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1. Der biographische Unterricht - S. 72

1874 - Berlin : Gaertner
— 72 — durch Schriftsteller, wie Voltaire und Rousseau, über Volksrechte aufgeklärt wurden. So stieg der Unwille immer höher. Als nun endlich der Finanzminister dem Könige 1786 erklärte, dass er kein Geld mehr zusammenbringen könne, ge-rieth dieser in die höchste Bestürzung und versammelte die Notabeln, die angesehensten Männer. Diese beschuldigten den Minister der Verschwendung, wussten aber selbst nicht zu helfen. Um das Volk zu beruhigen, versprach der König, die Stände zu berufen, und ernannte Neck er, einen Liebling des Volks, zum Finanzminister. Am 5. Mai 1789 kamen die Stände in Versailles zusammen. Diese verlangten Abschaffung der großen Noch und Bestätigung ihrer früheren Rechte. Einige hatten freilich die Absicht, den Thron umzustürzen, wozu besonders Orleans gerathen haben soll, der sich dann selbst zum Könige machen wollte. Wiewohl in dieser Versammlung viel Uneinigkeit herrschte, so ging bis jetzt doch noch alles ruhig ab. Als aber der niedre Adel, die niedre Geistlichkeit und der Bürgerstand zusammentraten und sich auf den Rath des Abbe Sieyes zu einer Nationalversammlung verbanden, geriethen die Vornehmen in die größre Bestürzung und verlangten, dass diese Versammlung aufgelöst werden sollte, was zu thun der König keinen Muth hatte. §• 93. Leiden und Tod Ludwigs Xvi. Um vor einem Volksaufstande gesichert zu sein, versammelte der König bei Versailles ein Heer von 50,000 Mann; ferner entließ er den Minister Necker. Dies und das verbreitete Gerücht, der König wolle Paris belagern, veranlasste einen Aufstand des Pöbels im Juli 1789. Die Bastille wurde zerstört. Der König bekam in Versailles Nachricht davon und ließ dem Volke sagen, dass er Necker zurückberufen und die Soldaten von Paris entfernen würde. Aus den Wunsch des Volkes erschien er sogar selbst in Paris, wurde aber unfreundlich empfangen. Nachdem der König nach Versailles zurückgekehrt war, versammelte sich der Pöbel unter Anführung eines Lumpenführers mit Äxten, Spießen u. bergt und zog nach Versailles. Ihm folgte bald ein Theil der Bürger unter Anführung des rechtschaffenen La Fayette. Um 5 Uhr des Morgens am 6. Oktober begann der Aufruhr. Weiber und Meuchelmörder brangen in das Schloss, die Wachen würden erstochen, die Königin entfloh ans ihrem Bette und wurde nur durch einen treuen Soldaten gerettet. Sa Fayette wandte alle Mühe an, den Pöbel zurückzuhalten. Der König und die Königin zeigten sich mit ihren Kindern aus dem Balkon und versprachen dem Volke, nach Paris zu kommen. Noch an bemselben Tage reiste der König ab und hatte unterwegs die grässlichsten Verhöhnungen des Volkes zu ertragen. Der königlichen Familie würde das Schloss der Tuilerien zum Wohnsitz angewiesen. Die Nationalversammlung (1790) machte nun nach ihrem eignen Willen neue Einrichtungen. Frankreich würde in 83 Departements getheilt, und die Güter des Königs würden eingezogen. Der Tag (14. Juli), an welchem im vergangnen Jahre die Bastille zerstört worben war, würde zur Erinnerung durch ein großes Fest auf dem Märzfelbe gefeiert. Der König bürste Paris nicht mehr verlassen. Als er nach St. Cloub reisen wollte, würde sein Wagen angehalten, und er musste zurückkehren. So sehr hatte er von seiner Macht verloren. Unter den Anführern bildeten sich mehrere Parteien, die Jacobtner, welche sich im Jacobinerkloster versammelten, und die Cordeliers, in einer ehemaligen Barfüßlerkirche. Der König sah ein, dass eine Flucht für ihn jetzt am ratsamsten set. In der Nacht vom 20. zum 21. Juni 1791, als bereits seine Brüder Paris verlassen _ hatten, bestieg er mit der königlichen Familie in Begleitung einiger Treuen einen Reisewagen und gelangte bis nach St. Menehoulb. Hier würde er von dem Postmeister Üdrouet erkannt, welcher ihm bis nach Varennes

2. Der biographische Unterricht - S. 83

1874 - Berlin : Gaertner
- 83 — und überhaupt nicht mehr lange leben. Aber wie staunte das Volk, als man jetzt Sixtus (so wurde er als Papst genannt) ohne Krücke und mit majestätischen Schritten einhergehen sah! Einem Kardinal, welcher darüber seine Verwunderung ausdrückte, sagte Sixtus: „Monsignor, als wir noch Kardinal waren, gingen wir mit gebeugtem Nacken, weil wir die Schlüssel des Himmels aus der Erde suchten; jetzt, da wir sie gefunden haben, sehen wir gen Hhnmel auf, weil wir auf der Erde nichts weiter nöthig haben." §. 106. Sixtus' Kirchenregiment und Strenge. Sixtus war zum Herrscher geboren. Das sah man gleich am Anfang seiner Regierung. „Nicht Gnade, Gerechtigkeit ist noth," sagte er, „und damit jedermann sehe, dass uns Gott deswegen'aus St. Peters Stuhl erhoben habe, dass wir die Guten belohnen und die Lasterhaften bestrafen sollen, so wollen wir schlechterdings, dass gleich an unserm Krönungstage vier der strafbarsten Verbrecher hingerichtet werden." Das Geld, welches am Krönungstage unter das Volk ausgeworfen werden sollte , bestimmte er für Arme und Kranke. Da in Rom außerordentliche Sittenlosigkeit herrschte, und da im ganzen Kirchenstaate Banditen und Räuber mordend umherzogen, so war Strenge in • der That nothwendig. Sixtus beobachtete den Grundsatz: nicht viel Gesetze geben, aber die gegebenen auf das strengste vollziehen. Er litt daher selbst von seinen Freunden keine Fürsprache für große Verbrecher. „Willst du sein Fürsprecher sein," sagte er einst zu einem vornehmen Manne, der für seinen Neffen sprach, „so sei es bei Gott für seine Seele." Allen Baronen, welche häufig selbst Banditen waren, befahl er an, die Räuber zu verjagen. Wer die Banditen beschützte, der wurde aus dem Kirchenstaate verbannt. Sixtus besoldete Kundschafter, welche ihm alles anzeigen mussten. Er war so strenge, dass selbst Verbrechen, die viele Jahre vor seiner Thronbesteigung begangen waren, von ihm untersucht und bestraft wurden. Ein Spaßvogel machte diese Strenge auf eine witzige Art lächerlich. In Rom stehen sich nämlich die Bildsäulen der Apostel Petrus und Paulus gegenüber. Eines Tages fand man den Petrus reisefertig angekleidet, mit einem beschriebenen Zettel im Munde. In des Paulus Munde war ebenfalls ein Zettel, auf welchem die Frage stand: „Warum willst du Rom verlassen?" Die Antwort auf des Petrus Zettel lautete: „Ich will dem Sixtus entfliehen, ehe er mir für das Ohr, das ich dem Knechte in Gethsemane abgehauen habe, den Prozess macht." Die Strenge des Papstes erstreckte sich aber nicht bloß auf die Verbrecher; er erpresste auch von dem Volke so drückende Abgaben, dass er Unwillen, sogar Furcht erregte. Mütter brachten ihre unartigen Kinder mit dem Zurufe: „Sixtus kommt 1" zum Schweigen. Übrigens war Sixtus sehr sparsam, denn er legte in den drei ersten Jahren seiner Regierung fünf Millionen Thaler in den Staatsschatz nieder. Auch bewies er sich dankbar gegen alle diejenigen, welche sich seiner einst im niedern Stande angenommen hatten. In Zeiten der Theuerung theilte er Getreide an das arme Volk aus. §. 107. Sixtus als Beschützer der Künste und Gewerbe. Sixtus besaß viel Liebe zur Baukunst. Daher sorgte er besonders für die Verschönerung Roms. Er legte schöne Gebäude und eine sehr große Wasserleitung an; er ließ drei im Schutte vergrabene Obelisken aufrichten und auf einen großen Platz stellen, wo sie noch zu sehen sind. Auch vollendete er den Bau der Peterskirche, welche früher der berühmte Baumeister Bramante zu bauen angefangen hatte. Das Innere der Kirche wurde mit herrlichen Gemälden ausgeschmückt. Deren gab es damals in Italien sehr viele; denn die berühmtesten Maler, Raphael Santi, Michael Angelo und andre, die um jene Zeit lebten, hatten in verschiedenen Städten Italiens unsterbliche Malerwerke geschaffen. Besonders waren 6*

3. Der biographische Unterricht - S. 87

1874 - Berlin : Gaertner
Vi. Skandinavien. Gustav Wasa. §. 114. Skandinavien vor Gustav Wasa. Über die drei Reiche: Schweden, Norwegen und Dänemark herrschte seit dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts eine zeitlang nur ein König. Da die Schweden aber von ganz andrer Eigenthümlichkeit als die Dänen sind, so entstanden schon dieserhalb manche Zwistigkeiten. Auch wollten die Schweden nicht leiden, dass die Dänen ohne ihre Zustimmung die Könige wählten. Während nun der König in Dänemark residierte, wurde Schweden durch Reichsvorsteher verwaltet, welche aus dem hohen Adel zusammentraten. Von diesenreichsvorstehern war besonders Sten Sture sehr mächtig; er ließ sich nicht nur keine Unterdrückung von den Dänen gefallen, sondern wollte auch nicht einmal den König Christian Ii. anerkennen. Es kam zum Kampfe, und erst, nachdem Sten Sture gefallen war, wurde Christian von Len Schweden anerkannt. Zwar hatte er durch einen Eid versprochen, alles Vorgefallene zu vergessen; allein er nahm dennoch blutige Rache an den Schweden; denn er war ein entschlossener, gewalttätiger und rachsüchtiger Fürst. Er begab sich 1520 zur feierlichen Krönung nach Stockholm. Bei der Krönung wurde drei Tage lang gefchmaufet. Am dritten Tage (8. November) ließ der König die Thore schließen, alle Straßen besetzen und auf dem Markte Kanonen aufpflanzen. Der Erzbischof von Upsala, Gustav Trolle, hatte ihm ein Verzeichnis aller derjenigen übergeben, welche früher feindselig gegen ihn gesinnt waren. Diese, zusammen vier und neunzig der angesehensten Personen, wurden auf dem Markte hingerichtet. Man nennt dieses Ereignis das Stockholmer Blutbad. Dann reiste der König nach Dänemark zurück und ließ unterwegs noch manche grausame Hinrichtung vornehmen. Zwei Jahre darauf erklärte ihn ein Theil der Schweden für abgesetzt. Nun forderte er die Dänen zum Kampfe gegen die Schweden auf; bei ihnen hatte er sich aber ebenfalls verhasst gemacht, und so ward es ihm schwer, seinen Zweck zu erreichen. §• 115. Gustav Wasa s Einzug in Stockholm. Während dies in Schweden geschah, irrte Gustav Erichfon Wasa im Lande umher mit dem Gedanken, sein Vaterland von der Herrschaft der Dänen zu befreien. Gustav Wasa war von einem alten Geschlechte der schwedischen Reichsvorsteher, an dem Hofe seines Großoheims Sten Sture erzogen, begabt mit vielen Anlagen und Kenntnissen. Schon in den Zwistigkeiten zwischen Schweden und Dänemark war er mit mehreren andern vornehmen Jünglingen als Geisel den Dänen überliefert und gegen eine bedeutende Bürgschaft einem dänischen Gutsbesitzer, Bauer, seinem Verwandten, zur Bewachung übergeben worden. Von diesem entfloh er nach Lübeck, wo sich der Bürgermeister Bröms seiner annahm und ihn mit dem Versprechen, dass er künftig mit Geld und Soldaten unterstützt werden sollte, nach Schweden gehen ließ. Hier hörte er, dass sein Vater und seine Verwandten in dem Stockholmer Blutbade gefallen waren. Er sann auf Rache und hoffte, in seinem Vaterlande so viel Unterstützung und Anhang zu finden, dass er einen Kampf gegen Christian würde wagen können; aber niemand, nicht einmal seine Verwandten, wollten ihn ausnehmen, und so musste er in Bauernkleidern umherirren und die Nächte im Korn zubringen, um nicht verrathen zu werden. Christian wusste, dass Gustav Wasa sich in Schweden aufhielt, und hatte auf seinen Kopf einen bedeutenden Preis gesetzt. Jetzt verließen ihn sogar seine Diener. Um nicht entdeckt zu werden, arbeitete er in den Kupferberglverken von Falun und verdung sich dann als Knecht bei Persson, überall von dänischen Spähern umgeben. Die Geistes-

4. Der biographische Unterricht - S. 26

1874 - Berlin : Gaertner
— 26 — den beiden Königen war aber feine Eintracht, und Titus Tatius kam später in einem Aufstande um. Romulus führte mit benachbarten Städten noch mehrere glückliche Kriege, theilte das Volk in Stämme und machte manche gute Einrichtungen. Besonders sorgte er dafür, dass in seinem Staate alles unter dem Schutze der Götter vorgenommen wurde. Deshalb stiftete er zwei Priesterkollegien, die aus dem Fluge und Gesänge der Vögel, aus dem Fressen der Hühner, aus Donner und Blitz, aus den Eingeweiden der Thiere weissagten. Die Priester stellten sich dann mit dem Gesicht gegen Morgen an einen freien erhabenen Ort (Tempel), von wo aus sie den Himmel weit übersehen konnten. Romulus soll, als er eine Reihe von Jahren regiert hatte, unter einem heftigen Gewitter der Erde entrückt worden sein. Das Volk erschrak und wusste sich nicht eher zu fassen, als bis ein angesehener Römer ihm sagte, dass Romulus ihm in einer glänzenden Rüstung erschienen sei und zu ihm gesprochen habe: „Gehe und sage den Römern, wenn sie besonnen und muthig sind, werden sie zur höchsten Macht gelangen. Ich aber werde als Schutzgott Quirinus über euch wachen." Zcipio und Hannibal. §■ 27. Rom nach dem ersten Könige. Nach Romulus regierten in Rom noch sechs andere Könige, deren Leben mit vielen Märchen durchflochten ist. Der siebente wurde ums Jahr 510 verjagt und Rom zu einer Republü gemacht, in welcher zwei immer nur auf ein Jahr gewählte Konsuln regierten. Der römische Staat hat seine Größe durch Kriege und Eroberungen erlangt. Zuerst führten die Römer mit allen Völkern Italiens Krieg und unterwarfen dieselben der Reihe nach, was ihnen vielleicht nicht gelungen wäre, wenn sie nicht stets mit Ausdauer, Vaterlandsliebe und Todesverachtung gekämpft hätten. Beispiele davon gibt uns die Geschichte der Horaüer, des Horatins Cocles, des Mutius Scävola. Um das Jahr 266 v. Chr. war fast ganz Italien in den Händen der Römer. Da sie nun ohne Krie^ nicht leben konnten, so sahen sie sich nach auswärtigen Ländern um. Am nächsten lag ihnen an der Nordküste von Afrika, nördlich vom heutigen Tunis, eine alte berühmte Handelsstadt, Karthago. §. 28. Rom und Karthago. Die Karthager oder Punier hatten sich schon in frühen Zeiten auf den Inseln Korsika, Sardinien und (Stellten festgesetzt und Handelsplätze angelegt. Die Besitzungen der Karthager, namentlich auf der Insel Sicilien, gewannen immer mehr an Ausdehnung. Das war den Römern ein Ärgernis, und sie fassten den Plan, die Karthager ganz und gar aus Sicilien zu vertreiben. Sie führten in den Jahren 264—241 einen Krieg mit ihnen, in welchem sie Sicilien für sich gewannen. Die Karthager gingen indessen nach Spanien und entschädigten sich für ihre Verluste durch Eroberungen in diesem Lande. Da horten die Römer von der großen Beute an Gold und Silber, welche die Karthager in Spanien gemacht hatten. Der alte Neid erwachte bei ihnen, auch fürchteten sie, die Herrschaft der Karthager möchte zu groß werden, und so nöthigten sie ihnen das Versprechen ab, über den Ebro hinaus in Spanien keine Eroberungen zu machen. Mit diesem widerrechtlichen Beseht begnügten sich aber die Römer nicht, sondern sie nahmen den Karthagern auch noch die Insel Sardinien weg. Das konnten diese nicht dulden und beschlossen, bei der nächsten Gelegenheit die Waffen gegen die Römer zu ergreifen. Die Gelegenheit fand sich bald. Die Karthager belagerten nämlich die in Spanien am mittelländischen Meere gelegene Stadt Sagnnt, welche mit den Römern ein Bündnis geschlossen hatte. Obwohl die Römer mehremal die Aushebung der Belagerung verlangten, kehrten sich die Karthager nicht daran, sondern eroberten

5. Der biographische Unterricht - S. 75

1874 - Berlin : Gaertner
— 75 nach Paris gelangte. Wir haben schon gehört, dass er sich bei der Belagerung der Stadt Toulon auszeichnete. Dann stieg er schnell zu weitern militärischen Ehren und erhielt, nachdem er im Jahre 1795 in Paris einen Aufstand der königlich Gesinnten unterdrückt hatte, den Oberbefehl über das französische Kriegsheer in Italien. Damals war er sechs und zwanzig Jahre alt. Zum Staunen seiner Landsleute besiegte er schnell die italienischen Könige und Fürsten und die kaiserlich österreichischen Kriegsheere, ließ sich große Summen Geldes zahlen, raubte die schönsten Bilder und Bildsäulen, die es in Italien gab, und sandte alles nach Paris zu nicht geringer Freude der verschuldeten und eitlen Franzosen. Die Willkür und Gewalt, welche die Franzosen ausübten, erregte jedoch von neuem den Unwillen Englands, und auch die Fürsten andrer Länder sahen bald ein, dass sie von der französischen Freiheit und Brüderlichkeit nicht allzuviel zu hoffen hatten, und so entstand ein neues Bündnis gegen Frankreich (1798). Darin waren die Engländer, Russen, Österreicher, die Türkei und Neapel. Napoleon erhielt den Auftrag, die Engländer in Ägypten und Syrien anzugreifen, wohin er mit einer großen Flotte absegelte (1798). Es war aber keine geringe Ehre für den ehrgeizigen Kriegshelden, an der Stelle zu kämpfen, wo, wie er selbst sagte, die vier-tausendjährigen Pyramiden auf seine Thaten herniederschauten. Wurde nun auch seine schöne Flotte von den Engländern bei Abukir vernichtet, so gewann er doch bei Kairo einen glänzenden Sieg. In Italien mussten andere französische Generale den Krieg führen. Da diese nicht so geschickt waren wie Napoleon Bonaparte, so verloren die Franzosen bald das ganze Land und mussten mit Schande heimziehen. Das ärgerte und freute zugleich den ruhmsüchtigen General in Ägypten; denn nun meinte er einen Grund zu einer Rückkehr nach Paris zu haben, ohne dass er die Direktoren erst um Erlaubnis zu fragen brauchte. Unterwegs aber dachte er sich einen Plan aus, wie er das Direktorium gewaltsam stürzen und sich an die Spitze Frankreichs stellen könne. Als er nach Paris kam, empfing ihn das Volk mit Jauchzen und Frohlocken, und er machte sich zum Herren über ganz Frankreich, nannte sich „erster Konsul" und stellte sich noch Zwei Genossen zur Seite,' die ihm in allen Dingen gehorchen mussten (1800). §. 96. Was Napoleon als Kaiser that. Mit dem Titel „Konsul" begnügte sich Napoleon Bonaparte nicht. Er wollte den Franzosen zeigen, dass er nicht bloß ein großer Kriegsheld sei, sondern dass er auch zu regieren verstehe. Nachdem er noch eine große Schlacht in Italien bei Marengo (1800) geschlagen hatte, bot er selbst einen Frieden an und begann neue Einrichtungen in Frankreich zu machen, die sein Volk mit Bewunderung erfüllten. Dann gab er dem Volke zu verstehen, dass er wohl Kaiser sein möchte, und richtete es so ein, dass ihm die Kaiserwürde angetragen wurde. So ward er Kaiser der Franzosen und ließ sich zu Paris als Napoleon I. am 2. December 1804 mit großer Pracht krönen und vom Papste mit heiligem Öl feierlich salben. Das wollten die übrigen Fürsten Europa's nicht dulden, und es kam abermals ein Bündnis zu stände, welches von England, Österreich, Russland und Schweden gebildet wurde. Des freute sich Napoleon; denn die höchste weltliche Stellung hatte er erlangt, und das Kriegsleben war doch einmal sein eigentliches Element. Wie hob sich mm seine stolze Brust, als er die Kaiser von Russland und Österreich (am 2. December 1805) bei Austerlitz schlug und zum Frieden zwang! Am meisten hatte aber auf den friedliebenden und gerechten König von Preußen Friedrich Wilhelm Iii. (1797—1840) abgesehen und ihn durch Kränkungen zu einem Kriege gezwungen, in dem Preußen die Hälfte seiner Länder verlor. Da kam es zu mancher unglücklichen Schlacht, bei Saalseld, Jena und Auerstädt

6. Der biographische Unterricht - S. 80

1874 - Berlin : Gaertner
— 80 — gwg er nach Spanien zurück. Die Königin, seine Beschützerin, lebte nicht mehr, und Ferdinand betrug sich treulos gegen ihn. Kolumbus starb in Spanien. Sein Leichnam und seine Ketten wurden nach Domingo und später nach Havanna gebracht. Diego Kolumbus muffte von dem Könige die Statthalterschaft über die entdeckten Länder zu erzwingen. Ein Florentiner, Amerigo Vespucci, lieferte Zuerst eine Beschreibung der neuen Welt und nannte sie nach sich Amerika. §. 101. Entdeckung Peru's. Die entdeckten Länder wurden bald mit Spaniern angefüllt. Diese verfuhren gegen die armen Indianer sehr grausam, indem sie dieselben mit Gewalt zu Bergwerksarbeiten zwangen. Nur einige Geistliche, namentlich Franziskanermönche, nahmen sich der Unglücklichen an; ein großes Verdienst erwarb sich um sie der ausgezeichnete Las Casas. Ums Jahr 1512 wurde Balboa, ein sehr kühner Seefahrer, durch einen jungen Kaziken auf die Entdeckung von Peru geführt. Er kam mit vielen Mühseligkeiten bis an die Grenze des Landes. Später drang Franz Pizarro (1531), ein Mann ohne Bildung, aber von außerordentlicher Kühnheit, in das Innere des Goldlandes ein und fand Tempel und Paläste, aber außer der Hauptstadt Cuzco keine Städte. Die Peruaner waren in verschiedene Stände eingetheilt; ihr oberster Fürst hieß Anca. Pizarro nahm den Athahualpa, einen Sohn des 3)nca Huana (Eapcc gefangen. Dieser bot für feine Befreiung ein ganzes Zimmer voll Gold. Das Gold wurde herbeigeschafft, Athahualpa aber dennoch an einem Pfahle erdrosselt. Die Beute der Spanier war so groß, dass jeder Soldat an 8000 Thaler erhielt. Pizarro verfuhr grausam nicht bloß gegen die Peruaner, sondern auch gegen seine Landsleute und wurde von diesen unter Anführung des jungen Al-magro in Lima, der neuerbauten Hauptstadt des Landes, ermordet. §. 102. Entdeckung und Eroberung Mexikos. Die Spanier suchten von ihren Inseln aus das Land auch in nördlicher Richtung genau kennen Zu lernen. Der Statthalter der Insel Kuba, Velasquez, ließ 1518 die Küsten des mexikanischen Meeres untersuchen und erfuhr von den Bewohnern, dass sie einem mächtigen Monarchen, Montezuma, der über das große mexikanische Reich herrsche, Unterthan seien. Das reizte den Statthalter. Es wurde eine Flotte ausgerüstet; Ferdinand'(Sortez, ihr Befehlshaber, landete bei St. Juan de Ulloa. Montezuma, davon unterrichtet, schickte reiche Geschenke und forderte Cortez auf, das Land zu verlassen. Allein Cortez fand im Lande selbst Anhang. Die Kaziken von Cempoalla, Tlascala und Cholula, welche mit der drückenden Herrschaft Montezuma's unzufrieden waren, schloffen sich ihm an. Er drang weiter vor und sah endlich die Hauptstadt mit ihren weißen Häusern und Tempeln aus einer Insel liegen. Montezuma erschien aus einem Tragseffel und begrüßte Cortez. Dieser war jetzt noch viel weniger zum Rückzüge zu bewegen; er hielt vielmehr seinen Einzug in die Stadt und ließ Montezuma bewachen. Dann bemühte er sich, den grausamen Götzendienst der Mexikaner abzuschaffen. Unterdessen wurde Velasquez gegen Cortez mißtrauisch und schickte ihm einen Befehlshaber, Narvaez, nach, der ihn gefangen nehmen sollte. Cortez ließ in Mexiko Soldaten zurück und schlug Narvaez bei Cempoalla. Während dessen waren in Mexiko Unruhen ausgebrochen. Bei Unterdrückung derselben wurde Montezuma tödtlich verwundet; Cortez aber gerieth in große Lebensgefahr. Er musste sich zurückgehen, wurde während der Nacht _ überfallen und verlor den größten Theil seines Heeres. Dennoch wollte er das Äußerste wagen. Nach einer kräftigen Anrede an die deinen stürzte er sich in die Feinde. Da fiel ihm ein, dass die Mexikaner den Glauben hatten, von dem Besitze der Reichsfahne hänge der Sieg ab. Augenblicklich sprengte er aus den Fahnenträger zu, entriss ihm die Fahne, und bald

7. Der biographische Unterricht - S. 18

1874 - Berlin : Gaertner
— 18 — §..J3- Schlachten bei Platää und bei Mykale. Das Ende des Lyemrstokles. Den Griechen war es darum zu thun, alle Perser aus Griechenland zu vertreiben. Jetzt hatten sie schon Vertrauen zu sich gewonnen. Sie gingen J>ei Platää in folgenden Jahre (479) den Persern entgegen, tödteten ihren Feldherrn und vertrieben das Heer. Die Beute der Griechen war unermesslich. Spartaner und Athener zeichneten sich in gleichem Maße aus. Der spartanische Feldherr Pansanias führte das Heer an. An demselben Tage, wo bei Platää gekämpft wurde, brachte die griechische Seemacht unter Ansühruna des Spartaners Leotychides und des Atheners Xanthippus in der Nähe von Mykale den Persern eine große Niederlage bei. Nun dachten diese nicht mehf daran, es mit den Griechen aufzunehmen. Themistokles aber wurde in Athen und Sparta mit Ehrenbezeugungen überhäuft, und bei den olympischen Spielen, wo man sonst auf die Kämpfer zu sehen pflegte, wandten die Griechen ihre Augen nicht von ihm. Dcls war für den ruhmbegierigen Mann die größte Ehre. Allein es ging ihm ebenso wie dem Miltiades. Obwohl er den Athenern noch einen sehr großen Dienst dadurch leistete, dass er das wieder ausgebaute Athen mit einer starken Mauer umgeben ließ, vergaßen sie doch ganz und gar dieser Verdienste. Athen war nämlich ein Freistaat, in welchem jeder Bürger gleiche Rechte und an der Regierung theil hatte. Zeichnete sich nun einer aus, so entstand Neid unter den übrigen, welche leicht vermutheten, dass der eine nach der Oberherrschaft strebe. Kamen noch Berläumdungen hinzu, dann wurde nicht fetten das Urtheil zur Verbannung ausgesprochen. So geschah es dem Themistokles. Man sagte, er stehe mit dem Könige von Persien in heimlicher Verbindung. Sogleich sprach man über ihn das Todesurtheil aus. Glücklicherweise befand er sich nicht in Athen, als dies geschah, und er hatte Zeit zu fliehen. Nachdem er an verschiedenen Orten umhergeirrt war, begab er sich nach Ephesus und flüchtete zu dem Könige der Perser, Artaxerxes, dem Sohne des Xerxes. Er bat um seine Freundschaft und wurde gut ausgenommen. Als er gar dem Könige versprach, er wolle ihm ganz Griechenland unterwerfen, erhielt er die Stadt Magnesia zum Geschenk. Bald darauf starb er. Wahrscheinlich hat er sich selbst ge-tobtet, als Artaxerxes von ihm die Erfüllung des gegebenen Versprechens verlangte. Denn ein edler Grieche, er mochte noch so hart von seinem Vaterlande behandelt worden sein, konnte es nicht über sich gewinnen, gegen dasselbe die Waffen zu erheben. Sokrates. §• 14. Das Leben des Sokrates. Wir betrachten nun das Leben eines Mannes, der sich nicht durch glückliche Kriege um sein Vaterland verdient machte, sondern der durch Weisheit, welche er den atheniensischen Jünglingen lehrte, unsterblichen Ruhm erworben hat. Es ist der Weltweise oder Philosoph S o -k rat es (450). Unter einem Philosophen versteht man einen solchen Mann, der sich damit beschäftigt, das Wesen aller Dinge vongrundaus zu begreifen. Sokrates war der Sohn eines Bildhauers und soll als Jüngling auch die Kunst seines Vaters getrieben haben. Später that er Kriegsdienste und kämpfte für sein Vaterland. _ Dann ging er in die Einsamkeit und beschäftigte sich mit Erforschung göttlicher Dinge. Er lebte in Armut, ging einfach gekleidet und war sehr enthaltsam. Es gab damals Leute in Athen, welche verwerfliche Lehren verbreiteten und in langen Reden den Jünglingen zeigten, dass man besonders nach Reichthum und Genüssen streben solle. Das war den Ansichten des Sokrates ganz entgegen. Er sagte, das höchste Gut des Menschen sei Ausübung der Tugend

8. Der biographische Unterricht - S. 29

1874 - Berlin : Gaertner
— 29 — Hannibals großer Gegner Scipio auf seinem Landgute. Er hatte sich schon längere Zeit aus Rom entfernt, weil er von einer Partei, an deren Spitze der strenge Cato Censorins stand, wegen Herrschsucht verfolgt wurde. Man beschuldigte ihn auch noch andrer Vergehungen, die aber eben so wenig, wie der Vorwurf der Herrschsucht begründet waren. Scipio war einer der edelsten Römer, und bei dem Volke erhielt sich sein Name in langem Andenken. Cäsar. Pompejus. Crassus. §. 32. Zustand Rom s ums Jahr 80 v. Chr. G. Cäsar, Pompejus und Crassus standen zu einer Zeit an der Spitze des römischen Staates, als bereits ganz Italien, Spanien, ein großer Theil Afrika's, Macedonien, Griechenland und Pergamum (ein Theil Kleinasiens) den Römern gehorchten. Es lässt sich leicht denken, dass durch so große Besitzungen viele Einkünfte in die römische Staatskasse gelangten. In allen den eroberten Ländern herrschten römische Statthalter, welche znmtheil mit großer Strenge die Abgaben forderten. Mit dem Reichthum und den Schätzen kam aber auch Luxus und Sittenverderbtheit zu den Römern; Bürgermord, Bestechlichkeit und Laster aller Art wurden herrschend. Sogar die hohen Staatsämter konnten für Geld erkauft werden. Auch kämpfte man in den Kriegen nicht mehr mit dem Vaterlandsgefühl und der Selbstverleugnung wie früher. Ein Römerfeind, der durch Ränke und Bestechlichkeit in Rom viel erlangt hatte, verließ die Stadt mit den Worten: „Rom ist feil, wenn sich nur ein Käufer findet." §. 33. Die drei Männer bis zu ihrer Verbindung. Von den drei genannten Römern ist Cajus Julius Cäsar der jüngste. Er erhielt von seiner Mutter Aurelia eine vortreffliche Erziehung und war von der Natur mit außerordentlichen Anlagen begabt. Schon früh verheiratete er sich mit Cornelia, einer Tochter des Cinna. Damals hatte in Rom ein grausamer, schwelgerischer, aber begabter Mann, der Diktator Sulla, alle Gewalt in seinen Händen. Er war dem Cirma, der auch eine Partei auf seiner Seite hatte, feindlich gesinnt und verlangte, da er den Ehrgeiz und die Fähigkeiten Cäsars kannte, dass dieser sich von seiner Frau scheiden lassen solle. Cäsar weigerte sich und musste deshalb aus Rom entfliehen. Sulla schickte ihm Mörder nach, von denen er, nachdem er sich lange versteckt gehalten, ergriffen wurde. Er kaufte sich aber für 2000 Thaler los, und, da sich viele in Rom für ihn verwandten, ließ Sulla von seinen Verfolgungen ab. Nun ging Cäsar nach Asien, kämpfte hier mit Ruhm und Glück als Soldar und kehrte dann nach Rom zurück, wo er sich mit den Wissenschaften beschäftigte. Auf einer Reise nach der Insel Rhobus zu dem berühmten Lehrer Molon würde Cäsar von Seeräubern gefangen. Sie forberten 20,000 Thaler Lösegelb, er versprach ihnen 50,000 Thaler, sagte ihnen aber dabei, er werbe sie ans Kreuz schlagen lassen, was er auch bald nachher auf einem Kriegszuge gegen sie ausführte. Von Rhobus kehrte er nach Rom zurück, wo er als Stutzer und Verschwender nicht sehr gefürchtet wurde. Er lenkte jeboch absichtlich die Aufmerksamkeit von sich ab. Dann würde er als Quästor (Steuerbeamter) nach Spanien geschickt. Als er hier in Gabes die Bildsäule Alexanders des Großen sah, sprach er: „Der hatte in meinem Alter schon die Welt erobert, und ich habe noch nichts gethan." Nach Rom zurückgekehrt, suchte er durch prächtige Gastmähler , die er dem Volke gab, und durch Geldvertheilung dasselbe für sich zu gewinnen. Er machte zu diesem Zwecke große Schulden. Da er selbst kein Vermögen hatte, bezahlte der reiche Römer Crassus alles für ihn. Später ging er als Statthalter nach Spanien. Wie groß sein Ehrgeiz war, und, wonach er von

9. Der biographische Unterricht - S. 40

1874 - Berlin : Gaertner
40 rine ncue ^rjenbctfaffung ging. Es war damals Sitte, dass man die geistlichen Stellen für Geld verkaufte. Wenn jemand Geld hatte, eine bischöfliche Stelle m laufen, so t^at er dies häufig, nur um sich durch die Einkünfte der geistlichen Stelle zu bereichern, ohne aber irgend etwas von geistlichen Dingen zu verstehen. Man nannte diesen Misbrauch Simonie. Gregor schaffte ihn sogleich ab. Dann fetzte er fest, dass die Geistlichen sich nicht verheiraten durften (Eölibat). Da zeigte sich an vielen Orten Misfallen und Empörung. Aber der Papst blieb streng der fernem Willen, und fein Gesetz hat sich bis auf den heutigen Taa in der katholischen Kirche erhalten. Ferner war es damals gebräuchlich, dass die Fürsten unbesetzte oder erledigte geistliche Stellen in ihrem Lande wieder besetzten. Sie überreichten dabei den Geistlichen Ring und Stab. Man nannte tiefe Handlung ^ nvestitur. Auch damit war Gregor nicht einverstanden; denn er wollte die weltliche Macht von der päpstlichen gänzlich trennen. Er verbot daher diesen Gebrauch, und da die Fürsten sich ihr Recht nicht nehmen lassen wollten, entstanden zwischen ihnen und dem Papste arge Feindseligkeiten § 50. Gregor und Heinrich Iv. von Deutschland. Zu den Zeiten Gregors regierte m Deutschland der König Heinrich Iv. Dieser- Fürst hatte eine höchst unglückliche Erziehung gehabt und war so schwach, dass der Papst sich alles gegen ihn erlauben sonnte. _ Er residierte in der Stadt Goslar am Harz. schort in seiner Jugend war ihm ein Hass gegen die Sachsen eingeprägt worden, und deshalb drückte er sie sehr, als er zur Regierung gekommen war. Diese beschwerten sich bei dem Papste, infolge dessen Gregor den Äönig nach Rom lud, dass er sich rechtfertigen solle wegen der Verbrechen, deren ihn die Sachsen beschuldigten. Darüber aufgebracht, schrieb Heinrich dem Papste einen Brief voll heftiger Schmähungen. Da sprach der Papst mit allen feinen Geistlichen über thn den Bann aus. Die schon besiegten Sachsen empörten sich von neuem und siichten bei den Schwaben Hilfe gegen Heinrich. Dem armen Könige wurde bange. Er bat; allein die Großen des Landes sagten, sie würden, wenn der Papst ihn nicht in einem Jahre von dem Banne losspräche, einen neuen König wählen. Nun musste Heinrich eine Reise nach Italien antreten. Es waren aber in Deutschland mehrere Fürsten, besonders Rudolf von Schwaben, welche gern Kaiser werden wollten und, um Heinrichs Reise nach Italien zu verhindern, die Alpenpässe besetzten. So verließ der unglückliche König mit seiner Familie und einigen treuen Dienern ganz heimlich im härtesten Winter Deutschland. Nach vielen Mühen (die Reisenden mussten zuweilen auf Hand’ und Füßen kriechen) langte man in Italien an. Obgleich hier mehrere Grasen und Bischöfe der Lombardei, welche mit Gregors Strenge unzufrieden waren, dem Könige eine ansehnliche Heeresmacht gegen den Papst anboten, so hatte Heinrich doch jetzt nichs anderes im Sinne, als den Papst fußfällig um Verzeihung zu bitten. Gregor erschrak über des Königs Ankunft und begab sich nach dem Schlöffe Kanossa zur Markgräfin Mathilde, einer achtbaren, frommen und milbthätigen Frau. Als er aber erfuhr, in welcher Absicht Heinrich nach Italien gekommen, zeigte er seine Unzufriedenheit und Strenge dadurch, dass er den König drei Tage, barfuß und mit einem wollenen Hemde angethan, vor dem Schlossthore um Gnade bitten ließ. Dann ließ er ihn vor sich kommen und sprach, indem er ihm das Abendmahl ertheilte, Worte zu ihm, die das Herz des schwachen Mannes fast zerschnitten. Darauf zog Heinrich nach Deutschland zurück. _ Hier aber hatten die deutschen Fürsten den Herzog Rudolf ton Schwaben bereits zu ihrem Könige gewählt. Heinrich war ein ganz anberer Mensch geworben. Er sammelte ein Heer, schlug feinen Gegner und bewies glänzende Tapferkeit. Gregor sprach gegen ihn von neuem den Bann aus und schickte

10. Der biographische Unterricht - S. 70

1874 - Berlin : Gaertner
n. Frankreich. Die Sartholomäusnacht. §. 90. Religionszustand in Frankreich ums Jahr 1512. Me sich von Wittenberg aus die Reformation über ganz Norb- und Mittelbeutsch-lanb verbreitete, so fanb die neue Lehre Calvins besonbers Eingang in Frankreich, und eben so wie Karl V. die Protestanten behanbelte, so und mit noch mehr Unbulbsamkeit würden die Protestanten ober Hugenotten von Frankreichs Königen behanbelt. Man forschte ihnen überall nach, nahm sie gefangen und marterte sie zuweilen auf eine qualvolle Weise. Dessenungeachtet brang die reine Lehre selbst bis in die höchsten Stänbe bnrch, und so geschah es, dass sich mit der Zeit eine katholische und eine protestantische Religionspartei bilbeten. An der Spitze der katholischen stanb Katharina von Mebicis, eine boshafte, ränkevolle und herrschsüchtige Frau. Sie war die Mutter des schwachen jungen Königs Karl Ix. Zur Seite hatte sie die Herzoge von Guise, Karl und Franz, beide durch Talente und Herrschsucht ausgezeichnet. Mit den Hugenotten verbanden sich besonbers zwei bebeutenbe Männer, der eine ein Verwandter des Königs, Prinz Ludwig von Cond6, welcher die Herrschsucht der beiben Gnisen am Hofe hintertreiben wollte; der anbere, ein mäßiger, geistvoller und tapferer Mann, der Abmiral Coligny. Als nun der schwache König Karl Ix., durch seine Mutter veranlasst, den Hugenotten ihre gottesbienstlichen Versammlungen bei Leibesstrafe untersagte, und als man fortfuhr, sie aufzusuchen und umzubringen, stieg die Erbitterung bis aufs äußerste. Beibe Parteien warben Truppen, und so brach ein Kampf aus, der acht Jahre lang bauerte. Die Grausamkeiten, welche in bemselben verübt würden, überstiegen alles Glaubliche. Das Steinigen, Blenben, Aufhängen, Verbrennen waren noch geringe Qualen. Auch würde Franz von Guise meuchlerisch ermorbet, und der Prinz Conds fiel. An die Spitze der Reformirten trat dann der junge Heinrich, Prinz von Navarra, ein Neffe Condö's. Als die Kräfte allseitig erschöpft waren, kam ein Friebe zustanbe, in welchem die Reformirten freie Religionsübung erhielten. §. 91. Der 24. Angnst 1572. Dies war alles noch vor dem Jahre 1572 vorgefallen. Katharina von Mebicis erheuchelte seitbem die frenndfchaft-lichsten Gesinnungen für die Protestanten und suchte sogar eine Vermählung des jungen Heinrich von Navarra mit ihrer Tochter Margarete zustanbe zu bringen. Auch den Abmiral Coligny berief man nach Paris; der König umarmte ihn, gab ihm eine bebeutenbe Stelle im Staatsrathe und machte ihm kostbare Geschenke. Es starb jeboch ganz plötzlich in Paris Johanna, die Mutter Heinrichs von Navarra. Man vermuthete, sie sei von Katharina durch ein Paar Hanbfchuhe vergiftet worben. Ebenso würde der Admiral eines Tages von einer Kugel getroffen, die ihm den Zeigefinger wegriss. Durch sehr strenge Untersuchungen, welche angestellt würden, hielt man den Verbacht zurück, bass der Mörder von dem Könige gebnngen sei. Unterbessen brang die Mutter des Königs fortwährenb in den Sohn, sich des lästigen und gefährlichen Abmirals zu entledigen; ja, man wusste dem Könige sogar von geheimen Plänen der Hugenotten so viel vorzuspiegeln, bass er enblich nicht bloß den Tod des Admirals, sondern auch den aller Hugenotten verlangte. Augenblicklich ergriff man Maßregeln zu einer verruchten That. Es sollten in der Nacht vom 23. zum 24. August (dem Bartholomäustage) alle Häupter der Hugenotten in Paris ermorbet werben. Heinrich, der junge Herzog von Guise, ein Sohn des oben Erwähnten, würde beauftragt, für Coligny's
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