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§ 25. Die Sahara.
bedeutend für den Karawanenverkehr von der N.-Küste Afrikas durch die
w. Sahara. Zwischen Niger und Benue liegen die Haussa-Staaten,
Sokoto und Adamaua, deren gewerbfleißiges Negervolk die für die
Wüstenwanderung so nötigen Schläuche vorzüglich anzufertigen versteht.
W. vom Tsadsee liegt Bornu, ein unter englischer Oberhoheit stehendes
Sultanat, mit der Hauptstadt Kuka, dem wichtigen Endpunkt der
Karawanenstraßen von den Syrien her.
d) Ostsudan, das Land ö. vom Tsadsee bis zum Nilgebiet, umfaßt
die beiden Sultanate Bagirmi und Wadai, aus denen viel Elfenbein
und Straußenfedern, leider aber auch noch trotz aller Bemühungen der
Europäer, es zu unterdrücken, Sklaven nach Ägypten verhandelt werden.
§25.
Die Sahara.
1. Bodengestaltung. Durch einen Gürtel magerer Steppen
geht die sudanische Hochebene nordwärts allmählich in die Sahara (sähara),
die größte Wüste der Erde, über, welche sich von den Küsten des Atlan-
tischen Ozeans bis zum Roten Meere ausdehnt. Ihr ö. Teil, die
Libysche Wüste, setzt sich jenseits des Niltales als Nubische und Arabische
fort. Die Sahara ist durchaus keine ununterbrochene, sandbedeckte
Ebene, vielmehr wechseln steinbesäete Flächen mit sandigen Mulden,
massige dunkle Felsengebirge, von denen das höchste Tibesti bis zu
2700 m gipfelt, mit lichtfarbigen Sanddünen.
2. Klima. Das ganze Gebiet der Sahara ist außerordentlich
wasserarm, so daß in manchen Teilen jahrelang kein Tropfen Regen fällt.
Denn die von N. wehenden Winde des Sommers geben keinen Regen ab,
weil das Innere durch den Zenitstand der Sonne zu stark erhitzt ist. So
steigt die Temperatur bis 56°, sinkt aber in der Nacht bis — 7°, so
daß Nachttau reichlich, Gewitterregen nicht selten sind. Die hierbei in
das Erdinnere eindringenden Wassermengen treten an tieferen Stellen
als Quellen zutage, und so entsteht die Oase (altägyptisch = Rastort).
Ein Zug solcher Oasen, der sich etwa unter 15° ö. L. von dem Busen der
großen Syrte gegen den Tsadsee hinzieht, dient hauptsächlich bei seinem
größeren Quellenbesitz zur Verbindung der n.-afrikanischen Küste mit dem
Sudan im Karawanenverkehr vermittelst des einhöckrigen Kamels. Die
größte Oase ist die in der Libyschen Wüste gelegene Siwe (27 m unter
dem Meeresspiegel), deren Ammon-Tempel einst Alexander d. Gr. be-
suchte. Im w. Teil der Sahara haben die Franzosen durch artesische
Brunnen das Grundwasser künstlich an die Oberfläche geleitet und so
Oasen geschaffen.
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Extrahierte Personennamen: Sultanate_Bagirmi Alexander_d Alexander
16
Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts.
die jetzige Gestalt der Nordseeküste, die früher viel mehr Zu-
sammenhang hatte und bedeutend weiter ins Meer vordrang, ge-
schaffen haben. Werfen wir einen Blick auf die geologische
Karte Deutschlands, so können wir uns überzeugen, dass ausser
den höchsten Gebirgen nur ein Teil des hochgelegenen böhmi-
schen Stufenlandes nie vom Meere bedeckt gewesen ist,
dass sonst überall Erdschichten die Oberfläche des Landes bilden,
welche ganz bestimmt auf einen frühernmeereszustand hin-
weisen. Selbst manche hohe Gebirge, wie der Jura, sind aus
Meeresablagerungen aufgebaut, wodurch bewiesen wird, dass be-
deutende Heb un gens pater erzeit erst zu dem jetzigen landschaft-
lichen Zustande Deutschlands geführt haben.
Die Senkungen und Hebungen des Erdbodens bedingen
auch die Laufrichtung der flies sen den Gewässer. Zu-
nächst ist die Abdachung einer Landschaft bestimmend für die
allgemeine Richtung des Wasserabflusses. Die höchsten Teile
eines Gebirges scheiden diesen stets wenigstens nach zwei Seiten
hin und bilden also eine Wasserscheide. Indem das den beiden
Abhängen hinabfliessende Wasser sich nach den am tiefsten ge-
legenen Stellen zusammendrängt, vereinigt es sich zu Bächen,
E Iii s sen und Strömen, bis es sich schliesslich in einen See
oder in ein Meer ergiesst. Die Quelle der Flüsse liegt also
meistens hoch im Gebirge, ihre Mündung dagegen in der
tiefsten Senkung der Ebene. Nur wenn ein Bach nicht von
zusammenfliessendem Regen- oder Schneewasser, sondern von einer
aus dem Erdinnern hervorsprudelnden Quelle gespeist wird, ist sein
Ursprung tiefer, oft am Fusse der Gebirge gelegen. Alsdann ist
gleichsam ein unterirdischer F lu ss 1 a u f vorhanden, in welchen
sich das in die Tiefe abfliessende Wasser vereinigt; es setzt dies
aber immer eine grosse Durchlässigkeit entweder des ganzen
Gesteins oder doch wenigstens einer einzelnen Schicht desselben
voraus.
Die Gestaltung der Erdoberfläche bedingt ferner die
einzelnen Laufkrümmungen der Gewässer. Jede Erhebung des
Bodens, die dem Flusse in den Weg tritt, zwingt ihn, seine Rich-
tung zu ändern. Daher haben alle Flüsse in den Gebirgs-
gegenden, wo sich Hindernisse für ihren Lauf am meisten ein-
stellen, sehr viele Krümmungen auszuführen, z. B. die Mosel
von Trier bis Koblenz, während ihnen die flache Ebene einen
geraden Lauf gestattet. Häufig ist aber die Kraft der Ströme
im stände, das Hindernis zu überwinden, und der Fluss setzt über
dasselbe hinweg seinen Weg weiter. Ein gewaltsames Er-
zwingen des Laufes tritt stets ein. wenn das Wasser nirgendwo
einen günstigen Ausweg findet. Dieses staut sich dann oft sehr
hoch zu einem See auf, bis es endlich in der Höhe eine Abfluss-
stelle erreicht, wo bald durch die Gewalt der nachdrängenden
Wassermasse eine Flussrinne geschaffen wird (z. B. Durchbrach
des Rheines bei Bingen). Auf die Laufrichtung eines Stromes
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76
Die deutschen Landschaften.
sich nach der Steilheit des Gletscherbettes, sowie nach der Gewalt
des Druckes der Schneemassen und ist auch in den verschiedenen
Jahreszeiten nicht gleich. So rückt der G rind el w a 1 d gl e t sc h er
durchschnittlich jährlich nur 8 in vor, der Unteraargletscher
dagegen 600 m. In dem ganzen Alpengebiete zählt man 1000—
1100 Gletscher. Die in der Schweiz gelegenen bedecken allein
schon einen Flächenraum von fast 2000 qkm (1838,8). Der längste
unter diesen ist der Al e t s c h g le t scher auf der Finster-
aar h or ngr u p p e , welcher bei einer Länge von 20 km und einer
Breite von 4/s bis 2 km einen Raum von 15 qkm einnimmt. Doch
wird er an Ausdehnung noch bedeutend übertroffen von dem
Gorner Gletscher und von dem Mer de Glace am
M on t bl an c.
Die lockern Schneemassen, welche den Gletschern jährlich
zugehen, müssen schon durch den Druck, den sie aufeinander
ausüben, ein festes Gefüge erhalten. Aber noch mehr müssen sie
sich durch das abwechselnde Abtauen und Gefrieren, das auf ihrer
Oberfläche stetig stattfindet, nach und nach in eine mehr eisähn-
liche Masse verwandeln. Der gefrorene und daher grobkörnige
Schnee heisst Firn; er wird mit der Zeit zum Firn- oder Glet-
schereis, das meistens eine schöne bläuliche Färbung zeigt und
klar durchsichtig ist.
Das Gletschereis führt auf seiner langsamen Wanderung auch
die von der Gebirgsmasse sich lösenden Felstrümmer, off Blöcke
von grossem Umfange mit sich fort. Diese lagern sich gewöhnlich
an den Seiten ab und bilden dort eine lange Reihe, eine Seiten-
moräne. Wenn zwei Gletscherströme zusammenstossen, ver-
einigen sich ihre beiden innern Seitenmoränen zu einer Mittel-
moräne.
An seinem untern Ende taut der Gletscher fortwährend ab.
Das Gletscherwasser, das eine milchig-bläuliche oder milchig-grün-
liche Färbung hat, sammelt sich unter dem Eise und bricht an
der tiefsten Stelle unter einer Wölbung, dem Gletscherthore,
als Bach hervor. Die Gletscherbäche versiegen nie, und wenn
zur heissen Sommerzeit die Quellen anderer Flüsse kein Wasser
mehr geben, sprudeln sie infolge der stärkern Schneeschmelze
kräftiger als sonst. Hierin liegt eine grosse Bedeutung der Alpen-
gletscher für die Gebiete, durch welche die Alpenflüsse ihren Weg
nehmen: sie sind die unerschöpflichen Speisebecken
der Gewässer und haben somit Anteil an dem Segen, den diese
auf ihrem Laufe verbreiten.
Die Alpeiiseen (im Allgemeinen).
Zweierlei Arten von Seen giebt es in dem Alpengebiete :
Hochseen und T i e f s e e n.
Die H o c h s e e n liegen hoch im Gebirge, im Reiche der
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
80
Die deutschen Landschaften.
weg. Bei der H a n d e c k bildet sie einen grossartigen Wasser-
fall. 75 m tief schiesst sie herab in den Felsenschlund, sich im Sturze
unten mit dem zerstäubenden Strahl eines andern herabstürzenden Gletscher-
baches vereinigend. Nachdem sie der finstern Aareschlucht glücklich entronnen
ist, tritt sie in das untere Haslithal ein. Zwischen grünen Wiesen schlängelt sie
sich jetzt dahin. Gleich nach dem Austritte aus der genannten Schlucht, bei
dem Orte Meyring'en, stürzen der Aare von den steilen Thalwänden spru-
delnde Wasserfälle entgegen, gebildet von zufliessenden Gletscherbächen.
Ein erhabenes Naturschauspiel bietet besonders der mit bedeutender Wasserfälle
in mehreren Stufen herabbrausende Reichenbach.
Nachdem die Aare die. Finsteraarhorngruppe im Osten um-
flossen hat, durchströmt sie zwei kleine Seen, die der genannten
Alpenkette im Norden vorgelagert sind, nämlich den Bri enzer
See (29,95 qkm gr., 261 m t.) und den T h u n e r S e e (47,92 qkm
gr., 217 m t.).
Der Brienzer und der Thun er'see sind von mehr oder weniger
steil ansteigenden Berghöhen umschlossen. Namentlich erscheint das Südufer
des ersteren als eine hohe und steile Felswand. Ueber sie stürzt sich der Giess-
bach in rauschenden Wasserfällen hinab in den ruhig hingebetteten See.
Früher bildeten die beiden Seen ein Wasserbecken. Das Land, das sie jetzt
trennt, und auf dem der von Alpenseisenden vielbesuchte Ort Interlaken
(ilat. inter lacus = zwischen den Seen) entstanden ist, wurde später ange-
schwemmt. Es ist von der L ü t s c h i n e, die an der Westecke des Brienzer Sees
einmündet, abgelagert worden. Dieser Berghach kommt von Süden, aus dem
Herzen des vielgepriesenen Bremer Oberlandes, und sein Thal, das schöne
Lauterbrunnenthal, ist die Eingangspforte zu all den herrlichen Natur-
schönheiten, die sich dort, im Reiche der Gletscher und des ewigen Schnees,
aufthun. Ihm folgend, gelangen wir zu dem Staubbach, dessen zerstäuben-
der Wasserstrahl wie ein wallendes Silberband von der 300 in hohen Thal-
wand herabfällt, sowie zu dem wildtosenden Trümmelbachfalle. Eine
Bergbahn führt uns über W e n g e r n a 1 p und S c h e i d e c k nach G r i n d e 1-
wald ganz nahe an den schneebedeckten stolzen Alpenriesen, an Jungfrau,
Mönch und E i g e r vorbei bis zu den Füssen der Schreckhörner und der
Wetterhörner. Die unermesslichen Schneefelder liegen in ihrer vollen Klarheit,
in ihrer unbeschreiblichen Pracht vor uns, und namentlich der Jungfrau, der
„ewig Verschleierten", werden wir so nahe gerückt, dass wir das ge-
legentliche Abstürzen der Lawinen hören und sehen können.
Die Aare setzt nach dem Austritt aus dem Thuner See ihren
Lauf in nordwestlicher Richtung fort, bis der Jurazug sie
zwingt, nach Nordosten umzubiegen. Diese letzte Strecke des
jetzt auch schiffbaren Flusses stellt eine schwach ausgeprägte
S-Form dar.
Auf der linken Seite nimmt die Aare ausser der Saane noch
den Wasserabfluss dreier Seenbecken, des grossen, von Rebpflan-
zungen umgebenen N euenburger Sees und zweier kleinen
Seen, des sumpfigen Murten Sees und des B i e h 1 e r S ees, auf.
Von rechts gehen der Aare zwei wasserreiche Zuflüsse, die
ebenfalls grosse Seenbecken durchfliessen, zu, die Reuss und Lim-
mat. Erstere, welche ihre Quelle auf dem St. Gotthard hat,
verfolgt eine vorwiegend nördliche Richtung und durchströmt
in der Mitte ihres Laufes den vielgestalteten, von herrlicher Alpen-
landschaft umgebenen Vierwaldstätter See. Letztere ent-
springt unter dem Namen L i n t h auf der T ö d ik ette, fliesst nach
Norden bis zum kleinen Wal lens ee, den sie am westlichen
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Die Schwnizer Hochebene.
75
den Jurastrassen zeichnet sich besonders die, welche von Biehl nach
Basel führt, durch Naturschönheiten aus; sie wurde schon in der Römerzeit
erbaut.
Der Jura setzt sich auf der anderen Seite des Rheines als Deutscher
Jura noch bis zum Fichtelgebirge fort. Bis zu dieser fortlaufenden, langen Ge-
birgskette reicht im Nordwesten das nördliche Vorland der Alpen,
während im Nordosten die krystallinische Gesteinsmasse des böhmisch-
bayerischen Waldgebirges einen natürlichen Abschluss bildet.
Die ganze, von den obengenannten Gebirgen umschlossene Fläche ist von den
Gesteinstrümmern der Alpen bedeckt, von Schlamm, Gerolle
und erratischen oder Findlings-Blöcken , aus deren mineralischer Zusammen-
setzung sich sogar der genaue Ort ihrer Herkunft bestimmen lässt.
b b. Die Gewässer.
Die Gletscher
{aus alt-frz. glacier = gleiten wie Eis v. lat. g la c i e s - Eis).
Ewiger Schnee bedeckt die obern Gehänge der Alpen. Durch-
schnittlich liegt die Schneegrenze in einer Höhe von 2600 m;
jedoch wechselt sie sehr je nach der Lage eines Gebirgsteils, und
je nachdem sich andere Witterungseinflüsse geltend machen, und
oft sinkt sie viel tiefer hinab. Ueber diese Grenze hinaus ver-
wandeln sich alle Niederschläge in Schnee. Da diese infolge der
Nähe des atlantischen Oceans sehr zahlreich sind (jährliche Regen-
menge über 100 cm), müssten sich im Laufe der Zeit die Schnee-
massen auf den Alpen zu gewaltiger Höhe ansammeln, alle
Schluchten und Thäler füllen und zu einem noch viel riesenhaftem
Schneegebirge anwachsen, wtenn nicht anderseits wieder ein Ab-
gang derselben stattfände. Natürliche Ursachen bewirken
einen solchen Abgang. Die Schneemassen drängen infolge
ihrer Lage auf einer mehr oder weniger schiefen Ebene mit gewal-
tigem Drucke nach unten und müssen also in eine Abwärts-
bewegung geraten, dies umso leichter, als durch die Eigenwärme
des Gesteins die unterste Schneelage stets in einem schmelzenden
Zustande erhalten wird. So entsteht ein langsam nach der
Tiefe vorrückender Schnee- und Eisstrom, den wir
Gletscher nennen. — Bei Tauwetter treten an steilen Stellen
oft plötzliche Abstürze der Schneemassen ein, sog. Lawinenstürze,
die unter donnerartigem Getöse alles, was sich auf ihrer Bahn be-
findet, Wohnungen, Bäume, ja ganze Waldstrecken niederreisen.
Gletscher bilden sich meistens zwischen zwei Bergen oder
zwischen zwei Gebirgskämmen. Während sich ihr oberes Ende
nach der Höhe hin verzweigt, drängen sie sich nach unten in die
Einsenkungen, denen sie auf ihrer langsamen Thalfahrt folgen, zu
einem geschlossenen Strome zusammen. Die untere Grenze
der Gletscher liegt in verschiedener Höhe (zwischen 2260—960 m) ;
manche gehen sogar tiefer als 1000 m herab. Auch die Schnel-
ligkeit ihrer Abwärtsbewegung ist verschieden; sie richtet
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34
Erstes Buch.
len periodische Seen stellen, deren Wasserftand zu verschiede-
nen Zeiten ein sehr ungleicher ist. Sonst kann man auch
die Landseen nach der Beschaffenheit ihres Wassers eintheilen.
Die Zahl der Süßwasser - Seen ist die überwiegende,
den Salz-Seen gehört jedoch der bei weitem größte Land-
see der Erde, der Kaspische See (gewöhnlich das Kaspi-
sche Meer), 7000 n> M. groß. Eine eigenthümliche Art
bilden die Strandseen, welche mit dem Meere in Ver-
bindung stehen, aber süßes Wasser haben. Ergießt sich in
solchen Strandsee ein großer Fluß, so entsteht ein Haff.
Die Haffe sind entweder vom Meere durch vorliegende Inseln
oder schmale Landzungen, Nehrungen, geschieden. Die
nördliche Halbkugel ist an Seen bei weitem reicher als die
südliche und enthalt einen förmlichen Seengürtel, der durch
das nördliche Asien, Europa und Nordamerica zieht. Die
Riesen ströme dagegen gehören entweder der südlichen Halb-
kugel (hier der größte, Ma ran non, mit 80000 ^M. Geb.)
oder doch den Tropengegenden an.
tz. 29.
Eirculation des Wassers auf der Erde.
Alle Wasser laufen ins Meer, — sagt schon der Weise
des alten Testaments — und doch wird das Meer nicht voller.
Diese an sich wunderbare Erscheinung findet ihren Grund
darin, daß fortdauernd der Meeresspiegel und alles Wasser
überhaupt ausdunftet und verdunstet, wie denn auch von der
Erde beständig Dünste steigen. Diese in die Luft steigenden
Dünste, welche auch die Wolken bilden, fallen als Regen,
Schnee, Thau u. s. w. wieder auf die Erdoberfläche nieder
und werden vom Lande eingetrunken. Durch diesen feuchten
Niederschlag ist die ganze obere Erdrinde von Wasser durch-
drungen; überall fast, wo man eine gewisse Tiefe gräbt oder
bohrt, findet man Wasser. Die natürlichen Ausgänge des
innern Wasservorrathes sind dann die Quellen. Wie das Blut
im menschlichen Körper, so circulirt also beständig die vorhan-
dene Wassermasse der Erde, in den Adern und Zuflüssen der
Bäche, Flüsse, Meere, den Formen des Regens u. s. w. Je-
der Bach, Fluß, Strom der Erde (somit auch jedes Meer) hat
in dem umliegenden Lande sein Gebiet, d. h. einen Raum,
in dem aller wässerige Niederschlag der Atmosphäre ihm zuflie-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Palästina.
71
deplätze und reicher Vegetation; seine sogenannten Wüsten
waren nur Grasflächen ohne Anbau. Darum sprüchwörtlich
das Land, in welchem Milch und Honig fließt. Freilich ist
es noch bedeutender durch geistliche Segnungen. Alle heili-
gen Erzählungen der Schrift haben dort ihren Schauplatz;
darum kein Wunder, daß von jeher fromme Sehnsucht dies
Land zu sehen wünschte: — daß im Mittelalter die ganze
abendländische Christenheit es durch die Kreuzzüge (1096
—1270) den Muhamedanern abzugewinnen suchte — daß
immerfort gelehrte Reisende die Natur von Palästina,
wie es später genannt ward, näher zu ergründen suchen.
Wir erinnern uns zuerst, was schon 46. über das Kalkhoch-
land dagewesen und merken zunächst den Lauf des Jor^
dan. Seine Qucllgegend ist am Berge Hermon, jetzt
Dschebel el Scheik, gegen 10,000', der mit dem Antili-
banon zusammenhängr. Zwei Quellbäche ergießen sich in den
schlammigen Schilfsee Merom. Aus ihm hervor tritt der
Fluß Jordan und bildet darauf den größeren und lieb-
lichen See Genezareth oder das Meer von Liberias
(das am Südende liegt, durch warme Bäder berühmt),
Galiläi scher See, mit reizenden Bergufern und klarem,
fischreichen Wasser. Die meisten Apostel haben hier als Fischer
ihre Netze ausgeworfen, und unser Herr hat sich an seinen
Ufern mächtig in Reden und Thaten erwiesen. Seine
Stadt Capernaum am Westufer liegt in Trümmern. —
Von da strömt der I. in dem tiefen, heiß sandigen Ghor
weiter; bei dem lieblichen Jericho, jetzt einem armen Dorfe,
erweitert sich das Thal, und nun geht der Fluß durch eine
Ebene von Salzthon in das tobte Meer oder Salz-
meer, 30 □ M. groß, dessen Wasser so salzig ist wie gra-
dirte Soole, an welchem keine grüne Pflanze, auf wel-
chem kein Wasservogel, in welchem weder Fisch noch Muschel
zu finden ist. Schrecklich zerrissenes Geklüft umstarrt es
von allen Seiten; am Südrande kommt der Jordan nicht
wieder hervor, aber das Ghor, nun eine wüste Felsenschlucht,
setzt sich bis zum rothen Meere fort. Das todte Meer ist
entstanden "durch das Versinken des Thales Siddim (So-
dom und Gomorra), ein Erdfall im Großen. Neueste
Messungen haben klar gemacht, daß es 1300' unter dem
Mittelmeer liegt, daß also das todte Meer und das Ghor
die tiefsten Erdftellen bilden (vgl. 19.). Daher denn
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Palästina Merom Jordan Apostel Fischer
Sahara.
97
sondern sich besonders in Vertiefungen oder um hervorragende
Gegenstände anhäuft. In zwei Streifen, zwischen Aegypten
und Barca und zwischen Barca und Tripoli, erreicht diese
eigentliche Sahara das Mittelmeer. Die kleineren Oasen be-
wohnt das friedliche Volk der Tibbos, mit den Negern ver-
wandt. Die größeren ziehen sich dem Nilthale parallel, sind
besonders an Datteln reich, dem Hauptnahrungsmittel der
Wüstenbewohner und Wüstenwanderer, und stehen unter ägyp-
tischer Herrschaft. In der größten und nördlichsten, jetzt
Siwah genannt, war im Alterthum der Orakeltempel des
Jupiter Ammon, den Alexander befragte. Reisende fanden
in einem Palmenhaine noch Trümmer eines Tempels und
auch den mit Widderhörnern abgebildeten Kopf des Gottes.
Die südlichste der Oasen, das Negerreich Darfur, wird von
Vielen schon zu Sudan gerechnet; daneben nach O. das frucht-
bare, jetzt unter ägyptischer Herrschaft stehende Kordofan.
Ueppig und reizend, mit frischem Leben geziert, erscheinen
diese Oasen gegenüber der traurigen, todten Wüstenstrecke.
Nur der Strauß und die leichtfüßige Antilope durcheilen sie;
mit dem Schiffe der Wüste, dem Kameele, auch der Mensch.
Caravanen ziehen durch die Wüste nach Handel und Verkehr,
oder in religiöser Andacht nach Mecca (Warum?). Wehe,
wenn ihnen das Wasser ausgeht! Trügerisch zaubert die
eigenthümliche Luftspiegelung der Wüste (Kimmung) den
Lechzenden ganze Wasserspiegel vor, während nicht ein Tropfen
da ist, sie vom Tode zu retten. An vielen Stellen erinnern
Menschen- und Thiergebeine an solch Elend, und Raben
und Geier schweben immerfort über den Caravanen, etwa-
nige Beute in Empfang zu nehmen. Auf glühende Tage,
die auf dem brennenden Boden nicht ohne Schmerz zu gehen
»erstatten, folgen empfindlich kalte Nächte, und um den La-
gerplatz der Ermatteten herrscht jenes geheimnißvolle Todes-
schweigen, wie es nirgends sonst auf der Erde getroffen wird.
Das Entsetzlichste aber sind Wirbelstürme, welche oft ganze
Caravanen im Sande begraben, oder der erstickende Sa-
mum oder Samiel. Und immer weiter dehnt sich eben
durch Stürme und Flugsand das Gebiet der Wüste aus. Fast
hat es schon die Ufer des Nil, des Senegal und Niger er-
reicht, die südlichen Abhänge des Atlas fangen an, immer
mehr sich in Sandboden zu verwandeln, in den atlantischen
Ocean schiebt sich eine schon 100 Seemeilen breite Sand-
Daniel's Geographie. 5. Aufl. 7
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Barca Alexander Alexander
216
Drittes Buch
graphie eine der wichtigsten Erdstellen. Hier lag das üppige Bajä,
der, Römer berühmter Badeort (Horaz: Kein Meerbüsen der Welt
strahlt anmuthsvoller denn Bajä); hier der Averner-See, an
den die alten Dichter den Eingang zur Unterwelt verlegten; an ihm
die Höhle der cumäischen Sibylle, von der nahe gelegenen,
alten griechischen Colonie Cumä, der Mutterstadt von Neapel.
Der wegen seiner Fische und Austern bei den römischen Leckermäu-
lern berühmte Lu crin er See ist durch eine vulkanische Revolu-
tion im i6ten Jh. zu einem bloßen Sumpfe geworden, aus dem
sich damals der Monte nuovo erhob. Dies Alles in der westlichen
Umgegend von Puzzuoli. Nach O. zu kommt man an die Sol-
fatara, ein säst überall von Hügeln umgebenes, vulkanisch glü-
hendes Becken, aus dem beständig Schwefeldämpfe steigen. Durch-
aus vulkanischer Natur ist auch der runde See Agnano, der be-
ständig Blasen wirft; unweit davon die Hunds g rotte, in der
tödtendes Gas bis etwa zu 1 Fuß ausströmt und kleine Thiere, wie
etwa Hunde u. s. w. tobtet. Noch weiter nach O. folgt der male-
rische, mit üppiger Vegetation bedeckte Berg Posilippo.: durch
ihn ist eine 7t Stunde lange Grotte gehauen, durch welche sonst
der einzige Weg von Puzzuoli nach Neapel ging. Am Ausgange
nach Neapel zeigt man das von Lorbeeren umschattete Grabmal des
Virgil. (Wo geboren?) Die Hauptstadt selbst liegt ungefähr da,
wo Nord - und Ostküste des großen Golfes zusammen stoßen. Die
mit Ortschaften dicht besäete Ostküste überragt die Krone der gan-
zen Landschaft, der isolirte vulkanische Kegel des Vesuv, 3500'
durch einen steilen Riß von Monte Somma getrennt. Erst im
Jahr 79 nach Chr., unter Kaiser Titus, begann der Vesuv Feuer
zu speien (bis jetzt etwa 32 große Ausbrüche); fürchterliche Lavaströ-
me und Aschenregen bedeckten damals die Städte Herculanum,
Pompeji und Stabiä. Die Asche des Vesuv verdunkelte noch
zu Rom die Sonne und soll vom Sturme bis .'Aegypten und Syrien
geführt sein. Bei dem Graben eines Brunnens stieß man 1713 auf
einen Thcil der erst genannten Stadt und begann sie auszugraben;
doch mußte man damit einhalten, da die neuen Orte Résina und
Porti ci darüber stehen. Pompeji (weiter nach S.) fand man
1755 beim Umgraben eines Ackers; bis jetzt etwa l/3 blosgelegt,
ein deutliches Bild einer alt-römischen Stadt bis
auf das Kleinste herab. „Nichts ist verloren, getreu hat
es die Erde bewahrt." So bietet denn auch die Ostküste dem Rei-
senden überaus viel Merkwürdiges. Den Vesuv besteigt man ge-
wöhnlich mit Führern und Eseln von Résina aus. Die untere Re-
gion umlagern üppige Weinberge von steilen, mit Lava gefüllten
Thalspalten durchschnitten. Ungefähr in der Mitte des Berges
wohnt ein Eremit, bei dem man einkehrt, sich einschreibt und La-
crymä Christi trinkt. Eigentlich beschwerlich ist der sehr steile,
letzte Kegelaufsatz, in dessen Aschensande es sich schwer fortkommen läßt.
Ist der Vulkan in dem Zustande vollkommner Ruhe, so kann man
sogar eine Strecke in den Krater hineinsteigen. — Auf der Süd-
küst.e des Golfs liegt Sorrento, Tasso's Geburtsort; vor seiner
südwestlichen Pforte die reizende Felseninsel Capri, einst von Tiber
zum Versteck seiner Greuel gesucht, jetzt von Reisenden häufig besucht
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Extrahierte Personennamen: Sibylle Colonie_Cumä Titus Résina
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Neapel Neapel Pompeji Syrien Pompeji Christi Capri
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Die Balkanhalbinsel.
liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo
West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide
bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls
auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel
zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet
ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund-
scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf
einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der
Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein-
zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges.
Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker
zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt
sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be-
stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein
abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht,
beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die
gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch
bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli,
türkisch = Gebirge, 2730 m) auf.
Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten.
Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der
Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen
diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da-
durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen-
gebirge darstellen.
Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges.
Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be-
sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke.
Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser-
reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr
gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber
der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden,
seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor,
als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins
nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach
Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch
der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen
Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge-
nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige
und berühmte Ri lo-Monas tir.
Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht
durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen
südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie
entspringt am Witosch.
Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts
mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des
Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-
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