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Z3. Nuhc nach der Arbeit. (Von dems.)
Hast du dein bestes Werk vollbracht,
Ein Dors gebaut, ein Buch gemacht,
Dabei gesessen, nachgedacht,
Geschwitzt, gehungert und gewacht:
So wünsch' ich eine gute Nacht!
34. H o f l e n t e.
<Von Götz, Superintendent in Winterburg in Baden, gest. 1781.)
Hofleute gleichen den Steinen in ihres gnädigsten Fürsten
Hoskapelle: sie sind zierlich geschlissen, doch hart.
35. Vergessenheit und Gedächtniß. (Von dems.)
Sei, Vergessenheit! sei, Gedächtniß! den Menschen willkommen.
Du in betrübenden, du in herzerfreuenden Dingen.
36. Grabschriftcn.
<Von Johanne Charlotte llnzer, Gattin des berühmten Arztes Unzer in
Altona, gest. 1782.)
Die längste Grabschrift, die man selbst sich prophezeit,
Ist, wie die kürzeste, ein Werk der Eitelkeit.
In jener prahlt der Stolz mit vielen kleinen Thaten;
Aus dieser soll die Welt aus viele große rathen.
37. Der Kater.
(Vommreiherrn v. Gemmingen, würtemb. Geh. Rath und Präsident,
gest. in Stuttgart 1791.)
Ein Mensch, der, stolz auf nichts als Ahnen,
Sein Häuschen armer Unterthanen
Mit Frohnen drückt, mit Jagden quält,
Der, wie im Orient ein Sieger,
Ihr Blut sogar zu seinen Gütern zählt,
Der ist ein Kater, dem zum Tiger
Nichts als die Größe fehlt.
38. Wahres Glück. (Von dems.)
Ach! es ist nichts in dem Genuß der Welt
Von einer bis zur andern Hemisphäre,
Was Thoren sättigt, Denkenden gesällt,
Nichts in der Hoheit, wenig in der Ehre,
Und weniger in dem Besitz von Geld.
Viel glücklicher wird dem sein Leben fließen,
Der, ohne Boden, ohne Amt,
Zum Sklaven nicht, und nicht zum Herrn verdammt,
Das, was er hat, weiß zu genießen.
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fand ihn am Grabe der Verklärten, und niemals ohne Zweig oder Blume
aus dem eignen Gärtchen."
„Von jetzt an wurden die Stellen aus Klopstock's Messias, welche die
Verstorbene wenige Wochen zuvor mit ihm gelesen hatte, ihm zur Lieblings-
unterhaltung. Sein kräftigster Trost aber waren der Engländerin Elisabeth
Rowe Sendschreiben von Verstorbnen an Lebende, weil sie den Glauben in
ihm befestigten und stärkten, daß es den Geistern der Abgeschiedenen vergönnt
sei, die Pfade der Hinterbliebenen segnend und mitwisfend bis zur Wieder-
vereinigung zu umschweben. Die Eltern trauerten in sich gewendet und
schweigend. Niemand vermochte dem greisen Vater nach der Trennung vom
Liebling seines Herzens noch ein Lächeln abzugewinnen. Er überlebte die
einzige Tochter nur wenige Wochen. Sein Hinscheiden erfolgte 1773 mit
den fallenden Blättern. Die lauten Klagen der Pfarrkinder, von denen er
die meisten getauft, confirmirt und. getraut hatte, waren die schönsten Lob-
reden des Unbescholtenen und Gesegneten. Da Friedrich fast jeden Tag da-
von Zeuge sein konnte (denn er war oft sein Begleiter zu Hilfsbedürftigen
und Kranken), wie der Verewigte gleich einem Schutzgeiste in der Gemeinde
waltete, und wie diese dagegen wieder von ihrer Seite mit jedem Tage ein-
müthiger darauf bedacht war, durch Erfreulichkeiten niancher Art sich ihm
dankbar und liebreich zu erweisen, so bildete sich nach und nach in seinem
Gemüthe der fest bestehende Wunsch, daß ihm das Loos eines Dorfpredigers
fallen, und er dieses Loos im unbeneideten und geräuschlosen Wirkungskreise
des Großvaters würdig erfüllen möge." —
Tod des alten Großvaters Eberhard Stilling*).
Ein altes Herkommen war, daß Vater Stilling alle Jahre selbst ein
Stück seines Hausdaches, das von Stroh war, eigenhändig decken mußte.
Das hatte er nun schon acht und vierzig Jahr gethan, und diesen Sommer
sollt' es wieder geschehen. Er richtete es so ein, daß er alle Jahre so viel
davon neu deckte, soweit das Roggenstroh reichte, das er für dies Jahr ge-
zogen hatte.
*) Diese einfach schöne Schilderung ist von dem Enkel des alten Eberhard,
dem 1817 in Carlsruhe als Geheimen Hofrath gestorbenen Jung-Stilling.
Dieser war aus dem Nassauischcn, wo sein Großvater ein Kohlenbrenner und sein
Vater ein Schneider und Dorfschulmcister war. Auch er sollte ein Schneider
werden; aber seine Lust trieb ihn, ein Schullehrer-Amt anzunehmen. Doch gab
er dies wieder auf, weil es ihm noch an Geschick fehlte, und dieser Stand damals
in seiner Heimath noch nicht die nöthige Versorgung gewährte, und ergriff das
Handwerk auf's Neue. Dabei lernte er so fleißig, daß er Hauslehrer werden konnte.
Der Vater seiner Braut lieh ihm das Nöthige, um in Straßburg Medicin zu
studircn, wo er mit Göthe Freundschaft schloß. Er wurde nachmals ein berühmter
Arzt, besonders Augenarzt, und war zugleich ein ausgezeichnet braver Mensch. Um
unbemittelten Augenkranken zu helfen, unternahm er nicht selten unentgeltlich
weite Reisen, und beschenkte die Kranken noch dazu. Nur ist zu bedauern, daß
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Eberhard_Stilling* Eberhard
Iii. Athen bis 500.
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desto grer waren die Rechte. Eine solche Verfassung nennt man Timokratie (von griech. timn, lat. censere = abschtzen, nmlich das Vermgen oder Einkommen).
1. Die wichtigsten staatlichen Pflichten sind die Steuerpflicht und der Kriegsdienst. Diese waren nach dem Einkommen abgestuft. Die vierte Klasse, die Theten, war steuerfrei. Im Kriege wurden sie als Leichtbewaffnete und Rudermannschaften fr die Flotte herangezogen-, während die dritte als schwergerstete Ho-pliten, die beiden ersten als Reiter, spter auch grtenteils als Hopliten, kmpften.
2. Die Abstufung der Rechte ergibt sich aus folgender bersicht der die
c) Staatsverfassung.
1. Die oberste Regierungsbehrde bildeten die 9 Archonten, die meistens auch die Gerichtsbarkeit ausbten. Das Archonten-amt war nur der ersten Vermgensklasse zugnglich.
2. Der Areo^ag (d. h. der Rat auf dem Areshgel) bestand aus den Archonten, die ihr Amt tadellos verwaltet hatten; er sprach Recht in Mordklagen und hatte die Aufsicht der die Sitten der Brger und der das gesamte Staatsleben.
3. Der Rat, bestehend aus 400 Brgern der drei ersten Vermgensklassen, stand den Archonten zur Seite und beriet alle Gesetzesantrge, bevor sie an die Volksversammlung kamen.
4. Zur Volksversammlung hatten alle Brger Zutritt. Sie whlte die Beamten und traf, zumal in spterer Zeit, in wichtigen Fragen die Entscheidung.
Solons Gesetzgebung, die auch das Familienleben und die Erziehung nach ernsten, aber mavollen Grundstzen regelte, war fr Athen eine auerordentliche Wohltat. Nach ihrer Vollendung ging er auf Reisen. Eine bekannte Dichtung erzhlt, er sei zu dem auf seinen Reichtum stolzen Könige Krsus von Lydien gekommen und habe ihm, dem sich im Reichtum glcklich Whnenden, als wahres Glck das selbstlose Leben des athenischen Brgers Tellos gepriesen, der den schnen Tod frs Vaterland gestorben war, und das sanfte Hinscheiden des argivischen Brderpaareskleobis und Biton nach einer edlen Tat der Kindesliebe; vor dem Tode sei niemand glcklich zu nennen.
Brettschneider, Hilfsbuch f. Seminare. I. 3
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