Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 166

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
166 eine willkommene Beute waren; da loderten in den unaufhörlichen Fehden der Fürsten untereinander oder mit den Städten die Hütten der Landleute auf und beleuchteten die Opfer unersättlicher Raubgier; und wie unter den schweren Tritten der räuberischen Soldaten die Saaten in den Boden gestampft wurden, so ward auch des Volkes Glück und Glaube zertreten, an die Stelle des heitern Lebensgenusses trat die dumpfe Verzweiflung, die sich willenlos dem Verderben hin-giebt. — Wie aber selbst aus der im Boden zurückgebliebenen Wurzel des zerhauenen Baumes neue Triebe hervorsprießen können, so sollte es auch an dem zu Grunde gehenden „Reiche der Franken" sich bewahrheiten, daß die Lebenskraft eines Volkes von deutscher Art und Sitte nicht zu zerstören ist. sondern nur auf den ersten Sonnenstrahl des Friedens wartet, um sich in alter Kraft und Herrlichkeit wieder zu erheben. Druck -on 3uliu« «db in Smigntfalja.

2. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 68

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
68 entspann sich. Als aber die ,bunte Kuh mit ihren Hörnern^ das Vorderkastell des Raubschiffes, auf welchem Klaus Stortebecker focht, einrannte, da war das Geschick der Piraten entschieden. Sie flohen und ließen vierzig Tote auf dem Wahlplatze. Unter den siebzig Gefangenen war auch der berüchtigte Stortebecker. Nach Hamburg geführt, wurden sie ohne Gericht zum Tode verurteilt. Da erbaten die armen Sünder als letzte Gunst vom Rate der Stadt die Erlaubnis, in ihrem besten Gewände und begleitet von Pfeifern und Trommlern zur Richtstätte gehen zu dürfen. Ein zweites Treffen brachte auch den Goedeke Michel mit neunundsiebzig Genossen in die Gewalt der Hansen. Damals sang das Volk: ,Stortebecker un Gödje Micheel Sund nen paar Rovers glikedeel -Se rotiert so lange bet Got Derbrot, Do leben se grot Schanbe un Not? b. i. Stortebecker und Goebeke Michael Sinb ein paar Räuber zu gleichen Teilen; Sie raubten so lange, bis es Gott verbroß, Da litten sie große Schanbe und Not. Noch im Anfange des neunzehnten Jahrhunderts wurde dies Lied an den Küsten der Nord- und Ostsee gesungen. Hanftn Reiche Schätze müssen den Likedeelern in Bergen in den Schoß ge- Bergen. fqßen sein. War doch dort eine der wichtigsten Niederlassungen der Hansa. „Hufeisenförmig ist die norwegische Stadt an dem Meerbusen ,Bergenwaag' gelagert; ihre rechte ältere Seite führt den Namen der ,Brücke'. Hier befand sich die hansische Faktorei (Handlungsniederlassung in andern Weltteilen) und in ihrer unmittelbaren Nähe die Schustergasse unruhigen Angedenkens. Nicht als Gäste, sondern als Herren, als Gebieter der ihnen tiefverschuldeten Bürger, saßen die Hansen hier, gewaltthätig, anmaßend, wie es heute nur Söhne Albions (Englands) sind. Als im Jahre 1455 der königliche Statthalter Olus Nielsen die Deutschen durch willkürliche Zoll- und Handelsmaßregeln erzürnt hatte, empörten sich die Kaufleute und Schiffer, sie schlossen den Statthalter und die Domherren im Kloster St. Munkeles (St. Malcolm) ein und verbrannten Olns Nielsen samt sechzig Menschen. Jene Schuster, ursprünglich deutsche Handwerker, welche die nordischen Könige ins Land gerufen hatten, bildeten eine Art Prätorianer (Leibwache) für die hansischen Kaufleute.

3. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 161

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
161 Ja, sie predigten mit lauter Stimme, als der Krieg vorüber war, diese „zerstörten Städte voller Schutt und Stein," von denen Paul Gerhard so ergreifend singt! Wie sahen jetzt die alten, so stolzen Basteien, die hohen Mauertürme der deutschen Städte aus! Sie senkten das Haupt; zerfallen waren die Zinnen, die Türme vielleicht gesprengt, in den Mauern Risse, ellenweit! Die stolzen Kirchen waren oft genug aufs schimpflichste entheiligt worden; wie oft hatten wilde Reiter in ihnen nicht genächtigt, mit den Pallaschen die Bilder zerschnitten und die Statuen zerschlagen, Altar und Taufgerät aufs ekelhafteste besudelt! Kaum giebt es ein älteres Rathaus im deutschen Lande, welches die Spuren der Schwedenzeit nicht an sich trüge! Des Landes und der Städte Schöne war dahin! Doch was dürfen wir klagen um äußere Verluste, wo soviel mehr an geistigen und sittlichen Gütern als dahingeschwunden zu betrauern ist! Als der Friede in die Städte einzog, als die Glocken erklangen, um den Engel zu begrüßen, an dessen Erscheinen auf Erden man schon nicht mehr geglaubt hatte, da fand er ein ander Geschlecht in den Städten vor. Noch die Wirren der Reformationszeit zeigten uns ein kräftiges, ja oft gewalttätiges Bürgertum; Wullenwebers großartige Entwürfe hatten denn doch noch einiges Verständnis bei gleichgestimmten Seelen gefunden; jetzt war dem Bürger der Mannesmut vollends gebrochen! Was die neue Staatsweisheit von der Omnipotenz der Fürsten nimmer hatte gänzlich niederdrücken können: das politische Bewußtsein, jetzt ward es völlig gebrochen. Die Lehre vom beschränkten Unterthanenverstande ist ziemlich alt in Deutschland; sie geht bis auf jene furchtbaren Tage zurück. Geknickt ist der stolze Mannesmut des Bürgers, der sich in alten Tagen gleichberechtigt setzte neben den Edelmann, wenn's galt, auch neben den Fürsten! Verloren ist das Bewußtsein kriegerischer Tüchtigkeit, welches die Brust des Bürgers einst so hoch gehoben hatte. Einen hochherzigen Bürger gab es nun ein Jahrhundert lang in Deutschland nicht mehr. Das geistige Leben der Bürgerschaften Deutschlands litt ebenfalls, wenn auch nicht in völlig gleicher Weise: Opitz, Flemming, Gryphius, Moscherosch, Zinkgresf, das sind Namen, die nimmer vergessen sein sollen, und das evangelische Kirchenlied trieb seine herzerfreuendsten Blüten grade in dieser Zeit. Paul Gerhard hatte in den furchtbar verwüsteten Städten der Mark Brandenburg des Krieges Elend ant tiefsten erkennen lernen. Aber die Poesie erfreute nicht mehr das Herz Deutsche Kulturgeschichte. Iii. i1

4. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 167

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
167 Leichtgläubigkeit alles aufgesucht, was als Eingreifen überirdischer Gewalten gedeutet werden konnte. Neben dem Schrecken zogen Trotz und Wilde Verzweiflung in die Seelen. Die sittliche Verwahrlosung nahm im Landvolke furchtbar überhand. Weiber entliefen den Männern, Kinder den Eltern; die Gewohnheiten, Laster und Krankheiten der durchziehenden Heere blieben zurück, selbst wenn die Räuber aus dem verwüsteten und halb zerstörten Dorfe abzogen. Das Branntweintrinken, -as seit dem Bauernkriege in das Volk gekommen war, wurde ein gewöhnliches Laster. Die Achtung vor fremdem Eigentum verschwand. Allmählich begann der Landmann zu stehlen und zu rauben wie der Soldat. Bewaffnete Haufen rotteten sich zusammen, zogen über die Landesgrenze in andere Dörfer und entführten, was sie bedurften. Sie lauerten den Nachzüglern der Regimenter in dichtem Walde oder in Gebirgspäffen auf und nahmen oft nach hartem Kampfe an dem Leben der Bezwungenen eine rohe Rache. Es wird wenige Waldhügel geben, in deren Schatten nicht greuliche Unthat von solchen verübt ist, welche dort früher als friedliche Holzfäller und Steinbrecher ihr kunstloses Lied gesungen hatten. Nach Kräften suchten sich die Dörfer vor der Raubgier der Soldaten zu wahren. Solange noch Geld aufzubringen war, machten sie Versuche, durch Zahlung einer Geldsumme an die vorausgesandten Offiziere die Einquartierung abzukaufen, und mancher Schurke benutzte solche Furcht und erhob in der Maske eines anmeldenden Fouriers hohe Steuern von den getauschten Dorfsassen. Auf die Kirchtürme und hohen Punkte der Flur wurden Wachen gestellt, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, die Frauen und Kinder und leichtbewegliche Habe, eilig in einen entfernten Versteck. Solche Verstecke wurden mit großem Scharfsinn ausgesucht, durch Nachhilfe noch unzugänglicher gemacht, und Wochen-, ja monatelang fristeten dort die Flüchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Moor zwischen Gräben, Binsen und Erlengebüsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Noch jetzt zeigt an manchen Orten der Landmann mit Teilnahme auf solche Stellen. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Flüchtlinge in ihre Häuser zurück und besserten notdürftig ans, was verwüstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandstätte.

5. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 191

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
191 konnte. Die heilige Begeisterung dieser unvergeßlichen Tage ist durch keine Ausschweifung und Wildheit entweiht worden; es war, als fühlte auch der Kleinste, daß er ein Spiegel der Sittlichkeit, Bescheidenheit und Rechtlichkeit sein müsse, wenn er den Übermut, die Unzucht und Prahlerei besiegen wollte, die er an den Franzosen so sehr verabscheut hatte. Was die Männer so unmittelbar unter den Waffen thaten, das that das zartere Geschlecht der Frauen durch stille Gebete, brünstige Ermahnungen, sromme Arbeiten, menschliche Sorgen und Mühen für die Ausziehenden, Kranken und Verwundeten. Wer kann die unzähligen Opfer und Gaben dieses großen Sommers zählen, die zum Teil unter den rührendsten Umständen dargebracht sind? Wer kann die dem Vaterlande ewig teuern Namen der Frauen und Jungfrauen aufrechnen, welche in einzelnen Wohnungen oder iu Krankenhäusern die Nackenden gekleidet, die Hungrigen gespeist, die Krauten gepflegt und die Verwundeten verbunden haben ? So geschah es von einem Ende des Reichs bis zum andern; doch gebührte Berlin der Vorrang; es hat bewiesen, daß es verdient, der Sitz der Herrscher zu sein. Freue dich deiner Ehren, wackere Stadt! Die alten Sünden sind versöhnt, die alten Unbilden sind vergessen, Ruhm und Glück werden wieder ihren Wohnsitz bei dir aufschlagen. Ich sage nur das eine: Es war plötzlich wie durch ein Wunder Gottes ein großes und würdiges Volk erstanden. Krieg wollten alle, Gefahr und Tod wollten sie, den Frieden fürchteten sie, weil sie von Napoleon keinen ehrenvollen und preußischen Frieden hoffen konnten. „Krieg, Krieg!" schallte es von den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe; Krieg rief der Edelmann und Landbewohner, der verarmt war, Krieg der Bauer, der fein letztes Pferd unter Vorspannen und Fuhren tot trieb, Krieg der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpften, Krieg der Tagelöhner, der keine Arbeit sinden konnte, Krieg die Witwe, die ihren einzigen Sohn ins Feld schickte, Krieg die Braut, die den Bräutigam zugleich mit Thränen des Stolzes und des Schmerzes entließ. So hat das preußische Volk und Heer sich offenbart; so sind die Wunder, die uns Deutschen vom Guadalquivir und Ebro, vom Duiepr und von der Düna verkündigt wurden, auch bei uns erneuet, so ist Gott und Gottes Kraft und eine Begeisterung, die wir nicht begreifen können, auch unter uns erschienen. Die Preußen hatten Fehrbellin und Hochstädt, Turin und Mal-

6. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 187

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
187 strömt zu den Fahnen und rüstet sich zum blutigen Kampfe für Freiheit und Selbständigkeit. Aber auch wir Frauen müssen mitwirken, die Siege fördern helfen; auch wir müssen uns mit den Männern und Jünglingen einen zur Rettung des Vaterlandes. Darum gründe sich ein Verein, der „Frauenverein", zum Wohl des Vaterlandes. Gern stellen wir uns an die Spitze desselben. Nicht bloß bares Geld wird dieser Verein als Opfer annehmen, sondern jede entbehrliche, wertvolle Kleinigkeit, das Symbol der Treue, den Trauring, die glänzende Verzierung des Ohrs, den kostbaren Schmuck des Halses. Gern werden monatliche Beiträge, gern Materialien, Leinwand, gesponnene Wolle und Garn angenommen und selbst unentgeltliche Arbeit als Opfer angesehen werden. Alles, was auf diese Art gesammelt wird, gehört dem Vaterlande. Diese Opfer dienen dazu, die Verteidiger, die es bedürfen, zu bewaffnen, zu bekleiden, auszurüsten, und wenn die reiche Wohlthätigkeit der Frauen uns nicht in den Stand setzt, noch mehr zu thun, dann sollen die Verwundeten gepflegt, geheilt und dem dankbaren Vaterlande wiedergegeben werden, damit auch von unserer Seite das Große, das Schone erfüllt werde, damit das Vaterland, das in Gefahr ist, auch durch unsere Hilfe gerettet werde, sich neu gestalte und durch Gottes Kraft aufblühe." Dieser Aufruf sprach nur aus, was alle mehr oder weniger gefühlt hatten. Sogleich gab auch das weibliche Geschlecht alles her, worauf es doch sonst hohen Wert legt: jede Art von Schmuck, jedes Kleinod, jedes Ersparte. Witwen gaben einen Teil ihrer dürftigen Pension her, die Ärmste doch noch irgend etwas, die meisten ihre Arbeitskräfte. Ein glänzendes Beispiel gab ein junges Mädchen, Ferdinands von Schmettan. Sie war im Besitz eines schonen reichen Haares, welches man oft vergebens ihr hatte absaufen wollen; sie opferte dasselbe, um das gelöste Geld den Freiwilligen zukommen zu lassen. Ihr edler Zweck wurde vollkommen erreicht, denn diese schone That blieb nicht verschwiegen. Viele wünschten die Erinnerung daran bleibend zu machen, und es fand dankbare Anerkennung, als jemand das gekaufte Haar wieder erstand und daraus allerlei Zieraten, Ringe, Ketten k. anfertigen ließ, nach denen der Begehr so groß war, daß durch den Verkauf derselben nach wenigen Wochen vier Freiwillige eingekleidet und überhaupt nicht weniger als 1200 Thaler gelost wurden. Goldene Trauringe wurden aus allen

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 189

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
189 I drückung und Aussaugung, nach den Opfern und Leiden von 1812. Es geschah ohne Schreckensregiment und Demagogie; es war der begeisterte Wille aller Einzelnen, welcher die Regierung vorwärts drängte, nach Leitung und Führung rief, und alle Anforderung unendlich übertraf. Die Hingebung durchströmte alle Stände in gleichem Maße, alle frühere Parteiung trat für einen Augenblick vollständig vor der Sache des Vaterlandes zurück. Der Staat war im größten Geldmangel, die Flinten mußten erst aus England kommen, es gab nicht Tuch genug, die Massen zu kleiden, und keine Vorräte, sie zu ernähren. Es machte keinen Unterschied, keine Stockung entstand. Wer etwas Brauchbares hatte, gab es hin, und der Soldat war ebenso bereit zu hungern und zu frieren, wie zu kämpfen und zu fallen. Die fchlefifchen Gutsbesitzer schickten ihr Vieh, ihre Frucht- und Kartoffelvorräte, schickten ihre Knechte und kamen dann selbst mit ihren Söhnen zur Armee. Und wie im Leiblichen so auch im Geistigen. Die Poesie erhob sich wie die Wissenschaft, um dem heiligen Kriege seine Waffen zu schmieden. Es sind nicht die ersten Talente unserer Litteratur, die hier auftraten, aber das volle Herz ist die erste Stärke zum großen Poeten, und so darf auch unsere Litteratur stolz sein auf den kecken Lagerton in Körners Liedern, auf Schenkendorfs tiefe Innigkeit, Arndts polternden Ungestüm, und Rückerts „geharnischte" Sonette scheinen noch immer das beste all seiner Dichtuugen zu sein, weil sie nicht bloß gedichtet und gedacht, sondern gefühlt und erlebt sind. Zugleich wandten sich die Herzen von dem Irdischen und Nichtigen hinweg dem Ewigen und Göttlichen zu; eine ernste und glühende Religiosität wurde allgemeine Stimmung, man ging in den Krieg wie zum Gottesdienst, mit tiefer und froher Andacht, das Bild des großen Vaterlandes vor Augen, welches aus dem Blute der Gefallenen zu der alten Herrlichkeit emporwachsen sollte. So entstand ein Heer, wie es kein zweites in der Geschichte giebt. Ein Verein grauer Veteranen und unbärtiger Jünglinge mit der besten Manneskraft der Nation, soldatischer Ungezwungenheit und Derbheit mit religiösem Schwünge und gewissenhafter Sitte, brausender Freiheitsliebe, mit strengem Pflichtgefühl und treuem Unterthanensinn. 2. Arndt über die preußische Erhebung. Die Aufgebote des Königs von Preußen zur Bewaffnung der Landwehr und des Landsturms waren Funken, die in ein Pulverfaß fielen.

8. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 291

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
291 Zeit sein Schlafzimmer war, und sammelte in einer großen hölzernen Schüssel die Grundsteuer, welche die Schulzen allmonatlich am bestimmten Tage in seine Stnbe trugen. Viele tausend Thaler wurden ans langer Liste verzeichnet und bis auf den letzten Pfennig in die große Hauptkasse abgeliefert. Gering war die Besoldung auch eines solchen Mannes, er saß, nahm ein und packte in Beutel, bis fein Haar weiß wurde und die zitternde Hand nicht mehr die Zweigroschenstücke zu werfen vermochte. Und der Stolz seines Lebens war, daß der König auch ihn persönlich kannte, und wenn er einmal durch den Ort fuhr, während dem Umspannen schweigend ans seinen großen Augen nach ihm hinsah, oder wenn er sehr gnädig war, ein wenig gegen ihn das Haupt neigte. Mit Achtung und einer gewissen Scheu sah das Volk auf diese untergeordneten Diener eines neuen Princips. Und nicht die Schlesier allein. Es war damit überhaupt etwas Neues in die Welt gekommen. Nicht aus Laune nannte Friedrich Ii. sich den ersten Diener seines Staates. Wie er auf den Schlachtfeldern seinem wilden Adel gelehrt hatte, daß es höchste Ehre sei, für das Vaterland zu sterben, so drückte seiu unermüdliches, pflichttreues Sorgen auch dem kleinsten seiner Diener im entlegenen Grenzort die große Idee in die Seele, daß er zuerst zum Besten seines Königs und des Landes zu leben und zu arbeite» habe. Als die Provinz Preußen im siebenjährigen Kriege gezwungen wurde, der Kaiserin Elisabeth zu huldigen, und mehrere Jahre dem russischen Reiche einverleibt blieb, da wagten die Beamten der Landschaft dennoch unter der fremden Armee und Regierung insgeheim für ihren König Geld und Getreide zu erheben, große Kunst wurde angewendet, die Transporte durchzubringen. Viele waren im Geheimnis, nicht ein Verräter darunter, verkleidet stahlen sie sich mit Lebensgefahr durch die russischen Heere. Und sie merkten, daß sie geringen Dank ernten würden; denn der König mochte seine Ostpreußen überhaupt nicht leiden, er sprach geringschätzig von ihnen, gönnte ihnen ungern die Gnaden, die er anderen Provinzen erwies, sein Antlitz wurde zu Stein, wenn er erfuhr, daß einer seiner jungen Offiziere zwischen Weichsel und Memel geboren sei, und nie betrat er feit dem Kriege ostpreußisches Gebiet. Die Ostpreußen aber ließen sich dadurch in ihrer Verehrung gar nicht stören, sie hingen mit treuer Liebe an dem ungnädigen Herrn, und sein bester und begeisterter Lobredner war der Königsberger Philosoph Immanuel Kaut. Wohl war es ein ernstes, oft rauhes Lebeu in des Königs Dienst, unaufhörlich das Schaffen und Entbehren; auch dem Besten war es schwer, dem strengen Herrn genug zu thun, auch der größten Hingebung wurde ein kurzer Dank; war eine Kraft abgenutzt, wurde sie vielleicht kalt beiseite geworfen: ohne Ende war die Arbeit, überall Neues, Angefangenes, Gerüste an unfertigem Baue. Wer in das Land kam. dem erschien das Leben gar nicht anmutig, es war so herb, einförmig, rauh, wenig Schönheit und sorglose Heiterkeit zu siudeu. Und wie der frauenlose Haushalt des Königs, die schweigsamen Diener, die 19*

9. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 179

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
179 22. Kriegs schrecken und Kriegselend. Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 4. Band. 7te Aufl. Leipzig 1872. Ter wilde Sirieg hatte begonnen. Um die Lieben, die gegen den Feind rangen, um das Geschick des Vaterlandes sorgten unablässig die Zurückgebliebenen. Kein Tag, der nicht Gerüchte, kein Posttag, der nicht bedeutungsvolle Ereignisse verkündete. Das eigene Leben schwand fast dahin vor der Sehnsucht und Erwartung, womit man über die Stadtmauern in die Ferne sah. Jeder kleine Erfolg der Waffen erfüllte mit Entzücken; an der Thür des Rathauses, in der Kirche, im Theater, wo sich irgend Menschen zusammenfanden, wnrde er verkündet. Am 5. April war das Gefecht bei Zehdenik, der erste zweifellose Sieg der Preußen; weit herum in der Landschaft eilten die Leute auf die Kirchtürme, zuerst eine Kunde zu erspähen. Und als der Geschützdonner schwieg und die frohe Botschaft durch die Landschaft lief, da kannte die Freude keine Grenzen. Alles Löbliche wurde stolz gerühmt, vor allem die tapfere Batterie, welche mit Geschütz und Pulverwagcii durch den brennenden Flecken Leitzkau auf den Feind zugejagt war, mitten durch die Flammen, welche über ihr zusammenschlugen: dann die schwarzen Husaren mit dem Totenkopf, wackere Litauer, welche die geputzten roten Husaren aus Paris beim ersten Ansprang überritten hatten, lind als der Gutsherr des Fleckens darauf in den Zeitungen für feine armen abgebrannten Leute sammelte und sich dabei entschuldigte, daß er in solcher Zeit noch für Prmatuuglück Hilfe erbitte, da vergaß man auch die Landsleute nicht, welche dort zuerst durch den Krieg gelitten hatten. Lauter wurde das Getöse des Krieges, grimmiger der Zusammenstoß der Massen, Siegesjubel und bange Sorge nahmen in schnellem Wechsel die Herzen der Zurückgebliebenen gefangen. Nach der Schlacht bei Großgörfchen wurde verkündet, daß beit Verwuudeteu Hilfe not thue: Decken, Binden, Verbandzeug. Ta begann überall im Volke ein Sammeln von Leinwand und ein Eharpie-znpfen. Unermüdlich zogen Kinder und Erwachsene die Fäden alter Leinwand auseinander, die Frauen schnitten Binden, der Lehrer sogar schnitt in der Schule mit der Papierschere die Lappen zurecht, welche ihm Mädchen und Knaben nach seiner Forderung von Hanse mitgebracht hatten, und mit heißen Wangen zerzupften die Kinder, während er lehrte, ihre Stücke zu großen Ballen. Es wurde eine gewöhnliche Abendarbeit der Familien; es konnte den Kriegern doch ein wenig helfen. In der Nähe der Verbündeten Heere, in den Hauptstädten wurden große Lazarette eingerichtet, überall traten die Frauen helfend dazu: Hofdamen, Schriftstellerinnen, treue Hausmütter. Den Gatten, den Freunden, den Zeitgenossen war dieser Eifer natürlich und selbstverständlich. In rühmlicher Weise thaten deutsche Hausfrauen an allen Orten ihre Pflicht, mit größter Selbstverleugnung, opferfreudig, in stiller, dauerhafter Kraft. 12*

10. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 151

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Don jedem Hügel Alarm geblasen, bev Generalmarsch ans den Straßen geschlagen würde, ans den Bergen die Feuerzeichen gebrannt hätten, raffte sich jedermann auf und griff zu den Waffen. Immer von neuem klang der laute Ruf durchs Laub: „Das Vaterlaub ist in Gefahr!" Begeistert hatte Theodor Körner gesungen: Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen, Hell ans dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen; Frisch aus, mein Volk! — Die Flammenzeichen rauchen, Die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht! — Alle Schichten des Volks haben gleichmäßig ihr Höchstes eingesetzt, es gebührt ihnen allen gleiche Ehre. Wir verweilen hier aber noch bei den freiwilligen Jägern, weil sie die hauptsächlichsten Träger des Nationalgefühls und der Begeisterung jener Zeit gewesen sind. In ihnen lebten die unsterblichen Gesäuge, welche jene glorreiche Zeit hervorgebracht hat. Sie haben mutig mitgekämpft und dein Heere eine große Zahl tüchtiger Offiziere gegeben. Es kann angenommen werden, daß die Bildung aller freiwilligen Jägerabteilungen Ende Mai beendigt gewesen —- wie den» schon eine große Zahl derselben bei Lützen und bei Bnutzen mitfocht — und daß das Heer durch sie um siebentausend Mann zu Fuß und dreitausend zu Pserd vermehrt worden ist. Die Begeisterung dieser jungen Freiwilligen war groß, und wenn sie auch, zum größten Teil den höheren und gebildeten Ständen ungehörig und an die feineren Lebensgenüsse und an Bequemlichkeit gewöhnt, größere Schwierigkeiten zu überwinden hatten als der gemeine Mann in Reih und Glieb, so fügten sie sich mit aller Hingebung barem und suchten mit alten Soldaten zu wetteisern. Daß in Preußen jeder nur irgend kampffähige Manu mit Begeisterung zu den Waffen griff, ist nur die eine Seite der großen Leistung; die anbere eben so große war, daß jeber willig Hab und Gut opferte, um so große Heeresmassen auszurüsten und zu ernähren, und daß alles Thun und Treiben nur auf bieseu großen Zweck gerichtet war. „Große Opfer werben von allen geforbert werben," hatte der König gesagt. Der Staat war arm und konnte nichts geben. Deshalb trug das Laub zunächst willig die Naturalverpflegung aller Truppen; es stellte ohne Bezahlung die vielen taufenb Pserbe für die Artillerie, die Reiterei und sämtliches Gepäck; es rüstete die zweiunbfünfzig Reservebataillone aus; es errichtete brei neue Reiterregimenter; es bitbete enbtich die Lanbwehr ganz aus eigene Kosten. Es mußte alles durch Ausschreibungen geregelt werden; allein einesteils würde die Leistung baburch etwas verspätet, anderenteils waren ganze Distrikte so in Not geraten, daß sie beim besten Willen nichts zu geben vermochten. Um schnell und nachdrücklich zu helfen, waren patriotische Beiträge Von Privaten daher höchst wünschenswert. Es muß zur Ehre der Nation gesagt werden, daß der Drang zum Geben gleichen Schritt hielt mit der Freudigkeit, persönlich in den Kampf zu gehen.
   bis 10 von 48 weiter»  »»
48 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 48 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 1
4 3
5 1
6 0
7 6
8 0
9 0
10 21
11 0
12 4
13 0
14 1
15 0
16 4
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 3
26 0
27 0
28 4
29 0
30 0
31 4
32 1
33 4
34 2
35 0
36 5
37 27
38 1
39 2
40 0
41 0
42 1
43 16
44 0
45 4
46 3
47 1
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 43
2 10
3 6
4 29
5 0
6 1
7 7
8 17
9 62
10 7
11 3
12 3
13 1
14 2
15 8
16 31
17 107
18 0
19 43
20 8
21 14
22 37
23 71
24 3
25 3
26 0
27 3
28 22
29 31
30 2
31 2
32 3
33 2
34 31
35 9
36 24
37 7
38 42
39 41
40 3
41 36
42 12
43 25
44 5
45 22
46 6
47 0
48 0
49 1
50 1
51 26
52 20
53 0
54 28
55 9
56 5
57 0
58 3
59 146
60 16
61 4
62 10
63 3
64 4
65 9
66 5
67 6
68 17
69 7
70 3
71 48
72 31
73 1
74 13
75 21
76 11
77 34
78 3
79 6
80 3
81 2
82 31
83 11
84 6
85 24
86 9
87 9
88 16
89 2
90 1
91 5
92 113
93 1
94 52
95 10
96 8
97 5
98 91
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 11
1 1
2 26
3 5
4 27
5 5
6 11
7 6
8 0
9 15
10 7
11 1
12 4
13 6
14 1
15 3
16 40
17 19
18 7
19 14
20 0
21 13
22 3
23 2
24 0
25 3
26 16
27 4
28 6
29 6
30 5
31 7
32 1
33 127
34 5
35 21
36 2
37 2
38 0
39 5
40 5
41 17
42 7
43 15
44 7
45 1
46 8
47 3
48 19
49 21
50 21
51 43
52 3
53 2
54 26
55 13
56 6
57 2
58 6
59 206
60 3
61 36
62 5
63 2
64 7
65 29
66 1
67 20
68 3
69 0
70 0
71 27
72 10
73 17
74 2
75 8
76 0
77 9
78 2
79 8
80 18
81 285
82 6
83 0
84 2
85 4
86 0
87 1
88 49
89 4
90 1
91 21
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 18
98 1
99 3
100 86
101 0
102 99
103 5
104 0
105 6
106 9
107 1
108 4
109 0
110 6
111 30
112 27
113 2
114 2
115 5
116 42
117 1
118 9
119 0
120 7
121 33
122 1
123 17
124 3
125 7
126 4
127 4
128 29
129 12
130 1
131 23
132 10
133 2
134 1
135 2
136 82
137 2
138 1
139 0
140 10
141 9
142 21
143 64
144 3
145 11
146 6
147 1
148 10
149 0
150 12
151 45
152 29
153 2
154 5
155 25
156 43
157 13
158 37
159 0
160 0
161 10
162 4
163 5
164 0
165 5
166 29
167 17
168 3
169 24
170 3
171 34
172 26
173 28
174 1
175 41
176 6
177 51
178 2
179 16
180 1
181 13
182 51
183 31
184 3
185 1
186 4
187 1
188 3
189 0
190 15
191 7
192 8
193 0
194 1
195 2
196 38
197 12
198 7
199 6