Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Oldenburg
— 89 -
daß ein wahrhaft nationales Werk geschaffen werden soll. Nur durch Proklamierung dieses Prinzips ist eine Annäherung an den Süden anzubahnen. Geschieht diese Anbahnung nicht, so wird die Kluft immer größer werden, und ein neuer Bruderkrieg unter Einmischung des Auslandes bedroht uns. Einem deutschen Kaiser kann sich auch ein König von Bayern demnächst unterordnen, denn schon früher haben Könige den Kaiser als ihr Oberhaupt anerkannt; allerdings wird Bayern stets eine selbständigere Stellung einzuräumen sein, aber eine gewisse Unterordnung unter das „Reich" wird es sich gefallen lassen müssen, dazu aber bereiter sein, als zu einer Unterordnung unter Preußen.
c) 1870-1871.
<M). Proklamation dcs Großherzogs beim Ansmarsch der Oldenburger.
1870 Juli 28.
— v. Finckh, Geschichte des Infanterieregiments Nr. 91. Berlin 1881. S. 126. —
Bei dem Ausmarsch ans der Garnison rufe Ich Euch, Kameraden, noch ein herzliches Lebewohl zu. Der Erbfeind bedroht wieder unsere Grenzen. Der beginnende Krieg wird über die Zukunft unseres teuren deutschen Vaterlandes entscheiden. Ein schwerer Kampf steht uns gegen den kriegsgewohnten Feind bevor, doch freudigen Mutes gehen wir ihm entgegen in demütigem, aber festem Vertrauen aus Gott, deu Lenker der Schlachten, bauend ans unsere gerechte Sache, gehoben von dem erhebenden Bewußtsein, daß ganz Deutschland sich wie ein Mann in opferwilliger Treue erhoben hat, den plötzlichen Ueberfall abzuwehren. — Ihr seid
berufen, mit in den vorderen Reihen zu kämpfen. Ich weiß, daß Ihr
dieser Ehre würdig seid. Vergeht nicht, daß der christliche Krieger wie dnrch Tapferkeit im Kampfe durch Ausdauer in Ertragung von Be-
schwerden und Entbehrungen, vor allem aber durch strenge Manneszucht sich auszeichnen muß, und daß er dem entwaffneten Feinde und den
friedlichen Einwohnern auch im Feindesland schonend begegnen muß. Die oldenbnrger Truppe hat stets diese Soldatentugenden zu eigen gehabt.
Ein Hoch dem ruhmreichen königlichen Feldherrn, der alle vereinten deutschen Heere zum Kampfe führt! Hoch unser teures Vaterland!
Oldenburg, den 28. Jnli 1870.
Nikolaus Friedrich Peter.
91. Ausmarsch. 1870 Juli 30.
— Günther Boschen, Kriegserinnerungen eines Einnndnennzigers. Oben1
bnrg 1897, S. 7. —
Um 4 Uhr: „Bataillon marsch!" „Tarn taut, Tant tarn." „Muß i denn, muß i denn zum Stndle hinaus," so unter Trommelschall und Pfeifenklang giugs über die Rosenstraße in festem Schritt und Tritt zum Bahnhof hin. Die Straßen waren mit Menschen angefüllt, ein ununterbrochenes Hurra begleitete uus, am Bahnhof stand alles Kops an Kopf,
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Finckh Nikolaus_Friedrich_Peter Nikolaus Friedrich Günther
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschland Oldenburg
132
Mittlere Geschichte.
flucht geboten hätten. In ihnen, wo bischöfliche oder kaiserliche Vögte das
Oberaufsichtsrecht übten, entwickelten sich allmälig selbständige Korporationen.
Die Ge- Den Kern der Bürgerschaft bildeten die sogenannten Geschlechter, d.^h.
schlechter, diejenigen Familien, welche zuerst den Grund und Boden der Stadt inne-
gehabt hatten. Außer ihnen gab es eine Menge unfreier Bürger, welche
herzugezogen waren und entweder Handwerke trieben oder den reichen Bür-
gern als Knechte dienten. Jene Geschlechter traten durch Wechselheiraten
und gemeinschaftliche Handelsunternehmungen in eine enge aristokratische
Verbindung zusammen und behielten sich auch allein das Recht öffentlicher
Versammlungen, die sogenannte „Nitterzeche", vor. Der aus ihnen er-
richtete Gemeinderath, an dessen Spitze der Schultheiß stand, wußte nach
und nach die Wirksamkeit des herrschaftlichen Vogtes zu beschränken und
sich fast die ausschließliche Verwaltung der Stadt anzueignen. Später aber
errangen auch die Handwerker, welche sich in städtischen Fehden durch ihre
handfeste Tapferkeit auszeichneten, allmälig politische Rechte. Sie sonderten
sich in Zünfte und traten als kleine Gilde unter ihrem aus den Zunft-
Die Zünfte, m e i st e r n freigewählten Bürgermei st er jenen Geschlechtern (Patriziern)
mit ihrem Schultheißen und ihrer großen oder Kaufmannsgilde mit
wachsenden Ansprüchen gegenüber.
Die Blüthe der Dom- und Klosterschulen, welche unter den Ottonen
von Neuem begonnen hatte, dauerte in der ersten Hälfte der salischen Pe-
riode fort. Unter den Schriftstellern jener Zeit sind besonders Hermann
derkontrakte und Lambert von Aschafsenburg zu nennen, welche beide
werthvolle Chroniken ihrer Zeit hinterlassen haben.
53. Die Normannen in Unteritalien (1000).
1. Fortdauernde Wanderlust der uach Frankreich verpflauzteu Normannen. Erscheinen
einzelner Normannen in Unteritalien (1016). Die Kolonie zu Aversa (1029). Ankunft
dreier Söhne des Grafen Tankred. Eroberung von Melfi. Wilhelm Eisenarm Graf
von Apulien. Weitere Einwanderung von Normannen. Gefangennahme und Wie-
derfreigebung des Papstes. Die Normannen Lehnsleute deö heiligen Stuhles (1053).
2. Herrschaft Robert Guiskard's. Seine Freundschaft mit dem Papste (Nikolaus Ii.)
und dem griechischen Kaiser (Michael Parapinaceö). Kämpfe gegen Alexius Komne-
niuö. Kaiser Heinrich Iv. bedrängt Gregor den Vii. Errettung deö Papstes durch
Guiökard (1084). Gmskard stirbt (1085). Sein Sohn Roger begründet das König-
reich Neapel.
1. Die im Jahre 911 nach Frankreich verpflanzten Normannen 4) ver-
loren auch in der neuen Heimat die Lust an Wanderungen und Abenteuern
nicht, namentlich fühlten sie sich von der Natur und den Schätzen des euro- l)
l) In die ursprünglichen Wohnsitze der Normannen war daö Christenthum zur
Zeit Ludwig des Frommen gedrungen. Ansgar (Anschar) hieß der mulhvolle Gtau-
benöbote, welcher das Evangelium in Dänemark (826) und Schweden (829) verkün-
deie. Er erwarb sich durch seine Missionsthätigkeit den Namen: „Apostel des Nor-
dens," wurde (831) erster Bischof von Hamburg und später (847) erster Erzbischof
der vereinigten Pisthümer Hamburg und Bremen. Sein Tod fällt in das Jahr 865.
— In Dänemark machte das Christenthum anfangs nur geringe Fortschritte, nament-
lich wurde es durch Gorm den Alten bekämpft. Auch jener Swen, der Ethel-
red vom englischen Throne stieß, war ein heftiger Widersacher der neuen Lehre. Mit
Kan nt dem Großen aber war der Sieg des Christenthums in Dänemark entschie-
den. — In Schweden schlug daö Evangelium noch langsamer Wurzel. Zwar nahm
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Lambert_von_Aschafsenburg Tankred Wilhelm Robert_Guiskard's Nikolaus Michael_Parapinaceö Alexius_Komne- Heinrich_Iv Heinrich Gregor Gregor Gmskard Ludwig Ansgar
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Frankreich Unteritalien Melfi Apulien Nikolaus Neapel Frankreich Dänemark Schweden Hamburg Hamburg Bremen Dänemark Ethel- Dänemark Schweden
Die Normannen in Unteritalien.
133
päischen Südens angezogen. Seit 1016 erschienen einzelne Normannen in Normannen
Uuteritalien, um auf Seite der Longobarden gegen die Griechen zu fechten. lnumer-
Bald kamen mehr Landsleute aus der Normandie nach und 1029 biliiete ttalienl01b‘
sich zu Aversaeine normännische Kolonie. Entschiedene Erfolge aber
errangen die Einwanderer erst dann, als sie von einem Heldengeschlechte,
den Söhnen des Grafen Tankred von Hauteville, angeführt wur-
den. Drei dieser Söhne gelangten zuerst nach Unteritalien, und ernteten
daselbst in einer Fehde Ehre und Geld. Darnach traten sie in die Dienste
des griechischen Kaisers, welcher wider die Sarazanen zu Felde lag, und
zeichneten sich auch hier durch Tapferkeit aus. Da man ihnen aber den
gebührenden Antheil an der Beute vorenthielt, so beschlossen sie, sich selbst
bezahlt zu machen. Sie setzten heimlich nach Kalabrien über, eroberten
Melfi^) und von da noch mehrere Städte. Tankred's ältester Sohn,
Wilhelm Eisen arm (so benannt, weil er in Sizilien den Fürsten Ar-
kadius von Syrakus erlegt hatte) nannte sich bereits Graf von Apulien.
Als der Ruf von seinem Glücke in die Heimat gelangte, kamen noch 7
seiner Brüder mit zahlreichem Gefolge herüber und halfen ihm sein Reich
erweitern und befestigen. Alle Versuche der Longobarden und Griechen,
die Ankömmlinge in offner Feldschlacht oder durch geheime Verschwörung zu
vernichten, scheiterten an der Tapferkeit und Wachsamkeit der Normannen.
Der Papst Leo Ix. stellte sich sogar in eigener Person an die Spitze eines
longobardischen Heeres, ward aber geschlagen und gefangen genommen.
Die Normannen sahen indeß in dem Besiegten nur den Statthalter Christi, Normanne»
ließen ihn wieder frei und empfingen von ihm alles bereits erworbene ^hnöleule
Land und das, was sie in Unteritalien und Sizilien erobern würden, als 'io53
Lehen (1053).
2. Robert Guiskard, der sechste von Tankred's Söhnen, durch Robert
Kühnheit und Schlauheit ausgezeichnet, ward nach dem Tode seiner drei Guiskard
ältesten Brüder von den Kriegern zum Anführer ausgerufen und eroberte t ^085.
ganz Kalabrien. Papst Nikolaus Ii. bestätigte den Besitz der neuen Er-
oberung, wofür sich Robert dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tri-
Olav Schooßkönig, so genannt, weil ihm als Kind gehuldigt worden war, ums
Jahr 1000 die Taufe an, allein das Hcidenthum behielt noch lange die Oberhand.
— Norwegen hatte in früherer Zeit viele kleine Könige, deren Macht wurde jedoch
durch Harald Schönhaar (860) gebrochen. Haralds Sohn (Hako der Gute),
in England erzogen und bekehrt, suchte unter seinen Unterthanen das Christenthum
einzuführen. Allein seine Bemühungen waren vergeblich. Erst Haralds Urenkel
(Olav Trygväson) drang mn dem Bekehrungswerke durch. — Während Harald's
Regierung entdeckten und bevölkerten unzufriedene Norweger das ferne Island (861).
Von dort aus wurde dann (983) Grönland gefunden, und einige Schiffer sollen
sogar bereits Amerika, das sie Winland oder Weinland nannten, erreicht
haben. Auch den Russen gaben die Normannen Herrscher ihres Geschlechtes, in-
dem die an der Ostsee wohnenden slavischen Stämme zur Schlichtung ihrer Streitig-
keit im Jahre 862 drei Brüder aus dem schwedischen Stamme Nuß herbeiriefen
und zu ihren Fürsten machten. Der eine von ihnen, Rurik, der in Nowgorod
seinen Wohnsitz hatte, wurde nach dem Tode seiner beiden Brüder Alleinherrscher.
Sein Urenkel war jener Wladimir der Große, der vom Dniepr bis zur Düna
herrschte und 988 das Christenthum annahm.
i) Aversa, Stadt einige Stunden nördlich von Neapel. — Melsi, Stadt
an der apulischen Grenze, 36 Stunden südlich von Neapel.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
Extrahierte Personennamen: Tankred Wilhelm Leo_Ix Leo Robert_Guiskard Robert
Kühnheit Guiskard Nikolaus Nikolaus Robert Olav_Schooßkönig Harald_Schönhaar Olav_Trygväson
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Normannen
Uuteritalien Unteritalien Kalabrien Sizilien Syrakus Apulien Christi Unteritalien Sizilien Kalabrien Norwegen England Island Amerika Ostsee Rurik Nowgorod Neapel Neapel
104
Mittlere Geschichte.
es verbrannte. Da schalt ihn die Frau bei ihrer Rückkehr, einen faulen Ge-
sellen, der nur Brod zu essen, aber nicht zu backen verstehe.
Im nächsten Frühjahr (878) erbaute der König mit den Gesährten, die
sich um ihn gesammelt hatten in einer waldigen Moorgegend eine Verschan-
zung und unternahm von hier aus Streifzüge gegen die Dänen. Nach die-
sem glücklichen Anfang begab sich Alfred, als Harfner verkleidet, in das
nvrmännische Lager. Während er hier seine Lieder sang, forschte er die
Schwächen des Lagers aus und belauschte die Gespräche der Feinde. Nachdem
er zu den Seinen zurückgekehrt war, erließ er ein Aufgebot an alle streit-
baren Engländer. Erstaunt und erfreut, daß ihr König noch lebe, kamen
sie voll Muth und Streitlust. Nun überfiel Alfred das dänische Lager und
erfocht (880) einen vollständigen Sieg. Ihr König ließ sich taufen, wobei
Alfred selbst Zeuge war, und regierte von nun als abhängiger Lehnsfürst
in den ihm von Alfred gelassenen Landestheilen.
Die Zeit des Friedens verwandte Alfred zum Wiederaufbau der zer-
störten Städte und zur Errichtung einer Flotte, um die Küste gegen die
dänischen Seeräuber zu schützen. An den geeignetsten Plätzen der Küste wur-
den Festungen aufgeführt, um die Landungen der Normannen zu verhindern,
und gegen das Ende von Alfred's Regierung belief sich die Zahl solcher
festen Schlösser auf fünfzig. Um durch den Kriegsdienst dem Ackerbaue nicht
zu viel Hände zu entziehen, wurde die waffenfähige Bevölkerung in zwei
Klassen getheilt, welche sich im Kriegsdienste ablösten.
2. Noch einmal kam eine große Gefahr über Alfred's Reich. Ein
gewaltiges Heer von Normannen landete im Jahre 893 und die unterwor-
fenen Landsleute derselben erhoben sich von Neuem. Nach einem dreijährigen
blutigen Kampfe waren die Feinde (896) abermals überwunden 4).
Endlich, nachdem Alfred in sechsundfunfzig Treffen persönlich mit ge-
fochten, erfreute sich das Reich unter seiner Regierung eines dauernden Frie-
dens und der König konnte sich der Sorge für die innern Angelegenheiten
seines Reiches widmen. Ordnung und Gerechtigkeit war unter den ver-
heerenden Stürmen der Normannenkriege untergegangen. Alfred erneuerte,
um die Rechtspflege wieder herzustellen, die alte angelsächsische Verfassung,
er wählte aus den Gesetzen früherer Könige das Beste aus, und verband
es zu einem Ganzen. Wichtige Rechtsfälle untersuchte er selbst, und bald
lernte man seine Gerechtigkeitsliebe kennen und fürchten. Der bestochene
oder böswillige Richter mußte ohne Gnade dieselbe Strafe leiden, die er
ungerechter Weise ausgesprochen hatte, und vierundvierzig Richter soll Alfred
in Einem Jahre mit dem Tode bestraft haben, weil sie ungerechte Urtheile
gefällt hatten. Diese Strenge hatte die wohlthätigsten Folgen für die Sicher-
heit der Person und des Eigenthums. Man pflegte zu sagen, daß, wer einen
vollen Geldbeutel auf dem Wege verloren hätte, ihn nach einem Monat
unberührt auf derselben Stelle gefunden haben würde. Man erzählt sogar,
der König habe goldene Armbänder an den Landstraßen aufhängen lassen,
ohne daß Jemand gewagt habe, sie anzurühren.
i) Die Normannen, eroberten 911 die Nordknste von Frankreich und gaben
ihr den Namen Normandie, der noch jetzt dem nordwestlichen Theil Frankreichs
geblieben ist.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: Alfred Muth Alfred Alfred Alfred Alfred Alfred Alfred Alfred
188
Neue Geschichte.
die Erpressungen seiner Feldherren, vor Allem aber über die despotische Will-
kür Wallcnstein's selbst. Allenthalben wurden Steuern ausgeschrieben; die
Hanptlente lebten in Pracht und Ueberfluß, während Bürger und Bauer
im tiefsten Elend schmachteten. Was die Soldaten nicht verzehren konnten,
verdarben sie aus Muthwillen. Viele Landleute starben Hungers, andere
fristeten mit Eicheln und Wurzeln ein klägliches Dasein. Als nun Ferdi-
nand im Jahre 1630 den Reichstag zu Negensburg hielt, bestürmten
ihn alle Fürsten, namentlich .Marimilian von Baiern, mit den heftigsten
Klagen und drangen auf Wallcnstein's Absetzung. Der Kaiser sah sich end-
lich genöthigt, dem dringenden Ansuchen nachzugeben und willigte in Wal-
lcnstein's Entlassung.
Wallenstein stand damals mit seinem Heere in Schwaben. Zwei Freun-
de des Feldherrn übernahmen es, ihm den Beschluß des Kaisers zu verkün-
den. Er war jedoch von Allem, was auf dem Reichstag vorgegangen war,
unterrichtet und hatte es, wie er vorgab, in den Sternen gelesen. Er zog
sich ohne Einrede, nachdem er sein Heer entlassen, auf seine Güter nach
Böhmen zurück. Zu Gitsckinh, dem Mittelpunkte seiner reichen Besitzun-
gen, lebte er fortan mit mehr als kaiserlichem Aufwand, zu welchem ihm
die im Kriege erpreßten Gelder (50 Millionen Thaler), sowie sein früheres
ansehnliches Vermögen die Mittel boten. Von 20 Kammerherren, deren
einige sogar seinen. Dienst dem des Kaisers vorgezogen hatten, ließ er sich
bedienen; 60 Edelknaben in hellblauem Sammet, der mit Gold und Seide
reich gestickt war, warteten an seiner Tafel auf; 50 Hellebardiere standen
als Leibwache in seinem Schloßhofe; 300 stattliche Rosse fraßen in seinen
Ställen aus marmornen Krippen und 50 sechsspännige Kutschen führte er
mit sich, wenn er seine Güter besuchte.
4. per schwedische Krieg 1630—1635.
Die protestantische Sache schien verloren, sie stand verwaist und ohne
Schutz; die evangelischen Fürsten waren uneinig untereinander und ihnen
gegenüber stand der Kaiser mit einem schlagfertigen Heere unter Tillv, um
das Restitutionsedikt mit Gewalt durchzuführen. Da erleuchtete Gott einen
frommen und gerechten Herrn, den König Gustav Adolf von Schweden,
und erfüllte ihn mit heiligem Eifer, seiner bedrängten Glaubensgenossen sich
anzunehmen und den Kaiser zu bekriegen. Er landete am 24.. Juni 1630
mit einem Heere von 16,000 Mann an der pommerschen Küste. Er war
der Erste, der an das Land stieg: hier, auf deutscher Erde, kniete der from-
me Kriegsheld nieder, dankte Gott für die glückliche Fahrt und flehte um
seinen fernern Schutz. „Je mehr Betcns, je mehr Sicgens; fleißig gebe-
tet, ist halb gesiegt, " pflegte er zu sagen. Leicht vertrieb Gustav Adolf die
Kaiserlichen aus Pommern und Mecklenburg. Allein bald sah er sich in
seinen Fortschritten gehemmt, da mehrere protestantische Fürsten, namentlich
die Kurfürsten von Brandenburg und von'sachsen, sich ihm nicht an-
schlossen und ihm den Zng durch ihre Länder weigerten. So vermochte er
die Zerstörung Magdeburgs (io. Mai 1631) nicht zu hindern.
') G it sch in, Städtchen zwischen Turnau und Köingingrätz.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf_von_Schweden Gustav Adolf Gott Gustav_Adolf Gustav Adolf
124 Mittlere Geschichte.
schied er unparteiisch und gerecht; wenn das Glck ihn verlie, so klagte er es dem Himmel und stellte seine Sache Gott anheim. Durch die Erfahrungen und Heimsuchungen seiner Jugendjahre war er gelutert und ge-sthlt worden. Seine Kenntnisse waren ausgedehnt. Strapazen vermoch-ten nicht, ihn zu ermden und man konnte ihn unter seinen Kriegleuten sehen, bald als König majesttisch herrschend, bald als ganzer Soldat mit dem Geringsten die Beschwerden des Krieges theilend. Wo es galt, war er.stets voran im dichtesten Handgemenge und weil er stets in allem Un-glck kniglichen Sinn bewies, so hat er die Rebellen zu Boden geworfen. Nur durch List und Verrath ist er endlich besiegt worden.
28. Der erste Kreuzzug 10961099. Gottfried von Bouillon.
1. Konstantin und Helena. Die Araber. Die Trkeil. Peter von Amiens 1094. Die Kirchenversammlungen zu Piacenza und Clermont 1095. Ungeordnete Schaaren unter Peter und Walter. Das geordnete Kreuzheer: Gottfried von Bouillon 1096. Nica 1097 (Edessa), Antiochien 1098. Ankunft vor Jerusalem 1099. 2. Der erste turnt. Bau von Belagerungswerkzeugen. Der erste Tag des Sturmes. Der zweite Tag: Jerusalem wird erobert. Das Blutbad. Der Gottesdienst. Gottfried von Bouillon: Beschtzer des heilige Grabes; sein Tod 1100. (Balduin, König von Jerusalem.)
Konstantin 1. Konstantin hatte sich um Ausschmckung der heiligen Sttten u. Helena. Jerufalem's hoch verdient gemacht. Das heilige Grab ward zum Pracht-vollen Tempel und daneben erhob sich die prchtige Kirche der Aufersteh-ung. Eben so hatte auch des Kaisers Mutter Helena ihren frommen ^>inn dadurch bethtigt, da sie, bereits im hohen Alter, zum gelobten Lande wallte (S. 80 Anm. 1.) und zu Bethlehem und auf dem Oel-berge Kirchen erbauen lie. Das Verlangen in der Kirche des heiligen Grabes zu beten, die Sehnsucht, den Boden zu betreten, wo der gttliche Erlser gewandelt und gelitten, der Glaube, da solch' frommes Werk von allen Snden reinige und zum Himmel fhre, spornte Unzhlige an, das Araber gelobte Land zu besuchen. Die Araber, die im 7. Jahrhundert (637) 637. Palstina dem griechischen Reiche entrissen (S. 91. Anm. 1), strten die Pilger nicht. Als aber die feldfchuckischen Trken^) 1072 das heilige Land eroberten, wurden sowohl die einheimischen Christen als auch die Wallfahrer hart gedrckt und grblich gemihandelt. Ergriffen von solcher Peter von Roth, entschlo sich der Mnch Peter von Amtens2) solchem Gruel ^ioqt3 abzuhelfen. Nachdem er aus dem gelobten Lande zurckgekehrt war und bcr Papst sein Vorhaben gebilligt hatte, fetzte er sich alsbald barfu und mit entbltem Haupte, angethan mit einem grauen Pilgerkleibe, das er mit einem Strick grtete, auf einen Esel, nahm ein Kruzifix in die Hand und durchzog predigend Italien und Frankreich (1094). Durch seine begeisterten Reben erregt, gelobten Tausenbe, sich aufzumachen und bte heiligen Orte den Hnben der Unglubigen zu entreien. Da berief im Mrz des folgenden Jahres (1095) der Papst Urban Ii. eine Kirchenversamm-
*) Die Trken sind ein Nomadenvolk aus dem mittleren Asien, wo noch jetzt ihr eigentliches Stammland, stlich von dem kaspischen Meere, durch den Namen Turau an sie erinnert. S eldschucken hie ein trkischer Stamm, der, nachdem er den Islam angenommen hatte, im 11. Jahrhundert Iheils den Griechen, theils den Arabern das westliche Asien entrissen hatte.
2) Amiens, Stadt an der Somme, im nordwestlichen Frankreich (in der Picard).
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Konstantin Helena Peter_von_Amiens Peter Walter Gottfried_von_Bouillon Gottfried_von_Bouillon Balduin Konstantin Konstantin Helena Palstina Peter_von_Roth Peter_von_Amtens2 Gruel Urban
Extrahierte Ortsnamen: Piacenza Clermont Edessa Jerusalem Jerusalem Bethlehem Italien Frankreich Asien Asien Amiens Frankreich
102
Wasser getaucht, und kalte Bäder dienten das ganze Leben hindurch zur Stär-
kung der Glieder. Ihr Kleid bestand aus Pelzwerk oder einem wollenen
und leinenen Gewebe, das mit bunten Streifen geziert war. Das über den
Rücken geworfene Fell oder Tuch hielt auf der Brust ein Dorn oder eine
Nadel zusammen. Stets war ein großer Theil des Leibes unbedeckt und
auch der Winter brachte sie nicht dahin, sich wärmer zu kleiden. Halb nackt
liefen die Kinder umher und gewöhnten so frühzeitig die Haut an Nässe
und Kälte. Gern streifte der Knabe mit dem Vater über Berg und Thal,
um den reißenden Thieren des Waldes nachzujagen. Zum Jünglinge her-
angereift, wurde er in der Volksversammlung mit Schild und Lanze wehrhaft
gemacht. Das war der schönste Tag seines Lebens; denn von nun an war er
Glied der Volksgemeinde. Auch waren Lauze und Mann damals gleichbe-
deutend, wie wir noch jetzt unter Degen einen wackeren Helden verstehen.
Die Römer nannten unsere Vorfahren Germanen, doch rechneten sie
hierzu nicht bloß die Bewohner des jetzigen Deutschlands; sondern auch
die Völker in dem heutigen Belgien, Holland, Dänemark, Norwegen, Schwe-
den, Finnland, Liefland und Preußen, weil sie alle in Gestalt, Sitten und
Sprache einen gemeinsamen Ursprung ankündigten.
2. Die Deutschen liebten das Leben in der freien Natur über Alles.
Sie hatten daher weder Städte, noch zusammenhängende Dörfer. Weit zer-
streut lagen ihre Hütten, die nur aus unbehauenen Baumstämmen aufge-
führt, mit farbigem Lehm beworfen und mit einem Strohdach gedeckt wa-
ren. Wo es gefiel, nahm man den Wohnplatz: am frischen Quell, im stil-
len Hain, auf steiler Höh', im grünen Thal. Die Hütte stand in der
Mitte der Feldmark, welche von einem schirmenden Gehege umschlossen war.
Eine Anzahl solcher abgegrenzten Besitzungen nannte man einen Weiler,
mehrere Weiler einen Gau.
Jagd und Krieg waren der Germanen liebste Beschäftigungen. Die
Betreibung des Ackerbaues und der Viehzucht überließen sie den Weibern
und Knechten. Man konnte sie leichter dazu bringen, den Feind herauszu-
fordern und Wunden zu holen, als die Erde zu pflügen und die Ernte zu
erwarten; denn es schien ihnen unrühmlich, durch Schweiß zu erwerben,
was man mit Blut gewinnen konnte. Neben diesem kriegerischen Sinne
hatten sie unverkennbare Tugenden. Sie hielten auf Zucht und Ordnung,
liebten ihr Vaterland und ehrten Treue und Keuschheit. Bei ihnen ver-
mochten, sagt der römische Geschichtschreiber Tacitus (80 n. Chr.), gute
Sitten mehr, als anderswo gute Gesetze. Den Frauen bewiesen sie beson-
dere Hochachtung, und die Ehe war ihnen heilig. Mit dem vollendeten
20. Jahre trat der junge Mann aus der Vormundschaft des Vaters und
durfte freien, d. h. durch Verheirathung selbstständig werden. Die Verlo-
bung wurde im öffentlichen Mal, d. i. in der Volksversammlung gehalten;
daher noch das Wort vermälen (vermählen). Nicht das Weib brachte dem
Manne, sondern dieser dem Weibe die Mitgift dar. Dazu gehörte außer
einem Rindergespann auch ein Schlachtroß, Schild und Waffe: eine Gabe,
welche das Weib schon zeitig an die Gefahren des Krieges erinnern sollte.
Kein Volk ehrte die Rechte der Gastfreundschaft höher, als die Deut-
schen. Freundlich wurde jeder Fremde, wer cs auch war, in die Hütte
aufgenommen und erquickt. War der Vorrath verzehrt, so wurde der, wel-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: len_Hain
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Belgien Holland Dänemark Norwegen Finnland
130
Flotte von den Ufern der Somme, ihrem Sammelplätze, ans und gelangte
ohne Ungemach an die englische Küste1 ). Als Wilhelm ans Land sprang,
glitt er aus und fiel zu Boden. Doch schnell gefaßt, verhütete er jede
schlimme Deutung dieses Zufalls durch den Ruf: „So nehme ich Besitz
von diesem Lande!" Darauf ließ er alle Schiffe durchbohren, damit Keiner
in die Heimatb entfliehen könne, und ein Lager schlagen und mit Boll-
werken befestigen.
3. Harald befand sich in Nordhumberland, als ihm die Kunde kam,
die Normannen seien gelandet. Sogleich eilte er gen Hastings^), wo
die Normannen ihr Lager hatten. Seine Freunde riethen ihm, das Heer
der Feinde, dem es bald an Lebensmitteln fehlen müsse, in kleinen Gefech-
ten zu ermüden und zu schwächen; er aber, entschlossen zu siegen oder zu
sterben, setzte alles Glück auf den Ausschlag eines einzigen Tages.
Verschieden waren die Vorbereitungen zur Schlacht. Die Engländer
verachteten den Feind, der ihnen als ein Haufe zusammengeraffter Aben-
teurer geschildet worden war, und brachten den Vorabend unter Schmausereien
und Lustbarkeiten zu. Die Normannen dagegen bedachten ihr Seelenheil,
beteten und beichteten und rüsteten Roß und Geschirr. Am frühen Mor-
gen sprach Wilhelm zu den versammelten Waffenbrüdern: „Freunde! wir
find herübergekommen für eine gute Sache. Diese Engländer sind Verrätber,
wie sie schon oft bewiesen haben, und dafür werdet ihr sie mit Gottes Bei-
stand heute strafen. Haltet euch wacker, und bedenket, daß, wenn ihr sie-
get, dieser Tag euch Ehre und Güter bringt. Sieget der Feind, so seid ihr
verloren, denn ihr habt keine Zuflucht. Eure Schiffe sind durchbohrt. Dar-
um nur Muth und Vertrauen, und Gott wird euch den Sieg verleih«!" ,
Nachdem Wilhelm also gesprochen, ordnete er seine Leute in drei Heer-
haufen, während Harald die Seinigen gleichfalls in Schlachtordnung auf-
stellte. Die Normannen führten scharfe Schwerter und lange Lanzen, über-
dies Bogen und Pfeile. Die Engländer hatten nur Streitäxte und Helle-
barden, doch deckten sie sich gegen die Pfeile der feindlichen Bogenschützen
mit großen Schilden, auch hatten sie ihr Lager mit Flechtwerk umgeben.
Muthig rückten die Normannen, das Nolandslied singend, gegen die Ver-
schanzungen der Engländer vor, welche in keilförmiger Schlachtordnung
ans Hügeln standen. Ein grauenvolles Gemetzel begann; furchtbar hieben
die Engländer auf die Normannen los, gegen deren Pfeile die Hürden treff-
liche Dienste leisteten. So litten die Normannen großen Schaden und
mußten wieder zurückgehen. Da hieß Wilhelm seinen Bogenschützen, die
Pfeile in die Höhe zu schießen, und während der Feind emporsähe, sollten
die Andern nochmals stürmen. Dieser Befehl hatte anfangs den besten
Erfolg. Dem Harald flog, während er emporsah, ein Pfeil in's Auge,
so daß er todt neben dem Reichspanier niedersank. Aber seine Leute hiel-
ten sich wacker und trieben die Normannen abermals zurück. Da nun Her-
zog Wilhelm sah, daß die Feinde so fest ihren Platz behaupteten, so befahl
er seinen Leuten, daß sie zum Scheine fliehen und wenn die Engländer
ihnen nachsetzten, dann umkehren und mit Vortheil gegen sie kämpfen sollten. *)
*) Die Landung geschah an Englands Siidostküste, bei Pev enscy, in der
Näheren Dover. — Hastings westlich von Dover.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Harald Wilhelm Muth Wilhelm Harald Wilhelm Harald Wilhelm
138
tu ihrer Sterbestunde besprengen ließen. Die Engländer schifften sich in
Marseille *), die Franzosen in Genua ein (1190). In Messina vereinig-
ten sich beide Könige wieder. Schon hier entzweite Eifersucht und Na-
tionalhaß die Könige und ihre Heere. Sie mußten darum einen ganzen
Winter auf Sizilien bleiben. Noch größer wurde der Zwiespalt, als sie
im folgenden Jahre (1191) bei der Stadt Akkon landeten, welche die
Türken noch immer hartnäckig vertheidigten. Die Neuangekommnen schlossen
sich dem Belagerungsheere an und trafen die Bestimmung, daß den einen
Tag die Engländer und den andern Tag die Franzosen stürmen sollten.
Dieser Wetteifer der beiden Völker brachte die Einwohner in solche Noth,
daß sie sich aus einen Vertrag hin endlich (am 13. Juli 1191) ergaben.
Es wurde ihnen freier Abzug gestattet, wobei sie jedoch außer ihren Klei-
dern nichts von ihrer Habe mitnehmen durften; zugleich sollte der Sultan
Saladin beiden Königen 200,000 Ducaten für die Lösung der Gefange-
nen auszahlen. Nun strömten die Christen von allen Seiten in die Stadt.
Richard und Philipp August pflanzten ihre Fahne auf die Thürme und
theilten unter sich die Quartiere, die Güter und die Gefangenen. Als
aber der Herzog Leopold von Oesterreich, der nach dem Tode Frie-
drichs von Schwaben die Anführung der deutschen Truppen übernommen
und sich bei der Belagerung sehr ausgezeichnet hatte, die Reichsfahne auf
einen Thurm steckte, ließ der stolze Richard sie herunterreißen und in den
Koth treten. Der Herzog war zum Widerstande zu schwach, verschob die
Rache und nahm sein Lager vor der Stadt.
Auch Philipp August fand den Hochmuth Richard's unerträglich und
schiffte sich, zumal ihn der englische König an Tapferkeit überstrahlte, bald
wieder ein. Damit es aber nicht schiene, als wolle er der gemeinsamen
Sache abtrünnig werden, so ließ er den größten Theil der französischen
Pilger unter Anführung des Herzogs von Burgund vor Akkon zurück.
Auch gelobte er vor der Abfahrt mit einem Eide, daß er in Richard's
Abwesenheit diesem nicht nur keinen Schaden zufügen, sondern ihn sogar
gegen Andere vertheidigen wolle.
Richard rückte nun weiter vorwärts und erfüllte das ganze Morgen-
land mit dem Ruhm seiner Thaten. Während die Christen Joppe *) be-
festigten, ergötzte er sich oft, nur von Wenigen begleitet, an der Falken-
jagd. Dabei gerieth er einst in einen türkischen Hinterhalt. Wie ein
Rasender hieb Richard um sich, allein seine Begleiter waren schon bis auf
einen gefallen und der Feinde waren noch viele. Da rief jener Eine —
es war der Ritter Wilhelm von Pratell — „Ich bin der König!" So-
gleich stürzten die Türken auf den Sprecher los, und Richard hatte Zeit,
sich durch die Flucht zu retten. Der englische Ritter ward gefangen ge-
nommen, aber ob der bewiesenen Hochherzigkeit von Saladin gut behan-
delt und nachmals gegen zehn Türken ausgewechselt. — So löwenmuthig
nun auch Richard focht, der Zweck des Kreuzzuges, die Eroberung Jeru-
salems, gelang ihm doch nicht. Saladin war ihm an Feldherrntalent über-
legen und hatte zur Vertheidigung der bedrohten Stadt treffliche Anstalten l
l) Marseille, Stadt in der Provence, an der Küste des mittelländische»
Meeres. — Joppe, Stadt am mittelländischen Meere, nordwestlich von Jerusalem.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp August Leopold_von_Oesterreich Leopold Philipp_August Philipp August Hochmuth Wilhelm Saladin Richard Saladin
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Ii. Zeitraum. Die Völker des Alterthums rc. 23
Weichlichkeit wieder und drang mit seinem Heere bis nach Indien vor.
Nachdem er sich alle Völker und Könige diesseits und jenseits des Indus
unterworfen und die Hälfte seines Heeres unter Nearch auf dem Indus
eingeschisft hatte, zog er selbst mit seinen übrigen Kriegern unter fürchter-
lichen Mühseligkeiten, welche die Hitze jener Gegend und der Zug durch
unübersehbare, wasserlose Wüsten veranlagten, nach Babylon zurück. Von
hier wollte er seine Soldaten nach lojähriger Abwesenheit von Mace-
donien dorthin zurückführen, als ihn plötzlich der Tod aus all seiner Herr-
lichkeit hinwegraffte (323).
Da er keinen Sohn in einem solchen Alter zurückließ, daß dieser ihm
in der Regierung hätte folgen können, so theilten sich seine Feldherrn in
die kaum errichtete macedonische Weltmonarchie. Nach vielen Kämpfen
gingen aus ihr folgende Staaten hervor: Aegypten mit der Oberhoheit
über Palästina unter der Herrscherfamilie der Ptolomäer; Syrien unter
den Seleuciden, die Palästina in der Folge gewannen und einen so furcht-
baren Druck auf das jüdische Volk ausübten; und Macedonien mit Grie-
chenland und Epiruö.
9. Die römischen Könige.
Rom war eigentlich eine Kolonie von Alba Longa, einer Stadt in
Mittel-Italien. Einer ihrer Könige, Procas, hinterließ zwei Söhne, von
denen der jüngere Amulius den älteren Numitor vom Throne verdrängte,
den Sohn destelben tödtete und die Tochter, Rhea Silvia, zur Vestalin
machte. Als diese dessenungeachtet zwei Knaben erhielt, ließ Amulius das
Zwillingspaar aussetzen, die Mutter aber ins Gefängniß werfen. Die
Kinder wurden, wie Cyrus, durch einen Hirten gerettet, von dessen Frau
erzogen und wuchsen unter dem Namen Romulus und Re.mus zu muthi-
gen Jünglingen heran und zu Anführern einer streitlustigen Schaar. Als
in einem Kampfe Remus zum Gefangenen gemacht und vor den Numitor
gebracht worden, erkannte dieser in ihm seinen Enkel und machte ihn mit
den Gewaltthätigkeiten des Amulius bekannt. Romulus und Remus nah-
men an der Spitze ihrer kampsgeübten Genossen Rache an dem Könige,
tödteten ihn, erhoben ihren Großvater Numitor auf den Thron und er-
hielten von ihm die Erlaubniß, eine Stadt zu bauen. Sie wurde am
Orte der Aussetzung, auf dem palatinischen Hügel an der Tiber gegrün-
det. Dies war der erste Anfang der nachher so berühmten Stadt Rom
(754 v. Ehr.). Nachdem in einem Streite Remus von der Hand seines
Bruders gefallen, war dieser alleiniger Herr des neuen Staates.
Um die neue Stadt zu bevölkern, eröffnete Romulus ein Asyl oder
eine Zufluchtsstätte für alle aus anderen Staaten Entlaufenen oder Ver-
triebenen. Es eilten nun so viel Männer herbei, daß man um Frauen
in Verlegenheit kam. Freundschaftliche Bewerbungen in der Nachbarschaft
waren umsonst; den zusammengelaufenen Fremdlingen in Rom wollte kein
Vater seine Tochter, kein Bruder seine Schwester zur Frau geben. Da
suchte Romulus durch List zu erlangen, was man seinen Bitten und Vor-
stellungen versagte. Er veranstaltete feierliche Spiele und lud die an-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]