Deuischland im dreizehnten Jahrhundert.
67
Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hörige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wußten die Waffen zu führen. Sie schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Zünfte oder Innungen nannte; die Zünfte hatten ihre besonderen Bräuche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durfte Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehörte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, daß er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und daß er ein Meisterstück angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werkstätten nachzusehen, ob überall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt würde. In dieser Art erblühte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Städten gearbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nordeuropa, ausgeführt und dort verkauft.
Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblüht. Die Handel. Straßen, für deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde, und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen großen Ströme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefüllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch längst auf die hohe See hinausgewagt; Nord- und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah.
Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtei trieb, der mußte selbst hinaus in die Fremde, mußte die Waffen führen können, mußte mancher Gefahr gewärtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, Überfall von Seeräubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstämme bringen konnten; dafür harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein außerordentlich hoher Gewinn. An den Küsten Skandinaviens und des heutigen Rußlands landeten die deutschen Kaufleute und gründeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgeräte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Häute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde, und derjals Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde.
Aber auch nach Süden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuzzüge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der fast allein in der Hand italienischer Städte, vor allem Venedigs und
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Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
67
Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hörige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wußten die Waffen zu führen. Sie schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Zünfte oder Innungen nannte; die Zünfte hatten ihre besonderen Bräuche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durste Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehörte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, daß er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und daß er ein Meisterstück angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werkstätten nachzusehen, ob überall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt würde. In dieser Art erblühte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Städten gearbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nordeuropa, ausgeführt und dort verkauft.
Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblüht. Die Handel Straßen, für deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen großen Ströme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefüllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch längst auf die hohe See hinausgewagt; Nord- und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah.
Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtei trieb, der mußte selbst hinaus in die Fremde, mußte die Waffen führen können, mußte mancher Gefahr gewärtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, Überfall von Seeräubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstämme bringen konnten; dafür harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein außerordentlich hoher Gewinn. An den Küsten Skandinaviens und des heutigen Rußlands landeten die deutschen Kaufleute und gründeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgeräte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Häute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde und der als Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde.
Aber auch nach Süden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuzzüge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden, der säst allein in der Hand italienischer Städte, vor allem Venedigs und
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nordeuropa Rhein Donau Ostsee Skandinaviens
288
Geschichtliche Tabellen.
1545—1556
1546 18. Febr. 1546 — 1547
1547
1548 1552
1555
1556
1558
1556—1618
1588
1572
Heinrich Viii. von England fällt vom Papsttum ab. Johann Calvin in Genf; die reformierte Lehre.
Karls V. Unternehmungen gegen Tunis und Algier. Karls V. dritter und vierter Krieg mit Franz I. Waffenstillstand mit Suleiman, der den größten Teil Ungarns behält.
0. vom Schmalkaldischen Kriege bis zum Augsburger Religionsfrieden.
Tod Martin Luthers zu Eisleben.
Der fchmalkaldifche Krieg.
Niederlage und Gefangennahme des Kurfürsten Johann Friedrich bei Mühlberg. Übertragung der Kur auf Moritz.
Philipp von Hessen ergibt sich in Halle.
Das Augsburger Interim.
Belagerung von Magdeburg durch Moritz.
Moritz erzwingt von Karl V. den P a s s a u e r Vertrag. — Metz, Toul und Verdun fallen an Frankreich.
Moritz fällt bei Sievershausen im Kampf mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach.
Der Augsburger Religionsfrieve. Abdankung Karls V. Mailand und die Niederlande gehen an Spanien über.
Tod Karls in San Duste.
2. Das Zeitalter der Gegenreformation.
Das Konzil von Trient.
Der Jesuitenorden (Ignatius von Loyola).
Erneuerung der Inquisition.
Philipp Ii. von Spanien.
Abfall der Niederlande (Herzog Alba; Wilhelm von Oranien).
Unabhängigkeitserklärung der 7 nördlichen Provinzen. Untergang der Armada. Elisabeth von England. Religionskriege in Frankreich.
Ermordung der Hugenotten in der Bartholomäusnacht.
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Viii Heinrich Johann_Calvin Johann Karls_V. Karls_V. Karls_V. Karls_V. Franz_I. Suleiman Martin_Luthers Johann_Friedrich_bei_Mühlberg Johann Friedrich Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Moritz Karl_V. Karl_V. Moritz Albrecht_Alcibiades_von_Brandenburg-Kulmbach Albrecht Karls_V. Karls Ignatius_von_Loyola Philipp_Ii Philipp Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Genf Tunis Algier Ungarns Eisleben Magdeburg Frankreich Karls Mailand Spanien Karls San_Duste Spanien England Frankreich
§ 54. Das Kaiserreich Österreich-Ungarn.
127
v. Die Karpatenländer. Die Karpaten, ein Faltengebirge,
umspannen in weitem Bogen die Ungarische Tiefebene. Unterhalb der
Marchmündung beginnen sie als Kleine Karpaten bei der Donau,
deren Fortsetzung die Beskiden sind. Der höchste Zug ist die Hohe
Tatra, ein massiges Hochgebirge aus Granit, mit schneebedeckten Spitzen
(die Gerlsdorser Spitze 2700 in), mit Eisfeldern und herrlichen
Bergseen, Meeraugen genannt. Die Waldkarpaten führen nach
Siebenbürgen hinüber, das von den Ostkarpaten und den im
scharfen Winkel nach W. umbiegenden Südkarpaten umschlossen wird.
Diese Züge sind reich an ausgedehnten Waldungen und Erzen. Ebenso
reich an Mineralschätzen sind die s. von der Tatra gelegenen Mittel-
karpaten, auch ungarisches Erzgebirge genannt, in denen Gold und
Silber gefunden werden. Die bedeutendsten Bergwerksstädte sind Krem-
nitz und Schemnitz. Die Entwässerung dieses den Alpen an Länge
gleichkommenden Gebirgszuges der Karpaten erfolgt zum geringeren Teil
nach N. in die Weichsel, welche auf den Beskiden entspringt und bald
unterhalb Krakau, einer ehemaligen polnischen Residenz, in Rußland
eintritt, zum größeren Teil in die Donau. Aus Siebenbürgen bricht
nach W. Maros in die Theiß, nach S. Alt (Aluta) durch den Roteturm-
Paß in die Donau durch. Die wichtigsten Pässe sind in den Ostkarpaten
der Magyarenpaß, in den Beskiden der Jablunkapaß, von den
vordringenden Magyaren häufig benutzt.
Außer der Holz- (Eiche und Buche) und Erzgewinnung gewährt
das Gebirge dem Menschen wenig Nutzen und ist in seinen höheren
Gebieten viel rauher als die Alpen.
E. Das Bosnisch-Dalmatische Gebirgsland (wiederhole das
bei der Balkanhalbinsel darüber Gesagte! § 47) schließt sich durch das
Karsthochland an die Alpen an. Das Küstengebirge löst sich zum
Teil in viele kleine Inseln auf, das Meer schneidet häufig ein und
bildet so vorzügliche Häfen, wie Spalato, doch leidet die Küste unter
dem eisigen Winde, der Bora.
3. Klima und Kultur. Bei der großen Ausdehnung und der
verschiedenartigen Höhenlage ist das Klima sehr mannigfaltig. Böhmen
hat heiße Sommer mit reichen Niederschlägen, die Karpaten sind rauh,
in Galizien herrscht kontinentales Klima (warum?), ebenso in den weiten
Steppen Ungarns, wo nur im Frühjahr Niederschläge fallen. In
den Ländern am Adriatischen Meer ist Mittelmeer-Klima. Infolge des
meist sehr fruchtbaren Bodens steht die Kultur auf hoher Stufe und hat,
mit Ausnahme der Gebirgsgegenden, eine dichte Bevölkerung hervor-
gerufen. So wird der Bedarf an Getreide reichlich gedeckt, Wein, Obst
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Geschichtliche Tabellen.
1672 1679
1675 28. Juni
1679
1681 1683
1685
Derer st eraubkriegludwigs Xiv. gegen die spanischen Niederlande.
Der zweite Raubkrieg; Angriff auf Holland (Wilhelm Iii. von Dramen). Der Kurfürst zieht den Hollndern zu Hilfe.
Besiegung der in die Mark eingefallenen Schweden bei F e h r b e l l i n; Eroberung von Schwedisch-Vorpommern.
Vertreibung der Schweden aus Preußen. Friedensschlsse von N im w e g en und St. Ger-main; Rckgabe der schwedischen Eroberungen.
Die Reunionen Ludwigsxiv.
berfall von Straburg.
Die Trken vor Wien (Kara Mustafa, Starhem-berg) und ihre Besiegung durch Karl von Lothringen.
Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig Xiv. ; das Edikt von Potsdam; die Refugies.
Demtigung der preuischen Landstnde durch den Kur-frsten. Schaffung eines stehenden Heeres. Neuordnung der Finanzen. Frsorge fr Ackerbau, Gewerbe, Handel; Grndung einer Flotte, Anlegung von Kolonien.
1688 1713
1688
1688 1697
1701 18. Jan.
Friedrich Iii. (I.)
Sturz Jakobs Ii. Stuart, Knigs von England, durch
Wilhelm Iii. von Oranien. Der dritte Raubkrieg Ludwigs Xiv. Verwstung der Pfalz.
Trkenkrieg; Prinz Eugen von Savoyen.
Sieg von Zenta. Eroberung Ungarns. Knigskrnung Friedrichs I. und seiner Gemahlin Sophie Charlotte zu Knigsberg.
Friedrichs Frsorge fr Wissenschaft und Kunst.
1701 1714 Der spanische Erbfolgekrieg. Philipp von Anjou, der jngere Enkel Ludwigs Xiv., und Karl, Leopolds I. zweiter Sohn.
Sieg des Prinzen Eugen und Marlboroughs bei Hch-stedt; Leopold von Dessau.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Karl_von_Lothringen Karl Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Ludwigs Eugen_von_Savoyen Eugen Zenta Friedrichs_I. Friedrichs_I. Sophie_Charlotte_zu_Knigsberg Friedrichs_Frsorge Friedrichs Philipp_von_Anjou Philipp Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Karl Karl Leopolds_I. Eugen Leopold_von_Dessau Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Holland Schweden Ludwigsxiv Wien Starhem-berg Nantes Potsdam England Ludwigs_Xiv Ungarns
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
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Handwerker waren freie Leute, nicht wie die Bauern Hrige; war die Stadt in Gefahr, so wurden sie auch zur Verteidigung aufgeboten und wuten die Waffen zu führen. Sie schlssen sich zu Genossenschaften zusammen, die man Znfte oder Innungen nannte; die Znfte hatten ihre besonderen Bruche und banden ihre Mitglieder an bestimmte Ordnungen. Keiner durfte Waren herstellen und verkaufen, der nicht zu einer Zunft gehrte. Keiner konnte Meister werden, wenn ihn nicht die Zunft dazu machte; dazu war erforderlich, da er als Geselle gearbeitet hatte und gewandert war, und da er ein Meisterstck angefertigt hatte. Von der Zunft oder vom Rate der Stadt wurden auch die Preise der Waren festgestellt; und bestimmte Meister hatten den Auftrag, in den Werksttten nachzusehen, ob berall die Ordnungen beobachtet und gute Ware hergestellt wrde. In dieser Art erblhte damals das deutsche Handwerk; und vieles von dem, was in deutschen Stdten ge-arbeitet war, wurde von den Kaufleuten ins Ausland, besonders nach Nord-europa, ausgefhrt und dort verkauft.
Denn jetzt war auch der deutsche Handel emporgeblht. Die Handel Straen, fr deren Ausbau freilich meist wenig Sorge getragen wurde und die noch dazu oft Wegelagerer unsicher machten, wurden belebt durch die Wagen der Kaufleute. Der Rhein, die Donau, die Elbe und die anderen groen Strme wurden von Schiffen befahren, und der Hafen mancher Stadt war gefllt mit bewimpelten Fahrzeugen. Aber die deutschen Schiffer hatten sich auch lngst aus die hohe See hinausgewagt; Nord - und Ostsee waren damals deutsche Meere, wo man kaum andere als deutsche Flaggen sah. Der Handel war anderer Art als heute; wer Kauffahrtet trieb, der mute selbst hinaus in die Fremde, mute die Waffen führen knnen, mute mancher Gefahr gewrtig sein, die ihm Sturm und Schiffbruch, bersoll von See-Zubern, rechtlose Behandlung durch fremde Fürsten und Volksstmme bringen konnten; dafr harrte seiner auch oft, wenn ihm alles gut gelang, ein auer-ordentlich hoher Gewinn. An den Ksten Skandinaviens und des heutigen Rulands landeten die deutschen Kaufleute und grndeten dort Handelsniederlassungen; da verkauften sie deutsche Waren, Tuch und Leinwand, Metallgerte, Lederwaren, Spezereien, Bier und Wein, während sie Landeserzeugnisse, Getreide, Holz, Hute, Pelze, Honig und Wachs, einkauften. Ein besonders wichtiger Handelsgegenstand war der Hering, dessen Fang in jener Zeit allein von deutschen Kaufleuten betrieben wurde und der als Fastenspeise sehr beliebt war und weithin versandt wurde.
Aber auch nach Sden ging der deutsche Handel. Durch die Kreuz-zuge war ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenland, der Levante, entstanden,
der fast allein in der Hand italienischer Städte, vor allem V e n e d i g s und
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nord-europa Rhein Donau Nord Skandinaviens
— 34 —
Wasserleitung an, sie arbeiten mit den Händen. Mit ihnen verrichten sie
ihre Arbeit oder ihr Werk. Darum nennt man sie Handwerker. Nennt
andre Handwerker! In dieser Gegend wohnen manche Handwerker. Auf
der andern Seite liegen große Gebäude. Sie gehören zur Gütersloher
Brauerei. In der Bierbrauerei braut mau Bier. Auf dem Hose liegen
große Fässer. Sie werden mit Bier gefüllt. In dem großen Hause wird
es von dem Bierbrauer gebraut. Der Bierkutscher fährt es nach den
Abb. 16. Das Kriegerdenkmal.
Wirtschaften. Da wird es vou den Leuten getrunken. Viel darf man
nicht davon trinken. Wasser ist gesunder als Bier.
Jetzt sind wir auf dem Dreiecksplatz. Er heißt so, weil er drei Ecken
hat. Auf dem Dreiecksplatz stehen hohe Bäume. Ju der Mitte steht das
Kriegerdenkmal. Es will uns an die gefallenen Krieger in den drei Kriegen
1864, 1866 und 1870/71 erinnern. Wir sollen jedesmal daran denken,
wenn wir vorübergehen. Das Denkmal ist von einem Eisengitter um-
geben. Treten wir heran, um es näher zu besehen! Unten ist ein großer
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wo sie zu Brettern zerschnitten werden. In Kattenstroth wird viel Sand
gegraben und zu den Baustätten und neuen Straßen gefahren, wo er
benutzt wird. In Sundern gräbt man in den Lehmgruben den Lehm, und
in den Ziegeleien verarbeiten ihn die Ziegelarbeiter oder Ziegler zu Back-
steinen. Im Hvrtsteinwerk brennen die Arbeiter aus Sand und Kalk die
Hartsteine. — Die Heidelbeeren, Preißelbeeren und Brombeeren, die in den
Wäldern und Gebüschen wachsen, sammeln Frauen und Kinder; auch
Minze und andre Kräuter sammelt man, um Tee daraus zu gewinnen.
Im Herbste zieht der Jäger durch Wald und Feld und schießt Hasen, Reb-
Hühner, Fasane und Wildenten, die dann bei Grabemann und Ruhen-
stroths verkauft werden.
An den Bächen fanden wir Mühlen und Schneidemühlen.. In den
Mühlen mahlt der Müller das Getreide, und in den Schneide- oder Säge-
mühlen werden die Bäume zu Brettern zersägt. Der Schmied beschlägt
in seiner Schmiede die Pferde, er macht Ketten und Reifen um die Wagen-
rüder. Der Stellmacher oder Wagenbauer baut Wagen aus Holz und
Eisen. Der Tischler verarbeitet das Holz zu allerlei Haus- und Küchen-
geräten, und der Zimmermann bant Häuser daraus. Der Böttcher oder
Küfer verfertigt Fässer, Kübel, Mollen und Bottiche, und der Drechsler
drechselt allerlei Geräte aus Holz. Der Bäcker backt Brot aus dem Mehl;
der Schlächter schlachtet das Vieh und macht allerlei Wurst aus dem
Fleisch. Der Gerber bereitet aus der Haut der geschlachteten Tiere Leder.
Der Schuhmacher macht Schuhe und der Handschuhmacher Handschuhe
daraus, der Sattler Sättel, Koffer und andre Sachen. Der Spinner
spinnt Garn aus Flachs, Wolle oder Baumwolle, der Weber webt Tuch
aus dem Garn, der Schneider macht Anzüge, die Schneiderin Kleider
daraus. Der Bierbrauer braut aus Gerste und Hovfen Bier, der Korn-
brenner aus Kartoffeln oder Getreide Branntwein. Die Maurer, Stein-
metzen und Bildhauer verarbeiten die Steine und schaffen Gebäude und
Denkmäler. Der Klempner, der Schlosser, der Kupferschmied, der Gold-
schmied und der Mechaniker bereiten aus Metall die verschiedensten Gegen-
stände. Der Uhrmacher verfertigt Uhren.
Alle genannten Leute verarbeiten Erzeugnisse aus dem Mineral-,
Pflanzen- oder Tierreiche. Erzeugnisse aus dem Mineralreiche sind Sand,
Lehni, Steine, Salz, Kohlen und Metalle, wie Eisen, Kupfer, Silber, Gold.
Erzeugnisse aus dem Pflanzenreiche sind Holz, Getreide, Kartoffeln, Rüben,
Flachs, Obst, Beeren, Kräuter. Fleisch, Milch, Butter, Käse, Honig, Wolle,
Federn, Borsten, Häute, Pelze, Knochen sind Erzeugnisse aus dem Tier-
reiche. Das Mineralreich, das Pflanzenreich und das Tierreich sind die
drei großen Reiche der Natur. Die Erzeugnisse aus diesen Reichen heißen
deshalb auch Naturerzeuguisse.
Aus den Naturerzeugnissen stellen die erwähnten Leute mit der Hand
und mit Werkzeugen andre Gegenstände her. Nach ihren Arbeitsmitteln
nennt man diese Leute Handwerker. Sie treiben ihr Handwerk in ihrer
Werkstätte. Da finden wir den Handwerksmeister mit seinen Gesellen und
Lehrlingen emsig bei der Arbeit. Wer ist Gesell, wer Lehrling? Ihre
Erzeugnisse nennt man Handwerkserzeugnisse! Nenne solche! Der Hand-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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96
werker arbeitet meist auf Bestellung, er verfertigt nur das, was bei ihm
bestellt ist. Der Handwerkerstand erzeugt Werte oder Güter, die auf künst-
lichem Wege gewonnen werden. Wir nennen sie im Gegensatz zu den
Naturerzeugnissen oder Naturgütern künstliche Erzeugnisse.
Anschauungsmittel: Technologische Tafeln von Meinhold, Eschner.
Anschlußstoffe: Rechnen: Die Kinder erfragen die Preise der
Nahrungsmittel und berechnen die Ausgaben für Nahrungsmittel ihrer
Familie für einen Tag, eine Woche, ein Jahr. Sie berechnen, welcher
Anbau für den Landmann am lohnendsten ist, welche Verdienste der
Händler mit Lebensmitteln erzielen kann, oder, ob es zweckmäßiger ist,
wenn der Landmann die Milch an die Molkerei oder nach Dortmund ver-
sendet, als wenn er selbst buttert usw. Der Lehrer legt die in den
Abb. 39. In der Tischlerwerkstatt.
Verkleinerte Abbildung aus Meinholds
5>andwerkerbildersamnilung,
Zeitungen veröffentlichten Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse den
Berechnungen zugrunde.
Sehr vorteilhaft ist es auch, die Nährwerte der einzelnen Gerichte
nach den Nahrnngsmitteltabellen berechnen zu laffeu.
Sehr viele Leute Güterslohs finden ihre tägliche Beschäftigung in
einer Fabrik. Nennt Fabriken! Was wird da gemacht? In den Fabriken
werden die Erzeugnisse mit Maschinen in großen Mengen hergestellt. Der
Besitzer der Fabrik ist der Fabrikherr, Fabrikbesitzer oder Fabrikant; die
Geschäftsführer, Buchhalter, Schreiber und Aufseher heißen Fabrikbeamte,
und die Arbeiter nennt man Fabrikarbeiter. Nenne Fabrikherren, Fabrik-
beamte, Fabrikarbeiter! Die Fabrikherren lassen viel mehr Erzeugnisse
herstellen als verlangt werden; sie arbeiten auf Vorrat. Sie treiben die
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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— 97 —
Herstellung der Fabrikerzeugnisse oder Fabrikwaren im großen. Man
sagt, sie treiben Industrie; darum nennt man sie auch Industrielle und
ihre Erzeugnisse Jndustrieerzeuguisse oder Fabrikate. In den Gütersloher
Fleisch- und Wurstwarenfabriken oder in den Webereien werden viele
Fabrikate erzeugt. Zu ihrer Herstellung bedarf man aber der Stoffe, aus
denen sie gemacht werden müssen. Diese (Stoffe, die verarbeitet werden,
nennt man Rohstoffe.
1907 gab es in nnfrer Stadt 7 Innungen, und zwar:
1. Die Allgemeine Handwerker-Jnnnng .... mit 25 Mitgliedern.
2. Die Bäcker-Innung.......... „ 52 „
3. Die Baugewerken-Zwangs-Jnnnng . . . . „ 26 „
4. Die Metallhandwerker-Jnnnng ...... „ 51 „
5. Die Zwangs-Jnnung für Tischler u. verwandte
Gewerbe .............„ 90 „
6. Die Zwangs-Jnnung für das Maler-, Glaser-
und Lackierer-Handwerk........„ 34 „
7. Die Zwangs - Jnnuug für das Schneider-,
Kappenmacher- und Kürschner-Handwerk . . . „ 55 „
Zusammen 333 Mitglieder.
Heute gibr es noch eine Metzger-Jnnnng mit 20 Mitgliedern.
Nach der Berufs- und Betriebszählung vom 12. Juni 1907 gab es
in Gütersloh 142 gewerbliche Betriebe mit mehr als 3 Arbeitern und
598 gewerbliche Betriebe mit weniger als 3 Arbeitern.
Vom Baumaterial und Häuserbau.
Gütersloh liegt im Sande. An Baumaterial bietet uns der Erd-
boden nur die zerstreut umherliegenden Findlinge, Sand und Holz. Nach
Friedrichsdorf und Bielefeld zu ist Lehm vorhanden. Da finden wir des-
halb Ziegeleien. Sie versorgten früher und auch heute noch die Gütersloher
Maurer mit Backsteinen. Sandsteine gibt es erst im Teutoburger Walde.
Die heimischen Baumittel konnten vor Jahrhunderten, als noch
keine Bahuen und nur wenig Straßen vorhanden waren, nur allein
benutzt werden. So sind die alten Häuser durchweg Fachwerkbauten.
Später baute man die Häuser ganz aus Backsteinen. Solche Häuser nennt
man massive Häuser. Nur zum Bau des Gotteshauses bezog man den
Sandstein aus den Steinbrüchen bei Steinhagen am Teutoburger Walde.
Die alte Kirche ist aus Teutoburger Wald-Saudstein erbaut wie später auch
die neue Kirche. Dagegen ist die katholische Kirche ein Backsteinbau.
Heute werden viele Häuser aus weißen Steinen von der Form und
Größe der Backsteine erbaut. Sie heißen Hartsteine und werden im Hart-
steinwerk aus Sand und Kalk gemacht. Weil sie dauerhaft und billig sind,
benutzt man sie jetzt in Gütersloh sehr viel.
Vom Bau eines Hauses.
Als das Direktorhaus neben dem Seminar gebaut werden sollte,
kamen eines Tages Arbeiter und machten ein großes Loch in die Hecke an
Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts. 7
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