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1. Geschichte des Mittelalters - S. 153

1887 - Leipzig : Teubner
Friedrich I. t 1190. 153 forderte die Fürsten zu einem neuen Kreuzzug auf. Da nahmen das Kreuz der König von England, Richard Löwenherz (1189—1199), und der König von Frankreich, Philipp Ii. August (1180—1223), und der alte Kaiser Friedrich verkündete, daß er sich an die Spitze der Christenheit stellen und ausziehen wolle, das heilige Grab wieder zu erobern. Er wollte durch dies heilige Werk sein ruhmreiches Leben würdig beschließen. Mit einem trefflich ausgerüsteten Heere von 100 000 Mann brach Friedrich im Mai 1189 auf und zog auf dem bekannten Wege über Konstantinopel und durch Kleinasien bis nach Cilicien, wo er sich in der Nähe von Seleucia an dem Ufer des Kalykadnus oder Saleph lagerte. Hier war es, wo der alte Kaiser, eingeladen von den klaren Fluten, nach fröhlichem Mahle zum Bad in den Fluß stieg und sich am Schwimmen ergötzte. Aber der Strom war reißend und voller Strudel. Während Friedrich mit einem Strudel rang, wurde er vom Schlage getroffen und versank. Zwei sächsische Grafen und der Bischof von Bafel stürzten sich ihm nach; aber auch sie wurden von dem Strudel verschlungen. Da warf sich ein andrer Ritter zu Pferd in den Fluß; er fand den Kaiser vom Strome fortgetrieben mit dem Haupte an einem vorstehenden Baume hangen und brachte ihn aus Land. Man wandte alle Mittel an, um den Besinnungslosen wieder ins Leben zurückzurufen; noch einmal schlug er die Augen auf, sprach noch einige Worte zu seinen verzweifelnden Freunden und verschied (10. Juni 1190). Eine grenzenlose Trauer und Verzweiflung herrschte durch das Lager hin; seru von der Heimat, ohne Führer, rings von Feinden umgeben, sahen sie alle ihr Verderben vor Augen. Vier Tage lang klagte man um den Helden und Führer; dann trat der Sohn des Kaisers, Friedrich von Schwaben, der an Stelle seines 1167 zu Rom an der Seuche verstorbenen Vetters (S. 147) das Herzogtum erhalten hatte, unter die Menge und sprach: „Mein Vater ist zwar gestorben; aber faßt euch und seid Männer und nicht schwach,

2. Geschichte des Mittelalters - S. 122

1887 - Leipzig : Teubner
122 Wilhelm der Eroberer 1066—1087. 700 (nach andern sogar auf 3000) Schiffen, mit einem Heere von 60 000 Mann, unter denen sich auch Vasallen des deutschen Königs Heinrich Iv. aus dessen Erlaubnis befanden, nach England hinüber. Als er ans Land sprang, fiel er zu Boden; da rief er, um die unglückliche Vorbedeutung abzuwenden: „Ich fasse das Land mit beiden Händen, das ich mit Gottes Beistand erobere!" Einer seiner Krieger lief zu einer nahen Hütte, zog einen Strohhalm vom Dache und überreichte ihn dem Herzog als ein Zeichen der Besitznahme. Um feinem Heere alle Hoffnung auf Rückkehr zu benehmen, ließ er alle Schiffe durchbohren. Nicht lange nach der Landung wurde bei Hastings zwischen den Normannen und Angelsachsen, zwischen Wilhelm und Harald die Entscheidungsschlacht geschlagen (14. Okt. 1066). Als der Herzog mit seinem Heere zum Sturm anrückte, ritt vor ihm her der Ritter Taillefer, der als Knabe Wasserträger in Wilhelms Hanse gewesen sein soll; er stimmte das Heldenlied von Roland an, welches das ganze Heer mitsang, und warf mehrere blanke Schwerter wiederholt in die Luft, um sie wieder aufzufangen. Plötzlich flog eins der Schwerter einem englischen Bannerträger in die Brust und streckte ihn nieder. Das war der Beginn des Kampfes, der vom Morgen bis in die Nacht hinein dauerte und nach schrecklichem Blutvergießen mit dem Siege der Normannen endete. Harald fiel mit dem größten Teil feiner Edlen. Nach der Schlacht zog Wilhelm nach der Hauptstadt London und ließ sich dort zum König von England krönen. Aber es folgten noch häufige Empörungen der Angelsachsen, die mit größter Härte und Grausamkeit unterdrückt wurden. Fast alle Lehnsgüter kamen an die normannischen Krieger. Die Normannen brachten die französische Sprache mit, und durch Vermischung derselben mit der angelsächsischen ist die englische Sprache entstanden. Wilhelm der Eroberer starb in Frankreich im I. 1087 während eines Krieges mit dem französischen König. Sein Stamm regierte in England bis zum I. 1154, wo das Haus

3. Geschichte des Mittelalters - S. 146

1887 - Leipzig : Teubner
146 Tritrcr und vierter Zug uach Italien 1163. 1166. yvä/ t y \z az$ V? vy ws-vöc- - Mailand in den Staub geworfen. Nach Mailands Sturz unterwarfen sich voll Schrecken alle Verbündeten desselben; •' sie zerstörten ihre Besestigungswerke, zahlten große Kriegssteuer und nahmen kaiserliche Vögte auf. So stand der Kaiser auf dem Höhepunkt seiner Macht und schaute siegreich über das niedergeworfene Italien, das bis nach Rom hin sich zitternd seinem Scepter beugte. Jetzt konnte er ruhig nach Deutschland zurückkehren, das er in 4% Jahren _ nicht gesehen. ][ck Dritter und vierter Zug nach Italien. Wäh--^ ^ rend des dritten Zuges (1163 — 1164), welchen Friedrich' ohne starkes Gefolge nach Italien machte, geschah nichts >^^^8edeutendes. Aber schon regte sich in den unterworfenen//. Städten, die unter hartem Druck der Vögte seufzten^ <4^‘die Unzufriedenheit; der Papst Alexander setzte sich im /_/ November 1165 in Rom fest und begann alle unznfrie- . denen Elemente an sich zu ziehen und zu einem Bunde gegen den Kaiser zu vereinigen. Viele oberitalischen Städte verjagten die kaiserlichen Vögte und schlossen sich eng zusammen zu gegenseitigem Schutz. Der Kaiser zog also 1 wieder im November 1166 mit einem Heere nach Italien und ging sogleich auf Rom los, um seinen gefährlichsten Gegner, den Papst Alexander, zu stürzen. Während dem aber erhoben sich in seinem Rücken die lombardischen Städte und führten die Mailänder aus ihren Flecken auf die Trümmer ihrer Stadt zurück, wo sie die Häuser wieder aufbauten und die Befestigungen stärker herstellten, als sie früher gewesen. Friedrich kümmerte sich vor der Hand nicht um das, was in seinem Rücken geschah, und griff Rom an. Am 24. Juli 1167 eroberte er die leonv nische Stadt, und die römischen Bürger leisteten ihm den Eid der Treue. Der Kaiser stand wieder als Sieger da, als Herr von Rom, und neben ihm saß aus dem heiligen Stuhle sein Papst Paschalis Iii., den er nach Viktors Tode hatte wählen lassen. Alexander war in der Verkleidung eines Pilgers aus Rom geflohen. Aber das Unglück nahte schnell. Wenige Tage nach

4. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 185

1866 - Leipzig : Teubner
Heinrich in der Schwarze 1039 — 1056. 185 ständigen Sieg, das dritte, welches gegen die Kärntner Mark heranzog, ward bei Pettau an der Drau von Gottfrid, des Markgrafen Arnold S., blutig zurückgewiesen. Von Bbetislaw beraten und unterstützt, drang nun Hein- rich Iii selbst über die ungrischen Grenzen. Haimburg, Preßburgh und andre Ortschaften giengeu in Flammen auf und an der Grau ward Aba zweimal so geschlagen, daß er ins Innere flüchtete. Wol hoffte Peter seine Wiedereinsetzung, allein die Abneigung des ungrischen Volks gegen ihn erschien Heinrich zu groß, als daß er nicht jeden Erfolg dadurch hätte gefährdet gesehn. Er erhob den von Bretislaw empfohlnen Bruderssohn Stephans auf den Thron, aber obgleich 2000 Baiern zu dessen Schutz zurückgelaßen waren, bemächtigte sich Aba sofort des Reichs wieder. Wie hätten dessen Friedens- anerbietungen jetzt mit Ehren angenommen werden können? So gewaltig drangen 1043 die um ihren König geschaarten Deutschen in Ungern ein, daß Aba in demütigende Bedingungen, namentlich die Abtretung des Landes westlich von March und Leitha, willigte. Die ungrischen Großen, ohnehin durch Aba's Schmeicheln um des niedern Volks Gunst gereizt, wurden durch diese Schmach aufs äußerste erbittert. Die Verschwörung unter ihnen ward ent- deckt, doch entflohen die Häupter nach Deutschland. Eben so wol die Kunde von dort bevorstehenden innern Unruhen-), wie die Besorgnis sich noch mehr Feinde im Lande zu erwecken^) hielten Aba von der Erfüllung der bereits beschwornen Bedingungen ab und Heinrich Iii eilte deshalb 1044 mit schwachem Heer über die Grenze. Die Absicht Aba's ihn durch Unterhandlungen hinzuhalten und mit starker Macht zu überfallen, ward so wo.l durchschaut und mit Gleichem vergolten, daß das deutsche Heer in Achtung gebietender Zahl dastand und Aba's Schaaren in das Jnnre nachrückte. Auf der Ebne von Menfö an der Raab sah es sich von ungeheuren Feindesschwärmen (4. od. 5. Jul.) angegriffen, stürmte jedoch unter geschickter Benützung der Umstände4) so gewaltig an, daß jene sich sofort zur wildesten Flucht wandten: einer der herlichsten Ehrentage für deutsche Tapferkeit. In Stuhlweißenburg setzte Heinrich Iii Peter auf den Thron^), bestimmte zu seinem Schutz eine starke Schaar, gab den Ungern aus ihre Bitten das in Baiern geltende Landfriedensgesetz 6), und empfieng die Anerkennung der deutschen Hoheit. Roch zwingender sprach Peter, weil er nur durch Deutschlands Schutz sich sicher glaubte, dieselbe im folgenden Jahre aus, indem er dem auf seine Einladung nach Stuhlweißenburg gekommnen Heinrich Iii durch Überreichung einer goldnen Lanze sein Land zu Lehen auftrug. Der deutsche König also jetzt Gebieter über die weiten Lande bis zu dem Halbkreis der Karpathen! und dennoch nur ein schöner Traum. Die Ungern waren weder geartet, noch gewillt fremde Herschaft zu ertragen und Heinrich fand zu viel anderwärts zu thun um Gehorsam zu erzwingen. Gegen Peter ward die Erbitterung bald so allseitig itub gewaltig, daß als einige der Großen den Sproß des Königshauses Andreas aus der Verbannung zurückriefen, er nicht einmal die Flucht mehr möglich fand. Geblendet lebte er noch zehn Jahre in sicherm Gewahrsam. Die Anhänger des Götzentums regten sich die alten Zustände zurückzuführen, allein Andreas ließ sich von den Bischöfen krönen und gebot, daß jeder christlich und den Gesetzen Stephans gemäß sich zu halten habe. Heinrich Iii erbot er sich zu Dienst und Tribut, doch würde dieser wol nicht die Umstoßung von ihm 1 1) Beide werden jetzt zum erstenmal genannt. — 2) Giesebr. Ii 388. — Z) Büd. > 432. — 4) Den Ungern trieb der Staub ins Gesicht. — 5) Aba ward gefangen und von diesem enthauptet. — 6) Giesebr. Ii 391 mit 641.

5. Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 103

1916 - Leipzig : Teubner
§ 23. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen und seine Zeit. 103 ften fünf Jahre, die der Schwedenkönig unter abenteuerlichen Umstan- Sw. den im Reiche des Sultans zubrachte, war all sein Denken und Trachten darauf gerichtet, ihn zum Kriege gegen Rußland aufzustacheln. Doch nach einer kurzen kriegerischen Unternehmung (1711) schloß der in schwere Bedrängnis geratene Zar mit der Türkei gegen Rückgabe von Asow Frieden. Inzwischen aber hatte sich im Norden die ursprüngliche Verbindung zwischen Rußland, Dänemark und Polen aufs neue gebildet. Da griff auch Friedrich Wilhelm I., der die Ausbreitung der Verbündeten in den schwedischen Ländern an der Südküste der Ostsee Krieg, nicht ruhig ansehen durfte, in den Nordischen Krieg ein und erlangte, namentlich in Anlehnung an Rußland, die Genehmigung zu einer vorläufigen Besetzung Stettins und der angrenzenden Teile von Vorpommern. Zwar erschien 1714 ganz unerwartet Karl Xii. in dem belagerten Stralsund, konnte aber weder diese Stadt halten, noch überhaupt in den solgenden Jahren gegen die Übermacht der Verbündeten, zu denen noch England-Hannooer getreten war, etwas ausrichten. Als er 1718 während der Belagerung der norwegischen Festung Friedrichshall (nahe am Skagerrak), wohl nicht durch Mörderhand, gefallen war, schloß Schweden zu Stock Holm mit Preußen, Däne-mark und Hannover (1720) und ein Jahr später mit Rußland Frieden. Es verlor an das Zarenreich Jngermanland, Esthland und Livland, an Hannover die Stifter Bremen und Verden; Friedrich Wilhelmi. erhielt Vorpommern bis zur Peene mit Stettin und den Inseln Wollin und Usedom. 2. Deutschland-Österreich unter Karl Vi. In jenen Zeiten mußten die Habsburger ihre besten Kräfte gegen den Südosten richten, wo der türkische Nachbar sie zu keiner rechten Ruhe kommen ließ. Bald nach Türknlmege. dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges sah sich auch Karl Vi. in einen neuen Türkenkrieg verwickelt, in dem Prinz Eugen seine letzten und vielleicht glänzendsten Heldentaten vollführte (vgl. die zahlreichen Volks- und Soldatenlieder). Nach zwei entscheidenden Siegen nahm er Belgrad, woraus die Türken sich zur Abtretung großer Teile Serbiens und der Walachei bequemen mußten (1718). Aber alle diese Errungenschaften gingen nach Eugens Tode in einem unglücklichen zweiten Kriege Karls gegen die Türken wieder verloren (1739). Abgesehen von der Türkensorge waren es zwei Punkte, um die sich Karls Vi. Politik unaufhörlich bewegte. Einmal konnte er den Verzicht auf die Hauptteile der spanischen Erbschaft nicht verschmerzen, und zweitens hielt ihn, zumal nach dem Tode seines einzigen Sohnes, die Nachfolgefrage in Österreich in dauernder Aufregung. Sein Haß gegen die Bourbonen, namentlich liegen Philipp V., und die Bestrebungen, rr *■ r * r , m ,'ry / Die Pragmati che einem neuen Erbfolgegesetze, der „Pragmatischen Sanktion , durch santtion.

6. Theil 3 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Ludwig der Frühzeitige König von Ungarn. Er führte seinen Beinamen davon, daß er fast noch ohne Haut geboren worden war, im 14. Jahre schon einen Bart und im 18. graue Haare hatte. Unter ihm fiel Snleiman der Prächtige in Ungarn ein. Es kam zur Schlacht bei Mohacz (1526) an der Donau, etwas nördlich von der Mündung der Drau. Die Ungern erlitten eine Niederlage, und als der junge König, von wenigen begleitet, floh, gerieth er in eine morastige Gegend. Sein Pserd wollte einen Morast überspringen, stürzte zurück, fiel auf seinen Reiter und drückte mit seiner Last den unglücklichen Ludwig in den Schlamm, in dem er erstickte. Erft sechs Wochen später fand man seine Leiche, weil man nicht eher danach suchen konnte. Die Türken zogen 'erst ab, nachdem sie Ungarn grausam verwüstet hatten. Da Ludwig ohne Nachkommen gestorben war, so traten die Ungern zu einer neuen Wahl zusammen. Ein Theil der Stände wählte des Kaisers Karl Bruder, Ferdinand, Ludwigs Schwager, welchen die Böhmen nach Ludwigs Tode, der auch ihr König gewesen war, bereits anerkannt hatten. Aber eine andere Partei in Ungarn wählte den Woiwoden von Siebenbürgen, den mächtigen und unruhigen Johann Zäpolya. Ferdinand zog nach Ungarn und vertrieb seine Gegner nach Polen. Als aber Sulei-man (1529) wieder in Ungarn erschien, stieg Zäpolya von den Karpathen herab; er und die meisten Magnaten vereinigten sich mit Suleimau; dieser eroberte Ofen, die Hauptstadt, und die ungarische Krone, für die Ungern der Gegenstand der höchsten Verehrung, fiel in feine Hände. Er drang bis Wien vor, von wo Ferdinand nach Prag geflüchtet war. Wien wurde von den Türken belagert (1529). Vom hohen Stephansthurme sah man meilenweit nichts als türkische Zelte, und Snleiman vermaß sich, sein Haupt nicht eher niederzulegen, bis er die Christenheit mit seinem Säbel bezwungen. Die Türken gruben Minen und stürmten drei Mal, fanden aber an den Wienern kräftigen Widerstand. Indessen war der Winter vor der Thüre; Suleimau, des weiten Rückwegs gedenkend, brach aus und zog nach Ungarn zurück. Die ungarische Krone gab er dem Zäpolya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sie als König bis an seinen Tod (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Oestreich geblieben. Noch wichtiger war der Reichstag in Augsburg (1530), dem der Kaiser selbst beiwohnte. Auf Anrathen des Kurfürsten

7. Theil 3 - S. 265

1880 - Stuttgart : Heitz
Belagerung von Wien. 265 wer fliehen konnte, floh ihm nach. Der kriegerische Großvezier Kara Mustapha, gesandt von Sultan Mnhamed Iv., umlagerte Wien mit 200,000 Mann und bestürmte es mit solchem Ungestüme, daß die Mauern wankten und die Hoffnung der Belagerten täglich mehr sank. Schon lagen die Türken zwei Monate vor der Stadt, und einmal waren die Stürmenden schon bis auf den Wall vorgedrungen. Fast täglich flogen Minen auf, durch welche die Wälle Lücken bekamen. Endlich bemerkten die hartbedrängten Wiener unter den Türken eine Bewegung, die ihnen eine Annäherung des Entsatzes zu verrathen schien. Der tapfere Commandant Stahrem-berg schickte in dunkler Nacht einen kühnen Reiter, der durch die Donau schwamm, dem kaiserlichen Heerführer, Karl von Lothringen, entgegen,xmit den wenigen angstvollen Worten: „Keine Zeit mehr verlieren, gnädigster Herr, ja keine Zeit verlieren!" Zugleich ließ er, wie die Wiener schon bisher jede Nacht, aber ohne ein Zeichen der Erkennung zu erhalten, gethan hatten, als Zeichen höchster Noth vom Stephansthurme ein Bündel Raketen in die tiefe Finsterniß emporsteigen. Ein feuriger Busch Raketen, die in der Ferne auf dem Kahlenberge in die Luft sich erhoben, diente den Wienern zur Antwort, daß man das Zeichen bemerkt und verstanden habe. Mit dem ersten Strahle der Morgensonne des 11. September zeigte sich ihnen auf der Höhe des Kahlenberges das errettende Heer. Alles, was noch gehen konnte, eilte auf die Böden der Häuser, auf Thürme und Wälle, um sich an dem seit neun Wochen bang ersehnten Anblicke zu weiden, und nun in die Kirchen, um Gott für die nahe Rettung zu danken. Der Prinz von Lothringen, der Kurfürst, von Sachsen, vor allen aber der ritterliche Johann Sobieski, König von Polen, eilten herbei, der bedrängten Stadt zu Hülfe. Jetzt stiegen die Heerfchaaren die Höhen hinab und warfen sich aus die Janit-scharen, die, Kara Mustapha in ihrer Mitte, nur Schritt vor Schritt zurückwichen. Den ganzen Tag wurde hier gestritten; immer näher rückten die Befreier an die Stadt, die, in Angst und Wonne, den ganzen Tag vom türkischen Lager ans bestürmt wurde. Erst am Abend gelangten die Retter bis zu den Vorstädten: Wien war befreit; die Türken ergriff Angst und Schrecken; sie warfen sich, alles zurücklassend, in die schleunigste Flucht. Die Beute war unermeßlich. Am Abend schrieb Sobieski im Zelte des Großveziers an seine geliebte Frau: „Es ist unmöglich, den Luxus zu beschreiben, der in den Zelten des Veziers herrscht: Bäder, Gärtchen, Springbrunnen , Kaninchenhügel und Papageien. Was meine Beute be-

8. Theil 4 - S. 251

1880 - Stuttgart : Heitz
Montenegro. Graf Leiningen. 251 143. Der orientalische Krieg. Wir haben schon wiederholentlich der großen orientalischen Frage gedacht und kommen jetzt auf dieselbe zurück, um sie speciell in ihrer Veranlassung, in ihrem kriegerischen Ausbruch und ihrer friedlichen Beilegung zu beleuchten, zum voraus bemerkend, daß ihre Wichtigkeit minder in den zum Theil erschütternden Begebenheiten der Feldzüge, welche sich über einen großen Theil Europas und Asiens, so wie über weite Meeresstrecken verbreiteten, als in der Umwandlung der europäischen Machtverhältnisse, überhaupt des Systems der europäischen Politik liegt. Als Vorspiel des großen Conflicts, welcher plötzlich den so lange bewahrten Weltfrieden unterbrach, gingen die türkischen Händel mit Montenegro voraus, einem kleinen Gebirgslande von 80—90 Quadratmeilen im nordwestlichen Winkel von Albanien, dessen Bewohner sich eine f actis che Unabhängigkeit unter ihrem Wladika ertrotzt halten und ihrer Armuth durch Raubzüge nach Bosnien abzuhelfen pflegten. Um diesen ein Ende zu machen, zog im I. 1852 die Pforte unter Omer Pascha, einem Renegaten, welcher bereits Proben seines Talents gegeben hatte und bald zu hoher Berühmtheit gelangen sollte, in Bosnien eine Armee zusammen, welche Montenegro von allen Seiten einschloß und im Januar 1853 schon die Hauptstadt des Landes bedrohte. Da gebot Oestreich, welches fürchtete, daß durch Fortsetzung des Krieges die unter den slavischen Völkerschaften gährende Aufregung vermehrt werden könnte, den weitern Fortschritten der Türken Halt. Graf Leiningen wurde zu dem Zwecke nach Constanti-nopel geschickt, wo er auch noch andere Forderungen Oestreichs geltend zu machen suchte, und benahm sich dabei in so energischer Weise, daß die Pforte, von der ihr sonst befreundeten Diplomatie ohne jede Unterstützung gelassen, in allen Punkten nachgab. Man freute sich indeß in Wien nicht lange des in Con-stantinopel errungenen Triumphs, welcher von Rußland nur in der Absicht befördert worden zu sein scheint, um seinerseits der Unabhängigkeit der Pforte einen noch empfindlicheren Schlag beizubringen. Der Sendung des Grafen Leiningen folgte die des Fürsten Menschikow auf dem Fuße nach, welcher vom Kaiser Nikolaus den Auftrag erhielt, wegen Montenegros und wegen der „heiligen Orte" mit der hohen Pforte in Unterhandlung zu treten.

9. Theil 2 - S. 175

1880 - Stuttgart : Heitz
Konradino. Friedrich von Baden. 175 angetragen wurde, und so sehr auch die zärtliche Mutter ihm vorstellte, er sei noch zu jung, um so weit solchen Gefahren entgegen zu gehen, so viel sie auch weinte und ihn bei ihrer Liebe beschwor, noch zu bleiben, so war doch alles vergebens. Schnell wurden die letzten Güter verpfändet. Konradino rüstete sich und die ©einigen, und zog wohlgemuth über die Alpen, nachdem er in Hohenschwangau sie zum letzten Male gesehen. An seiner Seite war Friedrich von Baden, sein Herzensfreund, von gleichem Alter, in gleicher Lage (denn auch ihm war sein Land entrissen worden) und von gleichem Muthe. Von Jugend auf miteinander erzogen, hatten sie die innigste Freundschaft geschlossen und jetzt geschworen. Glück und Unglück miteinander zu theilen. Sie haben ihren Eid auch gehalten und selbst den Tod miteinander erduldet. Als Konradino nach Italien kam, sammelten sich um ihn die, welche mit dem Papste (Clemens Iv.) unzufrieden waren. Er ging auf Rom los; der Papst floh, indem er drohend ausrief: „Des Knaben Größe wird verschwinden, wie ein Rauch. Er zieht hin gen Apulien wie zur Schlachtbank." Inzwischen war die Freude der Römer grenzenlos. Sie führten den Prinzen auf das Capitol und schmückten ihn mit Siegeskränzen. Wie ein herabrollender Schneeball wuchs indeß Konradino's Heer, je näher er der Grenze Neapels kam. Als er hier die Höhe des Gebirges erreicht hatte, von wo man in das schöne Land hinunterschaut — welcher Anblick zeigte sich da seinen trunkenen Blicken! „Aller Schein des Nordens ist hier verschwunden; Hügel und Thäler, Felder, Wiesen und Wälder, an Bächen liegende freundliche Häuser, an den Felsenwänden kühn hinaufgebaute Oerter zeigen sich in unglaublicher Mannigfaltigkeit, und in größerer Entfernung erscheinen, mit dem Dunkelblau des Himmels sich verschmelzend, die ruhigen Flnthen des Sees von Celano. Wie fröhlich jubelnd und aller finstern Ahnungen ledig mag Konradino's Heer in dies neu eröffnete Paradies hinabgeblickt haben! Was mußte der Jüngling fühlen, der dies herrliche Reich, fein Erdreich, jetzt zu feinen Füßen sah!"*) Als Konradino in ein vor ihm liegendes Thal hinabstieg, sah er Karln und sein Heer sich gegenüber am Flusse Gärigliano beim Dorfe Scurcola. , Die Heerpauken und Trompeten erschallen. Mit wildem Geschrei stürzten sich Konradinos kräftige Ritter auf die Franzosen, die, vom ersten Anpralle überwältigt, ihr *) Raumer in seiner Geschichte der Hohenstaufen.

10. Theil 2 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweiter und dritter Kreuzzug. 131 Verlustes des heiligen Grabes seines hohen Alters und unternahm mit vielen deutschen Herzögen, Grafen und Rittern einen Kreuzzug (1189). In Klein-Asien gab es wieder grenzenloses Elend: säst täglich Gefechte, dabei Hunger, Durst und Seuchen. Endlich hoffte man das Schlimmste überwunden zu haben; denn man war nun bis fast an die hinterste Grenze Klein-Asiens gekommen. Eines Tages (1190) war des Kaisers Sohn mit dem Vordertreffen über einen reißenden Bergstrom (Saleph) vorangezogen, während der Kaiser selbst mit dem Hintertreffen noch zurück war, so daß der Strom zwischen ihnen flnthete. Friedrich wollte den Sohn bald einholen. Statt daher über eine Brücke einen Umweg zu nehmen, setzte er, obgleich mau' ihn warnte, durch den reißenden Strom. Aber das Wasser riß ihn fort. Zwar eilten ihm viele zu Hülfe; man bemächtigte sich auch seines Körpers; aber als man ihn ans Land brachte, war er bereits entseelt. Andere erzählen, er sei. am Rande des Flusses hinreitend, abgeglitten und hineingestürzt. Kurz, er verlor hier sein Leben. Dies war ganz in der Nähe des Flusses, in welchem Alexander der Große beinahe seinen Tod gefunden hatte, als er sich beim Baden erkältete. Noch andere sagen, der Kaiser habe an den Ufern des Flusses sein Mittagsmahl gehalten. Das klare kühle Wasser habe ihn zum Bade eingeladen. Er sei hinabgestiegen und habe hier seinen Tod gefunden. Die erste Erzählung ist die wahrscheinlichste. Das Heer klagte vier Tage lang um ihn; dann zerstreuten sich die meisten voll Verdruß; viele gingen nach Hause, andere zogen weiter, aber Jerusalem hat keiner gesehen. Die Leiche des Kaisers wurde in Tyrus beigesetzt. In demselben Jahre (1190) hatten auch zwei andere Könige einen Zug zur Eroberung des heiligen Grabes unternommen, Richard Löwenherz von England und Philipp August von Frankreich. Nach den gewaltigen Anstalten, die sie machten, und nach den trefflichen Fürsten und Rittern, die im köstlichsten Waffenschmucke mitzogen, hätte man glauben sollen, sie würden gewiß recht viel ausrichten. Aber weit gefehlt! Die beiden Könige redeten miteinander ab, eine Seefahrt zu versuchen. Dabei ersparten sie den ganzen langen Weg durch Deutschland, Ungarn und das griechische Reich. Sie mietheten von den italienischen Seestädten, deren Handel damals sehr blühte, Venedig, Genua und Pisa, Schiffe zum Heb erfahren, und schifften sich in Marseille und Genna ein. Aber — Engländer und Franzosen haben sich
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