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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 18

1904 - Cöthen : Schulze
— 18 — Reformation innerlich ergeben, sodaß man sogar seinen Übertritt erwartete. Doch ordnete er die Religion der Politik unter. Es eröffnete sich für seine Familie die Aussicht auf den spanischen Thron, darum ließ er seine Söhne in Spanien erziehen. Sein Feldzug gegen die Türken war ziemlich unrühmlich, obwohl ihm eine starke, vom Reichstage 1566 bewilligte Reichshilfe zu Gebote stand. Vor der Festung Sziget, die von Zriny so heldenhaft verteidigt wurde, starb Soleiman. Der Kaiser benutzte des Sultans Tod nicht zu einem Vorstoß gegen die Türken, sondern schloß einen achtjährigen Waffenstillstand mit denselben (1568). — «Ssfii Ihm folgte sein, im Jahre 1575 zum römischen Könige ge-(1b™7fioo2)wählter Sohn Rudolf Ii. Er war durchaus katholisch, wie er $orbrtnq8en ^entt ou$ jesuitisch erzogen war. Seine Interessen galten alchy-dcs Katho- mistischen und astrologischen Dingen. Zum Regieren wurde er mehr und mehr unfähig. Schließlich geriet er ganz in die Hände niedriger, unbedeutender Menschen; zuletzt lebte er wie ein Einsiedler auf seinem Schlosse zu Prag. Unter ihm konnte die katholische Reaktion im Reiche kräftig einsetzen. Als im Kölnischen der Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg, um sich mit einer Gräfin von Mansfeld verheiraten zu können, einen neuen Versuch machte, in seinem Lande die Reformation zu verbreiten, wurde er vom Papste seines Amtes enthoben (1583). An seine Stelle wurde ein bayrischer Prinz gesetzt, der schon Inhaber mehrerer Bistümer war. Die evangelischen Reichsstände unterstützten Gebhard zu wenig, so mußte er vor spanischen Truppen zurückweichen. Wäre diesem Erzbischof fein Plan gelungen, so hätte sein Beispiel auch andere geistliche Fürsten zum Übertritt ermuntert. Auch in Münster, Paderborn, Würzburg, Bamberg und anderen geistlichen Stiftern, in denen Neigung zur evangelischen Lehre vorhanden war, setzte jetzt die Gegenreformation kräftig ein. In Straßburg war eine zwiespältige Bischofswahl erfolgt (1592). Auch hier siegte die katholische Partei. Im Jahre 1604 verzichtete der evangelische Administrator, ein brandenburgischer Prinz. In Aachen war der Protestantismus ebenfalls emporgekommen. Der Kaiser verlangte die Wiederherstellung des Zustandes von 1555. Die Stadt wurde in die Reichsacht getan (1598). Die Reaktion kam auch hier zum Siege.

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 45

1904 - Cöthen : Schulze
— 45 — kirchenpolitischer Beziehung ist die Toleranz des Kurfürsten zu rühmen; er war der erste wahrhaft tolerante Fürst in Europa. Er verbot den Lutheranern und Kalvinisten, sich gegenseitig zu verketzern. Der lutherische Paul Gerhardt weigerte sich, einen dahin gehenden Revers zu unterschreiben, so mußte er seine Stelle verlassen (1666). Als Ludwig Xiv. von Frankreich (1685) das Edikt von Nantes, das Heinrich Iv. (1598) als ein beständiges und unwiderrufliches den Hugenotten gegeben, aushob, öffnete der große Kurfürst zum Segen seines eigenen Staates den französischen________ Emigranten seine Lande. — Kaiser Ferdinand Iii. gelang es, im Jahre 1653 die Wähler und seines Sohnes Ferdinand Iv. zum römischen Könige durchzusetzen;^,Ege doch dieser starb ein Jahr darauf. Die Erhebung seines jüngeren, <1664)-zum geistlichen Stande bestimmten Sohnes Leopold konnte der Kaiser nicht mehr erreichen. Unter den Bewerbern um die deutsche Kaiserkrone trat auch Ludwig Xiv. auf; als seine Wahl als undurchführbar sich erwies, unterstützte Frankreich einen bayrischen Prinzen. Rheinische Fürsten traten anfangs für die Wahl des französischen Königs ein; doch Brandenburg und Sachsen waren auf seiten Habsburgs, ihnen gelang es, die Entscheidung für Leopold I. (Juli 1658) herbeizuführen. Leopolds I. Wahlkapitulation 8f0$br L war ganz besonders voll von beschränkenden Bestimmungen. Wenige^1658-1705)-Tage nach seiner Wahl bildete sich der Rheinbund, ein Bund deutscher, namentlich rheinischer, an Frankreich sich anlehnender Reichsstände, die auch schon vorher zu Sonderbündnissen sich zusammengetan. Derselbe stellte sich die Aufgabe, den Kaiser Leopold zur Jnnehaltung seiner Kapitulation und zur Aufrechterhaltung des westfälischen Friedens zu nötigen. Bis 1668 hat er bestanden. — Nach dem westfälischen Frieden wurden wieder öfters Reichstage berufen; hatte ja doch auch der Frieden dem zukünftigen Reichstage eine Anzahl schwebender Fragen zugeschoben. Als im Jahre 1663 eine hauptsächlich wegen der Türkengefahr berufene Reichsversammlung mit ihren Geschäften nicht zu Ende kam, entwickelte sich .aus diesem Regensburger Reichstage die permanente Gesandtenversammlung. Im Jahre 1663 drang der türkische Großvezier Achmed Köprili in Ungarn ein. Die Ungarn kamen in eine doppelte Gefahr, da auch Leopold I. die Unterdrückung ihrer Selbständig-

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 53

1904 - Cöthen : Schulze
— 53 — Reich an: Straßburg bleibt französisch; Freiburg und Breisach werden wieder österreichisch; Philippsburg und Kehl werden an das Reich abgetreten; die Reunionen gibt Ludwig zurück; pfälzisches Gebiet kommt nicht an Frankreich; auch Lothringen fällt seinem rechtmäßigen Besitzer zu. Die Ryswicker Klausel, an deren Zustandekommen die jetzt (nach 1685) katholische Kurpsalz (Pfalz-Neuburg) stark beteiligt ist, sichert den durch die Reunionen eine Zeit lang unter französischer Herrschaft befindlichen katholischen Untertanen ihren Glauben; dem Protestantismus geschah durch diese Klausel kein geringer Abbruch. Ludwig Xiv. war zum ersten Male vor seinen Gegnern zurückgewichen. Zu gleicher Zeit nahmen auch die Türkenkriege ein für Habsburg günstiges Ende. Das ganze achte Jahrzehnt hindurchm-nr^ hatte Leopold I. mit ungarischen Aufständen zu tun, die um so gefährlicher waren, als die Aufständischen sich mit Siebenbürgen, Polen und Frankreich verbunden hatten. Ganz besonders flammte der Aufruhr auf, als Emmerich Tököly an die Spitze trat und sich mit dem Sultan (April 1682) verband, der ihn zum Fürsten von Ungarn machte. Der Großvezier Kara Mustapha hatte mit den Polen und Russen unglückliche Kriege geführt und hoffte nun auf Siege in einem Kampfe mit den Habsburgern. Gewaltige Schwärme führte er heran. Der Kaiser fand Bundesgenossen im Papste, in den Polen, beim Reiche. Ludwig Xiv. stand in einem geheimen Bündnisse mit den Türken. Im Juli 1683 erschienen die Türken vor Wien. Der Kaiser hatte kurz vorher die Stadt verlassen. Rüdiger von Starhemberg verteidigte sie zwei Monate hindurch heldenmütig. Im Augenblick der höchsten Not kamen die Heere der Verbündeten heran: Karl von Lothringen, der soeben Tököly bei Preßburg besiegt und sich sodann mit den Polen vereinigt hatte, mit den kaiserlichen Truppen; Kreistruppen aus Franken und Schwaben; Max Emanuel von Bayern mit loooo Bayern; Johann Georg Iii. von Sachsen mit einer gleichen Anzahl Sachsen; Johann Sobiesky von Polen mit polnischen Truppen. Brandenburgische Hilfe hatte Leopold ausgeschlagen; doch stießen nach der Schlacht bei Wien an 1000 Brandenburger zum Heere Sobieskys. Diese vereinten, an Zahl hinter den türkischen Schwärmen noch weit zurückstehenden Truppen bezwangen am 12. September 1683 am Kahlenberge den

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 54

1904 - Cöthen : Schulze
— 54 — Feind. Von nun an begann Leopold L den Angriffskrieg. Die „heilige Liga" zwischen dem Papste, Venedig, Polen und dem Kaiser beschloß, die Türken nicht bloß an der Donau anzugreifen. Im Jahre 1686 fiel Ofen, hier kämpften auch Brandenburger urti> Sachsen. Das Blutbad von Eperies (1687) räumte unter dem ungarischen Adel auf; doch suchte unmittelbar darauf Österreich durch politische und religiöse Zugeständnisse die Ungarn zu versöhnen, während ein ungarischer Reichstag (1688) sich für das erbliche Regiment der Habsburger in Ungarn erklärte. In demselben Jahre trat auch Siebenbürgen unter österreichische Oberhoheit. Max Emanuel von Bayern nahm im gleichen Jahre Belgrad. Deutsche Truppen drangen (1688 und 1689) bis tief nach Serbien hinein. Dann kam noch einmal ein Rückschlag. Die Türken gewannen (1690) das wichtige Belgrad wieder. Mit Mühe wurden sie das Jahr darauf bei Salankemen bei Belgrad von Ludwig von Baden zurückgehalten. Nach einer lässigeren Kriegsführung auch von feiten der Kaiserlichen, die von 1695—1697 von Friedrich August (dem Starken) von Sachsen befehligt wurden, drohte ein erneuter Ansturm der Türken die Eroberungen rückgängig zu machen; doch der tapfere und geniale Prinz Eugen von Savoyen griff sie bei Zenta an der Theiß in dem Augenblicke an, da ein Teil derselben schon über den Fluß gegangen war. Der Sieg war entscheidend. Der Friede von Karlowitz (1699) machte die Österreicher zu Herren von Siebenbürgen, Ungarn und Slavonien; nur das Banat blieb noch türkisch. Auch Polen und Venedig bekamen ansehnliche Gebiete. Österreich wuchs durch diese Erfolge zu einer europäischen Großmacht heran; je mehr es freilich den Schwerpunkt seiner Politik nach dem Osten verlegte, desto mehr wuchs es aus Deutschland heraus. ume Erb- Roch einmal wurde Kaiser Leopold I. in einen Krieg mit . 1701-1714 »Frankreich verwickelt, in den spanischen Erbfolge krieg (1701 bis 1714). Der schon lange erwartete Tod Karls Ii. von Spanien, des letzten Regenten der spanisch-habsburgischen Linie, trat endlich am 1. November 1700 ein, und damit wurde eine Erbschaft von gewaltigem Umfange frei: außer Spanien halb Italien, die spanischen Niederlande und der große Kolonialbesitz. Kein Wunder, daß Gesamteuropa um des europäischen Gleichgewichts willen ein Interesse an der Frage hatte, was aus dem Erbe werden sollte. Die

5. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 63

1904 - Cöthen : Schulze
— 68 — Der Binnenhandel wurde durch Ordnung des Zollwesens gehoben. Die Kolonien gab er auf. Wie sein Großvater ließ er sich den Straßenbau und die Hebung des Gewerbes und der Landwirtschaft angelegen sein. Fremde Ansiedler wurden ins Land gezogen; den um ihres evangelischen Glaubens willen vertriebenen Salzburgern (1732) öffnete der fromme, auch in seinem Privatleben im Gegensatz zu anderen Fürsten seiner Zeit untadelige, duldsame König sein Land: das durch die Pest (1709/10) fast entvölkerte Ostpreußen nahm viele Salzburger auf. Sumpfiges Land wurde trocken gelegt. Das Los der Bauern besserte sich wenigstens auf den königlichen Domänen. Für Kunst und Wissenschaft tat der sparsame, nüchtern praktische Fürst sehr wenig; aber der Volksschulunterrtcht, sür den Friedrich Iii. fast nichts geleistet, fand seine Förderung, auch durch Einführung der Schulpflicht (1717)?) In der auswärtigen Politik suchte Friedrich Wilhelm das von seinem Vater Versäumte nachzuholen, indem er sich am nordischen Kriege beteiligte, -vjm übrigen hat er sich zumeist zu sehr an Österreich angeschlossen. Eine Entfremdung von Österreich sand erst dann statt, als er merkte, daß der Kaiser ihm zu der Erwerbung der jülich-bergischen Gebiete kaum aufrichtig behilflich sein würde. Unter der äußeren Rauheit seines Wesens und unter dem schroffen Absoluüsmus, mit dem Friedrich Wilhelm I. regierte, hat mancher zu leiden gehabt; doch im letzten Grunde konnte ein solcher preußischer Ab-solutismus, der die Wohlfahrt des Staates fest im Auge hatte, dem Lande nur zugute kommen. — Während der nordische Krieg noch im Gange war, geriet Österreich mit den Türken in einen neuen Krieg. Die 2ürfcn^1711_1740^ hatten Venedig angegriffen, Morea erobert; dadurch sah sich auch Österreich gesährdet. Prinz Eugen trat ihnen entgegen und schlug sie bei Peterwardein (1716). Freiwillige aus dem Reiche unter-stützten die Österreicher; Belgrad wurde erobert (1717). Der Friede 6nn!tiotv von Passarowitz (1718) brachte die Habsburger in den Besitz des Banates, eines Teiles von Serbien mit Belgrad und des Landes bis zur Aluta. Dieser Friede wurde darum so schnell geschlossen, weil Spanien Sardinien und ©teilten mit Krieg überzogen hatte. Zur Aufrechterhaltung des im Utrechter Frieden festgelegten Besitz- i) Vergl. Sz 143 b. —

6. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 8

1904 - Cöthen : Schulze
— 8 — die Schmalkaldener der katholische Nürnberger Bund (1538), gleichfalls mit defensivem Charakter; um der Türkengefahr willen mußte Karl auch jetzt den Evangelischen gegenüber behutsam sein. Im „Frankfurter Austand" (1539) sicherte und erweiterte er diesen die Zusageu von 1532. Die Religionsgespräche zu Hagenau, Worms und Regensburg (1540 und 1541) — in Regensburg war der Kaiser wieder einmal persönlich zum Reichstage gekommen — führten zwar zu keiner bleibenden Einigung1); doch zu Regensburg machte der Kaiser den Protestanten weitgehende Zugeständnisse, wieder um Hilfe gegen die Türken zu bekommen. Der Zug Karls V. nach Algier (1541) nahm einen unglücklichen Ausgang. Auch gegen die Türken war das Reichsheer nicht glücklich (1542). Dagegen war der Kaiser im vierten Felbznge gegen Frankreich (1542—1544), dessen Verbündete der Herzog von Kleve und die Türken waren, anfangs siegreich, wenigstens gegen den Klever. Dieser mußte, von den Schmalkalbenern nicht unterstützt, auf Gelbem und Zütphen verzichten; nun unterblieb auch die in Kleve angefangene Reformation. Um Unterstützung bei einem Zuge nach Frankreich zu finben, mußte der Kaiser sich zu erneuten Versprechungen den Evangelischen gegenüber bequemen. Dieser Zug nach Frankreich führte den Kaiser bis in die Nähe von Paris. Doch bedroht von den Franzosen, schloß er bald den Frieden von Krespy (1544) mit Franz; es wurde eine Ehe des Sohnes des französischen Königs mit einer Habsburgerin verabredet, deren Mitgift die Niederlande oder Mailand sein sollte. — Mbt/Srieg Nun endlich konnte Karl V. an die Unterwerfung der (15^-i^7)Ketzer und an die Unterbrückung der Libertät der deutschen Reichs-lixeigtüfic stände benfen. Der leichte Sieg über den Herzog von Kleve mochte bis 1555. ihm die innere Schwäche der Evangelischen gezeigt haben. Im Jahre 1546 schloß er mit dem Papste ein Bünbnis mit der ausgesprochenen Absicht, den Protestantismus in Deutschland zu unterdrücken. Der Papst Paul Iii. hatte Ende 1545 das so lange verheißene Konzil berufen; boch nach Trient mochten die Evangelischen nicht kommen, so wenig, wie acht Jahre zuvor nach Mantua: sie blieben bei ihrer Forberung eines freien Nationalkonzils. Der Kaiser begann feine Rüstungen gegen die Protestanten. Vergl. Sz. 51 b.

7. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 104

1904 - Cöthen : Schulze
— 104 — Wilhelm nicht wagen, da Rußland zu Napoleon hielt und an der Grenze Österreichs ein Heer aufstellte; immerhin unterbrach der König d von Preußen die Kontributionszahlungen an Frankreich. Eine tiefe Bewegung ging durch die österreichischen und preußischen Lande. Im April 1809 begann der Ausstand der Habsburg treuen Tiroler unter Führung eines Andreas Hofer, Speckbacher und d Haspinger; das Land wurde von den verhaßten Bayern befreit. Der Erzherzog Karl überschritt den Inn, zögerte aber mit dem Angriff und wurde durch Napoleons Siege um Regensburg auf die linke Donaufeite gedrängt, wo er durch Böhmen und Mähren nach dem Marchfelde ging. Den Franzofen stand der Weg nach Wien offen; schon im Mai zog Napoleon in Wien ein. Der Sieg Karls bei Aspern und Eßlingen (21. und 22. Mai 1809), in welchem er in zweitägigen Kämpfen die Gegner, die die Donau überschreiten wollten, auf die Insel Lobau zurückdrängte, hielt Napoleon 6 Wochen aus dieser Insel zurück; doch der Erzherzog nützte den Sieg zu wenig aus. Infolge dieses österreichischen Sieges wurden die inzwischen wieder besiegten Tiroler zum neuen Angriff ermutigt, Innsbruck zum zweiten Male genommen. Doch der erneute Vorstoß Napoleons bei Wagram (5. und 6. Juli) endigte, da der Erzherzog Johann, an der Raab von dem Vice-könige von Italien besiegt, zu spät in die Nähe des Schlachtfeldes kam, mit dem Zurückweichen der Österreicher. Trotz dieser Niederlage wollte jetzt Preußen, wenn Österreich zur tatkräftigen Fort-fetzung des Krieges entschlossen wäre und Rußland den Preußen genügende Bürgschaften gäbe, den Österreichern als Bundesgenosse zurseite treten. Alexander hielt das preußische Schwert in der Scheide; auch war Erzherzog Karl kriegsmüde und legte den Oberbefehl nieder, die Friedenspartei gewann in Österreich die Oberhand. Eine neue Niederlage der Franzosen in Spanien und ein gegen Napoleon gerichteter Mordversuch eines Naumburger Predigersohnes ließen auch diesen einen schnellen Friedensschluß wünschen: er verminderte die anfangs geforderten Kriegskosten. In Schönbrunn (14. Oktober) mußte Kaiser Franz Salzburg, das Jnnviertel und einen Teil des Hausruckviertels an Bayern, im Osten Gebiete an das Großherzogtum Warschau und an Rußland, das Land an der adriatischen Küste (Istrien, Dalmatien, auch Kram und Teile von Kärnthen) an den illyrischen Staat, eine

8. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 105

1904 - Cöthen : Schulze
— 105 — neue napoleouische Schöpfung, abtreten. Ein österreichisch-französisches, gegen Rußland gerichtetes Bündnis wurde angebahnt. Mit der Kaisertochter Marie Luise verlobte sich Napoleon im Februar 1810, nachdem er seine erste kinderlose Ehe mit Josephine Beauharnais hatte scheiden lassen. So verlief der mit den besten Hoffnungen begonnene Befreiungskrieg der Österreicher unglücklich; das Volk verfiel in Untüchtigkeit und Leichtlebigkeit. Tirol hatte trotz Wider-ratens der Österreicher den Kampf fortgesetzt, Hofer war zum dritten Male in Innsbruck eingezogen; nun erlag es, von Österreich verlassen. Hofer flüchtete, geriet durch Verrat in die Hände der Feinde und endete in Mantua. Das Tiroler Land wurde in drei Teile zerschlagen, der eine Teil an Bayern, der zweite an Italien, der dritte an den illyrischen Staat gegeben. — Der Aufstand des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig (des Sohnes des bei Auerstädt besiegten und bald darauf im Elend gestorbenen Herzogs), der im Bunde mit Österreich von Böhmen aus in Sachsen und Franken kühne Einfälle machte, führte doch nicht zu der erhofften Volkserhebung. Der Braunschweiger schlug sich mitten durch feindliches Gebiet nach England durch (August 1809). Der preußische Major Schill hatte Ende April auf eigene Faust und wider Willen des Königs sein Regiment von Berlin nach Süden geführt, dann sich nach Stralsund geworfen; hier entschied sich Ende Mai fein Geschick, er fiel im Straßenkampfe gegen dänische, westfälische und holländische Truppen, die gefangenen Offiziere wurden erschossen, die Gemeinen auf die Galeeren gebracht. Auch andere ähnliche Aufstandsverfuche in Norddeutschland mißglückten. — Preußens Haltung im Jahre 1809 konnte Napoleons Ge- P^uß-ns sinnung gegen den Staat der Hohenzollern nicht mildern. Arg-Aerhältntfle wöhnisch betrachtete er alle Vorgänge in diesem Lande. Um seinen Argwohn zu beschwichtigen, kehrte im Dezember 1809 das Königspaar nach Berlin zurück. Im Innern setzte der im Juni 1810 zum Staatskanzler berufene, mit außerordentlichen Machtbefugnissen ausgestattete Hardenberg die Reformen fort. Die Königin Luise hatte an feiner Berufung wesentlichen Anteil; im Schmerz über die Leiden ihres Landes ist sie kurz darauf gestorben. Es galt vor allem, die Finanzen des Staates zu bessern. Um aus der furchtbaren Geldnot herauszukommen, hatte im März 1810 das Ministerium Dohna-Altenstein den Vorschlag gemacht, Schlesien

9. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 46

1904 - Cöthen : Schulze
— 46 — feit und ihres Protestantismus verfolgte. Brandenburger und Sachsen, der Papst, französische, rheinländische und Reichstruppen kamen dem Kaiser zu Hilfe. Montecuccoli besiegte die Türken beim Kloster St. Gotthard an der Raab (1664), als dieselben den Fluß überschreiten wollten. Trotz des Sieges schloß der Kaiser, der weder den Ungarn, noch den Franzosen recht traute, eilten für die Türken günstigen Waffenstillstand aus 20 Jahre zu Vasvar. Bald entstanden neue Verwickelungen im Westen, in die auch Kaiser und Reich mit hineingezogen werden sollten. — catenraud- Der westfälische Frieden hatte den Krieg zwischen Frankreich (i667-i6g8)-un^ Spanien noch nicht beendet; erst im Jahre 1659 machte der Änfaa:^renöi^e Freden den französisch-spanischen Feindseligkeiten ein Schweden tu ^de. Ein neuer Krieg brach 1667 zwischen den beiden Staaten 6i5gaunbmcau§- Ludwig Xiv. von Frankreich nahm das in Brabant für behelfen Private gültige sog. Devolutionsrecht für sich in Anspruch, ein Recht, wonach die Töchter erster Ehe vor den Söhnen zweiter Ehe ein Vorrecht im Erbe haben, und begehrte Teile der spanischen Niederlande für seine Gemahlin, eine aus der ersten Ehe des 1665 gestorbenen Philipp Iv. von Spanien stammende Prinzessin, obgleich diese auf ihr Erbrecht ausdrücklich verzichtet hatte. Die Franzosen besetzten schnell die Freigrafschaft und Belgien. Ihrem weiteren Vordringen setzte sich die Tripelallianz zwischen den freien Niederlanden, England — das soeben seinen Krieg mit Holland beendet — und Schweden entgegen. Ludwig mußte im Frieden von Aachen (Mai 1668) mit einigen belgischen Städten sich begnügen. Doch er sann auf Rache, vornehmlich gegen Holland, das er im zweiten Raubkriege (1672—1679) niederzuwerfen sich anschickte. Bevor dieser Krieg begann, erreichte es die französische Diplomatie, daß Holland von allen Bundesgenossen verlassen wurde. Schweden wurde durch Geldzahlungen gewonnen; es verpflichtete sich zum Kampfe gegen die deutschen Fürsten, die gegen Frankreich Partei ergreifen würden. Karl Ii. von England versprach den Franzosen von der Seeseite zu helfen (Vertrag von Dover) und erklärte noch vor diesen den Holländern den Krieg. Deutsche Reichsstände wie der Erzbischof von Köln und der Bischof von Münster, erbittert gegen die Holländer, die ihnen die Auslieferung einiger Festungen verweigerten, traten ebenfalls auf Ludwigs Seite. Der Kaiser schloß mit Ludwig einen Neutralitätsvertrag (Ende 1671). Der

10. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 145

1888 - Habelschwerdt : Franke
Kabul waren. Das Kalifat sank vollends zum Schalten herab, als dem Anführer der türkischen Leibwache unter dem Namen Emir al Omra die höchste Zivil- und Militärgewalt gegeben wurde. Die Seldschnken. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurden die Seldschuken in das Kalifenreich gerufen, ein türkischer Stamm, den Seldschuk um das Jahr 1000 geeint und zum Islam bekehrt hatte. Seldschuks Nachfolger errangen bald die Würde des Emir al Omra und eroberten binnen 40 Jahren fast das ganze Reich. Den Fatimiden wurde Syrien und Palästina mit Jerusalem entrissen; Konstantinopel ward bedroht. Indes das Seldschnkenreich zerfiel eben so schnell in mehrere Herrschaften, i von denen das Reich von Jkonium das bedeutendste wurde. ,/' 2. Ursachen der Kreuzzüge. Als die Kämpfe zwischen Kaiser und Papst in Deutschland die Geister zu ermüden begannen, wurden die Interessen des Abendlandes durch die Ereignisse im Orient in Anspruch genommen. Der griechische Kaiser Alexius hatte die Hilfe des Abeudlaudes gegen den Islam angerufen, und Gregor Vii. hatte schon den Gedanken gefaßt, die Türken über den Enphrat zurückzuwerfen. Seinem zweiten Nachfolger Urban Ii. war es beschieden, diese Idee unter günstigeren Umständen auszuführen. A. Hauptursachen. a) Der tiefreligiöse Sinn der damaligen Christenheit. Seit Konstantins Zeiten war Jerusalem das Ziel der christlichen Wallfahrten, die von den Arabern geduldet, von den Türken aber hart unterdrückt wurden. b) Die Abenteuerlust des lebensfrischen Geschlechts, besonders der wanderlustigen Normannen, fand keine hinreichende Befriedigung mehr, seitdem geordnete Staatsverhältnisse im Abendlande eingetreten waren. B. Mitwirkende Umstände. a) Durch die Teilnahme am Kreuzzuge glaubte mancher Ritter, der in gewaltthätig er Zeit Sündenschuld auf sich gehäuft hatte, dieselbe abbüßen zu können. b) Jedem Hörigen, der am Zuge teilnahm, wurde die Freiheit, jedem Verschuldeten Erlaß der Schulden verheißen. c) Die erfolgreichen Kämpfe der christlichen Ritter gegen die Araber-aus der pyrenäischen Halbinsel gaben den Christen ein anregendes Beispiel. (I) Das Abendland, welches damals an Übervölkerung litt, hatte das Bedürfnis, im reichen Orient Kolonieen zu gründen.
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