen und hätte ich das Geschrei einer Unze gehört, ich hätte gewußt, was zu thun sei; oder wäre auf unserem Schiffe ein Brand ausgebrochen, oder sonst etwas geschehen, wobei der Mensch thätig eingreifen kann, ich hätte so nicht gefragt. Hier hieß es: Warten, ruhig sein. Ich bog mich über den Bord und ver- folgte die Bildung der Eisdecke mit jener kühlen Ruhe, die dem Natur- forscher eigenthümlich; dann kam es vor, daß ich in ein helles Lachen ausbrach. Mir fiel die Erzählung jenes Reisenden ein, daß auf den Pampas Südamerika's eine Pflanze wachse in so ungeheurer Zahl und so schwer durchdringlich und dabei so schnell, daß sie im Stande sei, eine ganze Armee gefangen zu nehmen. Aber so unthätig konnten wir doch nicht verharren! „Wir wollen rudern!" rief ich. Der alte Ulrich, der seit einer Viertelstunde auf einem Ballaststeine am Maste saß, rührte sich nicht und fragte: „„Auf wie viele Tage haben Sie Proviant mit?"" „Proviant!" — Erst jetzt siel es mir ein, daß wir nichts bei uns hatten. Nichts? Aber doch die Tüte Rosinen und Mandeln und die Flasche Rum. Indessen wollte ich mich selber noch immer überreden, daß es so schlimm nicht sei. „Sei Er vernünftig, Ulrich: könnten wir mit Rudern nicht das Land erreichen?" 7*

4. Für mittlere Klassen - S. 100

1868 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
100 „„In den nächsten drei Stunden könnten wir wohl hundert Fuß weit kommen, weiter aber nicht, und bis an's Land haben wir eine starke halbe Meile."" „Wie lange wird es denn aber dauern, bis das Eis hält?" „„Zwei Tage."" „Das ist nicht möglich!" rief ich. „„Es kann auch drei dauern. Wenn es aber bei dem Froste bleibt, zwei."" Der Moment der Aufwallung war bei mir nun aber auch vorüber. „Trinken wir denn einen Schluck und wünschen wir gutes Frost- wetter!" sprach ich, öffnete die Rumflasche, trank daraus und reichte sie dem Schiffer. Der ergriff sie, setzte sie an den Mund, bog sich hinten über, und nahm, was man einen Männerschluck nennt. „„Wir müssen sparsam sein!"" meinte er. Es war für ihn, wie gesagt, ein Wasser. Dann wurde die Tüte mit Rosinen und Mandeln geöffnet. Als ich sie sah, mußte ich unwillkürlich mancher heitern Mahl- zeit gedenken, wie ich da zum Dessert gedankenlos die Mandeln auf- geknackt, mit ihnen nur gespielt hatte, da ich vollkommen gesättigt war, und nun---------ich legte die Schalen bei Seite, weil ich dachte: Wer weiß, wozu sie noch gut sind! „Hat Er denn gar nichts bei sich, Ulrich?" „„Ja, ein Stück grobes Brot!"" „Rur her damit!" — Es war ein Stück Brot von bescheidener Größe und noch gerin- gerer Qualität. Wir theilten es uns aber redlich und steckten es in unsere Taschen. „„Hier ist auch noch ein Tropfen Kornbrantwein,"" sagte er. „Danke! Ich habe ja die Flasche Rum," erwiderte ich. Unterdessen war es Abend geworden. Die Sterne flannnten über unserm Haupte und zitterten und flimmerten, wie sie das bei heftiger Kälte zu thun pflegen. Die Milchstraße lag so hell über uns, daß ich meinte, jeden Stern darin zählen zu können. Von Zeit zu Zeit furchte ein Sternschuß den lichtblauen Himmel. Es wurde bitter kalt. Ich glaube, daß wir bereits unsere 15 Grad Reaumur hatten. „„Gehen Sie in die Kajüte!"" sagte Ulrich. Ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Ich kroch in die Kajüte und legte mich auf den zusammengerollten Tauen nieder, die keineswegs die Elastizität eines Eiderdunenbettes hatten. Halbwachend, halbträumend erwartete ich so den Morgen. Die Sonne ging an dem wolkenlosen Himmel blutroth auf. Ihr Widerschein leuchtete bereits von der spiegelglatten Eisdecke des Haffs. Nirgends war mehr eine Blänke, eine noch so kleine Wasserfläche zu sehen. Ich nahm eine der im Schiffe liegenden Stangen und durchbohrte die Eisdecke. Sie mochte einen Zoll stark sein. Wieder wurde die Numflasche hervorgesucht und das Restchen Brot und die Tüte. Ulrich war so ruhig wie am Tage zuvor; ich fing mich meiner gestrigen Erregung fast zu schämen an, indem ich bedachte, daß er wahrscheinlich sein Schiff verlieren werde, da es mindestens beim Auf- gange des Eises von den Schollen zerschnitten werden müßte. Ich fragte

5. Für mittlere Klassen - S. 69

1868 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
60 auf meinem weißen Seidenftrumpf am linken Bein. — „Hilf Himmel!" seufzt' ich bei mir; „was wird die große Gesellschaft sagen?" Die Thür des Zimmers geht auf. Ich steifer, hölzerner Bursch will mich gar gewandt und galant, zierlich und leichtfüßig stellen, hüpfe in den großen Saal hinein; mache Bücklinge hinten und vorn, kratze mit den Füßen links und rechts aus, sehe gar nicht, daß dicht vor mir eine Weibsperson steht, die im Begriff ist, eure Pastete zum Tisch hinzutragen; fahre ihr mit dem Kopf in den glücken, daß die kostbare Pastete von der Schüssel auf den lieben Erdboden führt, und so spaziere ich mit meinen Conrplimenten und Reverenzen blindlings vorwärts, — es war mir zu Muth, als stand' ich in einer Bataille vor dem Feind und sollte in's Feuer rücken. Welche Complimente die große Gesellschaft um nrich lierunr nrachte, weiß ich nicht; denn ich hatte noch nicht den Muth aufzusehen, sondern fuhr wie besessen mit Kratzfüßen, Bücklingen und gehorsamen Dienern um mich herum fort, bis "ein neues Unglück meiner Höflichkeit Ziel und Grenzen steckte. Ich war nämlich bei meinem eifrigen Complimentiren mit den Füßen bis zur Pastete avancirt, die noch da lag, weil sich die Magd von ihrem Schrecken noch lange nicht erholt hatte und mit starren Augen auf das Meisterwerk der Kochkunst am Boden hinblickte, ohne es auf- zunehmen. Da fährt bei einem neuen Eompliment mein tintebefleckter Fuß in die Pastete, — ich sah nichts; denn mir war vor Höflichkeit Alles blau vor den Augen geworden. Ich glitschte in dem Pastetenteige schmählicher, doch höchst natürlicher Weise aus, verliere mein persönliches und politi- sches Gleichgewicht und falle, so lang ich bin — und ich messe fünf Schuh sieben Zoll — auf die Erde, zum nicht geringen Schrecken und Gelächter einer ganzen, großen, ehrenwerthen Gesellschaft. Im Fallen riß ich noch zwei Stühle mit nieder, an denen ich mich halten wollte; und ein junges, artiges Frauenzimmer, das sich auf einem derselben vermuthlich niederlassen wollte, lag eben so schnell, als ihr Stuhl, neben mir am Boden. — O Himmel, und das war mein Bärbeli! Es erhob sich nun ein entsetzliches Zetergeschrei, und ich am Boden schrie auch; denn da ich neben mir an der Erde, außer zwei Stühlen, noch ein Frauenzimmer liegen sah, glaubte ich fest an ein starkes Erdbeben. Zum höchsten Glück war es kein Erdbeben, das diesen erbärmlichen Fall verursacht hatte, sondern nur, wie gesagt, eine Kälberpastete. ^ Wir standen auf. Der Vetter machte aus der ganzen Sache einen Spaß. Er aber hatte gut spaßen. Ich hätte weinen mögen und schäinte mich fast todt. Ich stellte mich an den Ofen und sagte kein Wort zu meiner Entschuldigung, sondern, weil Alles um mich herum lachte und kicherte, lacht' ich auch und sah nur verstohlen nach der zerschmetterten Kälberpastete. Man mußte sich endlich zu Tisch begeben. Der Herr Vetter war so galant, mich neben Bärbeli zu setzen. Ich wäre lieber neben einem feuer- speienden Berge gesessen, als neben diesem schönen, guten Kinde. Denn es ward mir wunderlich zu Muthe neben meiner künftigen Hochzeiterin. — ^ch sah die große Gesellschaft am Tische nur sehr flüchtig an.

6. Für mittlere Klassen - S. 101

1868 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
101 ihn, ob wir wirklich zwei ganze Tage hier ausharren müßten, worauf er erwiderte, daß wir wohl morgen früh würden die Jacht verlassen können. Noch ganze vierundzwanzig Stunden! Und so geschah es; ich mußte mich mit Geduld wappnen. Die Kälte wurde indessen so lästig, daß ich wie unsinnig längs dem Schiffe rannte, mit den Armen übereinanderschlug, mit den Füßen stampfte, um mich warm zu halten. Als es zum zweiten Male Abend wurde, fühlte id; jrneine Gedan- ken wie verwirrt. War es der andauernde Aufenthalts im Freien und die große Kälte, war es die Wirkung des wiederholt genossenen Rums, daran ich nicht gewöhnt war, mir kam, als ich im Begriff war in die Kajüte zu kriechen, der Gedanke, ob Ulrich nicht die Gelegenheit benutzen und mich ums Leben bringen könnte. Berüchtigt war er. und hatte ich nicht einen Beutel mit hundert Thalern bei mir? Erst jetzt gedachte ich des Geldes und meiner gefährlichen Lage. Was war leichter, als mich den Schlafenden zu tobten, sich des Geldes zu benrächtigen! Er konnte dann erzählen; ich sei bei dem Versuche, das Land zu erreichen, eingebrochen, ertrunken! Wer konnte ihn beschuldigen! Ich muß gestehen, es überlief mich ein Schauder, und die Zähne klapperten in meinem Munde. Ich war entschlossen unter keinen Umstän- den zu schlafen. So saß ich vor meiner Kajüte, ich weiß nicht wie lange. Als ich erwachte, befand ich mich in der Kajüte, über mir ein Mantel gebreitet. Als ich ihn näher besah, erkannte ich, daß es der Ulrich's war. Thrä- nen der Scham traten in meine Augen. Im Begriff hinauszugehen, hörte ich Ulrich's Stimme, wie er rief; „Nun ist es Zeit, daß wir uns aufmachen, das Eis wird uns jetzt wohl tragen!" Jch^ nöthigte ihn zuvörderst seinen Mantel wieder umzunehmen, wobei ich'ihm halb verstohlen die Hand drückte. Dann theilten wir uns den Nest der Rosinen und des Rums. Aber so stark w'ar das Eis noch nicht, daß wir ohne Weiteres hätten darauf gehen können. Wir machten also auf Ulrich's Rath eine eigenthümliche Zurüstung. Wir banden uns nämlich an jeden unserer Füße eine kurze Stange, deren es auf dem Schiffe mehrere gab, und nahmen in jede Hand gleichfalls eine Stange. So stiegen wir' über den Bord der Jacht auf das Eis hinab, legten uns der Länge nach hin und versuchten vorwärts zu kriechen. Anfangs ging es langsam genug, allmählich aber besser, und da wir unsere Anstrengungen so gut gekrönt sahen, so überkam mich eine Freudigkeit, wie ich sie selten gefühlt habe. Das Blut strömte wieder durch meine Adern, ging es doch aus einem fürchterlichen Gefängnisse in das Leben, in die Freiheit! — Ich hatte anfangs soviel mit dem bloß Mechanischen unseres Vorwärtskommens zu thun, daß ich nicht geneigt war, weitere Beobachtungen zu machen. Wie erschrak ich aber, als ich einmal hinunter sah und durch die dünne, kri- stallhelle Eisdecke nun den Grund des Haffs erblickte und die sonderbaren Pflanzen darauf. Nun schlüpfte ein Fisch unter meinem Leibe fort, dann ein anderer. Es war zu sonderbar! Nach einigen Stunden nahten wir uns der östlichen Waldspitze der Fhchhausener Wiek. Was soll ich weiter sagen? Wir erreichten glücklich das Land, blieben in Fischhausen ein paar Tage und fuhren dann mit emem Schlitten nach Hause, wo man uns bereits verloren gegeben hatte.

7. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 233

1893 - Trier : Lintz
233 11. Auch das Messer, scharf geschliffen, Das vom Feindeskops Rasch mit drei geschickten Griffen Schälte Haut und Schopf. 12. Farben auch, den Leib zu malen Steckt ihm in die Hand, Daß er rötlich möge strahlen In der Seelen Land. 9. Der Taucher. (1797.) 1. „Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, Zu tauchen in diesen Schlund? Einen goldnen Becher werf' ich hinab; Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund. Wer mir den Becher kann wieder zeigen, Er mag ihn behalten, er ist sein eigen." 2. Der König spricht es und wirft von der Höh Der Klippe, die schroff und steil Hinanshängt in die unendliche See, Den Becher in der Charybde Geheul. „Wer ist der Beherzte, ich frage wieder, Zu tauchen in diese Tiefe nieder?" 3. Und die Ritter, die Knappen um ihn her Vernehmen's und schweigen still, Sehen hinab in das wilde Meer, Und keiner den Becher gewinnen will. Und der König zum drittenmal wieder fraget: „Ist keiner, der sich hinunter waget?" 4. Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor. Und ein Edelknecht, sanft und keck, Tritt ans der Knappen zagendem Chor, Und den Gürtel wirft er, den Mantel weg, Und alle die Männer umher und Frauen Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen. 5. Und wie er tritt an des Felsen Hang Und blickt in den Schlund hinab, Die Wasser, die sie hinunter schlang, Die Charybde jetzt brüllend wiedergab, Und wie mit des fernen Donners Getose, Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoße. 6. Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt, Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt, Und Flut auf Flut sich ohn' Ende drängt; Und will sich nimmer erschöpfen und leeren, Als wollte das Meer noch ein Meer gebären. 7. Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt, Und schwarz aus dem weißem Schaum Klafft hinunter ein gähnender Spalt, Grundlos, als ging's in den Höllenraum,

8. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 232

1893 - Trier : Lintz
232 Da ist jedes Köstliche zu sehen, Und es herrscht der Erde Gott, das Geld. Aber nicht im trüben Schlamm der Bäche, Der von wilden Regengüssen schwillt, Auf des stillen Baches ebner Fläche Spiegelt sich das Sonnenbild. 4. Prächtiger, als wir in unserm Norden, Wohnt der Bettler an der Engelspforten, Denn er sieht das ewig einz'ge Rom; Ihn umgiebt der Schönheit Glanzgewimmel, Und ein zweiter Himmel in den Himmel Steigt Sanct Peters wunderbarer Dom. Aber Rom in allem seinem Glanze Ist ein Grab nur der Vergangenheit; Leben duftet nur die frische Pflanze, Die die grüne Stunde streut. 5. Größres mag sich anderswo begeben, Als bei uns in unserm kleinen Leben; Neues hat die Sonne nie gesehn. Sehn wir doch das Große aller Zeiten Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, Sinnvoll still an uns vorübergehn. Alles wiederholt sich nur im Leben, Ewig jung ist nur die Phantasie; Was sich nie und nirgends hat begeben, Das allein veraltet nie. 8. Nadowessiers Totenlied. (1797.) 1. Seht, da sitzt er ans der Matte, Aufrecht sitzt er da, Mit dem Anstand, den er hatte, Als er 's Licht noch sah. 2. Doch wo ist die Kraft der Fäuste, Wo des Atems Hauch, Der noch jüngst zum großen Geiste Blies der Pfeife Rauch? 3. Wo die Augen, falkenhelle, Die des Renntiers Spur Zählten auf des Grases Welle, Auf dem Tau der Flur? 4. Diese Schenkel, die behender Flohen durch den Schnee Als der Hirsch, der Zwanzigender, Als des Berges Reh? 5. Diese Arme, die den Bogen Spannten streng und straff? Seht, das Leben ist entflogen! Seht, sie hängen schlaff! 6. Wohl ihm, er ist hingegangen. Wo kein Schnee mehr ist, Wo mit Mais die Felder prangen. Der von selber sprießt; 7. Wo mit Vögeln alle Sträuche, Wo der Wald mit Wild, Wo mit Fischen alle Teiche Lustig sind gefüllt. 8. Mit den Geistern speist er droben, Ließ uns hier allein, Daß wir seine Thaten loben Und ihn scharren ein. 9. Bringet her die letzten Gaben, Stimmt die Totenklag! Alles sei mit ihm begraben, Was ihn freuen mag. 10. Legt ihm unters Haupt die Beile, Die er tapfer schwang, Auch des Bären fette Keule, Denn der Weg ist lang;

9. ABC und Lesebuch für die untersten Classen der deutschen Schulen des Waisenhauses - S. 36

1806 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Ursach und Wirkung. „Ichweiß mcht^ wieeszltgeht,,, sprach Carl, „kch kann es zu nichts bringen, ich bin immer ver- „drüßllch, die Leute sind mir nicht gur , und ich „werde oft gestraft.,, „Das will ich dir sagen,,, antwortete Fritze, „du bist kein fleißiger Arbeiter, „du hast ein böses Gewissen, du bist feindselig ge- winnt gegen andere Mensche»:, und thust oft solche „Handlungen, welche die Vorgesetzten strafen müs- sen. Und das kan also mchr anders seyn, denn „auf solche Ursachen folgen solche Wirkungen.,, Sir. 7, 2. - 'Yp’V f . / Der unglückliche Franz. Munter war Franz, aber nicht gehorsam. Wenn ihm etwas verboten ward, wollte er.lmmer den Grund wissen, und konnte ihn doch noch nicht immer einsehen. Wie ging es ihm? An einem Wintertage war anfeinmal starker Frost. Nun ging der Weg zur Schule vor einem Teich vorbey. Als Franz aus der Thür ging, sagte ihm sein Vater: „Geh nicht auf den Teich. „Das Eis halt noch nicht.,, Aber Franz ging dennoch aufdas Eis. Das Eis hielt auch anfangs. Dre Leute, die vorbeyqin- gen, warnten ihn und riefen: „Franz nimm dich in Acht!,, Er, statt zu folgen, rief: „I warum denn?,, und indem brach das Eis, er sank und muste jämmerlich ertrinken.

10. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 297

1846 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
297 Ais er nun wieder horchte, erscholl aus der Ferne der Don- ner eines aufsteigenden Gewitters; da war ihm, als ver- nähme er die Stimme des göttlichen Gerichtes. Nun stand er plötzlich auf, eilte nach Hause und gebot seinen Knechten, die arme Wittwe wieder in's Haus zurück- zuführen. Aber sie war sammt ihren Kindern in den Wald gegangen und nirgends zu finden. Unlerdeß zog das Gewit- ter heraus und es donnerte und fiel ein gewaltiger Regen. Pohl aber war voll Unmuth und hatte keine Ruhe, wo er auch ging und wo er auch saß. Am andern Tage vernahm er, das kranke Kind sei im Walde gestorben, und die Mutter mit den anderen hinweggezogen. Da ward ihm sein Garten sammt dem Saale und Polster zuwider, und er genoß nicht mehr die Kühlung des rauschenden Stromes. Bald danach fiel er in eine Krankheit, und in der Hitze des Fiebers ver- nahm er immer des Schilfes Gelispel, und den rauschenden Strom, und das dumpfe Tosen des aufsteigenden Wetters. Also verschied er. Nach Arummacher. Der Husar in Neiße. Als im Anfang der französischen Revolution die Preu- ßen mit den Franzosen Krieg führten, und durch die Pro- vinz Champagne zogen, dachten sie nicht daran, daß sich das Blattlein wenden könnte und daß der Franzos noch im Jahr 1806 nach Preußen kommen, und den ungebetenen Besuch wett machen werde. Denn nicht Jeder führte sich auf, wie es einem braven Soldaten in Feindesland wohl ansteht. Unter Andern drang damals ein brauner preußi- scher Husar, der ein böser Mensch war, in das Haus eines friedlichen Mannes ein, nahm ihm all' fein baares Geld, so viel war, und viel Gelbwerth, zuletzt auch noch das schöne Bett mit nagelneuem Ueberzug, und mißhandelte Mann und Frau. Ein Knabe von acht Jahren bat ihn knieend, ?r möchte doch seinen Eltern nur das Bett wieder geben. Der Husar stößt ihn unbarmherzig von sich. Die Tochter läuft ihm nach, hält ihn am Dollmann fest, und fleht um Barmherzigkeit. Er nimmt sie und wirft sie in den Sodbrunnen, der im Hofe steht, und rettet seinen Raub. Nach Jahr und Tagen bekommt er seinen Abschied, besetzt sich in der Stadt Neiße in Schlesien, denkt nimmer daran, was er einmal verübt hat, und meint, es fei schon lange Gras darüber gewachsen. Allein, was geschieht im Jahr 1806? Die Franzosen rücken in Neiße ein; ein junger Ser-
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