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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 8

1906 - Langensalza : Gressler
8 3. Der Humanismus in Deutschland. Luthers Jugend. Während der Humanismus in Italien vielfach zu einer behaglichen. heiteren Lebensauffassung führte, die oft mit den Gesetzen der Moral und der Religion in Widerspruch stand, regte er in Deutschland die Geister zu ernstem Forschen an. Die deutschen Humanisten, deren bedeutendste Vertreter Johann Geiler von K a is e r s b er g, E r n 3m u § von Rotterdam, und Ulrich non Hutten sind, wandten sich neben dem Studium der klassischen Literatur vor allem auch dem Studium der kirchlichen Be-kenntnisschristeu zu. Sv studierte und übersetzte Erasmus das Neue Testament, während Johann Renchlin als der beste Kenner des Alten Testamentes galt. Durch ihr 'Studium gerieten sie nun oft in Zwiespalt mit den Anschauungen der Kirche, in der damals besonders die Dominikaner, die als Ketzerrichter mit finsterer Strenge ihres Amtes walteten, den neuen, freien Geist zu unterdrücken suchten. Es fehlte daher in jenen Tagen nicht ein Schriften, die bald mit Ernst, bald mit Satire diese oder jene Einrichtung der Kirche befehdeten, und Tausende, die unter dem Drucke der Inquisition oder unter dem Aberglauben ihrer Tage vergeblich nach einem Retter ausschauten, lasen sie mit Vergnügen. Doch so sehr auch diese Bücher die gebildeten Kreise bewegten, ins Volk drangen sie wenig oder nicht. Das Verdienst, den neuen, freien Geist — der frei ist von knechtischer Furcht, aber gebunden durch die Moral und die ewige Grundlage aller Religion: den Glauben an einen lebendigen Gott, den wir unsern Vater nennen — in weite Kreise getragen zu haben, gebührt vor allem einem Manne, der, nachdem er sich selbst in hartem Kampfe zur Klarheit durchgerungen hatte, nicht müde wurde, durch Wort und Schrift feine Lehre zu verkünden. Dr. Martin Luther war der Mann, der von der Vorsehung bestimmt war, die heilige Flamme des Lichts und der Wahrheit, die in Wielifs Hand als Funke steh entzündet hatte und in Hus eine hell aufglühende, strahlende Fackel geworden war. triumphierend durch die Welt zu tragen.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 109

1906 - Langensalza : Gressler
109 welche Bothwell und Maria die Mörder des Königs nannten, und häufig fand man an den Straßenecken Zettel angeklebt, die ungefähr dasselbe behaupteten. Ob Maria an der Ermordung Tarnleys unschuldig mar. ist zwar nicht ei wiesen, aber unwahrscheinlich. Sie zeigte zwar eine tiefe Betrübnis und setzte eine große Belohnung auf die Entdeckung des Mörders; aber es ist nicht zu glauben, das; Bothwell ohne ihre Zustimmung die Schandtat gewagt haben würde Höchst unbesonnen war, daß sie nicht einmal den Schein vermied. Zwar wurde ein Gericht niedergesetzt; da es aber an bestimmten Beweisen fehlte und ein Freund Bothwells Vorsitzer des Gerichtes war, so wurde er für unschuldig erklärt. Darauf beging sie in ihrer Verblendung die Unbesonnenheit, seinen Bitten um Vermählung nachzugeben. In dieser Absicht verabredete sie mit ihm eine Ent-führnng. Bei einem Spazierritt, den sie in weniger Begleitung unternahm, begegnete er ihr mit einigem Gefolge wie zufällig und führte sie nach feinem Schlosse. Hier vermählte sie sich, als wenn sie e« halb gezwungen täte, drei Monate nach Tarnleys Ermordung mit ihm (1567). Dieser Leichtsinn war um so sträflicher, da Bothwell sich, um sie heiraten zu können, von feiner Frau, mit der er erst ein halbes Jahr vorher vermählt worden war, mußte scheiden lassen. Ter ganze schottische Adel war über die Vermählung Marias mit Bothwell dermaßen empört, daß er sich gegen die Königin verband und ins Feld zog. Schon eingeschlossen, entwischten Maria und Bothwell, konnten sich aber in offenem Felde nicht halten Maria ergab sich daher den Verbündeten, und Bothwell entfloh nach den Orkney-Inseln. Hier trieb er eine Zeitlang Seeränbereien und flüchtete dann nach Dänemark, wo er im Gefängnis wahnsinnig wurde und nach etwa 10 Jahren starb. Fast noch härter büßte Maria ihren Leichtsinn. Sie wurde vou den Rebellen im Triumphe nach Ediuburg geführt, wo der Pöbel sie verhöhnte und ihr eine Fahne vortrug, auf welcher die Ermordung Tarnleys zu sehen war. Man denke sich, wie Maria bei diesem Anblick litt! Von hier führte man sie in ein festes Schloß (Lochleven), behandelte sie mit der größten Strenge und Verachtung und zwang sie endlich, eine

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 121

1906 - Langensalza : Gressler
121 mißlichen Lagen zeigte gerade Elisabeth ihre Größe. Sie zeigte jetzt eine bewundernswerte Tätigkeit, Entschlossenheit und Geistesgegenwart. Hierhm und dorthin stellte sie Soldatenhausen auf, bemannte die Schiffe, sah nach allem selbst und zeigte, daß sie zum Herrscheu geboren sei. So erschien sie eines Tages selbst im Lager. Auf einem edlen Stre itrosse, einen Marschallstab in der Hand, einen Brustharnisch von poliertem Stahl über dem prachtvollen Anzug. einen Pagen hinter sich. der den weißbcstederteu Helm trug, ritt sie mit entblößtem Haupte vou Glied zu Glied. Der Mut strahlte aus ihren Augen; ihr Anstand zeigte, daß sie die Königin war. und als das laute Hurrageschrei der jauchzenden Soldaten schwieg, hielt sie eine Rede an sie, durch welche ihr Mut zur Kampflust gesteigert wurde. Endlich erschien die Armada im Kanal, geführt vom Herzoge von Medina S i d o n i a , und fuhr mit stolz aufgeschwellten Segeln an Englands Küste voiüber. Aber schnell brachen die kleineren englischen Schisse hervor, sielen die hintersten Schisse au, schnitten sie ab, versenkten einige und führten andere im Triumphe davon. Dazu kam ein entsetzlicher Sturm, der die unbehilslicheu Schisse schrecklich umherwars. Viele gingen unter; der Überrest wagte nicht zu landen und kam in einem ganz zerrütteten Zustande wieder nach Hause. Dem Herzoge war mit Recht für seinen Kopf bange; denn Philipp war nicht der Mann, der Entschuldigungen anzuhören pflegte. Aber als Sidonia vor allen Hosleuteu sich vor ihm auf die Knie warf und einige Entschuldigungen herstammelte, winkte ihm Philipp auszustehen und sprach: „Ich habe Euch gegen Menschen, nicht aber gegen Stürme und Wellen geschickt. Steht aus!" Natürlich war mit diesem Siege der Kampf noch nicht beendet; aber er trat in ein anderes Stadium. Es dauerte lauge, bis sich Philipp eine neue Flotte geschaffen hatte, und die Engländer waren in dieser Zeit natürlich auch nicht müßig. Sie verbanden sich mit den Niederländern, mit denen Philivp damals auch Krieg führte. Bald wagten sie sich anss offene Meer und griffen die spanischen schiffe an, die meist reich beladen nach ihren heimischen Gestaden

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 124

1906 - Langensalza : Gressler
r 124 wieder dienen zu dürfen. Manchmal brach bei diesen Gesinnungen der Königin das Herz; aber teils hielten immer neue Nachrichten von seiner schlechten Verwaltung in Irland, teils das Vorgeben seiner Feinde, daß er noch lange nicht genug gedemiitigt sei, den Ausbruch der königlichen Gnade noch immer zurück. Essex hatte bisher den sehr einträglichen Alleinhandel mit süßen Weinen gehabt. Jetzt war die Zeit um, und Essex bat Elisabeth, ihm diese Vergünstigung zu verlängern. Er hatte bei sich beschlossen, die Entscheidung der Königin solle über seine Hoffnungen entscheiden, ob er je wieder zu Gnade angenommen oder für immer verworfen werden würde. Hätte er gewußt, daß dies die letzte Prüfung sein ollte, die ihm Elisabeth auflegte, gewiß würde er sich von seiner Hoffnungslosigkeit nicht zum Majestätsverbrechen haben hinreißen lassen. Kurz, Elisabeth schlug ihm seine Bitte ab. Das hatte Essex nicht erwartet. Lange genug, meinte er, habe er seinen Stolz unlerdrückt, jede Demütigung willig ertragen. Er warf jeden Schein der Mäßigung und Ehrerbietung ab und ließ seiner natürlichen Heftigkeit ganz den Zügel schießen. Durch Gastfreiheit und Freundlichkeit suchte er die Zahl seiner Freunde unter dem Volke zu vermehren. Über Elisabeth stieß er die beleidigendsten Reden aus. Er nannte sie ein altes Weib, das so krumm an der Seele wie am Körper sei. Das wurde der Königin getreulich hinterbracht und diese kannte sich kaum vor Wut: denn nichts konnte sie mehr ausbringen als Beleidigungen ihrer Eitelkeit. Effex ging noch weiter. Er ließ sich in eine Verbindung mit Jakob Vi. von Schottland ein und entwarf mit einem Haufen anderer unruhiger Köpfe eine Verschwörung gegen Elisabeth. Er zog mit ihnen nach London und rief das Volk in den Straßen zur Beihilfe auf. Alle gafften ihn voll Neugier an, aber nur wenige wollten für ihn zu den Waffen greifen. Er hatte gehofft, das ganze Volk würde für ihn sich gegen Elisabeth erheben; da er nun das Gegenteil sah, sank ihm und seinen Begleitern der Mut. Nachdem einer nach dem andern sich fortgemacht, sah er auch keine andere Rettung als in der Flncht. Er warf sich in sein Haus, wo er, von allen verlassen, sich auf Gnade und Ungnade

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 153

1906 - Langensalza : Gressler
153 nur die spanischen Schiffe auf der See kaperten, sondern auch selbst Den Hafeu Briel an der Mündung der Maas wegnahmen. Man nannte sie Meergeusen. Dann machte sich mich Wilhelm von Cranien auf, ward Truppen und siel in die Niederlande ein. Daraus entstaub ein langwieriger Krieg, dessen Begebenheiten und Wechsel wir hier nicht verfolgen wollen. Nach sechs Jahren verließ Alba Brüssel, mit dem Fluche der unglücklichen Niederländer beladen, und kehrte nach Spanien zurück. Man rechnet, daß in dieser Zeit wenigstens 18 000 Niederländer aus dem Blutgerüst gestorben sind! Welche Last mußte auf seinem Gewissen liegen! — Unter den folgenden Statthaltern (Don Zuniga y Requesens 1573—76, Don Juan d'austria 1576 — 78, Alexander von Parma, der Margareta Sohn, 1578—92) währte der Krieg fort. Die freiheitliebenden Einwohner führten ihn mit einer ungeheuren Anstrengung. Jedermann hatte geglaubt, sie müßten den sieggewohnten spanischen Legionen unterliegen; aber auch hier sah man wieder, welche Kraft ein Volk hat, welches für seine Freiheit streitet. Die nördlichen Provinzen schlossen 1579 die Utrecht er Union und verbanden sich dadurch, sich einander mit Leib, Gut und Blut gegen alle Gewalt beizustehen. Bald traten andere hinzu, bis die sieben vereinigten Staaten beisammen waren, die sich nun vom König von Spanien lossagten. Wilhelm von Oranten wurde von mehreren der nördlichen Provinzen, die sich die Spanier zuerst vom Halse schassten, zum Statthalter gewählt, und gewiß wäre es dem tätigen Manne zu gönnen gewesen, die gänzliche Befreiung vom spanischen Joche zu erleben. Aber er erlebte sie nicht. Ein verruchter Mensch, Balthasar Gerard, aus der Franche Comte gebürtig, brachte ihn, von den Jesuiten aus Befehl Philipps dazu angestiftet, 1584 in Delft ums Leben; denn Philipp hatte einen Preis von 25 000 Talern auf Oraniens Kopf gesetzt. Aber er hinterließ einen tüchtigen Sohn, Moritz von Uranien, der seinen Vater noch übertraf. Zwar war er erst 11 Jahre alt, als fein Vater starb; aber er gehörte zu den Menschen, die sich gleich in die ihnen angewiesene Lage zu finden wissen, als wenn sie schon eine lauge Erfahrung darin hätten. Der Krieg

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 265

1906 - Langensalza : Gressler
265 Staates nach innen und nach außen mitgearbeitet hat. Da er ein gütiger, milder Fürst war, erfreute er sich in hohem Maße der Liebe feiner Untertanen. In den ersten Jahren leitete fein früherer Lehrer Eberhard von Dankelmann die Regiernngs-gefchafte. Er war ein Ehrenmann, der stets das Beste des Staates wollte: aber er hatte ein finsteres, herrisches Wesen und vermochte niemals um die Gunst feines Herrn zu schmeicheln. War Friedrich wie fast alle Fürsten feiner Zeit ein Freund einer prächtigen, glänzenden Hofhaltung, die freilich Unsummen verschlang, so war Dankelmann ein Feind von allem Luxus. Noch ein anderer Grund trug dazu bei, daß sich Friedrich und Dankelmann entzweiten In feinem Bestreben, auch nach außen hin die Macht und den Glanz feines Hauses zu zeigen, war des Kurfürsten Sinn von Beginn seiner Regierung an darauf gerichtet, fein Land zu einem Königreiche zu erheben. Dieses Streben nach der Königskrone erkennen wir heute als durchaus berechtigt an; denn die Länder Friedrichs umfaßten mehr als 2000 Quadratmeilen, und er hatte ein wohl-geübtes Heer von 28000 Mann; außerdem war er in Preußen ein völlig unabhängiger Herrscher. Auch manche Rangerhöhungen anderer Fürsten mochte im Herzen Friedrichs den Wunsch erweckt haben, sich „König" nennen zu können. So war der Kurfürst von Sachsen König von Polen geworden und Wilhelm von Oranien König von England, während der bisherige Herzog von Hannover den Rang eines Kurfürsten erlangt hatte. Trotzdem nannte Tankel-mann das Trachten des Kurfürsten eitel und verwerflich und prophezeite, wenn die Rangerhöhung wirklich stattfände, würde sie dem Lande nur neue Lasten bringen und dazu den Neid oller anderen Staaten erwecken, auch fei gar nicht zu hoffen, daß der deutsche Kaiser jemals dazu feine Einwilligung geben werde. Diese Zwistigkeiten und das fchroffe Auftreten Dankdmanns gegen den König und die Königin führten schließlich dazu, daß er in Ungnaden entlassen wurde. An feine Stelle trat der gefügige Kolb von Wartenberg. Er betrachtete es als feine vornehmste Aufgabe, den Willen des Kurfürsten durchzusetzen. Wohl waren die Schwierigkeiten nicht gering; namentlich am Hofe zu Wien wollte man von

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 303

1906 - Langensalza : Gressler
303 sessel Karls, das Bild der gebrechlichen Heldengröße und der zertrümmerten Schwedennacht. Nun brach er selbst mit dem Heere auf und nahm seine Frau Katharina mit sich. Katharina war die Tochter eines leibeigenen lithauischen Bauern. Da die Eltern ihr früh starben, so nahm der Küster des Torfes sie zu sich. Hier sah sie der Propst Glück bei einer Durchreise und nahm sie aus Mitleid zu sich ins Haus, wo sie die Kinder anziehen und die Zimmer reinigen mußte. Hier blieb sie bis ins 18. Jahr; da sie blutarm war, nahm sie die Hand eines schwedischen Dragoners an. Einige Tage darauf mußte Johann, so hieß ihr Mann, schon fort zum Heere, und als die Russen das Schloß Marienburg einnahmen-wurde sie mit den übrigen Einwohnern als Sklavin fortgeführt und fiel dem General Scheremetew zu, der sie an Menschikow abtreten mußte. Als einst Zar Peter bei ihm speiste und Katharina mit Tischgeräten durch das Zimmer ging, fiel ihre Schönheit ihm so auf, da er sie gleich zu sich nahm. Er ließ ihr anständige Kleidung anfertigen, gab ihr Dienerschaft und sorgte für ihre Ausbildung. Weniger durch ihre Schönheit als durch ihr sehr einnehmendes, sanftes Betragen wußte sie sich sein ganzes Vertrauen zu verschaffen, bis er sie endlich gar zu seiner Gemahlin erhob.*) Holländer, der einen schwedischen Lieutenant höhnisch fragte, ob er wohl sehe, wie die Russen dein schwedischen Löwen mitgespielt hätten, und was er davon dächte. — „Das sehe ich freilich," erwiderte der Schwede, „aber das freut mich doch, daß das königliche Tier wenigstens noch etwas frei und un-gefeffelt hat." — Neugierig fragte der Holländer, n as das denn wäre, und erhielt zur Antwort: „Der Schwanz, mit welchem er die Nüssen noch auf den Mund schlagen kann," woraus ihm der Holländer beschämt verließ." Die armen Gefangenen wurden nach Sibirien geführt und mußten durch Handarbeiten und Künste ihr Leben fristen. Nach dem Frieden wurden sie zwar losgelassen, aber von den 20000 waren kaum noch 600 übrig. *) Der alte Gück war damals schon tot, aber seine Witwe und deren Kinder lebten in Moskau in Armut. Katharina ließ sie gleich nach Petersburg kommen, machte den Sohn zum Kammcrjunfer, die eine Tochter zur Ehrendame und verheiratete die beiden andern an Offiziere, und als der ehemalige Hauslehrer des Gliickschen Hauses sich ihr einst vorstellen ließ, erkannte sie ihn gleich, nahm ihn sehr freundlich auf und setzte ihm eine Pension aus. Ihren ersten Mann sah sie nie wieder; er wurde wenige

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 304

1906 - Langensalza : Gressler
304 Die Russen fielen nun unter Scheremetew in die Moldau ein lind zogen längs dem Prnth hinab. Plötzlich sahen sie sich beim Torfe Falczin von allen Seiten von ungeheuren Schwärmen von Türken und Tataren eingeschlossen. Sie konnten weder vor-noch rückwärts, und alle Lebensmittel waren ausgegangen. Ter Großvezier vernichtete in einer dreitägigen Schlacht 40000 Russen. Peter sah den Augenblick sich nähern, wo er mit allen den Seinigen verhungern oder sich den Feinden ergeben müßte. Er schrieb an den russischen Senat einen Brief, in welchem er seine Lage schilderte und gestand, daß er ohne besondere göttliche Hilse nichts erwarten könne als den Tod oder Gefangenschaft. Aber Katharina half ihm. Sie wußte, wie leicht die türkischen Großen sich bestechen lassen, und schickte einen Friedensboten an den Großvezier mit ihrem Juwelenkästchen und einer großen Summe Geldes ab. Das wirkte. Die Augen Mehemets wurden von den glänzenden Steinen so geblendet, daß er die hoffnungslose Lage der Russen nicht mehr sah und mit Peter schnell Frieden schloß. Auf die erste Nachricht davon warf sich Karl aus sein Pferd, jagte 15 Meilen weit in einem Ritt bis ins türkische Lager und bot Himmel und und Hölle auf, den Vezier zu bewegen, daß er den Frieden breche. „Vertraue mir," sprach er, „20000 deiner Janitscharen und ich liefere dir noch den Zar in deine Hände." — Aber Mehmet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen, und er muß bestehen." Wütend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Feld des Veziers und verklagte ihm beim Sultan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn: aber der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Keiner heitle sich mehr als Karls Niederlage bei Pnltawa ge-srent als August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Zaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden Jahre nach ihrer Trennung int Kriege erschossen. Peter hatte seine erste Frau schon neun Jahre vorher verstoßen und ins Kloster geschickt.

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 306

1906 - Langensalza : Gressler
306 Schnell drangen die Türken herzu und ergriffen ihn. Man brachte ihn nun nach einer andern türkischen Stadt ldemoüka), wo er kürzer gehalten wurde. Deunoch blieb er noch über anderthalb Jahr. Endlich — endlich, nachdem er über fünf Jahre in der Türkei gewesen war, erklärte er, er wolle abreisen. Der Sultan benahm sich trotz Karls Ungezogenheit sehr edel. Er machte ihm noch zum Abschiede große Geschenke und ließ ihn mit allen seinen Leuten aus sehte Kosten bis an die Grenze bringen. Karl tat, als wenn das alles so sein müßte. Ter Zug ging durch Siebenbürgen und Ungarn. Karl wurde aber bei der langsamen Reise bald die Zeit lang; er beschloß daher die Reise schneller und aus einem Umwege durch Deutschland zu machen. Er setzte sich mit dem Generaladjutanten Don Rosen und dem Oberstleutnant Düring zu Pferde, ließ sich einen Paß geben, in welchem er sich für einen schwedischen Hanptmann Karl Frisch ausgab, machte sich durch eine große schwarze Perücke, einen Hut mit goldenen Treffen und einen brauueu Reiserock unkenntlich, und nun ging die Reise schnell vorwärts. Er reiste über Wien, Regensburg, Nürnberg, Würzbnrg, Hanau, Kaffel, Braunschweig und Stralsuud. In 14 Tagen legte er 286 Meilen zurück, und Düring blieb einmal non den starken Ritten unterwegs für tot liegen; Rosen aber hatte schon in den ersten Tagen zurückbleiben müssen. Endlich langte Karl in der Nacht um 1 Uhr vor Stralsund an. Die Schildwache und der wachthabende Offizier wollten ihn nicht einlassen, weil es Nacht sei; aber er versicherte, sie wären Boten, die sehr dringende Briefe brächten, woraus der Kommandant sie einzulassen befahl. Seine Füße waren so angeschwollen, daß er die Stiefel herunterschneiden lassen mußte. Welche Freude war es nicht für die Einwohner, als sie am Morgen Hörten, ihr König sei wieder da! Als er in der Stadt um Herritt, jauchzte ihm alles entgegen. Nach dieser Zeit lebte Karl noch vier Jahre und schlug sich während der ganzen Zeit mit seinen Feinden Herum, so daß er seit seinem 15. Jahre nicht zur Ruhe gekommen ist. Im Jahre 1718 unternahm er die Belagerung der kleinen Festung Friedrichshall ans der Grenze zwischen Norroegen und Schweden. Es war
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