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1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 11

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Die Germanen und ihre Staatenbildungen auf römischem Reichsboden. 11 £) Allgemeine Kultur und Religion. Bei der rauhen Unwirtlichkeit des germanischen Landes, die die Germanen vor dem Schicksal der Gallier bewahrte, blieb die äußere Lebenshaltung dürftig, erzog aber ein starkes Kriegergeschlecht von unverwüstlicher Lebenskraft. Zur Kleidung dienten die Felle erlegter Jagdtiere oder einfache wollene und leinene Gewänder; Schmucksachen kamen aus dem Auslande. Die Häuser waren roh gezimmerte, mit Schilf oder Stroh bedeckte Holzhütten, der Hausrat überaus einfach. Die Nahrung bestand in dem Fleisch der Haus- und Jagdtiere; auch aß man Früchte, Wurzeln, Beeren und, als man den Acker zu bebauen anfing, Brot; als Getränk diente außer Wasser Milch, Met aus dem Honig wilder Bienen, auch eine Art Bier. Den Tugenden der Tapferkeit, des Mutes, der Keuschheit und Treue standen die Laster der Trunksucht und Spielsucht gegenüber, zu denen der Grundsatz verführte daß der freie Mann keine Beschäftigung außer Krieg und Jagd haben dürfe. Auf geistigem Gebiete zeigt eine bei dem Mangel der Schrift1 durch mündliche Überlieferung gepflegte und in einer eigenartigen Kunstform, dem Stabreim, gehaltene Poesie und eine tiefsinnige, von sittlichen Gedanken erfüllte Religion2 die reiche Beanlagung dieses Volkes auch in der Zeit jener noch unentwickelten Kultur. Ursprünglich gab es verschiedene Kulte: bei der herminoni-schen Volksgruppe war der oberste Gott der alt-arische Himmelsund Kriegsgott Tiwaz (griech. Zeus, ahd. Zlo), bei den Seegermanen war der Dienst der Wanen (Frö und Frouwa oder Nerthus) entwickelt, bei den Rheingermanen der des Windgottes Wuotan oder Wodan (in der Edda Ödhinn), bei den Nord- und Ostgermanen der des Thor (ahd. Donar). Zwar waren die Götter zunächst nur Verkörperungen der Naturkräfte; zwar war der Kultus zum Teil schrecklich: brachte man doch den Göttern sogar Menschenopfer 1) Die Runenschrift, frühestens im 2. Jh. n. Chr. aus der lateinischen entwickelt, wurde nur zum Teil als wirkliche Schrift, sonst auch beim Zaubern und Losen benutzt. 2) Die Edda (= Poetik) ist keine Quelle für die altgermanischc Religion.

2. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 11

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Die Germanen und ihre Staatenbildungen auf römischem Reichsboden. 11 Q Allgemei?ie Kultur und Religion, Bei der rauhen Unwirtlichkeit des germanischen Landes, die die Germanen vor dem Schicksal der Gallier bewahrte, blieb die äußere Lebenshaltung dürftig, erzog aber ein starkes Kriegergeschlecht von unverwüstlicher Lebenskraft. Zur Kleidung dienten die Felle erlegter Jagdtiere oder einfache wollene und leinene Gewänder; Schmucksachen kamen aus dem Auslande. Die Häuser waren roh gezimmerte, mit Schilf oder Stroh bedeckte Holzhütten, der Hausrat überaus einfach. Die Nahrung bestand in dem Fleisch der Haus- und Jagdtiere; auch aß man Früchte, Wurzeln, Beeren und, als man den Acker zu bebauen anfing, Brot; als Getränk diente außer Wasser Milch, Met aus dem Honig wilder Bienen, auch eine Art Bier. Den Tugenden der Tapferkeit, des Mutes, der Keuschheit und Treue standen die Laster der Trunksucht und Spielsucht gegenüber, zu denen der Grundsatz verführte, daß der freie Mann keine Beschäftigung außer Krieg und Jagd haben dürfe. Auf geistigem Gebiete zeigt eine bei dem Mangel der Schrift1 durch mündliche Überlieferung gepflegte und in einer eigenartigen Kunstform, dem Stabreim, gehaltene Poesie und eine tiefsinnige, von sittlichen Gedanken erfüllte Religion2 die reiche Beanlagung dieses Volkes auch in der Zeit jener noch unentwickelten Kultur. Ursprünglich gab es verschiedene Kulte: bei der herminoni-schen Volksgruppe war der oberste Gott der alt-arische Himmelsund Kriegsgott Tiwaz (griech. Zeus, ahd. Zio), bei den Seegermanen war der Dienst der Wanen (Frö und Frouwa oder Nerthus) entwickelt, bei den Rheingermanen der des Windgottes Wuotan oder Wodan (in der Edda Ödhinn), bei den Nord- und Ostgermanen der des Thor (ahd. Donar). Zwar waren die Götter zunächst nur Verkörperungen der Naturkräfte; zwar war der Kultus zum Teil schrecklich: brachte man doch den Göttern sogar Menschenopfer 1) Die Runenschrift, frühestens im 2. Jh. n. Chr. aus der lateinischen entwickelt, wurde nur zum Teil als wirkliche Schrift, sonst auch beim Zaubern und Losen benutzt. 2) Die Edda (— Poetik) ist keine Quelle für die altgermanische Religion.

3. Die Landschaften Europas - S. 384

1900 - Trier : Lintz
384 Die Balkanhalbinsel. 7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel, Ein- und Ausfuhr. Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran- lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu- tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben. In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M. (Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von 254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl). Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und Armeniern betrieben. Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M. (hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall- waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh). Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me- talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide, Pflaumen, Wein, Vieh). Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt. Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt- gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M. (besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl). 8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien. Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs- schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land- Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an- gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia, durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie, die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist

4. Die Landschaften Europas - S. 104

1900 - Trier : Lintz
104 Das Karpatenland und die Ungarische Tiefebene. Trabe jagen die Erntewagen hinaus zu den Vorwerken. Sehr gleichförmig liegen die Häuser, alle einstöckig, an der end- losen Strasse, jedes mit der schmalen G-i ebelsei te dieser zuge- kehrt. Ein niedriger, häufig sehr vernachlässigter Lattenzaun bezeichnet strassenwärts die Grenze des Anwesens. Die Wände bestehen aus Lehm, der zwischen zwei Brettern zar Mauer fest gestampft wird. Sobald der eingestampfte Lehm genügend ange- trocknet ist, werden die Bretter höher befestigt, und ein weiteres Stück Mauer wird aufgesetzt. Das Dach ist mit Stroh oder mit Schilf gedeckt Überall nisten Vögel. Der Eingang befindet sich immer auf der langen Hofseite des Gebäudes. Wir treten ein und befinden uns in einem Räume, der gleichzeitig als Flur und als Küche dient. Eine Frau heizt den Backofen, der in der Wand steht, aber mehr in das anstossende, strassenwärts gelegene Zimmer gerückt ist und nur von der Küche aus bedient wird. Zum Heizen wird meistens Stroh und Kuh dünge r, der zu Ziegelsteinform gepresst ist, gebraucht. Wir treten in jenes Nach- barzimmer. Es dient als Wohn- und Schlafzimmer zugleich. Der Fussboden ist, wie in der Küche, nicht gedielt — diesen Luxus können sich die Leute in dem holzarmen Laude nicht ge- statten —, sondern aus gestampftem Lehm hergestellt. Es ist Samstag, und der Boden hat für den kommenden Sonntag einen Schmuck, aus einer frischen Schicht von gelbem Lehm bestehend, erhalten. Aus weissem Sand sind Verzierungen auf ihm angebracht. Uber die Mahlzeiten der Familie wird uns folgendes er- zählt: Morgens bekommt jeder, ob gross oder klein, einen Schnaps. Der Hausvater geht mit einer Flasche des selbstge- machten Schnapses, der aus Mais oder Trebern gebrannt ist, rund. Jeder isst dann sein Weizenbrot mit Speck. Butter wird wenig und zwar wie Käse gegessen. Mittags wird ein vollstän- diges Essen, das aus Fleisch- und Mehlspeisen besteht, auf- getragen. Der Ungar liebt scharf gewürzte Speisen, be- sonders Gulyas und Paprikafleisch. Paprika ist die Frucht- hülle des sogenannten spanischen Pfeifers, der unreif grün ist und so mit Gurken, um diesen Wohlgeschmack zu geben, eingemacht wird. Die Samen werden nicht benutzt. Abends giebt es Mehl- speisen, die sehr gut zubereitet werden. Beliebt ist der Strudel, der aus dünn gerolltem Teig hergestellt wird. Mittags und abends trinkt der Ungar meistens auch seinen Wein. Zur Erquickung dienen ferner Obst und besonders Melonen. Von letztern giebt es zwei Arten, die Zuckermelone, die inwendig gelb, aus- wendig scheckig ist, und die Wassermelone, die inwendig rot, auswendig grün ist. Für den Fremden ist die Wassermelone un- gesund. Die Ungarn essen grosse Scheiben von ihnen mit sicht- lichem Behagen und nagen dazu vielleicht einen Maiskolben ab. In dem Hofraum des ungarischen Wohnhauses ist nicht viel zu sehen. Das Vieh ist meistens auf der Weide, und das Getreide bleibt auf dem Felde. Nur kleine Nebengebäude sind andas

5. Die Landschaften Europas - S. 89

1900 - Trier : Lintz
Handel, Verkehrswesen. 89 kehrt mancherlei Naturschätze und Erzeugnisse des G-ewerbfleisses zum Absatz gelangen. Besonders hat der Binnenhandel die Auf- gabe, wichtige Bedürfnisse, wie Salz, Petroleum, Kohle, Zucker, Bekleidungsgegenstände u. s. w. gleichmässiger zu verteilen. Viele Gegenstände des Bedürfnisses vermag das Land gar nicht oder nicht in genügender Menge zu liefern. Ersteres gilt von den sog. Süd- und Kolonialwaren, sowie ^on manchen fremden Rohstoffen, z B. Baumwolle, Seide; sie müssen aus fernen Ländern eingeführt werden, während von manchen andern Gegenständen die Nachbarländer den noch fehlenden Bedarf decken. Die ganze Einfuhr belief sich für Österreich - Ungarn 1897 auf 1292,5 Mill. Jb, die Ausfuhr auf 1314,8 Mili Jé. Ein- und Ausfuhr hielten sich also ziemlich die Wage. Verschie- den ist aber ihre Zusammensetzung. In der Einfuhr wiegen die Rohstoffe, in der Ausfuhr die Nahrungsstoffe vor. Fabri- kate werden in gleichen Mengen ein- und ausgeführt. Die Hauptposten der Einfuhr bildeten 1896: Baumwolle (88 Mili. Wolle (70), Kohle (62), Kaffee (54), Tabak (47), Häute und Felle (4l), Woll- garn (40), Maschinen (36), Seide (32) und Bücher und Landkarten (27). Haupt- gegenstände der Ausfuhr waren 1896: Zucker (128 Mill. Holz (124), Vieh (80), Getreide (74), Lederwaren (69), Eier (68), Kohlen (53» , Glas (42), Malz (35) uad Wollwaren (32). Den bedeutendsten Handel treibt Österreich - Ungarn mit dem Deutschen Reiche, nächstdem mit Grossbritannien, Frankreich, Italien und der Schweiz. 8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien. Seiner Lage gemäss sollte man Budapest für den wich- tigsten Verkehrsmittelpunkt halten. Es hat diese Bedeutung aber nur für die Ungarische Tiefebene, und eine ähnliche hat Prag für das Böhmische S tuf en land. Von Budapest laufen 7 grosse Eisenbahnlinien nach allen Richtungen und ver- binden die Stadt mit folgenden Städten : Pressburg-Wien, Raab- Wien, Lemberg, Kronstadt, Temesvár-Bukarest, Belgrad und Agram- Fiume. Im Böhmischen Stufenlande lassen sich ebenfalls 7 wichtige Eisenbahnlinien nachweisen, die iu Prag zusammenlaufen und zwar von Eger-Pilsen, von Chemnitz, von Dresden, von Reichenberg, von Brünn mit der Zweiglinie Trauten au, von Wien-Znaim und von Linz, bezw Wien-Budweis. Diese beiden grossen Verkehrs- netze werden aneinander gegliedert durch ein zwischen ihnen liegendes drittes, das von Wien ausstrahlt und dessen Mittel- punkt, weil er ferner wichtige Eisenbahnlinien aus den obern Donaugebieten und aus den Alpen empfängt, doch der wichtigste der ganzen grossen Lands cha ft ist. Die bedeutendsten Eisenbahnlinien, die in Wien zusammenlaufen, sind folgende: nach Linz, sich verzweigend nach München und nach Nürnberg, nach Triest, zwei Linien nach Budapest, nach Brünn und zwei Linien nach Prag.

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 56

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
56 27. was alles seit fünfzig Jahren in Gebräuchen und Sitten anders geworden ist. den Handwerkern? Wer's konnte, nahm sehr gern Wände von Backsteinen, und die Lehm- wände machten sich seltener; so machten sich auch die Brandmauern immer häufiger, be- sonders in Gegenden, wo man das Holz nicht nahebei hatte. Von lauter Eichenbolz wie die „Leden", „Ständer", Balken und Sparren, wie man von alters und noch hin und wieder stehende Häuser gebaut hat, wird wohl nirgends mehr gebauet. — Sonderbar er- scheint es, daß weder die Schornsteine die Schwibbögen, noch die Schwibbögen die Schorn- steine verdrängen; beide halten ziemlich genau ihr altes Gebiet inne und jeder sagt: Ich sichere mehr vor Feuersgefahr. Der Schornstein will aber auch seine Küche haben, die der Schwibbogen nicht begehrt. Die Küchen haben sich wenig gemehret, dagegen werden die Keller in großen Häusern auf dem Lande mit Inbegriff der Schulhäuser so häufig, wie sie noch vor fünfzig Jabren selten waren. Wie sich auch eine zweite Stube und in einigen Gegenden eine besondere Schlafkammer üblich gemacht hat, nffolgedessen die Schlafstellen an der Diele oder Vordiele sich vermindern, so bekommt man auch nicht selten mehr in Häusern auf dem Lande eng- lische Bettstellen zu sehen, wo sich früher nur eingemachte Wandbettstellen mit Thüren oder Gardinen davor fanden. Schwerlich ist auch noch irgendwo ein Wohnzimmer in einem neuern Hause, wie sie ehedem häufig waren, das nicht Manneshöhe hat. Ziehen wir aber, was den Baupunkt anbetrifft, noch dieses in Betracht. Ehedem war das Ausbauen aus den Dörfern hinaus ins freie Feld nicht so häufig. Allerdings für die Wirtschaft ist es vorteilhafter, die Feuersgefahr wird dadurch verinindert, der nachbarliche Friede besser ge- hütet. Doch keinen Umgang haben, heißt nicht Frieden haben, sondern nur keinen Streit haben; so viele Freundschafts- und Liebeserweisungen finden bei der Entlegenheit von- einander keine Gelegenheit; Kirchen- und Schulbesuch leidet darunter. 2. Wie man ak und trank. Allerdings in verschiedenen Gegenden und in verschiedenen Ständen ist das ver- schieden; allein diese Veränderungen in Speise und Trank haben sich gebräuchlich gemacht, ziemlich, überall und gehen immer weiter. Grütze und Biersuppe, Warmbier weichen vor Thee mit Kaffee und Butterbrot, und selbst Knechte und Mägde des Hauses bekommen in einigen Gegenden diese Frühkost oder hinter dieser noch eine andere. In Haushaltungen, da vor fünfzig Jahren nur ein Schwein jährlich geschlachtet wurde, jetzt zwei, drei, und noch eine Kuh oder ein Ochse. Immer mehr Fleisch und auch immer mehr Gemüse, Gar- tengewächs, das früher fast gar nicht auf den Tisch kam. Besonders haben die Kartoffeln sich allgemein gemacht, die früher den Dienstboten und Dreschern nicht geboten wurden, jetzt begehrt man sie schon, und sogenannte kleine oder arme Leute haben manchmal nichts anderes mit ihren Kindern als diese Speise, morgens, mittags, abends. Ehedem standen in den Marschen die Bohnen, auswärts Pferdebohnen geheißen, wo jetzt die Kartoffeln, als Speise auf dem Tisch. Auf den Geesten wurde fast immer Bier getrunken, immer Milch und Buttermilch, in den Marschen brauten die größeren Hofbesitzer das Bier selber für ihre Haushaltungen, fingen indes schon an, das Bier von einem Brauer zu nehmen. Brauerbier war aber nicht allgemein geachtet, deshalb ein Vater seiner Tochter die Lehre mitgegeben hat, als sie Bauerfrau werden sollte: „Gieb Deinen Leuten keine Brauerjauche, sondern braue selbst." Branntwein kam fast noch gar nicht vor, nicht einmal bei der Ernte oder anderen schweren Arbeiten; beständig Branntwein im Hause hatten nur Krüger und Brenner. Wein wurde noch nirgends als nur in Städten und bei Beamten, auch bei Kind- taufen und Hochzeiten gesehen. Von Punsch war kaum der Name bekannt. Das Wie? ist ein sehr weites Wort, es nimmt auch das Was? auf, wie es soeben gethan hat; folge das Wie? im engeren Verstände. Man aß von hölzernen, in Städten und Flecken von zinnernen Tellern. Diese sind gänzlich verschwunden, und das zerbrechliche Steingut nimmt ihre Stelle ein, bald werden auch die hölzernen wenig mehr gesehen werden. Bedauern wir diesen Wechsel aber nicht, wofern nur in den steinernen, englischen oder kellinghusernen so viel ist, woran sich ein Mensch satt essen kann. Man aß mit Messern, jeder mit seinem eignen, und mit einem Löffel, jeder mit seinem eignen. Nicht mit einer Gabel auch? Wo fand man auf dem Lande Gabeln in Gebrauch vor 50 Jahren! Damals wußte kein Landmann sich mit einer Gabel zu behelfen bei Tische. Waren sie doch auch selbst in Frankreich ani Ende des 16. Jahrhunderts neu, daß ein Spötter der Zeit von den vornehmen Essern sagte: „Sie fassen das Fleisch nie mit der Hand an, sondern mit Gabeln bringen sie es zum Munde,

7. Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien - S. 46

1904 - Trier : Lintz
46 Afrika. Die regenreiche Urwald- und Buschwaldzone ist auch das Gebiet, welches dem Ackerbau die besten Aussichten eröffnet und fast allein für den Plantagenbau der Europäer in Betracht kommt. In den Lichtungen des Urwalds pflanzen die Eingeborenen ihren Maniok, die Brotwurzel. Eine größere Verbreitung hat aber der Ackerbau nur in den lichtem Waldgegenden gefunden. Eine starke Verdichtung der Bevölkerung hat hierauf stellenweise günstig eingewirkt. Viel angebaut werden von den Negern außer Maniok die Yamswurzel, über die unten einige Angaben gemacht werden sollen, die Erdnuß, die ein öl liefert, darum für die Aus- fuhr wichtig ist und namentlich aus Senegambien viel ausge- führt wird, ferner Bohnenarten, Mais, Baumwolle, Banane, Ananas u. s. w. Für den Plantagenbau im Küstengebiet von Oberguinea eignen sich Kaffee, Tabak, Tee, Baumwolle und Kakao, je nach den örtlichen klimatischen und Bodenverhältnissen bald mehr die eine, bald mehr die andere Kultur. Anbauversuche, die fast in allen Küstengegenden, von den europäischen Staaten ausgehend, im Gange sind, müssen dies noch zeigen. Für die deutsche Kolonie Kamerun dürfte der Anbau von Kakao die meisten Aussichten haben. Die Yamswurzel (Dioscorea). Die Yams ist eine Windenart, an deren Wurzeln sich ähnlich wie bei den Kartoffeln armdicke Knollen bilden. Es gibt eine Art, die grössere, und eine andere, die kleinere Knollen hervorbringt. Die der erstem werden bis zu 25 kg schwer und haben am untern Ende dicke Lappen, welche sie dem Fuß des Elefanten ähnlich machen. Die Yamswurzel gibt eine gesunde und nahrhafte Speise. Bei manchen Negervölkern bildet sie das wichtigste Nahrungsmittel, so bei den Togonegern. Über ihre Zubereitung berichtet Hupfeld folgendes*): „Die Knollen der Yams ähneln im Geschmack unserer Kartoffel und werden wie diese auf sehr verschiedene Weise zubereitet. Die beliebteste Art ist die, daß man die Knollen schält, in dicke Scheiben schneidet, kocht und sodann in einem hölzernen Mörser — der durch Aushöhlen eines Baumstammes gewonnen wird — stampft. Vor jeder Hütte steht wenigstens ein solcher Mörser, mit dem untern Ende in die Erde eingegraben, und meist stampfen mehrere Weiber zusammen in gleich- mäßigem Takt. Die gestampfte, teigförmige Masse wird dann, wenn man Fleisch hat, mit diesem und einer stark gepfefferten Palmöltunke gegessen. Das ist der beliebte Fusu, auf dessen gute Herstellung die Negerin besonders stolz ist, und der, wenn nicht zu stark gepfeffert, auch einem Europäergaumen mundet." In den trockenen Savannengebieten des Innern verliert der Ackerbau je weiter nach N desto mehr seine vorherrschende Stellung, und die Viehzucht tritt in den Vordergrund. Das Haupt- gewicht wird auf die Rinder- und Pferde-, in den Randsteppen der Wüste Sahara auch auf die Kamelzucht gelegt. Wie die Grasflur den Tieren und Menschen eine größere Bewegungsfreiheit gestattet, so konnten sich auch menschliche Ideen und Einrichtungen ungehinderter verbreiten als in den *) Mitgeteilt im 17. Jahrg. Nr. 34 der Deutschen Kolonialzeitung.

8. Theil 3, Abth. 2 - S. uncounted

1794 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
75. Der Bcckcr. ^^er Decker bereitet das Brodt, diese gesunde, nahrhafte und *****' allgemeine Speise aus dem Mehle der Gekreidearten durch Gährung und Backen. Zuerst wird gutes Mehl mit einem wett chen lauwarmen Wasser in dem Backtroge (der Beute) eingcreigt. Auf ein Pfund Mehl rechnet man im Durchschnitt ein halbes Pfund Wasser. Hiezu wird beim Nockenbrodt Sauerteig, bei Weizenbrodt Bärme (Hefen) gemischt. Dadurch entsteht in dem durcheinander gekneteten Teige bald eine Gährung. Wenn durch dieselbe der Teig etwa zur Hälfte aufgegangen, so wird er ausge- wirkt, d. i. man wiegt ihn ab, und giebt ihm zu den Brodten die Form. Die ausgewirkten Teigmassen werden alsdann auf mit Mehl bestreuten Backbrerrcrn an einen warmen Ofen zum völligen Aufgehen hingestellt. Hat der Teig feine gehörige Gahre, so wird er gebacken, d. h. durch die Hitze werden dessen Theile mehr Vereinigt, wäßrige Theile abgetrieben, und hierdurch einem weitem Fortgang der Gährung Einhalt gethan. '76. Das Backen. gemeine Backofen ist gemeiniglich ovalrund, gewölbt *m^ von Backsteinen und Lehm aufgesübrt, und stehet auf ei- nem vesten Fundament an der Brandmauer eines Rauchfan- ges. Der Heerd inwendig ist mit gutem bindenden Lehm aus- geschlagen , und von dem obern Gewölbe nicht über 14 bis 16 Zoll entfernt. Die größten Oefen sind etwa 13 Fuß lang und io breit. Ein solcher Ofen wird mit trockenem loderndem Holze erst gehörig durchsetzt. Hierauf werden Kohlen und Asche mir der Ofenkrücke herausgezogen, der Heerd rein ge- kehrt, die Zuglöcher verschlossen, und die Brodle auf den heißen Heerd hineingeschoben. Hier wird das Brodt nach und nach gahr, inwendig die Krume löchrig, auswendig aber mit einer feinen Rinde überzogen, worauf die klebrigen Dünste Glanz und Farbe hervorbringen« Um diese zu erhöben, werden' auch wo! die Brodte, wenn sie aus dem Ofen kommen, mit der- in Wasser getauchten Stmche bestrichen.

9. Theil 3, Abth. 2 - S. uncounted

1794 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
\ ~^*v • 49. Von Theerschweelen. itxer Theer wird vornehmlich aus dem harzigen Kienholz und dessen Wurzeln in den Theerofen bereitet. Ein solcher Ofen besteht gewöhnlich in einem runden aus gebackenen Steinen aufge- führten Thurme, welcher oben offen ist, und unten in eine trichtern förmige Röhre stch endigt. Dieser Thurm ist von allen Seiten in der Entfernung von einigen Schuhen mir einer dicken Mauer umger den, welche der Mantel heißt, und oben mit Rauch-, unten mit Schürlöchern versehen ist. Nachdem der innere Ofen mit kleingehackt tem Kienholz angefüllt werden, macht man in dem Raume zwi, schen dem Mantel und dem Ofen Feuer, durch dessen Kluth die Mauer des Ofens erhitzt, und durch diese Hitze daö Harz aus dem Kienholz herausgetricbcu wird. Erst fließt ein gereinigtes dünnes Harz her, aus, aus welchem man durch eine neue Destillation das Rienöhl er- hält, dann kommt ein saures Wasser, und endlich rinnt der eigentliche Theer, welchen man auch statt des Kienholzes aus fetten Steinkohlen auf eben die Akt erhalten kann. 50. Das Pechsieden. k^er Theer wird theils flüssig zu Wagenschmiere und zum Kal- im*m' faterò der Schiffe rc. verkauft, theils wird er in Kesseln dick eingesotten, und heißt alsdann Pech. Dies ist das ge- meine schwarze Pech. Reineres Pech kann man aus dem Harze bereiten, welches theils von selbst aus den Nadelhölzern aus- schwitzt, theils auch herauszutreten genötbigt wird, indem man im Frühjahr durch Harzscharrer die Rinde der Bäume auf- ritzen und den Harz sammeln laßt. Dieses Harz schmelzt man in Töpfen oder Kesseln, welche unten Löcher haben, bei gelin- dem Feuer aus, und läßt das ausgeschmolzene in einem Kessel zu Pech eiusieden. Auf die nemliche Art erhält man aus dem Harze der Tanne den gemeinen Terpentin. Durch die Destillation erhält man aus diesem das Terpentinöhl, und das davon übrig- bleckende giebt das Geigenharz, Colophonium.

10. Theil 3, Abth. 2 - S. uncounted

1794 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
97. Die Zuckersiederei. Zuckersiederei (Zuckerraffiuerie, oder, wie es in Ham- bürg heißt, Zuckerbeckerei) ist ein großes, geräumiges Ge- bäude, in welchem der rohe Zucker oder die Mascovade mehr oder weniger gereiniget, hierauf in Formen gegossen, oder auch zum Kandieszucker verarbeitet wird. Die Mascvvude wird daselbst mit Kalkwasser in große kupferne Kessel gethan, gesotten, und mit Ochsenblut oder Eiweiß zum Schäumen gebracht, wor- auf die in Gestalt des Schaumes sich erhebenden Unreinigkeiten abgeschöpfet werden. Diese Arbeit wird ein, zwei, auch wol dreimal wiederholt, je nachdem man grobe oder feine Arten von Zucker bereiten will. Ist der Zuckersaft zum letztenmale als» gesotten und abgeschaumet worden, so wird ec durch ein wolle- nes dickgewalktes Tuch in den weiten und tiefen Kläckefsel fil- trirt. In diesem wieder, um alle Feuchtigkeit zu vertreiben, nochmals stark gesotten, und alsdann nach dem Mkühlett in Formen von Thon eiugefüllt. 98. Die Zuckersiederei. Fortsetzung. ^Xie thönernen Formen, 'welche die Figur der Zuckeichüte Habels sind an der Spitze offen. Diese Ocffnung wird aber mit nassen Lappen oder Thon erst verstopft, und dann füllt man den dick gekochten Zuckersaft ein. Während dem Erkalten wird er mehrmar len in den Formen umgerührt. Sobald er aber zu gerinnen angei fangen, so wird das Loch unten in der Spitze geöffnet, und die Form mit der Spitze in Töpfe gefetzt, in welche der fiüffigbleibende utiret! me Theil des Zuckersafts, der Sirup, abtröpfelt. Dies zu beför- dern, bedeckt man oben den Zucker mir nassem Thon. Da dieser sei- ne Feuchtigkeit allmählig wieder fahren laßt, so senkt sich diese durch den Hut nach unterwärts, und läuft mit den abgespültcn Unreinigr keilen durch die Spitze ab. Hierauf etwa nach 8 — r2 Wochen werden die Hüte herausgenommen, getrocknet und eingepackt. Der Zuckerkand entsteht, wenn der Zuckersaft in kupferne mit Fäden durchzogene Gefäße gefüllt, und m det statkgeheizten Darrstube krpstallisirt wird. L 3 '
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TM Hauptwörter (200)200

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