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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 151

1906 - Langensalza : Gressler
151 sprach weiter: „So nimm ihn hin! Weit öfter hat er ja des Königs Rnhm verteidigt als meine Brust beschützt!" — Auch Hoorn wurde aus dem Wege nach Hause verhaftet. — Seine erste Frage war nach Egmont. Als man ihm erzählte, dieser sei auch verhaftet, ergab er sich. „Vou ihm habe ich mich leiten lassen", sprach er, „es ist billig, daß ich ein Schicksal mit ihm teile." Ein furchtbarer Schrecken überfiel darauf die Einwohner von Brüssel, und 20 000 Menschen verließen auf die Nachricht von der Verhaftung Egmonts die Niederlande. So verlor das Land für immer eine große Zahl feiner geschickten Einwohner. Glücklich waren die, welche noch entrannen ; denn Alba ließ jetzt die Häfen sperren und setzte Todesstrafe auf die Auswanderung. Taß Alba sogleich die Inquisition mit aller Strenge wieder herstellte, versteht sich von selbst. Aber er machte auch bekannt, daß alle, welche mit den Geusen in irgend einer Berührung gestanden oder an den calvinistischen Predigten teilgenommen hatten, des Verbrechens der beleidigten Majestät im höchsten Grade schuldig wären. Hiernach waren die Güter und das Leben aller in feinen Händen, und wer eins oder beides rettete, empfing es nur als ein Geschenk seiner Großmut. Dann setzte er ein Gericht ein, welches über die vorgegangenen Unruhen erkennen sollte. Er selbst war Vorsteher desselben, und nach ihm ein gewisser Vargas, ein schamloser, verhärteter Bösewicht, der eben so blutgierig als habsüchtig war In diesem (Bericht wurde über das Leben der Niederländer mit empörendem Leichtsinne abgeurteilt, und mein erzählt, daß einer der Richter, der oft in den Sitzungen zu schlafen pflegte, wenn die Reihe an ihn kam, sein Urteil zu sagen, und er dazu geweckt wurde, ohne weiteres ries: „An den Galgen! au den Galgen!" So geläufig war ihm dieses Wort geworden. Ost wurden 20 bis 50 Personen aus einer Stadt zugleich vorgefordert. Tie Reichen traf der Tonnerschlag am ersten. Manche angesehene Kaufleute sah man hier wie gemeines Gesindel mit auf den Rücken gebundenen Händen an einem Pferdeschweife zur Richtstätte geschleift werden: in Valen-ciennes wurden einmal 55 zugleich enthauptet. Tie Gefängnisse waren bald zu eng für die Menge der Verdächtigen; täglich wurden

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 153

1906 - Langensalza : Gressler
153 nur die spanischen Schiffe auf der See kaperten, sondern auch selbst Den Hafeu Briel an der Mündung der Maas wegnahmen. Man nannte sie Meergeusen. Dann machte sich mich Wilhelm von Cranien auf, ward Truppen und siel in die Niederlande ein. Daraus entstaub ein langwieriger Krieg, dessen Begebenheiten und Wechsel wir hier nicht verfolgen wollen. Nach sechs Jahren verließ Alba Brüssel, mit dem Fluche der unglücklichen Niederländer beladen, und kehrte nach Spanien zurück. Man rechnet, daß in dieser Zeit wenigstens 18 000 Niederländer aus dem Blutgerüst gestorben sind! Welche Last mußte auf seinem Gewissen liegen! — Unter den folgenden Statthaltern (Don Zuniga y Requesens 1573—76, Don Juan d'austria 1576 — 78, Alexander von Parma, der Margareta Sohn, 1578—92) währte der Krieg fort. Die freiheitliebenden Einwohner führten ihn mit einer ungeheuren Anstrengung. Jedermann hatte geglaubt, sie müßten den sieggewohnten spanischen Legionen unterliegen; aber auch hier sah man wieder, welche Kraft ein Volk hat, welches für seine Freiheit streitet. Die nördlichen Provinzen schlossen 1579 die Utrecht er Union und verbanden sich dadurch, sich einander mit Leib, Gut und Blut gegen alle Gewalt beizustehen. Bald traten andere hinzu, bis die sieben vereinigten Staaten beisammen waren, die sich nun vom König von Spanien lossagten. Wilhelm von Oranten wurde von mehreren der nördlichen Provinzen, die sich die Spanier zuerst vom Halse schassten, zum Statthalter gewählt, und gewiß wäre es dem tätigen Manne zu gönnen gewesen, die gänzliche Befreiung vom spanischen Joche zu erleben. Aber er erlebte sie nicht. Ein verruchter Mensch, Balthasar Gerard, aus der Franche Comte gebürtig, brachte ihn, von den Jesuiten aus Befehl Philipps dazu angestiftet, 1584 in Delft ums Leben; denn Philipp hatte einen Preis von 25 000 Talern auf Oraniens Kopf gesetzt. Aber er hinterließ einen tüchtigen Sohn, Moritz von Uranien, der seinen Vater noch übertraf. Zwar war er erst 11 Jahre alt, als fein Vater starb; aber er gehörte zu den Menschen, die sich gleich in die ihnen angewiesene Lage zu finden wissen, als wenn sie schon eine lauge Erfahrung darin hätten. Der Krieg

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 169

1906 - Langensalza : Gressler
169 bekommen? Eigentlich seine Brüder; aber die wollten lieber in der Stille leben. Daher fiel die Nachfolge auf seinen Vetter, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark, Kärnten und Krain, und dieser wurde auch von den Böhmen als ihr künftiger König anerkannt, da er bereit war, ihre Freiheiten, namentlich den Majestätsbrief, zu bestätigen. Aber bald wurden sie mißtrauisch, als sie hörten, wie Ferdinand in seinen Ländern die Evangelischen behandelte. Ferdinand meinte es mit seinen Untertanen ausrichtig gut und äußerte einmal, er sei bereit, sich seine rechte Hand abhauen zu lassen, wenn er damit einen von ihnen glücklich machen könnte; aber er war von Jesuiten erzogen worden, die ihm von Kindheit auf nicht nur eine blinde Anhänglichkeit an die katholische Kirche, sondern auch den Grundsatz mit aller Strenge eingeprägt hatten, daß nur die Katholiken selig werden könnten. Daher wollte er durchaus nicht die neue Lehre in seinen Ländern dulden. Er ließ überall Räder und Galgen ausrichten und drohte nun, alle die hinrichten zu lassen, die nicht entweder sich zum katholischen Gottesdienst Hielten ober auswanderten. Natürlich erfuhren auch die Böhmen bies balb und dachten nur mit Besorgnis an die Zeit, wo Matthias tot und Ferdinand ihr König sein würde. Auch Tingcit schon jetzt die Katholiken, besonders die Jesuiten, an, kecker zu werden. „O", hieß es, „euer Majestätsbrief hat seine Gültig- keit ; denn er ist Kaiser Rudols abgedrungen worden. Ist nur erst Ferdinand König, dann wird es heißen: Ein neuer König, ein neues Gebot! Dann werden wohl einige Köpfe fliegen müssen." Das wollten die Böhmen wenigstens gehört haben, und wenn auch ihre Besorgnis manches übertrieb, so zeigte doch ein Borfall bald, wie böse es die Katholiken mit ihnen meinten. Dennoch erkannten sie ihn als ihren einstigen Herrn an, wenn er ihnen ihre Freiheiten lassen wollte. Er leistete darüber einen feierlichen Eid vor allem Volke: „Ich schwöre zu Gott bei diesem heiligen Evangelium, daß ich die Herren, Ritterschaft, Prager, auch andere Städte und die ganze Gemeinde von Böhmen bei ihren Freiheiten, Gerechtigkeiten, auch allen Gewohnheiten erhalten will. Dazu helfe

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 148

1906 - Langensalza : Gressler
148 ihnen war! Margareta ließ ihre Soldaten gegen sie marschieren (15g7), und die Truppen der Geusen wurden zum Schrecken der Calvinisten zusammengehauen. Endlich fiel Margareta ein Mittel ein. wodurch sie ihre Freunde von ihren heimlichen Feinden unterscheiden könnte und die letzteren zwänge, sich bestimmt zu erklären. Sie verlangte von den Häuptern des Adels einen Eid. daß sie den katholischen Glauben befördern, die Bilderstürmer verfolgen und Ketzerei aller Art nach besten Kräften ausrotten wollten. Viele leisteten ihn, auch Egmont. der sich durch die Gnade des Königs ganz sicher hatte machen lassen. Hoorn verweigerte ihn, weil er, wie er sagte, still auf seinen Gütern lebte und also mit der Regierung nichts mehr zu tun hätte Brederode legte lieber seine Ämter nieder, um keinen Meineid zu schwören, und Omnien — entschloß sich, sein Vaterland zu verlassen, um es zu einer glücklicheren Zeit wieder zu betreten. Er sah wohl, daß bei der Uneinigkeit der Geusen und der Verblendung Egmonts mit Gewalt nichts auszurichten war, und wußte, daß sich Herzog Alba bereits mit einem Heere näherte, um den Freiheitssinn der Niederländer zu knechten. Wartete er erst Alba ab, so war er verloren; Philipps Gesinnungen waren ihm nicht unbekannt. Aber ehe er ging, wünschte er noch einmal seinen Freund Egmont zu warnen, der so sicher seinem Untergang entgegenging. Tie Zusammenkunft wnrde gehalten. Egmont bestürmte Oranien zu bleiben. „Es wird dir deine Güter kosten, Oranien, wenn du auf deinem Entschlüsse beharrst", rief endlich Egmont. — „Und dir", antwortete Oranien, „dein Leben, Egmont, wenn du den deinigen nicht änderst." Noch einmal bat ihn Oranien mit allem Feuer einer zärtlichen Besorgnis, dem Ungewitter, welches heranzöge, auszuweichen. Aber Egmont erwartete von der Zukunft nur das Beste, und konnte sich nicht entschließen, sein gemächliches Wohlleben zu verlassen und von seiner Frau und seinen Kindern Entbehrungen zu verlangen, die durch eine Flucht nötig geworden wären. „Nimmermehr wirst du mich bereden, Oranien", sagte er, „die Dinge in diesem trüben Lichte zu sehen. Was kann auch der König mir anhaben? Er ist gütig und gerecht, und ich habe mir Ansprüche ans seine

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 144

1906 - Langensalza : Gressler
144 Wirkungsvoller als die Stimmung des Pöbels war aber die Verbindung, welche Wilhelm von Oranien, Graf Egmont und Graf Hoorn miteinander schlossen, der spanischen Unterdrückung und zunächst dem verhaßten Granvella sich zu widersetzen. Durch ihre Vorstellungen brachten sie es auch wirklich bet Philipp dahin, daß er schon den Kardinal zurückrufen wollte, als dieser selbst um seinen Abschied bat. Aber dadurch wnrde die Sache nicht besser. Seine Anhänger blieben zurück und handelten ganz nach seinem Sinne. Ta beschlossen die Unzufriedenen, den Grafen Egmont nach Madrid zu senden, ob Philipp vielleicht bewogen werden könnte, die verhaßte Inquisition abzuschaffen. Egmont wurde von Philipp mit unerwarteter Artigkeit aufgenommen. Dann fragte er feine geistlichen Räte, ob er den Niederländern die erbetene Religionsfreiheit bewilligen müsse! „Behüte!" antworteten diese. Da erhob sich Philipp von seinem Stuhle, warf sich vor einem Kruzifix auf die Knie nieder und betete: „So bitte ich dich denn, Majestät des Allmächtigen, daß du mich nie so tief mögest sinken lassen, ein Herr derer zu sein, die dich von sich stoßen!" Ein trostreiches Gebet sür die Niederländer! — Kaum war Egmont mit den besten Hoffnungen nach den Niederlanden zurückgekehrt, als er auch erfuhr, wie sehr ihn Philipp durch glatte Worte getauscht hatte. Die Gesetze gegen die Ketzer wurden verschärft und befohlen, die Hinrichtungen nunmehr heimlich vorzunehmen, damit nicht durch die Standhaftigkeit der Ketzer noch mehr Abtrünnige würden. Dadurch erreichte die Furcht der Niederländer den höchsten Grad. Man hörte schon in Gedanken Gefängnisse mauern, Ketten und Halseisen schmieden und Scheiterhaufen zusammentragen. Fast alle Magistrate erklärten, sie könnten die neuen Befehle des Königs nicht beobachten . 50—60 000 Menschen in den Flammen umkommen zu sehen, sei kein Auftrag für sie. Ein allgemeiner Geist des Aufruhrs durchlief das ganze Land. So blödsinnig wären die Niederländer nicht, hörte man viele laut sagen, daß sie nicht wissen sollten, was der Untertan seinem Herrn und dieser seinen Untertanen schuldig sei, es gäbe wohl noch Mittel, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben-Etwa 400 Edelleute vereinigten sich und unterschrieben eine Schrift

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 166

1906 - Langensalza : Gressler
166 auf Seeland zum Aufenthaltsorte und versprach ihm. alles zu tun, um seine vielen Trübsale ihn vergessen zu machen. Hier lebte er noch acht Jahre und starb erst im 78. Jahre seines Lebens, so daß ihm also Gott noch viele Zeit gab, sein früheres Leben zu bereuen (1559). Zweite Periode Die Zeit des dreißigjährigen Krieges, 1618—1648. 21. Veranlassung zum dreißigjährigen Kriege. Der böhmische Aufstand, 1618—1621. Zwar war auf dem Reichstage zu Augsburg 1555 der Religionsfriede geschlossen worden: aber es fehlte noch sehr viel, daß Deutschland beruhigt gewesen wäre. Die Katholischen und die Evangelischen drückten einander, wo diese oder jene die stärksten waren, so viel sie nur konnten. Keine Partei traute der andern. Jeder aus-sgehobene Soldat, jeder reisende Gesandte, jeder Kurierwechsel er-chreckte die Fürsten. So standen sie argwöhnisch ein halbes Jahr-h lindert einander gegenüber, die Hand ans Schwert gelegt. Nach Karls V. Tode war, wie schon erzählt wurde, Ferdinand 1. Kaiser geworden, der den Protestanten nichts in den L eg legte, weil er ihre Hilfe gegen die Türken beständig nötig hatte. Duldsamer war, wie wir wissen, sein Sohn Maximilian Ii., der ihm als Kaiser folgte und gar den österreichischen Gutsbesitzern erlaubte, auf ihren Schlössern evangelischen Gottesdienst zu halten. Er hinterließ mehrere Söhne, von denen der älteste, Rudolf Ii., Kaiser wurde. Auch er war ein ganz guter Mann, aber ohne alle Kraft und Entschlossenheit, furchtsam und peinlich. Das zeigte er besonders gegen die Böhmen, in deren Hauptstadt Prag er zu wohnen pflegte. Es ist bekannt, welchen Beifall die Lehre von Johann Huß in Böhmen gefunden hatte; kein Wunder, daß auch die lutherische bald willig aufgenommen wurde und daß fast das ganze Land sich dafür ertläite. Aber Rudolf war ganz in den Händen der Jesuiten, die unaufhörlich in ihn Drangen, diesen Un-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 174

1906 - Langensalza : Gressler
174 ösl trat seine Frau Elisabeth herein, welche der Eitelkeit, Königin zu heißen, nicht widerstehen konnte. ..Wie", rief sie. „du konntest dich vermessen, die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man dir freiwillig entgegenbringt? Ich will lieber mit einem Könige Sauerkraut, als mit einem Kurfürsten Gebratenes essen." Auch sein Hofprediger redete zu seinem Gewissen. er solle doch nicht durch seine Weigerung mehr als eine Million evangelischer Glaubensgenossen aufopfern. Er nahm die Krone an und reifte nach Prag, wo er mit großem Pompe ge-front wurde. Hoch schlug der eitlen Elisabeth das Herz vor Freude. Indessen zog sich über dem neuen Könige und Böhmen ein schweres Gewitter zusammen. Ferbinanb hatte seinen Jugeubfreuub Maximilian von Bayern für sich gewonnen, und die Liga versprach Beiltand. Auch der König von Spanien, damals Philipp Iii.. schickte Gelb, und selbst der Kurfürst vou Sachsen. Johann Georg I., ein höchst schwacher, fleinbenfenber Mann, trat auf den Rat seines Hofprebigers Hoe von Hoheneck auf des Kaisers Seite, weil es ihn ärgerte, daß die Böhmen einen Reformierten zum Könige gewählt hatten. Nun setzte sich das ligistische Heer in Bewegung. Zuerst würden die österreichischen Stänbe mit Gewalt dem Kaiser unterworfen: dann fiel Maximilian in Böhmen ein, trieb die stänbischen Truppen wie eine scheue Herbe vor sich her und rückte immer näher auf Prag los. Wäre nur Friedrich der Mauu baimch gewesen, so hätte er wohl sich gegen den Kaiser und Maximilian halten können. Die Hussiten hatten sich ja so lange gegen Sigismunb glücklich gewehrt. Aber er war ein schwacher, träger und leichtsinniger Mann, gab glätt,zenbe Feste, statt sich um die Ausrüstung des Heeres zu bekümmern, und ber-staub es nicht, die Herzen der Böhmen mit Liebe und Vertrauen zu sich zu erfüllen, und so war er schon halb geschlagen, ehe noch die Feinde anrückten. Nicht weit von Prag liegt eine sanfte Anhöhe, die der Weiße Berg genannt wirb. Ta stellten sich die Böhmen ans und wurde» rasch von dem ungeduldigen Maximilian angegriffen. Nach einer Stunde blutiger Arbeit war die Schlacht

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 147

1906 - Langensalza : Gressler
147 verwüstet. Selbst in Antwerpen, von wo Oranien nach Brüssel hatte reisen müssen, fielen die Rasenden über die Hauptkirche her, durchstachen ein angeblich wundertätiges Marienbild, zerstörten die herrliche Orgel, streuten die Hostien auf die Erde und traten sie mit Füßen, ja sie stiegen selbst in die Gewölbe hinab und warfen die halbverwesten Leichen umher. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß dies alles nur vom gemeinsten Pöbel verübt wurde; aber es zeigte, wie aufgeregt die Gemüter waren. Margareta war in der allergrößten Verlegenheit. Schon waren die Bilderstürmer auch nach Brüssel im Anzuge. Im ersten Augenblicke wollte sie entfliehen; aber die Räte redeten ihr zu, zubleiben, den Umständen nachzugeben und mit dem Adel einen Vergleich zu schließen. Das tat sie; sie bewilligte den Geusen alles, und diese dagegen machten sich anheischig, die Bilderstürmerei zu unterdrücken Zwar hielt das hier und da sehr schwer; aber es gelang doch, und besonders zeigten sich Oranien, Egmont und Hoorn tätig dabei, so daß sie dadnrch allein schon den Dank Philipps verdient hätten. Aber der König traute ihnen nicht und glaubte gar, daß sie insgeheim die Geusen sowohl als die Bilderstürmer unterstützt hätten. Er hatte ihnen den Untergang geschworen; darum tat er recht sreuudlich mit ihnen, besonders mit Oranien, dessen Rat er sich sogar ausbat. Aber je gnädiger Philipp war, desto mehr mußte man sich vor seinen Tücken hüten, und Oranien wußte durch seine Spione recht gut, wie er bei Hose angeschrieben stand. Auch Margareta meinte es nicht gut; sobald die angeworbenen Soldaten angekommen waren, nahm sie eine ganz andere Sprache an. Sie habe, sagte sie, zwar erlaubt, daß die Evangelischen Predigten halten dürften, aber die evangelischen Taufen, Trauungen und die Abendmahlsfeier seien nicht erlaubt, und unter allerlei Vorwand ließ sie die Versammlungen zerstören und einige Prediger selbst hinrichten. Daher ist es fein Wunder, wenn die Geusen auch Truppen warben und es hier und da zu Widersetzlichkeiten kam. Oranien begünstigte diese Bewegungen insgeheim, weil er wohl sah, daß es auf die Unterdrückung seines Vaterlandes abgesehen sei. Aber was hals aller guter Wille der Geusen, da kein rechter Zusammenhang nnter 10*

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 149

1906 - Langensalza : Gressler
149 Dankbarkeit erworben." — „Wohlan", rief Uranien mit Unwillen und innern Schmerze, „so wage es denn auf diese königliche Dankbarkeit. Aber mir sagt eine traurige Ahnung — und gebe der Himmel, daß pe mich betrüge! — daß du die Brücke sein wirst. Egmont, über welche die Spanier in das Land kommen, und die sie abbrechen werden, wenn sie hinüber sind." — Innig drückte er ihn noch einmal an sein Herz. Lange, als wäre es für das ganze Leben, hielt er die Augen auf ihn geheftet; Tränen entfielen ihm: denn er wußte, sie sahen einander nicht wieder Gleich am folgenden Tage schrieb Oranien der Ltatthalterin seinen Abschiedsbries und ging auf seine Güter im Nassauischen, -öbm folgten viele Gleichgesinnte nach; denn Margareta verfuhr jetzt mit größerer Strenge gegen die Calvinillen. Viele flohen, andere starben durch die Hand des Henkers. Den reformierten Predigern wurde befohlen, binnen 24 Stunden das Land zu räumen. Alle Straßen waren mit Flüchtlingen bedeckt, die ihrer Religion zu Ehren ihr Liebstes verließen. Dort sagten Männer ihren Weibern. Käter ihren Kindern aus ewig Lebewohl; hier führten sie dieselben mit sich. Die Städte glichen einem Trauerhause. Aus den Balken der durch die Bilderstürmer zerstörten Kirchen wurden Galgen gebaut für die. welche sich an ihnen vergriffen hatten. Alle Hochgerichte waren mit Leichnamen, alle Gefängnisse mit Todesopfern, alle Landstraßen mit Flüchtlingen angefüllt. Keine Stadt war so klein, daß in ihr in dem mörderischen Jahr 1567 nicht an 50 bis 300 zum Tode geführt worden wären. Jetzt hielt es auch Brede-rode für geraten zu entfliehen ; er entkam nach Emden, wo er das Jahr daraus starb. Nun war die Ruhe wieder hergestellt; wer nicht tot oder geflohen war, wurde durch die Furcht in Untätigkeit erhalten, und Margareta berichtete an den König, alles sei ruhig, er möchte daher den Herzog von Alba, der schon mit einem Heere unterwegs war, zurückberufen, weil feine Ankunft nur die Ruhe wieder stören könnte. Aber in Madrid war es anders beschlossen. Philipp und Alba wollten die Gelegenheit nicht vorbeigehen lassen. Blut in Strömen zu vergießen. Jetzt sei zwar, hieß es daher, der Tumult

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 150

1906 - Langensalza : Gressler
150 gestillt, aber nur aus Furcht; man müsse den Rebellensinn den Niederländern ganz austreiben. Mit 10 000 zu jedem Verbrechen aufgelegten Soldaten erschien der H e r z o g von 911 6 a in den Niederlanden. Angst und Schrecken waren ihm vorangeeilt: denn er war ein würdiger Diener seines Herrn. Nie kam in sein Gesicht ein Lächeln, nie in sein Herz ein Gefühl der Menschlichkeit*). Wer nur irgend fliehen konnte, war geflohen. Die bloße Annäherung des spanischen Heeres hatte die Niederlande um 100000 Burger entvölkert, und diese allgemeine Flucht dauerte noch immer fort. Der 22. August 1567 war der Tag, an welchem Alba an den Toren von Brussel erschien. Sobald er seinen Einzug gehalten hatte, nahm er von der Statthalterschaft Besitz, die Margareta nur noch dem Namen nach behielt. Kaum zeigten sich seine Leute auf den Gassen, so eilten alle Einwohner in ihre Häuser und schoben die Riegel vor. und die Stadt schien wie ausgestorben. Klopfte jemand an ein Haus, so erschraken die Bewohner, weil sie glaubten, es sei ein Gerichtsdiener. Vor allem lag dem Herzoge daran, die Häupter des Adels zu fangen; er stellte sich daher recht freundlich. so daß Egmont ganz treuherzig wurde und selbst Hoorn wieder nach Brüssel kam. Alba berief einen großen Staatsrat zusammen: auch Egmont erschien. Nachdem die übrigen schon wieder auseinanderge gangen waren und auch Egmont gehen wollte, trat ihm ein Hauptmann in den Weg und forderte ihm den Degen ab, und eine Schar Soldaten umringte ihn. Einen Augenblick stand er sprachlos da. „O Oranien, Oranten!" rief er dann schmerzhaft aus, gab seinen Degen und *) Schiller in Don Carlos: Ein Alba, sollt' ich meinen, war der Mann, Am Ende aller Tage zu erscheinen! Dann. mann des Lasters Riesentrvtz die Langmut Des Himmels ausgezehrt, die reiche Ernte Ter Missetat in vollen Halmen steht lind einen Schnitter sonder Beispiel fordert, Dann steht ein Alba ganz an seinem Platz! —
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