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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 121

1906 - Langensalza : Gressler
121 mißlichen Lagen zeigte gerade Elisabeth ihre Größe. Sie zeigte jetzt eine bewundernswerte Tätigkeit, Entschlossenheit und Geistesgegenwart. Hierhm und dorthin stellte sie Soldatenhausen auf, bemannte die Schiffe, sah nach allem selbst und zeigte, daß sie zum Herrscheu geboren sei. So erschien sie eines Tages selbst im Lager. Auf einem edlen Stre itrosse, einen Marschallstab in der Hand, einen Brustharnisch von poliertem Stahl über dem prachtvollen Anzug. einen Pagen hinter sich. der den weißbcstederteu Helm trug, ritt sie mit entblößtem Haupte vou Glied zu Glied. Der Mut strahlte aus ihren Augen; ihr Anstand zeigte, daß sie die Königin war. und als das laute Hurrageschrei der jauchzenden Soldaten schwieg, hielt sie eine Rede an sie, durch welche ihr Mut zur Kampflust gesteigert wurde. Endlich erschien die Armada im Kanal, geführt vom Herzoge von Medina S i d o n i a , und fuhr mit stolz aufgeschwellten Segeln an Englands Küste voiüber. Aber schnell brachen die kleineren englischen Schisse hervor, sielen die hintersten Schisse au, schnitten sie ab, versenkten einige und führten andere im Triumphe davon. Dazu kam ein entsetzlicher Sturm, der die unbehilslicheu Schisse schrecklich umherwars. Viele gingen unter; der Überrest wagte nicht zu landen und kam in einem ganz zerrütteten Zustande wieder nach Hause. Dem Herzoge war mit Recht für seinen Kopf bange; denn Philipp war nicht der Mann, der Entschuldigungen anzuhören pflegte. Aber als Sidonia vor allen Hosleuteu sich vor ihm auf die Knie warf und einige Entschuldigungen herstammelte, winkte ihm Philipp auszustehen und sprach: „Ich habe Euch gegen Menschen, nicht aber gegen Stürme und Wellen geschickt. Steht aus!" Natürlich war mit diesem Siege der Kampf noch nicht beendet; aber er trat in ein anderes Stadium. Es dauerte lauge, bis sich Philipp eine neue Flotte geschaffen hatte, und die Engländer waren in dieser Zeit natürlich auch nicht müßig. Sie verbanden sich mit den Niederländern, mit denen Philivp damals auch Krieg führte. Bald wagten sie sich anss offene Meer und griffen die spanischen schiffe an, die meist reich beladen nach ihren heimischen Gestaden

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 233

1906 - Langensalza : Gressler
233 und untereinander, von Hunger und von der Pest erwürget und voll Würmer, und sind von Wölfen. Hunden, Krähen und Raben gefressen worden, weil niemand gewesen, der sie begraben, beklagt und beweint hat. Deutschland liegt in Schmach, Jammer, Armut und Herzeleid: die viel tausend mal tausend armen jungen Seelen, so unschuldig in diesem Kriege sind hingeschlachtet worden, schreien Tag und Nacht unaufhörlich zu Gott um Rache, und die Schuldigen, die es verursacht, sitzen in stolzer Ruhe. Freiheit, Frieden und Sicherheit und halten Gastereien und Wohlleben." Richter, Quellenbuch. Doch genug von den Greueln der Verwüstung! Tas Herz blutet einem noch heute, wenn man der vielen, vielen Lpfer des Krieges gedenkt. Daß Deutschland überhaupt sich noch einmal von den Schrecken des Krieges erholte, ist ein Zeichen seiner inneren Kraft und Gesundung: aber langer, langer Zeit bedurfte es, bis die durch den Krieg verursachten Schäden wieder geheilt waren. 28. Karl I. von England und Oliver Crornwell. Nach dem Tode der Königin (Elisabeth von England wurde Jakob Vi. vou Schottland, der Sohn Maria Stuarts, König der beiden Reiche. Er nannte sich als König von England Jakob I. 2ein steifes Äußere, seine pedantische Gelehrsamkeit und seine Umständlichkeit in allen Dingen waren nicht dazu angetan, ihm die Liebe des Volkes zu erwerben. Wie wenig entschlossen er war. haben wir schon im dreißigjährigen Kriege gesehen, in dem er seinen Schwiegersohn, den Kurfürsten Friedrich V. von der Psalz, völlig im Stiche ließ. Nach seinem Tode im Jahre 1625 bestieg sein Sohn Karl I. den Thron der vereinigten Königreiche. Er war ein Mann von gutem Willen, aber es fehlte ihm die Kraft, ein unruhiges Volk zu regieren: daher verließ er sich gänzlich ans seine Minister, den Herzog von B u ck i n g h a m*) und den Grafen von *) Buckingham, von niedrigem Alande, nur durch seine Schönheit und Gewandtheit so hoch gestiegen, wurde 1628 in Ponsmouth, als er eben das Kommando der Flotte, die die von Richelieu belagerte Stadt 1 a Ro chelle

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 265

1906 - Langensalza : Gressler
265 Staates nach innen und nach außen mitgearbeitet hat. Da er ein gütiger, milder Fürst war, erfreute er sich in hohem Maße der Liebe feiner Untertanen. In den ersten Jahren leitete fein früherer Lehrer Eberhard von Dankelmann die Regiernngs-gefchafte. Er war ein Ehrenmann, der stets das Beste des Staates wollte: aber er hatte ein finsteres, herrisches Wesen und vermochte niemals um die Gunst feines Herrn zu schmeicheln. War Friedrich wie fast alle Fürsten feiner Zeit ein Freund einer prächtigen, glänzenden Hofhaltung, die freilich Unsummen verschlang, so war Dankelmann ein Feind von allem Luxus. Noch ein anderer Grund trug dazu bei, daß sich Friedrich und Dankelmann entzweiten In feinem Bestreben, auch nach außen hin die Macht und den Glanz feines Hauses zu zeigen, war des Kurfürsten Sinn von Beginn seiner Regierung an darauf gerichtet, fein Land zu einem Königreiche zu erheben. Dieses Streben nach der Königskrone erkennen wir heute als durchaus berechtigt an; denn die Länder Friedrichs umfaßten mehr als 2000 Quadratmeilen, und er hatte ein wohl-geübtes Heer von 28000 Mann; außerdem war er in Preußen ein völlig unabhängiger Herrscher. Auch manche Rangerhöhungen anderer Fürsten mochte im Herzen Friedrichs den Wunsch erweckt haben, sich „König" nennen zu können. So war der Kurfürst von Sachsen König von Polen geworden und Wilhelm von Oranien König von England, während der bisherige Herzog von Hannover den Rang eines Kurfürsten erlangt hatte. Trotzdem nannte Tankel-mann das Trachten des Kurfürsten eitel und verwerflich und prophezeite, wenn die Rangerhöhung wirklich stattfände, würde sie dem Lande nur neue Lasten bringen und dazu den Neid oller anderen Staaten erwecken, auch fei gar nicht zu hoffen, daß der deutsche Kaiser jemals dazu feine Einwilligung geben werde. Diese Zwistigkeiten und das fchroffe Auftreten Dankdmanns gegen den König und die Königin führten schließlich dazu, daß er in Ungnaden entlassen wurde. An feine Stelle trat der gefügige Kolb von Wartenberg. Er betrachtete es als feine vornehmste Aufgabe, den Willen des Kurfürsten durchzusetzen. Wohl waren die Schwierigkeiten nicht gering; namentlich am Hofe zu Wien wollte man von

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 312

1906 - Langensalza : Gressler
312 Mit tränenden Augen und gefallenen Händen bekannte Alexei wiederholt: ,,Jch habe mich schwer an Gatt und meinem Vater versündigt. Ich bin des Lebens unwert und hoffe nicht, von der Krankheit zu genesen. Nur flehe ich Euch an, vor meinem Ende den Fluch, deu Ihr aus mich gelegt, von mir zu nehmen ititd mein Verbrechen zu verzeihen, mir den Vaterfegen zu erteilen und für meine Leele beten zu lassen." Alle Anwesenden waren tief gerührt, der Zar aber mächtig erschüttert. Als er sich etwas gefaßt hatte, gab er ihm seinen Segen, verzieh alles Vergangene und schied von ihm in tiefer Bewegung. Gegen Abend nahmen die Beängstigungen des Kranken zu: er begehrte dringend, noch einmal den Vater zu sprechen. Schwer entschloß sich Peter dazu; aber schon auf dein Wege erhielt er die Nachricht, daß Alexei gestorben sei. Dieser plötzliche Todessall regte, wie gewöhnlich, den Argwohn der Leute auf, und nun hieß es, Peter habe ihn heimlich töten lassen- Auf dieses traurige Ereignis folgt ein fröhlicheres, der Friede mit Schweden in Nystadt in Finnland (1721), nachdem Karl Xii. vor Friedrichshall erschossen war. Die ersten russischen Staatsbe- hörden beschlossen bei dieser Gelegenheit, die großen Verdienste ihres Zaren dadurch anzuerkennen, daß sie ihn baten, den Titel eines Vaters des Vaterlandes, eines Kaisers aller Reußen und des Großen anzunehmen. Nach einigem Sträuben willigte er ein. — Beit der Zeit nahmen jedoch seine Kräfte sichtlich ab. Seine ungeheure Tätigkeit, die vielen drückenden Sorgen und Kümmernisse und zum Teil auch seine heftigen Leidenschaften untergruben vor der Zeit seine Lebenskräfte. Er ging in den letzten Jahren wenig mehr aus, las viel, und nur die Drechselbank verschaffte ihm dann und wann Erholung. Zu dieser Kränklichkeit kam noch eine heftige Erkältung. Er sah eines Abends ein Boot in Gefahr unterzugehen. Ohne an sich zu denken, steuerte er schnell an den gefährlichen Ort, sprang selbst bis an die Brust ins Wasser und hals das Boot wieder flott machen. Bald darauf fiel er in feine letzte Krankheit, wobei er große Schmerzen litt. Als ihn die Geistlichen dabei ans Jesus, als das große Trostmittel aller Leidenden, hinwiesen, sprach er mit erheitertem Gesicht: „Ja, dies ist das einzige, was meinen

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 403

1906 - Langensalza : Gressler
403 einigen unbedeutenden Stücken nachgab, und so reiste er nach einem Monate nach Rom zurück. Ein Jahr darauf machte ihm Joseph einen Gegenbesuch. Tie Todesstrafe schaffte Joseph ganz ab und führte dagegen Zwangsarbeiten ein, die zum Teil härter als der Tod waren. Ta er bemerkt hatte, daß unter seiner Mutter Regierung oft Leute vornehmen Standes, wenn sie Verbrechen begangen hatten, ohne Strafe wegkamen, oder doch nur heimlich und mild gestraft wurden, so befahl er, daß in Zukunft jeder, wie er es verdiente, ohne Ansehen der Person bestraft werden solle. Ebenso gerecht verfuhr er bei Besetzung von Ämtern. Sonst waren die meisten hohen Beamten durch Fürsprache, selbst von Damen, befördert worden; jetzt verlangte Joseph Verdienste und Geschicklichkeit, und das Einmischen der Frauen war ihm erst recht ein Greuel *). *) An die Gemahlin eines Landgrafen von Fürstenberg, der bisher Gouverneur von Böhmen gewesen war, sich aber dazu nicht eignete, schrieb er, nachdem sie sich für ihren Gatten verwandt hatte: „Madame, Ihr Herr Gemahl ist des heiligen römischen Reichs Fürst von Fürstenberg und einer der ungesehensten Männer des Reichs, aber Gouverneur von Böhmen bleibt er nicht länger. Daß ich meine Ursachen dazu habe, können Sie sich leicht vorstellen. Bei mir steht jeder an seinem Platze. Ihrem Sohne habe ich einen Rang bei meinem Heere zugedacht, den ich sonst nur Prinzen aus souveränen Häusern verleihe. Überhaupt muß ich Ihnen noch sagen, Madame, daß es künftig in Österreich nicht mehr so sein kann, wie es einst gewesen, daß ich keine princes etrangers an meinem Hofe dulde, und daß jetzt mancher Edelmann ein Leutnant wird, dessen Ahnen den Marschallsstab und die Anführung großer Heere gehabt. Ihrem Gemahl machen Sie zugleich die Erinnerung, daß ich künftig in Staatssachen seine direkte Zuschrift verlange. Ich habe nicht die Gewohnheit, über die Angelegenheiten meines Reiches mit Damen zu korrespondieren." — Noch schlimmer kam eine andere Dame weg, die ihn für ihren Sohn um eine Kompanie bat. „Madame," schrieb er, „ich sehe die Verbindlichkeiten eines Monarchen gar nicht ein, daß er einem seiner Untertanen eine Stelle verleihen sollte, weil er ein Edelmann von Geburt ist. Sagen Sie nicht. Ihr verstorbener Gemahl wäre ein verdienter General und ein Kavalier von einem angesehenen Hause gewesen ? lind Sie versprachen sich von meiner Gnade für Ihre Familie eine Kompanie unter meinen Fußvölkern für Ihren zweiten Sohn, der soeben von seinen Reisen gekommen? — Madame, man kann der Sohn eines Generals sein, ohne die geringste Anlage zum Cf fixier zu haben, ein

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 404

1906 - Langensalza : Gressler
404 Als er alle fremden Weine verbot, schenkte er seinen ganzen Weinvorrat an ein Hospital und erlaubte auf seiner Tafel nur österreichische und ungarische Weine. Vom Morgen bis an den Abend arbeitete er mit seinen Räten und suchte so viel wie möglich selbst zu sehen. Jeder seiner Untertanen hatte Zutritt zu ihm. Den ganzen Vormittag konnte man ihn sprechen. Stets war der Gang vor seinem Arbeitszimmer mit Leuten besetzt, die etwas anzubringen hatten, und alle Stunden ging er hinaus, um die Bittschriften anzunehmen. So gut es nun auch der wackere Joseph mit seinen Untertanen meinte, so wurden doch seine Absichten von den meisten verkannt; ja viele arbeiteten ihm absichtlich entgegen, und statt geliebt zu werden, wie er es so sehr verdiente, erntete er nur Undank. So war es in seinen deutschen Staaten, noch mehr aber in Ungarn und in den österreichischen Niederlanden. Ungarn war ein besonderes Königreich und hatte wie jetzt noch seine eignen Gesetze und Freiheiten; auch wurden die Gerichtsverhandlungen in lateinischer Sprache geführt. Aber Joseph wollte, daß alle seine Länder nur ein Ganzes ausmachen sollten, und befahl daher, daß künftig in Ungarn die deutsche Sprache die allgemeine Landessprache sein sollte. Wer binnen drei Jahren sie nicht verstände, sollte kein Amt mehr erhalten. Außerdem wurde die ganze Einrichtung des Landes ver- ändert, so daß die Gärung in diesem Lande, dessen Einwohner an ihrer nationalen Selbständigkeit hingen, immer größer wurde. Kavalier von guter Familie jein, ohne andere Verdienste zu haben, als die, daß man durch ein Spiel des Zufalls ein Edelmann geworden sei. Ich kenne Ihren Sohn, und ich kenne, was zum Soldaten gehört. Demnach finde ich. daß ihr Sohn keinen Charakter zum Kriegsmanne hat und daß er zu sehr mit seiner Geburt beschäftigt ist, um mir solche Dienste von ihm zu versprechen, auf die sein Vaterland einst stolz sein könnte. Weswegen ich Sie bedaure, Madame, ist, daß ihr Sohn weder zum Offizier, noch zum Staatsmanne, noch zum Priester taugt, kurz gesagt, daß er nichts als ein Edelmann und das von ganzer Seele ist. Danken Sie es Ihrem günstigen Schicksale, daß, indem es Ihrem Sohne alle Talente versagt, es ihn zugleich in den Besitz ansehnlicher Güter versetzt bat, die ihn dafür hinlänglich entschädigen und die ihm zugleich meine ganze Gnade entbehrlich machen."

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 333

1906 - Langensalza : Gressler
333 Und boch sah man aus feinen ersten Rkgierungstaten auch wieber die (Linkehr eines neuen, freien Geistes! Bisher hatte man in der Justiz noch immer — wenigstens bei den nieberen Ständen — die Folter angewanbt, um die Angeklagten zum Geständnis zu bringen. Schon am brüten Tage der Regierung Friebrichs erschien eine königliche Verfügung, die die Aufhebung der Folter üerorbnete. Und noch auf^ einem anberen Gebiete ging er feinen Zeitgenossen mit gutem Beispiele voran. Gegenüber der religiösen Intoleranz, die noch immer in einigen Staaten herrschte, erklärte er: „In meinen Staaten müssen alle Religionen gebulbet werben; keine bars der andern Abbruch tun, und jeber hat das Recht, nach eigener Faeon selig \u werben." Noch war Friedrich nicht fünf Monate König, als die Nachricht einlief, daß der deutsche Kaiser Karl Vi. gestorben sei. Dieser Fürst hatte keinen ^ohn und war daher schon lange vor seinem ^ode besorgt gewesen, ob auch die europäischen Könige wohl seine rochier Maria Theresia als Erbin seiner Sänber anerkennen würden. Daher hatte er eine Schrift ausgesetzt, die er die Prag-matt) che Sanktion nannte, in welcher seiner Tochter alle seine Erblanber nach feinem Tode zugesprochen würden. Diese Schrift ließ er von allen mit ihm befreundeten Königen unterschreiben, und um sie dahin zu bringen, ließ er es sich manches Opfer kosten. Nun erst war er ruhig und dachte, jetzt könnte es seiner Tochter nicht fehlen. Aber kaum war er tot, so zeigte sich, wie vergänglich auch ,,d)er'ten menschlichen Einrichtungen sinb. Alle Fürsten, die irgenb einen Anspruch auf eine österreichische Provinz hatten, kamen letzt bannt hervor: benn sie glaubten der jungen Prinzessin leicht alles abbringen zu können. Maria Theresia war bamals 23 Jahre alt und seit vier Jahren an den Herzog Franz von Lothringen, den |te u er a es liebte, vermählt: sie war eine Frau von großer Einsicht. vieler Entschlossenheit und einem schönen Gemüte. Jetzt sollte !|e. Q C12 ™ne t)arte drobe ihrer Glaubhaftigkeit aushalten. Auch ^riebrtchs Vater hatte die pragmatische Sanktion unterschrieben: aber Biebrich glaubte nicht nötig zu haben, sich an das zu binben, was sein Vater versprochen hatte, weil Karl Vi. seinem Vater gegenüber

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 335

1906 - Langensalza : Gressler
335 auf einen jungen Fürsten, der gleich so kräftig auftrat. Indessen fielen auch die andern Mächte über Maria Theresia her und beeil-ten sich, mit Friedrich ein Bündnis zu schließen. In Schlesien war dieser von den Evangelischen mit Entzücken, von den Katholischen mit Mißtrauen aufgenommen worden. In Breslau trat sogar ein Klub katholischer Damen zusammen, die miteinander ratschlagten, wie man die Stadt, die sür neutral erklärt war, den Österreichern in die Hände spielen könnte. Mönche und katholische Geistliche machten die Zwischenträger. Aber sie wußten nicht, daß Friedrich auch seine heimlichen Anhängerinnen darunter hatte, die ihn von allen Ränken unterrichteten. Er beschloß daher, den Österreichern zuvorzukommen und die Stadt zu besetzen. Er sammelte bei der Stadt einige Regimenter und verlangte den Durchmarsch über die überbrücke, und als ihm bies bewilligt würde, besetzten die truppen plötzlich alle Tore, und Breslau war in seinen Hänben. Die Lage Maria Theresias war in der Tat sehr peinlich; man hatte sich nicht wunbern können, wenn sie, eine schwache Frau, den Mut verloren hätte. Aber sie zeigte einen männlichen Geist und bewies, daß jebes Unglück durch stanbhaste Ausbauer enblich zu überwinben ist. Als die feinblichen Heere nur noch wenige Tagemärsche von Wien entfernt stauben und alle Kostbarkeiten des Hofes schon nach Preßburg geschasst würden, berief sie die ungarischen Stänbe, die ihr mit großer Ergebenheit anhingen, nach Preßburg und trat in Trauerkleideru mitten unter sie, die ungarische Krone aus dem Haupte, das königliche Schwert an der Seite. Majestätisch schritt sie durch den Saal und bestieg die Bühne des Thrones. In lateinischer Sprache hielt sie eine Rede voll Feuer, in welcher sie ihnen ihre bedrängte Lage vorstellte. ,,Berlassen von allen vorigen Freunden," so schloß sie, ,,habc ich keine andere Zuflucht, als zu eurer Treue. Ich werfe mich in eure Arme und erwarte schleunige Hilfe.“ Diese Worte und die Tränen, die ihr dabei in die Augen traten, rissen die Magnaten zur Begeisterung hin. Sie schwangen die Säbel und riefen: Leben und Blut für unsere Königin Maria Theresia!" — Sechs Tage daraus ereignete sich eine noch rührendere S^ene, als die Abgeordneten der Ungarn sich vor ihrem Throne

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 373

1906 - Langensalza : Gressler
anderer, und er strebte, diese Tugenden selbst zu haben. Wortschwall, weitschweifige Reden, äußerer Prunk und unnütze Zeremonien waren ihm lehr zuwider." Hart, grausam und rachsüchtig war Friedrich nie, so leicht er auch auffahren konnte. Auch bei großen Vergehungen hat er nie harte Strafen ausgeübt, eher zu große Gelindigkeit bewiesen. Einem Kammerhusaren, der eingestehen mußte, die ihm anvertraute Privatkasse säst ganz ausgeleert zu haben, gab er das wenige, was noch darin war. noch dazu und entließ ihn dann mit den Worten: „Nun lauf, daß du aus dem Lande kommst; sonst hängen sie dich." Sein liebstes Vergnügen war, mit geistvollen Männern sich zu unterhalten und sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen. Er hat verschiedene Werke hinterlassen, die man noch jetzt mit Vergnügen und Belehrung liest. Bie sind aber in französischer Sprache geschrieben, die der große König leider der deutschen vorzog. Auch die deutschen Gelehrten achtete er wenig; sie waren ihm zu schwerfällig und geschmacklos. Im allgemeinen war dies zu feiner Zeit wohl der Fall: allein selbst dann, als die Literatur durch Lessing, Herder, Wieland und Goethe einen großartigen Aufschwung nahm, mußte sie Friedrichs Anerkennung entbehren. Musik hörte und trieb er gern. Auf der Flöte spielte er meisterhaft. Alle Abende war bei ihm Konzert, in welchem er selbst spielte und zu dem er immer mit sehr guter Laune kam. Außerdem spielte er oft für sich allein, besonders morgens, wo er manchmal stundenlang zwischen seinen Geschäften, auf der Flöte phantasierend, im Zimmer aus- und abging. Dabei dachte er aber nicht an das, was er spielte, sondern die wichtigsten ■rachen wurden dabei überlegt. Gewiß hat die Musik einen sehr guten Einfluß aus sein Gemüt ausgeübt; denn sie stimmte feine Gefühle zur Sanftmut und Milde. Als er in seinem 67. Jahre ambörte, sich viel damit zu beschäftigen, wurde er reizbarer, empsind-licher und mißtrauischer. Vorzüglich war bei Friedrich die große Crdnung in seiner Lebensweise und die fortwährende Tätigkeit zu bewundern. Was Müßiggang und Langeweile waren, wußte er gar nicht. Er stand früh aus, im Sommer, zu der Zeit feiner Reisen, schon um 2 Uhr,

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 92

1906 - Langensalza : Gressler
92 und nun, da sie aus der Erde nicht höher steigen könne, sorge er dafür, daß sie eine Heilige im Himmel werde. Dann empfahl sie ihm ihr unmündiges Töchterchen Elisabeth. Aus dem Blutgerüste betete sie noch mit Inbrunst für den König: dann legte sie den Kopf aus den Block mit den Worten: ..Christus befehle ich meinen Geist!" Ein Hieb machte ihrem Leben ein Ende. Gleich den Tag nach dieser ungerechten Hinrichtung vollzog der König seine Ehe mit Johanna Seymour und rühmte sich vor dem Parlamente, daß er aus Liebe zu seinem Volke, ungeachtet seiner Unglücksfälle in den beiden ersten Ehen, sich zu einer dritten entschlossen habe. Wer weiß, wie lange seine Liebe zu seiner dritten ö"rau gedauert hätte, wenn diese nicht schon im folgenden Jahre gestorben wäre! Vorher noch hatte sie ihm einen Sohn, Eduard Vi., geboren, worüber er große Freude hatte. Ihr Tod betrübte ihn sehr Doch dachte er gleich wieder an eine neue Heirat. Nachdem er hier und da seine Anträge gemacht hatte, wurde ihm Anna von Cleve als eine große Schönheit empfohlen. Er schickte gleich einen Gesandten hinüber, ließ um sie anhalten und freute sich außerordentlich, als er das Jawort erhielt; denn er hatte ein Porträt von ihr gesehen, welches der berühmte Hans Hol-bein verfertigt hatte, und konnte nun ihre Ankunft gar nicht erwarten. Aber wie erschrak er, als er eine große, vierschrötige Person aussteigen sah, mit der er nicht einmal sprechen konnte! Gar bald zeigte sich auch, daß es ihr an aller Geistesbildung fehlte. Heinrich schwankte, ob er sie nicht gleich wieder ins Schiff packen sollte. Das ging aber doch nicht gut an, da schon die Hochzeit bereitet war. Die Trauung wurde also vollzogen; aber je mehr er sie ansah, desto widriger wurde sie ihm. „Nein", rief er, „sie muß fort! Ich kann sie nicht ausstehen!" Die arme Prinzessin erhielt den demütigenden Bescheid, sie möchte sich nur vom Hofe wegbegeben. Heinrich war so verdrießlich über die ganze Sache, das; er gegen alle wütete, die zu dieser Verbindung geraten hatten. Besonders siel sein Zorn auf seinen mächtigen Minister Cromwell, den er in den Tower setzen und zum Tode verurteilen ließ. Die
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