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1. Die Landschaften Europas - S. 360

1900 - Trier : Lintz
360 Die Balkanhalbinsel. liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund- scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein- zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges. Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be- stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht, beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli, türkisch = Gebirge, 2730 m) auf. Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten. Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da- durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen- gebirge darstellen. Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges. Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be- sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke. Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser- reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden, seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor, als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge- nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige und berühmte Ri lo-Monas tir. Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie entspringt am Witosch. Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-

2. Die Landschaften Europas - S. 61

1900 - Trier : Lintz
Die Westkarpaten und die Oberungarische Tiefebene. 61 machen ihren Irrläufen ein Ende und geben ihr für eine kurze Strecke wieder ähnliche Uferbilder, wie oberhalb Wiens. Die Aus- läuter der Westkarpaten zwingen den Strom, die bisherige Ostrichtung aufzugeben und bei Wait zen in scharfem Knie nach S umzubiegen. Die Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest. Von dem landschaftlichen Gepräge der Oberungarischen Tiefebene erhalten wir ein anschauliches Bild auf der Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest. Sobald der Zug bei Pressburg an den südlichen Ausläufern der Kleinen Karpaten vorüber geeilt ist, öffnet sich uns der Blick über dies weite, völlig ebene Niederungsland. Sein Boden hat eine schwarze Färbung. In riesengrosse Felderabschnitte ist es gegliedert. Reihen von Aka- zienbäumen und -sträuchern machen dem Auge die Grenzscheiden deutlich. Die Kirchtürme von Dörfern zeigen sich selten; denn diese liegen in weiten Ab- ständen. Häufiger zeigt sich der hohe Hebearm eines Schöpfbrunnens. Endlich zeigen sich am östlichen Horizonte wieder die Linien eines Gebirges; wir durch- fahren den Ostsaum der Ebene. Der Zug nähert sich der Donau. Wiesen nehmen uns auf, die bald den Weinbergen Platz machen. Wo das Flüsschen Gran einmündet, erreichen wir den Strom, an dessen Ufer wir nun dahinfahren. Die hochragende, mit mächtigem Kuppelbau geschmückte Kathedrale von Gran leitet die Schönheiten der nun beginnenden Stromstrecke ein. Waldbedeckte oder rebenbekränzte Uferberge schaffen schöne Strombilder. Auf hohem steilen Berge zeigt sich die Ruine der einstigen Königsburg Yisegräd (slav. = hohe Veste). Von Waitzen an geht die Fahrt südwärts an dem Strome entlang. Nur auf der rechten, uns gegenüberliegenden Seite wird die Donau jetzt noch von Bergen begleitet. Das linke Ufer ist flach, und frei schweift der Blick wieder über die weite Ebene, in der bald, überragt von der Ofener Königs- burg, das Häusermeer der ungarischen Hauptstadt Budapest vor uns auftaucht. 1). Das Kulturbild. Die Betrachtung des Kulturbildes offenbart uns wieder den grossen Gegensatz zwischen dem gebirgigen Gebiete der West- karpaten und dem Flachlande der Oberungarischen Tief- ebene. Die in diese auslaufenden und allmählich sich verbreiten- den Flussthäler lassen die beiden Kulturgegensätze aber in einander verschmelzen, wenn sie auch gleichzeitig selbst ihre Eigen- tümlichkeiten ausgebildet haben. Das Gebirgsland hat ein rauhes Klima. Dem Einflüsse des Meeres mehr entrückt als die Alpen, ist es in gleicher Höhen- lage kälter. Die Wärme nimmt mit je 100 m Höhe etwas mehr als '/2° C. ab. Infolgedessen wird die mittlere Jahrestemperatur von 0° C. nicht bei 2000 m Höhe, wie in den Alpen, sondern schon bei 1700 m erreicht. Jedoch steigen nur die beiden Tatra so hoch empor. Auch sind infolge der entfernteren Meereslage die Gegensätze zwischen Kälte und Wärme schroffer und von schädlicherer Wirkung. Während im Jahre 1863 auf der westlichen Hohen Tatra im August eine Hitze von 34,2 0 C. beobachtet wurde, erfroren 1867 in demselben Monate auf den Bergweiden Schafe und das junge Vieh. H fcs.., Lehrerfo rib ¡i dungs wefu Außenstelle Kcisà®!

3. Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde - S. 138

1885 - Leipzig [u. a.] : Spamer
138 Aus der österreichisch-ungarischen Monarchie. In dem sumpfigen und schilfreichen Gebiete dieses Stromes Hausen in Myriaden allerhand Entenarten, Bekassinen, Strandlänfer, Reiher, Rohrdommeln und andre Wasservögel, so daß der Jäger hier seine wahre Lust siudet. Durch den Grasen Sz^chenyi ist seit dem Jahre 1845 die Regulierung der Theiß ausgeführt und dadurch ein ungeheures Gebiet fruchtbaren Bodens gewonnen morden; seitdem ist ein großer Teil der Lachen und Sümpfe verschwunden, aber deshalb hat die Theiß uoch nicht aufgehört, eiu gefährlicher Strom zu sein. Nicht bloß im Frühjahr, sondern auch ganz plötzlich im Sommer, wenn in den Ge- birgen starke Regen gefallen sind, überschwemmen reißende Fluten die Land- schast, denn da die Theiß die Ungeheuern Wassermassen der Karpathen und des siebenbürgischen Berghudes fast sämtlich aufnimmt, um sie weiter der Donau zu übermitteln, so kann man sich nicht wundern, wenn eine außergewöhnliche Vermehrung ihres Wasserquantums nicht innerhalb ihrer stachen Ufer zu bleiben vermag. Auf 375 km fließen Donau und Theiß mit einander parallel gegen Süden. Das 90 km breite Gebiet zwischen beiden Strömen ist das eigent- liche Land der Pußten. Mit diesem Namen, der in den slawischen Sprachen die Bedentung „Wüste" hat, bezeichnet man die ausgedehnten Steppen des mittleren Donaubeckens. Feinkörniger Sand, der hier und da mit Muschel- bruchstücken vermischt ist, bedeckt den Boden oft so hoch, daß man bei Brunnen- grabungen nicht bis zu seiner thonigen Unterlage gelangen kann. Diese Strecken liegen meist öde und ans ihnen treibt der Wind sein Spiel, durch das bisweilen schöne Kulturstrecken verdorben werden. Etwas belebter erscheinen jene Heide- strecken, die an die Sandflächen sich anschließen, aber auch sie sind wasserlos, wie diese, und nur von Trappen bewohnt. Daun folgen etwa Moräste mit schmaler Rasenumfassung, an denen Kraniche und Störche sich aushalten, und ausgetrocknete Seeen, mit weißen Salzkristallen überzogen, und endlich auch große Triften mit Herden prächtigen Viehs. Dies sind die wichtigsten Abwech- selungen, welche die Pußten darbieten, aber im ganzen darf man sie sich nicht als Einöde denken. Gemeinsam ist der ganzen Gegend jedenfalls die Baum- losigkeit und die ununterbrochene Ausdehnung der Ebene, doch ist dieselbe über- wiegend fruchtbar zu nennen. Die Ortschaften, meistens Dörfer von großer Ausdehnung und starker Einwohnerzahl, liegen weit von einander und haben oft eine Feldmark von 562 qkm. Diese ist nur teilweise angebaut, über- wiegend hingegen Viehweide. Ans der ausgedehnten Weidesläche erhebt sich hin und wieder ein einsamer Meierhos, auch wohl, mitten auf der Flur, ein hoch- ragender Brunneuschwengel. Hier nun treiben die Hirten ihr Wesen, Schafe, Schweine und Rinder, besonders aber halbwilde Pserde weiden herdenweise. Ter Czikos ^Pserdehirt) ist der eigentliche Sohn der Pußta; wie der Gaucho in den Pampas der neuen Welt wirft er den Laffo, schwingt sich windschnell ans das gefangene Roß und dann geht es im Fluge dahin. Wenn endlich das Tier erschöpft niedersinkt, legt ihm der Reiter das Gebiß ein, läßt es sich wieder erholen und führt es zahm und geduldig zurück. Von jetzt an aber entspinnt sich zwischen Roß und Reiter jenes innige Verhältnis, das nirgendswosvnst zu gleicher Stärke gelangt. Die Dörfer der Pußten bilden eine einzige lange Straße von allenthalben gleichhohen Häusern und zeigen das Äußere eines Lagers, das im gegebenen Augenblicke abgebrochen werden soll. In der Mitte der Ortschaft liegt, wie einst das Zelt des Anführers, die Kirche — und nirgends

4. Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde - S. 136

1885 - Leipzig [u. a.] : Spamer
136 Aus der österreichisch-ungarischen Monarchie. 2. Die ungarischen Ebenen und die Pußten. Durch das Thor vou Devin (die „thebener Pforte") tritt die Donau zwischen den kleinen Karpathen und dem Leithagebirge hindurch, 300 m breit, in die oberungarische Ebene ein, welche einen Flächenraum von 9000 qkm einnimmt. Die Ufer sind höchst einförmig und ohne allen Reiz. Wiesen, Weiden, Pappeln, Schilf, Wafservögel und Schiffsmühleu sind oft weithin die einzigen Gegenstände, welche die Reisenden unterhalten; bisweilen schaut man auch zahl- reiche Herdeu wohlgenährten Viehs, die behaglich von dem üppigen Grase zehren. Mit kilometerweit von einander entfernten Hauptarmen und zahlreichen Neben- armen bildet der Strom ein „binnenländisches Delta", welches die große Insel Schütt von 1575 qkm Umfang und mit über hundert Ortschaften sowie weiter abwärts die 282 qkm große kleine Schütt umschließt.*) Die eigent- liche obernngarische Ebene dehnt sich auf der rechten Seite aus; sie ist der Bodeu eines ausgetrockneten oder abgeflossenen Sees, aus welchem jetzt weite, durch Sümpfe und Moore unterbrochene Sandflächen mit spärlicher Vegetation vor- herrschen; der Neusiedler See war möglicherweise ein Rest jenes größeren Seebeckens. Unterhalb Gran wird die Gegend schön und erinnert an die Ufer von Linz und Krems. Links türmen sich gewaltige Porphyr- und Trachytmassen mit Gesträuch auf, rechts laufen anmutige Hügel mit Weiubergeu und Korn- feldern zu etwas ferneren Bergen empor. Dann wird das Thal noch enger; eichenbekränzte Höhen treten dicht an den Strom heran. Hier ragen die zer- fallenen Türme von Wissegrad, einst ein festes Königsschloß, in dem die Herrscher Ungarns gekrönt wurden und residierten, glänzend besonders unter dem einheimischen Könige Matthias Eorvinus, dauu vou den Türken zerstört und unter Leopold I. gänzlich geschleift. Zwischen Wissegrad und Waitzen wendet sich die Donau plötzlich nach Süden und tritt in die 39 375 qkm große Ebene von Niederuugaru über. Zuerst sind rechts noch Bergzüge, und besonders bei Ofen treten die Höhen nochmals an den Strom heran, hier mit dem stolzen Königsschlosse geschmückt; dann aber verändert der Strom seinen ganzen Charakter, indem er jetzt zahlreiche Schlangenlinien zwischen öden Sandnsern, Moorslächen und Sumpfwaldungen beschreibt. Links dehnt sich die Ebene unabsehbar und fast wagerecht aus. Trügen Laufes, zahlreiche Inseln bildend, kaum von Ufern eingeschlossen und deshalb von breiten Jnundations- gebieten begleitet, durchströmen die Flüsse den lockeren Boden; ein dichtes Schilsdickicht umsäumt sie. Durch diese Ebene windet sich die Theiß, der eigentliche Hauptfluß Ungarns und auch in Ungarn entsprungen. Anfangs von reißendem Gefälle, wird sie nach dem Eintritte des Hernad ein außer- ordentlich stilles Gewässer, und je mehr sie sich der Grenze Ungarns nähert, desto langsamer wird ihr Lauf. Fast bei jedem Schritte, den sie vorwärts macht, krümmt und wiudet sie sich jetzt, bis sie an der Grenze des Landes mündet. Sprichwörtlich ist ihr Fischreichtum, denn das tiefe, stille, schlammige und nahrungsreiche Gewässer zieht die Fische an, so daß namentlich die Lachse und Störe scharenweise vom Schwarzen Meere her aufsteigen, um hier zu laichen. *) Vergl. Daniel, Lehrbuch Ii. S. 565.

5. Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde - S. 213

1885 - Leipzig [u. a.] : Spamer
Njeguscy. 2. Der schwarze Lerg. Von Cattaro aus schlängelt sich in 62 Windungen die Straße aufwärts, welche zu der Grenze von Montenegro oder Cerna Gora (dem „schwarzen Berge") führt. Das Gebirge, an dem die Straße emporsteigt, ist völlig kahl, aber diese ist meist stark belebt durch bewaffnete Männer, Maultiere und last- tragende Weiber in weißem Gewände. Interessant sind für den Reisenden die Haltestellen der Straße. An denselben lagern in malerischen Gruppen die Bewohner des schwarzen Berges mit ihren mannigfachen Lasten und Waren, die sie aufwärts führen. — Vielfach begegnet man in der Nähe des Weges jenen furchtbaren Schlünden, welche röhrenartig in die Tiefe gehen. Die Ge- wässer haben sie in Jahrtausenden ausgewaschen und sie können in der That keinen passenderen Namen führen, als „Gerli", d. h. Kehle, Halshöhle. In den schrecklichen Kämpfen, welche diese Länder seit vielen Jahrhunderten erfüllt haben, wurde gewöhnlich der von der Übermacht erdrückte Feind durch den glatten Trichter in die Tiefe hinabgestürzt, wo er zerschmettert ankam, während die Sieger oben am Rande ihr Triumphgeheul anstimmten. Wenn man in den Winter- oder Frühlingsmonaten die Straße emporsteigt, so gelangt man allmählich in den Bereich der „Bora", jenes furchtbaren Sturmes, welcher um diese Zeit die Höhe von 700 in über Meer fast unablässig nmrast, so daß die Steine rasselnd über die kahlen Wände hinabrollen und der Wanderer fortwährend in s i fvf-"*™

6. Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde - S. 214

1885 - Leipzig [u. a.] : Spamer
214 Die Balkanhalbinsel. Gefahr kommt hinabzustürzen; oft kann man nur in tiefgebückter Stellung, mit beiden Händen an den Felsen tastend, sich fortbewegen, ohne Unglück zu haben. Nachdem endlich die Steigungen überwunden sind, sieht man eine weite, mit Trümmern bedeckte Thalmulde vor sich. Hier wird man noch im Frühlinge von eisigem Nebel empfangen, während, wunderbar genug, gleichzeitig in den tiefen Schluchten und zwischen den noch im Schneegewande leuchtenden Bergen der Donner furchtbar rollt. Zwischen Felsen gewahrt man, sorgsam durch Steinumfassungen gegeu den Wind geschützt, hin und wieder kleine Anpflanzungen welche die Hauptprodukte des Landes, Erdäpfel und Kohl erzeugen. Diese Feldchen werden von den Weibern bebaut, während die Männer ausschließlich ihrem „Heldenberufe" leben oder tabakrauchend der Ruhe Pflegen. In dem überaus rauhen Klima muß übrigens ein spartanisches Geschlecht erwachsen, denn, wer nicht eine starke Natur mit auf die Welt bringt, geht schon in der ersten Entwicklung zu Grunde. Der eisige Nebe! verdichtet sich schnell in einen Flutregen, aber ebenso schnell auch in einen Hagelschauer, der sich mit fürchterlichen? Donner und Blitze ergießt. In der Nähe der Grenze erreicht man den Ort Njegnsch, eine An- Häufung von elenden Hütten in einer Steinmauerumfassung; es ist die Heimat des regierenden Fürstenhauses und zahlreicher Helden, die in den Liedern des Volkes sortleben. Der Weg von Njegusch nach G et in je bewegt sich an Stein- Hügeln aus- und abwärts bis zur Wasserscheide zwischen den Thälern von Njegusch und dem Flußgebiete des Skutarisees. Die Gegend bildet ein Bergland, voll von Riffen und messerartig zugeschliffenen Steinen, von schneidigen Mulden- rändern und Riesenblöcken; zwischen diesen rauhen Massen wird der Wanderer auf einem beschwerlichen Saumpfade vorwärts geleitet. Auf dem höchsten Punkte dieses Weges erblickt man jenseits der zahlreichen Kalkrippen den Spiegel des Skutarisees, dessen Ufer im Laufe der Jahrhunderte durch das Blut der cernagorzischeu Serben und der Osmaulis so oft gerötet worden ist. Der Blick nach dieser Seite ist ein ungemein großartiger, besonders an einem klaren Abende. Dann spiegelt der See das rote Licht der Abendwolken wieder, während rings- um die graue Öde der Cerna Gora sich ausbreitet, hin und wieder von dunklem Gestrüpp unterbrochen, zur Rechten aber der Lowtschen, eine imposante Berg- masse mit einem weithin sichtbaren Kreuze, aufragt. Nun erreicht mau Cetinje. Es liegt aus steiniger Halde, aus deren Ge- roll sich hie und da niederes Gestrüpp, dürftiger Grasboden und spärlich be- bantes Land abhebt. Die Häuser des kleinen Ortes, der etwa einem Dorfe der kroatischen Militärgrenze gleicht, bestehen meist nur aus einem Erdgeschoß und ihre Bewohner machen, obwohl glänzende Waffen tragend, den Eindruck der Verwahrlosung und der Armut. Die Burg des Fürsten ist ein rot an- gestrichenes Gebäude, das, wie ein Gefängnis, rings von einer ziemlich hohen Mauer umgeben ist. Nach Noe.

7. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 14

1858 - Leipzig : Spamer
r I hi. Die Geschichte, das Volksleben und die Landschaften Ungarns sind so poesiereiche Stoffe, daß sie Talenten noch reiche Ausbeute gewähren. Die heiße Sonne, deren Gluth über den Pußten brütet, die kalken Winter mit ihren Schnee- stürmen , die unheimlichen Sümpfe mit ihrer fenchtheißen Fieberluft, die mäch- tigen Ströme, die Ungebundenheit des Hirtenlebens, die malerischen Volksfeste, die Gastfreiheit in Stadt, Dorf und Pußte, die verwegene Tapferkeit all'jener- unruhigen Köpfe, welche zu verschiedenen Zeiten sich in Auflehnung gegen die be- gehenden Verhältnisse befanden, dies sind poetische Themata, deren landschaft- lichen Hintergrund wir zu zeichnen versuchen wollen. Die am meisten bekannte Eigenthümlichkeit des ungarischen Landes sind die Pußten, jene weiten Ebenen, auf denen Dünen weißen Flugsandes mit step- penartigen Grasplätzen, fruchtbares Ackerland mit moorigem Sumpf wechseln, und die sich bäum - und hügellos in ermüdender Einförmigkeit bis zu solcher Ausdehnung ausbreiten, daß man aus ihnen mehrere deutsche Königreiche machen, ja in welche man den dritten Theil des Königreichs Preußen hinein- legen könnte. „Von dem Fuße der Karpatenvorberge, durch welche die Tatra mit dem sie- benbürgischen Hochlande zusammenhängt., laßt sich eine gerade Linie von mehr als 60 Meilen nach Süden ziehen, aus welcher kein Hügel oder Berg zu sehen isll, so daß der Wanderer Tage lang keine andere Grenze des Gesichtskreises findet als den

8. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 25

1858 - Leipzig : Spamer
W • 4 4 Ehe wir uns in ein ungarisches Dorf begeben, müssen wir der verschiedenen Hirten gedenken, welche auf den Pußten mit ihren Herden umherschweifen, wo- bei wir, wie bereits in dem bisher Mitgetheilten, den trefflichen „Skizzen aus dem Volksleben in Ungarn" folgen, welche der Freiherr G. von Pronay beih. Geibel in Pest veröffentlicht hat. Die ungarischen Pußten entwickeln ein ungebundenes Naturleben nicht blos bei den Bauern, die auf einsamem Meierhofe leben, sondern noch mehr bei den kernfesten, schönen Hirten. In der Steppe wachsen sie auf, auf der Steppe ver- bringen sie ihr ganzes Leben. Wochenlang sehen sie keinen Menschen, denn nur nach längeren Zwischenräumen durchjubeln sie mit einigen Genossen in einfacher Steppenschenke eine wilde Nacht, um auf lange Zeit wieder in die Steppenein- samkeit zurückzukehren. Ein Schafpelz ist ihr Bett, ein breitkrämpiger Hut ihr Schutz gegen die glühende Sommersonne, ein weites Leinwandhemd und weite leinene Beinkleider ihre Bekleidung, Brod und Speck ihre tägliche Nahrung, Ta- bak und Wein ihre Stärkung. Wind und Wetter, Hitze und Kälte müssen sie * w

9. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 60

1858 - Leipzig : Spamer
60 Land und Leute. der Abkühlung wegen Gras, mäht tapfer drauf los und baut kleine Haufen oder große Schober auf, die er im Winter mit dem Wagen abholt. Dabei klingen drüben aus annahbaren Erlenwaldungen die munteren Lieder der Zeisige, Stieg- litze, Finken und Amseln herüber, oder es blöken die übermüthigen Rinder, welche Winter und Sommer auf trockneren Weiden gehalten werden, da sie in dachlosen, umzäunten Stätten am Rande des Sumpfes und Waldes im Winter dürftig ge- nährt werden. Eine zuckerhutartige Schilfhütte dient dem Rinderhirten zur Woh- nung, Schilf und Stroh zum Lager, und ein viereckiger Raum, der von 4 Bret- tern zusammengehalten wird, als Herd, ein mit Fellen belegter Holzblock als Kopf- kissen. Bei jeder Bewegung, bei jedem Tritte schwankt der Filzboden der Hütte, iw welcher der Hirt sich einen artesischen Brunnen anzulegen weiß, indem er ein Schilf- rohr bis tief hinab in den Sumpf steckt, es mit einem Stöpsel schließt, sich auf den Bauch legt und vorsichtig das tiefere Wasser aufsaugt. Dies ist sein Morgcntrank, denn eine solche Saugröhre bringt er stets neben seinem Lager an. In trockenen Sommern sammelt man am Ostufer des Moores und in einigen Lachen Soda, die man mit dem Besen zusammenkehrt und in die Magazine der Sodafabrikanten schafft. Die oberungarische Ebene, deren Seebecken wir eben betrachteten, wird von einigen waldigen Bergzügen durchschnitten. Denn die Raabthalcr Alpen senden ihre flachen Ausläufer in verschiedenen Richtungen und Streifen in die ungarische Ebene hinein. Der waldige Bergzug, welcher durch den Kaiserwald mit dem Wechsel zusammenhängt, heißt Leithagebirge, geht in nordöstlicher Richtung am Neusiedler See vorbei neben der Leitha hin, bis sie das Gebirge durchbricht, und bildet mit seinen schöngeformten, 1500 Fuß wallartig aufsteigenden Waldhöhen malerische Partien, die schönste bei der Rosalienkapelle. Ein anderer Ausläufer der Raabthalcr Voralpen ist der sagen-und burgruinenreiche Bakony-Wald, der in nordöstlicher Richtung bis zur Donau bei Waizen streicht, den Nordwest- rand des Plattensees umsäumt, das Raabthal auf der Ostseite begrenzt, der Donau zwischen Gran und Ofen steile Ufer giebt und mit feinen dichtbewaldetcn kegelförmigen Kuppen bis 3800 Fuß emporsteigt. Ein dritter Höhenzug, der bis 1300 Fuß ansteigt, breitet sich am linken Mur- und Donauufer aus und ge- winnt besonders nördlich von Fünfkirchen an Ausdehnung. Einen großen Ruf hat der Bakony - Wald durch die abenteuerlichen Räubergeschichten erhalten, die man von einem Schobri u. A. erzählt, so wie die wild aussehenden Schweinehirten dazu beitrugen, die Meinung zu verbreiten, als sei es in den schauerlichen Eichen- waldungen nicht recht geheuer. Der Naturfreund wird den Wald gern besuchen, wenn er kräftige Baumformen sehen will. Da strecken knorrige Eichen mit dicker Borstenrinde ihre gewaltigen Aeste über niedriges Gebüsch und Grasweiden aus, da steigt der Stamm wie in Absätzen kühn empor, um Stürmen und Gewittern Trotz zu bieten, da wohnen Eichhörnchen und Falke, Marder und Fuchs, Hirsch' und Eber in der kühlen Waldeinsamkeit, da pfeifen Amseln, schlagen Drosseln und Finken zu dem dumpfen Rauschen der Baumgipsel, da lagern am Rande lieblicher Lichtungen die wilven langhaarigen Hirten um einen brennenden Eichen- knorren , oder üben sich zum Zeitvertreib im Werfen ihrer scharfen Handbeile.

10. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 87

1858 - Leipzig : Spamer
Waitzen und seine Umgegend. 87 großen Steinplatten belegt ist. Zwölf korinthische Säulen von fast 5 Fuß Durch- messer und 60 Fuß Höhe zieren die Frontseite und tragen die Antikmauer mit den 6 steinernen Figuren der heiligen Familie und einiger Apostel. Drei Thüren von 20 Fuß Höhe und 10 Fuß Breite öffnen sich unter der Halle, welche von zwei 126 Fuß hohen Stumpfthürmen begrenzt wird. Dieser Dom, den der Piarist Oswald nach seinem Plane baute, stellt die römische Pctcrskirche in kleinerem Maß- stabe dar. Reizend ist die Umgegend Waitzens, besonders von dem Naßal herab be- trachtet , den Eichen, Buchen, Ahorn, Tamarisken und Hagedorn beschatten. Da schweift das Auge hin über Wein - und Obstgärten, dort über Büsche und Wälder, in denen Hasen, Hirsche und Rehe weiden, hier über die 330 Klaftern breite Donau, dort über schön geformte Berge. Der Naßal selbst aber dient den Waitzenern als untrüglicher Wetterprophet, denn setzt er eine Mütze auf, so giebt es Regen, zieht der Nebel lange um ihn herum, so folgt anhaltender Regen, zieht der Wolkendampf aber abwärts, so kann man auf heiteres Wetter rechnen. Gewitter von Osten und Süden her toben bei Waitzen aus, dagegen die aus den anderen Himmelsgegenden ziehn stets abseits nach dem Wertes - und Naßal- gebirgc. Die Stadt selbst hat weit und breit einen Namen durch die schönen Waitzener Wecken so wie durch ihr Obst erhalten, und im Innern schmückte sie Wigazzi durch eine 60 Fuß hohe, -10 Fuß breite und 12 Fuß dicke Triumphpsorte, die er als Grenzzeichen zwischen Klein - und Großwaitzen errichtete, als Maria Theresia mit ihren Kindern mehrere Tage in Waitzen verweilte. Die Stadt, welche sich in geringer Breite an der Donau hinzieht, theilt sich in das untere oder große Theil und in das obere oder kleine Theil, welches das bischöfliche und Ka- pitularwaitzen ausmacht. Die bequeme Lage an der Donau und der Eisenbahn hat die Einwohnerzahl bereits aus 13,000 gebracht, und die zahlreichen Klöster und Stifte sorgen für Unterricht und Bildung. Der Bischof selbst legte mehrere wissenschaftliche Sammlungen an, die seinen Untergebenen ein schönes Beispiel zur Nachahmung bieten, ganz besonders aber ward das Taubstummeninstitut ein Segen für viele Unglückliche. Iv. Folgen wir dem Laufe der Donau weiter nach Süden, vorüber an den Ruinen der römischen Bäder- oder Wasserstadt Aquinum, deren Stelle das heutige Altosen einnimmt, so kommen wir nach Buda-Pest, seit 1298 Ungarns Hauptstadt. Die Trümmer einer römischen Wasserleitung, deren schwefelhaltige Ouellen in der Ebene des heutigen Pulverstampses entspringen, einige Mühlen treiben und nie zufrieren, weshalb sie von Wasservögeln viel besucht werden, leiten auf die Bedeutung des Namens von Buda. Selbst mitten im großen Donauarmc sprudeln bei der Sandbank der Badhaufen Schwefelquellen auf, und die Ofener nennen die Reste der Wasserleitung die hohen Steine, oder bei den
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