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Die Balkanhalbinsel.
liegt also der Fall vor, dass der Balkan an einer Stelle, da wo
West- und Mittelbalkan sich scheiden, nie h tdie Wasser scheide
bildet. Nach S rinnen die Gewässer zur Maritza, die ebenfalls
auf dem Rilo Dagli entspringt. Sie nimmt ihren Lauf parallel
zum Balkanzuge, wie die Donau. Weiter nach 0 schneidet
ihr aber ein in gleicher Richtung fliessender Nebenfluss, die Tund-
scha, den Wasserzufluss ab, der ihr durch diese allerdings auf
einmal zugeht. Die Tundscha folgt der Bruchspalte, in der der
Mittelbalkan im S bei seiner Auffaltung abgebrochen ist, dem ein-
zigen grössern Längsthaie des Gebirgszuges.
Südwestlich von dem Durchbruchsthal, das sich der Isker
zwischen dem West- und dem Mittelbalkan geschaffen hat, erhebt
sich eine vereinzelte, mächtige Gebirgsmasse, der aus Syenit be-
stehende Witosch. Über die Hochfläche von Sofia schaut sein
abgeplatteter Gipfel, der eine Höhe von 2290 m erreicht,
beherrschend hinweg. Nach N und No erblickt man von ihm die
gewellten Linien des Balkanzuges, im S aber türmt sich zu noch
bedeutenderer Höhe der Felskoloss des Rilo Dagh (Dagli,
türkisch = Gebirge, 2730 m) auf.
Der Rilo Dag h ist ein wichtiger Gebirgsknoten.
Nach So strahlt von ihm das Rhodope - Gebirge, nach S der
Perini Dagli aus. Fast bis zum Ägäischen Meere hin strahlen
diese beiden Gebirge aus, die sich vom Balkan hauptsächlich da-
durch unterscheiden, dass sie keine Faltengebirge, sonder Massen-
gebirge darstellen.
Das Landschaftsgepräge (les Rilo Dagh und des Rhodope-Gebirges.
Als dunkle Waldgebirge kann man diese Gebirge bezeichnen. Be-
sonders in ihrem nördlichen Teile prangen sie in herrlichem Waldschmucke.
Ihre südlichen Ausläufer haben dagegen infolge des geringen Wasser-
reichtums ein dürftigeres Wal dkl ei d. Die Berggipfel haben mehr
gewölbte als schroff emporsteigende Formen. Eine Ausnahme macht aber
der Bilo Dagh selbst. Die Formenpracht seiner steilen Pyramiden,
seiner scharfen Zinken und F e 1 s s p i 1z e n tritt um so wirksamer hervor,
als der Berg die Baumgrenze überragt und die scharfen Linien des Gesteins
nicht durch das Waldkleid gemildert werden. Bei der Fahrt von Sofia nach
Philippopel, die uns den Witosch in seiner mächtigen Gestalt zeigt, kommt auch
der Bilo Dagh in seiner vollen Schönheit zur Geltung. Wegen seiner vielen
Klöster wird das Bhodope - Gebirge auch das Geistlichen-Gebirge ge-
nannt. In einer herrlichen Waldschlucht des Bilo Dagh liegt das grossartige
und berühmte Ri lo-Monas tir.
Die Entwässerung der zuletzt genannten Gebirge geschieht
durch die beiden Flüsse Mesta und Struma. Beide haben einen
südsüdöstlichen Lauf. Die Struma ist der bedeutendere Fluss. Sie
entspringt am Witosch.
Die Ausläufer des Rhodope-Gebirges vereinigen sich ostwärts
mit denen eines andern Gebirges, das sich längst der Küste des
Schwarzen Meeres nach So zieht. Beide Gebirge umschliessen zu-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Die Westkarpaten und die Oberungarische Tiefebene.
61
machen ihren Irrläufen ein Ende und geben ihr für eine kurze
Strecke wieder ähnliche Uferbilder, wie oberhalb Wiens. Die Aus-
läuter der Westkarpaten zwingen den Strom, die bisherige
Ostrichtung aufzugeben und bei Wait zen in scharfem Knie
nach S umzubiegen.
Die Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest.
Von dem landschaftlichen Gepräge der Oberungarischen Tiefebene
erhalten wir ein anschauliches Bild auf der Eisenbahnfahrt von Wien nach
Budapest. Sobald der Zug bei Pressburg an den südlichen Ausläufern der
Kleinen Karpaten vorüber geeilt ist, öffnet sich uns der Blick über dies
weite, völlig ebene Niederungsland. Sein Boden hat eine schwarze
Färbung. In riesengrosse Felderabschnitte ist es gegliedert. Reihen von Aka-
zienbäumen und -sträuchern machen dem Auge die Grenzscheiden deutlich. Die
Kirchtürme von Dörfern zeigen sich selten; denn diese liegen in weiten Ab-
ständen. Häufiger zeigt sich der hohe Hebearm eines Schöpfbrunnens. Endlich
zeigen sich am östlichen Horizonte wieder die Linien eines Gebirges; wir durch-
fahren den Ostsaum der Ebene. Der Zug nähert sich der Donau. Wiesen
nehmen uns auf, die bald den Weinbergen Platz machen. Wo das Flüsschen
Gran einmündet, erreichen wir den Strom, an dessen Ufer wir nun dahinfahren.
Die hochragende, mit mächtigem Kuppelbau geschmückte Kathedrale von Gran
leitet die Schönheiten der nun beginnenden Stromstrecke ein. Waldbedeckte
oder rebenbekränzte Uferberge schaffen schöne Strombilder. Auf hohem steilen
Berge zeigt sich die Ruine der einstigen Königsburg Yisegräd (slav. = hohe
Veste). Von Waitzen an geht die Fahrt südwärts an dem Strome entlang.
Nur auf der rechten, uns gegenüberliegenden Seite wird die Donau jetzt noch
von Bergen begleitet. Das linke Ufer ist flach, und frei schweift der Blick
wieder über die weite Ebene, in der bald, überragt von der Ofener Königs-
burg, das Häusermeer der ungarischen Hauptstadt Budapest vor uns auftaucht.
1). Das Kulturbild.
Die Betrachtung des Kulturbildes offenbart uns wieder
den grossen Gegensatz zwischen dem gebirgigen Gebiete der West-
karpaten und dem Flachlande der Oberungarischen Tief-
ebene. Die in diese auslaufenden und allmählich sich verbreiten-
den Flussthäler lassen die beiden Kulturgegensätze aber in
einander verschmelzen, wenn sie auch gleichzeitig selbst ihre Eigen-
tümlichkeiten ausgebildet haben.
Das Gebirgsland hat ein rauhes Klima. Dem Einflüsse
des Meeres mehr entrückt als die Alpen, ist es in gleicher Höhen-
lage kälter. Die Wärme nimmt mit je 100 m Höhe etwas mehr
als '/2° C. ab. Infolgedessen wird die mittlere Jahrestemperatur
von 0° C. nicht bei 2000 m Höhe, wie in den Alpen, sondern
schon bei 1700 m erreicht. Jedoch steigen nur die beiden Tatra
so hoch empor. Auch sind infolge der entfernteren Meereslage
die Gegensätze zwischen Kälte und Wärme schroffer und von
schädlicherer Wirkung.
Während im Jahre 1863 auf der westlichen Hohen Tatra im August
eine Hitze von 34,2 0 C. beobachtet wurde, erfroren 1867 in demselben Monate
auf den Bergweiden Schafe und das junge Vieh.
H fcs..,
Lehrerfo rib ¡i dungs wefu
Außenstelle Kcisà®!
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: 0°_C. August C.
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wien Budapest Wien Budapest Pressburg Donau Donau Budapest
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
138 Aus der österreichisch-ungarischen Monarchie.
In dem sumpfigen und schilfreichen Gebiete dieses Stromes Hausen in Myriaden
allerhand Entenarten, Bekassinen, Strandlänfer, Reiher, Rohrdommeln und
andre Wasservögel, so daß der Jäger hier seine wahre Lust siudet. Durch
den Grasen Sz^chenyi ist seit dem Jahre 1845 die Regulierung der Theiß
ausgeführt und dadurch ein ungeheures Gebiet fruchtbaren Bodens gewonnen
morden; seitdem ist ein großer Teil der Lachen und Sümpfe verschwunden, aber
deshalb hat die Theiß uoch nicht aufgehört, eiu gefährlicher Strom zu sein. Nicht
bloß im Frühjahr, sondern auch ganz plötzlich im Sommer, wenn in den Ge-
birgen starke Regen gefallen sind, überschwemmen reißende Fluten die Land-
schast, denn da die Theiß die Ungeheuern Wassermassen der Karpathen und des
siebenbürgischen Berghudes fast sämtlich aufnimmt, um sie weiter der Donau
zu übermitteln, so kann man sich nicht wundern, wenn eine außergewöhnliche
Vermehrung ihres Wasserquantums nicht innerhalb ihrer stachen Ufer zu bleiben
vermag. Auf 375 km fließen Donau und Theiß mit einander parallel gegen
Süden. Das 90 km breite Gebiet zwischen beiden Strömen ist das eigent-
liche Land der Pußten. Mit diesem Namen, der in den slawischen Sprachen
die Bedentung „Wüste" hat, bezeichnet man die ausgedehnten Steppen des
mittleren Donaubeckens. Feinkörniger Sand, der hier und da mit Muschel-
bruchstücken vermischt ist, bedeckt den Boden oft so hoch, daß man bei Brunnen-
grabungen nicht bis zu seiner thonigen Unterlage gelangen kann. Diese Strecken
liegen meist öde und ans ihnen treibt der Wind sein Spiel, durch das bisweilen
schöne Kulturstrecken verdorben werden. Etwas belebter erscheinen jene Heide-
strecken, die an die Sandflächen sich anschließen, aber auch sie sind wasserlos,
wie diese, und nur von Trappen bewohnt. Daun folgen etwa Moräste mit
schmaler Rasenumfassung, an denen Kraniche und Störche sich aushalten, und
ausgetrocknete Seeen, mit weißen Salzkristallen überzogen, und endlich auch
große Triften mit Herden prächtigen Viehs. Dies sind die wichtigsten Abwech-
selungen, welche die Pußten darbieten, aber im ganzen darf man sie sich nicht
als Einöde denken. Gemeinsam ist der ganzen Gegend jedenfalls die Baum-
losigkeit und die ununterbrochene Ausdehnung der Ebene, doch ist dieselbe über-
wiegend fruchtbar zu nennen. Die Ortschaften, meistens Dörfer von großer
Ausdehnung und starker Einwohnerzahl, liegen weit von einander und haben
oft eine Feldmark von 562 qkm. Diese ist nur teilweise angebaut, über-
wiegend hingegen Viehweide. Ans der ausgedehnten Weidesläche erhebt sich hin
und wieder ein einsamer Meierhos, auch wohl, mitten auf der Flur, ein hoch-
ragender Brunneuschwengel. Hier nun treiben die Hirten ihr Wesen, Schafe,
Schweine und Rinder, besonders aber halbwilde Pserde weiden herdenweise.
Ter Czikos ^Pserdehirt) ist der eigentliche Sohn der Pußta; wie der Gaucho
in den Pampas der neuen Welt wirft er den Laffo, schwingt sich windschnell
ans das gefangene Roß und dann geht es im Fluge dahin. Wenn endlich das
Tier erschöpft niedersinkt, legt ihm der Reiter das Gebiß ein, läßt es sich wieder
erholen und führt es zahm und geduldig zurück. Von jetzt an aber entspinnt
sich zwischen Roß und Reiter jenes innige Verhältnis, das nirgendswosvnst
zu gleicher Stärke gelangt. Die Dörfer der Pußten bilden eine einzige lange
Straße von allenthalben gleichhohen Häusern und zeigen das Äußere eines
Lagers, das im gegebenen Augenblicke abgebrochen werden soll. In der Mitte
der Ortschaft liegt, wie einst das Zelt des Anführers, die Kirche — und nirgends
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
136 Aus der österreichisch-ungarischen Monarchie.
2. Die ungarischen Ebenen und die Pußten.
Durch das Thor vou Devin (die „thebener Pforte") tritt die Donau
zwischen den kleinen Karpathen und dem Leithagebirge hindurch, 300 m breit,
in die oberungarische Ebene ein, welche einen Flächenraum von 9000 qkm
einnimmt. Die Ufer sind höchst einförmig und ohne allen Reiz. Wiesen, Weiden,
Pappeln, Schilf, Wafservögel und Schiffsmühleu sind oft weithin die einzigen
Gegenstände, welche die Reisenden unterhalten; bisweilen schaut man auch zahl-
reiche Herdeu wohlgenährten Viehs, die behaglich von dem üppigen Grase zehren.
Mit kilometerweit von einander entfernten Hauptarmen und zahlreichen Neben-
armen bildet der Strom ein „binnenländisches Delta", welches die große Insel
Schütt von 1575 qkm Umfang und mit über hundert Ortschaften sowie
weiter abwärts die 282 qkm große kleine Schütt umschließt.*) Die eigent-
liche obernngarische Ebene dehnt sich auf der rechten Seite aus; sie ist der Bodeu
eines ausgetrockneten oder abgeflossenen Sees, aus welchem jetzt weite, durch
Sümpfe und Moore unterbrochene Sandflächen mit spärlicher Vegetation vor-
herrschen; der Neusiedler See war möglicherweise ein Rest jenes größeren
Seebeckens.
Unterhalb Gran wird die Gegend schön und erinnert an die Ufer von
Linz und Krems. Links türmen sich gewaltige Porphyr- und Trachytmassen
mit Gesträuch auf, rechts laufen anmutige Hügel mit Weiubergeu und Korn-
feldern zu etwas ferneren Bergen empor. Dann wird das Thal noch enger;
eichenbekränzte Höhen treten dicht an den Strom heran. Hier ragen die zer-
fallenen Türme von Wissegrad, einst ein festes Königsschloß, in dem die
Herrscher Ungarns gekrönt wurden und residierten, glänzend besonders unter
dem einheimischen Könige Matthias Eorvinus, dauu vou den Türken zerstört
und unter Leopold I. gänzlich geschleift. Zwischen Wissegrad und Waitzen
wendet sich die Donau plötzlich nach Süden und tritt in die 39 375 qkm
große Ebene von Niederuugaru über. Zuerst sind rechts noch Bergzüge,
und besonders bei Ofen treten die Höhen nochmals an den Strom heran, hier
mit dem stolzen Königsschlosse geschmückt; dann aber verändert der Strom
seinen ganzen Charakter, indem er jetzt zahlreiche Schlangenlinien zwischen öden
Sandnsern, Moorslächen und Sumpfwaldungen beschreibt. Links dehnt sich die
Ebene unabsehbar und fast wagerecht aus. Trügen Laufes, zahlreiche Inseln
bildend, kaum von Ufern eingeschlossen und deshalb von breiten Jnundations-
gebieten begleitet, durchströmen die Flüsse den lockeren Boden; ein dichtes
Schilsdickicht umsäumt sie. Durch diese Ebene windet sich die Theiß, der
eigentliche Hauptfluß Ungarns und auch in Ungarn entsprungen. Anfangs
von reißendem Gefälle, wird sie nach dem Eintritte des Hernad ein außer-
ordentlich stilles Gewässer, und je mehr sie sich der Grenze Ungarns nähert,
desto langsamer wird ihr Lauf. Fast bei jedem Schritte, den sie vorwärts
macht, krümmt und wiudet sie sich jetzt, bis sie an der Grenze des Landes
mündet. Sprichwörtlich ist ihr Fischreichtum, denn das tiefe, stille, schlammige
und nahrungsreiche Gewässer zieht die Fische an, so daß namentlich die Lachse
und Störe scharenweise vom Schwarzen Meere her aufsteigen, um hier zu laichen.
*) Vergl. Daniel, Lehrbuch Ii. S. 565.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Matthias_Eorvinus Leopold_I. Daniel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
Njeguscy.
2. Der schwarze Lerg.
Von Cattaro aus schlängelt sich in 62 Windungen die Straße aufwärts,
welche zu der Grenze von Montenegro oder Cerna Gora (dem „schwarzen
Berge") führt. Das Gebirge, an dem die Straße emporsteigt, ist völlig kahl,
aber diese ist meist stark belebt durch bewaffnete Männer, Maultiere und last-
tragende Weiber in weißem Gewände. Interessant sind für den Reisenden
die Haltestellen der Straße. An denselben lagern in malerischen Gruppen die
Bewohner des schwarzen Berges mit ihren mannigfachen Lasten und Waren,
die sie aufwärts führen. — Vielfach begegnet man in der Nähe des Weges
jenen furchtbaren Schlünden, welche röhrenartig in die Tiefe gehen. Die Ge-
wässer haben sie in Jahrtausenden ausgewaschen und sie können in der That
keinen passenderen Namen führen, als „Gerli", d. h. Kehle, Halshöhle. In
den schrecklichen Kämpfen, welche diese Länder seit vielen Jahrhunderten erfüllt
haben, wurde gewöhnlich der von der Übermacht erdrückte Feind durch den
glatten Trichter in die Tiefe hinabgestürzt, wo er zerschmettert ankam, während
die Sieger oben am Rande ihr Triumphgeheul anstimmten. Wenn man in den
Winter- oder Frühlingsmonaten die Straße emporsteigt, so gelangt man allmählich
in den Bereich der „Bora", jenes furchtbaren Sturmes, welcher um diese Zeit
die Höhe von 700 in über Meer fast unablässig nmrast, so daß die Steine
rasselnd über die kahlen Wände hinabrollen und der Wanderer fortwährend in
s i fvf-"*™
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
214 Die Balkanhalbinsel.
Gefahr kommt hinabzustürzen; oft kann man nur in tiefgebückter Stellung, mit
beiden Händen an den Felsen tastend, sich fortbewegen, ohne Unglück zu haben.
Nachdem endlich die Steigungen überwunden sind, sieht man eine weite,
mit Trümmern bedeckte Thalmulde vor sich. Hier wird man noch im Frühlinge
von eisigem Nebel empfangen, während, wunderbar genug, gleichzeitig in den
tiefen Schluchten und zwischen den noch im Schneegewande leuchtenden Bergen
der Donner furchtbar rollt. Zwischen Felsen gewahrt man, sorgsam durch
Steinumfassungen gegeu den Wind geschützt, hin und wieder kleine Anpflanzungen
welche die Hauptprodukte des Landes, Erdäpfel und Kohl erzeugen. Diese
Feldchen werden von den Weibern bebaut, während die Männer ausschließlich
ihrem „Heldenberufe" leben oder tabakrauchend der Ruhe Pflegen. In dem
überaus rauhen Klima muß übrigens ein spartanisches Geschlecht erwachsen,
denn, wer nicht eine starke Natur mit auf die Welt bringt, geht schon in der
ersten Entwicklung zu Grunde. Der eisige Nebe! verdichtet sich schnell in einen
Flutregen, aber ebenso schnell auch in einen Hagelschauer, der sich mit fürchterlichen?
Donner und Blitze ergießt.
In der Nähe der Grenze erreicht man den Ort Njegnsch, eine An-
Häufung von elenden Hütten in einer Steinmauerumfassung; es ist die Heimat
des regierenden Fürstenhauses und zahlreicher Helden, die in den Liedern des
Volkes sortleben. Der Weg von Njegusch nach G et in je bewegt sich an Stein-
Hügeln aus- und abwärts bis zur Wasserscheide zwischen den Thälern von Njegusch
und dem Flußgebiete des Skutarisees. Die Gegend bildet ein Bergland, voll
von Riffen und messerartig zugeschliffenen Steinen, von schneidigen Mulden-
rändern und Riesenblöcken; zwischen diesen rauhen Massen wird der Wanderer
auf einem beschwerlichen Saumpfade vorwärts geleitet. Auf dem höchsten
Punkte dieses Weges erblickt man jenseits der zahlreichen Kalkrippen den Spiegel
des Skutarisees, dessen Ufer im Laufe der Jahrhunderte durch das Blut der
cernagorzischeu Serben und der Osmaulis so oft gerötet worden ist. Der Blick
nach dieser Seite ist ein ungemein großartiger, besonders an einem klaren Abende.
Dann spiegelt der See das rote Licht der Abendwolken wieder, während rings-
um die graue Öde der Cerna Gora sich ausbreitet, hin und wieder von dunklem
Gestrüpp unterbrochen, zur Rechten aber der Lowtschen, eine imposante Berg-
masse mit einem weithin sichtbaren Kreuze, aufragt.
Nun erreicht mau Cetinje. Es liegt aus steiniger Halde, aus deren Ge-
roll sich hie und da niederes Gestrüpp, dürftiger Grasboden und spärlich be-
bantes Land abhebt. Die Häuser des kleinen Ortes, der etwa einem Dorfe
der kroatischen Militärgrenze gleicht, bestehen meist nur aus einem Erdgeschoß
und ihre Bewohner machen, obwohl glänzende Waffen tragend, den Eindruck
der Verwahrlosung und der Armut. Die Burg des Fürsten ist ein rot an-
gestrichenes Gebäude, das, wie ein Gefängnis, rings von einer ziemlich hohen
Mauer umgeben ist. Nach Noe.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Hrsg.: Wenzig, Josef, Vogel, Carl, Körner, Friedrich
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
r
I
hi.
Die Geschichte, das Volksleben und die Landschaften Ungarns sind so
poesiereiche Stoffe, daß sie Talenten noch reiche Ausbeute gewähren. Die heiße
Sonne, deren Gluth über den Pußten brütet, die kalken Winter mit ihren Schnee-
stürmen , die unheimlichen Sümpfe mit ihrer fenchtheißen Fieberluft, die mäch-
tigen Ströme, die Ungebundenheit des Hirtenlebens, die malerischen Volksfeste,
die Gastfreiheit in Stadt, Dorf und Pußte, die verwegene Tapferkeit all'jener-
unruhigen Köpfe, welche zu verschiedenen Zeiten sich in Auflehnung gegen die be-
gehenden Verhältnisse befanden, dies sind poetische Themata, deren landschaft-
lichen Hintergrund wir zu zeichnen versuchen wollen.
Die am meisten bekannte Eigenthümlichkeit des ungarischen Landes sind die
Pußten, jene weiten Ebenen, auf denen Dünen weißen Flugsandes mit step-
penartigen Grasplätzen, fruchtbares Ackerland mit moorigem Sumpf wechseln,
und die sich bäum - und hügellos in ermüdender Einförmigkeit bis zu solcher
Ausdehnung ausbreiten, daß man aus ihnen mehrere deutsche Königreiche
machen, ja in welche man den dritten Theil des Königreichs Preußen hinein-
legen könnte.
„Von dem Fuße der Karpatenvorberge, durch welche die Tatra mit dem sie-
benbürgischen Hochlande zusammenhängt., laßt sich eine gerade Linie von mehr als
60 Meilen nach Süden ziehen, aus welcher kein Hügel oder Berg zu sehen isll, so
daß der Wanderer Tage lang keine andere Grenze des Gesichtskreises findet als den
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Hrsg.: Wenzig, Josef, Vogel, Carl, Körner, Friedrich
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
W
• 4 4
Ehe wir uns in ein ungarisches Dorf begeben, müssen wir der verschiedenen
Hirten gedenken, welche auf den Pußten mit ihren Herden umherschweifen, wo-
bei wir, wie bereits in dem bisher Mitgetheilten, den trefflichen „Skizzen aus dem
Volksleben in Ungarn" folgen, welche der Freiherr G. von Pronay beih. Geibel
in Pest veröffentlicht hat.
Die ungarischen Pußten entwickeln ein ungebundenes Naturleben nicht blos
bei den Bauern, die auf einsamem Meierhofe leben, sondern noch mehr bei den
kernfesten, schönen Hirten. In der Steppe wachsen sie auf, auf der Steppe ver-
bringen sie ihr ganzes Leben. Wochenlang sehen sie keinen Menschen, denn nur
nach längeren Zwischenräumen durchjubeln sie mit einigen Genossen in einfacher
Steppenschenke eine wilde Nacht, um auf lange Zeit wieder in die Steppenein-
samkeit zurückzukehren. Ein Schafpelz ist ihr Bett, ein breitkrämpiger Hut ihr
Schutz gegen die glühende Sommersonne, ein weites Leinwandhemd und weite
leinene Beinkleider ihre Bekleidung, Brod und Speck ihre tägliche Nahrung, Ta-
bak und Wein ihre Stärkung. Wind und Wetter, Hitze und Kälte müssen sie
*
w
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Hrsg.: Wenzig, Josef, Vogel, Carl, Körner, Friedrich
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Land und Leute.
der Abkühlung wegen Gras, mäht tapfer drauf los und baut kleine Haufen oder
große Schober auf, die er im Winter mit dem Wagen abholt. Dabei klingen
drüben aus annahbaren Erlenwaldungen die munteren Lieder der Zeisige, Stieg-
litze, Finken und Amseln herüber, oder es blöken die übermüthigen Rinder, welche
Winter und Sommer auf trockneren Weiden gehalten werden, da sie in dachlosen,
umzäunten Stätten am Rande des Sumpfes und Waldes im Winter dürftig ge-
nährt werden. Eine zuckerhutartige Schilfhütte dient dem Rinderhirten zur Woh-
nung, Schilf und Stroh zum Lager, und ein viereckiger Raum, der von 4 Bret-
tern zusammengehalten wird, als Herd, ein mit Fellen belegter Holzblock als Kopf-
kissen. Bei jeder Bewegung, bei jedem Tritte schwankt der Filzboden der Hütte, iw
welcher der Hirt sich einen artesischen Brunnen anzulegen weiß, indem er ein Schilf-
rohr bis tief hinab in den Sumpf steckt, es mit einem Stöpsel schließt, sich auf den
Bauch legt und vorsichtig das tiefere Wasser aufsaugt. Dies ist sein Morgcntrank,
denn eine solche Saugröhre bringt er stets neben seinem Lager an. In trockenen
Sommern sammelt man am Ostufer des Moores und in einigen Lachen Soda, die
man mit dem Besen zusammenkehrt und in die Magazine der Sodafabrikanten schafft.
Die oberungarische Ebene, deren Seebecken wir eben betrachteten, wird von
einigen waldigen Bergzügen durchschnitten. Denn die Raabthalcr Alpen senden
ihre flachen Ausläufer in verschiedenen Richtungen und Streifen in die ungarische
Ebene hinein. Der waldige Bergzug, welcher durch den Kaiserwald mit dem
Wechsel zusammenhängt, heißt Leithagebirge, geht in nordöstlicher Richtung am
Neusiedler See vorbei neben der Leitha hin, bis sie das Gebirge durchbricht, und
bildet mit seinen schöngeformten, 1500 Fuß wallartig aufsteigenden Waldhöhen
malerische Partien, die schönste bei der Rosalienkapelle. Ein anderer Ausläufer
der Raabthalcr Voralpen ist der sagen-und burgruinenreiche Bakony-Wald,
der in nordöstlicher Richtung bis zur Donau bei Waizen streicht, den Nordwest-
rand des Plattensees umsäumt, das Raabthal auf der Ostseite begrenzt, der
Donau zwischen Gran und Ofen steile Ufer giebt und mit feinen dichtbewaldetcn
kegelförmigen Kuppen bis 3800 Fuß emporsteigt. Ein dritter Höhenzug, der bis
1300 Fuß ansteigt, breitet sich am linken Mur- und Donauufer aus und ge-
winnt besonders nördlich von Fünfkirchen an Ausdehnung. Einen großen Ruf
hat der Bakony - Wald durch die abenteuerlichen Räubergeschichten erhalten, die
man von einem Schobri u. A. erzählt, so wie die wild aussehenden Schweinehirten
dazu beitrugen, die Meinung zu verbreiten, als sei es in den schauerlichen Eichen-
waldungen nicht recht geheuer. Der Naturfreund wird den Wald gern besuchen,
wenn er kräftige Baumformen sehen will. Da strecken knorrige Eichen mit dicker
Borstenrinde ihre gewaltigen Aeste über niedriges Gebüsch und Grasweiden aus,
da steigt der Stamm wie in Absätzen kühn empor, um Stürmen und Gewittern
Trotz zu bieten, da wohnen Eichhörnchen und Falke, Marder und Fuchs, Hirsch'
und Eber in der kühlen Waldeinsamkeit, da pfeifen Amseln, schlagen Drosseln
und Finken zu dem dumpfen Rauschen der Baumgipsel, da lagern am Rande
lieblicher Lichtungen die wilven langhaarigen Hirten um einen brennenden Eichen-
knorren , oder üben sich zum Zeitvertreib im Werfen ihrer scharfen Handbeile.
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Hrsg.: Wenzig, Josef, Vogel, Carl, Körner, Friedrich
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Waitzen und seine Umgegend.
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großen Steinplatten belegt ist. Zwölf korinthische Säulen von fast 5 Fuß Durch-
messer und 60 Fuß Höhe zieren die Frontseite und tragen die Antikmauer mit den
6 steinernen Figuren der heiligen Familie und einiger Apostel. Drei Thüren von
20 Fuß Höhe und 10 Fuß Breite öffnen sich unter der Halle, welche von zwei 126
Fuß hohen Stumpfthürmen begrenzt wird. Dieser Dom, den der Piarist Oswald
nach seinem Plane baute, stellt die römische Pctcrskirche in kleinerem Maß-
stabe dar.
Reizend ist die Umgegend Waitzens, besonders von dem Naßal herab be-
trachtet , den Eichen, Buchen, Ahorn, Tamarisken und Hagedorn beschatten.
Da schweift das Auge hin über Wein - und Obstgärten, dort über Büsche und
Wälder, in denen Hasen, Hirsche und Rehe weiden, hier über die 330 Klaftern
breite Donau, dort über schön geformte Berge. Der Naßal selbst aber dient den
Waitzenern als untrüglicher Wetterprophet, denn setzt er eine Mütze auf, so giebt
es Regen, zieht der Nebel lange um ihn herum, so folgt anhaltender Regen,
zieht der Wolkendampf aber abwärts, so kann man auf heiteres Wetter rechnen.
Gewitter von Osten und Süden her toben bei Waitzen aus, dagegen die aus
den anderen Himmelsgegenden ziehn stets abseits nach dem Wertes - und Naßal-
gebirgc. Die Stadt selbst hat weit und breit einen Namen durch die schönen
Waitzener Wecken so wie durch ihr Obst erhalten, und im Innern schmückte sie
Wigazzi durch eine 60 Fuß hohe, -10 Fuß breite und 12 Fuß dicke Triumphpsorte,
die er als Grenzzeichen zwischen Klein - und Großwaitzen errichtete, als Maria
Theresia mit ihren Kindern mehrere Tage in Waitzen verweilte. Die Stadt, welche
sich in geringer Breite an der Donau hinzieht, theilt sich in das untere oder
große Theil und in das obere oder kleine Theil, welches das bischöfliche und Ka-
pitularwaitzen ausmacht. Die bequeme Lage an der Donau und der Eisenbahn
hat die Einwohnerzahl bereits aus 13,000 gebracht, und die zahlreichen Klöster
und Stifte sorgen für Unterricht und Bildung. Der Bischof selbst legte mehrere
wissenschaftliche Sammlungen an, die seinen Untergebenen ein schönes Beispiel
zur Nachahmung bieten, ganz besonders aber ward das Taubstummeninstitut ein
Segen für viele Unglückliche.
Iv.
Folgen wir dem Laufe der Donau weiter nach Süden, vorüber an den
Ruinen der römischen Bäder- oder Wasserstadt Aquinum, deren Stelle das
heutige Altosen einnimmt, so kommen wir nach Buda-Pest, seit 1298 Ungarns
Hauptstadt. Die Trümmer einer römischen Wasserleitung, deren schwefelhaltige
Ouellen in der Ebene des heutigen Pulverstampses entspringen, einige Mühlen
treiben und nie zufrieren, weshalb sie von Wasservögeln viel besucht werden,
leiten auf die Bedeutung des Namens von Buda. Selbst mitten im großen
Donauarmc sprudeln bei der Sandbank der Badhaufen Schwefelquellen auf, und
die Ofener nennen die Reste der Wasserleitung die hohen Steine, oder bei den
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Extrahierte Personennamen: Apostel Oswald Waitzens Maria
Theresia Maria Theresia Buda