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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1906 - Langensalza : Gressler
113 sie gefangen gesetzt nnb Ballarb und Babington nebst zwölf nnbern enthauptet. Tiefe Verschwörung erfüllte Elisabeth aufs neue mit Entsetzen; sie lchauberte vor der Gefahr, in welche die verhaßte Maria sie gestürzt hatte. Graf Leicester riet, sie heimlich durch Gift aus der Welt zu schaffen, aber rechtlichere Räte erklärten ihren Abscheu ba-vor. Zunächst würde sie nach Fotheringhay (sprich Foberinghe) bei Peterborough gebracht und in engen Verwahrsam genommen, dann ein Gericht von 47 Lorbs niedergesetzt, welches ihren Anteil au der Verschwörung untersuchen sollte. Alle Anklagepunkte räumte sie ein; nur das leugnete sie hartnäckig, daß sie in die Ermordung Elisabeths gewilligt hätte. Diese Anschuldigung beruhte aus den Aussagen ihrer Schreiber Nau und Kurte. Maria bat. mit diesen vor dem Gericht zusammengestellt zu werden, aber dies wollten die Richter vermeiden und schlugen ihr Begehren ab. Endlich sprachen sie (25. Oktober 1586) das Todesurteil über Maria aus, und sobald das Parlament es bestätigt hatte, wurde es ihr bekannt gemacht. Sie empfing die Nachricht mit vieler Fassung und dankte Gott für die Gnade, die er ihr erwiese, indem er ihren zwanzigjährigen Qualen ein Ende fetzte. Ihre Hüter erhielten nun Beseht, alle Zeichen der königlichen Würde aus ihrem Zimmer wegzuräumen. Sie lächelte bitter bei dieser Demütigung. „Was auch eure Monarchen immer tun mag," sagte sie mit Ruhe, „so bin ich bis an meinen letzten Hauch doch Königin. Mein Charakter ist unauslöschlich, und ich werbe ihn mit meiner &eele Gott wiebergeben Don dem ich ihn empfangen habe und der meine Unfchulb kennt." Es fehlte zu der Vollziehung des Tobesurteils nur noch die Unterschrift Elisabeths. Da sie bamit zögerte, so legte das Parlament ihr die Bitte vor, der Gerechtigkeit ihren Laus zu lassen. *tie Antwort Elisabeths lautete, sie habe nie das Verberben Marias gesucht, ja ihr früher das Anerbieten gemacht, die öffentliche Unter-fuchung aufzuheben, wenn sie ihr insgeheim ihre Schulb bekennen wolle. „Wüßte ich," fuhr sie fort, „daß bies Reich durch meinen -lob glücklicher werben würde, so wäre ich ja gern bereit, mein Seben hinzugeben, um euch einen besseren Herrscher zu verschaffen. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt. Weltgeschichte lll. q

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 83

1906 - Langensalza : Gressler
83 Plötzlich aber starb Johanna von Navarra, und die Hugenotten munkelten, daß sie vergiftet worden sei. Ihr Mißtranen stieg aufs höchste; aber die Unruhe legte sich bald wieder bei den fortgesetzten Freundschaftsversicherungen der Katholiken. Coligny wurde währenddessen vom Könige Karl mit der ausgesuchtesten Höflichkeit und Ehrerbietung behandelt. Er nannte ihn seinen Vater, setzte seine bisherigen Ratgeber beiseite und saß oft bis in die tiefe Nacht mit ihm zusammen. Da Coligny wußte, daß der erst 22jährige König von Herzen gut, aber ein gefügiges Werk-I zeug in der Hand seiner ränkevollen Mutter war, redete er ihm herzlich zu. sich dem Einflüsse seiner Mutter zu entziehen und mit i Gerechtigkeit zu regieren. Karl hörte ihm mit der größten Ausmerk-samkeit zu und dankte ihm herzlich für seine guten Ratschläge; ja er versprach ihm sogar, mit seiner bisherigen Politik ganz zu brechen und sich mit den Niederländern, die damals für ihre Freiheit kämpften, gegen den König Philipp Ii. von Spanien zu verbinden. Das war freilich nicht im Sinne seiner Mutter, die durch L>päher alles erfuhr. In ihrer Seele keimte jetzt der häßliche Gedanke, Coligny zu ermorden. Als der Admiral eines Tages aus dem Palaste des Königs nach seiner Wohnnng ging, fiel ans einem Hause plötzlich ein Schuß, der ihm den linken Arm durchbohrte und den Zeigefinger der rechten Hand zerschmetterte. Er hatte noch so viel Besonnenheit, auf das Fenster zu weisen, aus welchem der Schuß gekommen war. Während einige seiner Begleiter ihn nach Hause führten, schlugen andere die Haustür ein; aber der Mörder hatte sich bereits gerettet. Als der König von dem Mord» anschlage erfuhr, spielte er gerade Federball. Wütend warf er das Schlagnetz auf den Boden und rief: „Werde ich denn nie Ruhe haben?" Dem jungen Eonde und Navarra, die zu ihm kamen, um sich über den versuchten Meuchelmorb zu beschweren, beteuerte er, niemanb könne barüber ausgebrachter sein als er, und er werbe den Täter aufs härteste bestrafen. Dann besuchte er mit seiner Mutter den kranken Abmiral und schwur bei Gott, er werbe eine schreckliche Rache ausüben. Katharina bebte vor Wut. Sie hielt sofort mit ihren ver- 6*

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 124

1906 - Langensalza : Gressler
r 124 wieder dienen zu dürfen. Manchmal brach bei diesen Gesinnungen der Königin das Herz; aber teils hielten immer neue Nachrichten von seiner schlechten Verwaltung in Irland, teils das Vorgeben seiner Feinde, daß er noch lange nicht genug gedemiitigt sei, den Ausbruch der königlichen Gnade noch immer zurück. Essex hatte bisher den sehr einträglichen Alleinhandel mit süßen Weinen gehabt. Jetzt war die Zeit um, und Essex bat Elisabeth, ihm diese Vergünstigung zu verlängern. Er hatte bei sich beschlossen, die Entscheidung der Königin solle über seine Hoffnungen entscheiden, ob er je wieder zu Gnade angenommen oder für immer verworfen werden würde. Hätte er gewußt, daß dies die letzte Prüfung sein ollte, die ihm Elisabeth auflegte, gewiß würde er sich von seiner Hoffnungslosigkeit nicht zum Majestätsverbrechen haben hinreißen lassen. Kurz, Elisabeth schlug ihm seine Bitte ab. Das hatte Essex nicht erwartet. Lange genug, meinte er, habe er seinen Stolz unlerdrückt, jede Demütigung willig ertragen. Er warf jeden Schein der Mäßigung und Ehrerbietung ab und ließ seiner natürlichen Heftigkeit ganz den Zügel schießen. Durch Gastfreiheit und Freundlichkeit suchte er die Zahl seiner Freunde unter dem Volke zu vermehren. Über Elisabeth stieß er die beleidigendsten Reden aus. Er nannte sie ein altes Weib, das so krumm an der Seele wie am Körper sei. Das wurde der Königin getreulich hinterbracht und diese kannte sich kaum vor Wut: denn nichts konnte sie mehr ausbringen als Beleidigungen ihrer Eitelkeit. Effex ging noch weiter. Er ließ sich in eine Verbindung mit Jakob Vi. von Schottland ein und entwarf mit einem Haufen anderer unruhiger Köpfe eine Verschwörung gegen Elisabeth. Er zog mit ihnen nach London und rief das Volk in den Straßen zur Beihilfe auf. Alle gafften ihn voll Neugier an, aber nur wenige wollten für ihn zu den Waffen greifen. Er hatte gehofft, das ganze Volk würde für ihn sich gegen Elisabeth erheben; da er nun das Gegenteil sah, sank ihm und seinen Begleitern der Mut. Nachdem einer nach dem andern sich fortgemacht, sah er auch keine andere Rettung als in der Flncht. Er warf sich in sein Haus, wo er, von allen verlassen, sich auf Gnade und Ungnade

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 125

1906 - Langensalza : Gressler
125 der Wache, die Elisabeth gegen ihn ausgeschickt hatte, ergeben mußte. Sein Verbrechen lag zu sehr am Tage, als daß er diesmal der Verurteilung entgehen konnte; alle Richter sprachen das Todesurteil über ihn aus. Und Elisabeth? — Ihr Zustand war diesmal wirklich bemitleidenswert. In ihrer Seele kämpften unaufhörlich Haß und Liebe, gekränkter Stolz und Mitleid, die Pflicht, ein solches Verbrechen streng zu ahnden, und der Wunsch, ihren Liebling nicht ganz sinken zu lassen. Bald unterzeichnete sie den Befehl znr Hinrichtung, bald widerrief sie ihn. Weitn er sie nur wenigstens um Gnade bäte, meinte sie, so würde sie ihm wohl vergeben. Immer noch hoffte sie darauf; aber da keine demütige Unterwerfung erfolgte, willigte sie endlich in einem Anfalle von Erbitterung in die Hinrichtung. Sie ging 1601 im Tower vor sich. Essex, erst 34 Jahre alt, starb mit tiefer Reue und dem Bekenntnis, feine Strafe verdient zu haben. Zwei Jahre darauf verfiel die Königin in eine tiefe Schwermut. Als Ursache gibt man eine traurige Entdeckung an, die von ihr in betreff des unglücklichen Essex gemacht worden war. In den Zeiten der höchsten Gunst hatte Essex der Königin einst sein Bedauern geäußert, daß die Gunst der Großen so unbeständig sei. Gerührt schenkte sie ihm damals einen Ring mit dem Beifügen, er möchte auch noch so sehr in Ungnade fallen, so würde sie doch, sobald er ihr diesen Ring sende, allen Gtoll fahren lassen. Sorgfältig hatte Essex dieses wichtige Kleinod verwahrt und sich feiner in den mannigfachen Verlegenheiten feines Hoflebens nicht bedient, ihn immer für die äußerste Not aussparend. Als er aber zum Tode verurteilt war und auch die letzte Hoffnung sank, nahm er zu ihm seine Zuflucht. Er überreichte ihn der Gräfin Nottingham (sprich Nottingham» und bat sie, ihn der Königin einzuhändigen. Unglücklicherweise war der Gemahl der Gräfin ein Todfeind des Essex; er beredete sie daher, den Ring nicht abzugeben, und so erhielt Elisabeth keine Nachricht davon, wie sehnlich Essex auf das Wort der Gnade harrte. Erst als drei Jahre darauf die Gräfin auf dem Sterbebette lag und von ihrem Gewissen beunruhigt wurde, ließ sie die Königin um einen Besuch bitten, eröffnete ihr das Ge-

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 168

1906 - Langensalza : Gressler
168 Siebenbürgen ein gefährlicher Aufstand entstanden; da traten die Brüder und Vettern des Kaisers zusammen, um zu beraten, was tun sei. Sie zwangen ihn schließlich. Ungarn, Österreich und Mähren an seinen Bruder Matthias abzutreten. Als er nun noch gar Miene machte, die den Böhmen kurz vorher gewährten Freiheiten wieder zu entreißen und sich mit Hilfe eines Söldnerheeres zum unumschränkten Herrn des Landes zu machen, schlossen sich auch die Böhmen an Matthias an. Dieser zwang ihn hierauf, eine Erklärung zu unterschreiben, daß er „ans brüderlicher Liebe wünsche, daß sein Bruder M a 11 h i a s schon zu seinen Lebzeiten zum König von Böhmen gekrönt würde, damit nicht nach seinem Todc Unruhen entständen." Nachdem er den verhaßten Vergleich (1611) unterschrieben hatte, zerstampfte er die Feder vor Ärger; denn er behielt nichts als den leeren Kaifertitel, eine kleine Pension und vier unbedeutende Herrschaften. Dann reiste Matthias wieder von Prag ab, ohne feinen unglücklichen Bruder auch nur einmal gesehen zu haben. Ein halbes Jahr darauf (1612) war Rudolf tot; vielleicht hatte der Ärger fein Ende beschleunigt. Die, Kurfürsten wählten nun Matthias zum Kaiser. Seine achtjährige Regierung (von 1612—19) war eine Kette von Sorgen. Das erste, was ihn sehr bekümmerte, war, daß die österreichischen Stände ganz gehorsamst, aber dringend das Recht begehrten, auch in Städten und Marktflecken ihre Religion zu üben und ebenso wie die Katholiken zu Staatsämtern zu gelangen. Matthias war anfangs zum Nachgeben nicht geneigt, und fein Beichtvater, der Kardinal Giesel, ein arger Protestantenfeind, rief ihm immer zu, er möchte sich lieber alle Kirchen gewaltsam entreißen lassen, ehe er ihnen eine gutwillig abtrete; ober die Stände erklärten geradezu, sie würden ihm nicht eher huldigen, und er mußte alles bewilligen. Zugleich waren die Türken in Ungarn eingefallen, und der wilde Großfürst von Siebenbürgen, B e t h I e n Gabor, hatte sich gegen ihn empört. Aber alle diese Unannehmlichkeiten waren nichts gegen die, welche Matthias in Böhmen erfahren sollte. Er hatte feine Kinder, ebensowenig seine Brüder. Wer sollte nun einmal seine Länder

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1906 - Langensalza : Gressler
Stelle alles dasjenige, was Stargarb entrichten soll, zahlen zu lassen, und sollten sich die Stargarder auch bis aufs Hemde ausziehen müssen." Ähnliche Klagen ergingen auch von anderen Fürsten, und alle baten, das; der übermütige Wollenstem abgesetzt werde. Diesen vereinigten Klagen und Bitten konnte der menschlich sühlenbe Kaiser nicht widerstehen, so sehr auch Wallensteins Freunde ant Hose ihn zu entschuldigen suchten. Aber er fürchtete sich vor Wallenslein. Endlich unterschrieb er mit schwerem Herzen das Absetzungsdekret. Nun war die Frage, ob Wallenstein auch gehorchen würde. Wenn er sich weigerte, womit wollte ihn der Kaiser zwingen? Zwei alte Freunbe Wallensteins (Graf Werbenberg und Freiherr Cuestenberg) würden an ihn abgeschickt, ihn vorzubereiten. Er empfing sie freunblich und sagte ihnen, er wisse schon, warum sie kämen; beim sein Vetter hätte ihn schon von allein unterrichtet. Dann las er ihnen eine astrologische Schrift vor. „Ihr Herren", sagte er, „hieraus könnt ihr sehen, daß ich euren Auftrag gewußt habe. Dem Kaiser lege ich keine Schulb bei; aber es tut mir wehe, daß Jhro Majestät sich meiner so wenig angenommen haben. Ich will aber Gehorsam leisten." — Wie froh waren die Abgeorbneten, wie froh der Kaiser, wie froh enblich alle Fürsten! — Dann ging Wauensteiit auf seine Güter und wählte besonbers Gitschin zu seiner Resibenz. Aus den Sternen glaubte er zu lesen, daß er noch zu etwas Höherem bestimmt wäre. Nun machte man weniger Umstänbe mit ihm und nahm ihm auch noch Mecklenburg wieber ab. 23. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Au Wallensteins Stelle erhielt der alte Tilly wieber den Oberbefehl über die Truppen der Liga und des Kaisers; benn schon staub ein neuer Feind auf, Gustav Aböls, König von Schweden. Die Nachricht bavon erhielt der .Kaiser noch in Regensburg. „Da haben wir halt a Feinbel mehr", sagte er zu Tilly. Dieser aber hatte richtigere Begriffe von dem Schwebenkönige, und als bic kaiserlichen Höflinge biesen einen Schneekönig nannten, der botb

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 284

1906 - Langensalza : Gressler
284 man die regelmäßigen toolbaten — auf, und biefe erregten einen furchtbaren Aufruhr, weil Sophia ausgesprengt hatte, daß Iwan durch die Familie der Natalia ermorbet fei. Mit toütenben Blicken wälzte sich die Schar nach dem Kreml, um Iwans vermeintlichen Tod zu rächen, und selbst als biefer sich zeigte, hörte der Tumult nicht auf. Die meisten Verwanbten und Räte Nataliens würden grausam ermorbet. Dann riefen sie Iwan zum Baren aus. Er erschien und stammelte: „Ich will euer Zar fein; aber laßt boch meinen lieben Bruder Peter mit mir regieren!" Das ließen sie sich gefallen. Nach zwei Jahren brach unter den Strelitzen ein neuer Tumult aus. Natalia und Peter flohen aus Moskau nach einem festen Kloster. Ihnen folgten die Mürber. Lange suchten sie vergebens; enblich kamen sie in die Kirche. Hier kniete Peter am Altare; feine Mutter staub vor ihm und beckte ihn mit ihren Armen. Aber ein wilber Strelitz rannte auf ihn los und wollte ihm eben das Messer in das Herz stoßen, als ein anberer mit gräßlicher Stimme rief: „Halt, Bruder. nicht hier am Altare! Er wirb uns nicht entgehen.'' In dem Augenblicke erschien die zarifche Reiterei und trieb die Strelitzen auseinanber. Peter war gerettet. Je mehr Übermut, befto mehr Sklavensinn! Tie eben noch so übermütigen Stre- litzen nahten sich balb barauf, 3700 an der Zahl. Je zwei und zwei trugen einen Block und der britte ein Beil. Viele hatten Stricke um den Hals. Sie hatten nämlich, um den Zorn des Zaren zu büßen, den zehnten Mann ausgehoben. Diese nahten sich jetzt. Sie hatten das Abenbmahl empfangen, von ihren Weibern und Kinbern, die dem Zuge weinenb folgten, Abfchieb genommen, stellten sich vor dem Palaste auf und riefen: „Wir finb fchulbig! Der Zar richte nach Gefallen über uns!" Drei Stunben lang überlegte der Hof; enblich würden 30 der Schulbigsten hingerichtet, die übrigen entlassen. Des nun 15 jährigen Peters Liebling war ein Kaufmannssohn aus Genf, Lefort. Nachbcm er feinen Eltern bavongelaufen war und sich in mehreren ßänbern umhergetrieben hatte, war er nach Moskau gekommen und mit dem jungen Zaren bekannt geworben.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 297

1906 - Langensalza : Gressler
297 sterben sollte. Das Urteil wurde auf der Stelle vollzogen. — Einige Tage darauf hatte ein Dragoner wider Willen seines Wirtes ein Huhn geschlachtet. Auf die Klage des Bauern wurde der Schuldige augenblicklich gehängt. - Solche strenge Gerechtigkeit hielt die Soldaten in Ordnung, und die Sachsen, denen die Großeltern die entsetzlichen Greueltaten der Wallensteiner erzählt und die jetzt ähnliches gefürchtet hatten, konnten sich gar nicht darein finden, den Feind im Lande zu haben und doch ruhiger als im Frieden zu leben. — August verlor nun ganz den Mut und eilte, mit Karl Frieden (Friede von Altranstädt 1706) abzuschließen, und da dieser darauf bestand, daß August der polnischen Krone entsagen müßte, so tat er es mit schwerem Herzen. Dann stattete August dem Könige von Schweden einen Besuch ab > und beide sprachen miteinander als die besten Freunde. Auch erhielt Karl hier einen Besuch vom Herzoge von Marlborougl). Wie mochten beide sich freuen, einander kennen zu lernen! Bon beider Ruhm war Europa voll. Hier sahen sie sich zum ersten- und zum letztenmale. Erst nach einem Jahre ging Karl aus Sachsen zurück. Als er wieder durch Schlesien kam, drängten sich die evangelischen Schlesier von allen Seiten herzu, ihn zu sehen. Das Landvolk fiel. auf die Knie nieder und dankte ihm mit Tränen für die Religionsfreiheit, die er ihnen verschafft hatte, und die Betstunden, die er täglich zwei- bis dreimal halten ließ, wirkten oft auf die Gemüter selbst der Kinder, so daß man noch geraume Zeit nachher bis nach Oberschlesien hinein Kinder von 5—14 Jahren morgens und abends sich auf dem Felde versammeln sah, um gemeinsam Lieder anzu-stimmen. Einen Feind hatte nun Karl noch, den Zaren Peter. Gegeiu ihn machte er sich auf und beschloß, ihm in Moskau einen Besuch zu machen. Peter hatte indessen, während Karl in Polen und' Sachsen umhergezogen war, von den Ländern am Finnischen Meer--bnsen Besitz genommen. Es war längst sein sehnlicher Wunsch gewesen. einen Punkt an diesem Meere zu haben, um aus der Ostsee seine Flotten schwimmen zu sehen. Kaum war daher die schwedische Armee bei ihm vorbeigeslutet, so machte er sich gleich darüber her,.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 312

1906 - Langensalza : Gressler
312 Mit tränenden Augen und gefallenen Händen bekannte Alexei wiederholt: ,,Jch habe mich schwer an Gatt und meinem Vater versündigt. Ich bin des Lebens unwert und hoffe nicht, von der Krankheit zu genesen. Nur flehe ich Euch an, vor meinem Ende den Fluch, deu Ihr aus mich gelegt, von mir zu nehmen ititd mein Verbrechen zu verzeihen, mir den Vaterfegen zu erteilen und für meine Leele beten zu lassen." Alle Anwesenden waren tief gerührt, der Zar aber mächtig erschüttert. Als er sich etwas gefaßt hatte, gab er ihm seinen Segen, verzieh alles Vergangene und schied von ihm in tiefer Bewegung. Gegen Abend nahmen die Beängstigungen des Kranken zu: er begehrte dringend, noch einmal den Vater zu sprechen. Schwer entschloß sich Peter dazu; aber schon auf dein Wege erhielt er die Nachricht, daß Alexei gestorben sei. Dieser plötzliche Todessall regte, wie gewöhnlich, den Argwohn der Leute auf, und nun hieß es, Peter habe ihn heimlich töten lassen- Auf dieses traurige Ereignis folgt ein fröhlicheres, der Friede mit Schweden in Nystadt in Finnland (1721), nachdem Karl Xii. vor Friedrichshall erschossen war. Die ersten russischen Staatsbe- hörden beschlossen bei dieser Gelegenheit, die großen Verdienste ihres Zaren dadurch anzuerkennen, daß sie ihn baten, den Titel eines Vaters des Vaterlandes, eines Kaisers aller Reußen und des Großen anzunehmen. Nach einigem Sträuben willigte er ein. — Beit der Zeit nahmen jedoch seine Kräfte sichtlich ab. Seine ungeheure Tätigkeit, die vielen drückenden Sorgen und Kümmernisse und zum Teil auch seine heftigen Leidenschaften untergruben vor der Zeit seine Lebenskräfte. Er ging in den letzten Jahren wenig mehr aus, las viel, und nur die Drechselbank verschaffte ihm dann und wann Erholung. Zu dieser Kränklichkeit kam noch eine heftige Erkältung. Er sah eines Abends ein Boot in Gefahr unterzugehen. Ohne an sich zu denken, steuerte er schnell an den gefährlichen Ort, sprang selbst bis an die Brust ins Wasser und hals das Boot wieder flott machen. Bald darauf fiel er in feine letzte Krankheit, wobei er große Schmerzen litt. Als ihn die Geistlichen dabei ans Jesus, als das große Trostmittel aller Leidenden, hinwiesen, sprach er mit erheitertem Gesicht: „Ja, dies ist das einzige, was meinen

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 91

1906 - Langensalza : Gressler
91 entfiel und ein junger Höfling es ihr aufnahm. Anna hatte nämlich einen höchst munteren, heitern, Sinn, so daß sie sich bei allem, was sie tat, nichts Arges dachte; dabei war sie so weit entfernt von Hochmut, daß sie mit allen die sonst ihres Gleichen gewesen waren, ebenso freundlich und zutraulich wie ehedem umging. Von bei an wurde jede freundliche Miene, jedes milde Wort, jede gut-tätige Handlung der Armen als Verbrechen gedeutet, und ohne Verhör wurde sie plötzlich ergriffen und in den Tower geführt. Als sie das Gefängnis betrat, fiel sie auf ihre Knie nieber, rief Gott zum Zeugen ihrer Unschuld an und bat ihn, sie so gewiß selig zu machen, als sie unschulbig sei. Hier zeigte sich wieber, wie an Höfen nur dem Glücklichen die allgemeine Gunst sich zu-wenbet. Kaum war Anna in Ungnabe gefallen, als alle ihre bisherigen Verehrer und Freunde ihr den Rücken zuwanbten, und nur ein einziger fanb sich, der es wagte, für sie beim Könige zu sprechen. Aus dem Tower schrieb sie an den König einen rührenben Brief, um ihn zu tnilberen Gesinnungen zu bewegen. Aber alles war vergebens. Heinrich wollte sie los sein, barurn mußte sie schulbig fein. Doch obgleich ihre erbittertsten Feinde ihre Richter waren, so konnte ihr boch kein Verbrechen bewiesen werben. Einem der Hofleute, die der Freunblichkeit wegen, mit welcher Anna mit ihnen sollte gesprochen haben, auch gefangen gefetzt waren und hingerichtet werben sollten, bot man das Leben an, wenn er die Königin anklagen wollte. „Behüte der Himmel!" ries er aus, „ich hatte sie für unschulbig und wollte lieber taufenb Leben verlieren, als einen unschnlbigen Menschen üerleuinben." Dennoch sprachen die Richter ihr „Schulbig" aus. Sie sollte, nach der Entscheibnng des Königs, entweber verbrannt ober enthauptet werben. Als man ihr das Urteil anfünbigte, erschrak sie nicht, aber sie hob ihre weißen Hänbe gen Himmel und rief: „0 Vater, der bu der Weg, die Wahrheit und das Leben bist, bu weißt, daß ich biesen Tod nicht tierbient habe." Daun ließ sie dem Könige sagen, sie banse ihm sehr, daß er so eifrig stuf ihre Erhebung bebacht fei. Aus einem bloßen Fräulein höbe er sie zur Marquisin, dann zur Königin erhoben,
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