Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte - S. 151

1913 - Berlin : Oehmigke
— 151 - Vater war ein kühner, kriegerisch gesinnter Mann und seinem Könige mit Leib und Seele ergeben. 3. Die gewaltigen Kriegsereignisse des Jahres 1813 sind bekannt, und ich berühre sie daher nur so weit, als ihre Eindrücke bis in unser einsames Dorfleben hindrangen. So erinnere ich mich eines Sonntags, an dem mein Vater des Morgens früh die Nachricht erhielt, daß es im Felde nicht gut stehe, daß die Verbündeten zwar bei-Bautzen tapfer gestritten, aber vor der Übermacht des Franzofenkaifers hätten nach Schlesien hin zurückweichen müssen. Mein Vater wurde durch diese Kunde tief erschüttert. Es läutete bereits zur Kirche, wohin ich den Vater regelmäßig zu begleiten pflegte. Ich sah nicht ohne Verwunderung, wie er aus der großen Bibel mit goldenem Schnitt das sauber geschriebene Konzept der Predigt, die er immer sorgfältig auszuarbeiten gewohnt war, herausnahm und es in seinen Schreibtisch legte. Als er die Kanzel betreten hatte, verkündete er der Gemeinde, was er vernommen. Dann fügte er hinzu, daß er zwar über einen anderen Text habe predigen wollen, daß er es aber vorziehe, heute feine Predigt zu knüpfen au das herrliche Wort des Makkabäerhelden, der da gesprochen: „Uns ist leidlicher, daß wir im Streit umkommen, denn daß wir solchen Jammer an unserm Volk erleben! Ist unsere Zeit gekommen, so wollen wir ritterlich sterben und unsere Ehre nicht lassen zuschanden werden!" — „Also dachten", sprach der Vater weiter, „auch unsere Brüder, die Streiter alle, die für uns auf den blutgetränkten Feldern für Vaterland und Freiheit stritten." Und niemals wieder habe ich erlebt, daß eine Predigt einen solchen Eindruck auf die Gemeinde hervorgebracht hätte als diese unvorbereitete Rede, die sich wie ein feuriger Strom aus feinem bewegten Inneren in die Herzen der dicht gedrängten Zuhörer ergoß. 4. Für die Verwundeten in den Spitälern wurden von der Mutter Sammlungen an altem Seinen und Wäsche veranstaltet, zu denen der Landrat von Winterfeld im Namen des Frauenvereins in Prenzlau aufforderte. An der Spitze dieses Vereins stand eine energische und patriotische Frau, die Postmeisterin Balke, die sich schon während der Franzosenzeit durch die Kühnheit auszeichnete, mit der sie Botschaften und Depeschen unter eigener Lebensgefahr persönlich beförderte. Auch Scharpie ward fleißig gezupft, und oft faßen wir mit acht bis zehn Bauern-

2. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 60

1883 - Berlin : Oehmigke
— 60 — Als er nun selbst erschien, gingen ihm die Priester mit Kreuzen und Fahnen entgegen; das Volk strömte herbei; die ©tobte biv zur Sber öffneten ihm ihre Shore bis auf brei, welche dem Lanbesherrn treu blieben: Frankfurt, Beelitz und Erichen; das letztere würde daher „Trenenbrietzen" genannt, ßubtoig schwebte in großer Gefahr, das Laub zu verlieren; allein er war ein unverzagter Mann und rüstete sich, fein gutes Recht bis auf das äußerste zu verteidigen. Da es ihm aber an Streitkräften fehlte, so schloß er sich in das treue Frankfurt ein. Unterbes versammelte Karl die Feinde Lubwigs auf dem Selbe zu Heinersdorf bei Müncheberg, ließ ein Gericht zusammentreten und fragte, ob der Pilger der echte Waldemar fei. Als dieses die Frage bejaht hatte, belehnte er den Pilger feierlich mit der Mark und that das allen Rittern und Städten kund und zu wissen. Darauf begab er sich mit seinem Heere, be-gleitet von Fürsten und Rittern, nach Frankfurt und fing an, die Stadt zu belagern. Allein die tapferen Bürger verteidigten sich und ihren Markgrafen Ludwig so erfolgreich, daß er abziehen mußte, ohne etwas ausgerichtet zu haben. 4. Der schwirr^ Tod. Vielleicht war die Ursache der plötzlichen Aufhebung der Belagerung ein neues Leiden, welches nicht allein über die Mark, sondern über ganz Deutschland hereinbrach. Es war eine pestartige Krankheit, welche mit furchtbarer Gewalt das Land durchzog und die Menschen zu tausenden dahinraffte. Die Pest kam blitzschnell; nach wenigen Stunden sanken die von ihr Ergriffenen hin und starben, von einem brennenden Durste gequält, unter den heftigsten Schmerzen. Ganze Häuser, ja ganze Stadtviertel starben ans. Da die Lebenden fürchteten, durch die Leichen angesteckt zu werben, so wagten sie nicht, diese ouzusctsfen und zu beerbigen. So blieben die Toten liegen,

3. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 41

1883 - Berlin : Oehmigke
— 41 — der brandenburgischen Oberlehnshoheit und zur Abtretung der Ukermark. Sie eroberten ferner im Verein mit dem Erzbischöfe von Magdeburg das Land Lebns, an beiden Seiten der Oder gelegen, und dehnten endlich ihre Herrschaft über die Gebiete an der Warthe und Netze, die gegenwärtige Neumark aus. Aber auch darin glichen sie ihrem großen Ahnherrn, daß sie die erworbenen Lande kolonisierten und mit deutscheu Dörfern und Städten erfüllten. Die größte Zahl der Städte zwischen Elbe und Oder verdanken den beiden Markgrafen ihre Gründung; jenseits dieses Flusses erstanden Königsberg, Bärwalde, Küstrin, Landsberg u. a. Unter den Nachfolgern der beiden Markgrafen, welche vor ihrem Tode ihre Lande geteilt hatten, so daß nun eine sten-dalsche und eine salzwedelsche Linie entstand, ragte besonders hervor Otto Iv. Er war ein Dichter und ein Held. In den Wäldern, welche den herrlichen Wehrbellinsee umgeben, gab er sich gern den Freuden der Jagd hin, mit Speer und Bogen, mit dem Falken auf der Hand dem flüchtigen Wilde nachjagend; in den Jagdschlössern Grimmnitz und Wehrbellin, welche sich die Anhaltiner an den Ufern des Sees erbaut hatten, trug er im Kreise seiner Gäste, tapferer Ritter und edler Frauen, an der Seite seiner schönen Gemahlin Hedwig seine Lieder vor. Es haben sich ihrer sieben erhalten; es folgt hier das zweite in der Sprache der Zeit: Rümt den wec der minen lieben frouwen und lant mir ir vil reinen lip an sehen. Den möcht ein keiser wol mit eren schouwen, des hoere ich ir die meiste menge jehen1. Des muoz min herz in hohen lüften stigen, ir lob ir ere will ich niht verswigen: swa2 si wont, dem lande muoz ich nigen, Frouwe Minne, wis3 min böte alleine, — sage der lieben diech von herzen minne, Si ist die ich mit ganzen triuwen meine, swie4 si mir benimt so gar die sinne. 1 zugestehen. 2 wo immer. 3 sei. 4 obgleich.

4. Vaterländische Geschichte - S. 3

1892 - Berlin : Oehmigke
— 3 — dazu keine Zeit, er wolle ihnen aber den Burggrafen Friedrich von Nürnberg schicken, der sei der rechte Mann, um Ordnung bei ihnen „zu schaffen. Da zogen sie traurig von dannen, denn sie hatten schon Statthalter genug gesehen, aber keinen, der ihnen Helsen "konnte. Bald aber sollte ihre Trauer in Freude verwandelt werden. Im Jahre 1412 erschien der neue Landeshauptmann in der Mark und berief die Städte und Ritter zu sich nach Brandenburg, daß sie ihm nach des Kaisers Befehl Treue und Gehorsam gelobten. Da kamen wohl die Vertreter der Städte und auch eine Anzahl Ritter; andere aber blieben trotzig auf ihren Schlössern, nannten Friedrich den Nürnberger Tand und prahlten, wenn es auch Burggrafen regnete, so wollten sie sich doch nicht daran kehren. Friedrich aber war nicht der Mann, der mit sich Scherz treiben ließ. Er rüstete sich mit den getreuen Städten und Rittern und verband sich mit benachbarten Fürsten. Er verschaffte sich auch schweres Geschütz und ließ Steinkugeln dazu schlagen. Nun zog er gegen die Burgen der widersepnstigen Ritter, zuerst gegen Friesack, dann gegen Plaue, zwei starke Schlösser, auf welchen die trotzigen Brüder Qnitzow hausten. Sie leisteten wohl Widerstand, aber bald sank ihnen der Mut, denn unter den Kanonenkugeln sanken ihre Mauern in Trümmer. Der eine entfloh, der andere wurde gefangen genommen; auch die übrigen Burgen ergaben sich. Bald war jeder Widerstand gebrochen, Gesetz und Ordnung kehrten in das Land zurück. Ebenso tapfer stritt Friedrich gegen auswärtige Feinde. Seit lange war Feindschaft zwischen der Mark und Pommern wegen der Uckermark. Da wollten die Pommernherzöge die Zeit der Zwietracht in der Mark benutzen, um das streitige Land an sich Zn reißen; sie sielen in das Havelland ein und kamen bis Crem-men. Aber auf dem Damme, der durch das Luch zu der Stadt führt, trat ihnen Friedrich mit seinen Mannen mutig entgegen; es feint zu einem heißen Streite Mann gegen Mann; treue Freunde fielen zur Seite des Markgrafen. Auch die Pommern fochten mit gewohnter Tapferkeit, allein sie hatten erkannt, daß die Mark jetzt von einem starken Anne verteidigt werde, und zogen ab. Da priesen Ritter, Bürger und Bauer Friedrich als Retter t>es Landes aus großer Not. Auf der Kirchenverfammlung zu l*

5. Sagen - S. 26

1912 - Berlin : Oehmigke
26 Hier suchten sie Schutz gegen den Sturm hinter dem Schilfe und schliefen ein. Als der Fürst am Morgen erwachte, gewahrte er nahe bei sich einen Kahn; darin saß eine Fischerin, die ein Netz ausgeworfen hatte und sang. Das Mädchen aber war so schön, daß er gar nicht wieder von ihm wegsehen konnte. Als die Fischerin jedoch den fremden, reichgekleideten Mann erblickte, war sie sehr erschrocken und stieß mit dem Kahne vom Ufer ab. Chocus ging ihr nach und sprach so schöne Worte, daß sie dem Mädchen zu Herzen gingen. Sie kam ans Land und dachte den ganzen Tag nicht wieder daran, fortzufahren. Am Abend aber schifften sie alle drei über den Fluß und landeten da, wo jetzt die Heilige-Geist-Kirche steht. Der junge Fürst hieb mit seinem Schwerte Zweige von den alten Eichen, und sie bauten sich eine Hütte. Dort lebten sie viele Monate in dem schönen Eichenwalde, bis daß Schnee fiel. Da sagte ihr Chocus, wer er sei, und daß sie die Frau des Kruls werden sollte, wenn auch sein Oheim das reichste Königskind für ihn gewählt hätte. Die schöne Fischerin aber war so glücklich, daß sie sich nicht darüber freuen konnte. Als nun das Moor zugefroren war, ging er über das Eis nach der Burg zu Geltow und gelobte, nach drei Tagen wieder- zukommen mit Roß und Gefolge und sie heimzuführen. Als er jedoch in die Burg kam, war der Krnl gestorben. Der Kriwe hatte das Volk am Opferstein versammelt und die Zeichen ge- deutet: darauf hatte das Volk des Oberkriwen Sohn zum Krnl der Haveller gewählt. Der Kriwe aber war bei dem neuen Fürsten in der Burg, und als nun Chocus kam, ließ er ihn in einen tiefen Kerker werfen, ohne Luft und Speise, damit er umkomme. In der zweiten Nacht gelang es ihm aber zu entfliehen, und er kam zu dem Wilzan nach Dragowit. Der nahm ihn freundlich auf und hätte ihn gern in sein Erbe gesetzt; doch fürchtete er den Ober- kriwen, der großen Einfluß unter dem Volke der Haveller hatte. Chocus aber schämte sich, zu dem Wilzan von der Fischerin zu sprechen, und wenn er trauerte, glaubte der Fürst, es sei um die verlorene Herrschaft. Am neunten Tage jedoch konnte er es nicht mehr ertragen vor Angst und Sehnsucht. Er entdeckte dem Wilzan alles, und dieser und sein Gefolge begleiteten ihn zu der Insel an der Havel.

6. Sagen - S. 103

1912 - Berlin : Oehmigke
103 Erinnerung an den furchtbaren Riesen, der einst in grauer Vor- zeit auf dem benachbarten Mohsauer Berge gesessen und schreck- lich gehaust haben soll. Den Bauern stahl er ihre Rinder und Schafe, und als er davon nichts mehr fand, nahm er ihnen die Frauen und Töchter weg. Da entstand großes Wehklagen unter dem Volke ringsum. Aber niemand wagte, dem Riesen zu Leibe zu gehen; denn er war von wilden Bären und Wölfen bewacht und trug beständig einen scharfen Speer von sechzig Fuß Länge in der Hand. Als aber der Riese einmal soweit ging, auch eine junge und schöne Königstochter zu rauben, da erwachte die Rache der Be- drängten, daß überall im Lande ein Aufruhr entstand, und alt und jung gegen den Riesen und seine Burg zu Felde zog. Viele der Tapferen wurden zwar erschlagen; aber schließlich erlag der Riese doch, nachdem ein Giftpfeil ihm in das Stirnauge gedrungen war. Sein Riesenleib wurde an derselben Stelle, wo er ver- endet, begraben, und auf wie neben seinem Hügel entstand später eine Ansiedelung, aus welcher die Stadt Züllichau hervorging. Obgleich man dem Riesen nur Schlechtes zu verdanken hatte, wurde ihm doch die große Ehre zuteil, sein Bildnis in dem Stadt- wappen von Züllichau verewigt zu sehen. Paul Kunzendorf (Sagen der Provinz Brandenburg). 80. Kloster Chorrn. 1. Das Kloster Chorin hat nicht immer an der Stelle ge- standen, wo man noch jetzt die schönen Ruinen desselben sieht; sondern es lag ehemals in der Nähe des großen Paarsteinschen Sees auf dem Rosmarinberge. Warum es aber von dort fort- gekommen ist, weiß man nicht. Als nun das neue Kloster an dem Mariensee gebaut wurde, da haben sieben Baumeister lange Jahre daran gearbeitet, bis sie endlich das herrliche Werk vollendet sahen. Es war aber auch eine gar schwere Arbeit, indem sie auch einen weiten unterirdischen Gang nach dem Kloster zu Angermünde bauten. Das Bauwerk hat dann lange Zeit gestanden in seiner Pracht, bis es endlich mit allen Gebäuden, die darmü und daran sind, auf ewige Zeiten verwünscht worden ist.

7. Sagen - S. 76

1912 - Berlin : Oehmigke
76 liche Geschichte zugetragen haben, die mit dem Namen von Köpenick zusammenhängt. Die Gelehrten sagen zwar, der Name Köpenick rühre noch aus der alten Wendenzeit her und bedeute soviel wie Schanze oder Wall. In Köpenick aber hat man es von jeher anders er- zählt. Es fischte nämlich einmal, erzählt man, ein Fischer im Müggelsee. Da fing er einen großen Krebs im Netze. Der sagte ihm, er sei ein verzauberter Prinz und wolle ihn zu einem reichen Manne machen, wenn er alles täte, was er sage und ihn so erlöse. Er solle ihn nach dem ersten Orte jenseits der Spree bringen und dort seilbieten. Der Fischer nahm den Krebs aus dem Netze heraus, vergaß aber, was er ihm gesagt hatte, und bot ihn dies- seits der Spree in dem Orte, der jetzt Köpenick heißt, auf dem Markte zum Kaufe aus. Sobald aber ein Käufer herantrat, rief der Krebs: „Kööp nich! Kööp nich!" so daß niemand ihn kaufen wollte. Da gedachte der Fischer an jene Bedingung und ging jenseits der Spree nach Stralow, wo er ihn auch verkaufte. Weil er aber die Bedingung nicht gleich erfüllt hatte, war der Krebs nicht erlöst worden, und das ist der große Krebs, heißt es, den die Stralauer noch lange beim sogenannten Stralauer Fischzug am 24. August gezeigt haben. Der Ort aber, wo der Fischer den Krebs zuerst ausgeboten hatte, erhielt, weil der Krebs immer: Kööp nich ! Kööp nich! gerufen hatte, den Namen Köpenick. Wilhelm Schwartz (Sagen der Mark Brandenburg). 61. Iochimke, hüte dich. Joachim, Joachim, hüte dich, dir wachsen die Feinde zu Haupt; an offner Straße und Waldesschlich wird Beute gerafft und geraubt. Und führst du die Zügel nicht kräftig und stark, dann wehe dem Kurhut, wehe der Mark! — Zu nächtlicher Stunde bei Köpenick noch brannte ein Feuer im Wald; gewaffnete Männer mit trutzigem Blick dort lagen im Hinterhalt.

8. Sagen - S. 128

1912 - Berlin : Oehmigke
128 95. Der Schatz in Angermünde. Markgraf Otto der Vierte mit dem Pfeil war ein tapferer Degen, anch in auswärtigen Kriegen, namentlich in den Heer- fahrten des verwandten Böhmenkönigs Ottokar gegen Ungarn und gegen Rudolf von Habsburg. Er war aber auch ein tüchtiger Fürst daheim, dem das Mehren und Erhalten gleich am Herzen lag, der auch die Bildung in seinen Landen auf alle Weise zu fördern suchte. Im Frieden liebte er eine fröhliche Hofhaltung, befleißigte sich auch selbst des Minnegefanges und wurde vou anderen Sängern gepriesen als ein „Bronnen aller Tugenden, dessen Ruhm in manchen Landen blühet". Nichtsdestoweniger war der Krieg sein eigent- liches Element, und wo sich Aussicht zur Mehrung und Befestigung seiner Macht bot, da ergriff er sogleich die Gelegenheit. So war im Jahre 1277 der erzbischöfliche Stuhl von Magde- burg erledigt, und Otto gab sich alle Mühe, seinen Bruder Erich, der sich dem geistlichen Stande gewidmet hatte, auf diesen Sitz zu erheben. Das gelang ihm nun freilich nicht; aber doch schien ihm die Gelegenheit günstig, dafür den neuen Erzbischof Günter mit Krieg zu überziehen. Das lief jedoch sehr schlecht ab; denn am 10. Januar 1278 wurde Markgraf Otto bei Frohfe nicht allein gänzlich geschlagen, sondern er geriet sogar in Gefangenschaft und wurde im Triumph nach Magdeburg geführt. Den stolzen Feind, der sich vermessen hatte, feine Pferde im Dome von Magde- burg zu füttern, so tief wie nur möglich zu demütigen, wählte Erzbischof Günter allerdings das denkbar schimpflichste Mittel. Er ließ einen großen Käfig bauen, in den der gefangene Mark- graf gesetzt und auf dem Markte dem Volke zur Schau ausgestellt wurde. Man kann sich denken, mit welchem Hohn und Spott die guten Magdeburger den gefangenen Löwen übergössen. M Nun hätte der Erzbischof, um den verhaßten Feind unschädlich zu machen, ihn am liebsten wohl für immer in Haft behalten. Indessen gelang es den unausgesetzten Bemühungen von Ottos Gemahlin Heilwig bei den Ratmannen von Magdeburg, daß diese ihren Herrn schließlich doch zur Annahme eines Lösegeldes be- stimmten. Dasselbe wurde allerdings auf die für die damalige Zeit ungeheure Summe von 4000 Mark Silber bemessen, nach unserem jetzigen Gelde etwa eine halbe Million. Der Erzbischof mochte rechnen, daß dies gleichbedeutend fei mit ewigem Kerker;

9. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

10. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und
   bis 10 von 44 weiter»  »»
44 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 44 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 1
5 3
6 0
7 8
8 0
9 0
10 15
11 0
12 1
13 1
14 1
15 0
16 2
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 2
31 4
32 1
33 2
34 1
35 0
36 5
37 29
38 0
39 0
40 0
41 0
42 1
43 22
44 0
45 3
46 4
47 2
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 39
2 10
3 3
4 18
5 0
6 2
7 7
8 11
9 45
10 7
11 1
12 3
13 1
14 3
15 8
16 23
17 82
18 0
19 19
20 9
21 14
22 38
23 64
24 0
25 3
26 0
27 2
28 20
29 23
30 3
31 3
32 1
33 1
34 24
35 6
36 15
37 15
38 28
39 30
40 1
41 21
42 9
43 17
44 3
45 12
46 6
47 0
48 1
49 1
50 1
51 13
52 5
53 0
54 20
55 9
56 4
57 0
58 4
59 78
60 10
61 7
62 2
63 3
64 1
65 10
66 5
67 6
68 7
69 2
70 3
71 26
72 25
73 2
74 10
75 8
76 8
77 46
78 3
79 3
80 2
81 2
82 36
83 11
84 6
85 18
86 9
87 13
88 16
89 2
90 2
91 3
92 56
93 1
94 51
95 7
96 9
97 5
98 47
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 13
1 2
2 31
3 8
4 31
5 3
6 16
7 2
8 1
9 13
10 11
11 2
12 13
13 10
14 1
15 3
16 40
17 6
18 40
19 15
20 0
21 9
22 3
23 2
24 4
25 18
26 25
27 4
28 5
29 5
30 7
31 6
32 4
33 128
34 7
35 12
36 4
37 2
38 0
39 3
40 6
41 32
42 13
43 17
44 4
45 1
46 8
47 2
48 21
49 21
50 47
51 99
52 2
53 2
54 20
55 13
56 7
57 3
58 8
59 198
60 1
61 23
62 6
63 1
64 7
65 30
66 1
67 6
68 3
69 0
70 0
71 16
72 12
73 12
74 2
75 10
76 0
77 8
78 1
79 8
80 9
81 333
82 5
83 0
84 7
85 4
86 0
87 2
88 44
89 13
90 0
91 12
92 0
93 0
94 1
95 0
96 1
97 30
98 1
99 6
100 120
101 0
102 134
103 5
104 0
105 3
106 5
107 1
108 4
109 1
110 4
111 25
112 53
113 2
114 2
115 5
116 59
117 0
118 9
119 9
120 6
121 48
122 1
123 17
124 5
125 12
126 4
127 3
128 30
129 15
130 1
131 34
132 9
133 4
134 1
135 2
136 38
137 3
138 1
139 0
140 5
141 5
142 25
143 71
144 0
145 6
146 6
147 1
148 8
149 0
150 11
151 22
152 39
153 1
154 3
155 13
156 41
157 17
158 34
159 1
160 0
161 8
162 4
163 5
164 0
165 3
166 11
167 11
168 1
169 41
170 3
171 35
172 12
173 26
174 0
175 45
176 4
177 49
178 2
179 14
180 1
181 13
182 29
183 29
184 4
185 8
186 4
187 2
188 3
189 0
190 17
191 5
192 7
193 0
194 3
195 4
196 64
197 10
198 8
199 5