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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 67

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deuischland im dreizehnten Jahrhundert. 67 Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hörige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wußten die Waffen zu führen. Sie schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Zünfte oder Innungen nannte; die Zünfte hatten ihre besonderen Bräuche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durfte Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehörte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, daß er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und daß er ein Meisterstück angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werkstätten nachzusehen, ob überall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt würde. In dieser Art erblühte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Städten gearbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nordeuropa, ausgeführt und dort verkauft. Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblüht. Die Handel. Straßen, für deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde, und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen großen Ströme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefüllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch längst auf die hohe See hinausgewagt; Nord- und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah. Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtei trieb, der mußte selbst hinaus in die Fremde, mußte die Waffen führen können, mußte mancher Gefahr gewärtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, Überfall von Seeräubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstämme bringen konnten; dafür harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein außerordentlich hoher Gewinn. An den Küsten Skandinaviens und des heutigen Rußlands landeten die deutschen Kaufleute und gründeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgeräte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Häute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde, und derjals Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde. Aber auch nach Süden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuzzüge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der fast allein in der Hand italienischer Städte, vor allem Venedigs und 5*

2. Deutsche Geschichte - S. 67

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 67 Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hörige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wußten die Waffen zu führen. Sie schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Zünfte oder Innungen nannte; die Zünfte hatten ihre besonderen Bräuche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durste Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehörte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, daß er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und daß er ein Meisterstück angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werkstätten nachzusehen, ob überall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt würde. In dieser Art erblühte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Städten gearbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nordeuropa, ausgeführt und dort verkauft. Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblüht. Die Handel Straßen, für deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen großen Ströme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefüllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch längst auf die hohe See hinausgewagt; Nord- und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah. Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtei trieb, der mußte selbst hinaus in die Fremde, mußte die Waffen führen können, mußte mancher Gefahr gewärtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, Überfall von Seeräubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstämme bringen konnten; dafür harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein außerordentlich hoher Gewinn. An den Küsten Skandinaviens und des heutigen Rußlands landeten die deutschen Kaufleute und gründeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgeräte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Häute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde und der als Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde. Aber auch nach Süden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuzzüge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der säst allein in der Hand italienischer Städte, vor allem Venedigs und

3. Deutsche Geschichte - S. 67

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 67 Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hrige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wuten die Waffen zu führen. Sie schlssen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Znfte oder Innungen nannte; die Znfte hatten ihre besonderen Bruche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durfte Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehrte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, da er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und da er ein Meisterstck angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werksttten nachzusehen, ob berall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt wrde. In dieser Art erblhte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Stdten ge-arbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nord-europa, ausgefhrt und dort verkauft. Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblht. Die Handel Straen, fr deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen groen Strme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch lngst aus die hohe See hinausgewagt; Nord - und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah. Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtet trieb, der mute selbst hinaus in die Fremde, mute die Waffen führen knnen, mute mancher Gefahr gewrtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, bersoll von See-Zubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstmme bringen konnten; dafr harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein auer-ordentlich hoher Gewinn. An den Ksten Skandinaviens und des heutigen Rulands landeten die deutschen Kaufleute und grndeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgerte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Hute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde und der als Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde. Aber auch nach Sden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuz-zuge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der fast allein in der Hand italienischer Städte, vor allem V e n e d i g s und

4. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 87

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iv. Deutschland am Ende des staufischen Zeitalters. 87 Länder erhalten hatte. Dazu fügte Konrad d. Gr. (1124 — 56) das Milzenerland und andre Landschaften. Die Gefahr der Zersplitterung, welche durch die von ihm verfügte Erbteilung heraufbeschworen wurde, ist später durch Aussterben der jüngeren Linien im ganzen abgewandt worden. Otto der Reiche (1156 bis 1190) begann den Silberbergbau im Erzgebirge (Freiberg) und legte den Grund zu der Blüte Leipzigs. Heinrich der Erlauchte, der Sohn der Thüringerin Jutta, erbte 1264 die thüringischen Lande (§ 74b a). So wurde das sorbische Kolonialland mit altdeutschem Mutterlande verschmolzen. Im Flachlande wurde das slawische (wendische) Element vom deutschen aufgesogen, während im Gebirge eine rein deutsche Bevölkerung entstand. Blühende Städte (Leipzig, Altenburg, Chemnitz, Freiberg, Dresden, Pirna, Bautzen, Görlitz) erhoben sich in diesem reichen und gesegneten Lande. In dem polnischen Schlesien förderte das Fürstenhaus .der Piasten die Germanisierung ebenso eifrig wie die Prschemysliden in Böhmen und Mähren. Die alten Slawen- und Avarenländer in den Ost alpen und im Donautal wurden durchaus deutsch. Selbst nach Ungarn und Siebenbürgen dehnten sich deutsche Ansiedlungen aus (die „Sachsen“, der Deutschorden im Burzenlande). Während Altdeutschland in zahllose kleine Herrschaften zersplitterte, bildeten sich im Koloniallande geschlossene große Territorien; darum ist auch von hier die Neuschöpfung des Reiches ausgegangen. b) Städte und Bauern. a) Die Städte. Während im Reich und in den Territorien der Staatsbegriff schwand, blieb er weit kräftiger in den Städten, weil hier die allgemeine Wehrpflicht und der öffentliche Charakter des Rechts sich erhielt und die allgemeine Steuerpflicht sich entwickelte. Die deutschen Städte sind sehr spät entstanden; im 10. Jh. war Deutschland noch fast städtelos. Das Bedürfnis nach Schutz vor Feinden und vor allem Handel und Gewerbe waren die Antriebe zu ihrer Gründung, die Stätten der alten Römerstädte, die Königspfalzen und Bischofssitze der Vorzugs-

5. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 87

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iv. Deutschland am Ende des staufischen Zeitalters. 87 Länder erhalten hatte. Dazu fügte Konrad d. Gr r. (1124—56) das Milzenerland und andre Landschaften. Die Gefahr der Zersplitterung, welche durch die von ihm verfügte Erbteilung heraufbeschworen wurde, ist später durch Aussterben der jüngeren Linien im ganzen abgewandt worden. Otto der Reiche (1156 bis 1190) begann den Silberbergbau im Erzgebirge (Freiberg) und legte den Grund zu der Blüte Leipzigs. Heinrich der Erlauchte, der Sohn der Thüringerin Jutta, erbte 1264 die thüringischen Lande (§ 74b a). So wurde das sorbische Kolonialland mit altdeutschem Mutterlande verschmolzen. Im Flachlande wurde das slawische (wendische) Element vom deutschen aufgesogen, während im Gebirge eine rein deutsche Bevölkerung entstand. Blühende Städte (Leipzig, Altenburg, Chemnitz, Freiberg, Dresden, Pirna, Bautzen, Görlitz) erhoben sich in diesem reichen und gesegneten Lande. In dem polnischen Schlesien förderte das Fürstenhaus der Piasten die Germanisierung ebenso eifrig wie die Prschemysliden in Böhmen und Mähren. Die alten Slawen- und Avarenländer in den Ostalpen und im Donautal wurden durchaus deutsch. Selbst nach Ungarn und Siebenbürgen dehnten sich deutsche Ansiedlungen aus (die „Sachsen“, der Deutschorden im Burzenlande). Während Altdeutschland in zahllose kleine Herrschaften zersplitterte, bildeten sich im Koloniallande geschlossene große Territorien; darum ist auch von hier die Neuschöpfung des Reiches ausgegangen. b) Städte und Bauern. a) Die Städte. Während im Reich und in den Territorien der Staatsbegriff schwand, blieb er weit kräftiger in den Städten, weil hier die allgemeine Wehrpflicht und der öffentliche Charakter des Rechts sich erhielt und die allgemeine Steuerpflicht sich entwickelte. Die deutschen Städte sind sehr spät entstanden; im 10. Jh. war Deutschland noch fast städtelos. Das Bedürfnis nach Schutz vor Feinden und vor allem Handel und Gewerbe waren die Antriebe zu ihrer Gründung, die Stätten der alten Römerstädte, die Königspfalzen und Bischofssitze der Vorzugs-

6. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 1

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Sechste Periode. Von 1648 — 1789. Zeitalter der unumschränkten Fürstenmacht. Erster Abschnitt. Ton 1648 — 1740. Der extreme Absolutismus im Zeitalter Ludwigs Xiv. Einleitung. a) Der Westfälische Friede schuf im christlichen Europa fünf Großstaaten: Österreich, Frankreich, England, die Niederlande und Schweden. Spanien konnte trotz seinem gewaltigen Länderumfange als Großmacht nicht mehr angesehen werden; zu ihm gehörten die Franche Comt6 und die südlichen Niederlande (etwa das heutige Belgien), dazu der Kolonialbesitz in Amerika und die Besitzungen in Italien (Herzogtum Mailand, Königreich Neapel). Auch Polens Bedeutung war seit dem Aufschwünge Schwedens zurückgegangen. Neben den fünf ■christlichen Großmächten stand als sechste das osmanische Beich, dessen europäischer Besitz in dem größten Teil Ungarns, in Siebenbürgen, der Moldau und Walachei, dem Küstenlande ■des Schwarzen Meeres und der ganzen Balkanhalbinsel bestand. b) Im staatlichen wie im geistigen Leben der europäischen Völker trat das religiöse Interesse mehr und mehr zurück. Für ihre innere Entwicklung wurde am wichtigsten die Ausbildung der unumschränkten Fürstenmacht. Sie hatte bereits seit dem Ende des 15. Jh. (in Frankreich schon seit Philipp Iv.) begonnen. Das Verlangen nach einer starken Königsgewalt ergab sich aus <3em Bedürfnis nach Frieden und staatlicher Ordnung als der Vorbedingung jeden Kulturfortsch rittst die Möglichkeit ihrer Gründung trat ein durch die Ausbildung der Geld Wirtschaft, wodurch das Königtum die Mittel zur Schaffung eines Beamten- Brettschnei der, Hilfsbuch f. Seminare. Hx 2. Aufl. i

7. Deutsche Sozialgeschichte - S. 210

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
210 Neueste Zeit. Tic Arbeiterfrage vom geistig-sittlichen Standpunkte Beleuchtet. nicht die Gleichberechtigung des Arbeiters und des Unternehmers herbeizuführen, können aber darauf segensreichen Einfluß ausüben, daß den Arbeitern neben ihrem ausbedungenen Lohne ein gewisser Gewinnanteil zugesichert wird und an Stelle erbitterter Klassenkämpfe allmählich rein geschäftliche Verhandlungen in Schiedsgerichten und Einigungsämtern treten. Von diesem Wege zum sozialen Fortschritt wollen manche durch vorzügliche Wohlfahrtseinrichtungen um ihre Arbeiter verdiente Großindustrielle nichts wissen. Doch die Arbeiterfrage ist nicht nur eine Rechts- und Magen-, sondern auch eine Bildungsfrage. Staatlich - wirtschaftlich es und sittlich - geistiges Leben sind nicht zwei völlig getrennte Gebiete. Ohne Hebung der materiellen Lage kann allerdings die Bildung der Massen nicht erhöht werden. Sie müssen die Mittel zu gesitteterem Leben erhalten. Regt sich doch in manchem Fabrikarbeiter, dessen geistige Kräfte bei der Thätigkeit an der Maschine oft brach liegen, ein Gefühl der Öde und Würdelosigkeit und ein Drang nach Bildung; beklagt sich doch mancher nicht nur über leibliche, sondern auch über geistige Not. Deshalb offenbaren viele Geistliche und Männer der Wissenschaft arbeiterfreundliche (aber nicht etwa sozialdemokratische) Gesinnungen. Natürlich werden durch Vorträge und religiösen Zuspruch oder Erbauungsschriften die wirtschaftlichen Übel nicht im- Genossenschaft Aussicht auf Bestand haben soll. Der ihr angehörige Arbeiter ist eben Verkäufer in der weitesten Bedeutung des Wortes, und vom Preise der Ware, die er herstellt, hängt sein ganzes Dasein ab. — Die Schulzeschen Vorschußvereine (s. S. 167) haben sich nicht bewährt, weil wegen Haftbarkeit aller Mitglieder die Reicheren meist austraten. Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften waren erfolgreicher (s. S. 193); 1895 zählten sie 68717 Mitglieder. Außer ihnen gab es in diesem Jahre 53 Gewerkschaftsorganisationen mit 259175 Mitgliedern. Am meisten vertreten sind Metallarbeiter, dann Holzarbeiter, Buchdrucker und Maurer. Der älteste und am besten eingerichtete Verband ist der der Buchdrucker; er zählt jetzt rund 19000 Mitglieder.

8. Deutsche Sozialgeschichte - S. 39

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Genossenschaften der Kaufleute und der Handwerker. 39 lichen Lebens durch den Trieb nach genossenschaftlicher Vereinigung gekennzeichnet. Alles drängte zum Zusammenschluß. Der einzelne konnte in der Regel nur als Glied einer größeren Gemeinschaft, eines festumgrenzten örtlichen Verbandes, Anerkennung zu finden hoffen. Markgenossenschaft, Gefolgswefen, Geschlechterverband, später geistliche Orden, Ritter- und Städtebündnisse sind die bekanntesten Formen, in denen dies das gesellschaftliche Leben beherrschende Streben sich äußerte. Nun wurden gerade diekaufleute durch das engezusammenwohnen, die gleichartige Thätigkeit und die gemeinsamen Fahrten veranlaßt, Genossenschaften zu bilden, und diese hatten dann bald dauernden Bestand. Die kaufmännische Gilde war die älteste und lange vielleicht einzige aller bürgerlichen Genossenschaften. Sie regelte den Handelsverkehr durch gewisse polizeiliche «Bestimmungen, und zwar gab es schort im 10. Jahrhundert ein Recht derkausleute, während sich sonst damals von einheitlicher Rechtsbildung keine Spur zeigte. Früh arbeiteten sich die Kaufleute zu Reichtum, Ansehen und ziemlicher Selbständigkeit empor und werden oft in auszeichnendem Sinne „Bürger" genannt. Was die Handwerker betrifft, so besaß jeder Fronhof, jedes Stift eine Anzahl Unfreier, die unter Leitung eines Meisters besondere Genossenschaften bildeten. Von eigenem Verdienste konnte bei ihnen anfangs nicht die Rede sein, kaum von eigener Wirtschaft. Diese abhängigen Handwerker haben nun sicher nicht den Grundstock der städtischen Bevölkerung gebildet. Es gab vielmehr neben ihnen auch manche freie. Wie weit aber jene durch Abgaben und Dienste bedrückt wurden, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Es wird berichtet, daß der Herr Anspruch auf die ganze Hinterlassenschaft (den sogenannten Buteil) machte, schon früh jedoch sich damit begnügte, nur einen Teil der Habe — das Besthaupt, d. h. das beste Stück Vieh, oder beste Gewand — an sich zu nehmen. In den Freiheitskriegen, die Heinrich Iv. (1056 Genossenschaften der Handwerker.

9. Die deutschen Landschaften - S. 378

1896 - Trier : Lintz
378 Die deutschen Landschaften. Die Beteiligung am Welthandel besteht hauptsächlich in dem Handelsverkehr, den St et ti n mit den n o rd is eh en S taaten unterhält. Das Verkehrswesen: Eisenbahnlinien und Schiffahrtsstrassen. Für die Sch i f fahrt öffnet die Ostsee, die auf einer langen Küstenstrecke die Landschaft bespült, ihre Wege. Von Stettin finden regelmässige Dampfschiffahrten nach den bedeu- tendsten Ostseehäfen statt. Durch den Oderstrom kann die Landschaft auch mit den südlich gelegenen deutschen Landschaften in Schiffsverkehr treten. Das Eisenbahnnetz besteht nur aus einigen Haupt- linien, von denen sich die meisten in Stettin treffen. Von dort führen Schienenwege nach Kolberg, Stargard (Köslin—danzig oder Posen), Frankfurt a. d. 0. (Breslau), Berlin und Pase- walk (Stralsund oder Lübeck. Das Bildungswesen: Unterrichtsanstalten. Eine Universität befindet sich in Greifswalde. Von gewerblichen Unterrichtsanstalten sind die Navigati- onsschulen zu nennen. Rückblick auf frühere Kulturzeiten. Bis zum Ende des 5. Jahrhunderts war Pommern von den Rugiern, einem germanischen Volke, bewohnt. Zahlreiche Münz- fun d e beweisen, dass zur Zeit des römischen Kaisers Marc Aurel auch römische Kaufleute zu ihnen gekommen sind. Als sie ihre Heimat verliessen und unter 0 do w ak e r nach Italien zogen, nahmen slawische Völker das Land in Besitz. Die wichtigsten Stämme waren die Liuti zen und Ob otri ten im heutigen Mecklenburg. Karl der Grosse drang zwar in ihrem Lande bis zur Peene vor; doch blieb die Einwirkung des Franken- reiches auf die Kultur dieses Wendenlandes bedeutungslos. Die Wenden waren schlechte Ackerbauer, dafür aber um so geschicktere Fischer und Seefahrer (vergi. S. 323). Dem Bischof Otto von B a m b e r g (1124) verdanken sie ihre Bekehrung zum Christentum e. Erst darnach erhielten Deutsche wieder Eintritt in das durch viele Kriege fast ent- völkerte Land. Sie wanderten so zahlreich ein, dass in wenigen Jahrhunderten das wendische Wesen vollständig verdrängt war. Im Mittelalter blühten einige an der Küste gelegene Orte, namentlich Stralsund, ferner Wismar, Rostock und Stettin mächtig auf. Sie wurden reiche Handels- städte und angesehene Mitglieder des Hansabunde s. Das Land selbst konnte jedoch wegen der fortwährenden

10. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 140

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
140 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871. gehindert. Noch hielt Friedrich Wilhelm, in Deutschland in grofser Stellung, an dem Gedanken der deutschen Union auf der Grund- lage der freien Vereinbarung mit den Fürsten fest (Radowitz) und schlofs mit Sachsen und Hannover das „Dreikönigsbündnis“ (Mai), das diese beiden von vorn herein nicht zu halten ent- schlossen waren. Diesem Vorgehen Preußens stimmte die Erb- kaiserpartei in Gotha zu. Nun aber trat Österreich, das, bis jetzt mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, wenig in die deutsche Frage hatte eingreifen können, kraftvoll den matt- herzigen Bestrebungen Preußens entgegen. 122. d) Revolution und Reaktion in Österreich. Der österreichische Staat brach im Frühlinge 1848 unter dem Zusammenwirken der Verfassungs- und Nationalitätenfrage völlig zusammen: Lombardo- Venetien rifs sich los, die Tschechen (Palacky) und Ungarn forderten Autonomie und demokratische Verfassungen; die Süd- slawen (Jellachich, Banus von Kroatien) lösten die Verbindung mit Ungarn. In Wien kam es zu Aufständen (Mai), die den Hof zur Flucht nach Innsbruck zwangen; Studenten und Bürger- corps hatten die Gewalt in Händen. Doch wurde im Juli der Reichstag eröffnet, der Kaiser kehrte zurück. Das Eintreten der Regierung für die Kroaten und gegen die Ungarn rief einen neuen Aufstand hervor (Okt.); der Hof floh nach Qlmütz. Aber Jellachich und Fürst Windischgrätz rückten vor Wien, die Stadt wurde bezwungen (Nov.), und eine grausame Reaktion be- gann (unter den Erschossenen befand sich der Frankfurter Reichs- tagsabgeordnete Robert Blum). Der Reichstag wurde nach Krem- sier (Mähren, a. d. March) verlegt, Fürst Felix Schwarzenberg übernahm das Ministerium. Am 2. Dez. 1848 dankte Ferdinand I. zu gunsten seines Neffen Franz Josef ab. Nach Auflösung des Reichstages (März 1849) oktroyierte Schwarzenberg eine freisinnige, aber nicht ernstgemeinte Gesamtstaatsverfassung. Nun wandte sich die Regierung gegen Ungarn, wo Kossuth die Diktatur über- nommen hatte, war jedoch nicht imstande gegen Görgey und Klapka etwas auszurichten, und erst die Hilfe Nikolaus’! von Rußland (Paakjewitech) schlug den Aufstand nieder; das Ende war Görgeys Kapitulation bei Vilägos (nö. von Arad) (Aug. 1849), der ein Schreckensregiment unter Haynau folgte.
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