io4 Seelenstärke in Gefahren
sind, und fünf nackte, hülflose Kinder, die nach Brod
schreyen, das ich ihnen doch nicht geben kann; aber
Gott will ich's überlassen, meinen Leiden ein Ende zu
machen, und nicht selbst das Joch des Elendes zerbrechen,
das Er mir aufgelegt bat!' Der Offizier wurde durch
diese Worte gerührt; er blieb eine Zeitlang stehen, ver-
goß dann einen Strom von Thränen, zog seine Börse
hervor, und gab sie dem Armen. Er ließ sich hierauf
von demselben seinen Namen sagen, versprach geduldig
wie er zu werden, und die Last, die ihm auferlegt war,
ruhig zu tragen, bis sie von höherer Hand ihm erleich-
tert oder abgenommen würde.
14z.
Unter den Deportirten des französischen Volkes, wel-
che durch die Robespierrjsche Tyranney in die Acht er-
klärt wurden, befand sich auch Jsnard (Jsnahr), ein
junger kraftvoller Mann aus der ehemaligen Provence
(Prvwahns). Cr war entflohen, und mußte fünfzehen
Monate in einem unterirdischen Loche zubringen, wo er
von einem Tage zum andern in der Erwartung blieb,
herausgez-vgen, und auf's Blutgerüste geführt zu werden.
Einmal war er nahe daran, entdeckt zu werden. Cs
kamen Commiffare, die das Haus, unter dem er sich
aufhielt, durchsuchten. In allen Ecken und Winkeln der
Gegend, wo er sich befand, wurde nachgesehen, und eine
Viertelstunde hindurch standen sie fast unmittelbar auf
seinem Kopfe. — Doch war diese sehr unglückliche Lage
für ihn wohlthätig. Er machte sich darin Ueberzeugun-
gen zu eigen, die ihm sonst fehlten; er lernte nachden-
ken über sich und seine Bestimmung, und das lang ent-
behrte häusliche Glück, wurde nun für ihn doppelt schätz-
bar. — Seine Erklärungen hierüber sind in der That
lehrreich. „Ich habe es erfahren," — schreibt «r^
„daß es eine tröstende Vorsehung für die verfolgte £u‘
gend gibt. Durch ihre Hülfe bin ich stark im Unglücke
gewesen; meine Seele ist durch Leiden gereiniget worden,
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8
Vaterlandsliebe.
lien auf Zeitlebens folgende Jahrgehalte (Pensionen)
auszusetzen: dem Bruder des Oberst-Lieutenants Engel-
hardt, Kapitän Iwan Engelhardt, 6000 Rubel; dem
Neffen desselben, Lieutenant Peter Engelhardt, 3ooo
Rubel; und der minderjährigen, von seiner Schwester
Schubin gebornen, Nichte desselben 3ooo Rubel; der
Wittwe des Kollegien » Assessors Schubin 9000 Rubel,
der Mutter desselben 6000, und seinen beyden unverhei«
ratheten Schwestern, jeder 3ooo Rubel. So ward der
Glaube und die Treue der würdigen Söhne Rußlands
von dem Vater des Vaterlandes würdig belohnt!
4o2 c*
Kaum erscholl im I. i8i3. der Ruf des Königs von
Preußen, das Vaterland sey in Gefahr, so strömten
Schaaren von Freywilligen von allen Seiten nach den
dazu bestimmten Sammelplätzen. Alt und Jung, Reich
und Arm verließ seine Heimalh, und schloß sich an die
Vertheidiger des Vaterlandes an. Alle beseelte der fel-
senfeste Entschluß, zu siegen oder zu sterben, und dem
übermüthigen Feinde zu beweisen, was Männer vermö-
gen, die gegen blutige Unterdrückung aufstehen, und
für Ehre, Freyheit und Vaterland kämpfen. In kurzer
Zeit hatten zehntausend Freywillige Berlin verlassen, um
ter denen Männer von allen Ständen, allen Gewerben,
und allen Altern waren. Alles mußte neu geschaffen
werden, und Alles wurde geschaffen. Es fehlte an Allem,
an Geld, Gewehren und allen zum Kriege erforderlichen
Bedürfnissen, weil die französschen Heere Alles weggeführt,
verschlungen oder zerstört halten. Aber Niemand ließ
den Muth sinken, alle ergriff die glühendste Begeisterung
für das Vaterland, und alle wollten die Schmach rä-
chen, die ihnen Frankreich angethan halle. Landwehr
und Landsturm bildeten sich schnell in den Waffen und
jene focht späterhin eben so tapfer als die regulaire Armee.
Nicht leicht schloß sich Jemand aus; Schande und Ver-
achtung traf Jeden, der lau und gleichgültig war, und
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4o
Selbstaufopferung *
Kunst des Feldherrn und alle Kühnheit des Kriegers um-
sonst erschöpft hatte. Nur400 Bürger von Pforzheim,
die ihm unter dem Bürgermeister Deimling als Haupt-
mann der Leibwache (das weiße Regiment genannt), ge-
folgt waren, stellten sich, um den Feind von der Verfol-
gung ihres Fürsten zurückzuhalten, allein noch gegen das
ganze siegreiche österreichisch-spanische Kriegsherr, und
fochten da mir dem Muthe solcher, die ein für alle-
mal ihrem Leben entsagt haben. Zweymal wird ihnen
von dem Kaiserlichen Feldhauptmanne Tilly Leben und
Gnade angeboren, t)fc sie aber jedesmal kalt und ruhig
von sich abweisen. Voll von dem Gedanken: ,,Du haft
uns Alles gegeben, du theures heißgeliebtes Vaterland!
Hier wo eö dir gelten muß oder uns, in der schweren
Stunde der Prüfung — sieh wir unterliegen ihr nicht —
hier nimm deiner Gaben größte von uns zurück — unser
Leben und unsern Fürsten!'^ — kämpfen und ster-
den Vierhundert, als war's Einer.
^28.
Philipp Vertheiler, ein edler Genfer voll Va-
terlandsliebe und ächter Religiosität, hatte sich gleich am
sanglich den verderblichen Anschlägen des Bischofs von
Genf und des Herzogs von Savoyen auf d^e Freyheit sei-
ner Vaterstadt muthig entgegengesetzt. Am 20. August
löig. drang der Herzog mit bewaffneter Hand in die
Städtern, unter dem rreulosen Vorgeben, daß er zur
Wiederherstellung der Ordnung und zur Bestrafung dcijeui-
gen, von welchen sie bisher verletzt worden, gekommen
seye. Unter andern wackern Bürgern wird auch Berthelicr,
der gerade auf einem harmlosen Spatziergange begriffen
war, angehalten. Als man ihm seinen Degen abnahm,
sagte er: „Traget Sorge für meinen Degen; denn ihr
werdet mir für ihn haften muffen !" Dian führte ihn
Ins Gefängniß. ohne daß Jemand ein Wort mit ihm
reden durfte. Indessen rieth ihm die bewaffnete Wache,
die Gnade des neuen Landesherrn anzustehen« — ,,Weli
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Vertheiler Philipp August Dian
Christliche Kriegshelden. 5g
Stirne. Kriege waren fast in jedem Lande die Epoche
von dem Umstürze der Sitten. Man lebt für den heutig
gen Tag, wenn man dem kommenden nicht mehr traut.
Alles verwildert. Wer aber an Gott und die Menschlich-
keit denkt mir dem Degen kn der Faust und unter dem
Getöse der Waffen, verdient nnverwelklichere Siegeskränze
als die größten Länder - Verwüster. Wenn ich in unserer
Kirche die edeln Krieger sehe, ihrem bescheidenen An-
stande, aus voller Brust unsere heiligen Lieder singend,
und so ehrerbietig aufmerksam auf die Worte Gottes und
unserer Lehrer, dann fühle ich, daß nichts liebenswürdi-
ger ist als Offiziere, die sich beugen vor Gott, und mit
Fröhlichkeit geblutet haben in den Schlachten. Gesegnet
däucht mir jedes Land, in welchem bey Offizieren von
allen Regimentern Menschlichkeit und Grvßmuth gepaart
gehen mit der höchsten Tugend und der Verachtung aller
Gefahren."
43?.
Als Heinrich Iv. den erledigten Thron von Franke
reich besteigen wollte, sah er sich in der traurigen Nöthe
Wendigkeit, solches mit der Gewalt der Waffen zu thun,
indem die Ligue (Lig) ihn, als einen protestantischen
Fürsten, durchaus nicht als König anerkennen wollte.
In dem Kriege, den er deßhalb führen mußte, kam es
am i^ten März i5ffo. zu der berühmten Schlacht bey
Ivry. Der König hatte nur 10,000 Soldaten, das
Heer der Ligue hingegen zählte 16—17,000 Mann.
Als er das feindliche Heer erblickte, rührte ihn der Ge-
danke : daß so viel tausend Menschen meist von einerley
Volke, und alle seine Unterthanen im Begriffe stünden,
sich bloß seinetwegen das Leben zu nehmen. Er seufzte
daher zu Gott, und nach dem öffentlichen Gebete, wel-
ches der refvrmirte Prediger verrichtete, brach er selbst
laut in folgende Worte aus: „O, Herr! der Du mein
Herz und das Herz meiner Feinde bis auf den Grund
durchschauest, und der Du alle Begebenheiten und M
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Franke Ivry
§ 3. Der falsche Smerdis.
147
meiner nicht mächtig? Tu sollst gleich erfahren, ob sie
Recht haben. Denn treffe ich deinen Sohn, der da un-
ten im Hofe steht, mitten in's Herz, so reden die Perser
offenbar Unwahrheit, wenn sie sagen, daß ich taumele."
Mit diesen Worten nahm er seinen Bogen und schoß den
Sohn seines Freundes mitten durch's Herz.
Kambyses hielt sich geraume Zeit in dem gesegneten
Egypten aus, dem er ein Fluch ward. Endlich kehrte er
in seine Asiatischen Lande zurück, um nach wenigen Wo-
chen darin zu sterben. Und zwar mußte der gräuliche
Missethäter fein eigner Scharfrichter seyn; da er sich wild
auf's Pferd schwang, fuhr ihm die Spitze seines Schwerts
in die Seite und brachte ihm eine tödllicke Wunde bei.
Sterbend beklagte er es, daß er seinen Bruder Smcrdis
habe wegräumen lassen; denn mit ihm erlosch schon des
großen Cyrus männliche Nachkommenschaft.
8 3.
Der falsche Smerdis.
(522)
Zum Scheine dauerte sie noch fort. Nach des Kam-
byses Tode setzte sich mit Hilfe der Magier (so hießen
hier die Priester) ein Magier aus Medien auf den
Thron als des Cyrus zweiter Sohn Smerdiö,
welcher nur fälschlicherweise als getödtet in's Gerücht ge-
kommen sei. Das Volk glaubte es um so williger, da
ihm der neue Herrscher gleich alle Abgaben auf drei Jahre
huldreichst erließ. Daß er sich dem Volk nicht zeigte,
fiel zunächst wenig auf, indem die persischen Könige über-
haupt in Friedenszeiten meist in's Innere des Palastes
zurückgezogen lebten. Doch mußte es befremden, daß er
niemanden den Zutritt zu sich gestattete außer den Ma-
giern, durch welche er alle seine Befehle aus dem Pa-
laste gab.
Der über ihn geschöpfte Argwohn ward zur Gewiß-
heit eines vorgegangenen Betruges durch ein Weib aus
7-i-
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Extrahierte Personennamen: Kambyses Cyrus Cyrus Cyrus
440
X. Das römische Weltreich.
Leben. Durch seinc stehenden Heere, die er allenthal-
den im Reich, besonders gegen die Grenzen hin, ver-
theilte, hielt er alles in Ordnung und Ruhe, wobei doch
die Angesessenen nicht mit Dienst geplagt waren, sondern
ungehindert ihrem Geschäfte nachgehen konnten, denn
Bürger und Soldat waren jetzt ganz von einan-
der getrennt. In Rom selbst hielt eine zahlreiche
Stadtmiliz (eollortes nrbanae) Ordnung und Sicher-
heit aufrecht, daß dort nie zuvor eine solche gute Poli-
zei bestanden; während die Leibwache der Prätori-
aner (cohortes praetorianae), wie billig, den kaiserlichen
Palast schirmte, obwohl das bei ihm wenigstens gar
nicht nöthig erschien. Namentlich ward auch den Pro-
vinzen unter seiner Regierung ein viel besseres Loos zu
Theil; damit sie nicht mehr von den Beamten und Ein-
knuftepächtern so schändlich ausgepreßt würden, setzte er
den Erstern. die vorher auf Bezüge ans ihren Provinzen
angewiesen waren, einen festen Gebalt ans und ließ alle
Einkünfte der Länder unmittelbar in die Staatskasse flie-
ßen. Er bereiste auch persönlich die Gebiete des großen
Reichs, hörte von Jedermann Beschwerden an, stellte wahr-
genommene Mißbräuche alsbald ab, und duldete nirgends
Unrecht und Unordnung. So hatten sie in und außer
Rom die wahre bürgerliche Freiheit, das ist:
gutes Recht und guten Sckutz. Auch sonst tbat er
viel zum Frommen seiner Unterthanen — durch Anlegung
trefflicher Heerstraßen, durch Herstellung ersprießlicher
Wasserleitungen re.. auch durch gute Sittengesetze,
z. B. gegen Ueppigkeit und Schwelgerei, die nur leider
außer ihm selbst, der sich eines ehrbaren Lebens befliß,
von den Wenigsten gehalten wurden. Genug aber, das
Volk vergaß je mehr und mehr seine miserable republi-
kanische Freiheit, und lobte und segnete, nun wirklich
frei aufathmend, die Monarchie. Es fühlte sich
unter dem jetzigen Regiments, in Rom, in Italien und
in den Provinzen unendlich viel besser berathen
als vorher.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 1. Die alten Deutschen.
35
er in den Waffen geübt. Der Jüngling bestand den
Schwertertanz, er mußte nackt durch vorgehaltene Schwerter
furchtlos hindurchtanzen. Statt für „mündig" wurde er
im feierlichen Kreise der Alten für „wehrhaft" erklärt.
Die Männer beschäftigten sich außer dem Kriege
vornehmlich mit der Jagd. Damals gab es in unsern
Wäldern auch noch Eber, Wölfe, Bären, das schnelle
Elen (eine Art große, 7 Fuß hohe Hirsche) und den wil-
den Ur. Auf diese jagten, mit diesen kämpften, unter
diesen würgten sie. Heimgekehrt lagen sie dann tagelang
müßig auf der Bärenhaut (daher das Wort „Bärenhäuter",
d. i. fauler Mensch), oder sie kamen zu Trunk und Spiel
zusammen.
Für das H a uswe sen, für Stall, Garten, Feld
sorgten die Frauen mit ihren Knechten und Mägden
(Sklaven). Sie saßen am Webstuhl und bereiteten
Leinwand, färbten sie roth und fertigten sich Gewänder
daraus, in denen sich die hohen Gestalten mit ihrem gold-
schimmernden langhinabwallenden Haare gar stattlich aus-
nabmen. Ihren Männern machten sie Kleider aus den
Fellen wilder Thiere. Doch sahen sie selbst diese am liebsten
in Stahl und Eisen. Das war der Lieblingsschmuck
der Männer und ihre Freude — mächtige und schönge-
arbeitete W a ffe n.
Wackere Schmide mag es früh unter den Germanen
gegeben haben. In andern Gewerben, mit denen sich ja
die Männer überhaupt wenig oder nicht befaßten, hatten
sie es damals noch nicht weit gebracht. Auch nicht in
Wiffenschaft und schönen Künsten mit Ausnahme etwa der
Dichtkunst, des Harfenspiels und Gesanges;
es klang ihnen wenigstens gar herrlich, wenn ihre Sänger
(im Norden „Skalden" geheißen) ihnen Lieder zur Harfe
sangen. Die B u ch sta b e n f ch r i f t war ihnen jedoch nicht
unbekannt. Ihre Buchstaben nannten sie Runen und
schnitten sie in Holzstäbe, gruben sie in Steine ein. Solche
Runenstäbe und Runensteine sind noch vorhanden und man
versteht sie auch zu lesen.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 6. Die neugegründeten Normannenherrschaften. 249
§ 6.
Die nettgegrüudetell Normannenherrschaften.
England.
Wir baden in § 1 dieses Abschnittes schon von den
starken und raubsüchtigcn Norma nnen gehört, und daß
sie in der Fremde nicht nur Bente, sondern auch Besitz-
tb nm und Herrschaft suchten. Sie erlangten auch
diese. Wir gehen zunächst in der Zeit etwas zurück.
Von 89 t an plünderte der furchtbare Normannensürst
Rollo das französische Küstengebiet einmal nms an-
dere ans. Der schwache König Karl der Einfältige
wußte sich nicht anders mehr vor ihm zu sichern, als daß
er ibn, 912, gar in sein Land aufnahm. Er räumte ihm
und seinen Leuten einen beträchtlichen Landstrich
an der untern Seine zur Niederlassung an, der von
dem an „die Normandie" hieß. Rollo wurde Herzog
darüber, doch — wenigstens dem Namen nach — unter
der Oberherrlichkeit des französischen Königs. Er ließ
sich jetzt taufen, wobei er den Namen „Robert"
empfieng. Alle seine Leute wurden Christen und damit
etwas ehrlicher und friedfertiger. Das geschah also schon
im Anfang des zehnten Jahrhunderts.
Im eilften entstand eine Herrschaft der Nordmänner
tief im Süden Europas. Kaiser Heinrich Ii., der Heilige,
hatte eine Schaar dieser Tapfern, meist Abenteurer aus
der Normandie, in Sold genommen, 1021, um sie gegen
die Griechen in Unteritalien zu gebrauchen (s. § 3
gegen das Ende); für ihre Dienste verschaffte er ihnen
ein klein Stück Land in Apulien (Ostseite Unteritaliens)
und hier setzten sie sich zuerst fest. Ihr Gebiet wuchs
und wurde eine „Grafschaft" unter der Oberhoheit des
deutschen Kaisers. Es kamen aber viele ihrer Brüder
nach, und also mächtig nahmen sie den Griechen all ihr
Apu lisch es Desitzthum weg. Sie griffen immer
weiter um sich, und unter ihrem berühmten Führer Ro-
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Extrahierte Personennamen: Rollo Karl Rollo Heinrich_Ii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: England Europas Unteritalien Apulien
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Extrahierte Personennamen: Robert
Guiscard Nicolans Heinrichs Heinrichs Roberts Egbert Egberts Alfred Karls Alfred
Extrahierte Ortsnamen: Kalabrien Apulien Kalabrien Frankreich Italien England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
336
Viii. Das Papstthum.
zuerst Egypten, dessen Sultan das heilige Land be«
herrschte, selbst an. Die feindliche Flotte wurde besiegt
und die feste Stadt Damiette erobert. Gleich ließ er
die dortigen Moscheen in christliche Kirchen umwandeln.
Voll Hoffnnngsfreudigkeit, mit neuer Mannschaft aus
Frankreich verstärkt, gieng er jetzt aus die Sultansresidenz
Cairo los; allein Unkenntniß der Wege, Sonnenhitze,
Hunger, Durst und Seuchen vereinigten sich mit der
feindlichen Uebermacht zum Verderben seines Heeres, so
daß er nach schweren Kämpfen genöthigt war, sich mit
dem Reste desselben gefangen zu geben. Viele der
Gefangenen wurden niedergehauen und der König selbst
mit dem Tode bedroht, wenn er nicht Muselman
würde; er streckte aber willig seinen Hals dar, ehe er
seinen Herrn Christus verleugnete. Indessen erfüllten sie
die Drohung nicht, ließen sich aber für seine Freiheit
800,000 Byzantinische Goldgulden bezahlen und das er«
oberte Damiette herausgeben. Aufs Tiefste gebeugt kehrte
er a. 1254 nach Frankreich zurück.
Und doch blickte er immer anfs neue sehnlich nach
dem heiligen Lande hinüber, für dessen Wiedereroberung
der Eifer in der übrigen Christenheit fast ganz erloschen
war; und es ließ ihm keine Ruhe, er mußte in alternden
Tagen noch seinen Kreuzzng wiederholen. Er schiffte
a. 1270 mit 60,000 Mann nach dem nähern Tunis
auf der nordafrikanischen Küste, um schon von dort ans
über die Saracenen siegend vorzuschreitc». Kaum aber
war er gelandet, so brach in der glühenden Sonnenhitze
eine schreckliche Seuche unter seinem Heere aus, welche
einen großen Theil desselben und ihn selbst, in seinem
56. Lebensjahre, dahinraffte. Die Hände krenzweis über
die Brust gelegt, die Angen gen Himmel gerichtet sprach
er sterbend: „Herr, ich will in dein Haus gehen, in dei-
nem heiligen Tempel will ich anbeten und deinen Namen
verherrlichen!" Sein Tod erweckte in Frankreich und im
ganzen Abendlande die schmerzlichste Betrübniß. 27 Jahre
nachher wurde er unter die Heiligen versetzt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Tunis Frankreich