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67. Die Not der Zeit. Gegen Ende des neunten Jahrhunderts brausten von der mittleren Donau her die Reiterschwrme der Magyaren oder Ungarn plndernd gen Westen. Klein und hlich, aber auch tckisch und grausam, wie einst ihre Stamm-verwandten, die Hunnen, strmten sie mit Fangstricken, Pfeil und Bogen heran. Wehe dem, der in ihre Hnde fiel! Erbarmen kannten sie nicht. Mord und Brand bezeichneten ihren Weg, und entsetzt bargen sich die Menschen vor ihnen in Schluchten und Wldern. Bis tief ins Rheintal hinein schweiften die wilden Horden. Die Feinde zogen nicht gesammelt", berichtet ein Mnch aus St. G a l l'e n, sondern brachen in Schwrmen der Städte und Drfer, weil niemand widerstand, raubten und sengten und fielen unerwartet der Sorglose her. Auch in den Wldern lagen ihrer zuweilen hundert oder weniger, um hervorzubrechen. Nur der Rauch und der Feuerschein am Himmel verrieten, wo die Haufen waren." Die Insassen des Klosters retteten sich beim Einbrche der wilden Scharen in eine Verschanzung auf steiler Waldeshhe; von hier aus sahen sie den Himmel in der Runde bei Tag und Nacht vom Feuer gertet und riefen unablssig um Hilfe zu Gott".
Nicht minder furchtbar als die Ungarn hausten die Nor-m a n n e n , die Männer aus dem skandinavischen Norden. Wikinger, d. h. Krieger, nannten sie sich selber. Auf flinken Drachenschiffen kamen sie bers Meer gezogen. Hamburg, Cln und Trier sanken in Trmmer; in Aachen zerstrten die ruberischen Scharen die Pfalz Karls des Groen und machten die Mnsterkirche zum Pferdestall. Arnulf von Krnthen schlug sie einmal bei L w e n in Belgien.
Unendlich war das Elend der Menschen. Auf allen Straen", heit es in einem Berichte, sah man Leichen von Geistlichen, Laien Edlen und Unedlen, Frauen, Jnglingen und Suglingen; es gab keinen Weg, keinen Ort, wo nicht Tote lagen." An die Raubfahrten der schlimmen Nordlandsshne, deren Schiffe einst sogar vor Kon-stantinopel erschienen, lngs der Nordseekste erinnert uns noch das Kudrunlied.
Im Todesjahre Ludwigs des Kindes lieen sie sich in der nach ihnen benannten Normandie, dem Mndungslande der Seine, dauernd nieder.
68. Ein berfall durch Normannen. Still und friedlich liegt an einer Bucht der Nordsee ein friesisches Dorf. Pltzlich taucht am Horizonte ein Segel auf. Schnell gleich einem Raubvogel nhert es sich. Ein Wikingschiff! Die Männer haben es erspht und eilen zu den Waffen; Frauen und Kinder fliehen in Heide und Moor. Bald ist das rohgezimmerte Fahrzeug dicht am Lande. Am Bug erglnzt ein vergoldeter Drachenkopf, buntbemalte Schilde aus Holz schtzen
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erklärte; auch Luxemburg wurde, um den französischen Plänen zuvorzukommen, gleichzeitig im Sturme besetzt.
Jetzt war für das lauernde England die Zeit gekommen; zum angeblichen Schutze der belgischen Neutralität ließ es am 4. August seine Kriegserklärung in Berlin überreichen.
So standen sich denn zu Beginn des großen Völkerringens gegenüber: auf der einen Seite Deutschland und Österreich-Ungarn, auf der andern Rußland, Frankreich, England, Belgien, Serbien und, an Serbien sich anschließend, Montenegro, das Land der schwarzen Berge. Am 19. August trat dann in die Reihe unserer Feinde noch das ferne Japan. 20 Millionen Menschen, so hat man berechnet, rief der große Krieg seit Beginn unter die klirrenden Waffen.
4. Die Erhebung des deutschen Volkes. „Sein oder Nichtfein, das ist die Frage !" So empfand jeder Deutsche in je^en schicksalschweren Tagen, als der Kampfruf aus Ost und West und von Englands Küste her zu uns herüberscholl. Mit einmütiger Begeisterung erhob sich das ganze Volk: ein Schauspiel ohnegleichen. Was der Kaiser am Abend vor der Kriegserklärung von dem Balkon seines Schlosses herab gesprochen hatte: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche !", das war der Ausdruck für die Stimmung in Nord und Süd. Ohne jeden Vorbehalt und Unterschied durch Not und Tod zu ihm zu stehen, gelobten am 4. August dem Kaiser in die Hand die Führer der Parteien des Reichstages: der Geist des Vaterlandes hatte sie alle, uns alle geeint. „Jetzt hat“, so sprach der Reichskanzler, „die große Stunde für unser Volk geschlagen", und mit wunderbarer Kraft regte sich der vaterländische Gedanke. Die Frühlingstage von 1813, die Sommertage von 1870 waren wiedergekehrt, ja vielfach übertroffen. Das ganze Volk scharte sich um den Kaiser. Einstimmig bewilligte der Reichstag am 4. August die erste Kriegsforderung von 5 Milliarden Mark. Am 5. August, einem Bettage, riefen alle Glocken im Lande die Menschen zur Kirche. Am selben Tage erneuerte der Kaiser den Orden des Eisernen Kreuzes. Am 6. August las man begeistert seinen „Aufruf an mein Volk": „Noch nie ward Deutschland überwunden", hieß es darin, „wenn es einig war. Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war!"
Von allen Seiten strömte es zu den Fahnen. Der Bauer verließ seinen Pflug, der Handwerker seine Werkstatt, der Gelehrte seine Bücher: ins Feld, ins Feld! Die Soldaten schienen aus der Erde zu wachsen. In hellen Scharen drängten auch Kriegsfreiwillige, unter ihnen selbst Knaben von 15 und Greife von über 70 Jahren, sich in die Kasernen: gegen zwei Millionen im ganzen. Von der Bevölkerung stürmisch bejubelt, rollten ununterbrochen endlos lange
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Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg England Berlin Deutschland Frankreich England Belgien Serbien Serbien Montenegro Japan Ost Englands Nord Deutschland
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Hlichkeit verspottet. Das krnkte Eugen gewaltig; er kehrte Frank-reich deshalb den Rcken und wandte sich nach Osterreich. Dort war eben sein lterer Bruder Ludwig in kaiserlichen Diensten gegen die Trken gefallen. Der Kaiser Leopold nahm den zwanzig-jhrigen Jngling gtig auf und wies ihn einem Reiterregimente zu. Es war im Jahre der groen Belagerung Wiens durch die Trken, 1683. Bei dem Entstze der bedrngten Stadt durch ein deutsches und polni-sches Heer zeichnete sich Eugen so aus,
da der Kaiser ihn zum Obersten bei den Dragonern machte.
Eines Tages stellte diesem ein General den Prinzen mit den Worten vor: Dies ist, Majestt, ein Of-fizier, der noch mal alle Feldherren ber-treffen wird!" Im Jahre 1686halfeugen die Festung Ofen str-men. Aber vor Bel-grad traf ihn eine Trkenkugel am Knie,
und mehrere Monate lang lag der Prinz krank in Wien.
2. Eugen als General. Nicht lange nach seiner Genesung wurde Eugen General; erst 25 Jahre war er alt. Aber trotz aller Ehren blieb der Prinz einfach und bescheiden; gleich dem gemeinen Troknechte trug er standhaft alle Entbehrungen des Kriegslebens, und die Soldaten gingen fr den kleinen Kapuziner", wie sie den gottesfrchtigen Fhrer nannten, durch das Feuer. Kein General, sagte Starhemberg, der Verteidiger Wiens, zum Kaiser, werde von dem Heere so verehrt, wie der junge Prinz Eugen.
Um jene Zeit erhob nun der König Ludwig Xiv. die Waffen 5u einem schrecklichen Raubkriege am Rhein; seine Soldaten plnderten und brannten alles nieder, und die schne Pfalz wurde in eine Wste verwandelt. Der Kaiser stellte ein Heer gegen den
Prinz Eugen.
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Extrahierte Ortsnamen: Osterreich Wiens Wien Wiens Rhein
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am Zgel und kehrte es so, da ihm die Sonne gerade in die Augen schien; denn er hatte gemerkt, da es vor seinem eigenen Schatten bange war. Mit einem khnen Satze schwang sich Alexander jetzt auf den Rcken des Pferdes. Vergebens bumte sich das Tier; der junge Reiter sa wie angegossen und beruhigte es durch Streicheln und liebkosenden Zuruf. Dann tummelte er es frhlich vor den Augen der Zuschauer, und alle erstaunten.
Mit dem Heldensinne Alexanders verband sich groe Ruhmsucht. Auf die Frage, ob er nicht auch an den berhmten Wettrennen in Olympia teilnehmen wolle, sagte er: O ja, aber nur, wenn Könige mit mir um die Wette kmpfen!" Als ihm einst Boten die Nachricht von einem groen Siege Philipps brachten, rief er unter Trnen aus: Ach, mein Bater wird mir nichts mehr zu tun briglassen?" Erst achtzehn Jahre alt, kmpfte er wie ein Held in der letzten Schlacht gegen die Griechen mit; voll Freude umarmte ihn fem Vater auf dem Schlachtfelde und rief aus: Mein Sohn, suche dir ein anderes Knigreich, denn Mazedonien ist zu klein fr dich!"
2. Einbruch ins Perserreich. Bald darauf wurde Philipp von einem Offizier feiner Leibwache ermordet, und Alexander bestieg des Vaters Thron. Sogleich nahm er dessen Plan auf, das groe Perferreich zu erobern. Auf einer Versammlung in Korinth stellte er den Griechen vor, da er mit ihrer Hilfe die Perser bestrafen wolle, weil sie frher in Griechenland eingebrochen wren. Das gefiel ihnen, und sie machten ihn zum Anfhrer des Krieges.
An einem Frhlingstage des Jahres 334 vor Christi Geburt berschritt Alexander mit einem treuen Heere von 35 000 Mann den Meeresarm Hlespont. So betrat er den Boden von Asien. Auf dem Schlachtfelde von Troja besuchte er das Grabmal des Achilles und schmckte es mit Krnzen, denn Achilles war sein Lieblingsheld. Am jenseitigen Ufer des Flchens Gran 1 kus erwartete ihn ein persisches Heer. Als Alexander es sah, rief er siegesgewi seinen Soldaten zu: Et nur alles auf, was ihr habt, denn die nchste Mahl-zeit knnt ihr von den Vorrten der Feinde halten!" Khn fpratig er in den Flu, und feine Krieger wateten ihm nach. Es kam zu einem erbitterten Kampfe. Der König war den Seinen immer voran. Ein feindlicher Krieger zertrmmerte ihm den Helm, und schon holte er zu einem tdlichen Streiche gegen Alexander aus: da eilte recht zeitig der edle Mazedonier Klitus herbei; er schlug den Angreifer zu Boden und rettete dem Könige das Leben. Die Feinde wurden in die Flucht geworfen und beclieen ihr Lager mit vielen Kostbarkeiten den Hnden des Siegers.
Der Sieg am Granlkus erffnete dem Könige den Weg durch Kleinasien.
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lernt) konnte er nicht bezwingen. Das reizte gewaltig seinen Zorn. Als nun der russische Kaiser Alexander sich an den Feindseligkeiten gegen das Jnselreich nicht weiter beteiligen wollte, da wandte sich der Grimm des Eroberers gegen Rußland. Mit einem Heere, das so groß war, wie es bis dahin die Welt noch nicht gesehen 1 hatte, zog er im Sommer gen Osten; auch Preußen mute Hilfstruppen stellen. Napoleon schlug die Russen in zwei gewaltigen Schlachten und zog in ihre alte Hauptstadt Moskau ein.
Aber die Russen steckten die Stadt an allen Ecken in Brand, damit Napoleons Heer kein Winterquartier darin habe. Erschrocken mute der Kaiser vor dem groen Feuer weichen, und da schon der Winter begann, befahl er den Rckzug. Dieser fhrte durch gnzlich verwstete Gegenden, und das Heer litt bald schrecklichen Mangel an Lebensmitteln. Dazu kam eine furchtbare Klte; tglich erfroren Tausende von Soldaten. Viele erlagen auch dem Schwerte der Russen. Zuletzt floh Napoleon selbst vom Heer und eilte auf einem Schlitten durch Deutschland nach Frankreich zurck. Von der halben Million Streiter, die in Moskau eingezogen waren, retteten sich nur klgliche Haufen ausgehungert, zerlumpt und mit erfrorenen Gliedern der die Grenze von Preußen.
8. Napoleons Sturz und Ende. Jetzt war die Stunde der Befreiung fr die geknechteten Völker gekommen, und es begann der groe Kampf gegen den Unterdrcker, an dem das preuische Volk einen so hervorragenden Anteil genommen hat.
Das Ende war der Zusammenbruch seines Thrones. Das Schauspiel ist aus!" rief der Gestrzte. Er suchte schlielich aufs Meer zu entkommen und wollte nach Amerika. Aber in dem Hafen Rochefort mute er sich dem Kapitn eines englischen Schiffes ergeben. Die Englnder verbannten den General Bona-parte" als Gefangenen nach der einsamen Felseninsel St. Helena, die viele hundert Meilen von Europa entfernt im Atlantischen Ozean liegt. Hier hatte der ehemalige Machthaber Zeit, darber nachzudenken, da die Vaterlandsliebe der Völker auf die Dauer strker ist als rohe Gewalt. Gemahlin und Sohn, die nach Oster-reich gegangen waren, sah er niemals wieder.
Napoleon starb an Magenkrebs am 5. Mai; A la -i oqi tete de Tarnte . . waren seine letzten, im Fieber ge-sprochenen Worte. Nur 51 Jahre ist er alt geworden. Die irdischen Reste des auerordentlichen Mannes wurden 1840 von einer franzsischen Kriegsflotte mit groem Pompe nach Frankreich geholt und ruhen seitdem im Dome der Invaliden" zu Paris.
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fr einen ganzen Tag verstimmt, so etwas zu hren." Aber das Volk lie es sich nicht nehmen, ihn zu ehren, wo es konnte, und die Leute blieben ehrfurchtvoll auf der Strae stehen, wenn der greise Heer-shrer im einfachen Offiziersmantel vorberging. In einer kleinen
Moltke.
(Verlag Neue photogr. Gesellschaft, Berlin.)
Stadt lief einst groß und klein hinter ihm her, um ihn zu betrachten, und er mute vor der Menschenmenge in ein Haus flchten. Aber auch dorthin folgten ihm die Leute, und der groe Sieger wurde in einer Stube frmlich belagert, so da er nicht herauskommen konnte. Er erklrte lachend, da er sich ergebe, und bat, ihn wieder freizulassen.
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Zeppelins Werk wurde jedoch von allerlei Unglck betroffen. Sein groes Luftschiff wurde im Jahre 1908, als es nach langer, glcklicher Fahrt bei Echterdingen in Schwaben eine Lan-dung vornahm, von Sturm und Feuer zerstrt. Dem greisen Manne traten bei dem Anblicke der Vernichtung die Trnen ins Auge.
Aber jetzt erhob sich im deutschen Volke ein Sturm der Be-geisterung, um dem siebzigjhrigen Helden den Schaden zu ersetzen und die Fortfhrung seines nationalen Werkes zu ermglichen. berall, selbst jenseits des Meeres, wurde fr ihn gesammelt, und eine Gabe von etwa sechs Millionen Mark konnte dem Erfinder der-
Zanung eines Zeppelinkreuzers.
reicht werden. Gehobenen Mutes baute Zeppelin weiter, und es waren Tage wirklich vaterlndischer Freude, als Kaiser Wilhelm in Berlin und der Prinzregent von Bayern in Mnchen unter dem Jubel einer unzhlbaren Menge den groen deutschen Mann begrten, der aus dem Luftreiche zu ihnen herabstieg.
Und rastlos geht Zeppelins Arbeit voran. Mit dem Prinzen Heinrich machte er sogar eine Seefahrt nach der- Insel Spitzbergen im nrdlichen Eismeer, um in der Eisregion selber den Plan einer Luftfahrt nach dem Nordpol zu studieren. Daheim traf sein Werk noch mehrfach groes Unglck; bei Weilburg an der Lahn, im Teuto-burger Walde, in Dsseldorf und anderswo vernichteten Sturm und Zufall das Gebild von Menschenhand", aber die Entwicklung der Erfindung Zeppelins schritt unaufhaltsam weiter; mit ihm wetteifernd
ii ?
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Echterdingen Schwaben Berlin Bayern Spitzbergen Weilburg Dsseldorf
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Wir aber lassen unsern Blick über den Hof und den „Wurzgarten", über die wohlbestelllen Äcker und das Weideland der Rosse und Rinder hinüberschweifen ins weite Land.
Eine der außerordentlichsten Wandlungen in unserer Wirtschaftsgeschichte hat sich inzwischen vollzogen: die Herausbildung des privaten Eigentums an Grund und Boden. In „Hufen" von etwa 7 ha oder 30 Morgen — was man an einem „Morgen" pflügen konnte, nannte man so — ist von offenem oder umgerodetem Lande jedem Markgenossen sein Teil gegeben; das übrige blieb Allmende oder Gemeindeland. Wege mußten oft „eingeschlagen" werden, indem man in der bestimmten Richtung die Bäume fällte. Die Straßen waren natürlich schlecht; „durch dick und dünn", „über Stock und Stein" „fuhr", d. h. wanderte oder ritt man dahin; in „Furten" wie Frankfurt, Schweinfurt (Suevenfnrt) oder Einbäumen zog man durch die Ströme.
Noch immer war Vieh der wertvollste Besitz; daß es Freude bereitete, es zur Weide zu führen, sagt uns das Wort „Wonne" für Weide (vgl. Wonne, d. H. Weidemonat). Stolz schaute der Bauer „über die Häupter" seiner ganzen Herde; „überhaupt" sagt man für „allgemein" noch heute. Im März wurden die Lämmer „ausgen e.-zt", d. h. aus der Herde ausgeschieden. Vieh war noch der Hauptwertmesser, bares Geld ein seltenes Ding; Ausdrücke wie eine Schuld „beitreiben", etwa in „gangbarer" Münze, oder „seine Haut (d. h. eigentlich Tierfelle) zu Markte tragen" erinnerten noch heute daran.
Brot und Fleisch, dazu allerlei „Würze" aus dem Wurz- oder Krautgarten war die Hauptnahrung; von Mittag- und Abendbrot sprechen wir noch jetzt. Gern ging man noch immer „spürend", d. h. der Spur des Wildes folgend, auf die Jagd, die für jedermann frei war. „Weide" nannte man sie. Das „Weidwerk" stand jedem „Weidmann" frei, und „ausgeweidetes" Wild zum „Wildbret" = Wildbraten herzurichten, war eine Freude der Hausfrau.
Bäuerlich war die ganze Wirtschaft. Das Handwerk war nur gering entwickelt, der Schmied (Waffenschmied), hie und da auch der Töpfer, war der einzige, der berufsmäßig mit der „Hand" ein „Werk" machte. „Städte" in unserem Sinne gab es kaum; denn auch die alten Römersiedelungen an Rhein und Donau fingen gleichsam von vorn wieder an, und selbst Aachen, der Lieblingsaufenthalt Karls, war ein Dorf. Nur selten erschien auf dem Lande ein Händler, etwa ein Friese oder Lombarde; wo er auftrat, umdrängte ihn neugierig, die fremde Ware bewundernd, die „altfränkisch" lebende Menge und hörte voll Staunen von den Taten ihres großen Kaisers Karl.
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Extrahierte Personennamen: H._Weidemonat Karls
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Schweinfurt Rhein Donau Aachen Karls
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int6rets compromis, et, resolu ä prendre, ä cet esset, toutes les mesures command6es par la Situation qui lui est faite, 11 se considere, des ä present, comme etant en 6tat de guerre avec la Prusse". —
Am selben Tage, dem Todestage der Königin Luise, erneuert König Wilhelm das Eiserne Kreuzt. Einstimmig bewilligt inzwischen der Reichstag des Norddeutschen Bundes alle zum Kriege erforderlichen Gelder.
Germania war erwacht. Das Jahr 1813 schien wiedergekehrt.
Und doch war zwischen 1813 und 1870 ein großer Unterschied. Während die Bewegung von damals sich auf den Norden, im wesentlichen auf Preußen beschränkte, wo preußisches und deutsches Empfinden sich berührten, im Süden dagegen die rhein-bündlerischen Fürsten zu Napoleon hielten und von nationaler Begeisterung nichts zu spüren war, verband das Jahr 1870 Nord und Süd. Die Leistungen des Volkes waren 1813 vorwiegend freiwillig: 1870 dagegen war an ihre Stelle die allgemeine Wehrlund Steuer-) Pflicht gerückt. Die Freiheitskriege gewannen bald einen internationalen Charakter, wobei die Frage der deutschen Einigung unterging: der Nationalkrieg von 1870 dagegen, unter der Führung Preußens, drängte naturgemäß auf die endliche deutsche Einigung hin.
Am letzten Julitage begab sich der greise, 73 jährige Monarch zur Armee, die in der Stärke einer halben Million Soldaten an der französischen Grenze im Aufmarsch begriffen war. „Mein Volk weiß mit mir," so erklärte der Scheidende in einem Erlasse, „daß Friedensbruch und Feindschaft wahrlich nicht auf unserer Seite waren. Aber herausgefordert sind wir entschlossen, gleich unseren Vätern und in fester Zuversicht auf Gott den Kampf zu bestehen zur Errettung des Vaterlandes!"
10. Die Kriegsereignisse: Übersicht. Wuchtig setzen alsbald die Dinge ein. Am 4. August stürmen des Kronprinzen Preußen und Bayern die elsässische Grenzstadt Weißenburg mit dem Geißberg; in wilder Tapferkeit rasen vergeblich die algerischen Turkos. Zwei Tage darauf zersprengt der Königssohn die „Rheinarmee" Mac Mahons bei Wörth. In denselben Stunden klettern Regimenter der ersten und zweiten Armee todesmutig die S p ich e rer Höhen bei Saarbrücken hinan; im sprühenden Feuer müht sich um die ermatteten Soldaten die „Heldin von Spichern" (Katharina Weißgerber).
Mac Mahons geschlagene Armee flutet nach Chalons. Zu ihm strebt, um Paris zu decken, von Metz aus der Marschall
2 Hesekrel, Der 19. Juli 1870. („Zu Charlottenburg im Garten.")
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Extrahierte Ortsnamen: Bayern Weißenburg Chalons Paris
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11. Das Volksleben im Zeitalter Homrs. Jede Land-schaft hatte ihren König. Wie ein Patriarch bei den Israeliten, gebot er vterlich der seine Untertanen. Er war oberster Feld-Herr, Richter und Priester zugleich. Das Volk ehrte ihn durch Geschenke. In seiner Halle oder Burg versammelte er zur Be-ratung die Edlen, d. h. die groen Grundbesitzer; sein Bote war der stabtragende Herold.
Seher verkndeten dem Volke den Willen der Götter, und Snger feierten bei Saitenspiel die Taten der Helden. Waffen-schmiede fertigten kunstreich Helm und Harnisch, Schild und Schwert. Auch Arzte gab es, und groß war ihr Ansehen; aus Krutern bereiteten sie ihren Heiltrank.
Die Hauptbeschftigung des Volkes war der Ackerbau. Der Reichtum bestand in Vieh, besonders Rindern und Schafen; Geld kannte man nicht, und Gold und Silber dienten nur zum Schmucke. Jeder zog oder verfertigte meist selber, was er zum Unterhalte ntig hatte, wie es auch bei unseren Vorfahren war. Wollte man etwas kaufen, so tauschte man es fr Vieh ein; ein Schwert bekam man z. B. fr sieben Schafe. Man trieb also sogenannten Tausch-Handel.
Das Leben war noch sehr einfach. Sogar der König pflgte und mhte, und Knigskinder hteten die Herden. Odysseus konnte zimmern, und sein alter Vater grub und pflanzte im Garten. Die Frau war des Hauses geachtete Herrin. Sie waltete in Kche und Keller, spann und webte mit ihren Tchtern oder Mgden. In einem lang herabwallenden Kleide von Leinen, das gegrtet und durch eine Schulterspange geschlossen war, mit Sandalen von Rindsleder an den Fen schritt sie einher; beim Ausgehen ver-hllte sie sich, wie noch heute die Trkenfrau, mit einem Schleier.
Heilig war, wie bei unseren Vorfahren, das Gastrecht. Jeder Fremdling, der sich am Herde niederlie und um Schutz bat, war willkommen; er bekam bei Tische den Ehrenplatz neben dem Haus-Herrn und a mit. was es gab: Schweinefleisch, Ziegenkse, Honig und Gerstenbrot; ein Becher sen Weines, den man, wie berall im warmen Sden, mit Wasser mischte, beschlo das einfache Mahl.
12 Die Sklaverei. In groer Zahl gab es Sklaven. Das waren arme, unglckliche Menschen, die meist mit Waffengewalt in der Fremde gefangen waren. Der grausame Kriegsbrauch wollte, da der Bezwungene mit Weib und Kind dem Lose der Skla-verei verfiel, und der berfall eines Nachbarstammes zum Zwecke des Menschenraubes galt gar nicht fr unehrenhaft. Doch war die Behandlung der Sklaven milde; wer Herr war, wute, da auch ihm jeden Tag, wenn der Feind ins Land einbrach, das Schicksal
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