§ 49. Rußland.
113
3. Klima und Kultur. Das Klima ist entsprechend der großen
Ländermasse, auf welche die verhältnismäßig kleinen Meere mit ihrer
geringen Küstenausdehnung nur wenig Einfluß ausüben, kontinental.
Auf kurze, heiße Sommer folgen lange, grimmig kalte Winter, in denen
das Quecksilber nicht selten hämmerbar, d. h. — 40°, ist.
In der Pflanzenwelt lassen sich vier Zonen unterscheiden: die
Tundrazone (s. o.), die Waldzone bis etwa zum 55. Breitenkreise, die
Ackerbauzone („das Land der schwarzen Erde") und die Steppenzone.
Die Hauptbeschäftigungen der Bewohner sind daher: Ackerbau, Wald-
Wirtschaft und Bienenzucht, Viehzucht (Pferde, Rinder, Schafe), Fischfang,
Jagd und Handel. Im Ural wird Bergbau getrieben, in den Steppen
am Kaspischen Meer Salz gewonnen. Die Industrie ist unbedeutend, so
daß die Einfuhr vieler Waren aus Deutschland und England erfolgt.
Hauptausfuhrprodukte Rußlands sind: Getreide, Vieh, Leder (als Juchten-
leder bearbeitet), Wolle, Holz, Pelze, Flachs.
4. Bevölkerung. Der überwiegende Teil der Bewohner gehört
dem slawischen Stamm an, nämlich die Russen (Großrussen, Kleinrussen,
zu denen auch die Kosaken gehören, und Weißrussen), welche griechisch-
orthodox sind, und die Polen, welche römisch-katholisch sind. In den
Ostseeprovinzen wohnen lutherische Deutsche, am Eismeer die mongolischen
Finnen, Lappen und Samojeden (z.t. noch heidnisch), in den s.-russischen
Steppen die mongolischen Tataren und Kalmücken, welche sich zum
Islam bekennen.
Die Volksbildung steht auf sehr niedriger Stufe; Roheit und
Trunksucht sind unter der gewöhnlichen Bevölkerung, welche sich an die
Befreiung von der Leibeigenschaft (1861) immer noch nicht gewöhnen
kann, weit verbreitet. Der z. T. unermeßlich reiche Adel (die alten
Bojaren) lebt auf seinen prächtigen Schlössern auf dem Lande oder in
Moskau in verschwenderischer Pracht.
5. Staat und Städte. Der Begründer des russischen Kaiser-
reichs, das bis ins 15. Jahrhundert unter der Tatarenherrschaft litt, ist
Peter der Große aus dem Hause Romanow (1689 — 1725). Er hat die
w.-europäische Kultur eingeführt, indem er den Zugang zur Ostsee in
siegreichen Kämpfen gegen die Schweden (Karl Xii.) erwarb. Seine
Nachfolger, besonders Katharina Il, eine deutsche Fürstin aus dem
Hause Anhalt-Zerbst, dehnten das Reich in glücklichen Kämpfen gegen
die Türken und Polen aus. Zugleich waren auch die Eroberungen
nach Asien vorgedrungen, so daß die russische Herrschaft heute den
Stillen Ozean (Wladiwostock) erreicht hat.
Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mädchensch. Ii. Teil. 8
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Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große Karl_Xii Karl Katharina_Il Daniel
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Polen Moskau Schweden Anhalt-Zerbst Polen Asien
4f> Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
b) Die Viehzucht, Jagd und Fischerei. Sowohl in der feuch-
teren und kühleren Waldzone Nordrußlands als auch in den trockneren
und wärmeren Gebieten der einstigen Grassteppe Südrußlands ist die
Viehzucht stets sehr in den Vordergrund getreten. In Finnland ist
sie viel wichtiger als der Ackerbau, und die Wolgasteppe dient
ausschließlich der Viehzucht. Besonders Rinder-, Schaf- und
Pferdezucht werden in Rußland stark betrieben, obfchon sie im Rückgang
begriffen sind. Großes Gewicht wird ferner auf die Geflügelzucht gelegt.
Auch Sibirien ist bereits ein viehreiches Land. Wie in Rußland
ist sowohl die kühle nördliche Waldzone als auch die südliche Steppe
dem Betrieb der Viehzucht günstig. Die au Sibirien nach 8 sich an-
schließende Kirgisensteppe ist von viehzuchttreibenden Nomaden
Völkern bewohnt. — Im nördlichen Rußland und mehr noch im nörd-
lichen Sibirien liefert die Jagd auf Pelztiere eine wertvolle Aus-
beute. — Die Fischerei ist nur iu der untern Wolga und im Kaspifchen
Meere wichtig; sie erstreckt sich dort hauptfächlich auf Störe und ver-
wandte Fischarten, die den teuren Kaviar lieferu.
e) Der Bergbau. Sowohl Rußland als auch Sibirien siud
reich au Mineralschätzen, so daß der Bergbau einer großen Ent-
Wickelung fähig ist. Die Ha uptb er gbaugebiete in Rußland sind
der Ural und das Donezgebiet (Abb 14); letzteres liegt im süd-
lichen Rußland. Im Ural wird Eisen, Gold und das seltene Platina
gewonnen. Das Donezgebiet enthält das größte Steinkohlenlager
Rußlands und liefert auch viele andere Schätze. Ein kleineres Kohlen-
lager ist das von Tula. In der Nähe von beiden Kohlenlagern wird
auch Eisen gewonnen. Sibirien ist an Gold und an fast allen
andern Metallen reich.
d) Die Gewerbtätigkeit. Die Industrie ist im allgemeinen
in Rußland uoch wenig entwickelt. Ihre Entwicklung steht mit dem
Vorkommen von Steinkohlen in naher Beziehung. Es können drei
Jndustriebezirke unterschieden werden, das Donezgebiet, der Bezirk
um Tula und Rnfsisch-Poleu. Charkow, Tula und Lodz siud
iu ihueu die bedeutendsten Industriestädte. Auch die großen Städte,
besonders Moskau und Warschau, und die Hafenstädte, wie Riga,
Petersburg und Odessa, wurden Sitz der Industrie. Gewerbtätig
sind ferner die Wolga st ädte, die für den Bezug der Rohstoffe und deu
Versand der fertigen Waren einen großen Strom zur Verfügung haben.
§ 17. e) Die Beteiligung am Welthandel. Auf eine rege. Betei-
liguug am Welthandel ist das osteuropäische und nordasiatische Wirt-
schaftsreich nicht in dem Maße wie das mittel- und uordwesteuropäische
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Das Europäische ober Kaukasische Weltwirtschaftsreich. 47
angewiesen. Es umfaßt nur weiträumige und schwachbevölkerte
Länder, deren Bewohner vorwiegend Landwirtschaft treiben und das
zum Leben Nötige dem heimatlichen Boden abzugewinnen vermögen.
Der Überfluß der landwirtschaftlichen Erzeugung gelangt zur
Ausfuhr. Die Eutwickluug einer Ausfuhrindustrie (Exportindustrie)
und die Eroberung von Handelsmärkten bildet keine Lebensfrage für
das russische Volk, würde aber auch so leicht nicht gelingen, trotz des
natürlichen Reichtums des Landes. Sowohl in der geringen Bildung
des russischen Volkes als auch in der ungünstigen Lage Rußlands
und Sibiriens zum Meere liegen gewaltige Hemmnisse. Rußland fehlt
die unmittelbare Verbindung mit dem Ozean, dem Weltmeere; denn
Ostsee und Schwarzes Meer, an die es im N und S stößt, sind eigent-
lich Binnenmeere. Nur fern im 0 hat Rußland den Ozean erreicht;
aber diese Küste des Großen Ozeaus liegt zu weit entfernt, um die
Angliedernng des Wirtschaftsreiches an den Weltverkehr bewirken zu
können. Hauptfächlich folgende Gegenstände liefert Rußland anf
den Weltmarkt: aus Südrußland Weizen und Leinfamen (zur
Ölbereitung), aus Mittelrußland ebenfalls Weizen und Gerste,
ferner Geflügel und Eier, aus Nordrußland Roggen, Holz,
Butter, Flachs und Pelzwerk, aus Finnland Holz und Butter,
aus Sibirien Getreide, Butter, Pelzwerk und Metalle.
k) Die Bedeutung des Wirtschastsreiches für Deutschland
Für den Handelsverkehr mit dem großen russischen Reiche hat Deutsch-
laud eine günstige Lage, da es auf langer Landstrecke mit ihm
zusammenstößt und ferner in der Ostsee einen unmittelbaren und nahen
Seeverkehr mit ihm unterhalten kann. Günstig ist ferner, daß in Ruß-
land zahlreiche Deutsche leben, die zur Festigung der Handels-
beziehnngen in hohem Maße beitragen. Die russischen Ostseepro-
vinzen sind deutsches Kolonistenland aus der Zeit des deutscheu
Ritterordens, und Riga und Reval sind noch heute vorwiegend
deutsche Hafen- und Handelsstädte; in Südrußland und zwar im
untern Wolgagebiet, in der Krim, in Beffarabien und im Kaukasus
gibt es sehr zahlreiche deutsche Kolonien; in allen größeren ruf-
fifcheu Städten aber leben viele deutsche Kaufleute, Gewerbe-
treibende und Industrielle, und in der bedeutendsten Industrie-
stadt Westrußlands, in Lodz (ludfch), sind fast alle Fabriken von
Deutschen gegründet worden.
Im Jahre 1908 betrug die Einfuhr Deutschlands aus Rußland 950,
die Ausfuhr nach dort 450, der Gesamthandel also 1400 Mill. Mark. Die
Hauptgegenstände der Einfuhr waren Gerste (für 200 Mill. Mark), Holz (70),
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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334
Das Russische und Rumänische Tiefland.
Hauptgegenstand des Fanges ist der Stör, der den teuren Kaviar
liefert. Als der feinste Fisch gilt der Sterlet.
Die Bedeutung der Wolga als Schiffahrtsstrasse.
Wegen ihres Wasserreich turas, ihrer Tiefe und ihrer bedeutenden
Länge ist die Wolga für die Schiffahrt sehr geeignet. Dies gilt
auch von mehreren ihrer Nebenflüsse, besonders von der Kama
und der Oka. Da die Wolga ferner durch Kanalbauten leicht
mit dem Stromnetz der Newá und zwar auf drei Wegen, sowie
mit dem der nördlichen Dwina in Verbindung gesetzt werden
konnte, ihre Mündung aber in einem Meere erfolgt, das den Schif-
fahrtsweg noch weithin verlängert, dient die Schiffahrt nicht bloss
dem Personen- und Güterverkehr der angrenzenden Gebiete,
sondern auch dem Durchgangsverkehr von S nach dem N und
von 0 nach dem W Russlands.
Im ganzen bewegen sich etwa 30000 Schiffe auf dem Riesenstrome. Unter
denselben befinden sich 1200 Dampfer. Der Schiffsverkehr würde noch ein viel
grösserer sein, wenn er nicht etwa 5 */2 Monate jährlich durch Eis gesperrt wäre.
Der Wert der Frachtgüter, die vornehmlich aus Getreide, Holz, Naphtha, Salz
u. s. w. bestehen, wird auf über 300 Mill. M. geschätzt. Dem Personenverkehr
dienen zweistöckige Riesendampfer. Derselbe ist in den Sommermonaten
ein sehr reger; denn viele Russen lieben es, statt einer Badereise, auf dem
heiligen Strome, den sie „Mütterchen Wolga" nennen, eine Fahrt hinunter
bis Astrachan und wieder zurück zu machen. Wenn auch die Uferbilder nur an
wenigen Punkten das Auge zu bezaubern vermögen und besonders die Steppen-
bilder an dem Unterlaufe dasselbe sehr ermüden, so hat die Fahrt auf dem
majestätischen, überall mit zahllosen grossen und kleinen Schiffen belebten
Strome und vorbei an vielen eigenartigen Städten und Völkern doch ihre be-
sondern Reize, die jene Vorliebe wohl erklären.
Die Verkehrsvorteile, welche die Wolga und ihre Neben-
flüsse darbieten, kommen besonders den Städten zu gute, die an
ihren Ufern erblüht sind. Es sind von dem obersten Laufe an
folgende mit mehr als 50000 E.: Twer (55000 E.), wo die Schiff-
barkeit der Wolga beginnt, Jaroslawl (75000 E.), Nischni-
Nöwgorod (= Nieder-Neustadt, 100000 E.), Kasan (= Kessel,
Vertiefung, 135000 E.), Samára (95000 E.), Sarátow (spr.
ssarátoff, 140000 E.), Zarizyn (60000 E.) und Astrachan
(115000 E.). In den meisten dieser Städte hat sich, da die
Wolga den billigen Bezug von Rohstoffen und den billigen Versand
fertiger Waren ermöglichte, oder weil die Umgegend viele Roh-
stoffe liefern konnte, die Industrie lebhaft entwickelt, so in Twer,
das noch dem nordwestrussischen Flachsbezirk angehört, die Lein-
wandweberei, in Jaroslawl das Leinen- und Baumwollgewerbe,
in Iwanowo-Wosnessensk (55000 E.), einer Stadt, die etwas
südlich von der Wolga und zwar von Kostroma liegt, ebenfalls
das Baumwollgewerbe (das russische Manchester genannt), in
Nischni-Nowgorod die Verarbeitung: vou Getreide und
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384
Die Balkanhalbinsel.
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel,
Ein- und Ausfuhr.
Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft
sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen
derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken
kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das
Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern
Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben
Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen
Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran-
lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu-
tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit
fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben.
In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M.
(Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von
254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl).
Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und
Armeniern betrieben.
Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M.
(hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall-
waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh).
Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me-
talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide,
Pflaumen, Wein, Vieh).
Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der
Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt.
Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt-
gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M.
(besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl).
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel
kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens
aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs-
schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land-
Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die
von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das
Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine
wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel
und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an-
gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia,
durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach
Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie,
die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und
sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit
dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist
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Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Serbien Montenegro Griechenlands Konstantinopel Budapest Belgrad Sofia Konstantinopel Saloniki Niscli
328
Das Russische und Rumänische Tiefland.
haltigen Boden haben, sind für den Anbau noch wenig gewonnen.
In dem grössten Teile der Steppe breiten sich aber heute wogende
Getreidefluren aus, wo früher nur Grassteppe war. Zahlreicher
sind infolgedessen die Ansiedelungen geworden, wenn auch das
Land noch immer nicht dicht bevölkert ist, und die Fruchtschober,
die in grosser Zahl um die Dörfer stehen, deuten zusammen
mit den vielen Windmühlen, die alle Hügel in deren Nähe be-
setzt haben, im Bilde der Landschaft schon die reichen Erträge
des Steppenbodens an. Die wichtigsten Anbaugewächse sind
Weizen, Mais und Flachs. Letzterer wird aber fast nur zur
Samen-, nicht zur Fasergewinnung gezogen. Ausserdem wird
stellenweise auch Tabakbau, z. B. in Podolien am mittleren
Dnjestr und in der Krim, Zuckerrübenbau, ebenfalls in Podolien
und in der Umgegend von Charkow, Weinbau, nämlich in Bessa-
rabien am untern Dnjestr und untern Don, sowie Obstbau, in
Podolien und Bessarabien, bei Charkow, am untern Don und eben-
falls besonders in der Krim, betrieben. Von geringerer Bedeutung
sind noch einige andere Kulturen, wie der Cichorien!)au bei
Rostow, der Kar den distelbau in Bessarabien und in der Krim.
Fast überall werden in der Steppe in grosser Menge ferner Kür-
bisse und Melonen gezogen, die in den heissen Zeiten eine er-
frischende Speise bilden.
Von allen Anbaugebieten Südrusslands ist am meisten die
Südküste der Krim durch die Gunst der Lage und des Klimas
ausgezeichnet. Einer wirksamen Sonnenbestrahlung ausge-
setzt und zugleich in der Nähe des klimamildernden Meeres
liegend, ferner mit einem Boden, nämlich Kalkboden, ausgestattet,
der sich kräftig erwärmt, ist das Jailagebirge auf seinen Süd-
abhängen und in seinen südlichen Thälern, in die der warme
und feuchte Hauch des Meeres wehen kann, für eine feinere Obst-
und Weinkultur in hohem Masse geeignet.
Der Obst- und Weinbau der Krim.
Eine Fülle der edelsten Erzeugnisse kann von der Krim aus
nach den grossen Städten des Russischen Reiches versandt werden. Überall sind
Obst- und Weingärten angelegt. Dieselben nehmen einen Raum von über
60 qkm ein. Etwa ljz Mill. Ctr. frisches Obst wird erzeugt. Bedeutende Mos-
kauer und Petersburger Geschäfte kaufen alljährlich für fast 2x/a Mill. M. Obst
und Trauben ein. Unter den Obstsorten steht der Apfelbaum an erster Stelle.
Doch werden auch viele Birnen, Aprikosen, Pfirsichen, Kirschen und
Paranüsse geerntet. Auch die Trauben werden zum grossen Teil zum Frisch-
genuss versandt. Sie sind dünnschalig und sehr süss. Weine, die man an der
Südküste, besonders in dem berühmten Sudakthaie, das allein jährlich über
100000 Ctr. Weintrauben liefert, gewinnt, sind ebenfalls süsslich, während in
einigen nördlichen Thälern minderwertige und herbere Weine gezogen werden.
Für die Ernährung der Bevölkerung ist ausser Ackerbau und
Viehzucht auch der Fischfan#' wichtig, der sowohl an einer langen
Küste als auch auf grossen Strömen betrieben werden kann.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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'348
Das Russische und Rumänische Tieñand.
ganze Land ihren Weg nehmen, sind Kohlen. Holz, Zucker, Tabak,
Obst und Wein.
Der Überfluss des Landes, besonders an Nahrungs-
mitteln und Rohstoffen, muss an das Ausland abgegeben werden,
das für dieselben mancherlei Waren, die in der Landschaft selbst
noch nicht in genügendem Umfange hergestellt werden können,
liefert. Es gilt dies sowohl für den russischen als auch für den
rumänischen Teil der Landschaft.
Russland führte i. J. 1896 ohne Finnland für 1910 Mill. Jl. Waren
ein und für 2235 Mill. Jl. Waren aus. Die Hauptgegenstände der Einfuhr
waren Raumwolle (245), Maschinen (212), Eisen (143), Thee (135), Metallwaren
(80) und Kohle (53 Mill. Jl.), die der Ausfuhr Getreide (1045), Flachs (203), Holz
(151), Leinsamen (114), Zucker (94), Petroleum (94) und Eier (70 Mill. Jl). Den
Haupthandelsverkehr unterhält Russland mit Deutschland und Grossbritannien.
Finnland führte 1897 für 164 Mill. Jl Waren ein, darunter für 33
Mill. Jl. Getreide, und für 137 Mill. Jl Waren aus, darunter für 64 Mill. Jl
Holz und für 25 Mill. Jl Rutter.
Rumänien hatte im Durchschnitt der Jahre 1892—1896 eine Einfuhr
von 300 und eine Ausfuhr von 246 Mill, Jl. Die Einfuhr bestand hauptsäch-
lich aus Spinnstoffen, Garnen, Geweben, Metallen und Metallwaren, die Ausfuhr
vorwiegend aus Getreide (221). Letzteres geht hauptsächlich zu Schiff nach
Relgien, Grossbritannien und Westdeutschland. Seine Einfuhr empfängt Rumä-
nien vorwiegend aus Deutschland, Österreich-Ungarn und Grossbritannien. Der
Handelsverkehr mit dem benachbarten Russland ist äusserst gering, weil die
beiden Länder gleiche Produkte auf den Weltmarkt liefern und daher nicht auf
einen Austausch der Erzeugnisse angewiesen sind.
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Bei dem Vorwiegen des landwirtschaftlichen Betriebes und bei
der verhältnismässig geringen Zahl von grösseren Städten war das
Verkehrsbedürfnisnicht so g r o s s als in den meisten andern
europäischen Staaten, die wir bisher kennen lernten. Hierzu kam,
dass die Landschaft über ein ausgedehntes Netz von natür-
lichen Wasserstrassen verfügt. So fehlte der Ansporn, das
Verkehrsnetz so auszubauen, wie es in den andern Ländern geschehen
ist. Selbst an guten, stets benutzbaren Land st rassen fehlt es.
Der Schlitten verkehr während des langen, gewöhnlich sclmee-
reichen Winters gleicht diesen Übelstand aber etwas aus. Auch
ein Eisenbahnnetz erhielt die Landschaft erst in den letzten
Jahrzehnten, und manche wichtige Linien, besonders Verbindungs-
strecken, sind noch zubauen. Der wichtigste K n o t e n p u n k t des-
selben ist das in der Mitte Russlands gelegene Moskau. Von dort
laufen 7 wichtige Eisenbahnlinien aus und zwar nach Warschau,
mit einer Abzweigung nach Riga, nach Charkow und Sewastopol
mit einer Abzweigung nach Kiew, nach Rostów und weiter zum
Kaukasus mit einer Abzweigung nach Zarizyn an der untern Wolga,
nach Samara (Sibirische Balm), nach Nischni-Nowgorod, nach
Archangelsk (im Bau begriffen) und nach Petersburg. Wichtig für
den Verkehr sind auch die Linien Odessa-Warschau und Petersburg-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Russland Finnland Russland Deutschland Grossbritannien Finnland Grossbritannien Westdeutschland Deutschland Grossbritannien Russland Russlands Moskau Warschau Riga Charkow Sewastopol Kiew Rostów Kaukasus Wolga Samara Nischni-Nowgorod Archangelsk Petersburg
Handel, Verkehrswesen.
89
kehrt mancherlei Naturschätze und Erzeugnisse des G-ewerbfleisses
zum Absatz gelangen. Besonders hat der Binnenhandel die Auf-
gabe, wichtige Bedürfnisse, wie Salz, Petroleum, Kohle,
Zucker, Bekleidungsgegenstände u. s. w. gleichmässiger
zu verteilen.
Viele Gegenstände des Bedürfnisses vermag das Land gar
nicht oder nicht in genügender Menge zu liefern. Ersteres gilt
von den sog. Süd- und Kolonialwaren, sowie ^on manchen
fremden Rohstoffen, z B. Baumwolle, Seide; sie müssen aus
fernen Ländern eingeführt werden, während von manchen andern
Gegenständen die Nachbarländer den noch fehlenden Bedarf decken.
Die ganze Einfuhr belief sich für Österreich - Ungarn 1897 auf
1292,5 Mill. Jb, die Ausfuhr auf 1314,8 Mili Jé. Ein- und
Ausfuhr hielten sich also ziemlich die Wage. Verschie-
den ist aber ihre Zusammensetzung. In der Einfuhr wiegen die
Rohstoffe, in der Ausfuhr die Nahrungsstoffe vor. Fabri-
kate werden in gleichen Mengen ein- und ausgeführt.
Die Hauptposten der Einfuhr bildeten 1896: Baumwolle (88 Mili.
Wolle (70), Kohle (62), Kaffee (54), Tabak (47), Häute und Felle (4l), Woll-
garn (40), Maschinen (36), Seide (32) und Bücher und Landkarten (27). Haupt-
gegenstände der Ausfuhr waren 1896: Zucker (128 Mill. Holz (124), Vieh
(80), Getreide (74), Lederwaren (69), Eier (68), Kohlen (53» , Glas (42), Malz
(35) uad Wollwaren (32). Den bedeutendsten Handel treibt Österreich - Ungarn
mit dem Deutschen Reiche, nächstdem mit Grossbritannien, Frankreich, Italien
und der Schweiz.
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Seiner Lage gemäss sollte man Budapest für den wich-
tigsten Verkehrsmittelpunkt halten. Es hat diese Bedeutung
aber nur für die Ungarische Tiefebene, und eine ähnliche
hat Prag für das Böhmische S tuf en land. Von Budapest
laufen 7 grosse Eisenbahnlinien nach allen Richtungen und ver-
binden die Stadt mit folgenden Städten : Pressburg-Wien, Raab-
Wien, Lemberg, Kronstadt, Temesvár-Bukarest, Belgrad und Agram-
Fiume. Im Böhmischen Stufenlande lassen sich ebenfalls 7 wichtige
Eisenbahnlinien nachweisen, die iu Prag zusammenlaufen und zwar
von Eger-Pilsen, von Chemnitz, von Dresden, von Reichenberg,
von Brünn mit der Zweiglinie Trauten au, von Wien-Znaim und
von Linz, bezw Wien-Budweis. Diese beiden grossen Verkehrs-
netze werden aneinander gegliedert durch ein zwischen ihnen
liegendes drittes, das von Wien ausstrahlt und dessen Mittel-
punkt, weil er ferner wichtige Eisenbahnlinien aus den
obern Donaugebieten und aus den Alpen empfängt, doch
der wichtigste der ganzen grossen Lands cha ft ist. Die
bedeutendsten Eisenbahnlinien, die in Wien zusammenlaufen, sind
folgende: nach Linz, sich verzweigend nach München und nach
Nürnberg, nach Triest, zwei Linien nach Budapest, nach Brünn
und zwei Linien nach Prag.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Brünn
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Grossbritannien Frankreich Italien Schweiz Budapest Budapest Raab-
Wien Lemberg Kronstadt Belgrad Fiume Chemnitz Dresden Reichenberg Wien-Znaim Linz Wien Donaugebieten Wien Linz München Nürnberg Triest Budapest Brünn Prag
§6. Rußland,
35
anteilen und bereu Nachbarschaft ein großes Absatzfeld; von dort bezieht
es die Rohseide für seine Fabriken und aus China den Thee (das
russische Nationalgetränk seit alters). Vom w. Europa empfängt Rußland
noch einen ansehnlichen Teil seines Bedarfs an Fabrikaten, namentlich
aus dem Deutschen Reich, demnächst (jedoch an Geldwert nur halb so
viel) aus England, liefert aber dahin längst nicht mehr nur Juchten-
leder und Kaviar (Rogen vom Hausen der fischreichen Wolga), sondern»
vor allem Getreide (besonders Weizen nach England und Frankreich,
Roggen und Weizen nach dem Deutschen Reich), Flachs, Holz, Wolle
und Hanf. Münzeinheit ist der Rubel (ungefähr 2 Mk,), geteilt in
100 Kopeken, Längenmaß die Werst (wenig über 1 km).
Die Dichte der Bevölkerung ist außerhalb Polens und des überaus
fruchtbaren Gürtels der Schwarzerde, der sich von den Karpaten nach
Mittelrußland zu beiden Seiten der Steppengrenze hinzieht, noch sehr
gering. Im Durchschnitt kommen nur nahezu 20 E. auf 1 qkm; da aber
Rußland (mit Finnland) über die Hälfte von ganz Europa ausmacht,
nämlich 5.4 Mill. qkm mißt, so beträgt seine Volkszahl doch rund
106 Mill. Die Ortschaften sind fast durchweg kleine, aus Holz ge-
baute Dörfer, so daß bisweilen selbst die Hauptstadt eines Gouverne-
ments (b. h. einer Provinz) dörfliches Aussehen hat.
-i-
1. Großrußland. ^Moskau, die ehemalige Hst. Rußlands und
noch immer der Hauptmittelpunkt des innerrussischen Verkehrs; da ge-
legen, wo die Moskwa, ein l. Zufluß der Oka, befahrbar wird, also die
Botfahrt nach dem Hauptstrom, der Wolga, beginnen konnte; größtenteils
aus Holz gebaut, Felder und Gärten einschließend, überragt als echte
Moskowiterstadt von Hunderten vergoldeter Kuppeln (die russischen Kir-
chen bestehen aus einem großen Kuppelbau und sind gewöhnlich von vier
in kleineren Kuppeln endigenden Türmen umgeben); in der Mitte der
Kreml skreml^, der festungsgleich ummauerte Herrschersitz der alten Zaren,
voll von Ktrchen und Palästen, noch immer Krönungsort der Zaren; als
Mittelpunkt des Binnenhandels, größte Fabrikstadt des Reichs (besonders
in Weberei), auch besuchteste russische Universität, zählt Moskau 1 Mill. E.
*Tula, s. von Moskau, Hauptfabrikstadt iu Metallwaren und Waffen.
'Nischui Nowgorod [ruschni nosgorob], am Zusammenfluß von Oka
und Wolga, mit der berühmten Sommermesse, auf welcher sich Hunbert-
tausende treffen, um die Waren Asiens und Europas auszutauschen.
^Petersburgs, auf dem Newadelta in norbisch öber Umgebung, aber
an der wichtigen innersten Berührungsstelle der Ostsee mit dem Festlanbe,
die mobern gebaute neurussische Hauptstabt (seit 1703), zugleich wichtigster
1 So von ihrem Gründer, Peter d. Gr., getauft auf den Namen des Apostels
Petrus, daher eigentlich Sankt Petersburg zu nennen.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Personennamen: Großrußland Peter_d Apostels Petrus
Extrahierte Ortsnamen: China Europa Deutschen_Reich England England Frankreich Deutschen_Reich Polens Finnland Europa Moskwa Wolga Moskau Moskau Wolga Asiens Europas Petersburg
§ 94. Das östliche Flachland (Rußland).
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borener Kaufmann. Darum antwortete Peter der Große holländischen Juden, die ihn um Erlaubnis baten in Rußland Handel treiben zu dürfen, und eine große Summe boten: „Freunde, behaltet euer Geld: ein Russe ist so pfiffig wie vier Juden." Zu dem allen gesellt sich eine lebhafte Vaterlandsliebe. Getadelt hat man mit Recht das knechtisch-kriechende Benehmen gegen Vorgesetzte und Gewaltige. Mit diesem Fehler verbindet sich oft eine weitgehende Bestechlichkeit und Käuflichkeit, ja eine auffallende Mißachtung fremden Eigentums. Ihrer Kirche sind die Russen mit großem Eifer zugetan. Mit großer Strenge halten sie z. B. ihre häufigen Fasten; am härtesten sind die Fasten vor Ostern. Darum ist die Butterwoche, welche in dieselbe einleitet, ein großes Fest, wo sich das Volk seinen nationalen Belustigungen ganz überläßt (Schaukeln, Eisrutschberge usw.). Der Ostertag ist ein hoher Feiertag der Kirche, aber anch des Volkes. Hier eigentlich ist die Sitte des Ostereierschenkens zu Hause, jeder begrüßt und küßt den andern mit den Worten: „Christus ist auserstanden", und erhält den Gegengruß: „Er ist wahrhaftig auferstanden." Ein anderes Kirchen- und Volksfest ist die Wasserweihe am Feste Epiphanias.
Rußland befindet sich gegenwärtig in einer Periode der Reform und umfassenden Neugestaltung. Die Leibeigenschaft ist 1861 ausgehoben, der Eisenbahnbau in großartiger Ausdehnung begonnen und die allgemeine Wehrpflicht hat in einer wichtigen Hinsicht den Unterschied der Stände ausgehoben; doch liegt die Volksbildung noch sehr danieder.
Ackerbau, Waldwirtschaft, Viehzucht, Fischfang und Handel bilden die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung. Im Ural bedeutender Bergbau. Getreide, Flachs, Hanf, Vieh, Holz, Pelz und Leder, Metalle sind die wichtigsten Ausftchrprodukte. Eingeführt werden hauptsächlich Fabrik-erzeugnisse (aus Deutschland, Österreich und England).
In der Verwaltung wird kein Unterschied zwischen dem europäischen und asiatischen Rußland gemacht. Das europäische umfaßt 60 Gouvernements; dazu kommt das Großfürstentum Finnland, welches nur durch Personalunion mit Rußland verbunden ist und bislang seine eigene Verfassung und Verwaltung hatte, jetzt aber immer mehr russifiziert wird. Wir wollen diese Gouvernements, in größere natürliche Gruppen sie zusammenfassend, durchwandern.
1) Rußland hat zwei Hauptstädte: die eine liegt in des Landes Mitte, hat alle geschichtlichen und nationalen Erinnerungen und einen schon orientalischen Charakter; die aridere (nach Westen schauend) ist erst von Peter dem Großen an der Ostsee in Jngermanland seit 1703 angelegt, zur Residenz erhoben und den Städten des westlichen Europa ähnlich gemacht. Beide sind 604 Werst (1 Werst — 1,067 km) voneinander entsernt.
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TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]