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1. Theil 2 - S. 112

1867 - Breslau : Max
110 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Ungern, ein zwar nun schon christliches, aber doch noch sehr rohes Volk, ließen den Walther mit seiner Horde zwar ein, und ihr König K.olomann versprach auch, die nöthigen Lebensmittel ge- gen Bezahlung zu liefern. Aber um Ordnung zu halten, war das Gesindel nicht ausgezogen. Sie zerstreuten sich im Lande, plünderten — und wurden zum Theil todtgeschlagen. Noch schlimmer ging es ihnen im Lande der Bulgaren, so daß nur ein kleines Hänschen bei Constantinopel ankam, welches froh war, daß der griechische Kaiser Alexius Comnenus ihm die Erlaubniß gab, bis zur Ankunst Peters ein Lager vor den Thoren aufschlagen zu können. Nun kam Peter mit 40,000 nach, die nicht viel besser als des Walthers Leute waren. Doch ging anfangs Alles gut. Die Ungern hielten Friede, weil Peter Ordnung hielt. Schon war dieser fast an die letzte Grenze gekommen, da hörte er, daß in einer vor ihm liegenden Stadt (Semlin) 16 Kreuzfahrer von Walthers Haufen, weil sie geplündert hatten, von den entrüste- ten Einwohnern erschlagen worden wären. Dies hören und die Stadt stürmen lassen, war Eins. Die armen Einwohner, die meist an jener That ganz unschuldig waren, wurden säst alle er- mordet, die Stadt fünf Tage lang geplündert und ein entsetz- liches Blutbad angerichtet. Das that der heilige Peter. Frei- lich mußte er nun eilen, daß er über die ungarische Grenze kam; denn schon war der König im Anzuge, die Greuelthat zu rächen. Auch in Bulgarien benahm sich Peter so unklug, daß er sich mit den Einwohnern ganz überwarf. Er erlitt eine ungeheuere Niederlage; der vierte Theil seiner Leute lag blutend aus dem Wahlplatze, und sein ganzes Gepäck und eine Menge mitgezogener Weiber, Kinder, selbst Nonnen, fielen in die Hände der wilden Bulgaren. Gedemüthigt kam er mit dem Ueberreste bei Con- stantinopel an, und er und Walther klagten sich nun gegenseitig das erlittene Unglück, an dem sie doch beide allein schuld waren. Auch Petern erlaubte der Kaiser, das Heer Gottfrieds zu erwarten. Aber diese beiden Haufen waren nicht die einzigen. Auch in Deutschland erhob sich die Begeisterung und wurde von schwärmerischen Geistlichen zur lichten Flamme angeblasen. Der Eine hatte um die Zeit der Versammlung in Clermont Sterne vom Himmel regnen gesehen; ein Anderer zwei Männer zu Pferde, die am hellen Tage am Himmel miteinander kämpften und von denen der eine den andern mit einem großen Kreuze niederschlug;

2. Theil 2 - S. 97

1867 - Breslau : Max
Alfred von England. 95 Endlich bereinigte ein König von Wessex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptar- chie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgun- gen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflo- hen und hatte am Hose Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dälien oder Rormänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Nor- wegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Men- schen und Güter, und schifften dann reichbeladen nach Hause. Noch größern Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der voil 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutter Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wun- derbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreicks und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alfred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigen unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hoflente und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Men- schen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Ga- stes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eif- rig ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somer- setshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier-Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesam- melten Haufen Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl

3. Theil 2 - S. 101

1867 - Breslau : Max
Wilhelm der Eroberer. 99 Harold eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Rormän- ner gewannen einen großen Sieg; Harold fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischell Ritterschaft. Wil- helm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs re- gierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Nor- männer und Engländer durch Heirathen einander näher zu brin- gen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England über- gesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt nun strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufstand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbe- sitzungen und übertrug sie seinem normännischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern Zu. Rur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemü- ther nicht mit seinem Andenken versöhnen. seitdem die heilige Helena, Constantin des Großen Mutter, die herrliche Kirche über dem heiligen Grabe erbaut und sie und ihr mächtiger Sohn bei der prachtvollen Einweihung derselben, auf den Knieen demüthig im Staube liegend, dort ihr andächti- Hom Anfange der Kreuzige bis zur Reformation^ 1096 — 1517. 63. Der erste Kreuzzug, 1096.

4. Theil 2 - S. 336

1867 - Breslau : Max
334 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. er die Aussicht, Gefahren zu bestehen, Ruhm zu ernten und große Thaten zu verrichten. Schnell pflanzte er sein Panier vor seiner Wohnung auf und rüstete sich mit Eifer zur Abfahrt. Soldaten und Matrosen wurden angeworben, Waffen herbei- geschafft, und damit Alles recht schnell gehen und es an nichts fehlen möchte, schoß Cortez sein ganzes Vermögen dazu. Bald waren die Zurüstungen fertig. Die Mannschaft schiffte sich ein, Velasquez selbst begleitete Cortez aufs Schiff und wünschte ihm glückliche Reise. Es bestand die ganze Absendung aus 11 Schiffen, aus welchen sich, außer den Offizieren, 508 Soldaten, 100 Ma- trosen und Handwerker und 16 Pferde befanden. Von den er- steren waren nur 13 mit Flinten bewaffnet, 32 mit Armbrüsten und die übrigen mit Schwertern und Piken. Außerdem hatte man 10 kleine Kanonen. Das war die ganze Macht, mit welcher der kühne Cortez ein Reich erobern wollte, welches weit größer als Spanien war. Wie froh war Cortez, als er 1518 die Anker lichtete. Aber er mußte an einer andern Seite der Insel noch ein Mal an- legen, um noch einige Vorräthe einzunehmen; so wollte es der Statthalter. Beinahe wäre hier die ganze Unternehmung ge- scheitert ; denn kaum war Cortez abgesegelt, so hatte sich des Velasquez die Besorg:.iß bemächtigt, daß Cortez untreu werden könnte. Seine Feinde bliesen den Zweifel zum giftigsten Arg- wohne an, und so beschloß der Statthalter plötzlich, den Cortez zurückhalten zu lassen, ehe er von jener Stadt absegelte. Hurtig ertheilte er einem Richter den Befehl, sich des Cortez zu bemäch- tigen. Aber dieser besaß so viel Beredtsamkeit, daß er denselben leicht überredete: daß müsse aus einem Mißverständuisse beruhen, er solle nur erst noch ein Mal ansragen. Indessen ries er alle seine Leute zusammen. „Wollt ihr," fragte er sie, „wollt ihr dulden, daß euer unschuldiger General ein Opfer seiner Feinde werde?" — „Nimmermehr!" riefen Alle; „führe uns ans Ende der Welt; wir halten treu bei dir aus!" — So wollte Cortez sie haben. Schnell schiffte er sich wieder ein und segelte, also gegen den Willen des Velasquez, nach dem unbekannten Lande ab. Nach manchem Sturme langte er endlich an der Küste von Mexico an und hatte das Glück, hier einen Spanier zu finden, der von der Mannschaft eines Schiffes, welches acht Jahre vor- her in dieser Gegend gescheitert, noch übrig war und nun treff- lich als Dolmetscher gebraucht werden konnte; denn er war indessen

5. Theil 2 - S. 342

1867 - Breslau : Max
340 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. rief Cortez, zu feinen Offizieren gekehrt, ans: „Wiegt nicht ein Blick ans dieses Paradies alle erduldeten Mühseligkeiten auf?" — Und von dieser Minute stand der Entschluß, Mexico zu erobern, fest in seiner Seele. Die Lage der Spanier war hier sehr sonderbar. Sie be- fanden sich mitten in einem fremden Reiche, ja mitten in einer- großen Stadt, ohne alle Verbindung mit ihrem Vaterlande, nm- geben von einem zahlreichen Volke, dem sie nicht trauen durften. Monteznma stellte sich zwar sehr freundlich, aber wer konnte wissen,-wie er es meinte? Vielleicht hatte er sie nnr deshalb so ohne Widerstand in die Stadt gelassen, um sie desto sicherer zu verderben. Er brauchte ja nur die Dämme, die nach der Stadt führten, von denen der kürzeste eine halbe Meile lang war, durch- stechen zu lassen, und die Spanier waren ohne Rettung verloren. Unaufhörlich warnten die Tlascalaner vor der Heuchelei des Kaisers, und wirklich erhielt Cortez eine Nachricht, die den Arg- wohn zu bestätigen schien. Cortez hatte einen spanischen Offizier mit 50 Soldaten in einer an der Küste erbauten Stadt (Santa Cruz) zurückgelassen. Dieser war mit einem Haufen mexicanischer Krieger in Streit gerathen, verwundet, gefangen und geschlachtet worden. Den Kopf aber hatten sie ihm abgeschnitten, zuur Be- weise, daß die Spanier sterblich wären, in mehrern Städten nm- hergetragen und endlich nach Mexico geschickt. Dies erfuhr Cortez und zugleich, daß Monteznma befohlen habe, den Kopf sorgfältig zu verbergen. „Was ist da zu thun?" dachte Cortez. Bald war sein Entschluß gefaßt, den Kaiser gefangen zu nehmen und dadurch sich zum Gebieter der Mexicaner Zn machen. Er schritt gleich znm Werke. Mit fünf Offizieren und eben so viel Soldaten begab er sich, wie znm Besuche, in des Kaisers Palast. Mit einem finstern Gesichte beklagte er sich über die Er- mordung des Spaniers, beschuldigte den Kaiser des Einverständ- nisses mit den Mördern und verlangte eine öffentliche Genug- thuung. Monteznma gerieth in Bestürzung. Er erbot sich, seinen Feldherrn, der den Mord begangen habe, bestrafen zu taffen. „Das versteht sich von selbst," rief Cortez; „und ich bin auch damit zufrieden, nicht aber meine Soldaten, die an der Aufrich- tigkeit deiner Gesinnungen zweifeln werden, wenn du ihnen nicht einen ausgezeichneten Beweis des Vertrauens giebst. Ich ver- lange daher, daß du dich auf einige Tage in unser Quartier be-

6. Theil 2 - S. 114

1867 - Breslau : Max
112 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. ließ. Hier traf sie die Strafe für ihre Greuelthaten. Sie wagten sich zu weit vor in die Bergschluchten, an denen Klein-Asien so reich ist, fielen hier den lauernden Seldschucken in die Hände und wurden bis auf 3000 niedergemetzelt. Walther Habenichts war unter den Todten; er war, tapfer fechtend, gefallen. Peter entrann mit dem kläglichen Ueberreste zurück nach Constantinopel. Dagegen benähn: sich das Hauptheer, das aus dem Kerne der französischen Ritterschaft bestand, ganz anders. Am 15. Au- gust (1096) war es, hauptsächlich unter Gottfrieds von Bouillon Leitung, ausgebrochen. Dieser Gottfried war ein Mann, der unter seinen Zeitgenossen auf eine recht ausgezeich- nete Weise sich hervorthat. Damals war er erst 35 Jahre alt, galt aber für den tapfersten Ritter seiner Zeit, war dabei ge- lassen und bescheiden und von einer ungeheuchelten Frömmigkeit. Von seiner Stärke und Tapferkeit wußte man sich viel Geschichten zu erzählen. Hier nur eine davon: Als er 15 Jahre alt war, wollte ihm ein Verwandter seine Güter streitig machen. Es kam zur Klage und die Richter verlangten, daß das Gottesurtheil entscheiden sollte. Beide sollten miteinander kämpfen, und er- schienen auch ganz bepanzert, jeder mit Schild und Schwert be- waffnet. Der Kaiser Heinrich Iv. war selbst zugegen. Da führte Gottfried einen so kräftigen Hieb auf seinen Feind, daß er ihn gespalten, wenn dieser nicht geschwind den Schild vor- gehalten hätte. An diesem zersprang sein Schwert bis nahe am Hefte, und schon gaben Alle die Sache Gottfrieds verloren; nur er nicht. Rasch fiel er seinen Gegner mit dem Stummel von Schwert an und versetzte ihm damit einen solchen Hieb an die Schläfe, daß er taumelnd und sinnlos zu Boden stürzte. Aber sogleich war auch Gottfrieds Feindschaft verschwunden; er sprang schnell zu, leistete dem Ueberwundenen die nöthige Hülse und ruhte nicht eher, bis er ihn unter guter Pflege sah. Unter diesem herrlichen Manne, der allein ein ganzes Heer Werth war, brach nun das Krenzheer auf. Das war ein anderer Hause als die frühern! An schlechten Leuten fehlte es zwar auch nicht; wo wären -auch diese nicht zu finden? Aber man sah hier die Blüthe des französischen und deutschen Adels, eine Menge der tapfersten Ritter, die vor Begierde brannten, große Thaten zu verrichten, und allein an 10,000 berittene Knechte (Reisige). Daß dies ganz andere Leute waren als die vorher geschilderten, sah man schon auf ihrem Marsche. Ueberall hielten

7. Theil 2 - S. 262

1867 - Breslau : Max
260 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Frankreich. und welche Erscheinungen das Mädchen vorgebe. In unsern auf- geklärten Zeiten, wo nur übelunterrichtete Menschell noch am Aberglauben hängen, würde man über' das Vorgeben der Jung- frau gelacht oder sie als eine Selbstbetrogene gutmüthig bedauert haben. Nicht so damals. Himmlische Eingebungen hielt man für gar nicht unwahrscheinlich. Doch wollte Karl sie erst auf die Probe stellen. Er ließ sie zu sich führen, nachdem er alle könig- liche Abzeichen abgelegt und sich unter seine Hofleute verborgen hatte. Aber sogleich fand sie ihn unter Allen heraus, ob sie ihn gleich, wie sie behauptete, noch nie gesehen hatte. Dann vertraute sie ihm, um ihre göttliche Sendung zu beweisen, den Traum, den er in der letzten Nacht gehabt hatte, versprach ihm, ihn zur Krö- nung nach Rheims (der alten Krönungsstadt der französischen Könige) zu führen und verlangte, man sollte ihr ein von ihr be- zeichnetes Schwert aus einer benachbarten Wallfahrtskapelle ho- len. Daß sie den König habe belügen wollen, läßt sich wohl nicht denken; sondern wahrscheinlicher ist, daß sie sich selbst für eine vom Himmel Auserkorene hielt und daß jene angeblichen Wunder nachher erdichtet wurden, um ihr das Vertrauen des Volkes und der Soldaten zu verschaffen. Der König war oder stellte sich ganz überzeugt von ihrer himmlischen Sendung. Er behielt sie bei sich, er bewies ihr ungemeine Ehre, ließ ihr gleich eine Rüstung machen und gab ihr ein Pferd und eine weiße Fahne, aus welche Jesus Christus selbst mit einer Weltkugel ge- malt war. So zeigte er sie dem Heere, welches ihr laut ent- gegenjauchzte und nun unbesiegbar zu sein glaubte. Wie sehr der feste Glaube an himmlischen Beistand aus ein Heer wirken kann, ist schon von der Eroberung von Jerusalem her bekannt und zeigte sich auch hier wieder. Es war urplötzlich ein ganz neuer Geist, in die Soldaten gefahren und ungeduldig warteten sie auf das Zeichen der Schlacht. Die erste Gelegenheit, wo das Mädchen benutzt werden sollte, war ein Versuch, den Graf Dunois machte, die halb verhungerten Einwohner von Orleans mit Lebensmit- teln zu versehen. Ein Hause Soldaten war versammelt, den Zug nach Orleans zu beschützen. Vorher befahl die Jungfrau, daß alle Soldaten beichten mußten; dann trieb sie alles schlechte Weibsgesindel aus dem Lager und führte Zucht und Ordnung wieder ein. Jetzt schrieb sie an die Anführer der Engländer, die vor Orleans standen, und befahl ihnen, sogleich die Belagerung aufzuheben und Frankreich zu verlassen. „ Gebt heraus", ließ sie

8. Theil 4 - S. 94

1862 - Breslau : Max
94 Neueste Geschichte. 2. Periode. Freiheitskampf. Ihrigen, mittellose Männer überließen Weib und Kind dem Schutz des Höchsten, um nicht zurückzubleiben bei dem allgemeinen begeisterten Beginnen. Wer aber am Kampfe selbst nicht Theil nehmen konnte, die Greise, die Kinder und besonders die Frauen, sie wetteiferten dennoch in Thaten freudiger Hingebung für das gemeinsame Werk: willig opferten sie ihr Hab und Gut, oder halfen mit ihrer Hände Arbeit die zahlreichen Kriegsbedürfnisse für die so schnell gerüstete Armee beschaffen. Die Frauen legten ihr silbernes Geräthe und ihren Schmuck auf dem Altar des Vaterlandes nieder, die Kinder gaben freudig ihre kleinen Er- sparnisse hin, selbst die Jungfrauen, bis zur Dienstmagd herab, opferten, was sie irgend darzubringen vermochten, und diejenigen, welche gar nichts Anderes hatten, schnitten ihr Haar ab, um den Preis des daraus gefertigten künstlichen Geflechts für das Vater- land hinzugeben. Ueberall aber halfen die Frauen den Muth und die Begeisterung der in beit Kampf ziehenden Männer an- feuern, und die Herzen, welche sonst bei solchem Abschied schmerz- lich beklommen sind, schlugen höher und freudiger in dem Be- wußtsein der großen That der Befreiung, an welcher ihre Theu- ersten Theil haben sollten. Das Andenken an die treffliche, zu früh verstorbene Königin Luise und an die tiefen Kränkungen, welche der fremde Gewalthaber ihr zugefügt hatte, trug nicht wenig dazu bei, solchen patriotischen Eifer zu beleben. An ihrem Geburtstage (10. März) stiftete der König den Orden des ei- sernen Kreuzes, des ehrwürdigen Denkzeichens für kriegerische Auszeichnung in jenein Befreiungskämpfe. Was diese allgemeine Erhebung besonders auszeichnete und was dieselbe für Jahrzehende hinaus, bis in unsere Tage segens- reich gemacht hat, das ist der sittliche Ernst jener Begeisterung, welcher ein ganzes Volk damals über alles Unedle oder Gemeine erhob, und den Geringsten, wie den Höchsten für die edelsten, besten Regungen und Ideen allein empfänglich machte. Alle schlechten Leidenschaften traten zurück vor dem überwältigenden Zug großartigen Strebens, Glaubens und Höffens, und dem ge- sammten Volke wurde eine Weihe von oben zu Theil, wie selten in der Geschichte der Völker. Wie in Preußen, so regte es sich bald auch in andern Theilen Deutschlands; nicht überall konnten die deutschen Stämme sich, wie die Preußen, auf eines geliebten Fürsten Ruf erheben, aber vom ersten Augenblick an eilten Männer und Jünglinge aus

9. Geschichte Schlesiens - S. 69

1836 - Breslau : Max
für Staatsbürger erklärt, und diesen ganz gleich gestellt. — Auch Beförderung der Wissenschaften wurde nicht vergessen. Zu Berlin ward 1810 im Herbst eine Universität eröffnet, und die Universität zu Frankfurt nach Breslau verlegt, mit der katholisch - theologischen Hierselbst vereiniget und am 19. Oktober 1811 eröffnet. § 109. 1810, 19. Juli, wurde das ganze Land durch den Tod der Königin Louise in tiefe Trauer ver- setzt. 1812 sah Niederschlesien französische Heere durch- ziehen gegen Rußland, aber im nächsten Winter auch schon im erbärmlichsten Zustande zurückkommen. Selbst Napo- leon kam am 12. Dezember durch Glogau. Im Januar 1813 kam der König nach Breslau, forderte zu freiwilligem Kriegsdienste auf, verstärkte das Heer, hob alle Ausnahmen vom Kriegsdienste auf, ordnete am 17 März die Landwehr an, am 1z. März schon war Alexander, Kaiser von Ruß- land, nach Breslau gekommen (mit ihm hatte sich der König schon am 27. Februar verbunden), und endlich erschien auch ein Aufruf des Königs unterm 17. Marz an sein Volk und an sein Heer zum Kampf gegen Frankreich. Allgemein ward jetzt die Begeisterung für König und Vaterland, und Alles eilte zu thätiger Mitwirkung zu dem heiligen Zwecke, zur Befreiung von dem schmachvollen Joche französischer Herr- schaft. § 110. Schon im März 1813 rückten muthige Schaa- ren aus Breslau aus nach Sachsen, aber so tapfer sie kämpften am 2. Mai bei Groß - Görschen, am 20. und 21. Mai bei Bautzen, so waren sie doch dem mächtig anrückenden Napoleon nicht gewachsen und zogen sich daher, die Hülfe der Russen erwartend, ins schlesische Gebirge zurück und verschanzten sich bei Pülzen ohnweit Schweidnitz, nachdem sie noch am 26. Mai den Feinden bei Hainau einen bedeu- tenden Verlust zugefügt hatten. Unterdeß war Glogau durch den General Schüler von Senden belagert worden; jetzt aber mußte derselbe die Belagerung aufgeben und sich eiligst

10. Theil 3 - S. 142

1827 - Breslau : Max
142 nonenschuß sein Leben, worauf die Schweden Christian als ihren König annahmen, Viele freilich nur mit bitterm Unwillen. Das geschah 1520, in demselben Jahre, wo Gustav Wasa in der Ge- schichte auftritt. Eigentlich hieß er Gustav Erichson, und stammte von den alten Königen von Schweden ab. Sein Vater war- ein schwedischer Senator, und gab seinem Sohne eine recht gute Erziehung, die das beste Crbtheil ist, welches Eltern ihren Kindern hinterlassen können. Als er erwachsen war, zeichnete er sich im Kriege gegen die verhaßten Danen aus, bis Christian ihn nebst fünf Reichsrathen heimtückischerweise gefangen nahm, und nach Dänemark entführte. Anfangs wurde er in ein enges Gefang- niß in Koppenhagen gesperrt; nachmals aber nahm ihn ein Ver- wandter, Namens Banner, zu sich, und verbürgte sich mit einer Summe von 6000 Thlr. für ihn. Indessen ging der Krieg zwischen Christian und den Schweden fort; Sten Sture wurde, wie schon erzählt, erschossen, und das Land unterwarf sich. Nur Stockholm nicht. Hier stellte sich eine unternehmende Frau, Sten Sture's Wittwe, Christina, an die Spitze, und vertheidigte sieben Monate lang die Stadt gegen alle Angriffe der Schweden, bis sie zuletzt, von Allen verlassen, sich unter- werfen mußte. Erichson erfuhr dies Alles in seinem Verban- nungsorte. „Wie!" dachte er, „eine Frau kämpft so heldenmü- thig für dein Vaterland, und du mußt hier unthätig die Hände in den Schooß legen!" Er beschloß zu fliehen, verschaffte sich Bauernkleidcr, und schloß sich an einige deutsche Viehhändler an, die Ochsen aus Jütland geholt hatten, und ihn als Ochsentrei- der annahmen. So kam er nach Lübeck. Hier war sein Er- stes, daß er sich aufs Rathhaus begab, seinen Namen nannte, und um Schutz bat. Lübeck war damals eine sehr reiche, mäch- tige Stadt, das Haupt der Hanse, und heimlich eine Feindin des Königs von Dänemark. Während die Nathsherren noch überlegten, was zu thun ser/, kam Banner an, um den Flücht- ling zurückzuholen, und verlangte seine Auslieferung. Er schalt den Gustav einen treulosen, undankbaren Menschen; dieser ent- schuldigte sich: er habe fliehen müssen, und würde ihm die ver- bürgte Summe wicdererstatten. Die Nathsherren entschieden endlich für — Banner, und dieser wollte schon mit Erichson
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