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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 464

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
464 Kloster, wovon sie ausgegangen waren, heimzukehren. Bald darauf ward auch Ansgar von seinem Werke abberufen, da der Kaiser ihm eine Ge- sandtschaft nach Schweden übertrug, wo sich ein neues Feld zur Ausbreitung des Evangeliums öffnete. Nach seinerrückkehr jedoch wurde er in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die Mission unter den nordischen Völkern zum Erzbischof von Hammaburg (d. h. die Burg im Walde) ernannt. Un- ermüdlich war er jetzt thätig, die schon gegründeten Gemeinden im Glauben zu stärken, und durchzog predigend und taufend das nahegelegene Nord- albingien und erbaute Kirchen zu Bramsted, Kellinghusen, Wipenthorp oder Faldera. Die Gemeinden blühten auf und versprachen die beste Frucht, als sich von Norden her ein Sturm erhob, der alles zu vernichten drohte. Schon lange hatten die wilden Normannen unter ihren Seekönigen die Nordsee- küsten mit Feuer und Schwert verwüstet, und jetzt erschien (845) der Dänen- könig Horic (Erich) mit einer großen Raubflotte plötzlich vor Hamburg. Die überraschten Einwohner flohen, Ansgar und seine Schüler retteten kaum ihr Leben, Hamburg ward von Grund aus zerstört, und Kirche und Schule, die Ansgar daselbst gegründet hatte, gingen in Flammen auf. Ganz Sachsenland ward mit Schrecken erfüllt und die christlichen Ge- meinden zerstreuten sich. In dieser Noth fanden Ansgar und seine Ge- fährten in Ramsola, einem Landgute einer frommen Edelfrau im Lüne- burgschen, eine sichere Zusluchtsstätte. Hier sammelte er allmählich seine Mitarbeiter und nahm bald mit neuer Zuversicht sein begonnenes Werk wieder auf. Vorzüglich lag ihm am Herzen, den König Horic, den Urheber alles Unheils, welches das Land betroffen, für das Christenthum zu gewinnen. Im Jahre 850 erschien Ansgar als kaiserlicher Gesandter am Hofe des dänischen Königs und wußte bald durch Worte und Thaten jeden Haß und Argwohn aus der Seele desselben so sehr zu entfernen, daß er von nun an nicht mehr der Predigt in seinem Lande Hindernisse in den Weg legte. Auf dem Holm zu Schleswig (nicht in dem Dorfe Haddeby) ward jetzt die erste Kirche nördlich von der Eider errichtet, welche Ansgar der Maria, der Mutter Jesu, weihte (850). Mit Freuden sah er die zer- streuten Gemeinden sich wieder sammeln, wie Hamburg sich wieder aus der Asche erhob und seine Gefährten in die alten Stätten zurückkehrten. Gern folgte er dem Rufe des Kaisers, als dieser die Bisthümer Hamburg und Bremen vereinigte und ihn zum Erzbischof beider erhob. Aber auch in Bremen, wo er fortan wohnte, fand er noch keine Ruhe. Noch einmal riefen ihn grausame Christenverfolgungen nach Schweden, und als er kaum zurückgekehrt war, vernahm er mit Trauer, daß nach einem blutigen Bürgerkriege Horic der Jüngere in Hethaby die Kirche habe schließen lassen und die Priester mit allen ihren Glaubensgenossen entflohen seien. Zum dritten Male zog er nach Norden, an den Hof des dänischen Königs, und wiederum gelang es ihm auch das Vertrauen desselben zu gewinnen. Nicht allein wurde der christliche Gottesdienst in Sliasvic hergestellt, sondern auch in Ripen eine zweite Kirche erbaut (860). So schied er denn und

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 468

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
468 Schlei und Eider vor Räubern zu sichern. Die Stadt Schleswig, welche die Wenden verbrannt hatten, erstand unter seiner segensreichen Regierung neu aus ihren Trümmern. Zahlreiche deutsche Kaufleute und Handwerker rief er in seine Residenz; er selbst kleidete sich deutsch, liebte deutsche Sitte und war von deutschen Sängern und Kriegern umgeben. Die Bevölkerung hing ihm an, und er selbst war Mitglied einer Gilde, deren Genossen einander Leib und Leben zu schützen gelobten. So regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie ein deutscher Fürst sein Land. Mit Freuden vernahm Lothar, der unterdessen Kaiser geworden war, wie Knud die Wenden bezwang; deshalb erhob er ihn zum König derselben und setzte ihm mit eigener Hand die Krone auf's Haupt. Seit der Zeit nannten ihn seine Unterthanen Hlaford(Lord) d. h. ihren Herrn und verliehen ihm gleiche Ehre und Würde, als seinem Oheim, dem dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht sahen die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem Lande galt sein Wort >iehr, als dasjenige Niels. Als nämlich zwischen seinen Brüdern auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigen suchte, mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Hofe des Herzogs in Schles- wig erscheinen und sich seinem Richtersprucbe fügen. Vor Zorn entbrannte vor allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in Schleswig den Knud mit der Wendenkrone ans dem Haupte neben seinem Vater vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu fürchten, daß Knud ihm dereinst Reich und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Mißtrauen und Angst vor seinem mächtigen Neffen. Zn Ripen klagte Niels vor dem versammelten Volke: „Knud will meinen Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones bemächtigen. Darum nennt er sich auch jetzt schon König!" Knud erwiderte, auf das Heft seines Schwertes gestützt: „Laward, einen Herrn nennen mich die Meinen, nicht König. Ich habe die Wenden im Kampfe bezwungen, die Küsten und Meere sind jetzt sicher, daß der Däne ruhig am Ufer der Inseln wohnen und der König ohne Wachen am Grenzwall in Schles- wig schlafen kann. Aber für all die Mühen und Wunden, die ich im Kampfe für das Vaterland davon getragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der dänischen Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beifall zu, und der König entließ ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus, mit furchtbarem Haß im Herzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten Gegners zu entledigen, und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen feierlichen Eid band er alle, nichts von ihrer Absicht zu verrathen. Bei der Berathung lagerten sie auf dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder sitzend noch stehend ans den Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien. Nur der Schwager Knud's verließ plötzlich die Versammlung, als er den Mordanschlag gegen das Leben seines Ver- wandten vernahm; er wollte den Plan nicht theilen, aber ihn auch nicht verrathen. Bald darauf verlautete, Magnus wolle zum heiligen Grabe pilgern, vorher aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland stattfinden. Auch Knud ward geladen, das heilige Weihnachtsfest im frohen Kreise der Seinen mit zu begehen; ihm vor allen gedenke Magnus Habe und Gut anzuvertrauen. In der Königsburg zu Roeskilde gab es fröhliche Tage; ein festliches Gelage

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 180

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
180 14, Das Lied vom Fcldmarschall. Was blasen die Trompeten? Husaren heraus! Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus, er reitet so freudig sein niuthiges Pferd und schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert. O schauet, wie ihm leuchten die Augen so klar! O schauet, wie ihm wallet sein schnee- weißes Haar! So frisch blüht sein Alter wie greifender Wein, drum kann er Verwalter des Schlacht- feldes sein. Er ist der Manu gewesen, als alles versank, der mnthig auf gen Himmel den Degen noch schwang; da schwur er beim Eisen gar zornig und hart, Franzosen zu weisen die echtdeutsche Art. Er hat den Schwur gehalten. Als Kriegsruf erklang, hei! wie der weiße Jüngling im Sattel sich schwang. Da ist er's gewesen, der Kehraus ge- macht, mit eisernem Besen das Land rein ge- macht. Beilützen auf der Ane er hielt solchen Strauß, daß vielen tausend Wälschen der Athem ging ans; viel Tausende liefen gar hastigen Lauf, zehntausend entschliefen, die nie wachen auf. Am Wasser der Katzbach, da hat er's auch bewährt; da hat er den Franzosen das Schwim- men gelehrt: fahrt wohl, ihr Franzosen., zur Ostsee hinab! und nehmt, Ohnehosen, den Walfisch zum Grab! Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch! Da schirmte die Franzosen nicht Schanze noch Burg; sie mußten wieder springen wie Hasen über's Feld, und hell ließ erklingen sein Hussa! der Held. Bei Leipzig auf dem Plane, o herr- liche Schlacht! da brach er den Franzosen das Glück und die Macht! da liegen sie so sicher nach blutigem Fall, da ward der Herr Blücher ein Feld- marschall. Drum blaset, ihr Trompeten! Hu- saren, heraus! Du reite, Herr Feldmarschall, wiewinde im Saus! dem Siege entgegen, zum Rhein, über'n Rhein, du tapferer Degen, in Frankreich hinein! 15. Lützow's wilde Jagd. Was glänzt dort vom Walde im Sonnen- schein? hört's näher und näher brausen. Es zieht sich herunter in düsteren Reihn, und gellende Hörner schallen darein und erfüllen die Seele mit Grausen. Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt, das ist Lützow's wilde verwegene Jagd. Was zieht dort rasch durch den finstern Wald und streift von Bergen zu Bergen? Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt, das Hurrah jauchzt, und die Büchse knallt, es fallen die fränkischen Schergen. Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt, das ist Lützow's wilde, verwegene Jagd. Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein, der Wüthrich geborgen sich meinte; da naht es schnell mit Gewitterschein und wirst sich mit rüst'gen Armen hinein, und springt ans User der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwim- mer fragt, das ist Lützow's wilde, verwegene Jagd. Was braust dort im Thale die laute Schlacht, was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt, das ist Lützow's wilde, verwegene Jagd. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnen- licht, unter winselnde Feinde gebettet?

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 469

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
469 folgte dem andern. Endlich schied man von einander, und Knud ging nach dem nahen Haraldsted, der Burg seines Bruders. Hier empfängt er Botschaft von Magnus, der ihn zu einer geheimen Unterredung im benachbarten Walde einladet. Arglos, ohne Panzer, nur mit einem Schwerte umgürtet, und von zwei Rittern und zwei Knappen begleitet, reitet der Herzog dem Walde zu. Auf dem Wege er- hebt der Bote des Magnus, ein sächsischer Sänger, seine Stimme und beginnt zu singen von der Untreue der schönen Kriemhild gegen ihre Brüder. Aber Knud ver- steht nicht die Warnung und reitet weiter in den Wald. Magnus sitzt auf einem Baumstamm und empfängt seinen Vetter mit zärtlichen Umarmungen. Verwun- dert fühlt Knud einen Panzer unter seinen Gewändern, aber Magnus schützt vor, einen Bauernhof überfallen und ausplündern zu wollen. Vergeblich mahnte ihn Knud die heilige Festzeit nicht zu entweihen. Wie sie noch mitten im Gespräche sind, sieht der Herzog von allen Seiten Männer mit klirrenden Waffen aus dem Walde hervortreten, und plötzlich springt Magnus auf, stürzt sich mit den Worten: „Jetzt gilt es die Nachfolge im Reiche!" auf ihn, und noch hat Knud sein Schwert kaum zur Hälfte gezogen, als jener ihm mit einem furchtbaren Streiche den Schädel spaltet. Die Verschworenen durchbohrten nur noch seine Leiche. Das geschah am 6. Januar 1131. Magnus frohlockte — aber unsägliches Elend brachte seine That über Däne- mark und Schleswig, ein blutiger Bürgerkrieg entbrannte; die Brüder des Er- schlagenen erhoben sich zu offenem Kampfe, um den Mord zu rächen. Sie stellten dem bestürzten Volke öffentlich die blutige Leiche und das zerfetzte Gewand zur Schau; alle verfluchten die Mörder und ergriffen gegen Niels und Magnus die Waffen. Als Lothar die Kunde von der Mordthat vernahm, ward er nicht wenig betrübt, weil ein dem Kaiser und dem Reiche so freundlich gesinnter Fürst seinen Untergang gefunden habe. Darum erschien er mit einem großen Heere an dem Danevirk, um den traurigen Tod des trefflichen Knud zu rächen, und zwang den Magnus Buße zu zahlen und ihn als seinen Oberherrn anzuerkennen. Aber in Dänemark dauerte der Bürgerkrieg noch drei Jahre fort, bis endlich Magnus in einer entscheidenden Schlacht seinen Tod fand. Hülflos und verlassen floh der greise König Niels und suchte eine Zuflucht in der Stadt Schleswig. Die Ein- wohner aber hielten das Andenken ihres ermordeten Herzogs hoch, und die Mit- glieder der Gilde, welcher Knud angehört hatte, hatten geschworen, seinen Tod blutig zu rächen. Wie der König in die Stadt gezogen war und die Geistlichkeit in langem Zuge zum feierlichen Empfange ihm entgegen kam, tönte plötzlich die Glocke, die Thore schlossen sich, und von allen Seiten stürmten die Bürger in Waffen herbei. Ein Kampf auf den Straßen begann; aber ehe der König noch seine Burg auf der Möveninsel erreicht hatte, sank er tödtlich getroffen im Kreise seiner Getreuen zu Boden. So waren Vater und Sohn als Sühne für die Gewaltthat gegen den Vetter gefallen. Knud's Bruder aber ward König von Dänemark. 7. Waldemar der Sieger und Adolf Iv. Im Jahre 1218 war ein glänzender Hoftag in Schleswig; Waldemar, der siegreiche König von Dänemark, ließ hier in feierlicher Versammlung der Großen

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 208

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
208 Recht ward auch mit der größten Eifersucht gegen die Uebergriffe anderer vertheidigt; keiner sollte sich über die anderen erheben, und selbst der ge- wählte Häuptling war nur insofern hinsichtlich des Lebensunterhaltes be- vorzugt, als ihm freiwillig Geschenke dargebracht wurden. Auf dieselbe Gleichheit der Rechte hielten die deutschen Bauern in der Volksversammlung, vor Gericht und im Heer. Nur die Gesammtheit der Gleichberechtigten gab Gesetze und fällte richterliche Urtheile. Könige duldeten sie nicht über sich, sondern im Fall eines Krieges wählten die Stammgenossen einen Heer- führer oder Herzog, und erst in späteren Zeiten, wenn der Hochmuth und Unabhäugigkeitssinn der Häuptlinge viele innere Fehden erregt und dadurch einen Stamm geschwächt hatte, setzten sie ein mächtiges Geschlecht zu fester und dauernder Herrschaft ein, um den Uebermuth der Großen im Zaum zu halten. Von Alters her sahen die Deutschen im Ackerbau eine ehrenvolle Be- schäftigung ; dabei waren sie mit den einfachsten Handwerken nicht unbe- kannt, aber jeder Bauer verfertigte selbst seine Pflugschar und zimmerte selbst das Gebälk seines Hauses, und die Hausfrau spann und wob das einfache wollene Wams ihres Mannes, dem das Fell des von ihm erlegten Bären ein stattlicherer Schmuck war. Erst später, als man auf den häu- figen Kriegszügen Gefangene machte und sich so die Zahl der Unfreien oder Knechte mehrte, denen man die Arbeit zu überlassen anfing, sank dieselbe mehr und mehr in der Achtung, und die Freien ruhten gern auf der Bären- haut, wenn sie von Jagd- und Kriegszügen feierten. Denn ihre liebste Beschäftigung war von jeher diejenige, welche die meisten Gefahren bot und die stärkste Manneskraft erforderte. Mit Begeiste- rung stürzten sie sich daher selbst in den Kampf, und mit Begeisterung sangen sie von den Heldenthaten ihrer Vorfahren. Die Schrecken des Todes zu verachten und das Ungeheure zu wagen, darin bestand die Ehre des Krie- gers. Und hierbei trat besonders glänzend ein Zug hervor, der dem stolzen Unabhängigkeitsgefühl der Deutschen zu widersprechen scheint, die gemüth- volle Hingebung nämlich an einzelne Personen, denen sie bis zum Tode die Treue wahrten. Wenn sie sich freiwillig durch Schwur oder Gelöbnis einem Heerführer zu irgend einem Unternehmen verpflichtet hatten, so war dies ein Band, das für heiliger galt, als die Pflicht gegen das gemeine Beste des Volkes. So bildeten sich mächtige Häuptlinge ein Gefolge, auf das sie sich unbedingt verlassen konnten, wie sie denn ihrerseits verbunden waren, ihre Mannen in jeder Weise zu schützen. Selbst Fürstensöhne traten oft in das Gefolge eines bewährten Häuptlings, um bei ihm ihre Lehrzeit durchzumachen. Im Frieden bildeten diese Mannen die Hausgenossenschaft ihres Herrn. Da sammelten sie sich in der großen Halle» desselben um den Herd und saßen beim Mahle in langen Reihen auf erhöhten Sitzen, in der Mitte auf dem Herrensitze der Wirth und seine Hausfrau. Die Töchter desselben schenkten Bier und Meth in Krüge aus Eichenholz, die vor dem Mahle an den Wänden gehangen hatten. Fröhliche Unterhaltung wechselte mit Gesang; unerschöpflichen Stoff boten dem Harfner die Thaten der Stammeshelden.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 93

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
93 13. Alfred von England und Wilhelm der Eroberer. Von England ist am Schlüsse der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengist und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen war und ihnen zwar gegen ihre Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen hatte. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen, und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England. Die unterdrückten Briten machten vergebens mehrere Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen. Nach und nach fanden sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte der König Egbert von Wessex (in Süd-England) alle sieben Reiche (827). Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normannen, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer drrchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter und schifften dann reichbeladen nach Hause. Noch größeren Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel Alfred der Große, der von 871 — 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethel-wolf) verzärtelte; aber seine Mutter Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihn die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüt einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals nicht nur die Küsten Englands, sondern auch die Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehreren vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Mut, ferner zu kämpfen, da immer neue Scharen

7. Geschichte des Mittelalters - S. 97

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
97 Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Rouen gelebt, kannte den Herzog Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen. Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wilhelm fuhr zornig aus und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Die Normannen waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Auf einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrteu die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er ab- sichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!" Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings au der Südküste Englands (1066). Die Normannen gewannen einen großen (Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Teil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England. Er war ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er streng gerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normannen und Engländer durch Heiraten einander näher zu bringen und horte jeden Untertan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normannen ließen die unterworfenen Engländer ihren Übermut nun auch die Mutter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank er auf die Knie nieder und flehte sie an, ihren und des Paters Fluch von ihm zu nehmen. „Ich selbst", antwortete sie, „will dir nicht fluchen; aber den Fluch deines Vaters kann nur die Kirche aufheben. An diese wende dich, aber erst bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel." Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt zu werden. Meisterwerke. Bd. Viii. Nösselt, Weltgeschichte Ii. 7

8. Geschichte des Mittelalters - S. 53

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
53 In Ungarn, wo vor Zeiten die Hunnen*) gehaust, hatte sich seit kurzer Zeit ein rohes, kriegerisches Volk, die Ungarn oder Magyaren, niedergelassen, welches vermutlich vom Kaukasus hergezogen war. Im höchsten Grade raubsüchtig, war es mit seinen neuen Wohnsitzen nicht zufrieden, sondern machte unaufhörliche Einfälle in Deutschland, Italien, Frankreich und Griechenland, führte unermeßliche Beute und Gefangene, besonders Weiber und Kinder, mit sich fort und beging die abscheulichsten Grausamkeiten. Und was diese Leute besonders gefährlich machte, war, daß man ihnen so schwer beikommen konnte; denn fast alle Jahre erschienen sie in einer andern Gegend. Schnell waren sie da, und ehe man Kriegsleute gegen sie zusammengezogen hatte, waren sie auf ihren kleinen, raschen Pferden auch schon wieder mit der gemachten Beute und den Gefangenen weiter gezogen. Sie waren eine große Landplage für unser Vaterland. Wie mancher Teutsche mußte es mit, ansehen, wie sie sein Weib und seine Kinder ihm unter vielen Schlägen wegführten, ohne die Hoffnung zu haben, sie je wieder zu sehen! Auch unter Heinrich machten die Ungarn Einfälle in Sachsen, verheerten das ganze Land, verbrannten die offenen Städte, ermordeten viele Menschen und trieben andern greulichen Unfug, und Heinrich, der sonst so tapfer war, konnte nicht einmal sein eigenes Land gegen sie schützen. Als sie aber im Jahre 924 wiederum in Sachsen einfielen, gelang es seinen Mannen, einen ungarischen Häuptling gefangen zu nehmen. Die Ungarn boten für feine Freilassung ein bohes Lösegeld: aber Heinrich machte ihnen einen andern Vorschlag. Er wollte sich verpflichten, ihnen einen jährlichen Tribut zu zahlen, wenn sie nicht wieder in fein Land einfielen. Die Ungarn waren es zufrieden, und es wurde ein neunjähriger Waffenstillstand abgeschlossen. Diese neun Jahre benutzte Heinrich fleißig, um sich für den notwendig darauf folgenden Entscheidungskampf vorzubereiten. Weil *) Die Hunnen waren bald nach Attilas Zeit von den Gepiden nach Asien zurückgetrieben worden.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 72

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
72 befürchtete, das schöne Land zu verlieren, fiel er, während der Kaiser in Italien weilte, im Bunde mit dem Könige von Frankreich in dasselbe ein, um sich den Besitz rechtzeitig zu sichern. Er wurde aber geschlagen und auf der Festung Giebichenstein bei Halle in strenger Hast gehalten. Auf die Fürbitte seiner Mutter wurde er nach zwei Jahren aus der Hast entlassen, und der Kaiser wollte ihm alles verzeihen und ihn wieder in sein Herzogtum einsetzen, wenn er sich verpflichtete, seinen Freund Werner von Kiburg, der ihm allein geblieben war, bekriegen zu helfen. Aber Ernst ent-gegnete, er werde sich niemals des Kaisers Gunst durch schnöden Verrat erkaufen. Da traf ihn der Zorn Konrads. Er ließ ihn mit dem Bann belegen und sprach die Reichsacht über ihn aus. Dadurch war er für vogelfrei erklärt; niemand durfte ihm Schutz und Obdach gewähren, dagegen konnte ihn jedermann gefangen nehmen, mißhandeln, ja selbst töten. Der unglückliche Jüngling sloh zu seinem Freunde Werner, und beide führten eine Zeitlang auf der Burg Falkenstein im Schwarzwalde ein elendes Leben. Dann wurden sie dort eingeschlossen, und bei einem Ausfalle aus der Burg fielen beide. Wiewohl in diesem Kampfe das Recht mehr auf Seiten Konrads war, nahm das Volk doch für den unglücklichen Fürstensohn Partei, der zum Teil aus jugendlicher Unbesonnenheit so schwer gefehlt hatte, dann aber im Unglücke seinem Freunde bis in den Tod treu geblieben war. So wurde Herzog Ernst ein gefeierter Held der Volkssage. Nach Italien mußte Konrad zweimal ziehen. Die Lombarden hatten den kaiserlichen Palast in Pavia zerstört und boten ihre Krone bald diesem, bald jenem Fürsten an. Nun zog Konrad über die Alpen, züchtigte die Einwohner von Pavia durch Verwüstung der Felder und ließ sich in Mailand mit feiner Frau Gisela krönen. Dann hielt er auf einer weiten Flur bei Mailand, die man die roncalischen Felder nennt, einen glänzenden Reichstag. Hier sah man vor den zahllosen Zelten seiner Krieger sein prachtvolles Zelt hervorragen, vor dem auf einer hohen Stange ein blitzender Schild hing, und ein Herold rief aus, auf des Königs Befehl sollte jeder seiner Vasallen in Italien zu diesem Schilde herbeieilen bei Strafe

10. Geschichte des Mittelalters - S. 94

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
94 über das Meer kamen. Vergebens rief Alfred seine Untertanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, andere über die See, und die übrigen unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von allen verlassen und von den Dänen aufgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verriet. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck im südlichen England. am Kanal von Bristol. Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er, und dazu war hier alles so unwegsam, daß niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einer kleinen Schar seiner Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei. aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalte. Endlich hörte er, daß ein angelsächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen hatte, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber das Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet, begab er sich dahin: er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja, daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den angesehensten Angelsachsen, daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem ihnen angewiesenen Walde einsinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren völlig überrascht und bestürzt über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Ed dington unweit Bristol eine vollständige Nieder-
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