io4 Seelenstärke in Gefahren
sind, und fünf nackte, hülflose Kinder, die nach Brod
schreyen, das ich ihnen doch nicht geben kann; aber
Gott will ich's überlassen, meinen Leiden ein Ende zu
machen, und nicht selbst das Joch des Elendes zerbrechen,
das Er mir aufgelegt bat!' Der Offizier wurde durch
diese Worte gerührt; er blieb eine Zeitlang stehen, ver-
goß dann einen Strom von Thränen, zog seine Börse
hervor, und gab sie dem Armen. Er ließ sich hierauf
von demselben seinen Namen sagen, versprach geduldig
wie er zu werden, und die Last, die ihm auferlegt war,
ruhig zu tragen, bis sie von höherer Hand ihm erleich-
tert oder abgenommen würde.
14z.
Unter den Deportirten des französischen Volkes, wel-
che durch die Robespierrjsche Tyranney in die Acht er-
klärt wurden, befand sich auch Jsnard (Jsnahr), ein
junger kraftvoller Mann aus der ehemaligen Provence
(Prvwahns). Cr war entflohen, und mußte fünfzehen
Monate in einem unterirdischen Loche zubringen, wo er
von einem Tage zum andern in der Erwartung blieb,
herausgez-vgen, und auf's Blutgerüste geführt zu werden.
Einmal war er nahe daran, entdeckt zu werden. Cs
kamen Commiffare, die das Haus, unter dem er sich
aufhielt, durchsuchten. In allen Ecken und Winkeln der
Gegend, wo er sich befand, wurde nachgesehen, und eine
Viertelstunde hindurch standen sie fast unmittelbar auf
seinem Kopfe. — Doch war diese sehr unglückliche Lage
für ihn wohlthätig. Er machte sich darin Ueberzeugun-
gen zu eigen, die ihm sonst fehlten; er lernte nachden-
ken über sich und seine Bestimmung, und das lang ent-
behrte häusliche Glück, wurde nun für ihn doppelt schätz-
bar. — Seine Erklärungen hierüber sind in der That
lehrreich. „Ich habe es erfahren," — schreibt «r^
„daß es eine tröstende Vorsehung für die verfolgte £u‘
gend gibt. Durch ihre Hülfe bin ich stark im Unglücke
gewesen; meine Seele ist durch Leiden gereiniget worden,
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8
Vaterlandsliebe.
lien auf Zeitlebens folgende Jahrgehalte (Pensionen)
auszusetzen: dem Bruder des Oberst-Lieutenants Engel-
hardt, Kapitän Iwan Engelhardt, 6000 Rubel; dem
Neffen desselben, Lieutenant Peter Engelhardt, 3ooo
Rubel; und der minderjährigen, von seiner Schwester
Schubin gebornen, Nichte desselben 3ooo Rubel; der
Wittwe des Kollegien » Assessors Schubin 9000 Rubel,
der Mutter desselben 6000, und seinen beyden unverhei«
ratheten Schwestern, jeder 3ooo Rubel. So ward der
Glaube und die Treue der würdigen Söhne Rußlands
von dem Vater des Vaterlandes würdig belohnt!
4o2 c*
Kaum erscholl im I. i8i3. der Ruf des Königs von
Preußen, das Vaterland sey in Gefahr, so strömten
Schaaren von Freywilligen von allen Seiten nach den
dazu bestimmten Sammelplätzen. Alt und Jung, Reich
und Arm verließ seine Heimalh, und schloß sich an die
Vertheidiger des Vaterlandes an. Alle beseelte der fel-
senfeste Entschluß, zu siegen oder zu sterben, und dem
übermüthigen Feinde zu beweisen, was Männer vermö-
gen, die gegen blutige Unterdrückung aufstehen, und
für Ehre, Freyheit und Vaterland kämpfen. In kurzer
Zeit hatten zehntausend Freywillige Berlin verlassen, um
ter denen Männer von allen Ständen, allen Gewerben,
und allen Altern waren. Alles mußte neu geschaffen
werden, und Alles wurde geschaffen. Es fehlte an Allem,
an Geld, Gewehren und allen zum Kriege erforderlichen
Bedürfnissen, weil die französschen Heere Alles weggeführt,
verschlungen oder zerstört halten. Aber Niemand ließ
den Muth sinken, alle ergriff die glühendste Begeisterung
für das Vaterland, und alle wollten die Schmach rä-
chen, die ihnen Frankreich angethan halle. Landwehr
und Landsturm bildeten sich schnell in den Waffen und
jene focht späterhin eben so tapfer als die regulaire Armee.
Nicht leicht schloß sich Jemand aus; Schande und Ver-
achtung traf Jeden, der lau und gleichgültig war, und
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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4o
Selbstaufopferung *
Kunst des Feldherrn und alle Kühnheit des Kriegers um-
sonst erschöpft hatte. Nur400 Bürger von Pforzheim,
die ihm unter dem Bürgermeister Deimling als Haupt-
mann der Leibwache (das weiße Regiment genannt), ge-
folgt waren, stellten sich, um den Feind von der Verfol-
gung ihres Fürsten zurückzuhalten, allein noch gegen das
ganze siegreiche österreichisch-spanische Kriegsherr, und
fochten da mir dem Muthe solcher, die ein für alle-
mal ihrem Leben entsagt haben. Zweymal wird ihnen
von dem Kaiserlichen Feldhauptmanne Tilly Leben und
Gnade angeboren, t)fc sie aber jedesmal kalt und ruhig
von sich abweisen. Voll von dem Gedanken: ,,Du haft
uns Alles gegeben, du theures heißgeliebtes Vaterland!
Hier wo eö dir gelten muß oder uns, in der schweren
Stunde der Prüfung — sieh wir unterliegen ihr nicht —
hier nimm deiner Gaben größte von uns zurück — unser
Leben und unsern Fürsten!'^ — kämpfen und ster-
den Vierhundert, als war's Einer.
^28.
Philipp Vertheiler, ein edler Genfer voll Va-
terlandsliebe und ächter Religiosität, hatte sich gleich am
sanglich den verderblichen Anschlägen des Bischofs von
Genf und des Herzogs von Savoyen auf d^e Freyheit sei-
ner Vaterstadt muthig entgegengesetzt. Am 20. August
löig. drang der Herzog mit bewaffneter Hand in die
Städtern, unter dem rreulosen Vorgeben, daß er zur
Wiederherstellung der Ordnung und zur Bestrafung dcijeui-
gen, von welchen sie bisher verletzt worden, gekommen
seye. Unter andern wackern Bürgern wird auch Berthelicr,
der gerade auf einem harmlosen Spatziergange begriffen
war, angehalten. Als man ihm seinen Degen abnahm,
sagte er: „Traget Sorge für meinen Degen; denn ihr
werdet mir für ihn haften muffen !" Dian führte ihn
Ins Gefängniß. ohne daß Jemand ein Wort mit ihm
reden durfte. Indessen rieth ihm die bewaffnete Wache,
die Gnade des neuen Landesherrn anzustehen« — ,,Weli
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Vertheiler Philipp August Dian
Christliche Kriegshelden. 5g
Stirne. Kriege waren fast in jedem Lande die Epoche
von dem Umstürze der Sitten. Man lebt für den heutig
gen Tag, wenn man dem kommenden nicht mehr traut.
Alles verwildert. Wer aber an Gott und die Menschlich-
keit denkt mir dem Degen kn der Faust und unter dem
Getöse der Waffen, verdient nnverwelklichere Siegeskränze
als die größten Länder - Verwüster. Wenn ich in unserer
Kirche die edeln Krieger sehe, ihrem bescheidenen An-
stande, aus voller Brust unsere heiligen Lieder singend,
und so ehrerbietig aufmerksam auf die Worte Gottes und
unserer Lehrer, dann fühle ich, daß nichts liebenswürdi-
ger ist als Offiziere, die sich beugen vor Gott, und mit
Fröhlichkeit geblutet haben in den Schlachten. Gesegnet
däucht mir jedes Land, in welchem bey Offizieren von
allen Regimentern Menschlichkeit und Grvßmuth gepaart
gehen mit der höchsten Tugend und der Verachtung aller
Gefahren."
43?.
Als Heinrich Iv. den erledigten Thron von Franke
reich besteigen wollte, sah er sich in der traurigen Nöthe
Wendigkeit, solches mit der Gewalt der Waffen zu thun,
indem die Ligue (Lig) ihn, als einen protestantischen
Fürsten, durchaus nicht als König anerkennen wollte.
In dem Kriege, den er deßhalb führen mußte, kam es
am i^ten März i5ffo. zu der berühmten Schlacht bey
Ivry. Der König hatte nur 10,000 Soldaten, das
Heer der Ligue hingegen zählte 16—17,000 Mann.
Als er das feindliche Heer erblickte, rührte ihn der Ge-
danke : daß so viel tausend Menschen meist von einerley
Volke, und alle seine Unterthanen im Begriffe stünden,
sich bloß seinetwegen das Leben zu nehmen. Er seufzte
daher zu Gott, und nach dem öffentlichen Gebete, wel-
ches der refvrmirte Prediger verrichtete, brach er selbst
laut in folgende Worte aus: „O, Herr! der Du mein
Herz und das Herz meiner Feinde bis auf den Grund
durchschauest, und der Du alle Begebenheiten und M
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Franke Ivry
92 Iv. Artiche Geschichte von andern Völkern und Ländern.
Er thut es ohne Murren und vollbringt in diesem Dienst
die schweren zwölf Arbeiten, welche der König ihm auf-
gibt: Er erwürgt zwischen seinen Knieen den gewaltigen
Reineisch en Löwen, dessen Haut er von dem an tragt;
er tödtet die hundertköpfige Lernäische Schlange,
deren letztes unverletzliches Haupt er in die Erde gräbt;
er bewältigt den furchtbaren, alles verwüstenden Ery-
manthischen Eber; er fängt den windschnellen Hirsch
der Artemis mit goldenem Geweih; er schießt die
gräßlichen Stymphalischen Vögel mit Pfeilen aus der
Lust; er erbeutet das kostbare Wehrgeh enk der Ama-
zonenkönigiu Hippolyte; er säubert den von 3000 Rin-
dern bewohnten und dreißig Jahre nicht gemisteten Stall
des Augias in Einem Tag, indem er einen Fluß hin-
einleitet; er bändigt den wüthenden feuerfarbenen
Kretischen Stier; er bringt die feuerspeienden
Rosse des Diomedes von Thrazien; er erschlägt den
dreiköpfigen Riesen Geryon und treibt seine Rinder
vom fernen Meere her; er holt die goldenen Aepfel
der Hesperiden am atlantischen Ocean, die ein Drache
hütete; er steigt sogar in den Hades hinab, ergreift den
Höllen Hund Cerberus und trägt ihn auf seinen
Schultern herauf, dessen Anblick jedoch Eurystheus nicht
ertragen kann, so daß er ihn wieder an seinen Ort schaf-
fen muß. Dieser starke Held war aber zu anderer Zeit
und in anderer Weise auch schwach. Er saß auch am
Spinnrocken der Königin Omphale von Lydien. Er blieb
seiner neuen Gattin Dejanira nickt treu, und seine Un-
treue bereitete ihm ein schauriges Ende. Sie sandte ihm
ein vergiftetes Hemd, das ihr der Centaur (ein Geschöpf
halb Mensch halb Pferd) Nessus als ein Mittel gegeben
hatte, des Gatten Liebe zu erhalten; kaum hatte er es
angezogen, so empfand er solche unerträgliche Schmerzen,
daß er auf dem Berge Oeta einen Scheiterhaufen zusam-
men trug und sich selbst darauf verbrannte. Aus den Flam-
men aber schwebte er, gereinigt von allen irdischen Schla-
cken, zum Olymp empor, wo er unter die Götter cìnge-
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§ 4. Griechenland in seiner Urzeit.
97
vorbrachten, und deren jede ihm etwas versprach, wenn
er zu ihren Gunsten urtheilen würde; Here verhieß ihm
Macht und Herrlichkeit, Pallas Weisheit, Aphrodite die
schönste Frau. Paris sprach den Apfel der Letzten zu,
worüber die Andern natürlich sehr ungehalten waren.
Indessen half ihm Aphrodite, daß er das schönste sterb-
liche Weib, Helena, die Ehegattin des Königs Mene-
lau s von Sparta (im Peloponnes), entführte.
Nun, das Bisherige ist handgreiflich eine Mythe
(Sage, Mährchen), und mag am Ende nichts daran wahr
seyn, als daß der trojanische Prinz die griechische Königin
entführt hat. Aber dieses und das Folgende — im
Hauptsächlichen nämlich und was die Menschen
dabei thun — ist gewiß wirklich Geschehenes.
Menelaus grämte sich sehr über den Raub seiner
Gemahlin; sein Bruder Agamemnon von Argos, der
mächtigste der griechischen Könige, war darüber empört;
auch die andern Fürsten Griechenlands fühlten sich ob der
freveln That in ihrem Lande höchlich entrüstet und selbst
dadurch an ihrer Ehre verletzt. Fast Alle rüsteten sich
zum Kriegszug gegen Troja; außer dem Rachegefühl reizte
auch Abenteuerlust und Beutesucht zur Theilnahme. Unter
Anführung des Agameninon lief eine Flotte von mehr
denn tausend Schiffen nach Kleinasien hinüber. Der
Aelteste unter den Helden war Nestor aus Pylos, der
Verschlagenste Odysseus (Ulyffes) von Jthaka, der
Stärkste Achilleus, der Myrmidonensürst.
Drüben aber erwartete sie auch kein schwacher Feind.
Priamus, des Paris Vater, war einer der mächtigsten
damaligen Herrscher, sein Troja wohlbefestigt mit Mauern
und Thürmen, eine Menge asiatischer Fürsten ihm zur
Hilfe; und an seinem ältesten Sohne, Hektor, hatten
sie einen gewaltigen, trefflichen Führer.
Zehn Jahre lang lag das griechische Heer vor der
Stadt, ohne sie erobern zu können. Man kämpfte dort
auch nicht in großen, entscheidenden Schlachten. Morgens
thaten die Thore der Belagerten sich auf, und kühne
Lesebuch der Weltgeschichte, l. 5
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Helena Jthaka
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Pallas Sparta Argos Griechenlands Troja Kleinasien Paris
§ 4. Griechenland in seiner Urzeit. 99
schleift ihn unter der Wehklage des von den Mauern
schauenden Trojanervolkes um die Stadl herum uüs
griechlsche Lager, wo der Jämmerllchentsteüte unter freiem
Himmel hingeworfen wird.
In tiefer Nacht öffnet sich des Achilleus Gezelte.
Der greise Priamus schwankt herein, wirft sich vor
ihm nieder, und fleht weinend um tue Leiche des Sohnes,
daß er sie ehrlich bestatte. Des Alten Thränen über-
wanden Achilleus Zorn.
Aber auch er, der Tapferste von Allen, sank vor Troja
hin. Paris, der Fraueuräuber, erschoß ihn mit dem
Pfeile. Und so hätten die Griechen vielleicht nie die
feindliche Stadt gewonnen, wenn nicht der listige Odys-
seus Rath erfunden hätte.
Dieser ließ ein ungeheures Pferd von Holz
zimmern, in dessen hohlen Lauch er sich mit einer Schaar
Krieger versteckte. Dieses Roß stand eines Morgens vor
Troja; die Griechen aber waren verschwunden. Sie wa-
ren auf ihren Schiffen davon, als ob sie, am Erfolg
ihres Unternehmens verzweifelnd, die Belagerung auf-
gegeben hätten; allein sie hatten sich nicht weiter als bis
zur nahen Insel Tenedos entfernt. Die Trojaner strömen
fröhlich anf's leere Kampffeld heraus. Das Roß staunen
sie an, und Manche schöpfen Verdacht. Diesen besiegte
ein zurückgebliebener Grieche, Sinon, welcher sich sehr
schlau als Ueberläufer anstellte, und von dem Pferde aus-
sagte: „die Griechen hätten es auf der Götter Befehl
gebaut, und wenn es in Troja aufgestellt würde, so werde
die ärgste Gegnerin der Stadt, die Göttin Pallas, mit
ihr versöhnt; darum hätten es die Griechen so groß ge-
macht, daß es nicht durch die Thore gehe." Jetzt brechen
die Trojaner eine Oeffnung in ihre Mauer, und ziehen
das Pferd frohlockend hinein. Der übrige Theil des
Tages geht unter Opfer, Schmaus und Tauz dahin.
Aber mitten in der Nacht öffnet sich das hölzerne
Unthier; die griechischen Helden steigen heraus, brennen
und morden. Und das wiedergelandete Heer strömt durch
5*
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Extrahierte Personennamen: Schmaus
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Troja Paris Troja Göttin_Pallas
§ 3. Der falsche Smerdis.
147
meiner nicht mächtig? Tu sollst gleich erfahren, ob sie
Recht haben. Denn treffe ich deinen Sohn, der da un-
ten im Hofe steht, mitten in's Herz, so reden die Perser
offenbar Unwahrheit, wenn sie sagen, daß ich taumele."
Mit diesen Worten nahm er seinen Bogen und schoß den
Sohn seines Freundes mitten durch's Herz.
Kambyses hielt sich geraume Zeit in dem gesegneten
Egypten aus, dem er ein Fluch ward. Endlich kehrte er
in seine Asiatischen Lande zurück, um nach wenigen Wo-
chen darin zu sterben. Und zwar mußte der gräuliche
Missethäter fein eigner Scharfrichter seyn; da er sich wild
auf's Pferd schwang, fuhr ihm die Spitze seines Schwerts
in die Seite und brachte ihm eine tödllicke Wunde bei.
Sterbend beklagte er es, daß er seinen Bruder Smcrdis
habe wegräumen lassen; denn mit ihm erlosch schon des
großen Cyrus männliche Nachkommenschaft.
8 3.
Der falsche Smerdis.
(522)
Zum Scheine dauerte sie noch fort. Nach des Kam-
byses Tode setzte sich mit Hilfe der Magier (so hießen
hier die Priester) ein Magier aus Medien auf den
Thron als des Cyrus zweiter Sohn Smerdiö,
welcher nur fälschlicherweise als getödtet in's Gerücht ge-
kommen sei. Das Volk glaubte es um so williger, da
ihm der neue Herrscher gleich alle Abgaben auf drei Jahre
huldreichst erließ. Daß er sich dem Volk nicht zeigte,
fiel zunächst wenig auf, indem die persischen Könige über-
haupt in Friedenszeiten meist in's Innere des Palastes
zurückgezogen lebten. Doch mußte es befremden, daß er
niemanden den Zutritt zu sich gestattete außer den Ma-
giern, durch welche er alle seine Befehle aus dem Pa-
laste gab.
Der über ihn geschöpfte Argwohn ward zur Gewiß-
heit eines vorgegangenen Betruges durch ein Weib aus
7-i-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Kambyses Cyrus Cyrus Cyrus
440
X. Das römische Weltreich.
Leben. Durch seinc stehenden Heere, die er allenthal-
den im Reich, besonders gegen die Grenzen hin, ver-
theilte, hielt er alles in Ordnung und Ruhe, wobei doch
die Angesessenen nicht mit Dienst geplagt waren, sondern
ungehindert ihrem Geschäfte nachgehen konnten, denn
Bürger und Soldat waren jetzt ganz von einan-
der getrennt. In Rom selbst hielt eine zahlreiche
Stadtmiliz (eollortes nrbanae) Ordnung und Sicher-
heit aufrecht, daß dort nie zuvor eine solche gute Poli-
zei bestanden; während die Leibwache der Prätori-
aner (cohortes praetorianae), wie billig, den kaiserlichen
Palast schirmte, obwohl das bei ihm wenigstens gar
nicht nöthig erschien. Namentlich ward auch den Pro-
vinzen unter seiner Regierung ein viel besseres Loos zu
Theil; damit sie nicht mehr von den Beamten und Ein-
knuftepächtern so schändlich ausgepreßt würden, setzte er
den Erstern. die vorher auf Bezüge ans ihren Provinzen
angewiesen waren, einen festen Gebalt ans und ließ alle
Einkünfte der Länder unmittelbar in die Staatskasse flie-
ßen. Er bereiste auch persönlich die Gebiete des großen
Reichs, hörte von Jedermann Beschwerden an, stellte wahr-
genommene Mißbräuche alsbald ab, und duldete nirgends
Unrecht und Unordnung. So hatten sie in und außer
Rom die wahre bürgerliche Freiheit, das ist:
gutes Recht und guten Sckutz. Auch sonst tbat er
viel zum Frommen seiner Unterthanen — durch Anlegung
trefflicher Heerstraßen, durch Herstellung ersprießlicher
Wasserleitungen re.. auch durch gute Sittengesetze,
z. B. gegen Ueppigkeit und Schwelgerei, die nur leider
außer ihm selbst, der sich eines ehrbaren Lebens befliß,
von den Wenigsten gehalten wurden. Genug aber, das
Volk vergaß je mehr und mehr seine miserable republi-
kanische Freiheit, und lobte und segnete, nun wirklich
frei aufathmend, die Monarchie. Es fühlte sich
unter dem jetzigen Regiments, in Rom, in Italien und
in den Provinzen unendlich viel besser berathen
als vorher.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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§ 4. Griechenland in seiner Urzeit.
91
das Wasser zurück, so daß er im ewigen Anschauen der
Labung ewigen Hunger und Durst leiden mußte. Jxion
war auf ein stets kreisendes Rad geflochten, wobei ihm
gierige Geyer unaufhörlich die Leber abfraßen, die immer
wieder nachwuchs. — ''
Ich erzähle jetzt einige Geschichten noch ans der
Urzeit der Griechen, welche uns von Schriftstellern und
Dichtern derselben mitgetheilt werden. Wirkliche Ge-
schichte ist wohl in jeder enthalten, auch in der ersten
noch, am meisten in der letzten, aber sichtlich mit der
Fabel verwoben. Möge sich der werthe Leser das Er-
zählte auseinander legen, wie er will.
Herakles (Herkules).
Das ist der hochgefeierte Name eines Helden von
übermenschlicher Kraft und Wohlthäters der Menschheit,
dessen Dasein in die Jahre 1280 bis 1230 v. Chr. ge-
legt wird.
Herakles war der Sohn des Zeus, welcher sich
auch in irdische Verbindungen einließ, und der Königin
Alkmene von Tiryns im Peloponnes. Die über seine
Geburt erzürnte Here wollte ihn noch in der Wiege
durch zwei gesandte Schlangen tödten; aber der Säug-
ling erdrückte sie mit seinen Händen. Als Jüngling stand
er einst an einem Scheidewege, wo ihm rechts die Tu-
gend, links das Laster winkte. Er entschied sich für
die Tugend. Nun widmete er sein Leben dem schönen
Berufe, die Welt von allem Schädlichen und Verderbli-
chen zu befreien. Er zog weit umher und säuberte die
Gegenden von Ungeheuern, wilden Thieren rc., daß die
Menschen friedsam wohnen könnten. Dabei verfolgte ihn
die Göttin Here unausgesetzt, aber die Pallas beschützte
ihn. Einst indessen, in einem Anfall von Wahnsinn, er-
schlug er seine eigene Frau und seine acht Kinder. Um
diese That zu sühnen, hieß ihn das Orakel dem Könige
Eurystheus von Tiryns, welcher den ihm selbst gebüh-
renden Thron eingenommen hatte, zwölf Jahre zu dienen.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]