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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 141

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Einzelne Staaten Enropa's. 1^1 Indien über Aegypten^ an sich und häufte unermeßliche Schätze zusammen. Seine Eroberungen in Italien verlor es bald wieder; aber seine Bedeutung zur See und seine Herrschaft über die Küsten und Inseln gegen Osten blieb, bis der Seeweg nach Indien entdeckt war. In Unteritalien wurde Konradins Blut bald furchtbar gerächt. Die Franzosen nämlich verübten grenzenlose Gewaltthätigkeiten und pflanzten überall eine tief wurzelnde Erbitterung. Bei einem Feste nun in Palermo, da die Einwohner schaarenweise unweit der Stadt zu einer Kirche wallfahrteten, beschimpfte ein frecher Franzose eine edle Jungsran. „Nieder mit dem Buben!" schrie der ergrimmte Vater. Er fällt; und unter dem Geläute der Glocken erschallt weithin der Ausruf: „Nieder mit den Franzosen!" Was aus dem Felde war, wurde zu Bodeu gestreckt. Dann eilte das Volk zur Stadt, verschonte kein Alter und Geschlecht; und durch gauz Sicilien verbreiteten sich die schauderhaftesten Mordscenen, bis alle Franzosen, viele Tausende an der Zahl, ausgetilgt waren. Dieß ist die sogenannte sicilische Vesper (1282). Karl von Anjou, als er's erfuhr, kam außer sich vor Schrecke«, biß zornig in seinen Stock und rief aus: „So will ich denn der Nachwelt ein Beispiel geben, worüber alle Rebellen zittern sollen." Er belagerte mit einem furchtbaren Heere Messina. Aber noch zur rechten Zeit kam Peter von Aragon, mit dem längst insgeheim unterhandelt worden war, und wurde zum König von Sicilien gekrönt. Karl mußte weichen und behielt nur uoch Neapel. Er starb, von Gewissensbissen gepeinigt. Als sein Geschlecht 1435 erlosch, zankten sich Frankreich, Lparnen und Sicilien um Neapel. Endlich eroberte der spanische König Ferdinand der Katholische Sicilien 1479, und brachte 1504 auch Neapel durch Hinterlist an sich. So blieben beide Sicilien 200 Jahre fang mit Spanien vereinigt.

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 126

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
126 Mittlere Geschichte der Sünden. Unzählige Christen verkauften all ihr Eigenthum und^stetlten sich, von allerlei Träumen getragen, auf freien ?yiip Zum Abmarsche. Dieser sonderbare Schwindel der Christenheit dauerte säst 200 Jahre lang fort obgleich man Hunderttausende vom Zug nicht wiederkehren sah. Man gieng auch srisch an's Werk. Die ersten Schwär, me waren freilich nur zusammengelaufenes Gesindel, das schon in Bulgarien wegeu seiner Grausamkeit größtenteils aufgerieben wurde. Deu eigentlichen ersten Kreuzzug führte Gottfried voubouillou au, ein edler, frommer Held, der mit 90,000 Streitern über den Rhein und durch Deutschland zog, und weil er strenge Mannszucht hielt, glücklich vor Koustautinopel ankam, wo ihn aber der Kaiser argwöhnisch behandelte. In Kleinasien wuchs das Heer mit den Resten der ersten Schwärme ans (100,000 au. Unter unsäglichen Mühseligkeiten, von Hunger und Hitze gequält, von den Türken umwogt, vou den Griechen mannigfach verrathe», zogeu sie durch Kleinasien, und erkämpften nach achtmonatlicher Belagerung Antiochien. Während sie hier unter sich zankten, schloß sie ein mächtiges Türkenheer ein ; die Huugersuoth erreichte den entsetzlichsten Grad. Da gab ein Priester vor, der Apostel Andreas habe ihm im Traum die heil. Lanze gezeigt, mit der Christi Seite durchstochen worden; sie liege in einer Kirche, die er bezeichnete, vergraben. Man grub nach; und der Priester stieg wirklich mit der Lanze hervor. Keine Feder kaun den Enthusiasmus schildern, deu dieses Lügeustück unter den ausgehungerten Kreuzfahrern erzeugte. Sie öffneten bald die Thore, wankten, Schatten ähnlich, doch in guter Ordnung dein Feinde entgegen, und erfochten einen vollständigen Sieg. Doch ein ganzes Jahr lang hatten sie viel gii leide», ehe sie Jerusalem erblickten. Namenlose Wonne ergriff sie endlich, als die lang ersehnte Stadt vor ibren Blicken lag. Sie jauchzten und weinten vor Freuden, warfen sich nieder und küßten den Boden, und wären freilich gerne nur gleich eingezo-

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 157

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
V. Vorbereitungen zur neuen Geschichte. 157 gen wurden unbrauchbar; es kamen andere Bewaffnungen auf; statt der vielen Reiterei errichtete man die Artillerie; auch die Verschanzungsknnst und das ganze Kriegsbauwesen veränderten sich. Der Krieg wurde eine Kuust, die beim Führer viele mathematische Kenntnisse erfordert, während die Heere mehr nur Maschinen gleichen. Freilich wurden die Schlachten mörderischer, indem Tausende in kurzer Zeit niedergestreckt wurden. Aber wer möchte sich die abscheulichen Zerfleischungen zurückwünschen, die vorher Statt fanden, da man mit gräßlicher Wildheit, wie grimmige Raubthiere einander anfiel? Fast gleichzeitig war das Auskommen der stehenden Heere. Statt des alten Heerbanns waren später nur die Vasallen mit ihren Untergeordneten verbunden, aus Befehl des Oberherrn auszuziehen. In der Folge errichteten die Fürsten auch Soldmilizen, aus Schaaren von Miethlingen unter einem Hauptmanne, die sie während des Kriegs für Sold in Dienst nahmen und nachher wieder abdankten. Jetzt wollte man auch in Friedenszeiten stehende Milizen unterhalten und zum Kriege bilden. Den Anfang machte Papst Johann Xxii. (1324 —34). Später errichtete Murad 1. das Kriegskorps der Jauitschareu, die er aus den kräftigsten Jünglingen der besiegten Christen auslas und in Kaserneu zusammenwohnen ließ. Am meisten wirkte das Beispiel des Königs von Frankreich, Karl Vil., der um 1445, nach Beendigung des Kriegs mit England, zuerst eine stehende Reiterei, dann auch ein stehendes Fußvolk aufstellte. Jedes Kirchspiel mußte ihm einen erfahrenen Krieger aussuchen und bereit halten; und die Stände bewilligten hiefür eine allgemeine Kriegssteuer. Diesem Beispiel folgten bald alle Staaten. Damit wurde der Wildheit des Faustrechts und den Räubereieu gesteuert. Die einflußreichste Erfiuduug ist die der Buchdrucker-kunst geworden. Bis dahin konnten Bücher nur durch Abschreiben vervielfältigt werden, weßhalb sie immer selten und kostbar waren. Nachdem man aber schon darauf

4. Bd. 4 - S. 33

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 5. Der griechische Aufstand. 33 rieth wohl auf einer Nationalversammlung, welcher der europäisch gebildete Mavrokordatos vorstand; allein die Klephten der Berge haßten solche Halbsranken und giengen meist ihren eigenen Weg, wohin immer Bente lockte. Die herrliche Insel Skio war im April 1822 vom Kapudau Pascha so greulich verwüstet worden, daß man kaum mehr einen Griechen dort traf; 23,000 lagen ermordet , 47,000 wurden auf den Sklavenmärkten verkauft. Die Rache übernahm der Idriote Miaulis sammt dein Psarioten Kanaris; sie zündeten 19. Juni 22 durch Brander die türkische Flotte an und verbrannten ihre besten Schisse; selbst der Kapudau Pascha wurde vom fallenden Mastbanm tödtlich getrosten; der Rest floh nach den Dardanellen. — Lange wogte tunt der Kamps zu Land und zur See. In ganz Europa bildeten sich Hellenenvereine, um mit Geld, Wasseu und anderen Bedürfnissen den Glaubensbrüdern beiznsteheu; eine Million Fcs. gab allein der Genfer Eyuard. Auch Philhelleuen zogen ihnen zu, wie der württembergische Geueral Normauu, der Franzose Fabvier, die Engländer Hastings, Gvrdon, der Dichter Lord Byron:c. und suchten ihre Kriegskunde zu verwerthen oder doch die Reihen der Freischaaren zu verstärken, freilich mit sehr zweifelhaftem Erfolge. Die Großmächte sahen scheel zit allen diesen Bemühungen, einer Revolution den Sieg zu verschaffe«; am liebsten hätte noch Kaiser Alexander sich seiner Glaubensgenossen angenommen, aber Metternich überzeugte ihn auf dem Congreß zu Veroua 1822 (S. 22), daß jede Art von Empörung mit Conse-quenz abgewiesen werden müsse. Mit innigster Theilnahme dagegen sahen die Freiheitssrennde aller Länder, wie hier endlich eine Nationalerhebung gelinge, von der sie sich die Wiederbelebung der alten hellenischen Herrlichkeit versprachen. Nach dem schmählichen Ausgang der romanischen Militäranfstände gewann dieser Volkskampf die Sympathien auch der Strenggläubigen, der Legitimsten und Fürstensöhne, und schwoll zu einer Begeisterung an, welche wir jetzt, nachdem die Griechen ein halb

5. Bd. 4 - S. 195

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 14. Das mexikanische Kaiserthum. 195 aber schon Anfangs 1865 mit dem Niebergang der kon-föberirten Sklavenstaaten erhoben die Jnaristen allenthalben ihr Haupt; und das unheilvolle Dekret vorn 2. Okt. 65, daß solche Banbensiihrer und alle Kriegsgefangene als Räuber zu erschießen seien, ein Dekret, zu welchem Bazaine den Kaiser gebrängt hatte, entzünbete nur noch mehr den Bürgerkrieg. Jnarez braug im Norben vor, bnrch die Amerikaner kräftig unterstützt; und jetzt verlangten letztere von Napoleon den Abzug seiner Truppen und zwar schleunigst (Juni 66). Das französische Volk hatte das kostspielige Abenteuer seines Kaisers nie gebilligt, einem Krieg mit der Union mußte es vollenbs ans dem Wege gehen, weil babei viel zu verlieren, aber nichts zu gewinnen war. Der Rückzug des Heeres würde bemnach verfügt. Max war bavon wie vom Blitz getroffen; noch tiefer schmerzte ihn, daß Napoleon als Grnnb biefer Maßregel die Nichterfüllung des Vertrags von Miramar bezeichnete, obwohl Max allem aufgeboten hatte, die französische Schulb zu tilgen. Erschüttert rief er aus: Man hat mit mir ein unehrenhaftes Spiel getrieben! Seine Gemahlin eilte nach Paris, um an den geheimen Artikel des Vertrags zu erinnern, wor-uach die Franzosen bis 1868 in Mexiko bleiben sollten; ihr Flehen blieb unerhört. Sie reiste Aug. 66 nach Rom,^ den Papst zu beschwören, daß er auf die schwierigen Verhältnisse Mexiko's boch Rücksicht nehme; er blieb ungerührt. Da verfiel sie in unheilbaren Irrsinn. Ba-zaine, mit einer reichen Mexikanerin vermählt, von Maximilian mit Wohlthaten überhäuft, überließ ihn nun seinem Mißgeschick; nicht nur zog der Marschall selbst Februar 67 unter dem Jubel der Bevölkerung aus der Hauptstabt ab, und zwang auch die französischen Offiziere der mexikanischen Armee, ihren Eib zu brechen und mit ihm zurückzukehren, bestahl noch seinen Wohlthäter und vernichtete lieber Pulver und Waffen, als daß er sie an Max überlassen hätte. Mit dem Ruf: Auf gegen Berlin! schifften sich (März 67) die letzten Franzosen ein. 9*

6. Bd. 4 - S. 194

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
194 Ti. Die Zeit neuer Staatenbildungen. zuwerfen. Als daher die mexikanischen Gesandten ihm in seinem schönen Schloß Miramar den Antrag überbrachten, nahm er ihn an, „so bald die Nation durch freie Abstimmung ihn rufe." Und diese Abstimmung besorgte General Bazaiue, Forey's Nachfolger, indem er gegen den nordwärts geflüchteten Juarez zog und die Stimmen der Ortschaften, die er unterworfen oder berührt, einsammelte; in Kürze hatten ihrer 2000 sich wirklich für Max erklärt, der sich demnach einreden konnte, vom Volke selbst ans den Thron Montezumas berufen zu seilt. Napoleon versprach ihm, 25,000 Manu in Mexiko zu lassen, bis der neue Kaiser ein eigenes Heer ans Europäern und Einheimischen gebildet hätte, und ihm das nöthige Geld zu leihen, das abzuzahlen Max sogleich anfangen müsse. 270 Mill. Fr cs. hatte die Expedition bereits gekostet. Der junge Kaiser schied schmerzbewegt von seinem lieben Miramar, holte erst in Rom den Segen des Papstes und zog dann mit seiner hoffnungstrunkenen Gemahlin Charlotte von Belgien, deren weiser Vater übrigens das Abenteuer gebilligt hatte, und einer kleinen Schaar von Oestreichent und Belgiern, die ihm freudig gefolgt waren, 12. Juni 64 in Mexiko ein. Eine edle Kraft von Josephs Ii. Art, die alles mit Hast und Feuer angriff, aber nichts zum Ziel führte. Während Bazaiue in den entlegenen weglosen Provinzen den Krieg gegen die Republikaner fortsetzte, suchte Max die zucht- und treulosen Parteien zu versöhnen, eine Verwaltung zu schaffen, ein Heer zu organisireit rc. Natürlich kannte er auch die Männer nicht, denen er sein Zutrauen schenkte, vergriff sich in manchen und durchkreuzte je und je die Plane des schärfer blickenden Bazaine. Das Kirchengnt den Käufern wieder zu entreißen, Protestanten auszuschließen und andere Forderungen des Papstes und der Klerikalen zu befriedigen, fand er unausführbar; so stieß^r aber diese ab, ohne doch die Liberalen zu gewinnen, die ihn völlig abhängig von Bazaine sahen. Dieser erlangte den Marschallstab, weil er Juarez über die Grenze nach Texas gejagt hatte;

7. Bd. 4 - S. 196

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
196 Ii Die Zeit neuer Staatenbildungen. Sie hätten gerne Max mitgenommen; aber dieser warf sich nun den Ultramontanen in die Arme, welche ihn beschworen, sie doch nicht im Stich zu lassen, und ihm Geld, Kredit und Soldaten versprachen, obwohl ihnen nichts von allem zur Verfügung stand. Er zauderte noch in Orizaba, kehrte aber dann in die Hauptstadt zurück, und warf sich Febr. 67 nach Querstaro, wo er von den Republikanern unter Escobedo belagert wurde. Von Verrath umgeben, kämpfte und litt er sich ritterlich, mehr Soldat als General. Ein entscheidender Ausfall war auf den 15. Mai beschlossen. Da ließ Oberst Lopez, der von ihm mit Auszeichnungen reich bedacht war, aber längst in geheimer Verbindung mit den Belagerern stand, für 2000 Unzen Goldes eine Abtheilung der Juaristen bei nächtlichem Dunkel in die Stadt ein. Max erwacht, sah sich von Feinden umringt, wurde zuerst von einem Oberst Rincon großmüthig „als bloßer Bürger" entlassen, suchte dann aber umsonst seine Getreuen um sich zu schaaren und übergab seinen Degen einem General. Man stellte ihn vor ein Kriegsgericht, das ihn in Folge seines eigenen, verhängnisvollen Dekrets zum Tode verurtheilte; trotz aller Bemühungen fremder Gesandten wurde er nebst zwei Mitgefangenen 19. Juni 67 erschossen. Seine Leiche fand in Wien eine ehrenvolle Bestattung. Juarez aber herrschte noch bis 1872, freilich wieder und wieder bedrängt von den endlosen Revolutionen des unglücklichen Landes. Eine wirkliche Erneuerung desselben liegt ferner als je; nur in der Einführung des Evangeliums durch Amerikaner, die protestantische Gemeinden gründen, und in zunehmender Schulbildung sehen wir Keime einer bessern Zukunft. Wie scharf aber Napoleon für seine Einmischung in diese Händel gezüchtigt wurde, wird sich später zeigen; auch durch einen Eoudoleuzbesuch, den er (Aug. 67) beim östreichischen Kaiser in Salzburg machte, konnte er das bittere Gefühl der Völker, daß er einen der besten Prinzen seinem Ehrgeize geopfert habe, und am Ende doch selbst der Betrogene sei, nicht umstimmen. Mit der Hebung

8. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

9. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

10. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner
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