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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 245

1910 - Regensburg : Manz
Kriegsgreuel. 245 brannte, schlug tot, wo und was es konnte und vermochte, so daß allenthalben großer Jammer entstand, wie es zu gehen pflegt, wenn der Schrecken im Lande und dawider keine Hilfe ist. Was im Haus und Hof, alles war ihrer; diese Flegel hatten mehr Recht dazu als Väter und Hausväter. Hatten die letzten junge Frauen und wollten nicht davongehen, so wurden sie wohl gar totgeschlagen. Feindesland war ihnen zuvor frei, sie wollten aber auch ans dem ihrer Freunde und Bundesgenossen Feindesland machen, hierdurch ihre Bubenstücke, Raub, Hurerei, Schlägerei und anderes durchzubringen, gleichsam als wäre solches in Feindesland recht und die darin wider geistlich und weltlich Recht begangene Sünde und Schande unter diesem Vorwand gar wohl gereinigt und vor Gott entschuldigt." „So kamen viele zur Verzweiflung, daß sie gar nicht mehr glauben wollten, daß ein Gott im Himmel wäre, vermeinten, wenn er lebte, soll er alles mit Donner und Blitze in die Erde schlagen. Ja es mußten die armseligen, vor Schreck und Bekümmernis törichten Weiber ihren Männern Leib und Leben fristen, den Vater bei den Kindern und ihre kleinen Kindlein vor Marter und Qual, das Haus aber vor Plünderung zu erhalten, endlich freiwillig und öffentlich (Ehre und Tugend hintangefetzt) ein mehreres tun, und ließ es jedermann also fortgehen, aus Herzeleid und Betrübnis und überschwenglicher Wehmut noch dazu lachend und erwartend, was die Hand des Höchsten der Sache für einen Anschlag geben möchte." Der König selbst spricht sich über die Armee in einer amtlichen Verfügung trostlos aus; er sagt: „Da ich sehe, daß die Auflösung (le debandement) in meinen Heeren fast allgemein ist und alles bisherige Bewachen der Wege die Freiheit und Feigheit nicht zu zügeln vermag, so halte ich es für das beste Mittel, rings um jene- Heere Reiterposten aufzustellen, welche jeden Ausreißer verhaften usw." Und an einer zweiten Stelle wird gesagt: „Nicht bloß die Soldaten gehen davon, sondern die Anführer, welche sie zum Dienste anhalten sollten, geben das Beispiel der Desertion." Über die Soldaten des Herzogs Bernhard wird berichtet: „Sie litten gar feine Ordnung, sondern hausten, daß Obrigkeiten und Untertanen gerechtes Grauen vor ihnen hatten. In Summa: sie erwiesen sich in stetem Zechen und Bankettieren und mit gewaltsamen Erpressungen und Abnötung von Geld und Geldeswert, Prügeln, Hauen, Stechen, ja Totschlagen und Niederschießen der bestürzten und abgematteten Untertanen, wie es kaum jemals beim Kriegswesen hergegangen. In Frankreich insbesondere wurden ungeheure Steuern gefordert, worüber großes Seufzen und Sdjreien entstand. Viele jagte man von Hans und Hof und bei Wirten, Krämern, Handwerkern und andern war inzwischen das Schinden und Schaben so groß, daß es fast nicht auszusprechen, und während viele arm wurden, bereicherten sich wenige." Als Gustav Adolf landete, waren die schwedischen Truppen allerdings gut diszipliniert; das Volk sah mit Bewunderung, wie sich das Heer zum Morgen- und Abendgebete scharte, und nach Gustavs eigenen Worten hätte keiner in einem Weinberg gegen des Eigentümers Willen auch nur eine Traube angerührt; und ein gleichzeitiger katholischer Schriftsteller sagt: „Es war ein gar arbeitsames Volk, welches in geschwinder Eile ein Großes tim und sich also vergraben konnte. Sie ließen sich mit Brot und Wasser vergnügen; die Einwohner hatten keine Beschwer oder Bedrängnis von ihnen. Welche Geld hatten, zahlten uni) kauften ums Geld, welche nichts hatten, nahmen fürlieb mit dem, was ihnen gegeben wurde, weshalb die Einwohner sie liebten und ihrer Ankunft sich erfreuten, hingegen die Kaiserlichen haßten und, wo sie ihrer mächtig werden konnten, niedermachten." Aber das ungewohnte Wohlleben in Deutschland, das Beispiel der deutschen Truppen riß auch die Schweden hin. Auf dem Triumphzug durch Franken fiel ihnen reiche Beute zu. Nach der Einnahme von Würzburg gab es kaum einen Soldaten in der Armee, der nicht neue Kleider

2. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 292

1910 - Regensburg : Manz
292 Sobieskis Bündnis mit Leopold. zelner Landbote durch feinen Widerspruch den Reichstag zu sprengen und allen Beschlüssen ihre Gültigkeit zu nehmen vermochte, sehr rasche Fortschritte gemacht hatte. Indes verlieh sein Kriegsruhm und seine kräftige Persönlichkeit der polnischen Krone nach außen neuen Glanz. Sobieski war der Meinung, wenn Ungarn und Österreich in die Gewalt der Türken fiele, werde nächstens auch Polen verloren sein. Er schloß daher ein Bündnis mit Leopold. In demselben erklärten beide Majestäten Gemeinschaft der Seelen und Waffen, um nicht nur ihre Völker vor ferneren Angriffen des unmenschlichen Feindes zu schützen, sondern ihnen auch durch Wiedereroberung der Provinzen, die derselbe gewaltsam an sich gerissen, den Genuß eines dauerhaften Friedens zu sichern. Das Bündnis sollte zugleich für den Angriff wie für die Verteidigung gelten, für die Dauer des Krieges wie nach dem Abschlüsse Schlacht am Berge Äarkäny bei Mohäcs 1687. des Friedens für die Erhaltung der Ruhe, jedoch gegen keine andere Macht als die Türken in Kraft treten. Der Papst Innozenz Xi. übernahm die Gewährleistung. Es verflossen jedoch vier Monate, ehe ein Heer von 20,000 Mann zusammengebracht wurde. Der Sammelplatz war Krakau. Edelleute in Menge strömten zum freiwilligen Dienste unter die Fahne des Königs. Aber mit der eigentlichen Kriegsrüstung ging es sehr langsam und ohne die vom Papste geschickten Hilfsgelder würde sie schwerlich zustande gekommen sein. Ludwig Xiv. hielt es für ganz unglaublich, daß die Polen wirklich mit einem schlagfertigen Heere dem Kaiser zu Hilfe ziehen würden. In dieser Meinung unterließ er es, das Unternehmen durch weitere Umtriebe zu hemmen. Nachdem Lubomirski mit einem Teil der Truppen vorausgezogen war, überschritt der König mit dem Hauptheere die schlesische Grenze, übergab in Ratibor, durch die dringenden Hilfsgesuche des Herzogs von Lothringen bestimmt, dem Krön-

3. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 511

1910 - Regensburg : Manz
Dritte Befreiung. Hofer übernimmt die Regierung des Landes. 511 alle Führer waren auf ihren Posten, Hofer, Mayr, Kemeuater, Haspinger, Speckbacher, Graf Mohr; nur Straub, der sich dem Feinde freiwillig gestellt hatte, fehlte. Auf allen Punkten blieben die Bauern Sieger und warfen den Feind in die Ebene. In der folgenden Nacht fiel der Regen in Strömen und Lefebvre benützte das Wetter und zog mit allen seinen Truppen davon. Unterdessen war auch der grausame General Rusca mit einer französischen Kolonne im Pustertale bis Lienz vorgerückt und hatte bereits über 200 Bauernhöfe und mehrere Kirchen in Brand gesteckt. Georg Hanger, ein Akademiker aus Freiburg, der schon bei den Kämpfen in Vorarlberg sich ausgezeichnet hatte, kam mit einem Teile seiner Kompagnie zu einem Bauernhause, wo er eine Anzahl Stürmer fand, die vor einem an der Mauer hängenden Kruzifixe beteud auf den Knien lagen. Mit jugendlichem Feuer rief er sie zur Verteidigung der bedrohten Klause auf, und als sie sich nicht sogleich erhoben, riß Festung Kufstein. er das Kreuz von der Mauer, hielt es hoch empor und beschwor alle, für die Religion und das geliebte Vaterland einen letzten Versuch zu wagen. Nun erklärten sich alle bereit, ihm zu folgen und mit dem Kreuze in der Hand eilte er ihnen voran und schlug die plündernden Feinde, tapfer unterstützt von einem Aufgebot der Bauern unter Anton Steger, den Hofer als Kommandanten für das Pustertal ausgestellt und der aus Zorn über die Mordbrennerei Ruseas diesen zu braten gedroht hatte. Unter beständigen Gefechten vom 3. bis 11. August wurde Rusca aus dem Lande gejagt. Ein anderes französisches Korps unter General Peyri, das von Verona kam, kehrte alsbald wieder um. Auch die Scharuitz wurde deu Bayeru entrissen. Ganz Tirol war befreit. Hofer nahm in Innsbruck in der Hofburg die Regierung des Landes in die Hand und hielt, ohne im geringsten von der schlichten bäuerlichen Einfachheit abzuweichen, eine strenge und musterhafte Ordnung als „Oberkommandant von Tirol , von allen Volksführern ohne Eifersucht anerkannt, vom Volke unsäglich verehrt

4. Geographischer Leitfaden - S. 326

1903 - Regensburg : Manz
326 Amerika. das im Süden gelegene Patagonien. Es ist wasserarm, öde und rauh, nur von kümmerlichen Sträuchern und Gräsern bewachsen und nur zeitweilig von Tieren (Pampasstraußen, Rindern u\) belebt/ Die durch Körpergröße sich auszeichnenden Patagouier (pata — großer Fuß) leben von Jagd und Fischfang. Südlich von Patagonien sind die in kalte Nebel gehüllten, gebirgigen Feuerlands-Jnseln, welche größtenteils zu Ehile gehören. Sie werden von den kleinen, häßlichen Pesch erähv bewohnt; diese leben von Schaltieren und Fischen, die sie in schmalen, aus Baumrinde gefertigten Kanots erbeuten. Ihr Land wird durch die lange, klippenreiche Magalhaens- (magaljlns) Straße vom Kontinente getrennt, durch welche die Dampsschisse fahren, um das stürmische Kap Hoorn zu vermeiden. Auf deu rauhen Falklands-Jnseln gründeten die Engländer des Robben-und Walfischfangs halber eine Kolonie. — Östlich tst^üd* Georgien, gebirgig, mit großen Gletschern; heftige stürme. Ziemlich reiches Tierleben (Pinguine, Riesensturmvögel, Möven k.). 8. Uruguay im Osten des unteren Uruguay, treibt auf seinen weiten Grasflächen, wie Argentinien, vorwiegend Viehzucht und Handel mit den Erträgnissen derselben. Den Hauptbestandteil der Bevölkerung (0.9 Mill.) bilden die Ganchos. Montevideo, Hauptstadt mit 265000 E., lebhafter Verkehr mit Europa. 9. Paraguay, ein fruchtbares, Wald- und weidereiches Binnenland. Ausfuhr von Paraguay-Tee und Tabak. A nute ton, Hauptstadt, fast die einzige Handelsstadt. 10. Die Vereinigten Staaten uoit Brasilien ^ (8 Vs Mill. qkm, 15 Mill. E.). Dieses Gebiet umfaßt das üppige Tiefland des Amazonas und das Brasilische Bergland. Es tst bte größte Republik Südamerikas, aber fast nur in den Küftenprovmzen seßhaft bewohnt und zwar hier ganz überwiegend von Negern i Brasilien erklärte sich 1822 für unabhängig von seinem Mutterland Portugal und ein Prinz des portugiesischen Königshauses wurde zum Kaiser erhoben. Aber im Jahre 1889 wurde auch in Brasilien die Monarch e gestürzt. Brasilien bildet jetzt eine Bundes-Republrk, deren cmzi ttc ts c staaten ihre inneren Angelegenheiten selbständig verwalten.

5. Geographischer Leitfaden - S. 310

1903 - Regensburg : Manz
310 Amerika. Lebensweise sich geschickt dem rauhen Klima anzupassen verstehen und als ausgezeichnete Schiffer in ihrem schmalen Kajak Seehund und Walroß jagen. Auch die von den Danen (seit 1721) gegründeten kleinen Küsten orte, wie Friedrichstal, Kristiau^-h a ab \ sind fast nur von Eskimos bewohnt. 2. Aas Mritische Nordamerika. 8 934000 qkm. 5x/2 Mill. G. Britisch-Nordamerika umfaßt das Gebiet nördlich des 49. Breitegrades und der großen Seen mit Ausnahme des zur Union gehörigen Alaska im Nw. Dieses Gebiet ist fast so groß wie Europa, aber nur zum kleinsten Teil (im Süden) bebaut und sehr dünn bevölkert. Die Bewohuer (etwa 5v2 Mill.) sind größtenteils Nachkommen europäischer Einwanderer. Das Ganze bildet (mit Ausnahme von Neu-Fundland) einen Staatenbund unter dem Namen Canadischer Bnnd (Dominion of Canada). An der Spitze steht ein englischer Generalgouverneur. Man kaun unterscheiden das westliche Gebirgsland und das den weitaus größten Teil einnehmende Arktische Tiefland. A. Der gebirgige Westen besteht aus einer zwischen dem Felsengebirge und den Seealpen eingeschlossenen Hochfläche und ans einer reichgegliederten Küste. In beiden Randketten erheben sich hohe Berge. In klimatischer Hinsicht ist die Nordwestküste Amerikas, welche von den Ausläufern des warmen japanischen Stromes bespült wird, mehr begünstigt als die übrigen Teile Britisch-Nordamerikas. Hier ist die Provinz Britisch-Columbia. Sie hat ausgedehnte, an Pelztieren reiche Wälder und bedeutende Mineralschätze (reiche Goldfelder am Fraser (e) -Fluß). Der südliche Teil ist zum Anbau geeignet. Reicher Lachssang. Die Insel Banco uv er (wänküwer) ist mit dem €. durch die Canadische Pacifie-Bahn verbunden (bis Cuebec 4460 km). Sie bildet die 1 Haab (hob — Hoffnung.

6. Theil 3 - S. 145

1880 - Stuttgart : Heitz
Tycho de Brahe. Nikolaus Copernikus. 145 er den berühmten Astronomen Tycho de Brahe in seinem Dienst hatte. Dieser merkwürdige Mann war 1546 in Schonen, dem Theile von Schweden geboren, der damals zu Dänemark gehörte, und hatte sich schon von seinem 14. Jahre an mit aller Wißbegierde auf Sternkunde gelegt, obgleich er diese Lieblingsneigung anfangs nur heimlich verfolgen konnte, weil sein Vater durchaus verlangte, daß er die Rechte studiren sollte. Nachdem er sich auf deutschen Universitäten gebildet hatte, kehrte er nach seinem Vaterlande zurück und machte sich zuerst dadurch bekannt, daß er einen Stern von ungewöhnlicher Größe, den man srüher noch nie gesehen hatte und der 16 Monate am Himmel stand, beobachtete und beschrieb. Auch der König von Dänemark, Friedrich Ii., wurde nun auf ihn aufmerksam und schenkte ihm, um ihn in Dänemark festzuhalten, die im Sunde gelegene kleine Insel Hw een, wo er ihm eine Sternwarte, Uraniborg, erbaute. Hier arbeitete der fleißige Mann 21 Jahre lang, und bald sprach man in ganz Europa von seinem Ruhme. Nur ist zu verwundern, daß er bei seinem großen Fleiße dennoch Vorurtheileu huldigte, deren Ungrund er, sollte man meinen, bald hätte erkennen müssen. Er bildete sich nämlich ein, daß die Erde unbeweglich fest stände, und daß sich um dieses Sternchen das ganze Weltgebäude drehte, nämlich zuerst der Mond, dann die Sonne mit den sie umkreisenden übrigen Planeten, hinter ihnen zuletzt die Fixsterne. Nachdem sein Gönner, der König gestorben war, berief ihn Kaiser Rudolph Ii. zu sich, damit er ihm aus den Sternen wahrsage. Er erbaute ihm eine schöne Sternwarte in Prag, die noch heute steht, unweit des kaiserlichen Schlosses auf dem Hradschin. Aber er lebte hier nnr vier Jahre; da starb er plötzlich, nach einer erhaltenen Einladung zu einem böhmischen Großen, über der Tafel, 1603. Ihm verdanken wir also die richtige Kenntniß der Bewegung der Gestirne nicht. Dies Verdienst hat Nikolaus Eopernicus, der 70 Jahre vor ihm lebte, dessen Belehrung aber Tycho keinen Glauben schenkte. Eopernicus wurde 1473 in Thorn geboren, stubirte in Krakau Mathematik und Astronomie mit großem Eifer, dann eben so in Bologna und Rom, wo man ihn zum Professor machte und gern behalten hätte, wenn et; nicht vorgezogen hätte, nach Frauenburg zu gehen, wo er Domherr war. Hier war es, wo er seine großen Beobachtungen der Gestirne anstellte und, der erste unter allen Astronomen, den wahren Stand derselben erkannte, Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 10

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 4 - S. 92

1880 - Stuttgart : Heitz
92 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf. nahmen für die kirchlichen Zwecke nicht nöthig waren, wurden für allgemeine Staatszwecke eingezogen, die öffentlichen Abgaben aber gleichmäßiger als bisher vertheilt. Um die Wünsche des Volks an den Thron gelangen zu lassen, wurde ferner eine Vertretung der einzelnen Provinzen angeordnet. Vor allem aber war das Augenmerk der Staatslenker auf die Begründung einer tüchtigen Wehrverfassung gerichtet, durch welche das preußische Volk in den Stand gesetzt werden sollte, das fremde Joch, wenn die Stunde geschlagen hätte, wieder abzuschütteln. Der wackere Scharnhorst, welcher sich von niederem Stande durch Talent und Tapferkeit bis zur Stelle eines Generals emporgearbeitet hatte, schuf in Gemeinschaft mit Gneisen au und Grolmann ein ganz neues Heerwesen, lange der Stolz und die Kraft Preußens, nun auch Deutschlands. An die Stelle der früheren Söldnertruppen trat die allgemeine Wehrpflicht aller dienstfähigen Söhne des Vaterlandes und die Schöpfung der Landwehr, durch welche es möglich wurde, trotz der Beobachtung der vorgeschriebenen Truppenzahl doch eine ungleich größere Anzahl wehrkräftiger Soldaten auszubilden, indem man immer einen Theil der jungen Mannschaft in den Waffen übte, sie dann entließ, um wieder andere an ihre Stelle treten zu lassen und für den Kriegsdienst zu bilden. Dabei war man von oben her und durch allseitig verzweigte Verbindungen bemüht, den Geist der Freiheitsliebe gegen die Fremdherrschaft anzufachen, und durch das ganze preußische Volk hindurch war die Sehnsucht nach Abschütteluug des verhaßten Jochs verbreitet. Kein Wunder, daß die Kunde von dem Ruin der napoleoni-schen Armee in Rußland die patriotische Hoffnung überall belebte; jetzt oder niemals mußte es gelingen, den Feind aus dem Vaterlande wieder zu vertreiben. Schon hatte der entschlossene General Iork, welcher die preußischen Hülfstrnppen gegen Rußland unter dem französischen Marschall Macdonald befehligte, auf eigene schwere Verantwortung hin eine Convention mit dem russischen General Diebitsch abgeschlossen. Zwar mußte ihn der König von Preußen, weil der aufgedrungene Bund mit Frankreich noch nicht gekündigt war, öffentlich deshalb tadeln; aber die Hoffnung der Vaterlandsfreunde, daß Iorks Schritt nur ein Vorbote wichtigerer Thaten der Befreiung sein würde, ging sehr bald durch des Königs eigenes ruhmvolles Beispiel in Erfüllung. Mit frommer, gläubiger Begeisterung unternahm der König

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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