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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 67

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deuischland im dreizehnten Jahrhundert. 67 Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hörige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wußten die Waffen zu führen. Sie schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Zünfte oder Innungen nannte; die Zünfte hatten ihre besonderen Bräuche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durfte Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehörte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, daß er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und daß er ein Meisterstück angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werkstätten nachzusehen, ob überall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt würde. In dieser Art erblühte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Städten gearbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nordeuropa, ausgeführt und dort verkauft. Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblüht. Die Handel. Straßen, für deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde, und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen großen Ströme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefüllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch längst auf die hohe See hinausgewagt; Nord- und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah. Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtei trieb, der mußte selbst hinaus in die Fremde, mußte die Waffen führen können, mußte mancher Gefahr gewärtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, Überfall von Seeräubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstämme bringen konnten; dafür harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein außerordentlich hoher Gewinn. An den Küsten Skandinaviens und des heutigen Rußlands landeten die deutschen Kaufleute und gründeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgeräte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Häute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde, und derjals Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde. Aber auch nach Süden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuzzüge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der fast allein in der Hand italienischer Städte, vor allem Venedigs und 5*

2. Deutsche Geschichte - S. 67

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 67 Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hörige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wußten die Waffen zu führen. Sie schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Zünfte oder Innungen nannte; die Zünfte hatten ihre besonderen Bräuche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durste Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehörte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, daß er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und daß er ein Meisterstück angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werkstätten nachzusehen, ob überall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt würde. In dieser Art erblühte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Städten gearbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nordeuropa, ausgeführt und dort verkauft. Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblüht. Die Handel Straßen, für deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen großen Ströme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefüllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch längst auf die hohe See hinausgewagt; Nord- und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah. Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtei trieb, der mußte selbst hinaus in die Fremde, mußte die Waffen führen können, mußte mancher Gefahr gewärtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, Überfall von Seeräubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstämme bringen konnten; dafür harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein außerordentlich hoher Gewinn. An den Küsten Skandinaviens und des heutigen Rußlands landeten die deutschen Kaufleute und gründeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgeräte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Häute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde und der als Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde. Aber auch nach Süden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuzzüge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der säst allein in der Hand italienischer Städte, vor allem Venedigs und

3. Deutsche Geschichte - S. 67

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 67 Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hrige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wuten die Waffen zu führen. Sie schlssen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Znfte oder Innungen nannte; die Znfte hatten ihre besonderen Bruche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durfte Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehrte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, da er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und da er ein Meisterstck angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werksttten nachzusehen, ob berall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt wrde. In dieser Art erblhte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Stdten ge-arbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nord-europa, ausgefhrt und dort verkauft. Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblht. Die Handel Straen, fr deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen groen Strme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch lngst aus die hohe See hinausgewagt; Nord - und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah. Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtet trieb, der mute selbst hinaus in die Fremde, mute die Waffen führen knnen, mute mancher Gefahr gewrtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, bersoll von See-Zubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstmme bringen konnten; dafr harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein auer-ordentlich hoher Gewinn. An den Ksten Skandinaviens und des heutigen Rulands landeten die deutschen Kaufleute und grndeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgerte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Hute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde und der als Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde. Aber auch nach Sden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuz-zuge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der fast allein in der Hand italienischer Städte, vor allem V e n e d i g s und

4. Deutsche Sozialgeschichte - S. 49

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Zunftkämpfe. Gesellenbruderschaften. 49 Gewalt in der Stadt, und schon im 13. Jahrhundert kam es überall zwischen Zünften und Geschlechtern zu Kämpfen, bei denen sich die Tuchmacher, als die bestgestellten Handwerker, stets hervorthaten. Gelegentlich wurden die Kämpfe äußerst erbittert; in Magdeburg z. B. wurden zehn Altermänner der Zünfte 1302 lebendig verbrannt. Das Endergebnis war, daß entweder eine reine Zunftverfassung begründetward (z.b. in Braunschweig, Augsburg und Konstanz) oder in den Rat Mitglieder der Zünfte aufgenommen wurden (z. B. in Frankfurt und Nürnberg) oder aber Zünfte und Geschlechter in größeren, alle Bürger umfassenden Wahlkörpern für den Rat aufgingen (dies geschah in Köln, nachdem 1371 eine förmliche Schlacht, die sog. Weberschlacht, stattgefunden). Besonders in diesem Falle wurde die Stetigkeit der städtischen Verwaltung gesichert, der innere Friede gewährleistet und die ganze Bürgerschaft zu selbständigemhandeln erzogen. Bald bildeten sich auch Ansänge eines eigentlichen Arbeiter- Gesellenstandes. Ursprünglich bestand kein sozialer Unterschied zwischen schäften. Meistern und Lehrlingen; diese wurden mit zur Familie gerechnet; war die Lehrzeit um (gewöhnlich nach 8 Jahren), so wurden sie in in der Regel unmittelbar Meister. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts aber ward die Gesellenschaft immer häufiger Durchgangsstufe zur Erlangung der Meisterwürde. Einzelne Zunftgenossen wurden Arbeitsunternehmer, und bald gab es — und zwar zuerst bei den Tuchmachern — eine größere Zahl von Arbeitern, die nie zu völliger Selbständigkeit gelangten. Die später zur Verhinderung der Konkurrenz von den Zünften erlassene Bestimmung: wer fein Vermögen besitzt oder nicht Sohn bezw. Schwiegersohn eines Meisters ist, soll nicht Meister werden — verschärfte den Gegensatz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmenden. Seit Ende des 14. Jahrhunderts bildeten sich deshalb Gesellenbruderschaften unter eigenen Vorstehern, deren Anzahl sich nach der Mitgliederzahl richtete. Sie wollten sich gegenseitig unterstützen und das Standesbewußtsein pflegen; bald Stutzer, Sozialgeschichte. 4

5. Deutsche Sozialgeschichte - S. 76

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
76 Sechzehntes und siebzehntes Jahrhundert. Dreißig- jähriger Krieg. jene ist oben (S. 69 ff.) eingehend gehandelt. Was die Adligen betrifft, so werden unter all den Gelehrten, Dichtern und Künstlern nur wenige genannt. Die Fähigeren und Ärmeren unter den Land-junkern nämlich suchten an den Fürstenhöfen Stellung zu finden. Leicht ward es ihnen aber nicht. Denn wo es bei den Hofämtern auf Kenntnisse und Gewandtheit ankam, wurden noch lange die Bürgerlichen bevorzugt. So zurückgesetzt lebten manche wohlhabendere Adlige, statt sich den Wissenschaften zu widmen, nach alter schlechter Sitte in Saus und Braus. Die Fürsten dagegen führten am Ende des 16. Jahrhunderts zum Teil ein friedliches Stillleben und waren oft ernsthaft auf das Wohl ihrer Unterthanen bedacht. Besonders aus den sächsischen landesherrlichen Verordnungen er-giebt sich dies. Über alle möglichen Verhältnisse des Lebens wurden unter Mitwirkung der Geistlichen Bestimmungen erlassen, auch über Standesrechte. Denn das neue Hofleben mit seinem Zeremoniell trug in immer steigendem Maße dazu bei, die verschiedenen Schichten der Gesellschaft zu scheiden. Das war leider auch eine Folge fremder Sitte. Denn unter der Jugend der höheren Stände gehörte bald eine Reise nach Frankreich zum guten Ton, und von dort ward dann die Anschauung mitgebracht, die niederen Volksschichten verdienten Verachtung. So kam manches stille Mißbehagen in das gesellschaftliche Leben. Da brach ein entsetzliches Verhängnis über Deutschland herein: der dreißigjährige Krieg (1618—1648). Im letzten Grunde war er durch die Unverträglichkeit der protestantischen und katholischen Weltanschauung veranlaßt: beide standen gerade im deutschen Volke sich am schroffsten gegenüber, wurden von ihm am tiefsten empfunden und am gründlichsten erörtert. Den Ausbruch des Kampfes führten dann einzelne Streitigkeiten herbei, insbesondere über die wichtige Frage, ob ein geistlicher Fürst, der zum Protestantismus übertrat, Amt und Einkünfte verlieren solle (die Katholiken

6. Deutsche Sozialgeschichte - S. 226

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
226 Neueste Zeit. Katholischsoziale Bewegung. Eine soziale Bewegung solcher Art regte sich zuerst in der katholischen Kirche. Bischof Ketteler von Mainz, der bedeutendste Prälat in Deutschland, veröffentlichte 1864 ein Buch „ Die Arbeiterfrage und das Christentum" und stimmte Lassalles Kritik (s. S. 178) im wesentlichen zu, wollte aber die Produktivassoziationen nicht mit Staatshilse, sondern durch Bethätigung der christlichen Liebe, Selbstzucht und Einsicht seitens der Unternehmer eingeführt wissen. 1873 ward in Aachen ein katholischer Arbeiterkongreß gehalten (zehnstündiger Marimalarbeitstag und paritätische Gewerbegerichte wurden besonders gefordert) und 1877 ein vollständiges sozialpolitisches Programm aufgestellt und in den Christlich -sozialen Blättern näher begründet. Dem Eingreifen des Staates war die Stimmung unter den Katholiken erst seit Beendigung des sog. Kulturkampfes günstiger, aufs entschiedenste aber ^nachdrücklicher als von evangelischer Seite) wurden alle wirtschaftlichen Forderungen der Sozialdemokratie bekämpft und deshalb — zuerst vom Domvikar Kolping in Köln (der selbst wandernder Geselle gewesen ivar) — viele Gesellenvereine gegründet, schon seit 1846. 1894 gab es 609 Vereine und 150 Häuser. Man wollte durch Pflege des religiösen Sinnes und durch Verbreitung gesunder Ansichten über die staatsbürgerlichen Pflichten einen tüchtigen, ehrenwerten Meisterstand heranbilden. Für die sittliche Hebung auch der wandernden Handwerker ward gesorgt. Auch Asyle, Spitäler, Vincenz-vereine u. a. wurden gestiftet. 1891 ward ein Volksverein für das katholische Deutschland gegründet. 1893 einigte sich die Centrumspartei über ein „katholisch-soziales" Programm und trat aufs nachdrücklichste für Arbeiterschutz, Genossenschaften und berufliche Organisationsfreiheit ein. An diesen Forderungen hat sie bisher stets festgehalten und die größte Rührigkeit entfaltet. Viel später trat die evangelische Kirche auf den Kampfplatz, und zwar faßte sie von vornherein die Staatshilse ins Auge. Vor-

7. Die deutschen Landschaften - S. 378

1896 - Trier : Lintz
378 Die deutschen Landschaften. Die Beteiligung am Welthandel besteht hauptsächlich in dem Handelsverkehr, den St et ti n mit den n o rd is eh en S taaten unterhält. Das Verkehrswesen: Eisenbahnlinien und Schiffahrtsstrassen. Für die Sch i f fahrt öffnet die Ostsee, die auf einer langen Küstenstrecke die Landschaft bespült, ihre Wege. Von Stettin finden regelmässige Dampfschiffahrten nach den bedeu- tendsten Ostseehäfen statt. Durch den Oderstrom kann die Landschaft auch mit den südlich gelegenen deutschen Landschaften in Schiffsverkehr treten. Das Eisenbahnnetz besteht nur aus einigen Haupt- linien, von denen sich die meisten in Stettin treffen. Von dort führen Schienenwege nach Kolberg, Stargard (Köslin—danzig oder Posen), Frankfurt a. d. 0. (Breslau), Berlin und Pase- walk (Stralsund oder Lübeck. Das Bildungswesen: Unterrichtsanstalten. Eine Universität befindet sich in Greifswalde. Von gewerblichen Unterrichtsanstalten sind die Navigati- onsschulen zu nennen. Rückblick auf frühere Kulturzeiten. Bis zum Ende des 5. Jahrhunderts war Pommern von den Rugiern, einem germanischen Volke, bewohnt. Zahlreiche Münz- fun d e beweisen, dass zur Zeit des römischen Kaisers Marc Aurel auch römische Kaufleute zu ihnen gekommen sind. Als sie ihre Heimat verliessen und unter 0 do w ak e r nach Italien zogen, nahmen slawische Völker das Land in Besitz. Die wichtigsten Stämme waren die Liuti zen und Ob otri ten im heutigen Mecklenburg. Karl der Grosse drang zwar in ihrem Lande bis zur Peene vor; doch blieb die Einwirkung des Franken- reiches auf die Kultur dieses Wendenlandes bedeutungslos. Die Wenden waren schlechte Ackerbauer, dafür aber um so geschicktere Fischer und Seefahrer (vergi. S. 323). Dem Bischof Otto von B a m b e r g (1124) verdanken sie ihre Bekehrung zum Christentum e. Erst darnach erhielten Deutsche wieder Eintritt in das durch viele Kriege fast ent- völkerte Land. Sie wanderten so zahlreich ein, dass in wenigen Jahrhunderten das wendische Wesen vollständig verdrängt war. Im Mittelalter blühten einige an der Küste gelegene Orte, namentlich Stralsund, ferner Wismar, Rostock und Stettin mächtig auf. Sie wurden reiche Handels- städte und angesehene Mitglieder des Hansabunde s. Das Land selbst konnte jedoch wegen der fortwährenden

8. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 140

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
140 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871. gehindert. Noch hielt Friedrich Wilhelm, in Deutschland in grofser Stellung, an dem Gedanken der deutschen Union auf der Grund- lage der freien Vereinbarung mit den Fürsten fest (Radowitz) und schlofs mit Sachsen und Hannover das „Dreikönigsbündnis“ (Mai), das diese beiden von vorn herein nicht zu halten ent- schlossen waren. Diesem Vorgehen Preußens stimmte die Erb- kaiserpartei in Gotha zu. Nun aber trat Österreich, das, bis jetzt mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, wenig in die deutsche Frage hatte eingreifen können, kraftvoll den matt- herzigen Bestrebungen Preußens entgegen. 122. d) Revolution und Reaktion in Österreich. Der österreichische Staat brach im Frühlinge 1848 unter dem Zusammenwirken der Verfassungs- und Nationalitätenfrage völlig zusammen: Lombardo- Venetien rifs sich los, die Tschechen (Palacky) und Ungarn forderten Autonomie und demokratische Verfassungen; die Süd- slawen (Jellachich, Banus von Kroatien) lösten die Verbindung mit Ungarn. In Wien kam es zu Aufständen (Mai), die den Hof zur Flucht nach Innsbruck zwangen; Studenten und Bürger- corps hatten die Gewalt in Händen. Doch wurde im Juli der Reichstag eröffnet, der Kaiser kehrte zurück. Das Eintreten der Regierung für die Kroaten und gegen die Ungarn rief einen neuen Aufstand hervor (Okt.); der Hof floh nach Qlmütz. Aber Jellachich und Fürst Windischgrätz rückten vor Wien, die Stadt wurde bezwungen (Nov.), und eine grausame Reaktion be- gann (unter den Erschossenen befand sich der Frankfurter Reichs- tagsabgeordnete Robert Blum). Der Reichstag wurde nach Krem- sier (Mähren, a. d. March) verlegt, Fürst Felix Schwarzenberg übernahm das Ministerium. Am 2. Dez. 1848 dankte Ferdinand I. zu gunsten seines Neffen Franz Josef ab. Nach Auflösung des Reichstages (März 1849) oktroyierte Schwarzenberg eine freisinnige, aber nicht ernstgemeinte Gesamtstaatsverfassung. Nun wandte sich die Regierung gegen Ungarn, wo Kossuth die Diktatur über- nommen hatte, war jedoch nicht imstande gegen Görgey und Klapka etwas auszurichten, und erst die Hilfe Nikolaus’! von Rußland (Paakjewitech) schlug den Aufstand nieder; das Ende war Görgeys Kapitulation bei Vilägos (nö. von Arad) (Aug. 1849), der ein Schreckensregiment unter Haynau folgte.

9. Die Landschaften Europas - S. 384

1900 - Trier : Lintz
384 Die Balkanhalbinsel. 7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel, Ein- und Ausfuhr. Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran- lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu- tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben. In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M. (Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von 254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl). Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und Armeniern betrieben. Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M. (hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall- waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh). Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me- talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide, Pflaumen, Wein, Vieh). Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt. Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt- gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M. (besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl). 8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien. Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs- schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land- Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an- gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia, durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie, die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist

10. Die Landschaften Europas - S. 99

1900 - Trier : Lintz
Rückblick auf frühere Kulturzeiten. 99 Mit den Ungarn trat in den Rahmen der Landschaft eine dritte, bedeutungsvolle Völkerschaft ein, die auf das Völkerschick- sal einen mächtigen Einfluss gewann. In der Stärke von ungefähr 900 000 Menschen oder fast 200 000 Kriegern stürmten die wilden Reiterscharen unter ihrem Führer Arpad durch den Munkacs-Pass in das Land. Sie überschwemmten die Niederungen der Theiss und der Donau und drängten die slavischen Bewohner ringsum auf den Rand der Gebirge zurück. Dann brach ein Teil von ihnen zu Kriegszügen nach dem westlichen Europa auf. Im 10. Jahrhundert waren die Ungarn die G eis sei Europas. Die Nieder lagen bei Merseburg und besonders auf dem Marclifelde, die iliuen die Könige Heinrich I. und Otto der Grosse beibrachten, hemmten ihren Siegeslauf. Nachdem sie zum Christentum be- kehrt waren, fand auch die europäische Kultur bei ihnen Eingang. Ihre alte Sprache beibehaltend, wurden sie doch ein M i s c h v o 1 k. in das die slavische Bevölkerung zum Teil unterging, und das sich in der Zeit der Türkenherrschaft auch vielfach mit tür- kischem Blute mischte. Als ein christliches Volk nahmen die Ungarn aber eine ganz andere Entwicklung als die ihnen nahe verwandten, zum Islam bekehrten Türken. Ja sie sind es gewesen, die deren Siegeslauf brachen, allerdings mit Unterstützung fast des ganzen westlichen Europa. Die Türkenheere waren schon bis Wien, das zweimal von ihnen belagert wurde, vorgedrungen. Die verschiedenen Völker schaffen Österreich-Un- garn s waren um das Jahr 1100 im allgemeinen schon in ihrem heutigen Besitzstande. Nur geringe Verschiebungen sind noch vorgekommen, die meist auf friedliche, von weisen Fürsten hervorgerufene Einwanderungen zurückzuführen sind. Der wichtigste Zu flu ss neuer Bevölkerung war jedenfalls der deutsche, denn er brachte eine höhere Kultur in das Land. In die Grenzgebirge Böhmens riefen seit dem 12. Jahrhundert die Herrscher dieses Landes viele deutsche Anbauer. Ein Kranz von deutscher Bevölkerung bildete sich infolgedessen um die in der Mitte sitzenden Czechen, und es begann eine rasche Entwicklung des deutschen Städtewesens, sowie des Handels und des Bergbaus. Die höhere Kulturentwicklung Böhmens, die sich noch heute gegenüber den andern Kronländern geltend macht, ist auf den grossen Kultureinfluss des Deutschtums zurückzu- führen. Eine starke deutsche Einwanderung fand auch nach Ungarn und Siebenbürgen statt, zuerst unter Gey s a Ii. liehe Reisen nach dem Kaukasus, wo er Völkerschaften fand, die von den Un- garn abgesprengt worden waren, nach Innerasien, wo er zu den Ursitzen seines Volkes gelangte, und zuletzt nach China, wo er in chinesischen Bibliotheken wertvolle, auf sein Volk bezügliche Dokumente vermutete, unternommen hat. Die reiche ethnographische Sammlung, welche er aus dem Kaukasus und aus Innerasien mitbrachte, war im Jahre 1896 auf der Milleniumsausstellung zu Budapest in der Kirche des ethnographischen Dorfes zur Besichtigung ausge- stellt worden. 7*
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