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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 61

1897 - Stuttgart : Neff
61 werden sollte; jedoch überwies er für die einzelnen Fälle die Entscheidung, ob es sich um eine Religionssache handle, dem Reichskammergericht (Anfang 1533), und dieses liess. solchen Prozessen, ohne Rücksicht auf die Rechtsverwahrung der Schmal- kaldener (Anfang 1534), ihren Lauf. Karl war von der katho- lischen Mehrheit des Regensburger Reichstags die Verpflichtung auferlegt worden, dafür zu sorgen, dass ein Konzil innerhalb sechs Monaten einberufen werde und binnen Jahresfrist zu- sammentrete. Türkenkrieg. S o 1 i m a n, der einen Angriff auf das Reich plante, war Juli 1532 in Ungarn erschienen, wurde aber drei Wochen lang durch die heldenmütige Verteidigung der Feste Güns aufgehalten. Als Karl nach langem Zögern mit nicht ganz 80000 Mann (worunter 41000 Mann Reichstruppen) von Regensburg aus donauabwärts zog, wagte Soliman keine Hauptschlacht und zog zunächst gegen Graz, dann über Ungarn heim. Auf einen Einmarsch in Ungarn und gegen Zäpolya verzichtete Karl, zum Teil wegen der geringen Neigung Bayerns und der evangelischen Stände, sich für Ferdinand zu bemühen. Karl verliess nach Beendigung des Türkenkrieges November 1532 Deutschland. Juli 1533 schloss Soliman mit Ferdinand Frieden. Die Carolina, .,die peinliche Halsgerichtsordnung; Karls V.“, die 1532 Reichsgesetz wurde, beruhte auf viermaliger Revision der Bamberger Hals- gerichtsordnung von 1507. Durch die „salvatorische Klausel“ (wonach den „alten wohlhergebrachten und billichen Gehreuchen nichts benommen“ sein sollte) wurde dieses Reichsgesetz den partikulären Gewalten annehmbar gemacht. Jahrhundertelang hat die Carolina das deutsche Strafrecht und den Strafprozess beherrscht. Sie war vor allem eine Strafprozessordnung mit Ein- schiebung von (nicht vollständigen) Bestimmungen über das Straf- recht. Das Urteil zu finden war nach ihr ausschliesslich Sache rechts- gelehrter Richter, eine Art oberste Instanz bildete die Aktenversendung an juristische Fakultäten. Das Verfahren war durchaus schriftlich, der Prozess inquisitorisch. Der.beweis wurde erbracht entweder durch die Aussage zweier tauglicher, unverdächtiger Zeugen oder durch das Ge- ständnis des Angeklagten. Genügend festgestellte Indicien hatten nur die Bedeutung, die Anwendung der Folter zu begründen. Als die Folter, zuerst von Friedrich d. Gr. 1740, aufgehoben war, kam es nach und nach dazu, dass auch Indicien zu voller gesetzlicher Strafe führen konnten. Der Strafvollzug war durchaus Sache des Staats. Die „endliche Rechtsthätigung“ schuf einen Schein des alten öffentlichen und mündlichen Prozesses (die Armensünderglocke davon ein Ueberrest).

2. Neue Zeit - S. 67

1897 - Stuttgart : Neff
67 Anspruch nahm, und schloss Mitte 1540 ein Schutz- und Trutz- bündnis mit Frankreich. § 25. Karls V. Zug gegen Tunis, dritter Krieg mit Franz I., Türkenkrieg. Karl gewann an Waffenruhm und persönlichem Ansehen durch die von ihm selbst geleitete, von Portugal und vom Papst Paul Iii. (Farnese: seit Oktober 1534) mit Schiffen unterstützte Expe- dition gegen Tunis, das der griechische Renegat Klieir-ed- Din Barbarossa, als Nachfolger seines Bruders Aroudj Herr von Algier, seit 1518 Lehnsmann, seit 1532 Admiral des os- manischen Sultans, 1533 erobert hatte. Karl nahm Goletta und einen Monat später Tunis, wo er den früheren islamitischen Herrscher wieder einsetzte (1535). Aber Barbarossa ent- kam nach Algier, von wo er sehr bald seine Raubzüge nach spanischem Gebiet wieder aufnahm. Trotz seiner engen Beziehungen mit dem Sultan (1535 Handelsverträge, Kapitulationen) hatte Franz diese Expedition zu einem Angriff auf Karl nicht benützt. Nach dem Tode Franz Sforza’s (November 1535) weigerte sich Karl, Franz’ zweiten Sohn mit Mailand zu belehnen. Franz begann den Krieg 1536 durch Besetzung Piemonts, auf das er ihm vererbte Ansprüche seiner verstorbenen Mutter geltend machte. Er war jetzt offen mit Soliman verbündet und es kam zu gemeinsamen Operationen. Dies nötigte Paul Iii. (Farnese) trotz inneren Widerstrebens immer mehr dazu, Karl zu begünstigen. Nach dem Scheitern zweier Invasionen in Frankreich, einer im Norden, der andern im Süden, und einem Einfall der Franzosen in Artois kam durch persönliche Vermittelung Pauls Iii. Juni 1538 ein zehnjähriger Waffenstillstand in Nizza auf Grundlage des status quo zu stände; von Piemont blieben 2/3 in Händen Frankreichs, Vs behielt Karl. Karl und Franz kamen Mitte Juli in Aigues- Mortes zusammen, aber die Zusagen, die Franz hier dem Kaiser in betreff gemeinsamen Vorgehens gegen die „Abgewichenen“ und die Türken machte, wurden von Karl nach Wert und Trag- weite übertrieben dargestellt. Karl konnte 1540 durch Frank- reich reisen, um das aufständische Gent zu züchtigen; aber er belehnte Oktober 1540 seinen Sohn Philipp mit Mailand. Spanien hatte sich seit 1505—10 verschiedener Küstenpunkte von Oran bis Tripolis bemächtigt, aber seit 1516 folgten Verluste auf Verluste. Barba- rossa suchte von 1580 an wiederholt spanisches Küstengebiet furchtbar heim. Goletta blieb spanisch, Tunis von Spanien abhängig bis 1574. — Der Kaiser und Venedig wurden seit 1537 zur See von Soliman und Barba- rossa bekriegt, Apulien schwer verwüstet, ein Heer Ferdinands

3. Neue Zeit - S. 56

1897 - Stuttgart : Neff
Das Marburger Religionsgespräch (Oktober 1529) führte zu keiner Einigung in der Auffassung des Abendmahls; die auf Bemühen des Landgrafen und der Schweizer verein- barten 14 Marburger Artikel konnten die dogmatische Grundlage einer Einigung nicht bilden, da ihre von Luther bald darauf vor- genommene Umformung in die 17 Schwabacher Artikel, die den Gegensatz gegen den Zwinglianismus scharf hervorhoben, vom Kurfürsten als unerlässliche Bedingung einer Einigung aufgestellt, aber von den meisten oberdeutschen Städten abgelehnt wurde; nur Nürnberg, Reutlingen und Heilbronn waren zur Annahme bereit. Der Türkenkrieg’. Zäpolga, der enge Verbindungen auch mit Franz I. unterhielt, hatte sich mit Soliman verbündet und huldigte Soliman, als dieser mit einem 20000u Mann starken Heer erschien, auf dem Schlachtfelde von Mohacs. Von Ofen aus, das ein kleines Häuflein deutscher Landsknechte sechs Tage lang verteidigt hatte, erschien Soliman 26. September 1529 vor Wien; nach zweimaligem vergeblichen Sturm zog er aber Mitte Oktober wieder ab und setzte in Ofen Zäpolya als König ein. Die Anfang September in Krems gesammelte Reichsarmee hatte nichts zur Entsetzung Wiens geleistet. Luther hatte in einer „Heerpredigt wider die Türken“ zu einem allgemeinen National- krieg aufgefordert; Sachsen hatte gerüstet, aber Hessen nicht. § 21. Der Augsburger Reichstag. Karl hoffte die Unterdrückung der Ketzerei auf friedlichem Wege (zunächst wohl durch Spaltung der „Abgewichenen") zu erreichen und wollte auch den altgläubigen Reformfreunden genügen; von Bologna aus hatte er sich bereit erklärt, „eines jeglichen Opinion und Meinung zu vernehmen und fleissiglich zu bewegen“. Auf dem Reichstag in Augsburg (Juni bis November 1530) überreichten 25. Juni die protestierenden Fürsten von 1529 und die Städte Nürnberg und Reutlingen (später traten noch bei: Weissenburg, Heilbronn, Kempten und Windsheim) die, wesentlich von Melanclithon verfasste, Con- fessio Augustana, deren deutscher Text der kursächsische Kanzler verlas. Dieses Bekenntnis führte den Nachweis, dass die Protestierenden trotz ihrer Neuerungen zur katholischen Kirche gehören; es hob möglichst die Uebereinstimmung mit dem alten Glauben und den Gegensatz gegen die Zwinglianer hervor, manche Lehren, z. B. das Priestertum der Gläubigen, Ver- werfung des Papsttums waren gar nicht berührt. Die vier Städte Strassburg, Konstanz, Memmingen, Lindau reichten 12. Juli ein eigenes Bekenntnis (Tetrapolitana)

4. Neue Zeit - S. 133

1897 - Stuttgart : Neff
133 lischen Kirche bei Strafe der Acht, diese wurde 1598 durch spanische und jülich-clevesche Truppen, nicht ohne zahlreiche Austreibungen und Konfiskationen, erzwungen. Ein Nachspiel der Kölner Stiftsfehde, die durch Doppelwahl veranlasste Strass- burger Stiftsfehde (seit 1592) endete damit, dass der Kardinal Karl von Lothringen 1599 vom Kaiser bestätigt wurde und dessen elfjährigen Vetter Leopold (seit 1598 Koadjutor von Passau) zum Koadjutor erhielt; der protestantische Administrator Johann Georg, Sohn des Kurfürsten von Brandenburg, verzichtete 1604 gegen eine Geldentschädigung. Untergang des livländisehen Ordensstaates. Der Schwertorden hatte sich nach der Säkularisation Ostpreussens vom Deutschorden gelöst. Der Ordensstaat, der die Oberherrlichkeit des Kaisers und des Papstes an- erkannte, war ein loses Gefüge. Neben dem Orden, der dem Namen nach Souverän des ganzen Landes war und unmittelbar den grössten Teil des Ge- biets besass, gab es geistliche Fürstentümer (Riga, Dorpat, Oesel, Reval, Kurland oder Pilten), weltliche Ritter mit grossen Ländereien und selbständige Städte: Riga, Dorpat, Reval. Die sehr abhängige esthnische (finnische) oder lettische Bauernschaft war nicht germanisiert worden. Die Refor- mation der Städte und dann der Ritter steigerte noch den Mangel an Zu- sammenhalt. Auf die Gebiete des Ordens, von deren Zusammenhang mit dem Reiche und deren Unabhängigkeit die maritime Stellung der deutschen See- städte abhing, musste jede Macht ihr Auge werfen, die ein dominium maris Baltici erstrebte; insbesondere waren sie für Russland wichtig als Mittel, um durch den Besitz von Ostseehäfen zu freier wirtschaftlicher Entfaltung zu gelangen, und später als Brücke zum Eingreifen in die mitteleuropäischen Verhältnisse. Iw anderschreckliche (1534—1584), dererste„Tsa r“, der (die bis dahin tatarisch-islamitischen) Kasan und Astrachan erobert, die Don’schen Kosaken unter seine Schutzherrschaft gebracht hatte, und unter dem die Eroberung Sibiriens begann, brach 1558 und 1560 mit gewaltiger Macht im Ordensgebiet ein. Da vom Reiche keine Hilfe kam und Polen, unter dessen Schutz sich der Orden und der Erzbischof von Riga gestellt hatten, nicht ausgiebig half, kamen durch Kauf die Stifter Oesel, Reval und Kur- land an den Dänenkönig, Esthland und Stadt Reval begaben sich 1560 unter die Oberherrschaft schwedens, und der Heermeister I Gothard von Ketteier übergab 1561 Livland an Polen und be- hielt das Gebiet links der Düna als erbliches Herzogtum Kurland unter polnischer Oberlehnshoheit, Iwan blieb Narwa. Die Kämpfeiwans gegenpolenund seine Verbündeten, Däne- mark und Lübeck, später Schweden, endeten damit, dass Russland 1582 in einem durch den Jesuiten Poissevin vermittelten zehnjährigen Waffen- stillstand mit Polen alle livischen Besitzungen und in einem dreijährigen Waffen- stillstand mit Schweden Esthland und Earwa aufgab. Das Reich hatte für das bedrängte Deutschtum dieser Gebiete so gut wie nichts gethan. Der Kampf zwischen Schweden und Polen, der vor allem durch den Streit um [ diese Gebiete verursacht war, ermöglichte es später den Moskowitern, sich [ hier festzusetzen. Die Türkenkriege. Ungarn und Siebenbürgen. In einem auf i acht Jahre geschlossenen Frieden trat Ferdinand 1562 an Zäpolya Sieben- bürgen, an die Türkei Temeswdr (zweites Paschalik) ab und verpflichtete sich zur Tributzahlung. Nach seinem Tode verursachten Kämpfe Zäpolyas gegen Max einen grossen Angriff Solimans, der vor dem durch Zriny heldenmütig

5. Neue Zeit - S. 134

1897 - Stuttgart : Neff
— 134 — verteidigten Szigeth, 71 Jahre alt, starb (1566). Nach dem Pall Szigeths zog das türkische Heer sich zurück, und es wurde ein Friede auf acht Jahre auf Grundlage des status quo geschlossen. (Ueber die türkische Eroberung Cyperns und die Niederlage bei Lepanto s. S. 110.) Grössere und kleinere Grenzüberfälle, meist von seiten der Türken bzw. Siebenbürgens, wiederholten sich während des äusserlichen Friedenszustandes. Die Gefahr eines grossen Türkenkrieges, die infolge der Wahl Maximilians durch einen Teil der Polen (1575) eintrat, verschwand mit dessen baldigem Tode. Schon unter Ferdinand begann die systematische Ansiedelung von Serben („Uskoken“), die steuerfrei blieben, eine Grenzwacht bildeten und gegen Sohl zu Kriegs- diensten verpflichtet waren, im südlichen Grenzgebiet des habsburgischen Ungarn. Die Türkei griff, obwohl 1590 der Friede auf längere Frist erneuert worden war, 1598 wieder an. Als 1595 durch Abfall Sigmund Bathorys, der Moldau und der Rumänen die Türken von schweren Verlusten betroffen worden waren, zog Mohammed Iii. 1596 selbst aus, nahm Erlau und behauptete es in dreitägiger Schlacht bei Keresztes (an der Theiss). Nach einigen Jahren überwiegender Erfolge gestaltete sich der Krieg immer un- günstiger für die Kaiserlichen (1600 Verlust Kanicskus, der Vormauer Steier- marks), auch infolge des Missregiments, der schweren Ausschreitungen der Söldner und der politischen und konfessionellen Bedrückung im habsburgischen Ungarn und in Siebenbürgen, das Bathory 1597 an Rudolf abgetreten hatte. In Siebenbürgen warf sich der Magyare Stephan Böeskay als Fürst auf, indem er-»sich an die Türken anlehnte; er besiegte ein habsburgisches Heer und bestimmte die (zum Teil deutsche) Stadt Kaschau in Oberungarn, der jede protestantische Religionsausübung untersagt und ihr umfassender Besitz an Landgebiet abgesprochen worden war, ihm beizutreten. Ein ungarischer Reichstag ernannte ihn zum Fürsten von Ungarn und Siebenbürgen; bald darauf be- stätigte ihn der Sultan als König von Ungarn-Siebenbürgen. Die Erhebung Böeskays ermöglichte den schon länger erschöpften Türken, obwohl sie durch Aufstände in Kleinasien und einen gefährlichen Krieg gegen das schiitische Persien (Abhas d. Gr. 1586—1628) in Anspruch genommen waren, wieder Fortschritte zu machen. Erzherzog Matthias schloss im Namen seines Bruders Rudolf Anf. 1606 mit den ungarischen Ständen und Böeskay in Wien einen Friedensvertrag, der den Adeligen, den Freistädten und den königlichen Marktflecken, sowie den Grenztruppen freie Religionsübung (d. h. katholische oder lutherische oder calvinistische) zusicherte, den Ständen Aussicht auf Sicherung ihrer Freiheiten bot und Böeskay (f 1610) das Fürstentum Siebenbürgen samt nördlichen und nord- westlichen Grenzgebieten zuerkannte (etwa 2000 Q.-M. gegen 1200 Q.-M. des österreichischen Ungarns). Gegen Ende des Jahres 1606 schloss Matthias einen zwanzigjährigen Waffenstillstand mit den Türken auf der für diese günstigen Grundlage des status quo, aber ohne Verpflichtung zu jährlichem Tribut. Seit 1610 gab es vier ungarische Pa- schaliks: Ofen, Temeswär, Kanicska und Erlau.

6. Neue Zeit - S. 249

1897 - Stuttgart : Neff
249 neutral. Der alternde Prinz Eugen konnte mit seinem schwachen Heer nicht hindern, dass die Franzosen 1733 Lothringen und Kehl, 1734 Trier und Philippsburg eroberten, zumal da Bayern rüstete. In Italien eroberten 1734 die Franzosen und Sardinier die Lombardei bis auf Mantua, die Spanier unter Don Carlos von Toskana aus fast ganz Neapel und Sicilien. 1735 kam es bei der matten Kriegführung beider Teile zu keinen wichtigen kriegerischen Ereignissen. 3. Oktober 1735 schloss der Kaiser, über den Kopf seiner Bundesgenossen hinweg, den Wiener Präliminarfrieden: Friedrich August wurde als König von Polen anerkannt, Lesczynski erhielt seine Güter in Polen zurück, behielt den Königstitel und bekam das Herzogtum Lothringen, das nach seinem Tod an Frankreich fallen sollte; Frankreich garantierte die pragmatische Sanktion. Herzog Franz Stephan von Lothringen, der künftige Gemahl der ältesten Tochter Karls Vi. Maria Theresia, wurde durch das Grossherzogtum Toskana ent- schädigt; Oesterreich erhielt Parma und Piacenza, musste aber an Don Carlos das Königreich Neapel und Sicilien, als spanisch - bourbonische Sekundogenitur, die nie mit Spanien vereinigt werden sollte, an Sardinien die westliche Lombardei mit Novara und Tortona abtreten. 1736 traten die andern Mächte dem Frieden bei, zuletzt auch das Deutsche Reich, das die übrigen Eroberungen der Franzosen zurückerhielt, aber Lothringen end- gültig verlor. Der russisch - österreichische Türkenkrieg 1736 — 39. Russland, infolge von Grenzverletzungen der Krimtataren seit 1736 im Krieg mit der Türkei, verlangte von Oesterreich die vertragsmässige Bundeshilfe; nach dem vergeblichen Versuch einer Friedens Vermittelung trat Karl Vi., in der Hoffnung, auf Kosten der Türkei die erlittenen Verluste zu ersetzen, 1737 selbständig in den Krieg ein. Aber dieser Krieg wurde von den österreichischen Feldherrn so unglücklich geführt, dass die Türken nach ihrem Sieg bei Krozka 1739 Belgrad belagern konnten’, der übereilt geschlossene Friede von Belgrad (September 1739) lieferte den Türken Orsöwa, Belgrad und den österreichischen Teil der kleinen Walachei aus; Oesterreich behielt von den Erwerbungen des Friedens von Passarowitz nur das Banat. Nun schloss auch Russland, dessen Heere unter Münnich zwar glänzende Kriegsthaten ausgeführt, aber keine nachhaltigen Erfolge errungen hatten, angesichts drohender kriegerischer Verwicklungen mit Schweden Frieden: es erhielt Asoiv zurück, aber mit geschleiften Festungswerken und ohne das Recht freier Schiffahrt auf dem Asowschen und Schwarzen Meer. h ■ •

7. Neue Zeit - S. 221

1897 - Stuttgart : Neff
221 ■ den „vorderen“, durch eine Assoziation verbundenen Kreisen durchgeführt, die kein grösseres „Haustruppen“ unterhaltendes Territorium hatten. Dagegen bot die Laxenburger Allianz des fränkischen und oberrheinischen Kreises mit dem Kaiser (Juni J682), noch mehr der Anschluss Max Emanuels von Bayern (1679—1726), der ein stehendes Heer zu schaffen begann, durch eine Defensivallianz Anfang 1683, sowie derjenige Ernst Augusts von Hannover und die freundliche Stellung Johann Georgs in. von Kursachsen (1680—91) die Aussicht erfolgreichen Wider- standes. Aber der Türkenkrieg und die Haltung Kurbranden- burgs bestimmten den lange widerstrebenden Kaiser einzuwilligen, dass 15. August 1684 das Reich im Waffenstillstand von Regens- I .bürg Ludivig auf 20 Jahre den Besitz aller bis zum 1. August 1681 weggenommenen Gebiete zuerkannte, sowie den Luxemburgs, das Yauban nach einer Kriegserklärung den Spaniern abgenommen und Spanien selbst auf so lange abgetreten hatte. Zweiter Türkenkrieg Leopolds I. 1683—89. Entsetzung Wiens. Misserfolge den Russen, wie früher den Polen gegenüber wollte der Grossvesier Kara Mustüpha, auch um sich zu be- haupten, durch einen grossen Kriegszug gegen Oester- I reich — den letzten Vorstoss der Osmanen nach Mitteleuropa — wieder gut machen. Tököly, 1682 vom Sultan zum Herrscher i Ungarns proklamiert, war bereit, mit seinen „Kuruzzen“ die i Türken zu unterstützen. Der Kaiser fand angesichts der j Gefahr finanzielle und diplomatische Hilfe beilnnocenz Xi.; Johann Sobieski, vom französischen Gängelband sich be- [ freiend, schloss 31. März 1683 ein enges Waffenbündnis mit dem Kaiser. Sommer dieses Jahres kam Zuzug vom fränkisch- • rheinischen Kreis, Johann Georg ni. von Kursachsen führte Is 10000 Mann, ebensoviel Max Emanuel von Bayern herbei. Sehr I grosse Truppenhilfe, die Ludwig Xiv. anbot, hatte Leopold i klugerweise abgelehnt. Kurbrandenburg sandte Johann Sobieski I 1200 Mann zu, die aber erst nach Wiens Befreiung eintrafen I und mitwirkten. Den etwa 200000 Türken hatte der Kaiser I nur 40000 Mann entgegenstellen können, so dass eine offene I Feldschlacht unmöglich war. Das seit 17. Juli von den Türken I eingeschlossene, von Rüdiger von Starhemberg mit etwa 20000 I Mann verteidigte Wien wurde im letzten Augenblicke durch ■ den Sieg am Kahlenberg, 12. September 1683, an dem Karl I von Lothringen mindestens ebensoviel Anteil hatte, als Johann I Sobieski, entsetzt. Ende Oktober wurde noch Gran erobert. I März 1684 schloss der Kaiser mit dem Papst, Venedig, Polen I und Malta eine heilige Liga. Eine Kreuzzugsstimmung ging [ noch einmal durch die christliche Welt (1686 schloss auch Russ- I

8. Neue Zeit - S. 228

1897 - Stuttgart : Neff
228 ln Ii > L j /, I \ fi i t- V verzichtet, ebenso auf die beanspruchten pfälzischen Gebiete. Clemens blieb Erzbischof von Köln, und Leopold von Lothringen erhielt sein Herzogtum wieder (ohne Marsal, Longwy und Saarlouis). Ryswieker Klausel. Hannovers Kurfürstentum. Karl August von Kursaelisen, König von Polen. Mehr auf Betreiben des Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm 1690—1716, als aus eigenem Antrieb erzwangen die Franzosen gegen Ende der Verhandlungen die Einfügung einer Klausel des Inhalts, dass in den Orten, die Frankreich zurückzugehen habe, die katholische Religion im gegenwärtigen Zustand verbleiben solle. Diese Klausel diente Johann Wilhelm und seinem Bruder Karl Philipp (1716—1742) dazu, ihre vielfache Einschränkung und Verfolgung des Protestantismus rechtlich zu beschönigen. Seitdem die Kur-Pfalz 1685 in katholische Hände gekommen war, begann man (insbesondere Leibniz) für Errichtung einer Hannoverschen Kur Stimmung zu machen. Die Bemühungen Ernst Augusts von Hannover (Kalenberg), eine dritte, neutrale Partei zu bilden, nötigten den Kaiser, ihn Ende 1692 feierlich mit der Kur zu belehnen, nachdem Ernst August und sein Bruder Georg Wilhelm von Celle sich verpflichtet hatten, gegen die Türken und auch gegen Frankreich auf eigene Kosten ansehnliche Truppen zu stellen, und eine „Ewige Union“ zwischen dem Kaiser und dem braun- schweig-lüneburgischen Hause, insbesondere in Hinsicht auf die spanische Erb- folge, abgeschlossen war. Die feierliche Aufnahme Hannovers (des Kurfürsten Georg Ludwig, 1698—1727, seit 1705 auch Herrn von Celle) in das Kurfürsten- kollegium erfolgte jedoch infolge Widerstrebens der katholischen Fürsten, aber auch der Braunschweiger Linie der Welfen, erst kraft Reichstagsbeschlusses September 1708. Das Gebiet des neuen Kurfürstentums war vermehrt durch das Herzogtum Lauenburg, das Georg Wilhelm von Celle nach dem Aussterben der askanischen Herzoge 1689 besetzt hatte; 1716 erfolgte die kaiserliche Belehnung. Das Kurhaus Sachsen wurde dagegen katholisch. Als Bewerber um die polnische Königskrone trat nach dem Tode Sobieskis Friedrich August, seit 1694 Kurfürst von Sachsen, auf und wurde dann auch von Wien unterstützt. Er trat 1. Juni 1697 bei Wien zur katholischen Kirche über; es gelang ihm durch Geld, Entfaltung militärischer Macht und glänzende Verheissungen, dem französischen Gegenkönig Prinzen von Conti das Betreten Polens unmöglich zu machen; 15. September wurde er in Krakau gekrönt. Kursachsen behielt jedoch die Direktion des corpus Evangelicorum. § 68. Der zweite Türkenkrieg Leopolds V. von 1690—1699. Die Türken eroberten unter Führung des neuen Gross- vesiers Mustafa Köprili 1690 alles Gebiet südlich von der Donau und Save, (Oktober) auch Belgrad wieder; beim türkischen Heere befanden sich viele französische Genie- und Artillerieoffiziere. Jedoch verdrängte Ludwig von Baden den „Fürsten von Siebenbürgen“ Tököly wieder aus diesem Lande und erfocht 19. August 1691 unter Mitwirkung von Kurbrandenburgern den für die Türken äusserst verlustreichen Sieg bei Salankeinen (zwischen Belgrad und Peterwardein); Mustafa Köprili selbst fiel. Mitte 1692 eroberten die Kaiserlichen

9. Neue Zeit - S. 229

1897 - Stuttgart : Neff
229 I Peterwardein. Lange wurde nun der Krieg von den Kaiserlichen mit geringem Nachdruck und Erfolg geführt (1695—97 Fried- rich August der Starke von Sachsen Oberfeldherr). 1695 und 96 erlangten die Türken (Sultan Mustafa П. 1695—1703) wieder Erfolge. Prinz Eugen von Savoyen, Mitte 1697 mit dem Oberbefehl betraut, organisierte rasch das zerrüttete Heer, ordnete die Verproviantierung, schlug einen oberungarischen Auf- stand nieder und errang 11. September 1697 den bedeutenden Sieg beizenta an der Theiss über das vom Sultan selbst ge- führte türkische Heer, das gewaltige Verluste erlitt; er brannte auf einem Streifzug nach Bosnien Serajewo nieder. Aber infolge schwerer Erschöpfung der kaiserlichen Kräfte, besonders der Finanzen, kam es zu keinen bedeutenderen Erfolgen mehr. Unter Vermittlung der Seemächte folgte einem Oktober 1698 abge- schlossenen Waffenstillstand Januar 1699 der Friede von Karlöwitz. An Oesterreich trat die Türkei Ungarn mit Ausnahme des Banats, Siebenbürgen und den grössten Teil Slavoniens ab, an Polen Kameniec, Podolien und die westliche Ukraine, an Venedig dalmatisches Gebiet, Morea (ohne Korinth), die Inseln Santa Maura und Aegina. Ansehnliche militärische Kräfte und ein Gegengewicht gegen die Magyaren gewann Oesterreich durch die Einivanderung grosser Massen von Serben in die dünnbevölkerten Gebiete zwischen Save und Drave. In Ungarn und Siebenbürgen kam es, zum Teil infolge des harten und der Verfassung wie den Rechten des Protestantismus feind- seligen habsburgisclien Regiments bald wieder zu Aufständen (Franz Ii. Räköczy). Prinz Eugen, geb. 18. Oktober 1663 (f 1736), entstammte der Neben- linie Carignan des Hauses Savoyen. Seine Mutter, Olympia Maneini, Gross- nichte Mazarins (erste Jugendliebe Ludwigs Xiv.) musste nach dem Tode ihres Gemahls (1673) nach Brüssel flüchten und durfte Frankreich nicht mehr betreten. Ludwig Xiv. hatte ihn zur kirchlichen Laufbahn bestimmt und verschloss ihm die militärische. Er trat deshalb 1683 in österreichische Dienste, zeichnete sich schon in diesem Jahre, noch mehr bei den Be- lagerungen von Ofen und Belgrad aus. Er besass entschlossene und feurige Thatkraft, strategischen Scharfblick und mildes, menschenfreundliches Wesen dem gemeinen Manne gegenüber. Er war nicht bloss gross als mili- tärischer Organisator und Führer, sondern auch als Staats- mann. I

10. Neue Zeit - S. 358

1897 - Stuttgart : Neff
358 aufgezählt waren, und einem Aufruf an die Völker Deutschlands zur Wiedergewinnung ihrer Freiheit ging das österreichische Heer unter Erzherzog Karl am 9. April 1809 über den Inn. Gleich- zeitig erhoben sich die Tiroler, die um jeden Preis von Bayern los und zu Habsburg zurück wollten, unter dem Sandwirt Andreas Hofer, Joseph Speckbacher u. a., und schon am 12. April war Tirol bis auf Kufstein frei. Aber Erzherzog Karl, der seinen anfänglichen Vorsprung nicht benützt hatte, wurde von Napoleon, in den Gefechten bei Tann, Abensberg, Landshut, Eggmühl und Regensburg schwer geschlagen und zum Rückzug nach Böhmen genötigt. Die Folge war, dass die er- hoffte Erhebung Norddeutschlands sich auf vereinzelte Aufstände beschränkte, die auf den Gang der Dinge nicht wesentlich ein- wirkten und unterdrückt wurden1), dass Erzherzog Johann nach anfänglichen Erfolgen gegen den Vizekönig von Italien sich unter jetzt unglücklichen Gefechten der ungarischen Grenze zu zurückzog, und dass Tirol bis zum Brenner wieder von den Franzosen und Bayern unter argen Greueln besetzt wurde. Im Grossherzogtum Warschau kämpfte Erzherzog Ferdinand gegen die Polen unter Poniatowski (einem Neffen des letzten polnischen Königs) mit wechselndem Glück, während das russische Hilfs- korps (s. S. 356) unthätig blieb. Napoleon war am 13. Mai in Wien eingezogen: von Schönbrunn aus erliess er einen wirkungs- losen Aufruf an die Ungarn und verfügte 17. Mai als „Nachfolger Karls des Grossen “ die Vereinigungroms als zweiter Haupt- stadt mit dem Kaiserreich (da der Papst sich weigerte, der weltlichen Herrschaft zu entsagen, wurde er 6. Juli ver- haftet und zuerst nach Frankreich, dann nachsavona gebracht). Napoleons Versuch, von der Insel Lobau (unterhalb Wiens) aus den Uebergang über die Donau zu erzwingen, wurde von Erzherzog Karl in der blutigen Schlacht bei Aspern (21. und) 22. Mai 1809 siegreich vereitelt; und am 30. Mai zogen die Tiroler Schützen nach dem Sieg am Iselberg wieder in Inns- bruck ein, gleichzeitig befreiten sich die Vorarlberger und be- drohten das Allgäu. Aber Erzherzog Karl versäumte es, sei- 9 Ein Aufstand im Königreich Westfalen scheiterte sofort (April). Der preussische Major Schill führte auf eigene Faust seine Husaren in den Krieg, warf sich in die Stadt Stralsund und fiel bei der Erstürmung der Stadt durch dänische und westfälische Truppen 31. Mai; von seinen überlebenden Leuten wurden die Offiziere standrechtlich erschossen, die Gemeinen, soweit sie sich nicht durchschlugen, auf französische Galeeren gebracht. Der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, Sohn des Besiegten von Auerstädt, schlug sich mit seiner „schwarzen Schar“, nach anfänglichen Erfolgen in Sachsen, in helden- haften Kämpfen nach Elsfleth an der Nordseeküste durch, wo ihn englische Schiffe aufnahmen (7. August).
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