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Vater war ein kühner, kriegerisch gesinnter Mann und seinem Könige mit Leib und Seele ergeben.
3. Die gewaltigen Kriegsereignisse des Jahres 1813 sind bekannt, und ich berühre sie daher nur so weit, als ihre Eindrücke bis in unser einsames Dorfleben hindrangen. So erinnere ich mich eines Sonntags, an dem mein Vater des Morgens früh die Nachricht erhielt, daß es im Felde nicht gut stehe, daß die Verbündeten zwar bei-Bautzen tapfer gestritten, aber vor der Übermacht des Franzofenkaifers hätten nach Schlesien hin zurückweichen müssen. Mein Vater wurde durch diese Kunde tief erschüttert. Es läutete bereits zur Kirche, wohin ich den Vater regelmäßig zu begleiten pflegte. Ich sah nicht ohne Verwunderung, wie er aus der großen Bibel mit goldenem Schnitt das sauber geschriebene Konzept der Predigt, die er immer sorgfältig auszuarbeiten gewohnt war, herausnahm und es in seinen Schreibtisch legte. Als er die Kanzel betreten hatte, verkündete er der Gemeinde, was er vernommen. Dann fügte er hinzu, daß er zwar über einen anderen Text habe predigen wollen, daß er es aber vorziehe, heute feine Predigt zu knüpfen au das herrliche Wort des Makkabäerhelden, der da gesprochen: „Uns ist leidlicher, daß wir im Streit umkommen, denn daß wir solchen Jammer an unserm Volk erleben! Ist unsere Zeit gekommen, so wollen wir ritterlich sterben und unsere Ehre nicht lassen zuschanden werden!" — „Also dachten", sprach der Vater weiter, „auch unsere Brüder, die Streiter alle, die für uns auf den blutgetränkten Feldern für Vaterland und Freiheit stritten." Und niemals wieder habe ich erlebt, daß eine Predigt einen solchen Eindruck auf die Gemeinde hervorgebracht hätte als diese unvorbereitete Rede, die sich wie ein feuriger Strom aus feinem bewegten Inneren in die Herzen der dicht gedrängten Zuhörer ergoß.
4. Für die Verwundeten in den Spitälern wurden von der Mutter Sammlungen an altem Seinen und Wäsche veranstaltet, zu denen der Landrat von Winterfeld im Namen des Frauenvereins in Prenzlau aufforderte. An der Spitze dieses Vereins stand eine energische und patriotische Frau, die Postmeisterin Balke, die sich schon während der Franzosenzeit durch die Kühnheit auszeichnete, mit der sie Botschaften und Depeschen unter eigener Lebensgefahr persönlich beförderte. Auch Scharpie ward fleißig gezupft, und oft faßen wir mit acht bis zehn Bauern-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Waldemar Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Beelitz Frankfurt Müncheberg Frankfurt Deutschland
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der brandenburgischen Oberlehnshoheit und zur Abtretung der Ukermark. Sie eroberten ferner im Verein mit dem Erzbischöfe von Magdeburg das Land Lebns, an beiden Seiten der Oder gelegen, und dehnten endlich ihre Herrschaft über die Gebiete an der Warthe und Netze, die gegenwärtige Neumark aus. Aber auch darin glichen sie ihrem großen Ahnherrn, daß sie die erworbenen Lande kolonisierten und mit deutscheu Dörfern und Städten erfüllten. Die größte Zahl der Städte zwischen Elbe und Oder verdanken den beiden Markgrafen ihre Gründung; jenseits dieses Flusses erstanden Königsberg, Bärwalde, Küstrin, Landsberg u. a.
Unter den Nachfolgern der beiden Markgrafen, welche vor ihrem Tode ihre Lande geteilt hatten, so daß nun eine sten-dalsche und eine salzwedelsche Linie entstand, ragte besonders hervor Otto Iv. Er war ein Dichter und ein Held. In den Wäldern, welche den herrlichen Wehrbellinsee umgeben, gab er sich gern den Freuden der Jagd hin, mit Speer und Bogen, mit dem Falken auf der Hand dem flüchtigen Wilde nachjagend; in den Jagdschlössern Grimmnitz und Wehrbellin, welche sich die Anhaltiner an den Ufern des Sees erbaut hatten, trug er im Kreise seiner Gäste, tapferer Ritter und edler Frauen, an der Seite seiner schönen Gemahlin Hedwig seine Lieder vor. Es haben sich ihrer sieben erhalten; es folgt hier das zweite in der Sprache der Zeit:
Rümt den wec der minen lieben frouwen und lant mir ir vil reinen lip an sehen.
Den möcht ein keiser wol mit eren schouwen, des hoere ich ir die meiste menge jehen1.
Des muoz min herz in hohen lüften stigen, ir lob ir ere will ich niht verswigen: swa2 si wont, dem lande muoz ich nigen,
Frouwe Minne, wis3 min böte alleine, — sage der lieben diech von herzen minne,
Si ist die ich mit ganzen triuwen meine, swie4 si mir benimt so gar die sinne.
1 zugestehen. 2 wo immer. 3 sei. 4 obgleich.
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dazu keine Zeit, er wolle ihnen aber den Burggrafen Friedrich von Nürnberg schicken, der sei der rechte Mann, um Ordnung bei ihnen „zu schaffen. Da zogen sie traurig von dannen, denn sie hatten schon Statthalter genug gesehen, aber keinen, der ihnen Helsen "konnte. Bald aber sollte ihre Trauer in Freude verwandelt werden.
Im Jahre 1412 erschien der neue Landeshauptmann in der Mark und berief die Städte und Ritter zu sich nach Brandenburg, daß sie ihm nach des Kaisers Befehl Treue und Gehorsam gelobten. Da kamen wohl die Vertreter der Städte und auch eine Anzahl Ritter; andere aber blieben trotzig auf ihren Schlössern, nannten Friedrich den Nürnberger Tand und prahlten, wenn es auch Burggrafen regnete, so wollten sie sich doch nicht daran kehren. Friedrich aber war nicht der Mann, der mit sich Scherz treiben ließ. Er rüstete sich mit den getreuen Städten und Rittern und verband sich mit benachbarten Fürsten. Er verschaffte sich auch schweres Geschütz und ließ Steinkugeln dazu schlagen. Nun zog er gegen die Burgen der widersepnstigen Ritter, zuerst gegen Friesack, dann gegen Plaue, zwei starke Schlösser, auf welchen die trotzigen Brüder Qnitzow hausten. Sie leisteten wohl Widerstand, aber bald sank ihnen der Mut, denn unter den Kanonenkugeln sanken ihre Mauern in Trümmer. Der eine entfloh, der andere wurde gefangen genommen; auch die übrigen Burgen ergaben sich. Bald war jeder Widerstand gebrochen, Gesetz und Ordnung kehrten in das Land zurück.
Ebenso tapfer stritt Friedrich gegen auswärtige Feinde. Seit lange war Feindschaft zwischen der Mark und Pommern wegen der Uckermark. Da wollten die Pommernherzöge die Zeit der Zwietracht in der Mark benutzen, um das streitige Land an sich Zn reißen; sie sielen in das Havelland ein und kamen bis Crem-men. Aber auf dem Damme, der durch das Luch zu der Stadt führt, trat ihnen Friedrich mit seinen Mannen mutig entgegen; es feint zu einem heißen Streite Mann gegen Mann; treue Freunde fielen zur Seite des Markgrafen. Auch die Pommern fochten mit gewohnter Tapferkeit, allein sie hatten erkannt, daß die Mark jetzt von einem starken Anne verteidigt werde, und zogen ab.
Da priesen Ritter, Bürger und Bauer Friedrich als Retter t>es Landes aus großer Not. Auf der Kirchenverfammlung zu
l*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
26
Hier suchten sie Schutz gegen den Sturm hinter dem Schilfe und
schliefen ein.
Als der Fürst am Morgen erwachte, gewahrte er nahe bei sich
einen Kahn; darin saß eine Fischerin, die ein Netz ausgeworfen
hatte und sang. Das Mädchen aber war so schön, daß er gar nicht
wieder von ihm wegsehen konnte. Als die Fischerin jedoch den
fremden, reichgekleideten Mann erblickte, war sie sehr erschrocken
und stieß mit dem Kahne vom Ufer ab. Chocus ging ihr nach
und sprach so schöne Worte, daß sie dem Mädchen zu Herzen
gingen. Sie kam ans Land und dachte den ganzen Tag nicht
wieder daran, fortzufahren.
Am Abend aber schifften sie alle drei über den Fluß und
landeten da, wo jetzt die Heilige-Geist-Kirche steht. Der junge
Fürst hieb mit seinem Schwerte Zweige von den alten Eichen,
und sie bauten sich eine Hütte. Dort lebten sie viele Monate in
dem schönen Eichenwalde, bis daß Schnee fiel. Da sagte ihr
Chocus, wer er sei, und daß sie die Frau des Kruls werden sollte,
wenn auch sein Oheim das reichste Königskind für ihn gewählt
hätte. Die schöne Fischerin aber war so glücklich, daß sie sich
nicht darüber freuen konnte.
Als nun das Moor zugefroren war, ging er über das Eis
nach der Burg zu Geltow und gelobte, nach drei Tagen wieder-
zukommen mit Roß und Gefolge und sie heimzuführen. Als er
jedoch in die Burg kam, war der Krnl gestorben. Der Kriwe
hatte das Volk am Opferstein versammelt und die Zeichen ge-
deutet: darauf hatte das Volk des Oberkriwen Sohn zum Krnl
der Haveller gewählt. Der Kriwe aber war bei dem neuen Fürsten
in der Burg, und als nun Chocus kam, ließ er ihn in einen tiefen
Kerker werfen, ohne Luft und Speise, damit er umkomme. In
der zweiten Nacht gelang es ihm aber zu entfliehen, und er kam
zu dem Wilzan nach Dragowit. Der nahm ihn freundlich auf
und hätte ihn gern in sein Erbe gesetzt; doch fürchtete er den Ober-
kriwen, der großen Einfluß unter dem Volke der Haveller hatte.
Chocus aber schämte sich, zu dem Wilzan von der Fischerin zu
sprechen, und wenn er trauerte, glaubte der Fürst, es sei um
die verlorene Herrschaft.
Am neunten Tage jedoch konnte er es nicht mehr ertragen
vor Angst und Sehnsucht. Er entdeckte dem Wilzan alles, und
dieser und sein Gefolge begleiteten ihn zu der Insel an der Havel.
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103
Erinnerung an den furchtbaren Riesen, der einst in grauer Vor-
zeit auf dem benachbarten Mohsauer Berge gesessen und schreck-
lich gehaust haben soll. Den Bauern stahl er ihre Rinder und
Schafe, und als er davon nichts mehr fand, nahm er ihnen die
Frauen und Töchter weg. Da entstand großes Wehklagen unter
dem Volke ringsum. Aber niemand wagte, dem Riesen zu Leibe
zu gehen; denn er war von wilden Bären und Wölfen bewacht
und trug beständig einen scharfen Speer von sechzig Fuß Länge
in der Hand.
Als aber der Riese einmal soweit ging, auch eine junge und
schöne Königstochter zu rauben, da erwachte die Rache der Be-
drängten, daß überall im Lande ein Aufruhr entstand, und alt
und jung gegen den Riesen und seine Burg zu Felde zog. Viele
der Tapferen wurden zwar erschlagen; aber schließlich erlag der
Riese doch, nachdem ein Giftpfeil ihm in das Stirnauge gedrungen
war. Sein Riesenleib wurde an derselben Stelle, wo er ver-
endet, begraben, und auf wie neben seinem Hügel entstand später
eine Ansiedelung, aus welcher die Stadt Züllichau hervorging.
Obgleich man dem Riesen nur Schlechtes zu verdanken hatte,
wurde ihm doch die große Ehre zuteil, sein Bildnis in dem Stadt-
wappen von Züllichau verewigt zu sehen.
Paul Kunzendorf (Sagen der Provinz Brandenburg).
80. Kloster Chorrn.
1. Das Kloster Chorin hat nicht immer an der Stelle ge-
standen, wo man noch jetzt die schönen Ruinen desselben sieht;
sondern es lag ehemals in der Nähe des großen Paarsteinschen
Sees auf dem Rosmarinberge. Warum es aber von dort fort-
gekommen ist, weiß man nicht.
Als nun das neue Kloster an dem Mariensee gebaut wurde, da
haben sieben Baumeister lange Jahre daran gearbeitet, bis sie
endlich das herrliche Werk vollendet sahen. Es war aber auch
eine gar schwere Arbeit, indem sie auch einen weiten unterirdischen
Gang nach dem Kloster zu Angermünde bauten. Das Bauwerk
hat dann lange Zeit gestanden in seiner Pracht, bis es endlich
mit allen Gebäuden, die darmü und daran sind, auf ewige Zeiten
verwünscht worden ist.
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76
liche Geschichte zugetragen haben, die mit dem Namen von
Köpenick zusammenhängt.
Die Gelehrten sagen zwar, der Name Köpenick rühre noch
aus der alten Wendenzeit her und bedeute soviel wie Schanze
oder Wall. In Köpenick aber hat man es von jeher anders er-
zählt. Es fischte nämlich einmal, erzählt man, ein Fischer im
Müggelsee. Da fing er einen großen Krebs im Netze. Der sagte
ihm, er sei ein verzauberter Prinz und wolle ihn zu einem reichen
Manne machen, wenn er alles täte, was er sage und ihn so erlöse.
Er solle ihn nach dem ersten Orte jenseits der Spree bringen
und dort seilbieten. Der Fischer nahm den Krebs aus dem Netze
heraus, vergaß aber, was er ihm gesagt hatte, und bot ihn dies-
seits der Spree in dem Orte, der jetzt Köpenick heißt, auf dem
Markte zum Kaufe aus. Sobald aber ein Käufer herantrat,
rief der Krebs: „Kööp nich! Kööp nich!" so daß niemand ihn
kaufen wollte. Da gedachte der Fischer an jene Bedingung und
ging jenseits der Spree nach Stralow, wo er ihn auch verkaufte.
Weil er aber die Bedingung nicht gleich erfüllt hatte, war der
Krebs nicht erlöst worden, und das ist der große Krebs, heißt
es, den die Stralauer noch lange beim sogenannten Stralauer
Fischzug am 24. August gezeigt haben. Der Ort aber, wo der
Fischer den Krebs zuerst ausgeboten hatte, erhielt, weil der Krebs
immer: Kööp nich ! Kööp nich! gerufen hatte, den Namen Köpenick.
Wilhelm Schwartz (Sagen der Mark Brandenburg).
61. Iochimke, hüte dich.
Joachim, Joachim, hüte dich,
dir wachsen die Feinde zu Haupt;
an offner Straße und Waldesschlich
wird Beute gerafft und geraubt.
Und führst du die Zügel nicht kräftig und stark,
dann wehe dem Kurhut, wehe der Mark! —
Zu nächtlicher Stunde bei Köpenick
noch brannte ein Feuer im Wald;
gewaffnete Männer mit trutzigem Blick
dort lagen im Hinterhalt.
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Extrahierte Personennamen: Fischer August Wilhelm_Schwartz Wilhelm Joachim Joachim
128
95. Der Schatz in Angermünde.
Markgraf Otto der Vierte mit dem Pfeil war ein tapferer
Degen, anch in auswärtigen Kriegen, namentlich in den Heer-
fahrten des verwandten Böhmenkönigs Ottokar gegen Ungarn
und gegen Rudolf von Habsburg. Er war aber auch ein tüchtiger
Fürst daheim, dem das Mehren und Erhalten gleich am Herzen
lag, der auch die Bildung in seinen Landen auf alle Weise zu fördern
suchte. Im Frieden liebte er eine fröhliche Hofhaltung, befleißigte
sich auch selbst des Minnegefanges und wurde vou anderen Sängern
gepriesen als ein „Bronnen aller Tugenden, dessen Ruhm in manchen
Landen blühet". Nichtsdestoweniger war der Krieg sein eigent-
liches Element, und wo sich Aussicht zur Mehrung und Befestigung
seiner Macht bot, da ergriff er sogleich die Gelegenheit.
So war im Jahre 1277 der erzbischöfliche Stuhl von Magde-
burg erledigt, und Otto gab sich alle Mühe, seinen Bruder Erich,
der sich dem geistlichen Stande gewidmet hatte, auf diesen Sitz
zu erheben. Das gelang ihm nun freilich nicht; aber doch schien
ihm die Gelegenheit günstig, dafür den neuen Erzbischof Günter
mit Krieg zu überziehen. Das lief jedoch sehr schlecht ab; denn
am 10. Januar 1278 wurde Markgraf Otto bei Frohfe nicht allein
gänzlich geschlagen, sondern er geriet sogar in Gefangenschaft
und wurde im Triumph nach Magdeburg geführt. Den stolzen
Feind, der sich vermessen hatte, feine Pferde im Dome von Magde-
burg zu füttern, so tief wie nur möglich zu demütigen, wählte
Erzbischof Günter allerdings das denkbar schimpflichste Mittel.
Er ließ einen großen Käfig bauen, in den der gefangene Mark-
graf gesetzt und auf dem Markte dem Volke zur Schau ausgestellt
wurde. Man kann sich denken, mit welchem Hohn und Spott
die guten Magdeburger den gefangenen Löwen übergössen.
M Nun hätte der Erzbischof, um den verhaßten Feind unschädlich
zu machen, ihn am liebsten wohl für immer in Haft behalten.
Indessen gelang es den unausgesetzten Bemühungen von Ottos
Gemahlin Heilwig bei den Ratmannen von Magdeburg, daß diese
ihren Herrn schließlich doch zur Annahme eines Lösegeldes be-
stimmten. Dasselbe wurde allerdings auf die für die damalige
Zeit ungeheure Summe von 4000 Mark Silber bemessen, nach
unserem jetzigen Gelde etwa eine halbe Million. Der Erzbischof
mochte rechnen, daß dies gleichbedeutend fei mit ewigem Kerker;
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Extrahierte Personennamen: Otto Ottokar Ottokar Rudolf_von_Habsburg Rudolf Otto Erich Otto Otto Ottos
Gemahlin_Heilwig Ottos
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Neueste Geschichte. 1. Periode.
mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten.
Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Marschall_Davoust Carnot Napoleon März Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig_Xviii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Elba Wien Elba Cannes Frankreich Notre-Dame Paris Cannes Paris
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Mittlere Geschichte. 2. Periode. England.
zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth.
Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und
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Extrahierte Personennamen: Alfred Alfreds Alfred
Extrahierte Ortsnamen: England England Bristol Sachsen Sachsen Sachsen Bristol Englands