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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 139

1910 - Berlin : Salle
Der Nordische Krieg. 139 Der türkische Sultan empfing den Flüchtling gastfreundlich und erklärte auf dessen Anstiften dem russischen Zar den Krieg. Peter wurde am Pruth von den Türken eingeschlossen und war in Gefahr, mit seinem Heere gefangen zu werden; aber seine Freundin, die nach- malige Kaiserin Katharina, rettete ihn. Sie bestach den Großwesir, daß er die Russen abziehen ließ. Im Jahre 1711 kam ein Friedens- schluß zustande, und nun erhielt Karl vom Sultan den Befehl, das türkische Gebiet zu verlassen. Allein er kehrte sich nicht an den Befehl und blieb. Der Sultan drohte; vergebens! Da trug er dem Pascha von Bender auf, sich des trotzigen Königs mit Gewalt zu bemächtigen. Der Pascha ließ ganze Haufen Janitscharen mit schwerem Geschütze gegen ihn anziehen; Karl aber schlug sich mit hunderlsünszig Schweden durch die Tausende der Feinde nach seinem hölzernen Hause Warnitza durch, trieb die Türken, welche es besetzt hielten, hinaus, verrammelte die Türe und verteidigte sich mit fünfzig Mann sieben Stunden hiw durch aus das heldenmütigste. Endlich, als das Dach abgeschossen war und schon die brennenden Sparren auf ihn herabfielen, stürzte er, in der einen Hand den Degen, in der anderen die Pistole aus dem Hause, verwickelte sich aber in seine Sporen und konnte nun ergriffen werden. Durch seine persönliche Tapferkeit setzte Karl sich in hohe Achtung bei den Türken. Sobald er vernahm, daß die schwedische Reichsver- sammlung in Friedensunterhandlungen mit Rußland und Polen ein- getreten sei, entschloß er sich sofort, die Türkei zu verlassen, in welcher er zum Unheil Schwedens fünf Jahre zugebracht hatte. Unter angenommenem Namen jagte er mit der Schnelligkeit eines Kuriers durch Ungarn, Deutschland, und erschien eines Tages, zum Erstaunen aller Welt, in Stralsund. Von den langen Ritten waren dem König die Füße so angeschwollen, daß die Stiefel nicht ausgezogen, nur heruntergeschnitten werden konnten. Karls Widerstandskraft war noch keineswegs gebrochen, aber der Übermacht seiner Gegner war er fortan nicht mehr gewachsen. Denn nunmehr mischte sich auch Friedrich Wilhelm 1. von Preußen in die nordischen Händel. Er hatte die Ge- legenheit ergriffen, das Preußen von Rechts wegen längst gehörende Vorpommern bis zur Peene zu besetzen, und dachte nicht daran, es zu räumen. Preußische Truppen belagerten Karl in Stralsund, der kurz vor Ubergabe der Stadt nach Schweden flüchtete. Um seinen er- löschenden Kriegsruhm neu zu befestigen, unternahm der König noch einen sehr abenteuerlichen Zug gegen das dänische Norwegen. Auch dieser Feldzug verlief unglücklich, und der König selbst wurde bei der Be- lagerung der Festung Friedrichshall 1718 von einer feindlichen Kugel getroffen und starb, erst 36 Jahre alt. Sein Leben und seine

2. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 10

1910 - Berlin : Salle
10 Von der Zeit der Wanderungen bis zum Reich Karls des Großen. Keiner darf Waffen anlegen, bevor die Gemeinde ihn für wehrhaft erklärt hat. Dann schmückt in öffentlicher Versammlung entweder ein Häuptling oder der Vater oder ein Verwandter den Jüngling mit Schild und Frame. Hohe Abkunft jedoch oder große Verdienste der Väter verleihen schon in früher Jugend Auszeichnung beim Fürsten, und keinem ist es beschämend, im Gefolge zu erscheinen. Auch die Gefolgschaft hat verschiedene Rangstufen. Steht man im Gewühl der Schlacht, so ist es eine Schande für den Fürsten, sich an Tapferkeit übertreffen zu lassen, und Schande fürs Gefolge, hinter des Fürsten Heldenmut zurückzubleiben; vollends aber ehrlos und schmachbedeckt ist fürs ganze Leben, wer den Führer überlebend vom Schlachtfeld heimkehrt. Seinen Herrn zu schützen, zu wahren, ja die eigenen Heldentaten dessen Ruhm zuzuweisen, ist die erste Kriegerpfücht. Statt des Soldes erhält das Gefolge wenn auch nicht üppige, so doch reichliche Schmausereien und Gelage. Mittel zu solchem Aufwand geben Krieg und Raub. Wenn sie nicht in den Krieg ziehen, bringen sie viele Zeit mit der Jagd, aber mehr noch mit süßem Nichtstun zu, beschäftigt nur mit Essen, Trinken, Schlafen. Die Sorge für Haus und Herd und Feld ist den Weibern, Greisen und Schwächsten der Familie überwiesen; die Starken liegen auf der Bärenhaut. — Jeder bringt dem Häuptling freiwillig Gaben von Vieh oder Feldfrüchten dar. Besonders angenehm sind ihnen Geschenke benachbarter Völker, wie sie nicht nur von einzelnen, sondern auch von Gemeinden übersandt werden: edle Rosse, gewaltige Rüstungen, Pferdegeschirr und Halsgeschmeide. Einsam und abgesondert siedeln sich die Germanen an, wo gerade ein Quell, eine Au, ein Gehölz einladet. Jeder umgibt sein Haus mit einem freien Platze." Auf diese von Tacitus erwähnten zerstreuten Siedelungen deuten die vielen Ortsnamen auf -bach, -Hain und -brunnen, wie z. B. Ansbach, Kirchhain, Ziegenhain, Heilbronn, Maulbronn. Den Berichten des Cäsar und Tacitus, daß die Jagd nächst dem Kriege das Lebenselement der alten Deutschen war. dürfen wir vollen Glauben schenken. Von der Jagd und dem Kriege her bekamen die Männer ihre Namen. So alt wie das Germanentum sind Personennamen wie Wolfhart, Bernhart, Eberhart; den Tieren des Waldes sollte der junge Germane an Kraft und Kühnheit gleichen. Namen wie Gernot, Hildebrand, Günther enthalten die Begriffe „Ger" und „Hilde, Gund" (= Kampf). Die Gottheiten der alten Deutschen. Tacitus gibt uns auch

3. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 7

1910 - Berlin : Salle
Theseus. 7 Endlich gelangte Theseus in seine Vaterstadt Athen. Im Hause des Ägeus befand sich damals die Zauberin Medea, welche der König gastlich ausgenommen hatte, nachdem sie wegen ihrer Zaubereien aus Korinth vertrieben worden war. Diese riet nun dem König, den jungen Fremdling durch Gift aus dem Wege zu räumen. Schon setzte Theseus den Becher Wein, in den Gift gemischt war, an den Mund, als des Königs Augen auf das Schwert fielen, das Theseus trug und das er nun sofort als dasjenige erkannte, welches er einst für den Sohn bei der Mutter zurückgelassen hatte. Unter Freudentränen umarmte er den Wiedergefundenen. Medea aber machte, daß sie sich unter dem Schutz eines dichten Nebels aus dem Hause flüchten konnte. Ägeus bekam durch die Rückkehr seines Sohnes eine kräftige Hilfe in allen Stücken. Zuerst besiegte dieser die Pallantiden, feindliche Scharen, die den König vom Throne stürzen wollten, bändigte den von Herkules freigelassenen kretischen Stier, der von Mykene bis Marathon gelaufen war, und erbot sich sodann, das Land von der Abgabe zu befreien, die alle neun Jahre als Sühne für einen Erschlagenen dem König Minos von Kreta geliefert werden mußte. Diese Abgabe bestand nicht in Gold oder Silber, noch wertvollen Herden, sondern in sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen, die nicht etwa bloß als Gefangene nach Kreta geführt, sondern dort dem Minotaurus zum Fraß vorgeworfen wurden. Dieser Minotaurus war ein schreckliches Ungeheuer, halb Mensch, halb Stier, das in dem Labyrinth hauste, einem vom Baumeister Dädalus künstlich errichteten Bau, in dem kein Fremder sich zurechtfinden konnte. Es läßt sich denken, welch Jammer und Leid in Athen herrschte, wenn die Zeit herannahte, in der abermals die Abgabe zu leisten war. Diesem Unheil wollte Theseus für immer ein Ende bereiten. Der schimpfliche Tribut sollte aufhören. Er erbot sich, die sieben Knaben und sieben Mädchen, die nach Kreta geschickt werden sollten, zu begleiten, sie aber wohlbehalten in die Heimat zurückzubringen. Ehe er sich einschiffte, brachte er dem Apollo, dem lichten Sonnengott, ein Opfer. Der König und das Volk entließen ihn mit Segenswünschen. Das Schiff, auf dem Theseus sich mit den Jünglingen und Jungfrauen befand, trug ein schwarzes Segel zum Zeichen der Trauer, weil doch niemand wußte, ob die Abfahrenden je wiederkommen würden. Aber der König Ägeus hatte seinem Sohne noch ein weißes Segel mitgegeben und ihm eingeschärft, dieses auszuziehen, wenn alles gut abgelaufen fein würde. Auf Kreta angelangt, sah Theseus sich fofort vom Glück be-

4. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 20

1910 - Berlin : Salle
20 I. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer. den Eber tötete, dessen Kopf und Fell behalten Dürfe. Unterwegs gesellte sich zu Meleager und seinen Gefährten die schöne und mutige Jägerin Ata lauta. Sie konnte es an Kraft und Schnelligkeit mit jedem Manne aufnehmen. Deshalb sagte sie zu Meleager: „Bitte, nehmt mich mit, ich will auch dabei sein, wenn ihr den Eber jagt." Dankbar nahmen alle das Anerbieten der Jungfrau an. Atalanta war nun so glücklich, daß sie den Eber zuerst mit einem Pfeil hinter dem Ohr tödlich verwundete. Meleager schoß ihm dann feinen Spieß tief in den Rücken, und die andern Jäger machten ihm vollends den Garaus. Nun wollte Meleager der kühnen Atalanta den Siegespreis, Haut und Kops des Ebers, zukommen lassen, aber dem widersetzten sich die beiden Oheime des Meleager, die Brüder feiner Mutter, die auch mitgezogen waren. Sie sagten: „Das wäre noch schöner, wenn ein Mädchen die Beute davontrüge! Das leiden wir ans keinen Fall." Das Gerechtigkeitsgefühl Meleagers empörte sich jedoch bei diesen neidischen Worten. Es kam zum Streit zwischen ihm und den mißgünstigen Oheimen, und in der Hitze des Gefechts erschlug der Jüngling die Brüder seiner Mutter. Diesen Ausgang hatte Meleager freilich nicht beabsichtigt, und tief betrübt kehrte er von der kanonischen Jagd nach Hause zurück. Seiner Mutter aber, der Königin Althäa, fiel, nach altem griechischen Familienbrauch, das schmerzliche Los zu, als einzige Schwester den Tod ihrer Brüder zu rächen. Sie tat es, indem sie das bis dahin sorgfältig verwahrte Scheit Holz aus dem Kasten holte und es in die Herdflamme warf. Meleager hauchte alsbald unter großen Schmerzen feinen Geist aus. Althäa aber gab sich an der Leiche des geliebten Sohnes gleichfalls den Tod. Diese rührende Geschichte haben griechische Bildhauer unzählige Male in Stein und Marmor dargestellt, namentlich auf Sarkophagen und Grabdenkmälern. Die Helden des trojanischen Krieges. Zum Hochzeitsfest des Königs Peleus von Pthia in Thessalien mit der Meergöttin Thetis waren Menschen und Götter zu Gast geladen. Nur einer Göttin, der Eris, hatte man keine Einladung geschickt, weil sie stets Zank und Streit unter alle brachte. Eris aber erschien doch bei der Feier, als die andern schon an der Hochzeitstafel faßen, und warf, um sich zu rächen, einen goldenen Apfel in den Saal mit den Worten: „Er gehört der Schönsten!" Da erhoben drei

5. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 21

1910 - Berlin : Salle
Die Helden des trojanischen Krieges. 21 Göttinnen Anspruch auf ihn: Juno, die Gemahlin des Zeus, die Himmelskönigin, Pallas Athene, die Göttin der Weisheit und Kriegskunst, und Venus, die Göttin der Liebe und Schönheit. Da Zeus, um keine zu erzürnen, sich dafür bedankte, den Schiedsrichter zu machen, beschlossen die drei Göttinnen, einen Sterblichen, den schönsten Jüngling, um die Entscheidung zu bitten. Dieser aber war Paris, ein Hirte, welcher im Jdagebirge die Herden des Königs Priamus hütete. Ihm erschienen die drei Göttinnen, und Juno, indem sie ihm den Apfel übergab, sprach: „Du sollst der mächtigste der Fürsten werden, wenn du mir Gerechtigkeit widerfahren läßt und mich erwählst." Athene versprach: „Ich will dich mit Kraft und Weisheit vor allen andern Sterblichen begaben, wenn du mir den Apfel gibst." Venus aber verhieß ihm zum Lohn das schönste Weib der Erde. Da glaubte der Jüngling, daß der Göttin der Liebe der Preis der Schönheit gebühre, und legte den Apfel in ihre Hand. Dieses Urteil des Paris sollte großes Unheil nach sich ziehen, denn Juno und Athene warfen einen grimmen Haß auf ihn und schworen Feindschaft seinem ganzen Geschlecht. Paris war nämlich kein Hirt, sondern ein Sohn des Königs Priamus von Troja. Vor seiner Geburt hatte die Königin Hekuba, seine Mutter, einen unheilverkündenden Traum gehabt, den die Seher dahin auslegten, daß der Sohn, den die Königin gebären, seiner Vaterstadt zum Unheil gereichen würde. Darauf hatte der König befohlen, das Knäblein im Gebirge auszusetzen. Da war es von mitleidigen Hirten gefunden worden, die sich seiner annahmen. Unbekannt mit seiner hohen Geburt, lebte Paris als schlichter Hirt. Aber als eines Tages Söhne des Königs Priamus kamen und ihm Stücke seiner Herde wegführen wollten, folgte er ihnen, forderte sie zum Zweikampfe und besiegte sie der Reihe nach. Der tapfere Jüngling erregte die Aufmerksamkeit und das Wohlgefallen des Königs. Er forschte nach der Herkunft des vermeintlichen Hirten, und da kam es heraus, daß dieser sein eigener Sohn sei. Da nahmen der König und die Königin den Wiedergefundenen mit Freuden in ihren Palast und dachten nicht mehr an den Ausspruch des Sehers. Nach einiger Zeit erinnerte Paris die Göttin Venus an ihr Versprechen. Da führte sie ihn nach Sparta in Griechenland, in das Haus des Königs Menelaus, der Helena, die schönste Frau der Erde, zur Gemahlin hatte. Paris wurde von Menelaus gastfreundlich aufgenommen, vergalt diese Freundschaft aber schlecht, denn als der König einmal verreist war, benutzte er die Gelegenheit und wußte die unbeständige und schwache Helena zur Flucht mit ihm zu bewegen. Mit reichen Schätzen schifften

6. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 8

1910 - Berlin : Salle
8 I. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer. günstigt. Er gefiel der lieblichen Königstochter Ariadne, und diese versprach ihm bei der Besiegung des Minotaurus ihre Hilfe. Zunächst gab sie ihm ein Garnknäuel und riet ihn, das eine Ende des Fadens am Eingänge des Labyrinths zu befestigen, damit er sich wieder mittels des Fadens aus den zahllosen und verschlungenen Gängen herausfinde. Ferner schenkte sie ihm ein Zauberschwert. Mit diesem tötete Theseus den furchtbaren Minotaurus und eilte dann mit all seinen Gefährten, unter ihnen auch Ariadne, aufs Schiff. Glücklich entkamen sie der Rache des Minos. Theseus gedachte, Ariadne als seine Braut nach Athen zu führen. Aber auf der Insel Naxos, wo sie Rast machten, erschien ihm im Traume Dionysos, der Gott des Weins und der Freude, und teilte ihm mit, daß es anders im Rate der Götter beschlossen, daß Ariadne bereits von ihm zur Gemahlin erwählt worden )ei. Ta mußte Theseus dem Mächtigeren weichen und sich von Ariadne trennen. In der Trauer über ihren Verlust vergaß er wohl, als das Schiff sich den heimatlichen Ufern näherte, das weiße Segel auszuziehen. An der Küste stand der alte König Agens und schaute sorgenvoll und sehnsüchtig nach feinem Sohne aus. Als er dann aber das schwarze Trauersegel erblickte, glaubte er, daß alles verloren sei und stürzte sich von einem Felsen der Burg (Akropolis heißt die Burg von Athen) voller Verzweiflung in das Meer, welches nun nach ihm das Ägeifche hieß. Theseus aber trat die Regierung in Athen an und förderte das Wohl seiner Untertanen, die ihn nach fernem Tode als Halbgott (Heros) verehrten. Mit Peirithoos, dem Könige der Lapithen, schloß Theseus eine enge Freundschaft und bekämpfte an feiner Seite Die wilden Kentauren (ein kriegerisches Gebirgsvolk). Die Freundschaft dieser beiden Männer war in alter Zeit ebenso berühmt wie die zwischen dem Herkules und Philoktet, dem Kastor und Pollux, dem Achill und Patroklus, dem Pylades und Orestes. Kommt man einmal nach Berlin und besucht das Königliche Museum, so soll man auch genau die Wände der Vorhalle betrachten. Auf ihnen hat ein Maler in lebhaften Farben die Arbeiten des Herkules und die Taten des Theseus dargestellt. Dadalus und Ikarus. In grauen Zeiten lebte in der griechischen Stadt Athen ein berühmter Künstler, Namens Dädalus. Von der Göttin Athene selbst hatte er die Baukunst und die Verfertigung verschiedener Werkzeuge

7. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 26

1910 - Berlin : Salle
26 I- Sagen aus der Welt der Griechen und Römer. süßen Wein und brannte ihm dann das eine Auge aus. Nun konnte Polyphem die Fremden nicht mehr sehen, und diese waren imstande sich aus der gefährlichen Nähe des Riesen, der ihnen wilde Verwüstungen nachschickte, aufs Schiff zu retten. Polyphem aber war ein Sohn des Poseidon, und der Gotr versprach seinem Sohne, das Leid zu rächen, das Odysseus ihm angetan hatte. Jetzt brach über diesen Ungemach auf Ungemach herein. Zunächst kam er mit den Freunden zum Kömg Aiolos, welcher Herr über alle Winde war. Da er dem Odysseus von Herzen alles Gute wünschte, schloß er alle widrigen und gefährlichen Winde in einen Schlauch ein. Odysseus harte die schönste Hoffnung, nun sicher nach Hause zu gelangen. Aber die neugierigen Gefährten konnten es nicht unterlassen, den Schlauch heimlich zu öffnen. Nun fuhren die bösen, garstigen Winde heraus, fielen über die Schiffe her und zerstörten sie, bis auf das eine, welches dem Odysseus gehörte. Mit diesem letzten landete er auf der Insel der Zauberin Kirke. Er sandte zunächst einige Gefährten in den prächtigen Palast der Kirke, die sie um Schutz und Hilfe bitten sollten. Die Zauberin verwandelte jedoch die Krieger in wilde Schweine. Nur einer entkam und brachte Odysseus die traurige Nachricht. Da machte der Held sich auf, unter dem Schutz des Gottes Hermes, begab sich in das Haus der Kirke, trat ihr kühn entgegen, mit dem Schwert in der Hand, und zwang sie, den Gefährten sofort die menschliche Gestalt wiederzugeben. Kirke änderte nun ihr Betragen, sie wurde gastfreundlich und verpflegte die Helden aufs beste. Beim Abschied gab sie dem Odysseus noch den Auftrag, in die Unterwelt hinabzusteigen (Orkus) und daselbst den Seher Teiresias, dessen Weissagungen seit der Zeit des thebanischen Krieges (vgl. Antigone) berühmt waren, um den Weg zu befragen, der am schnellsten nach Der Heimat führe. Das tat dann auch Odysseus. Teiresias prophezeihte ihm, daß er sein Vaterland wiedersehen würde. Aber so rasch ging das doch nicht. Der Held mußte noch eine Menge Gefahren überwinden. Sein Schiff mußte vorüber an den Inseln der vogelartigen Sirenen, die Durch ihren Gesang alle Männer bezauberten, um sie Dann zu töten und ihren Schiffen den Untergang zu bereiten. Odysseus war durch Kirke gewarnt. Seine Gefährten mußten ihre Ohren mit Wachs verstopfen, und er selbst ließ sich an den Mastbaum festbinden, während sie an der gefährlichen Insel vorüber kamen, damit er nicht der Versuchung nachgeben und landen konnte. Seine ganze Geschicklichkeit aber mußte Odysseus aufbieten, um wohlbehalten mit seinem Schiff durch eine Meerenge zu gelangen, an deren beiden (Setten zwei Meerungeheuer lauerten: die heulende Charybdis und die bellende Scylla. Einige

8. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 12

1910 - Berlin : Salle
12 I. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer. von den Parzen gehört hatte. Zeus wollte keinen Sohn haben, der mächtiger wäre als er selbst; deshalb stellte er seine Bewerbungen um die Meergöttin Thetis ein und vermählte dieselbe mit einem Sterblichen, dem König Peleus. Zum Prometheus aber schickte er den Herkules, auf daß dieser den Halbgott aus seiner Cuctl erlöse. Doch mußte er am Finger einen eisernen Ring tragen, in welchem ein kleines vrtücf von dem Felsen des Kaukasus gefaßt war. Auf diese Weise blieb Prometheus immer in Verbindung mit dem Kaukasus, und Zeus brauchte seinen Schwur nicht zu brechen. Orpheus und Eurydike. Beliebt bei Göttern und Menschen war der thrakische Sänger Orpheus, dem Gott Apollo selbst die Kraft des Gesanges und Laitenspiels verliehen haben soll. So wunderschön spielte Orpheus auf seiner Leier, daß der Wohllaut sogar die wilden Tiere zähmte. Als er einmal ausgefordert wurde, sich in einen Gesangswettstreit mit dem berühmten Kentauren Chiron, welcher der Erzieher großer Helden war, einzulassen, trug er den Preis davon. Das geschah auf der Fahrt nach dem goldenen Vließ, bei welcher er den Argonauten wichtige Dienste leistete. Als man nämlich das mächtige Schiff mit allen Walzen und Hebeln und mit den dicken Tauen, woran die Helden lelbst zogen, nicht vom Lande bringen konnte, fang und spielte Orpheus. Sogleich erhob sich das Schiss und glitt vom Ufer herunter: Als die Argonauten in die Nähe der beweglichen Felsen kamen, zwischen denen gar leicht die Fahrzeuge zerschmettern konnten, bewirkte Orpheus durch seinen Gesang und den süßen Ton seiner Leier, daß die Felsen ein wenig still standen, um zuzuhören. Art der gefährlichen Sireneninsel sorgte er dafür, daß sein Gesang die lockenden Stimmen der Sirenen übertönte. Orpheus war vermählt mit der lieblichen Nymphe Eurydike. Aber das Glück ihrer Ehe war von kurzer Dauer. Einst wandelte Eurydike mit ihren Gespielinnen auf einer grünen Wiese und wurde daselbst durch einen Schlangenbiß so schwer verwundet, daß sie wenige Stunden daraus starb. Orpheus' Schmerz war grenzenlos. Lange Tage faß er am Ufer eines Flusses oder irrte in den Wäldern umher und klagte Wellen, Bäumen und Felsen fein Leid. Von Tag zu Tag erschien ihm die Trennung von Eurydike unerträglicher. Da beschloß er, in das Reich der Unterwelt hinabzusteigen und den Versuch zu wagen, seine geliebte Gattin loszubitten.

9. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 13

1910 - Berlin : Salle
Orpheus und Eurydike. 13 Eine solche Reise hatte noch kein Sterblicher unternommen. Die Schrecken der Unterwelt waren so groß, daß der, welcher sie geschaut hatte, darnach nimmermehr leben und auf Erden froh sein konnte. Aber Orpheus' Standhaftigkeit, seine ausdauernde Treue und tiefe Liebe für die gestorbene Gattin überwanden alle Gefahren. Er kam sicher bis an das Tor der Unterwelt, wo der schreckliche dreiköpfige Zerberus, der immer nur die Zähne fletschte, wenn neue Gäste erschienen, bei Orpheus' Gesang all seinen Grimm ablegte und ganz friedlich mit dem Schwanz wedelte. Einen gleichen versöhnlichen Eindruck machte des Sängers Lied auf die Rachegöttinnen, die entsetzlichen Furien, welche Schlangen anstatt der Haare auf dem Kopfe trugen. Sie, die kein Mitleid, kein Erbarmen kannten, weinten zum erstenmal bei des Orpheus Gesang. Weiter gelangte Orpheus und stand bald vor dem Thron der Unterweltsgötter, vor Pluto und seiner Gemahlin Proserpina. In beweglichen Worten trug der thrakische Sänger seine Bitte vor. Proserpina, die sich selbst einst schwer von der Oberwelt getrennt hatte, verstand das tiefe Herzeleid des Orpheus und legte deshalb ein gutes Wort für ihn bei dem Fürsten der Unterwelt ein. Und Pluto tat, was er zuvor noch nie getan hatte: er willigte ein, daß Orpheus die Eurydike wieder mit hinauf in die Lichtwell nehmen dürfe. Doch eine Bedingung knüpfte der Herrscher des Hades (Unterwelt) an seine Erlaubnis: schweigend, ohne ein Wort zu reden, ja, ohne sich auch nur nach dem Schatten der Eurydike umzusehen, müsse Orpheus diesen zur Oberwelt geleiten. Orpheus glaubte, daß ihm das möglich sein würde, und trat, gefolgt von dem Schatten der geliebten Eurydike, die Rückfahrt an. Aber Eurydike, die gar nicht wußte, was sie von dem Schweigen ihres Gatten denken sollte, fing unterwegs unaufhörlich an, ihn zu bitten und zu flehen, er möge ihr doch ein Wort gönnen, wenigstens einen Blick, sonst müsse sie ja glauben, er liebe sie nicht mehr. Orpheus konnte es nicht übers Herz bringen, sie so jammern zu hören. Er vergaß die von Pluto gestellte Bedingung — schaute sich um — und im gleichen Augenblick schwebte der Schatten der Eurydike in die Unterwelt zurück. Nun wußte Orpheus, daß er die Gattin für immer verloren hatte. Der Rest seines Lebens war freudenleer. Weil er an keinen Lustbarkeiten mehr teilnehmen wollte, auch nicht an den zu Ehren des Bacchus veranstalteten großen Festlichkeiten bei der Weinlese, zerrissen ihn die Bacchantinnen, die wilden ausgelassenen Dienerinnen des Gottes, als sie in den Wäldern umhertobten. Die Leier des Orpheus aber kam als Weihgeschenk in den Tempel des Apollo.

10. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 23

1910 - Berlin : Salle
Die Helden des trojanischen Krieges. 23 Flammen Einhalt getan und dem Feinde kühnen Widerstand geleistet hätte. Mit Recht sahen die Griechen in Ajax einen „Turm in der Schlacht". Nächst Achill war er der gewaltigste im griechischen Heer. Aber auch Achill konnte die Niederlagen seiner Landsleute aus die Dauer nicht gefühllos mit ansehen, und da er selbst, aus Groll gegen Agamemnon, nicht wider die Trojaner streiten wollte, ließ er wenigstens seinen geliebten Patroklus, angetan mit der eigenen Rüstung, in den Kampf ziehen, verbot ihm jedoch ausdrücklich, sich bis an die Mauern Trojas vorzuwagen. „Gedenke nicht, ohne mich die Stadt erstürmen zu wollen!" sagte er ihm beim Abschied. Aber in der Hitze des Kampfes, vergaß Patroklus der Warnung des Freundes. Sein siegreiches Vordringen schuf den Griechen neuen Mut. Da aber traf er mit Hektor zusammen, und als die beiden gewaltigen Helden im Kampfe sich maßen, ereilte den Patroklus sein Schicksal. Furchtbar war der Schmerz des Achill, als er die Botschaft vom Fall des. geliebten Freundes empfing. Da vergaß er den Grimm, den er gegen Agamemnon hegte und trat, um den Tod des Patroklus zu rächen, wieder in die Schar der Streiter. Nur so lange mußte er noch seine Rache zügeln, bis auf Bitten der Thetis, der Gott Hephästos ihm eine neue köstliche Rüstung geschmiedet hatte, denn seine erste befand sich im Besitz Hektars, der sie dem gefallenen Patroklus abgenommen hatte. Im Herzen sagte Hektor eine Stimme, daß es sein Los sein würde, von der Hand des Achill zu fallen. Dennoch wich er dem Kampfe nicht aus, obschon ihn seine geliebte Gattin Andromache, ihr Söhnchen Astyanax auf den Armen, mit innigen Worten beschwor, sich nicht ins Schlachtgetümmel zu wagen, vielmehr den Zorn des unüberwindlichen Achill zu stiehen. „Liebes Weib", antwortete ihr Hektor, wie kann ich hier bleiben, da die ganze Stadt aus meine Hilfe rechnet? Müßte ich mich nicht schämen? Freilich sagt mir mein Geist: Kommen wird einst der Tag, da Troja in Asche versinkt und das ganze Geschlecht des Königs untergeht. Dann führt dich wohl ein stolzer Grieche fort und macht dich zu seiner Magd, und die Leute werden dich anschauen und sagen: Das war Hektors Gemahlin, die hochgeehrte Trojanerfürstin. Ich aber werde deine Klage nicht hören, denn ein Todtenhügel wird meine Asche bedecken." Darauf nahm er das Knäblem in seinen Arm, herzte es und wandte flehend den Blick zum Himmel. „Gütige Götter, betete er, laßt meinen Knaben stark und brao werden, daß er das Volk beschütze und es einst von ihm sage, der übertrifft noch den Vater. Des müsse sich dann die gute Mutter freuen." „Du muß nicht so traurig fein", sagte er zu feiner Gattin, „das Menschenleben ruht in der Hand der Götter.
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