Homeros.
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aus später griechischer Zeit, aus beiten die historische Forschung nur geringe und unsichere Re-fultate ziehen kann. Vgl. Bernharby, Grnnbr. b. griech. Litt. Ii, 1, 73 sf. Die Deutung des Namens hat schon die Alten viel beschäftigt. Epho-ros wollte, an die Sage anknüpfenb, den Bliuben (o uv oqwv) barin erkennen, Die Neueren benken balb an den Meister der epischen Komposition, den Zufammeufüger (ö^ov -apw); w anbete an eine eng tierbunbette Sängerzunft (o>^oi, Gesellen) , und baraus fei der Name für den ibeellen Ahnherrn der Genossenschaft entlehnt; noch Anbere haben ihn mit dem Namen des alten thrakischen Sängers (9aju/u(ws ibentifteirt nnb ihn zu dem abstracten Dichter gemacht; in neuester Zeit hat Bergk von jeber symbolischen Bebeutung der Geißel ober des Bürgen abgesehen nnb einfach an der historischen Persönlichkeit festgehalten. Ueber das Zeitalter des Dichters weichen bic Alten sehr von einanber ab. Währenb States von Pergamon behauptete, er habe vor der Herakleibenwanbernng gelebt, fetzten Theopomp und Euphorion feine Lebenszeit 500 Jahre nach dem trojanischen Kriege an, so daß die älteste ihm zugewiesene Epoche von der jüngsten nicht weniger als 460 Jahre absteht. Der Wahrheit am nächsten mag die Combination des Herobot (2, 53.) kommen, daß die Blüte Homers 400 Jahre vor feilte Zeit, also ungefähr ums I. 854 v. C. zu fetzen fei. Ebenso streitig wie das Zeitalter ist das Vaterlaub des Homer. Gewöhnlich wurbeu 7 Städte angeführt, die sich um die Ehre, sein Geburtsort zu fein, stritten. Ein Epigramm beigellins (3,11.) nennt: Smyrna, Rhobos, Kolophon, Salantiit (aus Kypros), Jos, Argos, Athen, währenb Variationen bieses Epigramms noch Kynte, Ehios,Pylos nnbjthaka erwähnen. Manche von btefen Stäbten schrieben sich den Homer zu, weil homerische Poesie bei ihnen be-sottbers gepflegt würde, anbere Ansprüche grünbeten sich auf Eolonialtierbittbimgett. Die ältesten Zeugen weifen auf die ionische Küste Kleinasiens und die benachbarten Inseln hin, namentlich auf Smyrna, Jos, Chios und Kolophon. So würde Smyrna ein fruchtbarer Bobett für die epische Poesie, auf welchem ein Homer erwachsen konnte, den wir im Hinblick auf bett ganzen Charakter wie auf einzelne Züge seiner Gebichte für einen Ionier halten müssen. Ueber die Zustäube der epischen Poesie vor Homer s. Epos. Der große Schritt nun, welchen Homer in der Ausbilbung der epischen Poesie vorwärts that, besteht barin, daß er, währenb die Dichter vor ihm nur kleinere Partieen aus dem großen Gebiete der Sage in kurzen Gesäugen behanbetteii, größere, abgeschlossene Ganze eines Sagenkreises nach bett Gesetzen der poetischen Einheit in künstlerischer Composition zusammenfaßte. Der Sagenkreis, ans welchem Homer die Stoffe für feine beiben großen Epen, Ilias und Obyf fee, nahm, ist der troifche. — Die Ilias behaubelt einen kleinen Zeitraum von 2 51 Tagen aus dem 10. Jahre des trojanischen Krieges, den Zorn des Achilleus und beffen Folgen bis zum Tode des Hektor. Achilleus ist von Agamemnon durch den Raub der Briseis schwer gekränkt worben und hält sich daher, allen Griechen zürneitb, von dem Kampfe fern, bis fein heißgeliebter Freuub Patroklos, den er, halb erweicht durch das Unglück feiner Laubsleute, in feiner
Rüstung mit den Myrtniboncit hatte ausziehen lassen, von Hektor in der Schlacht erschlagen wirb. Dies Ereigniß ist der eigentliche Mittel und Wenbepunet des Ganzen, der von dem Dichter allmählich und mit großer Kirnst herbeigeführt wirb. Born Anfang des Gcbichtes an werben wir mit dem Gninbe des Zornes bekannt gemacht, worauf alsbamt die Kampfessceitett folgen, in betten es dem Dichter möglich wirb, währenb Achilleus groceub in feinem Zelte liegt, die einzelnen Haupthelben der Griechen, vor allem int fünften Gesänge Diomedes, in bett Vorbergrutib treten zu lassen. Aber alle Helbenkrast ttttb Tapferkeit ist fruchtlos, so daß man mit steigen-betn Verlangen dem crtblichen Auftreten des Achilleus entgegensieht. So wirb der große Helb auch in feiner Zurückgezogenheit verherrlicht; enblich tritt er auf, aus einem versöhnten Griecheufeiiibe ein furchtbar züruenber Troerfeind geworben, und führt mit uniöiberftehlicher Gewalt die ersehnte Aenberuug des Kriegsglücks herbei: er rächt bett gefallenen Freuub durch Erlegung des Hektor. Währenb der erste Theil der Ilias nur langsam und zögerttb fortschreitet, eilt der letzte rascher seinem Ziele zu. Doch ettbet das Gebicht nicht unmittelbar mit dem Tode Hektors; erst mit der Auslieferung und Bestattung seiner Leiche, nachdem der wilbe Zorn des Achilleus sich in eine milbe Wehmnth umgestimmt hat, kommt das Ganze zu einem das erregte Gemüth des Hörers berithigeitbeu Schluß. Die Obyssee behanbeli die Rückkehr des Obysseus in einem engen Rah men von 40 Tagen; aber auch in biesett engen Grenzen ist ähnlich wie in der Ilias eine Masse Begebenheiten zusammengefaßt, so daß die beiben Gebichte uns eilte Uebersicht über beit ganzen trojanischen Sagenkreis liefern. Die Odyssee zerfällt in 4 Hauptpartieen. Die erste („der abweseube Odysseus") umfaßt B. 1—4. Während Odysseus in weiter Ferne auf der Insel Ogygia bei der Nymphe Kalypso weilt, drohen in seinem Hause die Freier der Penelope, sein ganzes Vermögen zu Grunde zu richten; aber sein Sohn Telemachos, der sich eben als Mann zu fühlen beginnt, ist entschlossen, ihrem Treiben entgegen zu treten, und unternimmt ans den Rath der Pallas Athene hin eilte Reife nach Pylos und Sparta, um nach dem Vater zu forschen. Der zweite Theil, B. 5—13, 92. („der zurückkehrenbe Odysseus"), führt Odysseus von Ogygia zum Lande der Phaiaken, benen er seine früheren Irrfahrten und Abenteuer er zählt, und von ba nach Jthctka. Im brüten Theile, B. 13,93 — B. 19. („der Rache finnenbe Obysseus") schmiebet er mit seinem zurückgekehrten Sohne bei feinem treuen Diener, dem Sauhirten Entnaios, bett Platt zur Rache an den Freiem, welcher im vierten Theile, 33.20—24. („der Rache übettbe Obysseus"), zur Ausführung kommt. Auch die Odyssee ist wie die Ilias ein nach einem kunstvollen Platte I angelegtes Ganze, in welchem alle Theile auf ein gemeinsames Ziel, auf die Heimkehr und Rache des Odysseus, hittstreben und überall das Interesse auf den Einen Haupthelben gerichtet ist; der Plan ist um so kunstvoller ttttb verwickelter, weil mit der einfachen Geschichte von der Rückkehr des Obysseus eine zweite Haitblung verflochten ist, das Auftreten des Telemach gegen die Freier und j feilte Reife. So spielen die Ereignisse und Hand-
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verstand er es im höchsten Grade, sich die aufopfernde Anhänglichkeit seines Heeres zu erwerben und sich eine große Zahl tüchtiger und ergebener Officiere heranzubilden. — Folgendes ist die Uebersicht der Ereignisse des gallischen Krieges, die in einem fast ununterbrochenen Zusammenhange stehen: Seit der Eroberung des eisalpi-
uifchen Galliens kurz vor dem zweiten finnischen Kriege (222) und der Begründung der narbonen-sischen Provinz mit den Städten Aquae Sextiae Und Narbo Marcius (123 oder 122 und 118), von welcher Marius die Kimbern und Xeutonen durch den blutigen Sieg bei Aquae Sextiae (102) abwehrte, hatten die Römer auf dieser Seite keine Erweiterung ihres Besitzes unternommen. Die Eifersucht der zahlreichen gallischen Stämme unter einander hatte dieselben weder im Innern zu größerer Macht gelangen lassen, noch der röm. Provinz ernstliche Gefahren bereitet. Als C. im April 58 in Genf eintraf, war diese durch die Kuude von einem beabsichtigten Einbruch der Helvetier in Schrecken gesetzt. Nachdem er denselben durch Abtragung der Rhonebrücke und einen rasch ausgeworfenen Wall den Weg in die Provinz verlegt hatte, wandten sie sich nordwestlich in das Gebiet der Aeduer (in der Bourgogne), wo sie auf Einverständnis rechneten, erlitten aber bei Bibraete (Autuu) durch die Tapferkeit der römischen Legionen eine schwere Niederlage, woraus die zerstreuten Reste der Auswanderer in die Heimat zurückkehren mußten. Tiefer noch wurde E. in die Angelegenheiten der gallischen Völkerschaften hineingezogen durch die Stellung, welche der germanische Häuptling Ariovist unter ihnen eingenommen hatte. Bon den Seqnanern (in der Franche-Comte) gegen ihre verhaßten Nachbarn, die Aeduer, zu Hilse gerufen, Hatte er diese bezwungen und sich auch unter jenen eine Herrschaft gegründet, die er auf zahlreiche hereingerufene germanische Schaareu stützte. Da er E.s Forderung, den gallischen Boden zu räumen, stolz zurückwies, wurde auch er in einem hart bestrittenen Kampfe völlig besiegt und kehrte fliehend über den Rhein zurück, und E. stand als der Schutzherr der befreiten gallischen Völker da. Aber die Annäherung der römischen Waffen erregte auch in den entfernteren belgischen Landschaften Unruhe. Die Rüstungen bei allen Stämmen von der Maas bis zum Meer, von denen C. Kunde erhielt, wurden als eine Verschwörung gegen das röm. Volk ausgelegt, und Rechenschaft davon gefordert! Da sie nicht genügte, rückte C. int nächsten Frühjahr (57) mit den 8 Legionen, auf welche er willkürlich fein Heer gebracht hatte, in ihr Gebiet ein. Nicht ohne hartnäckige Gegenwehr, durch die sich besonders die Nertiier hervorthaten, brachte er alle Völkerschaften zur Unterwerfung, ohne freilich ihre Kraft für immer zu brechen. Zur Vorbereitung weiterer Unternehmungen ließ er die Truppen zum Theil ihre Winterquartiere an der mittleren Loire beziehen. Die Zurückweisung der Forderung von Lebensrnitteln fürs röm. Heer von den Völkern in der Bretagne und Normandie gab den erwünschten Anlaß weiter vorzudringen. Durch den gleichzeitigen Angriff zu Lande und von der Küste aus mit einet schnell zu Stande gebrachten Flotte wurden auch sie im Sommer 56 genöthigt, die
j Hoheit Roms anzuerkennen. Während C. selbst die Operationen leitete, erfüllte sein Legat P. Erassus die nicht leichte Ausgabe, die aquitaui-fchen Volker bis an den Fuß der Pyrenäen zu bezwingen. Nachdem die gallischen Völker so durch den ersten Uebcrlaitf zu einer Ruhe der Betäubung gebracht waren, begegnete E. auf feinem nächsten Feldzug (55) deutschen Volksstämmen, Usipetern und Tenchterern, welche, von mächtigeren vorgedrängt, am Niederrhein auf dem linken Ufer des Flusses neue Wohnsitze suchten und bei den unterworfenen Galliern leicht die Hoffnung der Befreiung erregen konnten. Mitten während der Unterhandlungen, die wol von beiden Seiten in der Absicht der Ueberlistung geführt wurden, kam es zu einem Kampfe, der mit der Vernichtung der germanischen Schaareu endigte. Nur ihre Reiter, welche bei der Schlacht nicht zugegen gewesen, gelangten ungefährdet über den Rhein zurück ins Land der Sigambrer. Das gab C. den Vorwand, die röm. Waffen auch jenseit des Rheins zu zeigen, den Deutschen zur Einschüchterung und zugleich um in Rom in einem wichtigen Zeitpunct den Glanz seines kriegerischen Ruhms zu erhöhen. Auf einer sorgfältig angelegten Brücke ging er oberhalb Bonn über den Rhein, begnügte sich aber, den Sigambrern und auch den Sueben, wie man ihm berichtete, Schrecken eingeflößt zu haben, und kehrte nach einem Aufenthalt von achtzehn Tagen zurück. Noch mehr fetzte er die Römer in Erstaunen, da er noch im Herbste desselben Jahres einen Uebergang nach Britannien ausführte, das damals noch fast völlig unbekannt war. Von der Küste der Mariner (bei Bonlogne) ging er aus, landete nicht ohne Gefahr und gerieth durch die Beschädigung, welche feine Schiffe durch Unwetter erlitten, in nicht geringe Bedrängnis}. Allein mit Besonnenheit und Kaltblütigkeit trieb er die Angriffe der feindlichen Stämme zurück, zwang sie, einen Frieden durch das Versprechen von Geiseln zu erkaufen, und führte feine Truppen glücklich an die gallische Küste zurück. Der Senat erkannte das Außerodentliche seiner Thaten durch ein 20tägiges Siegesfest an. Im folgenden Frühjahr (54) wiederholte E. mit fünf Legionen und 2000 Reitern eine Landung im südöstlichen Britannien, indem er, bei verschiedenen Anzeichen einer bedenklichen Stimmung unter den gallischen Völkern, den T. Labienus mit einer ansehnlichen Streitmacht zurückließ. Der Widerstand der Britaunier unter ihrem Führer Cassivelaunus war beharrlicher und entschlossener, als das erste Mal, doch unterlagen sie der römischen Kriegskunst und der eignen Zwietracht. Aber auch E. begnügte sich mit den Zeichen der Unterwürfigkeit und trat die Rückfahrt an, wohl wissend, daß er keine bleibende Eroberung gemacht habe. Da brach gegen die vereinzelten Heeresabtheilungen ein furchtbarer Aufstanb, zuerst bei den Trevirern durch Jndu-ciomarus und bei den Ebnronen an der Maas durch Ambiorix, ans. Die Legaten Q. Titurius Sabinns und L. Aurunculejus Cotta würden mit einer Legion und fünf Kohorten niebergehauen. Im Laube der Nervier (in Brabant füblich von Brüssel) entging Q. Cieero nur durch helben-müthige Vertheidigung des mit großer Uebermocht bestürmten Lagers demselben Schicksal, bis C.
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius C. C. P._Erassus Volker T._Labienus Titurius_Sabinns L._Aurunculejus_Cotta Cieero
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als er von den Amazonen zurückkam, die Tochter des trojanischen Königs Laomedon, Hesione, welche einem von Poseidon geschickten Seeungeheuer zur Rettung des Landes ausgesetzt war, glücklich Befreit, gegen das Versprechen des Vaters, daß er die Rosse haben sollte, die ihm Zeus für den geraubten Ganymedes gegeben hatte. Nach Erlegung des Ungeheuers aber hatte Laomedon sein Wort nicht gehalten. Deshalb zog nun Herakles mit einem Heere gen Troja und eroberte es. Laomedon ward erschlagen mit seinen Söhnen, außer dem jüngsten, Podarkes. Hesione wurde dem Helden Telamon, der sich durch Tapferkeit ausgezeichnet, als Siegespreis übergeben; sie kaufte mit ihrem Schleier ihren Bruder Podarkes aus der Gefangenschaft los, der deshalb den Namen P r i a m o s erhielt, d. h. der Erkaufte. Dieser blieb im Lande und erneuerte das Königreich wieder.
Jn Oichalia aus Euböa herrschte der König Eurytos, ein geschickter Bogenschütze. Dieser versprach dem, der ihn im Bogenschießen übertreffen werde, seine schöne Tochter Iole zum Weibe. Herakles besiegte ihn; aber Eurytos gab ihm die Tochter nicht und wies ihn noch mit Schimpf und Hohn aus dem Hause. Deshalb tödtete Herakles nicht lange nachher in seiner eigenen Burg Tiryns dessen Sohn Jph it o s, indem er ihn, den Gast, in einem Anfall von Wahnsinn von der Burgmauer hinabstürzte. Zur Strafe dafür mußte Herakles auf Befehl des Zeus drei Jahre lang um Lohn dienen. Er ward an Omphale, die Königin von Lydien, verkauft, und das Kaufgeld follte dem Eurytos übergeben werden; der aber wies das Blutgeld von sich, und dadurch wurde der Haß und die Feindschaft zwischen Herakles und dem Hause des Eurytos nur noch größer. Bei Omphale versank Herakles in tiefe Schmach; die stolze Königin zog ihm ein langes Frauenkleid an und weiche Sandalen und ließ ihn Wolle spinnen, während sie selbst dabei stand, in seine Löwenhaut gehüllt und mit der Keule spielend, die einst Riesen und Ungeheuer zu Boden geschlagen. Indeß erlaubte sie ihm doch bisweilen auch, aus ein Heldenabenteuer auszuziehen.
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beizustehen. Vom elterlichen Hause eilte Hektor in das Haus des Paris und trieb ihn an, wieder in die Schlacht zu gehen. Dann will er im Fluge noch die Gattin Andromache und sein unmündiges Söhnlein sehen; aber erfindet sie nicht daheim,Andromache ist mit demkinde nach dem Mischen Thore hingeeilt, um von da aus nach dem Schlachtfeld und nach dem Gatten auszuschauen. Als Hektor in die Nähe des Thores kam, das zum Schlachtfeld hinausführte, traf er die Gattin und diedieneriu mit dem Knäblein Astyanax auf dem Arme. Das hing an ihrem Busen gleich einem schönen Sterne. Der Vater sah mitstillemlächeln seinsöhnchen an; Andromache aber trat mit thränenfeuchtem Auge zu dem Gatten, faßte seine Hand und sprach:
„Entsetzlichermann, gewiß, dichtödtet noch deinmnth, du erbarmst dich weder deines stammelnden Kindes noch deines unglückseligen Weibes, das du bald zur Wittwe machen wirst; denn dich werden gewiß die Achäer todten, indem sie alle auf dich einstürmen. Dannwäre es mir dasbeste, wenn ich in die Erde versänke; denn wenn ich deiner beraubt bin, ist mir kein Trost mehr übrig, sondern lauter Weh. Denn ich habe nicht Vater, nicht Mutter mehr; den Vater erschlug Achilleus, als er Theben zerstörte, nebst meinen sieben Brüdern, und die Mutter starb bald darauf eines schnellen Todes. Nun bist du mir Vater und Mutter und Bruder, du bist mir blühender Gatte. Drum erbarme dich und bleibe hier auf demthurme, machenichtdeinkind zur Waise und zur Wittwe deine Gattin." Liebreich antwortete ihr Hektor: „Auch mich härmt das Alles, theures Weib; doch ich müßte mich schämen vor Trojas Männern und Frauen, wenn ich wie ein Feiger aus der Ferne dem Kampf zuschaute. Auch leidet das mein Herz uicht; denn ich lernte stets biederen Muthes zu sein und Zu streiten unter den Vordersten für meinen und meines Vaters Ruhm. Zwar es ahnet mir in meinem Herzen, der Tag wird einst kommen, wo das heilige Ilion (Troja) in Staub sinkt und Priamos und sein ganzes Volk; aber weder dasleid der Troer, noch selbst das derhekabe und des Herrschers Priamos und der Brüder, wenn sie unter der Hand
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Knäblein_Astyanax Theben Ilion Troja
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nicht der verarmte Telemachos, des Odysseus Sohn, sondern einer aus ihrer Mitte König werde. Trotzdem konnte Penelope sich nicht entschließen, durch die Wahl eines der Freier dem wüsten Treiben ein Ende zu machen; sie bewahrtedem Gatten ihre Liebe standhaft und treu, so lange er auch ausblieb. Als die Freier zudringlicher wurden, gebrauchteste, eine würdige Gattin des klugen Odysseus, feine Sift, um sie hinzuhalten und zu beschwichtigen. So bat sie unter andern, sie möchten so lange noch sie mit der Entscheidung verschonen, bis sie ein Leichengewand, das sie ihrem Schwiegervater Laertes webe, vollendet habe; das Gewebe aber wollte nicht fertig werden, denn, was sie bei Tage gewebt, das zog sie während der Nacht wieder ans. Nach länger als drei Jahren wurde die List von einer Magd verrathen, und nun ward sie gezwungen, das Tuch zu vollenden. Mit Bangen und Zagen sah sie den gefürchteten Tag der Entscheidung herannahen. Doch endlich erbarmten sich die Götter ihrer und ihres Gatten.
Einst saßen die Götter aus dem Olympos im Hause des Zeus zusammen beim Mahle, während Poseidon, der Feind des Odysseus, fern bei den Aethiopen am Rande der Erde weilte, um sich an ihren Opfern zu ergötzen. Das benutzte Athene, die Gönnerin des Odysseus und seines ganzen Hauses, um zu bewirken, daß die Götter insgesammt die Rückkehr des Odysseus beschlossen. Hermes ward zu Kalypso gesandt, mit dem Auftrag, daß sie den Odysseus entlasse, und Athene ging selbst nach Jthaka, um dem Telemachos Muth in die Seele zu legen, daß er die Schüchternheit der Jugend ablege und den Freiern mit männlicher Kühnheit entgegentrete. Auch bestimmte sie ihn zu einer Reise nach Pylos zu Nestor und nach Sparta zu Menelaos, damit er dort nach seinem Vater forsche und sich Ruhm gewänne, und sie selbst begleitete ihn in der Gestalt des Mentor, der ein alter Freund seines Hauses war.
Kalypso mußte dem Gebot der Götter gehorchen und gestattete dem Odysseus die Heimkehr. Er baute sich ein kleines Schiss und fuhr ab. Nachdem er schon 14 Tage durch die ruhige Fluth dahingeschifft war, sah ihn Poseidon, der eben
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sehen sollte. Nachdem ihn die Phaiaken zwei Tage lang durch glänzende Feste und heitere Mahle, bei denen er ihnen alle seine Abenteuer ausführlich erzählte, geehrt hatten, wurde er in der folgenden Nacht von einem schnellen Phaiakenfchiff in die Heimat gebracht. Während der ganzen Fahrt lag er in tiefem Schlaf, und als am frühen Morgen die Schiffer an Jthaka landeten, trugen sie den schlafenden Helden mit den Schätzen, die ihm die Phaiaken als Gastgeschenke gegeben, ans Ufer und fuhren davon.
Als Odysseus erwachte, erkannte er fein Vaterland nicht wieder; denn Athene hatte ihm Nebel umher verbreitet, damit er nicht sogleich zu feinem Haufe eilete, sondern alles erst mit ihr verabredete zur Bestrafung der Freier. Er glaubte sich Anfangs von den Phaiaken verrathen und auf einer unbewohnten Insel ausgesetzt; da erschien ihm Athene und öffnete ihm die Augen, und freudig küßte er den vaterländischen Boden. Nachdem Athene ihrem Helden geholfen, feine Schätze zu verbergen, und über den Mord der Freier Rath mit ihm gepflogen, verwandelte sie ihn in die Gestalt eines alten verkümmerten Bettlers und schickte ihn zunächst zu dem Gehöfte, wo sein treuer Diener Eumaios ihm feine Schweine züchtete. Der fremde Bettler ward freundlich von Eumaios aufgenommen und sah bald auch seinen stattlichen Sohn Telemachos eintreten. Der kam eben von feiner Reife nach Pylos und Sparta zurück und war den Freiern, die ihm in einem Schiffe auflauerten, um ihn zu tödteu, glücklich entgangen. Odysseus gab sich heimlich dem Sohne zu erkennen und besprach mit ihm den Plan über die Ermordung der Freier.
Telemachos ging des folgenden Morgens voraus in die Stadt, und Odysseus folgte erst mit Eumaios des Nachmittags; er trug über seiner Bettlerkleidung einen alten geflickten Ranzen und stützte sich auf einen dicken Stab, den ihm der Sauhirt in die Hand gegeben. Unterwegs trafen sie auf den Ziegenhirten des Odysseus, den Melanthios, der es mit den Freiern hielt und ihnen eben feine besteuziegen zum schmause zuführte. Der überhäufte den Eumaios und feinen Bettler mit Hohn und Scheltworten und trat im Vorübergehen den
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Bettler boshaft in die Hüfte. Odysseus hätte dem frechen Sclaven gern seinen Stock über den Kopf gehauen oder seinen Kopf zerschmetternd gegen die Erde gestoßen; aber er bezwang sein Herz und duldete die Schmach. Er wanderte mit dem Sauhirten weiter und kam zu seinem stattlichen Palaste, der vorn an der Stadt lag. Während sie den Hof durchschritten, sah Odysseus seinen alten treuen Jagdhund, der lag sterbend auf dem Miste. Der Hund allein erkannte den zurückkehrenden Herrn, er spitzte die Ohren, wedelte mit dem Schwänze und starb. Odysseus wischte sich heimlich eine Thräne aus dem Auge und trat dann als Bettler in den Saal, wohin ihm Enmaios vorausgegangen war.
Ju dem Saale saßen die übermüthigen Freier und schmausten. Als der Bettler eingetreten war, setzte er sich innerhalb der Thür auf die Schwelle nieder und lehnte sich mit dem Rücken wider den Thürpfosten. Sobald jtelemachos ihn sah, nahm er ein Brot und eine Hand voll Fleisch und gab es dem Enmaios, daß er es dem Alten bringe. Der nahm die Gabe dankbar mit beiden Händen, legte sie sich vor die Füße auf feinen Ranzen und aß begierig, während der Sänger den schmausenden Freiern ein Lied sang. Darnach ging erim Saale bei den Einzelnen herum und reckte bettelnd die Hand aus, und die Freier gaben ihm mitleidig Brot und Fleisch. Als er aber zu Autiuoos, dem vornehmsten und frechsten unter ihnen, herantrat, kam es zwischen beiden zu vorwurfsvoller Zwiesprache, wobei Antinoos so in Zorn gerieth, daß er dem Bettler einen Schemel an die Schulter warf. Aber Odysseus stand fest und unerschüttert wie ein Fels und kehrte kopfschüttelnd zu seinem Platz auf der Schwelle zurück. Hier setzte er sich nieder, legte den gefüllten Ranzen vor sich und sprach: „Ihr Freier der weitgeprieseueu Fürstin, wenn Einer im Kampfe um sein Gut geschlagen und geworfen wird, so schmerzt und kränkt das nicht; aber Antinoos wars mich Elenden um des Hungers willen. Wenn noch ein Gott sich der Armen erbarmt, so treffe ihn das Todesgeschick vor seiner Hochzeit." „Schweig' und friß in Ruh", schrie Antinoos, „oder packe dich, sonst schleift man dich an Hand
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wieder in Händen hatte; er drehte ihn nach allen Seiten um und untersuchte ihn sachverständig, während die Freier ihm verwundert zusahen. Dann spannte er ihn ohne Mühe, wie der Sänger die Saiten seiner Laute, und prüfte mit der Rechten die Spannung der Sehne. Sie erklang hell, wie die Stimme einer Schwalbe, und Schrecken durchzuckte die Freier, ihre Gesichter wurden blaß. Ein lauter Donner vom Himmel erklang. Das war für Odysseus ein freudiges Zeichen; schnell faßt er den Pfeil, zieht die Sehne, und der Meisterschuß ist gethan, der Pfeil ist durch die zwöls Aexte geflogen. „Tele-machos", ruft der Schütze, „dein Gast hat dir in deinem Hause keine Schande gebracht. Noch ist meine Kraft ungeschwächt, so fehr auch die Freier mich verhöhuteu. Jetzt aber wollen wir den Freiern den Abendschmaus geben noch bei Hellem Tage." Aus einen Wink des Vaters warf jetzt Tele-machos fein Schwert um, ergriff die Lauze und stellte sich gewappnet ihm zur Seite. Odysseus aber wars seine Lumpen ab, sprang mit Bogen und Köcher auf die hohe Schwelle des Saales, fchüttete die Pfeile vor feinen Füßen aus und rief mit furchtbarer Stimme den Freiern zu: „Der erste Wettkampf ist vollbracht; jetzt will ich ein andres Ziel mir ersehn; Apollon, der Schütze, wird mir den Sieg verleihn!" Und er schnellte dem Antinoos, der eben den Becher zum Munde hob, den Pfeil durch die Gurgel, daß er zappelnd zu Boden stürzte. Die Freier sprangen erschreckt auf und suchten an den Wänden nach Waffen; sie waren verschwunden. Tobend drohten sie dem Fremdling den Tod; er aber schaute sie finster an und rief: „Ihr Hunde, ihr meintet, ich käme nimmer zurück; drum verfchwelgtet ihr mein Gut, verführtet mein Gesinde, warbt bei meinem Leben um mein Weib, ohne Scheu vor Göttern und Menschen; jetzt ist euch allen die Stunde des Todes gekommen!"
Bei diesen Worten erbebten die Freier, und sie baten um Schonung; als sie aber sahen, daß keine Gnade zu erwarten, zogen sie ihre Schwerter und drangen, indem sie die kleinen Tische als Schilde vorhielten, auf Odyffeus ein, welchem Telemachos, Enmaios und Philoitios, mit Schild und Lauze bewaffnet, beistanden. Athene, die in Gestalt des
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Mentor erschien und dann in Gestalt einer Schwalbe sich auf einen Balken setzte, gab ihnen Muth und Kraft, daß einer der Freier nach dem andern zu Boden gestreckt ward. Nur der Sänger Phemios, der von den Freiern gezwungen worden war, ihnen zu singen, und der Herold Medon wurden verschont. Hierauf wurden die ungetreuen Mägde und Knechte, vor allen der Geishirt Melanthios, blutig bestraft, die Todteu aus dem Saale in den Hof getragen und das Haus gereinigt. Das treu gebliebene Gesinde kam, von Eurykleia bestellt, in den Saal und begrüßte freudig den geliebten Herrn, indem sie ihm Schultern und Antlitz und Hände küßten. Odysseus, in der Mitteseiner Getreuen, weinte vor Wehmuth und Freude.
Penelope hatte während des ganzen Kampfes im Oberstock des Hauses in sanftem Schlafe gelegen. Jetzt eilte Eurykleia die Treppe hinauf und weckte sie und brachte ihr die Freudenbotschaft: „Der fremde Bettler ist Odysseus; er hat alle Freier erschlagen? Ungläubigen Sinnes ging Penelope hinab und setzte sich, schwankend zwischen Angst und Hoffnung, in dem Saale dem Odysseus gegenüber, schweigend und ohne ein Zeichen der Freude; denn sie war schon oft hintergangen worden und fürchtete noch immer, irgend ein schlauer Betrüger möchte sie täuschen. Als aber Odysseus ihr Dinge sagte, die nur ihnen beiden als Geheimnisse bekannt waren, da fiel sie in voller Freude dem längst ersehnten Gatten weinend in die Arme.
Damit die Kunde von der Ermordung der Freier nicht sogleich aus dem Hause dringe zu den Verwandten der Ge-tödteten und diese nicht sofort zur Blutrache herankämen, mußte bis in die tiefe Nacht der Sänger die Laute spielen und das Gesinde zu dem Spiele tanzen, damit die Vorübergehenden vermeinten, es werde hier ein Hochzeitsfest gefeiert. Als aber am folgenden Morgen Odysseus mit Telemachos und feinen Freunden auf das Land ging, um seinen alten Vater Laertes, der sich aus Unmuth und Trauer über das Treiben der Freier und das Geschick seines Sohnes in die Einsamkeit zurückgezogen hatte, zu besuchen, rotteten sich die Verwandten der Erschlagenen zusammen, um die Blutrache
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an Odysseus zu übeu. Allein Athene stiftete nach kurzem Kampfe Frieden und Versöhnung. Noch lauge, bis in sein hohes Alter herrschte Odysseus über sein Volk, geliebt wie ein Vater.
Viii. Agamemnon.
Agamemnon, der mächtige Sohn desatrens, der Bezwinger von Troja, hatte eine kurze und eine glücklichere Rückfahrt als Odysseus; aber seiue Gattin Klytaimnestra hatte ihm nicht, wie Penelope dem Odysseus, treu und keusch den heimischen Herd bewahrt. Kaum zurückgekehrt, findet er im eignen Hause durch die arglistige Gattin den Tod. Sie zürnte ihm wegen der Opferung der Jphigeneia (S. 74) und machte diese zum Vorwand ihrer Treulosigkeit. Während Agamemnon vor Troja lag, verleitete Aigisthos, ein Vetter des Agamemnon, sie zur Untreue gegen ihren bisherigen Gemahl und heirathete sie, und zugleich bemächtigte er sich der Herrschaft im Reiche. Beide waren entschlossen, den Agamemnon, wenn er nach Hause kehrte, durch Mord zu beseitigen. Als nun der König sieggekrönt zurückkam, in der frohen Hoffnung, die noch übrigen Tage seines Lebens in Friede und Freude im Schooße seiner Familie zu verleben, ward er von der Gattin mit verstellter Freude und Untertänigkeit empfangen. Sie eilte ihm vor den Palast entgegen, warf sich vor ihm nieder in den Staub und ließ Purpurdecken von der Thür bis zum Wagen breiten, daß der Fuß des siegreichen Königs den Boden nicht betrete. Kaum aber war er in das Hans eingegangen, so ertönte sein Weheruf. Die Treulose hatte ihm ein Bad bereitet, und während des Bades warf sie listig ein Netz über ihn, in dem er sich verstrickte, und erschlug ihn unter Mithülfe des Aigisthos. Auch Kassandra, die Seherin und Tochter des Priamos, welche als Kriegsgefangene dem Agamemnon gefolgt war, wurde von Klytaimnestra getödtet.
Tie blutige That der Klytaimnestra durfte nicht uuge-
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