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1. Vaterländische Geschichte - S. 172

1900 - Berlin : Nicolai
172 Saune, von seiner Freundlichkeit gegen den Einzelnen. Man hörte staunend, wie er in Todesnot im Zelte die Flöte blies, wie seine Soldaten nach Mutiger Schlacht Gott im Liede gedankt, wie er vor einem Regimente den Hut aßgenommen, aber auch, wie ein Regiment, das sich hatte etwas zu Schulden kommen lassen, die Borten an der Montierung verlor und erst nach Auszeichnung wiedererhielt (das Regiment Bernburg nach der Schlacht bei Liegnitz). Viele deutsche Dichter fangen sein Lob: Gleim und Lesfing, Ewald von Kleist, den die Kugel bei Kunersdorf traf. Groß war aber auch die Veränderung, die sich an dem Könige unter Einwirkung des Krieges und der Schicksalsfchläge vollzog. Zehn Tage nach der Schlacht bei Kollin starb feine geliebte Mutter. Wenige Wochen später gab er feinem Bruder August Wilhelm den Abschied; das Jahr darauf starb er, durch Gram getötet. Damals erhielt er auch die Nachricht von dem Tode seiner Schwester Wilhelmine. Schon früher waren seine Jugendfreunde und fein Erzieher gestorben. Die besten feiner späteren Freunde wurden „Vertraute einzelner Stunden, nicht die Freunde feines Herzens." Einer nach dem anderen feiner Generale fiel, zum Teil an feiner Seite (Schwerin, Keith, Winterfeld). Seine alten, in schweren Stunden erprobten Soldaten wurden in Haufen um ihn zerschmettert; junge Leute traten au ihre Stelle. Der König zeigte sich ihnen gegenüber härter; kurz und schneidend wurde fein Tadel, sparsam fein Lob. Aber auch ihnen gab fein Blick und fein Wort Mut, Ausdauer und Hingebung. So arbeitete er unermüdlich weiter; „das Fernste und Kleinste übersah prüfend fein Adlerauge." Wohl waren feine Feinde ihm gegenüber durch die große Ausdehnung ihrer Länder im Vorteil; aber auch ihre Kraft wurde geringer, auch ihre Heere wurden zerschmettert, auch ihre Feldherren nutzten sich ab. Auf diese Weise wurde ihm das Ausharren bis zum glücklichen Ende ermöglicht. 6. Die letzten Kriegsjahre. Der Hubertsburger Friede. Bisher hatte Friedrich angriffsweife gegen eine erdrückende Übermacht verfahren; fortan mußte er den Krieg verteidigungsweife führen. Die nötigen Werbungen wurden ihm durch Geldmangel erschwert. Die Not erhöhte sich für ihn dadurch, daß ihm der Tod feines bisherigen Bundesgenossen, des Königs von England, die Hilfsgelder von vier Millionen Thalern entzog. Sachsen und die preußischen Provinzen waren erschöpft. Anleihen verabscheute Friedrich. Das Heer, das seine letzten Schlachten schlug, setzte sich deshalb fast ganz aus Landeskindern zusammen.

2. Vaterländische Geschichte - S. 36

1900 - Berlin : Nicolai
36 Heinrich in Wahrheit nicht viele Städte erbaute, so nennt ihn die Geschichte doch „den Städteerbauer". 5. Gründung eines Reiterheeres. Es genügte jedoch nicht, das Land durch Festungen gegen die Räubereien der Ungarn und Wenden zu sichern, der König mußte dem Feinde auch eine wohlgerüstete Kriegsmacht entgegenstellen können. Zur Hebung der Wehrkraft bestimmte er, daß jeder freie Mann dem allgemeinen Aufgebot Folge zu leisten habe. Die ihm zur Verfügung stehenden Scharen übte er im Gebrauch der Waffen. — Die Ungarn hatten sich den Deutschen besonders dadurch furchtbar gezeigt, daß sie mit ihren schnellen Pferden bald hier, bald dort erschienen. Es galt daher, auch eine kriegsgeübte Reiterei auszubilden. Der älteste Sohn jedes freien Deutschen war verpflichtet, mit Pferd und Waffen, die er sich selbst erworben hatte, zum Heerbann zu stoßen. Nach der Ausbildung im Reiterdienst wurde in Feldzugsübungen (Manövern) die Tüchtigkeit des Heeres erprobt. „Sie lernten anfs Roß sich schwingen, Behende führen das Schwert Und kämpfen wie tapfere Ritter Für das Hans und den eigenen Herd *)." So erhöhte der König des Landes Schutz und Wehr und befähigte sein Volk, den gefährlichen Feinden zu widerstehen. 6. Kämpfe gegen die Wenden. Nachdem Heinrich sein Heer vergrößert und ausgebildet hatte, suchte er die unruhigen Wenden in ihrem eigenen Lande auf. Sie zogeu sich nach ihrer festen Hauptstadt Vrennaburg (Brandenburg) zurück. Weil die Stadt ganz von Sümpfen und Seen umschlossen war, hielten sie sie für uneinnehmbar und bangten und zagten nicht. Da aber kam der Winter den Deutschen zu Hilfe. Die Sümpfe wurden fest, die Havelseen froren zu, und die deutschen Krieger rückten vor die Wendenstadt. Nach kurzer Belagerung mußte sie sich ergeben (928). Zum Schutze des Landes setzte Heinrich eine Grenzwacht ein. 7. Besiegung der Ungarn. 933. Nach weiteren Kämpfen mit den wendischen Nachbarn neigte sich der Waffenstillstand mit den Ungarn seinem Ende zu. In einer Versammlung entflammte Heinrich den Mut seines Volkes. „Bisher habt ihr alles, was euch und euren Kindern gehört, dahingegeben. Soll ich nun auch die Kirchen ihrer Schätze berauben, um das Lösegeld für den Feind aufzubringen?" rief er ihnen zu. Da gelobten alle einmütig, den Kampf auf Leben und Tod zu führen. *) Gedicht: „Heinrich der Städteerbaner" von Grnbe.

3. Vaterländische Geschichte - S. 102

1900 - Berlin : Nicolai
In dem Kampfe um sein Erbland fand Friedrich bei der Union nur geringe Unterstützung. Die zuchtlosen Truppen der kleinen Fürsten, die ihm Beistand leisteten, wurden von Tilly besiegt. Die Pfalz nebst der Kurwürde übertrug der Kaiser dem Herzog von Bayern. Auch der pfälzische Krieg endete mit der völligen Niederlage der Protestanten. (Nur die Oberpfalz blieb 1648 bei Bayern.) 4. Der Krieg in Norddeutschland und gegen Dänemark. Nach der Niederwerfung seiner Gegner blieb Tilly mit seinem Heere in Westfalen und verübte mannigfache Gewaltthätigkeiten. Aus Besorgnis, der Kaiser gedenke auch sie zu unterwerfen urtb den evangelischen Glauben ganz auszurotten, schlossen sich die protestantischen Fürsten wieder zusammen und wählten den König Christian von Dänemark als Buudesoberhaupt. Der Kaiser hatte bisher mit den Truppen der Liga seine Siege errungen. Er sehnte sich aus dem Abhängigkeitsverhältnis zu Maximilian und Tilly heraus. Dem Wunsche, sich ein eigenes Heer zu bilden, stand aber der Mangel an Geld entgegen. Da kam es ihm sehr gelegen, daß sich Wallenstein, ein böhmischer Edelmann, erbot, ihm aus eigenen Mitteln ein Heer zu stellen. t Wallensteins Persönlichkeit ist eine der hervorragendsten seiner Zeit. Von evangelischen Eltern geboren, wurde er nach ihrem frühen Tode von einem Oheim den Jesuiten übergeben und von diesen katholisch erzogen. Den Grund zu seiuem Reichtum legte er, als er nach dem böhmischen Aufstande zahlreiche eingezogene Güter wohlfeil käuflich erstand. Für geleistete treue Dienste wurde er in den Fürstenstand und später zum Herzog von Friedland erhoben. Schon in früheren Kämpfen hatte er sich einen Namen gemacht; als Feldherr stand er daher bei den Söldnern in hohem Ansehen. Sie glaubten fest an sein Glück und hielten ihn für un- verwundbar. Er war stolz und ehrgeizig, kühn in seinen Entwürfen, fest in der Ausführung seiner Pläne. Gern befragte er, um die Zukunft zu entschleiern, die Sterne. Sein Auftreten war kalt und gemessen; er sprach wenig, lächelte selten und bewahrte gern eine stolze Zurückhaltung. Auch seine hohe Gestalt und sein scharfes, glänzendes Auge verrieten den geborenen Feldherrn. Als in seinem Namen die Werbetrommel gerührt wurde, strömten beutelustige Krieger von allen Seiten herbei. Unter dem „Friedländer" hofften sie auch Ruhm und Ehren zu erlangen. Nack-kurzer Zeit hatte er ein Heer von 30000 Mann beisammen und faßte an der Dessauer Brücke den Grafen Ernst von Mansfeld (1626).

4. Vaterländische Geschichte - S. 174

1900 - Berlin : Nicolai
174 rühmt; er sprach besonders aus den schlichten Worten: „Es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich thätig bin — daß ich meine Pflicht thue und für das Vaterland kämpfe". — Überall in Preußen regte sich der Opfermut, die rührendste Hingebung. Alle litten schwer durch den Krieg, aber stolze Freude über den König hob alle empor. Der bewaffnete Bürger und Bauer zog immer wieder freudig als Landmiliz ins Feld. Flüchtlinge wurden mit Verachtung gestraft und so zum Heere zurückgejagt. Die pommerscheit Seeleute traten zusammen, um mit ihrer kleinen Flotte die Odermündungen gegen die Schweden zu halten. Die Beamten erhielten nur einen Teil ihres Gehalts und versahen ruhig ihren Dienst, als verstehe sich das von selbst. Alle Provinzen thaten wetteifernd ihre Schuldigkeit. Zu den Helden des Altertums hatte sich ein Preuße gesellt. Seiner Ausdauer und Kühnheit verdankte Friedrich den Erfolg. Die schwerfällige alte Kriegsweise verwarf er und beschatt neue Wege. Die Reiterei wurde vervollkommnet. „Aus märkischen Junkern und pommerschen Bauernburschen erzog sich Friedrich die gefürchteten Regimenter, die im tollen Dahinjagen und schneidigen Einhauen bald die wilden Reitervölker Ungarns übertrafen." Mit Stolz meinte der König, für solche Soldaten gebe es kein Wagnis: „Ein General, der in anderen Heeren für tollkühn gelten würde, thut bei uns nur seine Schuldigkeit." Ein dichter Kreis von Helden scharte sich um den Oberfeldherrn. Auch im gewöhnlichen Krieger zeigte sich der Geist der Wageluft. Der kriegerische Geist des Volkes und Heeres erregte gleichfalls Europas Bewunderung. — Vor allem aber wurde Friedrichs Person bewundert. Seine Gestalt bot den Anblick echter Mannesgröße. Luther und Gustav Adolf waren die Helden der vorigen Jahrhunderte: ihr Bild hatte sich den Massen unvergeßlich ins Herz geprägt. Der Held des 18. Jahrhunderts war Friedrich. Wie sehr aber war er während der ersten 23 Jahre seiner Regierung verändert. Noch frisch und jung fühlte er sich, als er nach dem ersten glücklichen Kriege in seiner Hauptstadt einzog. Heiterer Lebensgenuß und geistvolles Geplauder mit seinen Freunden waren ihm Bedürfnis. — Zum zweitenmale kehrte er als Sieger heim. Zu der glänzenden Erscheinung des jugendlichen Helden von Hohenfriedberg blickten die Zeitgenossen mit befangener Scheu auf. Er hatte das ruhige Selbstgefühl eines erprobten Feldherrn. Besonders lebhaft war feine Freude über die Güte seiner Truppen. Jetzt kehrte er zum dritteimmle zurück — äußerlich und innerlich ein anderer. Er stand erst im 51. Lebensjahre; aber sein Haar war

5. Vaterländische Geschichte - S. 249

1900 - Berlin : Nicolai
249 „in seiner Einmütigkeit und in seinem Rechte die Bürgschaft, daß der Krieg ihm einen dauernden Frieden bringen und daß aus der blutigen Saat eine von Gott gesegnete Ernte deutscher Freiheit und Einheit sprießen werde". Seinem Landesherrn gleich unterschätzte das Volk freilich auch den Gegner nicht, war vielmehr überzeugt, daß es einen ernsten Kampf gelte, der Deutschland schwere Opfer auferlegen werde. Das ganze Land setzte sein Vertrauen auf die Tapferkeit und Vaterlandsliebe seiner erprobten Streitkräfte, auf die weise Führung des greisen Heldenkaisers, der Leiter des Staates und der Armee, die in ernsten Tagen ihre Tüchtigkeit bewiesen hatten, auf Gott, dessen Gericht den blutigen Frevel straft. Daneben war es die Erinnerung an die Thaten der Väter aus den Freiheitskriegen, die die Deutschen erhob: in diesem Sinne ließ der König unmittelbar nach der französischen Kriegserklärung das Ordenszeichen des eisernen Kreuzes wieder aufleben; in demselben Sinne enthüllte er nach dem Friedensschlüsse beim Einzuge der Truppen in Berlin das Denkmal seines Vaters im Lustgarten. Überall erklang in jenen Tagen in Deutschland „die Wacht am Rhein", die deshalb ein rechter Freiheits- und Einheitsgesang geworden ist. Begeistert und begeisternd erhoben die Dichter ihre Stimme. Der König aber suchte und fand am Tage der Kriegserklärung, dem Todestage seiner Mutter, Ruhe und Stärkung an ihrem Grabe zu Charlottenburg*). In deu nächsten Wochen zogen die deutschen Streitkräfte nach der Westgrenze. Alle Hände rührten und regten sich, um den Kriegern bei ihrem Abzüge auf den Bahnhöfen nicht nur herzliche Teilnahme, sondern auch erfreuende Fürsorge zu bezeigen. Kirchlich geweiht, im Vertrauen auf Gott und ihre Führer eilten sie dem Rheine zu. Die Gebete der Zurückbleibenden folgten ihnen. t 3. Die Aufstellung der deutschen Truppen und die ersten Siege. Wieder sollten nach Moltkes Plan die Heere getrennt die Grenze überschreiten und vereint die Entscheidungsschlachten schlagen. Bei der Mobilmachung hatte es sich sofort gezeigt, daß die französische Armee keineswegs kriegsbereit war. Anstatt Deutschland mit ihren Scharen zu überschwemmen, wurden die Franzosen daher in ihrem eigenen Lande angegriffen. Nur bei Saarbrücken machte Napoleon einen Versuch, das deutsche Gebiet zu betreten, kehrte aber bald wieder um. *) Gedicht: „Der 19. Juli 1870" von G. Hesekiel.

6. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 294

1889 - Berlin : Nicolai
— 294 — — „Ein blinder Harfenspieler, der auch den Wunsch hat, für sein teures Vaterland etwas zu leisten; er erbietet sich, die Hälfte seines kümmer- licheu Verdienstes zur Unterstützung eines erblindet zurückkehrenden Kriegers zu verwenden, und bittet, ihm alte Leinwand zuzuschicken, um Charpie davou zu zupfen." — Von einem treuen Westphälinger 50 Säbelklingen: „Laßt Euch vou ihuen freie Bahn nach dem Rheine machen!" — Ein Zopf eigener Haare: „Der Friseur M. hat für dieses Haar zehn Thaler geboten; es macht mich glücklich, dem Vaterlande dies kleine Opfer bringen zu können." (Breslau). — Nach einer ungefähren Berechnung sind im Jahre 1813 in Preußen überhaupt gegen einhuudertuudsechszigtausend goldene Ringe, Ketten, Ohrgehänge und anderer Schmuck auf dem Altare des Vaterlandes nieder- gelegt worden. 334. Arndt über die preußische Erhebung von 1813. (Aus „Schriften für und an seine lieben Deutschen/ Berlin 1845—46.) — Die Aufgebote des Königs vou Preußen zur Bewaffnung der Laud- wehr und des Landsturms waren Funken, die in ein Pulverfaß fielen. Man kann sagen: das ganze preußische Volk flog auf wie Pulver. Un- vergeßlich jedem, dem ein deutsches Herz in der Brust schlägt, wird der Frühling und Sommer des Jahres 1813 bleiben. Wir können nun zu jeder Stunde sterben, wir haben anch in Deutschland das gesehen, wes- wegen es allein wert ist, zu leben: daß Menschen in dem Gefühl des Ewigen und Unvergänglichen mit der freudigsten Hingebung alle ihre Zeitlichkeit und ihr Leben darbringen können, als seien sie nichts. Kaum war der königliche Wille erschollen, so erkannte das Volk ihn durch die Art, wie es gehorchte, ja wie es dem königlichen Befehl vorauslief, als seinen Willen. Vou Memel bis Demmin, von Kolberg bis Glatz war nur eine Stimme, ein Gesühl, ein Zorn und eine Liebe, das Vaterland zu retten, Deutschland zu befreien und deu französischen Übermut eiuzuschräukeu. Jünglinge, die kaum wehrhaft wareu, Männer mit grauen Haaren und wankenden Knieen, Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in Hinsicht jedes Kriegsdienstes entschuldigt, wollten sich selbst uicht entschuldigen; ja selbst Jungfrauen drängten sich unter mancherlei Verstellungen und Verlarvnngen zu deu Waffen'); alle ') Ein einzig dastehendes Beispiel war der Eintritt der 21 Jahr alten Helden- jungsrau Eleonore Prohaska aus Potsdam als Jäger in das Lntzowsche Korps. Sie machte unerkannt die Streifzüge desselben als Tambour mit, wurde in dem Gefechte au der Görde tötlich verwundet und starb am 5. Oktober 1813 in Tannen- berg. Ihre Bestattung erfolgte am 7. unter großeu militärischen Ehren. — Zwei Briefe von ihr aus dem Feldzuge teilt Förster, I, S. 28 f., mit.

7. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 295

1889 - Berlin : Nicolai
— 295 — wollten sich üben, rüsten und für das Vaterland streiten und sterben. Preußen war wieder das Sparta geworden, als welches seine Dichter es einst besaugen; jede Stadt, jeder Flecken, jedes Dorf schallte von Kriegslust und Kriegsmusik und war in einen Übuugs- und Waffeuplatz verwandelt; jede Feueresse ward eiue Waffenschmiede. Das war das Schönste bei diesem heiligen Eiser und sröhlicheu Gewimmel, daß alle Unterschiede von Ständen und Klassen, von Altern und Stufen vergessen und ausgehoben waren, daß jeder sich demütigte und hiugab zu dem Geschäft und Dieust, wo er der brauchbarste war, daß das eiue große Gefühl des Vaterlandes und seiner Freiheit und Ehre alle andern Gesühle verschlang, alle andern sonst er- lanbten Rücksichten und löblichen Verhältnisse aufhob. Die Meuschen fühlteu es, sie waren gleich geworden dnrch das lange Unglück, sie wollten auch gleich sein im Dieust und im Gehorsam Und so sehr erhob die große Pflicht und das gemeinsame Streben, wovon sie beseelt waren, alle Herzen, daß das Niedrige, Gemeine und Wilde, dem in getümmelvolleu Zeiten der Bewaffnungen und Kriege eine so weite Bahn geöffnet ist, nicht auskommen konnte. Die heilige Begeisterung dieser unvergeßlichen Tage ist durch keine Ausschweifung und Wildheit entweiht wordeu; es war, als fühlte auch der Kleinste, daß er ein Spiegel der Sittlichkeit, Bescheidenheit und Rechtlichkeit sein müsse, weuu er deu Übermut, die Unzucht und Prahlerei besiegen wollte, die er au den Franzosen so sehr verabscheut hatte. Was die Männer so unmittelbar unter den Waffen und für die Waffen thaten, das that das zartere Geschlecht der Frauen durch stille Gebete, brünstige Ermahnungen, sromme Arbeiten, menschliche Sorgen und Mühen für die Ausziehenden, Kranken und Verwuudeteu. Wer kann die unzähligen Opfer und Gaben dieses großen Sommers zählen, die zum Teil unter den rührendsten Um- ständen dargebracht sind? Wer kann die dem Vaterlande ewig tenern Namen der Frauen und Jungfrauen aufrechnen, welche in einzelnen Wohnungen oder in Krankenhäusern die Nackenden gekleidet, die Hungrigen gespeist, die Kranken gepflegt und die Verwundeten verbunden haben? So geschah es vou einem Ende des Reichs bis zum andern; doch gebührte Berlin der Vorrang; es hat bewiesen, daß es verdient, der Sitz seiner Herrscher zu sein. Frene dich deiner Ehren, wackere Stadt! Die alten Sünden sind versöhnt, die alten Unbilden vergessen, Ruhm und Glück werden wieder ihren Wohnsitz bei dir ausschlagen. Ich sage nur das eine: es war plötzlich wie durch etn Wunder Gottes ein großes und würdiges Volk er- standen. Krieg wollteu alle, Gesahr und Tod wollten sie, den Frieden fürchteten sie, weil sie von Napoleon keinen ehrenvollen und preußischen Frieden hoffen konnten. „Krieg, Krieg!" schallte es von den Karpathen bis zur Ostsee, vou dem Niemeu bis zur Elbe; Krieg rief der Edelmann und Landbewohner, der verarmt war, Krieg der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspannen und Fuhren tot trieb, Krieg der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpften, Krieg der Tagelöhner, der keine

8. Von Augustus bis zur Reformation - S. 34

1892 - Berlin : Nicolai
34 Vi. Das heilige römische Reich deutscher Nation. Die sächsischen Könige von 919—1024. 919—36 Heinrich I. Heinrich wurde nur durch die Stimmen der Sachsen und Franken gewählt. Es gelang ihm aber, auf gütlichem Wege die übrigen Herzöge zur Anerkennung seiner Königsmacht zu gewinnen; nur den Herzog Giselbert von Lothringen bezwang er mit den Waffen und brachte so dieses Land an Deutschland zurück. Unter seiner Regierung setzten die Magyaren ihre Raubanfälle fort und richteten ihre Angriffe besonders gegen Thüringen und Sachsen. Sie erschienen plötzlich auf ihren leichten Pferden, raubten, brannten und schleppten Gefangene mit sich fort, stoben dann davon, um an einem anderen Orte sich wieder zusammen zu finden. Da die Sachsen keine ausgebildete Reiterei besaßen, so waren sie diesem Feinde nicht gewachsen. Heinrich bedurfte daher eine längere Zeit zur Rüstung und Waffenübung. So schwer es ihm wurde, so entschloß er sich sogar zu einer Tributzahlung, um einen neunjährigen Waffenstillstand zu erlangen. Diese Zeit aber benutzte er auf das eifrigste. Um den Landbewohnern Sicherheit für ihr Leben und ihre Habe zu geben, schuf er feste Plätze, Burgen, versah sie mit Mauer, Wall und Graben. Der neunte Mann vom Lande mußte als Burgmann hineinziehen, die andern den Acker bestellen und Mundvorrat in die Burgen liefern. Da diese Plätze Sicherheit für das Handwerk, den Marktverkehr und den Handel boten, fo sammelte sich in ihnen eine gewerbthätige Bevölkerung. Die Kirche fand hier am meisten Schutz; Gerichtstage und Volksversammlungen wurden hier abgehalten. So erwuchsen diese Burgen allmählich zu Städten. Man hat daher Heinrich wohl den Städteerbauer genannt. Der König vermehrte die Reiterei und übte sie, in geschlossenen Geschwadern anzugreifen und zu wenden.

9. Von Friedrich dem Großen bis auf die neueste Zeit - S. 67

1892 - Berlin : Nicolai
67 dieselbe Stimmung. Deutschland war geeinigt. Die „Wacht am Rhein", von Schneckenburger gedichtet, von Wilhelmi in Musik gesetzt, erscholl im ganzen deutsche Lande. „Lieb Vaterland, kannst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein." Als der Kronprinz Friedrich Wilhelm in Süddentschland erschien, um den Oberbefehl über die Truppen zu übernehmen, da begleitete den heldenhaften Königssohn überall der laute Jubel des Volkes. Der Aufmarsch der Heere. Wenn in Deutschland der Draht das Wort „mobil" durch das Land trägt, so eilt der Wehrpflichtige dem Standorte seines Regiments zu. Dort wird er eingestellt, eingekleidet, ausgerüstet mit dem letzten Gegenstände des Kriegsbedarfs. Rückt dann das Regiment aus, so ist es kriegsbereit. Anders war es in Frankreich. Dort nämlich rückten die unter Waffen stehenden Mannschaften (Cadres) nach dem Kriegsschauplätze aus; die Ersatzmannschaften begaben sich erst nach den Waffenplätzen, um die Ausrüstung zu empfangen; dann erst gingen sie den Regimentern nach, die sie zuweilen erst nach langem Suchen fanden. Als die Eisenbahnen nun mit großer Pünktlichkeit die Mann-schäften von hüben und drüben nach dem Rheine führten, so entluden sie das deutsche Heer vollständig kriegsfertig, das französische dagegen halbfertig. Es fehlte dies ent außerdem an Fuhrwerken, Mund Vorrat, Waffen, Pulver, Krankenträgern, Verbandzeug, selbst an guten Karten für das eigene Land, während sie für das deutsche vorhanden waren. Fertig war auch längst der Kriegsplan im Kopfe des Generals Moltke, des Chefs des deutschen Generalstabs. Die deutsche Hauptmacht versammelte sich in der Pfalz, da vorausgesetzt wurde, daß die feindlichen Truppen sich in dem Raum zwischen Metz und Straßburg zusammenziehen würden, um sich zwischen Nord- und Süddeutschland zu werfen und dann den Main aufwärts zu marschieren. Diesem Stoße mußte man in der Pfalz begegnen. Der Plan war, die feindliche Hauptmacht anzugreifen, wo man sie fand, und zu versuchen, ihr die Verbindung mit Paris abzuschneiden. Die deutsche Kriegsmacht teilte sich in drei Heere. In der Mitte stand das Ii. unter dem Prinzen Friedrich Karl; rechts davon das I. unter General Steinmetz; links das Iii. unter dem Kronprinzen. Dieses vereinte die süddeutschen Truppen mit norddeutschen. Fast ununterbrochene Eisenbahnzüge führten die Verteidiger des Vaterlandes dem Rheine zu. In übermütiger Laune hatten diese wohl an die Wagen geschrieben: „Eilgut nach Paris!" Ein Zusammenstoß stand nahe bevor. König Wilhelm hatte sich zum Heere begeben, um den Oberbefehl zu übernehmen; er richtete folgenden Aufruf an das deutsche Volk: „Aus allen Stämmen des deutschen Vaterlandes, aus allen Kreisen des deutschen Volkes, selbst von jenseit des Meeres sind Mir aus Anlaß des bevorstehenden Kampfes für die Ehre 5*

10. Vaterländische Geschichte - S. 174

1898 - Berlin : Nicolai
174 rühmt; er sprach besonders aus den schlichten Worten: „Es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich thätig bin — daß ich meine Pflicht thue und für das Vaterland kämpfe". — Überall in Preußen regte sich der Opfermut, die rührendste Hingebung. Alle litten schwer durch den Krieg, aber stolze Freude über den König hob alle empor. Der bewaffnete Bürger und Bauer zog immer wieder freudig als Laudmiliz ins Feld. Flüchtlinge wurden mit Verachtung gestraft und so zum Heere zurückgejagt. Die pommerfchen Seeleute traten zusammen, um mit ihrer kleinen Flotte die Odermündungen gegen die Schweden zu halten. Die Beamten erhielten nur einen Teil ihres Gehalts und versahen ruhig ihren Dienst, als verstehe sich das von selbst. Alle Provinzen thaten wetteifernd ihre Schuldigkeit. Zu den Helden des Altertums hatte sich ein Preuße gesellt. Seiner Ausdauer und feiner Kühnheit verdankte Friedrich den Erfolg. Die schwerfällige alte Kriegsweife verwarf er und beschritt neue Wege. Die Reiterei wurde vervollkommnet. „Aus märkischen Junkern und pommerschen Bauernburschen erzog sich Friedrich die gefürchteten Regimenter, die im tollen Dahin jagen und schneidigen Einhauen bald die wilden Reitervölker Ungarns übertrafen." Mit Stolz meinte der König, für solche Soldaten gebe es kein Wagnis: „Ein General, der in anderen Heeren für tollkühn gelten würde, thut bei uns nur feine Schuldigkeit." Ein dichter Kreis von Helden scharte sich itm den Oberfeld Herrn. Auch im gewöhnlichen Krieger zeigte sich der Geist der Wageluft. Der kriegerische Geist des Volkes und Heeres erregte gleichfalls Europas Bewunderung. — Vor allem aber wurde Friedrichs Person bewundert. Seine Gestalt bot den Anblick echter Mannesgröße. Luther und Gustav Adolf waren die Helden der vorigen Jahrhunderte: ihr Bild hatte sich den Massen unvergeßlich ins Herz geprägt. Der Held des 18. Jahrhunderts war Friedrich. Wie sehr aber war er während der ersten 23 Jahre seiner Regierung verändert. Noch frisch und jung fühlte er sich, als er nach dem ersten glücklichen Kriege in feiner Hauptstadt einzog. Heiterer Lebensgenuß und geistvolles Geplauder mit feinen Freunden waren ihm Bedürfnis. — Znm zweitenmale kehrte er als Sieger heim. Zu der glänzenden Erscheinung des jugendlichen Helden von Hohenfriedberg blickten die Zeitgenossen mit befangener Scheu auf. Er hatte das ruhige Selbstgefühl eines erprobten Feldherrn. Besonders lebhaft war feine Freude über die Güte feiner Truppen. Jetzt kehrte er zum drittenmale zurück — äußerlich und innerlich ein anderer. Er stand erst im 51. Lebensjahre; aber sein Haar war
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