I. Die Germanen und ihre Staatenbildungen auf römischem Reichsboden.
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£) Allgemeine Kultur und Religion. Bei der rauhen Unwirtlichkeit des germanischen Landes, die die Germanen vor dem Schicksal der Gallier bewahrte, blieb die äußere Lebenshaltung dürftig, erzog aber ein starkes Kriegergeschlecht von unverwüstlicher Lebenskraft. Zur Kleidung dienten die Felle erlegter Jagdtiere oder einfache wollene und leinene Gewänder; Schmucksachen kamen aus dem Auslande. Die Häuser waren roh gezimmerte, mit Schilf oder Stroh bedeckte Holzhütten, der Hausrat überaus einfach. Die Nahrung bestand in dem Fleisch der Haus- und Jagdtiere; auch aß man Früchte, Wurzeln, Beeren und, als man den Acker zu bebauen anfing, Brot; als Getränk diente außer Wasser Milch, Met aus dem Honig wilder Bienen, auch eine Art Bier. Den Tugenden der Tapferkeit, des Mutes, der Keuschheit und Treue standen die Laster der Trunksucht und Spielsucht gegenüber, zu denen der Grundsatz verführte daß der freie Mann keine Beschäftigung außer Krieg und Jagd haben dürfe.
Auf geistigem Gebiete zeigt eine bei dem Mangel der Schrift1 durch mündliche Überlieferung gepflegte und in einer eigenartigen Kunstform, dem Stabreim, gehaltene Poesie und eine tiefsinnige, von sittlichen Gedanken erfüllte Religion2 die reiche Beanlagung dieses Volkes auch in der Zeit jener noch unentwickelten Kultur.
Ursprünglich gab es verschiedene Kulte: bei der herminoni-schen Volksgruppe war der oberste Gott der alt-arische Himmelsund Kriegsgott Tiwaz (griech. Zeus, ahd. Zlo), bei den Seegermanen war der Dienst der Wanen (Frö und Frouwa oder Nerthus) entwickelt, bei den Rheingermanen der des Windgottes Wuotan oder Wodan (in der Edda Ödhinn), bei den Nord- und Ostgermanen der des Thor (ahd. Donar). Zwar waren die Götter zunächst nur Verkörperungen der Naturkräfte; zwar war der Kultus zum Teil schrecklich: brachte man doch den Göttern sogar Menschenopfer
1) Die Runenschrift, frühestens im 2. Jh. n. Chr. aus der lateinischen entwickelt, wurde nur zum Teil als wirkliche Schrift, sonst auch beim Zaubern und Losen benutzt.
2) Die Edda (= Poetik) ist keine Quelle für die altgermanischc Religion.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
I. Die Germanen und ihre Staatenbildungen auf römischem Reichsboden.
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Q Allgemei?ie Kultur und Religion, Bei der rauhen Unwirtlichkeit des germanischen Landes, die die Germanen vor dem Schicksal der Gallier bewahrte, blieb die äußere Lebenshaltung dürftig, erzog aber ein starkes Kriegergeschlecht von unverwüstlicher Lebenskraft. Zur Kleidung dienten die Felle erlegter Jagdtiere oder einfache wollene und leinene Gewänder; Schmucksachen kamen aus dem Auslande. Die Häuser waren roh gezimmerte, mit Schilf oder Stroh bedeckte Holzhütten, der Hausrat überaus einfach. Die Nahrung bestand in dem Fleisch der Haus- und Jagdtiere; auch aß man Früchte, Wurzeln, Beeren und, als man den Acker zu bebauen anfing, Brot; als Getränk diente außer Wasser Milch, Met aus dem Honig wilder Bienen, auch eine Art Bier. Den Tugenden der Tapferkeit, des Mutes, der Keuschheit und Treue standen die Laster der Trunksucht und Spielsucht gegenüber, zu denen der Grundsatz verführte, daß der freie Mann keine Beschäftigung außer Krieg und Jagd haben dürfe.
Auf geistigem Gebiete zeigt eine bei dem Mangel der Schrift1 durch mündliche Überlieferung gepflegte und in einer eigenartigen Kunstform, dem Stabreim, gehaltene Poesie und eine tiefsinnige, von sittlichen Gedanken erfüllte Religion2 die reiche Beanlagung dieses Volkes auch in der Zeit jener noch unentwickelten Kultur.
Ursprünglich gab es verschiedene Kulte: bei der herminoni-schen Volksgruppe war der oberste Gott der alt-arische Himmelsund Kriegsgott Tiwaz (griech. Zeus, ahd. Zio), bei den Seegermanen war der Dienst der Wanen (Frö und Frouwa oder Nerthus) entwickelt, bei den Rheingermanen der des Windgottes Wuotan oder Wodan (in der Edda Ödhinn), bei den Nord- und Ostgermanen der des Thor (ahd. Donar). Zwar waren die Götter zunächst nur Verkörperungen der Naturkräfte; zwar war der Kultus zum Teil schrecklich: brachte man doch den Göttern sogar Menschenopfer
1) Die Runenschrift, frühestens im 2. Jh. n. Chr. aus der lateinischen entwickelt, wurde nur zum Teil als wirkliche Schrift, sonst auch beim Zaubern und Losen benutzt.
2) Die Edda (— Poetik) ist keine Quelle für die altgermanische Religion.
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384
Die Balkanhalbinsel.
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel,
Ein- und Ausfuhr.
Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft
sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen
derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken
kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das
Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern
Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben
Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen
Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran-
lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu-
tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit
fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben.
In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M.
(Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von
254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl).
Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und
Armeniern betrieben.
Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M.
(hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall-
waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh).
Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me-
talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide,
Pflaumen, Wein, Vieh).
Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der
Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt.
Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt-
gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M.
(besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl).
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel
kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens
aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs-
schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land-
Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die
von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das
Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine
wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel
und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an-
gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia,
durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach
Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie,
die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und
sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit
dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Serbien Montenegro Griechenlands Konstantinopel Budapest Belgrad Sofia Konstantinopel Saloniki Niscli
104
Das Karpatenland und die Ungarische Tiefebene.
Trabe jagen die Erntewagen hinaus zu den Vorwerken. Sehr
gleichförmig liegen die Häuser, alle einstöckig, an der end-
losen Strasse, jedes mit der schmalen G-i ebelsei te dieser zuge-
kehrt. Ein niedriger, häufig sehr vernachlässigter Lattenzaun
bezeichnet strassenwärts die Grenze des Anwesens. Die Wände
bestehen aus Lehm, der zwischen zwei Brettern zar Mauer fest
gestampft wird. Sobald der eingestampfte Lehm genügend ange-
trocknet ist, werden die Bretter höher befestigt, und ein weiteres
Stück Mauer wird aufgesetzt. Das Dach ist mit Stroh oder mit
Schilf gedeckt Überall nisten Vögel. Der Eingang befindet
sich immer auf der langen Hofseite des Gebäudes. Wir treten
ein und befinden uns in einem Räume, der gleichzeitig als Flur
und als Küche dient. Eine Frau heizt den Backofen, der in der
Wand steht, aber mehr in das anstossende, strassenwärts gelegene
Zimmer gerückt ist und nur von der Küche aus bedient wird.
Zum Heizen wird meistens Stroh und Kuh dünge r, der zu
Ziegelsteinform gepresst ist, gebraucht. Wir treten in jenes Nach-
barzimmer. Es dient als Wohn- und Schlafzimmer zugleich.
Der Fussboden ist, wie in der Küche, nicht gedielt — diesen
Luxus können sich die Leute in dem holzarmen Laude nicht ge-
statten —, sondern aus gestampftem Lehm hergestellt. Es
ist Samstag, und der Boden hat für den kommenden Sonntag einen
Schmuck, aus einer frischen Schicht von gelbem Lehm bestehend,
erhalten. Aus weissem Sand sind Verzierungen auf ihm angebracht.
Uber die Mahlzeiten der Familie wird uns folgendes er-
zählt: Morgens bekommt jeder, ob gross oder klein, einen
Schnaps. Der Hausvater geht mit einer Flasche des selbstge-
machten Schnapses, der aus Mais oder Trebern gebrannt ist, rund.
Jeder isst dann sein Weizenbrot mit Speck. Butter wird
wenig und zwar wie Käse gegessen. Mittags wird ein vollstän-
diges Essen, das aus Fleisch- und Mehlspeisen besteht, auf-
getragen. Der Ungar liebt scharf gewürzte Speisen, be-
sonders Gulyas und Paprikafleisch. Paprika ist die Frucht-
hülle des sogenannten spanischen Pfeifers, der unreif grün ist und so
mit Gurken, um diesen Wohlgeschmack zu geben, eingemacht wird.
Die Samen werden nicht benutzt. Abends giebt es Mehl-
speisen, die sehr gut zubereitet werden. Beliebt ist der Strudel,
der aus dünn gerolltem Teig hergestellt wird. Mittags und abends
trinkt der Ungar meistens auch seinen Wein. Zur Erquickung
dienen ferner Obst und besonders Melonen. Von letztern giebt
es zwei Arten, die Zuckermelone, die inwendig gelb, aus-
wendig scheckig ist, und die Wassermelone, die inwendig rot,
auswendig grün ist. Für den Fremden ist die Wassermelone un-
gesund. Die Ungarn essen grosse Scheiben von ihnen mit sicht-
lichem Behagen und nagen dazu vielleicht einen Maiskolben ab.
In dem Hofraum des ungarischen Wohnhauses ist nicht viel
zu sehen. Das Vieh ist meistens auf der Weide, und das Getreide
bleibt auf dem Felde. Nur kleine Nebengebäude sind andas
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Handel, Verkehrswesen.
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kehrt mancherlei Naturschätze und Erzeugnisse des G-ewerbfleisses
zum Absatz gelangen. Besonders hat der Binnenhandel die Auf-
gabe, wichtige Bedürfnisse, wie Salz, Petroleum, Kohle,
Zucker, Bekleidungsgegenstände u. s. w. gleichmässiger
zu verteilen.
Viele Gegenstände des Bedürfnisses vermag das Land gar
nicht oder nicht in genügender Menge zu liefern. Ersteres gilt
von den sog. Süd- und Kolonialwaren, sowie ^on manchen
fremden Rohstoffen, z B. Baumwolle, Seide; sie müssen aus
fernen Ländern eingeführt werden, während von manchen andern
Gegenständen die Nachbarländer den noch fehlenden Bedarf decken.
Die ganze Einfuhr belief sich für Österreich - Ungarn 1897 auf
1292,5 Mill. Jb, die Ausfuhr auf 1314,8 Mili Jé. Ein- und
Ausfuhr hielten sich also ziemlich die Wage. Verschie-
den ist aber ihre Zusammensetzung. In der Einfuhr wiegen die
Rohstoffe, in der Ausfuhr die Nahrungsstoffe vor. Fabri-
kate werden in gleichen Mengen ein- und ausgeführt.
Die Hauptposten der Einfuhr bildeten 1896: Baumwolle (88 Mili.
Wolle (70), Kohle (62), Kaffee (54), Tabak (47), Häute und Felle (4l), Woll-
garn (40), Maschinen (36), Seide (32) und Bücher und Landkarten (27). Haupt-
gegenstände der Ausfuhr waren 1896: Zucker (128 Mill. Holz (124), Vieh
(80), Getreide (74), Lederwaren (69), Eier (68), Kohlen (53» , Glas (42), Malz
(35) uad Wollwaren (32). Den bedeutendsten Handel treibt Österreich - Ungarn
mit dem Deutschen Reiche, nächstdem mit Grossbritannien, Frankreich, Italien
und der Schweiz.
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Seiner Lage gemäss sollte man Budapest für den wich-
tigsten Verkehrsmittelpunkt halten. Es hat diese Bedeutung
aber nur für die Ungarische Tiefebene, und eine ähnliche
hat Prag für das Böhmische S tuf en land. Von Budapest
laufen 7 grosse Eisenbahnlinien nach allen Richtungen und ver-
binden die Stadt mit folgenden Städten : Pressburg-Wien, Raab-
Wien, Lemberg, Kronstadt, Temesvár-Bukarest, Belgrad und Agram-
Fiume. Im Böhmischen Stufenlande lassen sich ebenfalls 7 wichtige
Eisenbahnlinien nachweisen, die iu Prag zusammenlaufen und zwar
von Eger-Pilsen, von Chemnitz, von Dresden, von Reichenberg,
von Brünn mit der Zweiglinie Trauten au, von Wien-Znaim und
von Linz, bezw Wien-Budweis. Diese beiden grossen Verkehrs-
netze werden aneinander gegliedert durch ein zwischen ihnen
liegendes drittes, das von Wien ausstrahlt und dessen Mittel-
punkt, weil er ferner wichtige Eisenbahnlinien aus den
obern Donaugebieten und aus den Alpen empfängt, doch
der wichtigste der ganzen grossen Lands cha ft ist. Die
bedeutendsten Eisenbahnlinien, die in Wien zusammenlaufen, sind
folgende: nach Linz, sich verzweigend nach München und nach
Nürnberg, nach Triest, zwei Linien nach Budapest, nach Brünn
und zwei Linien nach Prag.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Brünn
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Grossbritannien Frankreich Italien Schweiz Budapest Budapest Raab-
Wien Lemberg Kronstadt Belgrad Fiume Chemnitz Dresden Reichenberg Wien-Znaim Linz Wien Donaugebieten Wien Linz München Nürnberg Triest Budapest Brünn Prag
56 27. was alles seit fünfzig Jahren in Gebräuchen und Sitten anders geworden ist.
den Handwerkern? Wer's konnte, nahm sehr gern Wände von Backsteinen, und die Lehm-
wände machten sich seltener; so machten sich auch die Brandmauern immer häufiger, be-
sonders in Gegenden, wo man das Holz nicht nahebei hatte. Von lauter Eichenbolz wie
die „Leden", „Ständer", Balken und Sparren, wie man von alters und noch hin und
wieder stehende Häuser gebaut hat, wird wohl nirgends mehr gebauet. — Sonderbar er-
scheint es, daß weder die Schornsteine die Schwibbögen, noch die Schwibbögen die Schorn-
steine verdrängen; beide halten ziemlich genau ihr altes Gebiet inne und jeder sagt: Ich
sichere mehr vor Feuersgefahr. Der Schornstein will aber auch seine Küche haben, die der
Schwibbogen nicht begehrt.
Die Küchen haben sich wenig gemehret, dagegen werden die Keller in großen Häusern
auf dem Lande mit Inbegriff der Schulhäuser so häufig, wie sie noch vor fünfzig Jabren
selten waren. Wie sich auch eine zweite Stube und in einigen Gegenden eine besondere
Schlafkammer üblich gemacht hat, nffolgedessen die Schlafstellen an der Diele oder Vordiele
sich vermindern, so bekommt man auch nicht selten mehr in Häusern auf dem Lande eng-
lische Bettstellen zu sehen, wo sich früher nur eingemachte Wandbettstellen mit Thüren oder
Gardinen davor fanden. Schwerlich ist auch noch irgendwo ein Wohnzimmer in einem
neuern Hause, wie sie ehedem häufig waren, das nicht Manneshöhe hat. Ziehen wir aber,
was den Baupunkt anbetrifft, noch dieses in Betracht. Ehedem war das Ausbauen aus
den Dörfern hinaus ins freie Feld nicht so häufig. Allerdings für die Wirtschaft ist es
vorteilhafter, die Feuersgefahr wird dadurch verinindert, der nachbarliche Friede besser ge-
hütet. Doch keinen Umgang haben, heißt nicht Frieden haben, sondern nur keinen Streit
haben; so viele Freundschafts- und Liebeserweisungen finden bei der Entlegenheit von-
einander keine Gelegenheit; Kirchen- und Schulbesuch leidet darunter.
2. Wie man ak und trank.
Allerdings in verschiedenen Gegenden und in verschiedenen Ständen ist das ver-
schieden; allein diese Veränderungen in Speise und Trank haben sich gebräuchlich gemacht,
ziemlich, überall und gehen immer weiter. Grütze und Biersuppe, Warmbier weichen vor
Thee mit Kaffee und Butterbrot, und selbst Knechte und Mägde des Hauses bekommen in
einigen Gegenden diese Frühkost oder hinter dieser noch eine andere. In Haushaltungen,
da vor fünfzig Jahren nur ein Schwein jährlich geschlachtet wurde, jetzt zwei, drei, und
noch eine Kuh oder ein Ochse. Immer mehr Fleisch und auch immer mehr Gemüse, Gar-
tengewächs, das früher fast gar nicht auf den Tisch kam. Besonders haben die Kartoffeln
sich allgemein gemacht, die früher den Dienstboten und Dreschern nicht geboten wurden,
jetzt begehrt man sie schon, und sogenannte kleine oder arme Leute haben manchmal nichts
anderes mit ihren Kindern als diese Speise, morgens, mittags, abends. Ehedem standen
in den Marschen die Bohnen, auswärts Pferdebohnen geheißen, wo jetzt die Kartoffeln,
als Speise auf dem Tisch. Auf den Geesten wurde fast immer Bier getrunken, immer
Milch und Buttermilch, in den Marschen brauten die größeren Hofbesitzer das Bier selber
für ihre Haushaltungen, fingen indes schon an, das Bier von einem Brauer zu nehmen.
Brauerbier war aber nicht allgemein geachtet, deshalb ein Vater seiner Tochter die Lehre
mitgegeben hat, als sie Bauerfrau werden sollte: „Gieb Deinen Leuten keine Brauerjauche,
sondern braue selbst." Branntwein kam fast noch gar nicht vor, nicht einmal bei der Ernte
oder anderen schweren Arbeiten; beständig Branntwein im Hause hatten nur Krüger und
Brenner. Wein wurde noch nirgends als nur in Städten und bei Beamten, auch bei Kind-
taufen und Hochzeiten gesehen. Von Punsch war kaum der Name bekannt.
Das Wie? ist ein sehr weites Wort, es nimmt auch das Was? auf, wie es soeben
gethan hat; folge das Wie? im engeren Verstände.
Man aß von hölzernen, in Städten und Flecken von zinnernen Tellern. Diese sind
gänzlich verschwunden, und das zerbrechliche Steingut nimmt ihre Stelle ein, bald werden
auch die hölzernen wenig mehr gesehen werden. Bedauern wir diesen Wechsel aber nicht,
wofern nur in den steinernen, englischen oder kellinghusernen so viel ist, woran sich ein
Mensch satt essen kann. Man aß mit Messern, jeder mit seinem eignen, und mit einem
Löffel, jeder mit seinem eignen. Nicht mit einer Gabel auch? Wo fand man auf dem
Lande Gabeln in Gebrauch vor 50 Jahren! Damals wußte kein Landmann sich mit einer
Gabel zu behelfen bei Tische. Waren sie doch auch selbst in Frankreich ani Ende des
16. Jahrhunderts neu, daß ein Spötter der Zeit von den vornehmen Essern sagte: „Sie
fassen das Fleisch nie mit der Hand an, sondern mit Gabeln bringen sie es zum Munde,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
46
Afrika.
Die regenreiche Urwald- und Buschwaldzone ist auch das
Gebiet, welches dem Ackerbau die besten Aussichten eröffnet
und fast allein für den Plantagenbau der Europäer in Betracht
kommt. In den Lichtungen des Urwalds pflanzen die Eingeborenen
ihren Maniok, die Brotwurzel. Eine größere Verbreitung hat
aber der Ackerbau nur in den lichtem Waldgegenden gefunden.
Eine starke Verdichtung der Bevölkerung hat hierauf stellenweise
günstig eingewirkt. Viel angebaut werden von den Negern außer
Maniok die Yamswurzel, über die unten einige Angaben gemacht
werden sollen, die Erdnuß, die ein öl liefert, darum für die Aus-
fuhr wichtig ist und namentlich aus Senegambien viel ausge-
führt wird, ferner Bohnenarten, Mais, Baumwolle, Banane,
Ananas u. s. w. Für den Plantagenbau im Küstengebiet von
Oberguinea eignen sich Kaffee, Tabak, Tee, Baumwolle und
Kakao, je nach den örtlichen klimatischen und Bodenverhältnissen
bald mehr die eine, bald mehr die andere Kultur. Anbauversuche,
die fast in allen Küstengegenden, von den europäischen Staaten
ausgehend, im Gange sind, müssen dies noch zeigen. Für die
deutsche Kolonie Kamerun dürfte der Anbau von Kakao die
meisten Aussichten haben.
Die Yamswurzel (Dioscorea).
Die Yams ist eine Windenart, an deren Wurzeln sich ähnlich wie bei
den Kartoffeln armdicke Knollen bilden. Es gibt eine Art, die grössere, und
eine andere, die kleinere Knollen hervorbringt. Die der erstem werden bis zu
25 kg schwer und haben am untern Ende dicke Lappen, welche sie dem Fuß
des Elefanten ähnlich machen.
Die Yamswurzel gibt eine gesunde und nahrhafte Speise. Bei manchen
Negervölkern bildet sie das wichtigste Nahrungsmittel, so bei den Togonegern.
Über ihre Zubereitung berichtet Hupfeld folgendes*): „Die Knollen der
Yams ähneln im Geschmack unserer Kartoffel und werden wie diese auf sehr
verschiedene Weise zubereitet. Die beliebteste Art ist die, daß man die Knollen
schält, in dicke Scheiben schneidet, kocht und sodann in einem hölzernen
Mörser — der durch Aushöhlen eines Baumstammes gewonnen wird — stampft.
Vor jeder Hütte steht wenigstens ein solcher Mörser, mit dem untern Ende in
die Erde eingegraben, und meist stampfen mehrere Weiber zusammen in gleich-
mäßigem Takt. Die gestampfte, teigförmige Masse wird dann, wenn man Fleisch
hat, mit diesem und einer stark gepfefferten Palmöltunke gegessen. Das ist der
beliebte Fusu, auf dessen gute Herstellung die Negerin besonders stolz ist,
und der, wenn nicht zu stark gepfeffert, auch einem Europäergaumen mundet."
In den trockenen Savannengebieten des Innern verliert
der Ackerbau je weiter nach N desto mehr seine vorherrschende
Stellung, und die Viehzucht tritt in den Vordergrund. Das Haupt-
gewicht wird auf die Rinder- und Pferde-, in den Randsteppen
der Wüste Sahara auch auf die Kamelzucht gelegt.
Wie die Grasflur den Tieren und Menschen eine größere
Bewegungsfreiheit gestattet, so konnten sich auch menschliche
Ideen und Einrichtungen ungehinderter verbreiten als in den
*) Mitgeteilt im 17. Jahrg. Nr. 34 der Deutschen Kolonialzeitung.
75. Der Bcckcr.
^^er Decker bereitet das Brodt, diese gesunde, nahrhafte und
*****' allgemeine Speise aus dem Mehle der Gekreidearten durch
Gährung und Backen. Zuerst wird gutes Mehl mit einem wett
chen lauwarmen Wasser in dem Backtroge (der Beute) eingcreigt.
Auf ein Pfund Mehl rechnet man im Durchschnitt ein halbes
Pfund Wasser. Hiezu wird beim Nockenbrodt Sauerteig, bei
Weizenbrodt Bärme (Hefen) gemischt. Dadurch entsteht in dem
durcheinander gekneteten Teige bald eine Gährung. Wenn durch
dieselbe der Teig etwa zur Hälfte aufgegangen, so wird er ausge-
wirkt, d. i. man wiegt ihn ab, und giebt ihm zu den Brodten die
Form. Die ausgewirkten Teigmassen werden alsdann auf mit
Mehl bestreuten Backbrerrcrn an einen warmen Ofen zum völligen
Aufgehen hingestellt. Hat der Teig feine gehörige Gahre, so
wird er gebacken, d. h. durch die Hitze werden dessen Theile mehr
Vereinigt, wäßrige Theile abgetrieben, und hierdurch einem weitem
Fortgang der Gährung Einhalt gethan.
'76. Das Backen.
gemeine Backofen ist gemeiniglich ovalrund, gewölbt
*m^ von Backsteinen und Lehm aufgesübrt, und stehet auf ei-
nem vesten Fundament an der Brandmauer eines Rauchfan-
ges. Der Heerd inwendig ist mit gutem bindenden Lehm aus-
geschlagen , und von dem obern Gewölbe nicht über 14 bis 16
Zoll entfernt. Die größten Oefen sind etwa 13 Fuß lang und
io breit. Ein solcher Ofen wird mit trockenem loderndem
Holze erst gehörig durchsetzt. Hierauf werden Kohlen und
Asche mir der Ofenkrücke herausgezogen, der Heerd rein ge-
kehrt, die Zuglöcher verschlossen, und die Brodle auf den heißen
Heerd hineingeschoben. Hier wird das Brodt nach und nach
gahr, inwendig die Krume löchrig, auswendig aber mit einer
feinen Rinde überzogen, worauf die klebrigen Dünste Glanz
und Farbe hervorbringen« Um diese zu erhöben, werden' auch
wo! die Brodte, wenn sie aus dem Ofen kommen, mit der- in
Wasser getauchten Stmche bestrichen.
\
~^*v
• 49. Von Theerschweelen.
itxer Theer wird vornehmlich aus dem harzigen Kienholz und
dessen Wurzeln in den Theerofen bereitet. Ein solcher Ofen
besteht gewöhnlich in einem runden aus gebackenen Steinen aufge-
führten Thurme, welcher oben offen ist, und unten in eine trichtern
förmige Röhre stch endigt. Dieser Thurm ist von allen Seiten in
der Entfernung von einigen Schuhen mir einer dicken Mauer umger
den, welche der Mantel heißt, und oben mit Rauch-, unten mit
Schürlöchern versehen ist. Nachdem der innere Ofen mit kleingehackt
tem Kienholz angefüllt werden, macht man in dem Raume zwi,
schen dem Mantel und dem Ofen Feuer, durch dessen Kluth die Mauer
des Ofens erhitzt, und durch diese Hitze daö Harz aus dem Kienholz
herausgetricbcu wird. Erst fließt ein gereinigtes dünnes Harz her,
aus, aus welchem man durch eine neue Destillation das Rienöhl er-
hält, dann kommt ein saures Wasser, und endlich rinnt der eigentliche
Theer, welchen man auch statt des Kienholzes aus fetten Steinkohlen
auf eben die Akt erhalten kann.
50. Das Pechsieden.
k^er Theer wird theils flüssig zu Wagenschmiere und zum Kal-
im*m' faterò der Schiffe rc. verkauft, theils wird er in Kesseln
dick eingesotten, und heißt alsdann Pech. Dies ist das ge-
meine schwarze Pech. Reineres Pech kann man aus dem Harze
bereiten, welches theils von selbst aus den Nadelhölzern aus-
schwitzt, theils auch herauszutreten genötbigt wird, indem man
im Frühjahr durch Harzscharrer die Rinde der Bäume auf-
ritzen und den Harz sammeln laßt. Dieses Harz schmelzt man
in Töpfen oder Kesseln, welche unten Löcher haben, bei gelin-
dem Feuer aus, und läßt das ausgeschmolzene in einem Kessel zu
Pech eiusieden. Auf die nemliche Art erhält man aus dem Harze
der Tanne den gemeinen Terpentin. Durch die Destillation
erhält man aus diesem das Terpentinöhl, und das davon übrig-
bleckende giebt das Geigenharz, Colophonium.
97. Die Zuckersiederei.
Zuckersiederei (Zuckerraffiuerie, oder, wie es in Ham-
bürg heißt, Zuckerbeckerei) ist ein großes, geräumiges Ge-
bäude, in welchem der rohe Zucker oder die Mascovade mehr
oder weniger gereiniget, hierauf in Formen gegossen, oder auch
zum Kandieszucker verarbeitet wird. Die Mascvvude wird
daselbst mit Kalkwasser in große kupferne Kessel gethan, gesotten,
und mit Ochsenblut oder Eiweiß zum Schäumen gebracht, wor-
auf die in Gestalt des Schaumes sich erhebenden Unreinigkeiten
abgeschöpfet werden. Diese Arbeit wird ein, zwei, auch wol
dreimal wiederholt, je nachdem man grobe oder feine Arten von
Zucker bereiten will. Ist der Zuckersaft zum letztenmale als»
gesotten und abgeschaumet worden, so wird ec durch ein wolle-
nes dickgewalktes Tuch in den weiten und tiefen Kläckefsel fil-
trirt. In diesem wieder, um alle Feuchtigkeit zu vertreiben,
nochmals stark gesotten, und alsdann nach dem Mkühlett in
Formen von Thon eiugefüllt.
98. Die Zuckersiederei. Fortsetzung.
^Xie thönernen Formen, 'welche die Figur der Zuckeichüte Habels
sind an der Spitze offen. Diese Ocffnung wird aber mit
nassen Lappen oder Thon erst verstopft, und dann füllt man den dick
gekochten Zuckersaft ein. Während dem Erkalten wird er mehrmar
len in den Formen umgerührt. Sobald er aber zu gerinnen angei
fangen, so wird das Loch unten in der Spitze geöffnet, und die Form
mit der Spitze in Töpfe gefetzt, in welche der fiüffigbleibende utiret!
me Theil des Zuckersafts, der Sirup, abtröpfelt. Dies zu beför-
dern, bedeckt man oben den Zucker mir nassem Thon. Da dieser sei-
ne Feuchtigkeit allmählig wieder fahren laßt, so senkt sich diese durch
den Hut nach unterwärts, und läuft mit den abgespültcn Unreinigr
keilen durch die Spitze ab. Hierauf etwa nach 8 — r2 Wochen
werden die Hüte herausgenommen, getrocknet und eingepackt.
Der Zuckerkand entsteht, wenn der Zuckersaft in kupferne
mit Fäden durchzogene Gefäße gefüllt, und m det statkgeheizten
Darrstube krpstallisirt wird.
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