61
werden sollte; jedoch überwies er für die einzelnen Fälle die
Entscheidung, ob es sich um eine Religionssache handle, dem
Reichskammergericht (Anfang 1533), und dieses liess. solchen
Prozessen, ohne Rücksicht auf die Rechtsverwahrung der Schmal-
kaldener (Anfang 1534), ihren Lauf. Karl war von der katho-
lischen Mehrheit des Regensburger Reichstags die Verpflichtung
auferlegt worden, dafür zu sorgen, dass ein Konzil innerhalb
sechs Monaten einberufen werde und binnen Jahresfrist zu-
sammentrete.
Türkenkrieg. S o 1 i m a n, der einen Angriff auf das Reich
plante, war Juli 1532 in Ungarn erschienen, wurde aber drei
Wochen lang durch die heldenmütige Verteidigung der Feste
Güns aufgehalten. Als Karl nach langem Zögern mit nicht
ganz 80000 Mann (worunter 41000 Mann Reichstruppen) von
Regensburg aus donauabwärts zog, wagte Soliman keine
Hauptschlacht und zog zunächst gegen Graz, dann über
Ungarn heim. Auf einen Einmarsch in Ungarn und gegen
Zäpolya verzichtete Karl, zum Teil wegen der geringen Neigung
Bayerns und der evangelischen Stände, sich für Ferdinand zu
bemühen. Karl verliess nach Beendigung des Türkenkrieges
November 1532 Deutschland. Juli 1533 schloss Soliman mit
Ferdinand Frieden.
Die Carolina, .,die peinliche Halsgerichtsordnung; Karls V.“, die 1532
Reichsgesetz wurde, beruhte auf viermaliger Revision der Bamberger Hals-
gerichtsordnung von 1507. Durch die „salvatorische Klausel“ (wonach den
„alten wohlhergebrachten und billichen Gehreuchen nichts benommen“ sein
sollte) wurde dieses Reichsgesetz den partikulären Gewalten annehmbar gemacht.
Jahrhundertelang hat die Carolina das deutsche Strafrecht und den Strafprozess
beherrscht. Sie war vor allem eine Strafprozessordnung mit Ein-
schiebung von (nicht vollständigen) Bestimmungen über das Straf-
recht. Das Urteil zu finden war nach ihr ausschliesslich Sache rechts-
gelehrter Richter, eine Art oberste Instanz bildete die Aktenversendung
an juristische Fakultäten. Das Verfahren war durchaus schriftlich,
der Prozess inquisitorisch. Der.beweis wurde erbracht entweder durch
die Aussage zweier tauglicher, unverdächtiger Zeugen oder durch das Ge-
ständnis des Angeklagten. Genügend festgestellte Indicien hatten nur die
Bedeutung, die Anwendung der Folter zu begründen. Als die Folter, zuerst
von Friedrich d. Gr. 1740, aufgehoben war, kam es nach und nach dazu, dass
auch Indicien zu voller gesetzlicher Strafe führen konnten. Der Strafvollzug
war durchaus Sache des Staats. Die „endliche Rechtsthätigung“ schuf einen
Schein des alten öffentlichen und mündlichen Prozesses (die Armensünderglocke
davon ein Ueberrest).
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Soliman Karl Karl Ferdinand Karl Karl Ferdinand Karls Friedrich_d Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Graz Ungarn Bayerns Deutschland Karls
67
Anspruch nahm, und schloss Mitte 1540 ein Schutz- und Trutz-
bündnis mit Frankreich.
§ 25. Karls V. Zug gegen Tunis, dritter Krieg mit Franz I.,
Türkenkrieg.
Karl gewann an Waffenruhm und persönlichem Ansehen durch
die von ihm selbst geleitete, von Portugal und vom Papst Paul Iii.
(Farnese: seit Oktober 1534) mit Schiffen unterstützte Expe-
dition gegen Tunis, das der griechische Renegat Klieir-ed-
Din Barbarossa, als Nachfolger seines Bruders Aroudj Herr
von Algier, seit 1518 Lehnsmann, seit 1532 Admiral des os-
manischen Sultans, 1533 erobert hatte. Karl nahm Goletta
und einen Monat später Tunis, wo er den früheren islamitischen
Herrscher wieder einsetzte (1535). Aber Barbarossa ent-
kam nach Algier, von wo er sehr bald seine Raubzüge nach
spanischem Gebiet wieder aufnahm.
Trotz seiner engen Beziehungen mit dem Sultan (1535
Handelsverträge, Kapitulationen) hatte Franz diese Expedition
zu einem Angriff auf Karl nicht benützt. Nach dem Tode Franz
Sforza’s (November 1535) weigerte sich Karl, Franz’ zweiten
Sohn mit Mailand zu belehnen. Franz begann den Krieg 1536
durch Besetzung Piemonts, auf das er ihm vererbte Ansprüche
seiner verstorbenen Mutter geltend machte. Er war jetzt offen
mit Soliman verbündet und es kam zu gemeinsamen Operationen.
Dies nötigte Paul Iii. (Farnese) trotz inneren Widerstrebens
immer mehr dazu, Karl zu begünstigen. Nach dem Scheitern
zweier Invasionen in Frankreich, einer im Norden, der andern
im Süden, und einem Einfall der Franzosen in Artois kam durch
persönliche Vermittelung Pauls Iii. Juni 1538 ein zehnjähriger
Waffenstillstand in Nizza auf Grundlage des status
quo zu stände; von Piemont blieben 2/3 in Händen Frankreichs,
Vs behielt Karl. Karl und Franz kamen Mitte Juli in Aigues-
Mortes zusammen, aber die Zusagen, die Franz hier dem Kaiser
in betreff gemeinsamen Vorgehens gegen die „Abgewichenen“
und die Türken machte, wurden von Karl nach Wert und Trag-
weite übertrieben dargestellt. Karl konnte 1540 durch Frank-
reich reisen, um das aufständische Gent zu züchtigen; aber er
belehnte Oktober 1540 seinen Sohn Philipp mit Mailand.
Spanien hatte sich seit 1505—10 verschiedener Küstenpunkte von Oran
bis Tripolis bemächtigt, aber seit 1516 folgten Verluste auf Verluste. Barba-
rossa suchte von 1580 an wiederholt spanisches Küstengebiet furchtbar heim.
Goletta blieb spanisch, Tunis von Spanien abhängig bis 1574. — Der Kaiser
und Venedig wurden seit 1537 zur See von Soliman und Barba-
rossa bekriegt, Apulien schwer verwüstet, ein Heer Ferdinands
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Extrahierte Personennamen: Karls_V. Franz_I. Franz_I. Karl Karl Barbarossa Barbarossa Karl Karl Goletta Barbarossa Barbarossa Franz Franz Karl Karl Franz
Sforza’s Franz Karl Karl Franz Franz Karl Karl Karl Franz Franz Franz Franz Karl Karl Karl Philipp Philipp Goletta Soliman
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Karls Tunis Portugal Tunis Algier Tunis Algier Mailand Frankreich Nizza Frankreichs Mailand Spanien Oran Tripolis Tunis Spanien Venedig Barba- Apulien
Das Marburger Religionsgespräch (Oktober 1529) führte
zu keiner Einigung in der Auffassung des Abendmahls;
die auf Bemühen des Landgrafen und der Schweizer verein-
barten 14 Marburger Artikel konnten die dogmatische Grundlage
einer Einigung nicht bilden, da ihre von Luther bald darauf vor-
genommene Umformung in die 17 Schwabacher Artikel, die den
Gegensatz gegen den Zwinglianismus scharf hervorhoben, vom
Kurfürsten als unerlässliche Bedingung einer Einigung aufgestellt,
aber von den meisten oberdeutschen Städten abgelehnt wurde; nur
Nürnberg, Reutlingen und Heilbronn waren zur Annahme bereit.
Der Türkenkrieg’. Zäpolga, der enge Verbindungen auch
mit Franz I. unterhielt, hatte sich mit Soliman verbündet und
huldigte Soliman, als dieser mit einem 20000u Mann starken Heer
erschien, auf dem Schlachtfelde von Mohacs. Von Ofen aus,
das ein kleines Häuflein deutscher Landsknechte sechs Tage
lang verteidigt hatte, erschien Soliman 26. September 1529
vor Wien; nach zweimaligem vergeblichen Sturm zog er aber
Mitte Oktober wieder ab und setzte in Ofen Zäpolya als König
ein. Die Anfang September in Krems gesammelte Reichsarmee
hatte nichts zur Entsetzung Wiens geleistet. Luther hatte in einer
„Heerpredigt wider die Türken“ zu einem allgemeinen National-
krieg aufgefordert; Sachsen hatte gerüstet, aber Hessen nicht.
§ 21. Der Augsburger Reichstag.
Karl hoffte die Unterdrückung der Ketzerei auf friedlichem Wege
(zunächst wohl durch Spaltung der „Abgewichenen") zu erreichen
und wollte auch den altgläubigen Reformfreunden genügen;
von Bologna aus hatte er sich bereit erklärt, „eines jeglichen
Opinion und Meinung zu vernehmen und fleissiglich zu bewegen“.
Auf dem Reichstag in Augsburg (Juni bis November 1530)
überreichten 25. Juni die protestierenden Fürsten
von 1529 und die Städte Nürnberg und Reutlingen
(später traten noch bei: Weissenburg, Heilbronn, Kempten und
Windsheim) die, wesentlich von Melanclithon verfasste, Con-
fessio Augustana, deren deutscher Text der kursächsische
Kanzler verlas. Dieses Bekenntnis führte den Nachweis, dass
die Protestierenden trotz ihrer Neuerungen zur katholischen
Kirche gehören; es hob möglichst die Uebereinstimmung mit dem
alten Glauben und den Gegensatz gegen die Zwinglianer hervor,
manche Lehren, z. B. das Priestertum der Gläubigen, Ver-
werfung des Papsttums waren gar nicht berührt. Die vier
Städte Strassburg, Konstanz, Memmingen, Lindau
reichten 12. Juli ein eigenes Bekenntnis (Tetrapolitana)
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Extrahierte Personennamen: Luther Franz_I. Soliman Mohacs Karl Melanclithon
133
lischen Kirche bei Strafe der Acht, diese wurde 1598 durch
spanische und jülich-clevesche Truppen, nicht ohne zahlreiche
Austreibungen und Konfiskationen, erzwungen. Ein Nachspiel
der Kölner Stiftsfehde, die durch Doppelwahl veranlasste Strass-
burger Stiftsfehde (seit 1592) endete damit, dass der Kardinal Karl
von Lothringen 1599 vom Kaiser bestätigt wurde und dessen
elfjährigen Vetter Leopold (seit 1598 Koadjutor von Passau) zum
Koadjutor erhielt; der protestantische Administrator Johann Georg,
Sohn des Kurfürsten von Brandenburg, verzichtete 1604 gegen
eine Geldentschädigung.
Untergang des livländisehen Ordensstaates. Der Schwertorden
hatte sich nach der Säkularisation Ostpreussens vom Deutschorden gelöst.
Der Ordensstaat, der die Oberherrlichkeit des Kaisers und des Papstes an-
erkannte, war ein loses Gefüge. Neben dem Orden, der dem Namen nach
Souverän des ganzen Landes war und unmittelbar den grössten Teil des Ge-
biets besass, gab es geistliche Fürstentümer (Riga, Dorpat, Oesel, Reval,
Kurland oder Pilten), weltliche Ritter mit grossen Ländereien und selbständige
Städte: Riga, Dorpat, Reval. Die sehr abhängige esthnische (finnische) oder
lettische Bauernschaft war nicht germanisiert worden. Die Refor-
mation der Städte und dann der Ritter steigerte noch den Mangel an Zu-
sammenhalt. Auf die Gebiete des Ordens, von deren Zusammenhang mit dem
Reiche und deren Unabhängigkeit die maritime Stellung der deutschen See-
städte abhing, musste jede Macht ihr Auge werfen, die ein dominium maris
Baltici erstrebte; insbesondere waren sie für Russland wichtig als Mittel, um
durch den Besitz von Ostseehäfen zu freier wirtschaftlicher Entfaltung zu
gelangen, und später als Brücke zum Eingreifen in die mitteleuropäischen
Verhältnisse. Iw anderschreckliche (1534—1584), dererste„Tsa r“,
der (die bis dahin tatarisch-islamitischen) Kasan und Astrachan erobert, die
Don’schen Kosaken unter seine Schutzherrschaft gebracht hatte, und unter dem
die Eroberung Sibiriens begann, brach 1558 und 1560 mit gewaltiger Macht
im Ordensgebiet ein. Da vom Reiche keine Hilfe kam und Polen, unter
dessen Schutz sich der Orden und der Erzbischof von Riga gestellt hatten,
nicht ausgiebig half, kamen durch Kauf die Stifter Oesel, Reval und Kur-
land an den Dänenkönig, Esthland und Stadt Reval begaben sich
1560 unter die Oberherrschaft schwedens, und der Heermeister
I Gothard von Ketteier übergab 1561 Livland an Polen und be-
hielt das Gebiet links der Düna als erbliches Herzogtum
Kurland unter polnischer Oberlehnshoheit, Iwan blieb Narwa.
Die Kämpfeiwans gegenpolenund seine Verbündeten, Däne-
mark und Lübeck, später Schweden, endeten damit, dass Russland
1582 in einem durch den Jesuiten Poissevin vermittelten zehnjährigen Waffen-
stillstand mit Polen alle livischen Besitzungen und in einem dreijährigen Waffen-
stillstand mit Schweden Esthland und Earwa aufgab. Das Reich hatte für
das bedrängte Deutschtum dieser Gebiete so gut wie nichts gethan. Der
Kampf zwischen Schweden und Polen, der vor allem durch den Streit um
[ diese Gebiete verursacht war, ermöglichte es später den Moskowitern, sich
[ hier festzusetzen.
Die Türkenkriege. Ungarn und Siebenbürgen. In einem auf
i acht Jahre geschlossenen Frieden trat Ferdinand 1562 an Zäpolya Sieben-
bürgen, an die Türkei Temeswdr (zweites Paschalik) ab und verpflichtete sich
zur Tributzahlung. Nach seinem Tode verursachten Kämpfe Zäpolyas gegen
Max einen grossen Angriff Solimans, der vor dem durch Zriny heldenmütig
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Extrahierte Personennamen: Karl
von Karl Leopold_( Leopold Johann_Georg Johann Gothard_von_Ketteier Narwa Ferdinand Zäpolya Max Max
— 134 —
verteidigten Szigeth, 71 Jahre alt, starb (1566). Nach dem Pall Szigeths
zog das türkische Heer sich zurück, und es wurde ein Friede auf acht
Jahre auf Grundlage des status quo geschlossen. (Ueber die türkische
Eroberung Cyperns und die Niederlage bei Lepanto s. S. 110.) Grössere und
kleinere Grenzüberfälle, meist von seiten der Türken bzw. Siebenbürgens,
wiederholten sich während des äusserlichen Friedenszustandes. Die Gefahr
eines grossen Türkenkrieges, die infolge der Wahl Maximilians durch einen
Teil der Polen (1575) eintrat, verschwand mit dessen baldigem Tode. Schon
unter Ferdinand begann die systematische Ansiedelung von Serben („Uskoken“),
die steuerfrei blieben, eine Grenzwacht bildeten und gegen Sohl zu Kriegs-
diensten verpflichtet waren, im südlichen Grenzgebiet des habsburgischen
Ungarn. Die Türkei griff, obwohl 1590 der Friede auf längere Frist
erneuert worden war, 1598 wieder an. Als 1595 durch Abfall Sigmund
Bathorys, der Moldau und der Rumänen die Türken von schweren Verlusten
betroffen worden waren, zog Mohammed Iii. 1596 selbst aus, nahm Erlau und
behauptete es in dreitägiger Schlacht bei Keresztes (an der Theiss). Nach
einigen Jahren überwiegender Erfolge gestaltete sich der Krieg immer un-
günstiger für die Kaiserlichen (1600 Verlust Kanicskus, der Vormauer Steier-
marks), auch infolge des Missregiments, der schweren Ausschreitungen der
Söldner und der politischen und konfessionellen Bedrückung im habsburgischen
Ungarn und in Siebenbürgen, das Bathory 1597 an Rudolf abgetreten hatte.
In Siebenbürgen warf sich der Magyare Stephan Böeskay als Fürst auf, indem
er-»sich an die Türken anlehnte; er besiegte ein habsburgisches Heer und
bestimmte die (zum Teil deutsche) Stadt Kaschau in Oberungarn, der jede
protestantische Religionsausübung untersagt und ihr umfassender Besitz an
Landgebiet abgesprochen worden war, ihm beizutreten. Ein ungarischer Reichstag
ernannte ihn zum Fürsten von Ungarn und Siebenbürgen; bald darauf be-
stätigte ihn der Sultan als König von Ungarn-Siebenbürgen. Die Erhebung
Böeskays ermöglichte den schon länger erschöpften Türken, obwohl sie durch
Aufstände in Kleinasien und einen gefährlichen Krieg gegen das schiitische
Persien (Abhas d. Gr. 1586—1628) in Anspruch genommen waren, wieder
Fortschritte zu machen. Erzherzog Matthias schloss im Namen
seines Bruders Rudolf Anf. 1606 mit den ungarischen Ständen und
Böeskay in Wien einen Friedensvertrag, der den Adeligen, den
Freistädten und den königlichen Marktflecken, sowie den Grenztruppen freie
Religionsübung (d. h. katholische oder lutherische oder calvinistische)
zusicherte, den Ständen Aussicht auf Sicherung ihrer Freiheiten bot und
Böeskay (f 1610) das Fürstentum Siebenbürgen samt nördlichen und nord-
westlichen Grenzgebieten zuerkannte (etwa 2000 Q.-M. gegen 1200 Q.-M.
des österreichischen Ungarns). Gegen Ende des Jahres 1606 schloss
Matthias einen zwanzigjährigen Waffenstillstand mit den
Türken auf der für diese günstigen Grundlage des status quo, aber ohne
Verpflichtung zu jährlichem Tribut. Seit 1610 gab es vier ungarische Pa-
schaliks: Ofen, Temeswär, Kanicska und Erlau.
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Extrahierte Personennamen: Pall_Szigeths Lepanto Maximilians Ferdinand Ferdinand Sigmund
Bathorys Mohammed Rudolf Rudolf Stephan_Böeskay Matthias Rudolf_Anf Rudolf Matthias
249
neutral. Der alternde Prinz Eugen konnte mit seinem schwachen
Heer nicht hindern, dass die Franzosen 1733 Lothringen und
Kehl, 1734 Trier und Philippsburg eroberten, zumal da Bayern
rüstete. In Italien eroberten 1734 die Franzosen und Sardinier
die Lombardei bis auf Mantua, die Spanier unter Don Carlos
von Toskana aus fast ganz Neapel und Sicilien. 1735 kam es
bei der matten Kriegführung beider Teile zu keinen wichtigen
kriegerischen Ereignissen. 3. Oktober 1735 schloss der Kaiser,
über den Kopf seiner Bundesgenossen hinweg, den Wiener
Präliminarfrieden: Friedrich August wurde als König von
Polen anerkannt, Lesczynski erhielt seine Güter in Polen zurück,
behielt den Königstitel und bekam das Herzogtum Lothringen,
das nach seinem Tod an Frankreich fallen sollte; Frankreich
garantierte die pragmatische Sanktion. Herzog Franz Stephan von
Lothringen, der künftige Gemahl der ältesten Tochter Karls Vi.
Maria Theresia, wurde durch das Grossherzogtum Toskana ent-
schädigt; Oesterreich erhielt Parma und Piacenza, musste aber an
Don Carlos das Königreich Neapel und Sicilien, als spanisch -
bourbonische Sekundogenitur, die nie mit Spanien vereinigt
werden sollte, an Sardinien die westliche Lombardei mit Novara
und Tortona abtreten. 1736 traten die andern Mächte dem
Frieden bei, zuletzt auch das Deutsche Reich, das die übrigen
Eroberungen der Franzosen zurückerhielt, aber Lothringen end-
gültig verlor.
Der russisch - österreichische Türkenkrieg 1736 — 39.
Russland, infolge von Grenzverletzungen der Krimtataren seit
1736 im Krieg mit der Türkei, verlangte von Oesterreich die
vertragsmässige Bundeshilfe; nach dem vergeblichen Versuch
einer Friedens Vermittelung trat Karl Vi., in der Hoffnung, auf
Kosten der Türkei die erlittenen Verluste zu ersetzen, 1737
selbständig in den Krieg ein. Aber dieser Krieg wurde von
den österreichischen Feldherrn so unglücklich geführt, dass die
Türken nach ihrem Sieg bei Krozka 1739 Belgrad belagern konnten’,
der übereilt geschlossene Friede von Belgrad (September
1739) lieferte den Türken Orsöwa, Belgrad und den
österreichischen Teil der kleinen Walachei aus;
Oesterreich behielt von den Erwerbungen des Friedens von
Passarowitz nur das Banat. Nun schloss auch Russland, dessen
Heere unter Münnich zwar glänzende Kriegsthaten ausgeführt,
aber keine nachhaltigen Erfolge errungen hatten, angesichts
drohender kriegerischer Verwicklungen mit Schweden Frieden:
es erhielt Asoiv zurück, aber mit geschleiften Festungswerken
und ohne das Recht freier Schiffahrt auf dem Asowschen und
Schwarzen Meer.
h
■ •
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Carlos
von_Toskana Friedrich_August Friedrich August Lesczynski Franz_Stephan_von
Lothringen Franz Karls Maria_Theresia Maria Theresia Carlos Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Philippsburg Italien Mantua Neapel Sicilien Polen Lothringen Frankreich Frankreich Karls Grossherzogtum_Toskana Oesterreich Piacenza Neapel Sicilien Spanien Sardinien Tortona Lothringen Russland Oesterreich Belgrad Belgrad Oesterreich Russland Schweden
221
■
den „vorderen“, durch eine Assoziation verbundenen Kreisen
durchgeführt, die kein grösseres „Haustruppen“ unterhaltendes
Territorium hatten. Dagegen bot die Laxenburger Allianz des
fränkischen und oberrheinischen Kreises mit dem Kaiser (Juni
J682), noch mehr der Anschluss Max Emanuels von Bayern
(1679—1726), der ein stehendes Heer zu schaffen begann, durch
eine Defensivallianz Anfang 1683, sowie derjenige Ernst Augusts
von Hannover und die freundliche Stellung Johann Georgs in.
von Kursachsen (1680—91) die Aussicht erfolgreichen Wider-
standes. Aber der Türkenkrieg und die Haltung Kurbranden-
burgs bestimmten den lange widerstrebenden Kaiser einzuwilligen,
dass 15. August 1684 das Reich im Waffenstillstand von Regens-
I .bürg Ludivig auf 20 Jahre den Besitz aller bis zum 1. August 1681
weggenommenen Gebiete zuerkannte, sowie den Luxemburgs, das
Yauban nach einer Kriegserklärung den Spaniern abgenommen
und Spanien selbst auf so lange abgetreten hatte.
Zweiter Türkenkrieg Leopolds I. 1683—89. Entsetzung
Wiens. Misserfolge den Russen, wie früher den Polen gegenüber
wollte der Grossvesier Kara Mustüpha, auch um sich zu be-
haupten, durch einen grossen Kriegszug gegen Oester-
I reich — den letzten Vorstoss der Osmanen nach Mitteleuropa —
wieder gut machen. Tököly, 1682 vom Sultan zum Herrscher
i Ungarns proklamiert, war bereit, mit seinen „Kuruzzen“ die
i Türken zu unterstützen. Der Kaiser fand angesichts der
j Gefahr finanzielle und diplomatische Hilfe beilnnocenz Xi.;
Johann Sobieski, vom französischen Gängelband sich be-
[ freiend, schloss 31. März 1683 ein enges Waffenbündnis mit
dem Kaiser. Sommer dieses Jahres kam Zuzug vom fränkisch-
• rheinischen Kreis, Johann Georg ni. von Kursachsen führte
Is 10000 Mann, ebensoviel Max Emanuel von Bayern herbei. Sehr
I grosse Truppenhilfe, die Ludwig Xiv. anbot, hatte Leopold
i klugerweise abgelehnt. Kurbrandenburg sandte Johann Sobieski
I 1200 Mann zu, die aber erst nach Wiens Befreiung eintrafen
I und mitwirkten. Den etwa 200000 Türken hatte der Kaiser
I nur 40000 Mann entgegenstellen können, so dass eine offene
I Feldschlacht unmöglich war. Das seit 17. Juli von den Türken
I eingeschlossene, von Rüdiger von Starhemberg mit etwa 20000
I Mann verteidigte Wien wurde im letzten Augenblicke durch
■ den Sieg am Kahlenberg, 12. September 1683, an dem Karl
I von Lothringen mindestens ebensoviel Anteil hatte, als Johann
I Sobieski, entsetzt. Ende Oktober wurde noch Gran erobert.
I März 1684 schloss der Kaiser mit dem Papst, Venedig, Polen
I und Malta eine heilige Liga. Eine Kreuzzugsstimmung ging
[ noch einmal durch die christliche Welt (1686 schloss auch Russ-
I
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Max_Emanuels_von_Bayern Max Ernst_Augusts
von_Hannover Ernst Augusts Johann_Georgs Johann August August Leopolds_I. Johann_Sobieski Johann Johann_Georg_ni Johann Max_Emanuel_von_Bayern Max Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Kurbrandenburg Johann_Sobieski Johann Rüdiger_von_Starhemberg Karl
I_von_Lothringen Karl Johann
I_Sobieski Johann
Extrahierte Ortsnamen: Kursachsen Regens-
I_.bürg_Ludivig Luxemburgs Spanien Leopolds Wiens Mitteleuropa Kursachsen Wiens Wien Kahlenberg Venedig Polen Malta
228
ln
Ii >
L j
/,
I
\
fi
i
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V
verzichtet, ebenso auf die beanspruchten pfälzischen
Gebiete. Clemens blieb Erzbischof von Köln, und Leopold von
Lothringen erhielt sein Herzogtum wieder (ohne Marsal, Longwy
und Saarlouis).
Ryswieker Klausel. Hannovers Kurfürstentum. Karl August
von Kursaelisen, König von Polen. Mehr auf Betreiben des Pfälzer
Kurfürsten Johann Wilhelm 1690—1716, als aus eigenem Antrieb erzwangen
die Franzosen gegen Ende der Verhandlungen die Einfügung einer Klausel
des Inhalts, dass in den Orten, die Frankreich zurückzugehen habe, die
katholische Religion im gegenwärtigen Zustand verbleiben solle. Diese Klausel
diente Johann Wilhelm und seinem Bruder Karl Philipp (1716—1742) dazu,
ihre vielfache Einschränkung und Verfolgung des Protestantismus rechtlich
zu beschönigen. Seitdem die Kur-Pfalz 1685 in katholische Hände gekommen
war, begann man (insbesondere Leibniz) für Errichtung einer Hannoverschen
Kur Stimmung zu machen. Die Bemühungen Ernst Augusts von Hannover
(Kalenberg), eine dritte, neutrale Partei zu bilden, nötigten den Kaiser, ihn
Ende 1692 feierlich mit der Kur zu belehnen, nachdem Ernst August und
sein Bruder Georg Wilhelm von Celle sich verpflichtet hatten, gegen die
Türken und auch gegen Frankreich auf eigene Kosten ansehnliche Truppen
zu stellen, und eine „Ewige Union“ zwischen dem Kaiser und dem braun-
schweig-lüneburgischen Hause, insbesondere in Hinsicht auf die spanische Erb-
folge, abgeschlossen war. Die feierliche Aufnahme Hannovers (des Kurfürsten
Georg Ludwig, 1698—1727, seit 1705 auch Herrn von Celle) in das Kurfürsten-
kollegium erfolgte jedoch infolge Widerstrebens der katholischen Fürsten, aber
auch der Braunschweiger Linie der Welfen, erst kraft Reichstagsbeschlusses
September 1708. Das Gebiet des neuen Kurfürstentums war vermehrt durch
das Herzogtum Lauenburg, das Georg Wilhelm von Celle nach dem Aussterben
der askanischen Herzoge 1689 besetzt hatte; 1716 erfolgte die kaiserliche
Belehnung.
Das Kurhaus Sachsen wurde dagegen katholisch. Als
Bewerber um die polnische Königskrone trat nach dem Tode
Sobieskis Friedrich August, seit 1694 Kurfürst von Sachsen, auf und
wurde dann auch von Wien unterstützt. Er trat 1. Juni 1697 bei Wien zur
katholischen Kirche über; es gelang ihm durch Geld, Entfaltung militärischer
Macht und glänzende Verheissungen, dem französischen Gegenkönig Prinzen
von Conti das Betreten Polens unmöglich zu machen; 15. September wurde er
in Krakau gekrönt. Kursachsen behielt jedoch die Direktion des corpus
Evangelicorum.
§ 68. Der zweite Türkenkrieg Leopolds V. von 1690—1699.
Die Türken eroberten unter Führung des neuen Gross-
vesiers Mustafa Köprili 1690 alles Gebiet südlich von der
Donau und Save, (Oktober) auch Belgrad wieder; beim
türkischen Heere befanden sich viele französische Genie- und
Artillerieoffiziere. Jedoch verdrängte Ludwig von Baden
den „Fürsten von Siebenbürgen“ Tököly wieder aus diesem
Lande und erfocht 19. August 1691 unter Mitwirkung von
Kurbrandenburgern den für die Türken äusserst verlustreichen
Sieg bei Salankeinen (zwischen Belgrad und Peterwardein);
Mustafa Köprili selbst fiel. Mitte 1692 eroberten die Kaiserlichen
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_von
Lothringen Leopold Ryswieker Karl_August
von_Kursaelisen Karl August Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Karl_Philipp_( Karl Philipp Leibniz Ernst_Augusts_von_Hannover
(Kalenberg Ernst Augusts Ernst August Georg_Wilhelm_von_Celle Wilhelm Georg_Ludwig Ludwig Georg_Wilhelm_von_Celle Wilhelm Sobieskis_Friedrich_August Friedrich August Conti Leopolds_V. Mustafa_Köprili Ludwig_von_Baden Ludwig August Mustafa_Köprili
Extrahierte Ortsnamen: Longwy Polen Frankreich Frankreich Celle Lauenburg Sachsen Sachsen Wien Wien Polens Krakau Leopolds Donau Belgrad Belgrad
229
I
Peterwardein. Lange wurde nun der Krieg von den Kaiserlichen
mit geringem Nachdruck und Erfolg geführt (1695—97 Fried-
rich August der Starke von Sachsen Oberfeldherr). 1695 und
96 erlangten die Türken (Sultan Mustafa П. 1695—1703) wieder
Erfolge. Prinz Eugen von Savoyen, Mitte 1697 mit dem
Oberbefehl betraut, organisierte rasch das zerrüttete Heer,
ordnete die Verproviantierung, schlug einen oberungarischen Auf-
stand nieder und errang 11. September 1697 den bedeutenden
Sieg beizenta an der Theiss über das vom Sultan selbst ge-
führte türkische Heer, das gewaltige Verluste erlitt; er brannte
auf einem Streifzug nach Bosnien Serajewo nieder. Aber infolge
schwerer Erschöpfung der kaiserlichen Kräfte, besonders der
Finanzen, kam es zu keinen bedeutenderen Erfolgen mehr. Unter
Vermittlung der Seemächte folgte einem Oktober 1698 abge-
schlossenen Waffenstillstand Januar 1699 der Friede von
Karlöwitz. An Oesterreich trat die Türkei Ungarn
mit Ausnahme des Banats, Siebenbürgen und den grössten
Teil Slavoniens ab, an Polen Kameniec, Podolien und die
westliche Ukraine, an Venedig dalmatisches Gebiet, Morea (ohne
Korinth), die Inseln Santa Maura und Aegina. Ansehnliche
militärische Kräfte und ein Gegengewicht gegen die Magyaren
gewann Oesterreich durch die Einivanderung grosser Massen von
Serben in die dünnbevölkerten Gebiete zwischen Save und Drave.
In Ungarn und Siebenbürgen kam es, zum Teil infolge des harten
und der Verfassung wie den Rechten des Protestantismus feind-
seligen habsburgisclien Regiments bald wieder zu Aufständen
(Franz Ii. Räköczy).
Prinz Eugen, geb. 18. Oktober 1663 (f 1736), entstammte der Neben-
linie Carignan des Hauses Savoyen. Seine Mutter, Olympia Maneini, Gross-
nichte Mazarins (erste Jugendliebe Ludwigs Xiv.) musste nach dem Tode
ihres Gemahls (1673) nach Brüssel flüchten und durfte Frankreich nicht mehr
betreten. Ludwig Xiv. hatte ihn zur kirchlichen Laufbahn bestimmt und
verschloss ihm die militärische. Er trat deshalb 1683 in österreichische
Dienste, zeichnete sich schon in diesem Jahre, noch mehr bei den Be-
lagerungen von Ofen und Belgrad aus. Er besass entschlossene und feurige
Thatkraft, strategischen Scharfblick und mildes, menschenfreundliches Wesen
dem gemeinen Manne gegenüber. Er war nicht bloss gross als mili-
tärischer Organisator und Führer, sondern auch als Staats-
mann.
I
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: August Eugen_von_Savoyen Eugen Karlöwitz Polen_Kameniec Franz_Ii Franz Räköczy Eugen Eugen Olympia_Maneini Mazarins Ludwigs_Xiv. Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig
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aufgezählt waren, und einem Aufruf an die Völker Deutschlands
zur Wiedergewinnung ihrer Freiheit ging das österreichische
Heer unter Erzherzog Karl am 9. April 1809 über den Inn. Gleich-
zeitig erhoben sich die Tiroler, die um jeden Preis von Bayern
los und zu Habsburg zurück wollten, unter dem Sandwirt Andreas
Hofer, Joseph Speckbacher u. a., und schon am 12. April war
Tirol bis auf Kufstein frei. Aber Erzherzog Karl, der seinen
anfänglichen Vorsprung nicht benützt hatte, wurde von Napoleon,
in den Gefechten bei Tann, Abensberg, Landshut,
Eggmühl und Regensburg schwer geschlagen und zum
Rückzug nach Böhmen genötigt. Die Folge war, dass die er-
hoffte Erhebung Norddeutschlands sich auf vereinzelte Aufstände
beschränkte, die auf den Gang der Dinge nicht wesentlich ein-
wirkten und unterdrückt wurden1), dass Erzherzog Johann nach
anfänglichen Erfolgen gegen den Vizekönig von Italien sich
unter jetzt unglücklichen Gefechten der ungarischen Grenze zu
zurückzog, und dass Tirol bis zum Brenner wieder von den
Franzosen und Bayern unter argen Greueln besetzt wurde. Im
Grossherzogtum Warschau kämpfte Erzherzog Ferdinand gegen
die Polen unter Poniatowski (einem Neffen des letzten polnischen
Königs) mit wechselndem Glück, während das russische Hilfs-
korps (s. S. 356) unthätig blieb. Napoleon war am 13. Mai in
Wien eingezogen: von Schönbrunn aus erliess er einen wirkungs-
losen Aufruf an die Ungarn und verfügte 17. Mai als „Nachfolger
Karls des Grossen “ die Vereinigungroms als zweiter Haupt-
stadt mit dem Kaiserreich (da der Papst sich weigerte,
der weltlichen Herrschaft zu entsagen, wurde er 6. Juli ver-
haftet und zuerst nach Frankreich, dann nachsavona gebracht).
Napoleons Versuch, von der Insel Lobau (unterhalb Wiens)
aus den Uebergang über die Donau zu erzwingen, wurde von
Erzherzog Karl in der blutigen Schlacht bei Aspern (21. und)
22. Mai 1809 siegreich vereitelt; und am 30. Mai zogen die
Tiroler Schützen nach dem Sieg am Iselberg wieder in Inns-
bruck ein, gleichzeitig befreiten sich die Vorarlberger und be-
drohten das Allgäu. Aber Erzherzog Karl versäumte es, sei-
9 Ein Aufstand im Königreich Westfalen scheiterte sofort (April). Der
preussische Major Schill führte auf eigene Faust seine Husaren in den Krieg,
warf sich in die Stadt Stralsund und fiel bei der Erstürmung der Stadt durch
dänische und westfälische Truppen 31. Mai; von seinen überlebenden Leuten
wurden die Offiziere standrechtlich erschossen, die Gemeinen, soweit sie sich
nicht durchschlugen, auf französische Galeeren gebracht. Der Herzog Friedrich
Wilhelm von Braunschweig, Sohn des Besiegten von Auerstädt, schlug sich mit
seiner „schwarzen Schar“, nach anfänglichen Erfolgen in Sachsen, in helden-
haften Kämpfen nach Elsfleth an der Nordseeküste durch, wo ihn englische
Schiffe aufnahmen (7. August).
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Andreas
Hofer Joseph_Speckbacher Karl Karl Napoleon Johann Johann Ferdinand Napoleon Schönbrunn Karls Napoleons Napoleons Karl Karl Karl Karl Major_Schill Friedrich
Wilhelm_von_Braunschweig Friedrich Wilhelm August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Abensberg Norddeutschlands Italien Warschau Wien Ungarn Frankreich Wiens Donau Aspern Iselberg Inns- Westfalen Stralsund Sachsen Elsfleth