Iv. Der Dreißigjährige Krieg 1618 — 48.
So geschah es, daß der Katholizismus, gekräftigt durch den Jesuitenorden und das Tridentinum, große Fortschritte machte. Am Niederrhein und in Westfalen erfolgte die Gegenreformation.
In noch höherem Grade war das der Fall unter der Regierung Rudolfs Ii. 1576 — 1612, der, von den Jesuiten in Spanien erzogen, trübsinnig, in wissenschaftliche Liebhabereien und alche-mistische Träumereien vertieft, willenlos und eigensinnig, sich von seiner streng katholischen Umgebung leiten ließ. Im Erzbistum Köln wurden alle reformatorischen Regungen ausgerottet. Ein Streit im Straßburger Stift endete zu Ungunsten der Protestanten. Erzherzog Ferdinand, Rudolfs Ii. Vetter, führte in Steiermark, Kärnten und Krain die Gegenreformation durch (1600 wurde der große Astronom Johannes Kepler aus Graz a. d. Mur vertrieben). Als schwere Vergewaltigung empfanden die Protestanten das Vorgehen des eifrig katholischen Herzogs Maximilian von Bayern gegen die protestantische Reichsstadt Donauwörth, wo die Prozession des katholischen Klosters gestört worden war (1606 — 8).
Daher und infolge von Streitigkeiten über die Zulässigkeit der Einziehung geistlicher Güter traten (1608) zu Ahausen in Ansbach unter der Führung Friedrichs Iv. von der Pfalz fünf kleinere protestantische Fürsten zur Union zusammen. Ihr gegenüber bildete sich (1609) die viel stärkere katholische Liga unter Maximilian von Bayern.
Zwischen beiden Parteien schien der Krieg ausbrechen zu sollen über die Jülichsche Erbfolgefrage. Am Niederrhein war ein stattlicher Staat entstanden, der sich aus folgenden Gebieten zusammensetzte: 1. dem Herzogtum Jülich zu beiden Seiten der Roer, eines rechtsseitigen Nebenflusses der Maas, 2. dem Herzogtum Kleve zu beiden Seiten des Niederrheins mit Kleve und Wesel, 8. dem Herzogtum Berg auf der rechten Rheinseite mit Düsseldorf, 4. der Grafschaft Mark im Gebiet der Ruhr, 5. der Grafschaft Ravensberg zwischen der oberen Ems und der mittleren Weser mit Bielefeld. Als Herzog Johann Wilhelm 1609 kinderlos starb, machten auf diese Länder Anspruch die beiden protestantischen Fürsten Johann Sigismund von Brandenburg
11*
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Extrahierte Personennamen: Rudolfs Ferdinand Ferdinand Rudolfs Johannes_Kepler Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrichs Maximilian_von_Bayern Maximilian Maas Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Johann
Iv. Der Dreißigjährige Krieg 1618 — 48.
163
So geschah es, daß der Katholizismus, gekräftigt durch den Jesuitenorden und das Tridentinum, große Fortschritte machte. Am Mederrhein und in Westfalen erfolgte die Gegenreformation.
In noch höherem Grade war das der Fall unter der Regierung Rudolfs Ii. 1576 — 1612, der, von den Jesuiten in Spanien erzogen, trübsinnig, in wissenschaftliche Liebhabereien und alchimistische Träumereien vertieft, willenlos und eigensinnig, sich von seiner streng katholischen Umgebung leiten ließ. Im Erzbistum Köln wurden alle reformatorischen Regungen ausgerottet. Ein Streit im Straßburger Stift endete zu Ttngunsten der Protestanten. Erzherzog Ferdinand, Rudolfs U. Vetter, führte in Steiermark, Kärnten und Krain die Gegenreformation durch (1600 wurde der große Astronom Johannes Kepler aus Graz a. d. Mur vertrieben). Als schwere Vergewaltigung empfanden die Protestanten das Vorgehen des eifrig katholischen Herzogs Maximilian von Bayern gegen die protestantische Reichsstadt Donauwörth, wo die Prozession des katholischen Klosters gestört worden war (1606 — 8).
Daher und infolge von Streitigkeiten über die Zulässigkeit der Einziehung geistlicher Güter traten (1608) zu Ahausen in Ansbach unter der Führung Friedrichs Iv. von der Pfalz fünf kleinere protestantische Fürsten zur Union zusammen. Ihr gegenüber bildete sich (1609). die viel stärkere katholische Liga unter Maximilian von Bayern.
Zwischen beiden Parteien schien der Krieg ausbrechen zu sollen über die Jülichsche Erbfolgefrage. Am Mederrhein war ein stattlicher Staat entstanden, der sich aus folgenden Gebieten zusammensetzte: 1. dem Herzogtum Jülich zu beiden Seiten der Roer, eines rechtsseitigen Nebenflusses der Maas, 2. dem Herzogtum Kleve zu beiden Seiten des Niederrheins mit Kleve und Wesel, 3. dem Herzogtum Berg auf der rechten Rheinseite mit Düsseldorf, 4. der Grafschaft Mark im Gebiet der Ruhr, 5. der Grafschaft Ravensberg zwischen der oberen Ems und der mittleren Weser mit Bielefeld. Als Herzog Johann Wilhelm 1609 kinderlos starb, machten auf diese Länder Anspruch die beiden protestantischen Fürsten Johann Sigismund von Brandenburg
11*
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Extrahierte Personennamen: Rudolfs Ferdinand Ferdinand Rudolfs Johannes_Kepler Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrichs Maximilian_von_Bayern Maximilian Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Johann
Fünfte Periode. Von 1517 —1648.
193
1524—1525 Bauernkrieg. Die zwölf Artikel. Mederlage der thüringischen Bauern (Thomas Münzer) bei Frankenhausen, der süddeutschen bei Königshofen.
Luther in Verbindung mit den deutschen Fürsten.
1525 Einführung der Reformation in Preußen durch Her-
zog Albrecht (Vertrag von Krakau).
Erster Krieg Karls V. mit Franz I. Schlacht bei Pavia (1525). Friede zu Madrid.
1526 Erster Reichstag zu Speier. Errichtung von Landes-
kirchen. Philipp v. Hessen, Johann v. Sachsen. 1526 Niederlage und Tod Ludwigs H. bei Mohäcs gegen Suleiman H. Böhmen und ein kleiner Teil Ungarns an Ferdinand, Karls V. Bruder. Zweiter Krieg Karls V. mit Franz I. Plünderung Roms. „Damenfriede“ zu Cambrai (1529).
1529 Zweiter Reichstag zu Speier. Protestanten. Ergebnisloses Religionsgespräch Luthers mit Zwingli
(geb. 1484 zu Wildhaus, Pfarrer in Grlarus, später in Einsiedeln, 1519 in Zürich, f 1531 bei Kappel) zu Marburg.
1530 Reichstag zu Augsburg. «Augsburgische Konfession. Stiftung des Schmalkaldischen Bundes (Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen).
1532 Nürnberger Religionsfriede.
Herzog Ulrich, in Württemberg wieder eingesetzt, führt die Reformation ein.
1534—1535 Die Wiedertäufer in Münster (Johann von Leiden). Münster wieder katholisch.
Revolution des Jürgen Wullenwever in Lübeck. Dritter Krieg Karls V. mit Franz I. Waffenstillstand zu Nizza.
1539 Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen (Heinrich) und in Brandenburg (Joachim H.).
Brettschneider, Hilfsbuch f. Seminare. Ii. 3. Aufl. 13
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Albrecht_( Albrecht Karls_V. Franz_I. Philipp_v Philipp Johann_v Johann Ludwigs_H. Ludwigs Suleiman_H. Ferdinand Karls_V. Karls_V. Karls_V. Franz_I. Kappel Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Ulrich Johann Karls_V. Franz_I. Heinrich) Heinrich Joachim_H. Brettschneider
Extrahierte Ortsnamen: Frankenhausen Krakau Karls Pavia Madrid Hessen Sachsen Karls Roms Cambrai Luthers Grlarus Einsiedeln Marburg Württemberg Karls Nizza Herzogtum_Sachsen Brandenburg
66
Sechste Periode. Von 1648 — 1789. — Zweiter Abschnitt. Von 1740 — 1789.
Humanitätsanstalten; er suchte die Verwaltung zu centralisieren,
die Unterschiede der einzelnen Länder zu beseitigen und dem
Gesamtstaate deutsches Gepräge zu geben. Für die Kunst, die
Musik wie die Dichtung, begeistert, förderte er unausgesetzt die
Werke Mozarts. Allzu sehr seinem hochfliegenden Enthusiasmus
für die Menschheit und zu wenig staatsmännischen Erwägungen
folgend, stiefs er überall auf Verkennung und Widerstand und
verzehrte seine Kraft in tragischer Sisyphosarbeit. In Belgien
entstand, da sowohl Adel wie Klerus wie Bürgertum gegen Josef
erbittert war, ein Aufstand; erst Josefs Ii. Bruder Leopold Ii.,
der von 1790 — 92 regierte, gewann die Provinzen wieder; und
den Verlust Ungarns konnte Josef nur dadurch verhindern, dafs
er alle mifsliebigen Verordnungen widerrief. Trotzdem aber und
trotz der Restauration unter Leopold Ii. und der Reaktion unter
Franz Ii. 1792 —1835 blieb sein Wirken für Österreich nicht
verloren.
§ 57. e) Die kleineren deutschen Staaten. In vielen derselben
herrschte ein die französischen Vorbilder nachäffendes Treiben,
und wo die Steuern der schwer bedrückten Unterthanen für den
Prunk und die Ausschweifungen des Hofes nicht ausreichten,
wurden die Landeskinder in fremden Kriegsdienst verkauft. Be-
sonders schlimm stand es in Kursachsen unter August Ii. und Iii.
(darauf traten bessere Zustände ein), in der Pfalz unter Karl
Theodor, in Ansbach und Bayreuth, in Württemberg unter Karl
Eugen (man denke an Schubarts und Schillers Schicksal), in Hessen -
Kassel und Braunschweig. Aber der Einflufs Friedrichs d. Gr.
wirkte auch vielfältig wohlthätig; so in Bayern, in Kursachsen
seit 1764, in Sachsen-Weimar, wo Karl August regierte, in
Baden und Anhalt-Dessau (hier gründete Basedow sein Philan-
thropin). Auch in manchen geistlichen Stiftern kam es zu segens-
reichen Reformen. Im ganzen aber waren die geistlichen Staaten
die verfallensten des morschen Reiches.
4. Die neuen volkswirtschaftlichen Lehren und die Umwälzung
des Wirtschaftslebens.
§ 58. a) Der Physiokratismus. Je mehr die verderblichen Wirkungen
des merkantilistischen Systems staatlicher Bevormundung in Frank-
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Extrahierte Personennamen: Josef Leopold_Ii Leopold Josef Leopold_Ii Leopold Franz_Ii Franz August Karl
Theodor Karl Karl
Eugen_( Karl Eugen Friedrichs Karl_August Karl August Basedow
152 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871.
krieg“; Süddeutschland, Hannover (Georg Y.), beide Hessen,
Sachsen (König Johann, Minister Beust) standen auf seiten Öster-
reichs. Alle preufsischen Truppen standen unter dem Oberkommando
des Königs; den Kriegsplan entwarf Moltke.
132. b) Verlauf des Krieges.
a) Italienischer Kriegsschauplatz. Trotz grofser Übermacht
kämpften die Italiener unglücklich. Der General Stabschef La
Marmora verwarf Moltkes Yorschläge und w^ar schuld an der
Niederlage bei Custoza (Juni) gegen Erzherzog Albrecht, durch
welche die Operationen des italienischen Heeres ganz gelähmt
wurden. Auch zur See wurde Italien bei Lissa (dalmat. Küste)
von Tegethoff geschlagen (Juli).
ß) West - und süddeutscher Kriegsschauplatz. Da Hannover,
Sachsen und Kurhessen die preufsische „Sommation“ vom 15. Juni,
die Neutralität forderte, ablehnten, besetzte am 17. Yogel von
Falckenstein Hannover, am 18. Herwarth v. Bittenfeld Dresden,
am 19. v. Beyer Kassel. Der Kurfürst von Hessen wurde ge-
fangen, die Armee zog nach Süden, das sächsische Heer unter
König Johann nach Böhmen, das hannoversche unter Georg Y.
über Göttingen, Mühlhausen nach Langensalza. Hier siegte es
am 27. Juni über eine preufsisch-koburgische Minderheit, mufste
aber, da die Geschlagenen von allen Seiten Yerstärkungen erhielten,
am 29. die Waffen strecken; der König erhielt freien Abzug, das
Heer wurde aufgelöst.
Die neugebildete Mainarmee unter Yogel v. Falckenstein
führte nun den Krieg gegen die süddeutschen Truppen unter den
Prinzen Karl von Bayern und Alexander von Hessen, schlug sie
im Juli in mehreren Gefechten an der fränkischen Saale (Kis-
singen) und am Main (Aschaffenburg) und eroberte Frank-
furt (der Best des Bundestages war nach Augsburg gezogen, wo
er sein Leben beschlofs). Falckensteins Nachfolger Manteuffel
(jener wurde, da er den Befehlen des Hauptquartiers mehrfach
zuwidergehandelt, abberufen und Gouverneur von Böhmen) drang
nach mehreren siegreichen Gefechten bis Würzburg vor, während
ein Keservecorps unter dem Grofsherzog von Mecklenburg Nürn-
berg besetzte. Da trat Waffenruhe ein: die Hauptentscheidung
war in Böhmen gefallen.
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Extrahierte Personennamen: Georg_Y.) Johann Beust Moltke La
Marmora Moltkes_Yorschläge Albrecht Albrecht Lissa Tegethoff Herwarth_v Johann Georg_Y Karl_von_Bayern Karl Alexander_von_Hessen Alexander Falckensteins_Nachfolger_Manteuffel
Der Deutsche Bund.
353
Handels - und Zollvereine zusammengethan, der sich
jetzt über fast 9000 □ M. erstreckt. Eine größere Gleichheit
des Münzfußes in den Vereins - Staaten ist nur eine seiner
wohlthätigen Folgen.
Wir lassen eine Uebersicht der deutschen Staaten folgen.
Sie haben sämmtlich constitutionelle Verfassungen. Die zum
Zollverein gehörigen sind in Klammern geschlossen.
I. Das Kaiserthum Oesterreich wegen seiner
Deutschen Kronländer: Niederösterreich, Oberösterreich,
Salzburg, Böhmen, Mähren, Oefterr. Schlesien, Kärnthen,
Kram, Görz mit Istrien, Triest, Tirol.
(2. Das Königreich Preußen mit den Provinzen
Brandenburg, Pommern, Schlesien, Sachsen, Westfalen,
Rheinprovinz.)
(3. Das Königreich Bayern.)
(4. Das Königreich Sachsen.)
6. Das Königreich Hannover.
(6. Das Königreich Würtemberg.)
(7. Das Großherzogthum Baden.)
(8. Das Kurfürstenthum Hessen.)
(9. Das Großherzogthum Hessen.)
10. Die Herzogthümer Holstein und Lauen-
bürg, deren Herrscher zugleich König von Dänemark ist.
Ii. (Das Großherzogthum Luxemburgs und
Herzogthum Limburg, zum Königreich der Niederlande
gehörig.
(12. Das Großherzogthum Sachsen-Weimar-
Eisenach.)
13. Das Großherzogthum Mecklenburg-
Schwerin.
14. Das Großherzogth. Mecklenburg-Strelitz.
15. Das Großherzogthum Oldenburg.
(16. Das Herzogthum Braunschweig.)
(17. Das Herzogthum Nassau.)
(18. Das Herzogth. Sachsen-Coburg-Gotha.)
(19. Das Herzogthum Sachsen-Meiningen-
Hildburghausen.)
Daniel's Geographie. 5. Aufl. 23
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11. Territorialentwicklung des Königreichs Preußen.
229
Der linksrheinische Teil der Rheinprovinz ist der umfangreichste
Teil des Königreichs Preußen mit fast nur katholischer Bevölke-
rung, denn er setzt sich hauptsächlich zusammen aus den früheren Erz-
bistümern Köln (längs des linken Rheinufers) und Trier (Rbz. Trier)
sowie aus dem gleichfalls katholisch verbliebenen Herzogtum Jülich.
Das Herzogtum Kleve hingegen war wie das Bergische und Mär-
kische gemischt oder überwiegend evangelich. Fast ganz katho-
lisch ist aber wieder N.-Westfalen (die früheren Stifsgebiete von
Münster und Paderborn), desgleichen das ö. Sauerland, das als
sogenanntes Herzogtum Westfalen dem Erzstift Köln gehörte.
Das Königreich Sachsen ist aus der gegen die Slawen an
der Elbe errichteten Markgrafschaft Meißen hervorgegangen. Sie
umfaßte den ö. Teil des heutigen Königreichs an der Elbe mit Meißen
als Mittelpunkt. Im 11. Jahrhundert wurde das noch jetzt über
Sachsen und die sächsischen Herzogtümer Thüringens und des Oster-
landes^ herrschende Haus der Wettiner^ mit der 'Markgrafschaft Meißen
belehnt; dasselbe erlangte nachmals auch das Osterland zwischen
Saale und Mulde und die Landgrafschaft Thüringen, die den
größten Teil von Thüringen in sich begriff. Der eigentlich (gemäß
der durchaus nicht sächsischen, sondern hauptsächlich thüringischen Be-
völkerung) gar nicht hingehörige Name Sachsen wurde diesem großen
Territorium erst 1423 zu teil durch Übertragung der sächsischen Kur-
sürstenwürde. Nach der Ächtung Heinrichs des Löwen und der Zer-
stückelung seines Herzogtums Sachsen durch Kaiser Friedrich I. trug
das Stück Land an der Elbe um Wittenberg den Titel „Herzogtum
Sachsen"; an diesem „Sachsen-Wittenberg", dem später sogenannten
Kurkreis haftete die Kurfürstenwürde. Mit letzterer kam also auch
der Kurkreis 1423 an die Wettiner, die sich nun nicht mehr Mark-
grasen von Meißen, sondern Kurfürsten von Sachsen nannten. Bei
der Teilung des Hausbesitzes von 1485 unter die beiden Brüder Ernst
und Albert^ erhielt jener die südthüringischen Besitzungen nebst dem
Kurkreis (also auch der Kurwürde), dieser die nordthüringischen und
die östlichen Landesteile. Kaiser Karl V. übertrug jedoch nach Be-
siegung des schmalkaldischen Bundes die sächsische Kur 1548 an die
Albertiner, beschränkte mithin den Hausbesitz der Ernestiner auf
den W. (vom altenburgischen Pleißebiet ab). Im Prager Frieden
1635 gewann Kursachsen die Markgrafschaft Lausitz, die vom Spree-
gebiet bis zum Queiß, von Böhmen bis an die Oder um die Mündung
der Görlitzer Neiße und bis zum Spreewald reichte. Der Kurfürst von
Sachsen wurde nach erfolgtem Beitritt zum napoleonischen Rheinbund
' d. h. Ostland (Markland im O. von Thüringen).
Die Stammburg Wettin ist noch als Schloß über dem Städtchen Wettin
am r. Saalufer unterhalb Halle erhalten.
* S. 199 Anm, 2.
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Friedrich_I. Ernst Karl_V. Karl_V.
184
Iii. Deutschland.
schah 1329 durch den Vertrag von Pavia: der Wittelsbacher Ludwig,
der als Ludwig Iv. (genannt „der Bayer") Kaiser von Deutschland
geworden war, trennte Ober- und Niederbayern sür die Dauer
von dem übrigen Hausbesitz ab und überließ die rheinische Pfalz
samt der „Mark auf dem Nordgau" den Söhnen seines verstorbenen
Bruders. Letztere wurden somit die Begründer der pfälzischen Linie;
diese, mit der Kurwürde versehen, nannte ihr Fürstentum Kurpfalz
und schied es in die Unterpfalz (am Rhein) und in die nunmehr so
genannte Oberpfalz (den alten Nordgau).
Die thatkräftige Parteinahme Herzog Maximilians von Bayern
für das Kaiserhaus der Habsburger beim Ausbruch des 30 jährigen
Krieges und das Verharren beim katholischen Glauben führte zur Rang-
erhöhung und Gebietserweiterung des bayrischen Herzogtums. Nachdem
nämlich Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz als Haupt des gegen den
Kaiser zu den Waffen greifenden Bundes der evangelischen Reichssürsten
auf dem weißen Berg bei Prag 1620 besiegt worden war, erhielt der
Vayernherzog die Kurwürde und die Oberpfalz. Beim Aussterben
der kurbayrischen Linie 1777 trat die kurpfälzische Vetternlinie in
deren Landbesitz ein, verknüpfte also nun wieder den seit 1329 ge-
trennt gewesenen Wittelsbacher Hausbesitz zu einem Kurfürstentum
Pfalz-Bayern.
Der Anschluß an Napoleon I. verschaffte Bayern 1806 die Rang-
erhöhung zum Königreich und den Erwerb Mainfrankens und des
schwäbischen Kreises, was dann durch den Wiener Kongreß 1814
und 15 bestätigt wurde; nur der pfälzische Besitz wurde beschränkt auf
Rhein-Bayern oder die bayrische Pfalz1. Oberfranken befaßt die
frühere Markgrafschaft Bayreuth am Fichtelgebirge und das frühere
Bistum Bambergs (Regnitzgau); Mittelsranken das ansehnlich große»
Gebiet der früheren freien Reichsstadt Nürnberg zu beiden Seiten
der Pegnitz und die frühere Markgrafschaft Ansbach an Rezat und
Altmühl; Unterfranken das frühere Bistum Würzburg am Dreieck*
des Mam-W und flußabwärts den vorher zu Kurmainz gehörenden
Maingau. Der Kreis Schwaben wurde ganz bunt zusammengefügt
aus einer Bienge weltlicher und geistlicher Kleinstaaten des früheren
Deutschen Reichs: Gebieten kleinerer Reichsstädte, kleinen Fürstentümern,
Abteien und Bistümern.
Diese ehemalige Staatsangehörigkeit zeigt sich noch heute in der
Bekenntnisverteilung, da im Reformationszeitalter der Staat den Glau-
den der Unterthanen vorschrieb („cujus regio, ejus religio"), weshalb
namentlich die Bevölkerung damaliger Gebiete von katholisch gebliebenen
Abteien und Bistümern auch gegenwärtig vorwiegend aus Katholiken
1 So nun bezeichnet im Gegensatz zu den badisch und hessisch gewordenen
Teilen der einstmaligen Pfalz am Rhein.
2 Vergl. I, S. 44 und oben S. 76 (3).
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig_Iv Ludwig Maximilians_von_Bayern Maximilians Friedrich_V. Friedrich_V. Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Pavia Deutschland Niederbayern Rhein Prag Mainfrankens Oberfranken Bistum_Bambergs Reichsstadt_Nürnberg Bistum_Würzburg Kurmainz Maingau Schwaben Rhein
134 Fünfte Periode. Von 1617 —1648. — Erster Abschnitt. Von 1617 —1655.
1525. Zur selben Zeit wurde auch der Aufruhr in Süddeutsch-
land bei Königshofen (a. d. Tauber) niedergeschlagen.
Die Rache der Sieger war erbarmungslos. Nach der mifs-
lungenen Revolution verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage
der Bauern an manchen Orten, wurde der politische Druck der
Landesherren gröfser, ergriff die Armen oft dumpfe Verzweiflung
und religiöse Gleichgültigkeit, die sich bis zur sittlichen Verwil-
derung steigerte. Luther verlor bei den Massen sein Ansehen.
Des in seinen Anfängen religiös-nationalen Werkes der Reformation
bemächtigten sich die Fürsten; und die Gegner der neuen Lehre
erhielten neuen Anlafs sie zu bekämpfen.
2. Förderung der Reformation durch die allgemeine Weltlage
(1521-46).
§110. a) Erster Krieg Karls V. mit Franzi. 1521 — 26. Der Zu-
sammenstofs zwischen Karl V. und Franz I. war unvermeidlich;
auch Kardinal Wolsey mufste seine Friedenspolitik aufgeben; Hein-
rich Viii. schlofs sich gleich Leo X. Karl an. Der Krieg brach
in Navarra und Italien aus. Auf Karls erste große Erfolge, den
Sieg des deutschen Landsknechtführers Georg Frundsberg bei
Bicocca (unweit Mailand) und den Übertritt des mächtigsten Va-
sallen Frankreichs, des Connétable Karl von Bourbon (1522),
folgte ein Umschlag, bis der Sieg Pescaras und Frundsbergs bei
Pavia und die Gefangennahme Franz’ I. 1525 Karl eine groß-
artige Stellung gab. Im Frieden von Madrid verzichtete Franz
1526 auf alle Ansprüche in Italien und Burgund, verlobte sich mit
Karls Schwester und unterwarf sich dem Kaiser völlig. Aus der
Gefangenschaft entlassen, beeilte er sich den beschworenen Vertrag
zu brechen.
§m. b) Der erste Speirer Reichstag 1526. Sogleich nach dem
Madrider Frieden war Karl entschlossen gegen die Ketzerei in
Deutschland vorzugehen. Hier hatten sich die Parteien zu dem
katholischen Dessauer und dem evangelischen Gotha-
Torgauer Bündnisse zusammengeschlossen; zu jenem gehörten
Georg von Sachsen, Joachim I. von Brandenburg, Albrecht von
Mainz, Erich und Heinrich von Braunschweig; zu diesem Phi-
lipp von Hessen, Johann von Sachsen, später auch andere Reichs-
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Mainz Albrecht Erich Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Johann_von_Sachsen Johann
Extrahierte Ortsnamen: Tauber Karls Navarra Italien Karls Mailand Frankreichs Pavia Madrid Italien Burgund Deutschland Hessen
190
Wiederholungs - Tabellen.
1524—1525 Bauernkrieg. Die zwölf Artikel. Niederlage der
thüringischen Bauern (Thomas Münzer) bei
Franken hausen, der süddeutschen bei Königs-
hofen.
Luther in Verbindung mit den deutschen Fürsten.
1525 Einführung der Reformation in Preußen durch Her-
zog Albrecht (Vertrag von Krakau).
1521 —1526 Erster Krieg Karls V. mit Franz I. Schlacht bei
Pavia (1525). Friede zu Madrid.
1526 Erster Reichstag zu Speier. Errichtung von Landes-
kirchen. Philipp v. Hessen, Johann v. Sachsen.
1526 Niederlage und Tod Ludwigs Ii. bei Mohäcs gegen
Suleiman Ii. Böhmen und ein kleiner Teil
Ungarns an Ferdinand, Karls V. Bruder.
1526 —1529 Zweiter Krieg Karls V. mit Franz I. Plünderung
Roms. „Damenfrieden“ zu Cambrai.
1529 Zweiter Reichstag zu Speier. Protestanten.
1529 Ergebnisloses Religionsgespräch Luthers mit Zwingli
(geb. 1484 zu Wildhaus, Pfarrer in Glarus, später
in Einsiedeln, 1519 in Zürich, f 1531 bei
Kappel) zu Marburg.
1530 Reichstag zu Augsburg. Augsburgische Konfession.
1531 Stiftung des Schmalkaldischen Bundes (Johann Fried-
rich von Sachsen und Philipp von Hessen).
1532 Nürnberger Religionsfriede.
1534 Herzog Ulrich, in Württemberg wieder eingesetzt
(Friede zu Kaaden), führt die Reformation ein.
1534 —1535 Die Wiedertäufer in Münster (Johann von Leiden).
Münster wieder katholisch.
1534—1535 Revolution des Jürgen Wullenwever in Lübeck.
Dritter Krieg Karls V. mit Franz I. Waffenstillstand
zu Nizza.
1539 Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen
(Heinrich) und in Brandenburg (Joachim Ii.).
Religionsgespräch zu Regensburg (Melanchthon, Con-
tarini).
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Albrecht_( Albrecht Karls_V. Franz_I. Philipp_v Philipp Johann_v Johann Ludwigs Ferdinand Karls_V. Karls_V. Karls_V. Franz_I. Kappel Johann Philipp_von_Hessen Philipp Ulrich Johann Karls_V. Franz_I. Heinrich) Heinrich Joachim_Ii Melanchthon
Extrahierte Ortsnamen: Königs- Krakau Karls Pavia Madrid Hessen Sachsen Karls Roms Cambrai Luthers Glarus Einsiedeln Marburg Sachsen Württemberg Karls Nizza Herzogtum_Sachsen Brandenburg