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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 36

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
36 krftiges Volk, muten sich aber zuletzt den Spartanern unter-werfen. Besonders zeichnete sich unter den Messeniern Aristode-mus aus. Die Messenier hatten, wie die Sage berichtet, von dem Orakel in Delphi den Bescheid erhalten, da sie siegen wrden, wenn eine Jungfrau aus kniglichem Geschlechte den Gttern ge-opfert wrde. Als sich darber ein Streit unter den Messeniern entspann, bot Aristodemus, welcher aus dem kniglichen Hause abstammte, seine Tochter zum Opfer an und tdtete sie mit eigener Hand. Die Messt nier nahmen nun den Aristodemus zu ihrem Fhrer, und die Spartaner verloren wegen Erfllung des Orakel-spruches den Muth. Aristodemus fhrte glnzende Thaten aus und schlug die Spartaner gnzlich. Als aber ein neuer Orakel-sprach bekannt wurde, da dasjenige Volk siegen wrde, welches zuerst hundert Dreise in dem Zeustempel zu Zthome, welches der Hauptplatz der Messenier war, aufstellen wrde, so kamen die Spartaner den Messeniern zuvor. Ein Spartaner schlich sich ver-kleidet nach Jthcme und stellte hundert ganz kleine Dreife von Thon in dem Tempel aus. Aristodemus selbst, durch andere Zei-chen und bse Trume geschreckt, verlor jetzt den Muth und tdtete sich auf dem Grabe seiner Tochter, welche er vergeblich geopsert hatte. Ein anderer Held in dem spter wieder ausbrechenden Kampfe der beiden Völker war Arist omenes, ern juuger, khner Mann aus kniglichem Geschlechte. Tapfer wie Achilles und listig wie Odysseus fhrte er mit einer Schaar auserlesener Jnglinge viele verwegene Abenteuer aus, drang mehrere Male bis in die Nhe von Sparta vor und schlich sich, wie die Sage meldet, sogar in Sparta selbst in den Tempel der Athene ein und heftete daselbst seinen Schild aus mit der Inschrift: Aristomenes weiht aus der spartanischen Beute diesen Scheld der Athene!" Aber obgleich Ari-stomen.es noch manche herrliche und glckliche That ausfhrte, so wurden doch endlich die Spartaner Sieger. Viele von den Messe-niern wanderten aus und grndeten aus der Insel Sicilien die Kolonie Messana (Messina). . 19. Die Athener. Kodrus. Drakon. Whrend aus dem dorischen Stamme das spartanische Volk als das mchtigste im Peloponnes heranwuchs, entwickelte sich in Attila aus dem jonischen Stamme das Vock der Athener zu so hoher Blthe, da es das bedeutendste in Mittelgriechenland wurde

2. Erzählungen aus der Geschichte - S. 179

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
179 nur mit dem Schwerte gegen die tapferen und hinterlistigen Seid-schuken, sondern auch gegen Hunger, Krankheit und Hindernisse aller Art zu kmpfen. Tausende verloren elend ihr Leben, und viele siengen an zu verzagen; manche auch kehrten um. Aber Gottfrieds entschlossener Muth hielt die Tapfersten zusammen, und endlich im Mai 1099 betraten die aus tausendfltigen Gefahren brig gebliebenen, nur noch 40,000 an der Zahl, das gelobte Land. Am 6. Juni 1099 bestiegen sie eine Anhhe, von welcher aus sie aus Jerusalem herabschauen konnten. Alle riefen laut aus: Jerusalem, Jerusalem!" und konnten nur mit Mhe von Gottfried aufgehalten werden, da sie nicht tollkhn und ohne Ordnung aus die Stadt losstrzten. Nachdem man mit groer Noth in der holzarmen Gegend die Kriegsmaschinen und Sturmleitern zu-sammengebracht hatte, wurde am 12. Juni ein allgemeiner Sturm gewagt. Zurckgeschlagen wiederholte das Kreuzheer am folgenden Tag den Angriff, und mit dem Ruf: Gott will es!" strzten sich die Krieger auf die Mauern. Gottfried von Bouillon war der erste, welcher von der Mauer in die Stadt sprang. Er hatte den Weg gebahnt, bald waren die Thore geffnet, und das ganze Heer fllte die Stadt. In furchtbarem, erbarmungslosem Morden wurde Alles niedergemacht, was den von Rache wthenden Kriegern entgegen kam. Nur wenige Einwohner blieben ans dem schreck-lichen Blutbade brig. Dann, als die erste Wuth befriedigt war und die Besinnung wieder kehrte, eilten die kampseswilden Krieger mit entbltem Haupte den heiligen Orten zu und brachten auf den Knieen Gott Dankgebete dar. Nach der Eroberung der Stadt wurde Gottfried von Bouillon von den Rittern zum König von Jerusalem gewhlt. Er aber lehnte eine solche Wrde ab, denn er wollte nicht da eine Knigs-krne tragen, wo der Erlser die Dornenkrone getragen hatte; ernannte sich nur Beschtzer des heiligen Grabes. Gottfried starb jedoch schon im folgenden Jahre 1100, und sein Bruder Balduin nahm mit der Herrschast den Titel eines Knigs an. Das christliche Reich in Palstina war_ aber durch die Er-oberung von Jerusalem keineswegs schon befestigt. Denn die Tr-ken waren sehr mchtig, und von ihnen wurden die Christen wieder-holt beunruhigt und oft in groe Gefahr gebracht. Daher wurden zu ihrer Untersttzung noch sechs Kreuzzge mit wechselnden Erfolgen aus Europa unternommen. Als der Eifer aber erkaltete und auch andere Verhltnisse in Europa ferneren Unternehmungen hindernd in den Weg traten, unterlag das christliche Reich in Palstina, welches fr sich zu schwach war, den feindlichen An-griffen. Im Jahre 1291, also fast 200 Jahre nach der Erobe-ruug von Jerusalem, wurde die letzte Stadt der Christen, Ptolemais 12*

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 108

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
108 - 3. Die Flur (Gemarkung) gehrte als Gemeinbesitz (All-inenb) der ans mehreren Hfen sitzenden Blntsgemeinde (Sippe), welche Bodennutzung und Weide alljhrlich verteilte. Holz und Streu bot die gemeinsame Mark", der Wald, welcher die Flur meilenweit umgrenzte. Auch Jagd und Fischfang gehrte allen. Als Wohnung bargen notdrftig zurechtgezimmerte Huser, im Winter auch wohl unterirdische Hhlen den Freien und seine Gste, die er jederzeit freundlich aufnahm und mit Kampfspielen und Waffentnzen ehrte. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte wurden weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied in der freien Natur auf. Fr Reinlichkeit und Abhrtung sorgten tgliche Flubder. Erst die Erwachsenen trennten sich nach Stnden. 4. Der freie Jngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Fürsten oder Verwandten die Waffen, die er nie wieder von sich legte. Fortan nahm er teil an den Volksversammlungen und Opferschmusen, an Fehden und Kriegszgen und jagte hoch zu Ro, mit Rden und Falken den Wolf und den Schelch, die zahlreich in den Wldern hausten. Stolz brachte er die Brenfelle heim und die Hrner des Auer-ochsen, die mit goldenem Beschlge bei den groen Trinkgelagen in der Halle kreisten. 5. Aber des freien Germanen hchste Lust war der Krieg. Im Lederkoller, bald auch im geflochtenen Kettenhemd, unter dem Helm von Leder oder Blech zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland zu erobern. Hundertschaft neben Hundertschaft in der Keilform des Eberkopfes geordnet, schritten die Geschlechter (Sippschaften) unter dem Vortritte des Huptlings zum Sturm, ihre Götter und Helden preisend in weihevollem Schildgesang", der von der Wlbung des vor^ den Mund gehaltenen Schildes siegverheiend wiederdrhnte. hnliche Lieder sangen sie daheim beim schumenden Met. Die Fhrung des Heerbannes stand dem Herzoge zu, welchen die Freien in der Volksversammlung auf offener Malstatt" ge-wohnlich aus den angesehensten Heldengeschlechtern whlten und zur Schau auf dem Schild emporhoben. Um ihn, aber auch um andere Fürsten scharten sich ehrbegierige Jnglinge zu einer Gefolgschaft, Gesinde genannt, einem Bunde der Huld und Treue auf Leben und Tod. Wer ohite den Huptling oder ohne den Schild heimkehrte, verfiel der Ehrlosigkeit; aber auch der Fürst lie seine Degen" niemals im Stich.

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 12

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
12 - 4. Aber noch war Poseidons Rache nicht gesttigt. Ein wtender Sturm zerri das Fahrzeug. Nur der Schleier, den ihm die Meergttin Leukothea lieh, rettete ihn vom Untergang. Zwei Tage und Nchte lang schttelte ihn das Meer umher, bis dem Todmden die Landung glckte. Er war auf der Insel der Phaiaken: hier hatte der Zorn des Erderschtterers^keine Macht mehr der ihn. Aus tiefem Schlafe weckte ihn am folgenden Tag das lustige Treiben der Mdchen, mit denen die holde Knigstochter Naufikaa an der Dne Wasche hielt. Beseelt von Athenens Geiste, gab sie ihm Kleider und wies ihm den Weg zu ihres Vaters Schlo. Festlich empfingen und bewirteten ihn die Pha-fen; und als er seinen Namen nannte, rsteten sie ein Schiff, das ihn an Jthakas Gestade brachte. Er schlummerte, während sie ihn ans Land trugen und die reichert Geschenke ihrer Fürsten in der Nymphengrotte bargen. 5. Athena geleitete ihn zu seinem wackeren Hirten Eumaios und verwandelte ihn in einen Bettler. Unerkannt betrat er seine Bnrg und war selbst Zeuge, wie sich [eine Gattin Pene-lopeia der Unterknige erwehrte, die sie aufdringlich umwarben und sein Gut verpraten. Ihn selbst hhnten und mihandelten Die Freier. Endlich erhob er sich in seiner Heldenstrke: mit seinem Bogen, den keiner von ihnen zu spannen vermochte, scho er die Frevler alle nieder ohne Erbarmen. Dann entshnte er sein Haus und freute sich des Wiedersehens mit seinem treff-lichen Sohne Telemachos und seiner treuen Penelope. Sie hatte es verdient, da er sie zwei Gttinnen vorgezogen. 5. Die Tantaliden. 1. Die Halbinsel Morea, welche der Korinthische und der ^-aronische Meerbusen von Mittelgriechenland scheiden, hie im Altertunte Peloponnes, Insel des Pelops, der aus Asien gekom-inen war, um eine neue Heimat zu suchen. Seinen Vater, den König Tautalos, hatte Zeus zum Mahle geladen, aber dann, weil er Geheimnisse preisgab, in den Tartaros verstoen; dort stand der Greis in einem spiegelklaren See, und lachende pfel und Birnen, Feigen und Oliven hingen ihm aufs Haupt; aber Trank und Speise wichen zurck vor dem ewig Darbenden. 2. Pelops' Nachkommen, die Tantaliden, erbten die Herr-schast der Halbinsel; aber sie erfllten auch die Welt mit dem Ruf ihrer Greuelthaten. Zu ihnen gehrten die Atviden Agamemnon und Menelaos. Im botischen Hafen Aulis mute Agamemnon, um fr die Acherflotte zur Fahrt gen Troia gn-

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 46

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
46 Eid gebrochen, der uns abhielt, Lebensmittel zu nehmen, wo wir sie finden!" sprach er zu einigen vertrauten Hauptleuten, die er geweckt hatte; raffen wir uns auf, ehe auch wir in die Hnde des Knigs fallen!" In mitternchtlicher Stunde versammelten sich die Offiziere, dann die Sldner, und whlten neue Feld-# Herren, ^enophon bernahm die gefhrlichste und schwierigste Aufgabe: die Fhrung der Nachhut. Wer leben will und die Seinen wiedersehen, der helfe siegen!" rief er den Kriegern zu, die seine schlagende Beredsamkeit mit frhlicher Zuversicht erfllte. 4. Nun begann jener wunderbare Rckzug der Zehn-tausend aus dem Lande der Dattelpalmen durch die Schnee-berge Armeuieus ans Schwarze Meer. Xenophort war der Trost, die Seele des Heeres. Sein Vorbild schlichter Frmmigkeit und freudigen Vertrauens scheuchte allen Kleinmut hinweg. Wo man den Gttern Ehrfurcht zollt, in den Waffen sich bt und strenge Kriegszucht hlt, wie sollte da nicht alles guter Hoffnungen voll sein!" schrieb er einmal. Er schuf eine kleine Reiterschar, um nachdrngende Feinde abzuwehren, und aus Rhodiern und Kretern einen Schwrm Schleuderer, deren Bleikugeln selten ihren Mann fehlten. Wo es galt, in schwierigem Gelnde die Ordnung auf-recht zu erhalten, den Durchgang durch einen Pa oder der eine Brcke zu erzwingen, eine Felsenfeste zu strmen: berall war Beenophon zur Stelle, berall wute er guten Rat und war der erste, ihn auszufhren; und der Spartaner Cheirisophos, der die Vorhut fhrte, leistete ihm rechtschaffen Vorspann. Unter bestndigen Kmpfen zogen sie durch das wilde Kurdi-stan mit seinen himmelhohen Bergen; in Armenien kreuzten sie in klaftertiefem Schnee die Quellbche des Tigris und Euphrat. Dort wollten manche, vor Hunger und Klte verzweifelnd, liegen bleiben; aber der nachrckende Xenophoit las alle treulich auf und brachte sie in die teilweis unterirdischen Winterdrfer, wo aller Art Fleisch und Gerstenwein" sie wieder auf die Beine brachten. Endlich fhrte ein Eingeborener die Griechen der einen Berg. Von der Vorhut her hrte man lautes Geschrei; alles drngte nach vorn; einen berfall vermutend, wirft sich Xenophon aufs Pferd; bald unterscheidet er den jauchzenden Ruf: Thalatta, Thalatta" (das Meer)! Offiziere und Soldaten umarmen sich unter Freuden-thrnen; in der Ferne blitzt der Spiegel des Meeres! Aus zusammengetragenen Steinen schichteten die Sldner eine Pyramide auf, die sie mit Huten, Stcken und erbeuteten Schilden be-hngten. Den Wegweiser entlieen sie reich beschenkt. Das Meer war des Griechen Freund ; das Schlimmste war berstanden. 5. Nur ein Stamm versuchte noch den Durchmarsch zu weh-reu. ^Diesen Feind mt ihr auffressen mit Haut und Haar," sagte

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 290

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
290 Stromtid" und Franzosentid" zu werden. In der Festungs-tid" hat er seine Leidensgeschichte geschildert. Verdrossen durch das Schalten der heimischen Polizei, wen-beten viele dieser jungen Männer ihre begeisterte Thatenlust den Erben bei- alten Hellenen zu, die um ihre Befreiung stritten. 2. Den Trken galten die unterworfenen Christen als eine willenlose Herbe, die Rajah". Schwer gebrckt bnrch Abgaben, von benen ruberische Beamte neun Zehntel unterschlugen, baute bei- Landmann nur soviel an, als er notwendig brauchte; alles Weitere ward ihm ja doch genommen. Weder in seiner Htte oder vielmehr Erdhhle, die mit Zweigen gedeckt war, noch im Anbau seiner cker beichte er an Verbesserungen. Vier Fuftel des Bobeus lagen brach; vor den Thoren Konstantinopels breitete sich im gesegnetsten Gelnde eine Einde aus. Ob die Schtze dieses Landes einmal statt der trgen Osmanli ein anderes Volk heben soll und welches, das ist der Inhalt der Orientalischen Frage. Die verzweifelnde Rajah emprte sich gleichzeitig an der Donau, in Hellas, im Peloponnes und auf den Inseln des Archipels. Die Teilnahme mit den Griechen war allgemein, am grten bei der gebildeten Jugend Deutschlands. Vereine von Griechenfreunden (Philhellenen) sendeten Geld und Freiwillige. Der junge Dessauer Gymnasiallehrer Wilhelm Mller, ein Veteran aus den Freiheitskriegen, feierte den unglcklichen Ale-xand er Apsilanti, der nach einem fehlgeschlagenen Feldzuge, von den sterreichern verhaftet, auf Munkacs' hohem Turm" schmachtete, und die jungen Helden der Flotte, welche die Kauf-Herren von Hydra und Spezza ausgerstet hatten. 3. In den Thermopylen fiel thanasios^ Diako s mit seinem Huflein im Kampfe gegen hundertfache berzahl. Als der trkische Kapudau Pascha (Groadmiral) trotz verheiener Amnestie die schne Insel Chios verwstete, da von 100 000 Einwohnern nur 1800 brig blieben, 50000 die Sklavenmrkte bevlkerten, sprengte ihn Konstantin Laskaris auf dem festlich beleuchteten Admiralschiffe mit 2000 Gsten und Soldaten in die Lust. Verzweifelt widerstand die Festung Misso-luughi in Westhellas einer wiederholten Belagerung. Dort starb der erlauchteste Philhellene, der junge englische Dichter-Lord Byron, wenige Monate nach seiner Ankunft. Die Hohe Pforte" mute die Hlfe des gyptischen Paschas Mehemed Ali anrufen. Als arnautischer Bchsenspanner mit seinem Pascha gegen Bonaparte nach gypten gesendet, hatte er sich emporgearbeitet und seine Provinz fast unabhngig gemacht. Jetzt lie sein Adoptivsohn und Feldherr Ibrahim die Auf-

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 123

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 123 - langte doch unter ihrer straffen Verwaltung das verdete Land zu Ordnung und neuer Blte. Die Langobarden waren bei aller Wildheit ein tchtiges und edles Volk. Das beweisen seine Sagen vom jungen Alboin, welchem der Gepidenknig Turisind die Waffen seines von Alboin erschlagenen Sohnes Turismod schenkte; von König Authari, der unerkannt seine bayerische Braut Theudelinde be-suchte, oder vou dem Knaben Leupichis, der, aus avarischer Knechtschaft entrinnend, den Spuren eines Wolfes folgte, um sein verfallenes Vaterhaus in Friaul aufzufinden. 5. Die niederdeutschen Völker. 1. Weit weniger als die Ostgermanen wurden die west-und norddeutschen Stmme von der groen Vlkerbewegung berhrt. Nur aus den Sachsen und Angeln zogen unter den sagenhaften Knigen Hengist und Horsa einige Hundert-schaften, angeblich nur auf drei Schiffeu, bers Meer; die un-kriegerischen Briten riefen sie gegen die Pikten und Skoten zu Hilfe, weil Stilicho die Legionen zur Deckung Italiens ab-berufen hatte. Sie schlugen die Ruber in ihre schottischen Berge zurck. Aber nun blieben sie selbst. Vor dem Druck ihrer Herrschaft verschwand das Christentum, das zur Rmer-zeit Eingang gefunden hatte; die Eingeborenen entwichen an die Kste Galliens, die Bretagne", oder fhrten in den Bergen von Wales gegen die nachdrngenden Angelsachsen jene Heldenkmpfe, die in den romantischen Sagen vom König Artus das Mittelalter erfreuten. Dafr erschienen immer mehr Angeln und Sachsen in dem entvlkerten Angellande", England, und grndeten sieben Knigreiche, deren Namen noch heute an sie erinnern: Essex, Sussex, Wesfex; Ostangeln. Auch die englische Sprache ist der Hauptsache nach ans der altschsischen hervorgegangen. 2. Nicht minder wehrlos als Britannien war Gallien. Dort grndeten unter schweren Kmpfen mit anderen Vlkerteilen die Franken den ersten vllig selbstndigen Germanen-staat, den einzigen, welcher Bestand hatte. Sie trieben planmige Landwirtschaft mit Rindvieh- und Schweinezucht, richteten Falken und Hirsche zur Jagd ab; einzelne Gewerbe kamen in Aufnahme, wie Mhleu und Bearbeitung von Gold und Eisen. Der König allein, dessen Wrde erblich war, trug die Locken unberhrt von der Schere. Seine Grasen leiteten die Krieger jedes Gaues und das Gericht der Volksgenossen. Ein wohlerwogenes Gesetz schtzte Eigentum und Leben.

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 212

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 212 - 1631 Umschlag brachte erst Gustavs glanzvoller Sieg bei Breiten-seld. Hlflos sah der greise Tilly, der nie besiegte, der jetzt auch die kaiserliche Armee befehligte, die phalanxartigen Vierecke seiner Lanbsknechte mit ihren wuchtigen Gabel-Musketen zer-sprengt von den schwebischen Bauernshnen, die ihr König mit leichten Handrohren und kurzen Eisenkanonen ausgestattet und in leicht bewegliche Regimenter und Brigaden eingeteilt hatte. 3. Whrenb die Sachsen unter Arnim Bhmen eroberten zog der König wie ein Blitz durch die Pfaffengasse", die frnkischen Bistmer Bamberg und Wrzburg, an den Rhein; als die Verhanblnngen wegen eines Friedens fehlschlugen, erschien er im Frhjahr, Donau und Lech trotz Tillys Abwehr ber-schreiteub, im Bayernlande, das bisher vom Kriege verschont ge-blieben war; er zog in Mnchen ein und bedrohte Wien. Knr-frst Maximilian war ein heimatloser Mann; der Kaiser zitterte. 4. Denn immer zahlreichere deutsche Fürsten und Städte suchten das Bndnis des Lwen ans Mitternacht". Das Volk jubelte dem Nordlandsknige zu, dessen mchtige Gestalt mit dem blonden Haar und der hellen Gesichtsfarbe alle berragte, dessen Leutseligkeit alle Herzen gewann. Gustav Adolf machte die Krieg-fhrung wieder menschlich. Ein herzlich frommer Mann, hielt er tglich morgens und abends, sowie vor jeder Schlacht Betstunbe mit seinem Heer; er hate die Roheit und bestrafte jede Ausschreitung seiner Soldaten mit unnachsichtiger Strenge. Er schtzte Kunst und Wissenschaft und erfreute sich gern am Lauten-spiel. Auer dem Schwedischen und Deutschen, seiner Mutter-sprche, beherrschte er ein halbes Dutzend Sprachen; im Thuky-dides und Xenophon suchte er [eine Vorbilder. Unbeschadet seiner protestantischen Gesinnung gewhrte er mich dein katholischen Gottesdienste Schutz und Duldung. Unbestritten der grte Feldherr seines Jahrhunderts, fhrte er wohl auch, deu Degen in der Faust, persnlich seine Scharen ins Feuer; vor Ingolstadt wurde jhm sein Schimmel unter dem Leib erschossen, fast in derselben stunde, in der Tilly zu Regensburg seinen Wnnden erlag. 5. Dem Kaiser blieb keine andere Rettung mehr als Wal-lenstein. In stolzer Ruhe hatte der unergrndliche Mann aus seinen bhmischen Schlssern biesen Augenblick erharrt. Jetzt warb er, im Besitze weitgehenber Vollmacht, ein neues Heer und fhrte es, die wachsen aus Bhmen drngend, nach Bayern-Gustav Adolf mute innehalten auf seiner Siegesbahn. Monate-lang lag er in wohlverschanztem Lager bei Nrnberg den Fried-lndischen^ gegenber, bis e an Brot fehlte und an Totengrbern fr die Soldaten und Brger, welche von Hunger und Pest

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 214

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 214 ab von dem Verrter; durch eigene Offiziere ward ev im Hause 1634 des Brgermeisters Pachhlbel zu Eger niedergestoen. 3. Die Fhrung seines Heeres bernahm des Kaisers Sohn, der König von Ungarn. Ihm erlag der ungestme Bernhard in der Schlacht bei Nor dngen. Wehrlos stand Sdwestdeutschland den kaiserlichen Vlkern offen; mit Sachsen schlo 1635 Ferdinand, das Restitntions-Edikt aufgebend, den Sonder-sri-eden zu Prag, dem bald auch Brandenburg und andere Reichsstnde, sowie die bedeutendsten Reichsstdte beitraten. Sie alle vereinigten ihre Truppen mit den kaiserlichen, um gemein-sam, wie es Wallensens Absicht gewesen war, die Schweden zu schmeien" und den Franzosen, die jetzt offen am Kriege teil-nahmen, den Weg wieder nach ihrem Knigreiche zu weisen". 4. Gegenber der wachsenden bermacht des Kaisers trat der unbeugsame Bernhard in ein Bndnis mit Frank-reich, welches die Zwietracht der Deutschen auszubeuten ge-dachte. Immerhin wahrte er die Wrde des deutschen Fürsten. Als König Ludwig Xiii. ihn in Paris bedeckten Hauptes em-pfing, setzte auch er sofort den Hut auf und nahm ihn erst ab, als es der König that; zur Zerstckelung seines Vaterlandes htte er nie die Hand geboten. Unter den Feldherren jener schlimmen Jahre war er allein fromm, uneigenntzig, nchtern; das war der Segen seiner Mutter. Auch seine Krieger waren zusammengelaufenes Gesindel wie alle anderen; wenn der Teufel Sold ausschreibt," sagt ein Zeitgeno, so flengt und schneit es zu wie die Fliegen in dem Sommer". Aber der Zauber seines Weseus hob sie empor. Sie verhungerten lieber, als da sie den Feldherrn verlieen, den sie auf seinem Rapphengst, in dunklem Harnisch, kenntlich nur durch die rote Schrpe und den schmucklosen Helmbusch der deu wehenden Locken, allemal an die gefhrlichste Stelle sprengen sahen. Auf dem glnzend be-haupteten Schlachtfeld bei Nheinfelden (unweit Basel) sangen sie das Lutherlied: Ein feste Burg ist unser Gott." Das Hchste leisteten sie gleich nachher bei der Belagerung der noch nie bezwuugenen Rheinfeste Breisach. Es war der schrecklichste Vorgang im ganzen Kriege. Zwei Monate lang trotzte die Stadt der Hungersnot, auf Ersatz hoffend, den Bern-hard stets siegreich abschlug. Eiu Ei kostete 5, eine Ratte 1 Gulden; mit goldenen Diamantringen zahlte man ein klein Schsselein voll Sauerkraut"; man kochte teuer bezahlte Pferde-Hufe und buk Brot von Heublumen und Nuschalen. Wer Breisach possediert, hat deu Schlssel zum Friedenmachen," schrieb nach dem Falle der Festuug ein Anhnger an Bernhard.

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 235

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
235 blieb er freilich zeitlebens ein gewaltttiger Despot. Durch Knute und Folter wollte er seine Russen zum Glcke leiten. Fr sich wollte er nichts. So war sein Leben, so sein Tod. Bei der Rettung eines Soldatenbootes im Finnischen Busen schritt er bis an den Grtel ins Wasser; eine Krankheit ergriff ihn, welcher sein nicht sehr starker und nie geschonter Krper erlag. 1725 V. Preußen und sterreich. 1. Konig Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn. 1. König Friedrich I. umgab seinen jungen Thron mit allem Glnze. In seinem Auftrage go der Hamburger Andreas Schlter das eherne Reiterstandbild des Groen Kurfrsten, das schnste Bildwerk diesseits der Alpen, und schuf aus dem alten Kurfrstenschlo in dem prchtigen Barockstil jener Zeit, mit wuchtigen, mehrere Stockwerke umfassenden Sulen und reichem bildnerischem Schmucke, das herrliche Bauwerk, worin heute der deutsche Kaiser wohnt. 2. Aber erst Friedrichs Sohn Friedrich Wilhelm I. erhob Preußen zu Macht und Wohlstand. Er entlie sofort die berflssigen Diener und Beamten des Hofstaates. Ein Fürst mu sparsam sein mit dem Gute wie mit dem Blute seiner Unterthanen," sagte er. Er fgte zur Steuerpflicht die Schul- und Wehrpflicht; auf diesen drei Pfeilern ruht bis heute der preuische wie alle deutschen Staaten. Schon als Kronprinz fr die Errichtung von Volksschulen thtig, erlie ei* als König ein Gesetz, das jeden Vater zwang, seine Kinder in die Schule zu schicken; auch schaffte er die Hexenprozesse ab. Mit Leib und Seele war er Soldat, der erste Herrscher, der bestndig die Uniform trug. Er brachte sein Heer zuletzt auf 83000 Mann; nur ein Teil war angeworben, namentlich die Riesengarbe", an deren Parademarsch der König Feldwebel" seine Herzensfreude hatte; vor den preuischen Werbern war niemand sicher, der mehr als sechs Fu ma: Wachse nicht, sonst sangen dich die Werber!" riefen die schwbischen Mttern ihren Knaben zu. Den Kern des Heeres aber bildeten die Bauernshne. Die mrkische Treue und Tapferkeit, die sie mit-brachten, blute eine harte Zucht mit Stockprgeln und Gassen -laufen auch den Angeworbenen ein. Aber es wurde auch fr die Soldaten gesorgt: des Knigs Kriegsmann, meinte der Monarch, msse es besser haben als des Gutsherrn Dienstmann. Die Shne
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