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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 233

1906 - Langensalza : Gressler
233 und untereinander, von Hunger und von der Pest erwürget und voll Würmer, und sind von Wölfen. Hunden, Krähen und Raben gefressen worden, weil niemand gewesen, der sie begraben, beklagt und beweint hat. Deutschland liegt in Schmach, Jammer, Armut und Herzeleid: die viel tausend mal tausend armen jungen Seelen, so unschuldig in diesem Kriege sind hingeschlachtet worden, schreien Tag und Nacht unaufhörlich zu Gott um Rache, und die Schuldigen, die es verursacht, sitzen in stolzer Ruhe. Freiheit, Frieden und Sicherheit und halten Gastereien und Wohlleben." Richter, Quellenbuch. Doch genug von den Greueln der Verwüstung! Tas Herz blutet einem noch heute, wenn man der vielen, vielen Lpfer des Krieges gedenkt. Daß Deutschland überhaupt sich noch einmal von den Schrecken des Krieges erholte, ist ein Zeichen seiner inneren Kraft und Gesundung: aber langer, langer Zeit bedurfte es, bis die durch den Krieg verursachten Schäden wieder geheilt waren. 28. Karl I. von England und Oliver Crornwell. Nach dem Tode der Königin (Elisabeth von England wurde Jakob Vi. vou Schottland, der Sohn Maria Stuarts, König der beiden Reiche. Er nannte sich als König von England Jakob I. 2ein steifes Äußere, seine pedantische Gelehrsamkeit und seine Umständlichkeit in allen Dingen waren nicht dazu angetan, ihm die Liebe des Volkes zu erwerben. Wie wenig entschlossen er war. haben wir schon im dreißigjährigen Kriege gesehen, in dem er seinen Schwiegersohn, den Kurfürsten Friedrich V. von der Psalz, völlig im Stiche ließ. Nach seinem Tode im Jahre 1625 bestieg sein Sohn Karl I. den Thron der vereinigten Königreiche. Er war ein Mann von gutem Willen, aber es fehlte ihm die Kraft, ein unruhiges Volk zu regieren: daher verließ er sich gänzlich ans seine Minister, den Herzog von B u ck i n g h a m*) und den Grafen von *) Buckingham, von niedrigem Alande, nur durch seine Schönheit und Gewandtheit so hoch gestiegen, wurde 1628 in Ponsmouth, als er eben das Kommando der Flotte, die die von Richelieu belagerte Stadt 1 a Ro chelle

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 312

1906 - Langensalza : Gressler
312 Mit tränenden Augen und gefallenen Händen bekannte Alexei wiederholt: ,,Jch habe mich schwer an Gatt und meinem Vater versündigt. Ich bin des Lebens unwert und hoffe nicht, von der Krankheit zu genesen. Nur flehe ich Euch an, vor meinem Ende den Fluch, deu Ihr aus mich gelegt, von mir zu nehmen ititd mein Verbrechen zu verzeihen, mir den Vaterfegen zu erteilen und für meine Leele beten zu lassen." Alle Anwesenden waren tief gerührt, der Zar aber mächtig erschüttert. Als er sich etwas gefaßt hatte, gab er ihm seinen Segen, verzieh alles Vergangene und schied von ihm in tiefer Bewegung. Gegen Abend nahmen die Beängstigungen des Kranken zu: er begehrte dringend, noch einmal den Vater zu sprechen. Schwer entschloß sich Peter dazu; aber schon auf dein Wege erhielt er die Nachricht, daß Alexei gestorben sei. Dieser plötzliche Todessall regte, wie gewöhnlich, den Argwohn der Leute auf, und nun hieß es, Peter habe ihn heimlich töten lassen- Auf dieses traurige Ereignis folgt ein fröhlicheres, der Friede mit Schweden in Nystadt in Finnland (1721), nachdem Karl Xii. vor Friedrichshall erschossen war. Die ersten russischen Staatsbe- hörden beschlossen bei dieser Gelegenheit, die großen Verdienste ihres Zaren dadurch anzuerkennen, daß sie ihn baten, den Titel eines Vaters des Vaterlandes, eines Kaisers aller Reußen und des Großen anzunehmen. Nach einigem Sträuben willigte er ein. — Beit der Zeit nahmen jedoch seine Kräfte sichtlich ab. Seine ungeheure Tätigkeit, die vielen drückenden Sorgen und Kümmernisse und zum Teil auch seine heftigen Leidenschaften untergruben vor der Zeit seine Lebenskräfte. Er ging in den letzten Jahren wenig mehr aus, las viel, und nur die Drechselbank verschaffte ihm dann und wann Erholung. Zu dieser Kränklichkeit kam noch eine heftige Erkältung. Er sah eines Abends ein Boot in Gefahr unterzugehen. Ohne an sich zu denken, steuerte er schnell an den gefährlichen Ort, sprang selbst bis an die Brust ins Wasser und hals das Boot wieder flott machen. Bald darauf fiel er in feine letzte Krankheit, wobei er große Schmerzen litt. Als ihn die Geistlichen dabei ans Jesus, als das große Trostmittel aller Leidenden, hinwiesen, sprach er mit erheitertem Gesicht: „Ja, dies ist das einzige, was meinen

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 404

1906 - Langensalza : Gressler
404 Als er alle fremden Weine verbot, schenkte er seinen ganzen Weinvorrat an ein Hospital und erlaubte auf seiner Tafel nur österreichische und ungarische Weine. Vom Morgen bis an den Abend arbeitete er mit seinen Räten und suchte so viel wie möglich selbst zu sehen. Jeder seiner Untertanen hatte Zutritt zu ihm. Den ganzen Vormittag konnte man ihn sprechen. Stets war der Gang vor seinem Arbeitszimmer mit Leuten besetzt, die etwas anzubringen hatten, und alle Stunden ging er hinaus, um die Bittschriften anzunehmen. So gut es nun auch der wackere Joseph mit seinen Untertanen meinte, so wurden doch seine Absichten von den meisten verkannt; ja viele arbeiteten ihm absichtlich entgegen, und statt geliebt zu werden, wie er es so sehr verdiente, erntete er nur Undank. So war es in seinen deutschen Staaten, noch mehr aber in Ungarn und in den österreichischen Niederlanden. Ungarn war ein besonderes Königreich und hatte wie jetzt noch seine eignen Gesetze und Freiheiten; auch wurden die Gerichtsverhandlungen in lateinischer Sprache geführt. Aber Joseph wollte, daß alle seine Länder nur ein Ganzes ausmachen sollten, und befahl daher, daß künftig in Ungarn die deutsche Sprache die allgemeine Landessprache sein sollte. Wer binnen drei Jahren sie nicht verstände, sollte kein Amt mehr erhalten. Außerdem wurde die ganze Einrichtung des Landes ver- ändert, so daß die Gärung in diesem Lande, dessen Einwohner an ihrer nationalen Selbständigkeit hingen, immer größer wurde. Kavalier von guter Familie jein, ohne andere Verdienste zu haben, als die, daß man durch ein Spiel des Zufalls ein Edelmann geworden sei. Ich kenne Ihren Sohn, und ich kenne, was zum Soldaten gehört. Demnach finde ich. daß ihr Sohn keinen Charakter zum Kriegsmanne hat und daß er zu sehr mit seiner Geburt beschäftigt ist, um mir solche Dienste von ihm zu versprechen, auf die sein Vaterland einst stolz sein könnte. Weswegen ich Sie bedaure, Madame, ist, daß ihr Sohn weder zum Offizier, noch zum Staatsmanne, noch zum Priester taugt, kurz gesagt, daß er nichts als ein Edelmann und das von ganzer Seele ist. Danken Sie es Ihrem günstigen Schicksale, daß, indem es Ihrem Sohne alle Talente versagt, es ihn zugleich in den Besitz ansehnlicher Güter versetzt bat, die ihn dafür hinlänglich entschädigen und die ihm zugleich meine ganze Gnade entbehrlich machen."

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 333

1906 - Langensalza : Gressler
333 Und boch sah man aus feinen ersten Rkgierungstaten auch wieber die (Linkehr eines neuen, freien Geistes! Bisher hatte man in der Justiz noch immer — wenigstens bei den nieberen Ständen — die Folter angewanbt, um die Angeklagten zum Geständnis zu bringen. Schon am brüten Tage der Regierung Friebrichs erschien eine königliche Verfügung, die die Aufhebung der Folter üerorbnete. Und noch auf^ einem anberen Gebiete ging er feinen Zeitgenossen mit gutem Beispiele voran. Gegenüber der religiösen Intoleranz, die noch immer in einigen Staaten herrschte, erklärte er: „In meinen Staaten müssen alle Religionen gebulbet werben; keine bars der andern Abbruch tun, und jeber hat das Recht, nach eigener Faeon selig \u werben." Noch war Friedrich nicht fünf Monate König, als die Nachricht einlief, daß der deutsche Kaiser Karl Vi. gestorben sei. Dieser Fürst hatte keinen ^ohn und war daher schon lange vor seinem ^ode besorgt gewesen, ob auch die europäischen Könige wohl seine rochier Maria Theresia als Erbin seiner Sänber anerkennen würden. Daher hatte er eine Schrift ausgesetzt, die er die Prag-matt) che Sanktion nannte, in welcher seiner Tochter alle seine Erblanber nach feinem Tode zugesprochen würden. Diese Schrift ließ er von allen mit ihm befreundeten Königen unterschreiben, und um sie dahin zu bringen, ließ er es sich manches Opfer kosten. Nun erst war er ruhig und dachte, jetzt könnte es seiner Tochter nicht fehlen. Aber kaum war er tot, so zeigte sich, wie vergänglich auch ,,d)er'ten menschlichen Einrichtungen sinb. Alle Fürsten, die irgenb einen Anspruch auf eine österreichische Provinz hatten, kamen letzt bannt hervor: benn sie glaubten der jungen Prinzessin leicht alles abbringen zu können. Maria Theresia war bamals 23 Jahre alt und seit vier Jahren an den Herzog Franz von Lothringen, den |te u er a es liebte, vermählt: sie war eine Frau von großer Einsicht. vieler Entschlossenheit und einem schönen Gemüte. Jetzt sollte !|e. Q C12 ™ne t)arte drobe ihrer Glaubhaftigkeit aushalten. Auch ^riebrtchs Vater hatte die pragmatische Sanktion unterschrieben: aber Biebrich glaubte nicht nötig zu haben, sich an das zu binben, was sein Vater versprochen hatte, weil Karl Vi. seinem Vater gegenüber

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 373

1906 - Langensalza : Gressler
anderer, und er strebte, diese Tugenden selbst zu haben. Wortschwall, weitschweifige Reden, äußerer Prunk und unnütze Zeremonien waren ihm lehr zuwider." Hart, grausam und rachsüchtig war Friedrich nie, so leicht er auch auffahren konnte. Auch bei großen Vergehungen hat er nie harte Strafen ausgeübt, eher zu große Gelindigkeit bewiesen. Einem Kammerhusaren, der eingestehen mußte, die ihm anvertraute Privatkasse säst ganz ausgeleert zu haben, gab er das wenige, was noch darin war. noch dazu und entließ ihn dann mit den Worten: „Nun lauf, daß du aus dem Lande kommst; sonst hängen sie dich." Sein liebstes Vergnügen war, mit geistvollen Männern sich zu unterhalten und sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen. Er hat verschiedene Werke hinterlassen, die man noch jetzt mit Vergnügen und Belehrung liest. Bie sind aber in französischer Sprache geschrieben, die der große König leider der deutschen vorzog. Auch die deutschen Gelehrten achtete er wenig; sie waren ihm zu schwerfällig und geschmacklos. Im allgemeinen war dies zu feiner Zeit wohl der Fall: allein selbst dann, als die Literatur durch Lessing, Herder, Wieland und Goethe einen großartigen Aufschwung nahm, mußte sie Friedrichs Anerkennung entbehren. Musik hörte und trieb er gern. Auf der Flöte spielte er meisterhaft. Alle Abende war bei ihm Konzert, in welchem er selbst spielte und zu dem er immer mit sehr guter Laune kam. Außerdem spielte er oft für sich allein, besonders morgens, wo er manchmal stundenlang zwischen seinen Geschäften, auf der Flöte phantasierend, im Zimmer aus- und abging. Dabei dachte er aber nicht an das, was er spielte, sondern die wichtigsten ■rachen wurden dabei überlegt. Gewiß hat die Musik einen sehr guten Einfluß aus sein Gemüt ausgeübt; denn sie stimmte feine Gefühle zur Sanftmut und Milde. Als er in seinem 67. Jahre ambörte, sich viel damit zu beschäftigen, wurde er reizbarer, empsind-licher und mißtrauischer. Vorzüglich war bei Friedrich die große Crdnung in seiner Lebensweise und die fortwährende Tätigkeit zu bewundern. Was Müßiggang und Langeweile waren, wußte er gar nicht. Er stand früh aus, im Sommer, zu der Zeit feiner Reisen, schon um 2 Uhr,

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 101

1906 - Langensalza : Gressler
101 machte ihr Herz unempfänglich für die Gefühle der Rachsucht. Sie schien alles Gedächtnis für früher ihr zugefügte Kränkungen verloren zu haben und empfing selbst die, welche ihr früher alles Herzeleid angetan hatten, mit Freundschaft. Das gewann ihr natürlich aller Herzen. So oft sie sich öffentlich sehen ließ, strömte das Volk herbei, und die Gesprächigkeit und Herablassung, die sie bei solchen Gelegenheiten zeigte, machten sie zum -Abgott des Volkes. Elisabeth war damals 25 Jahre alt. Ohne eigentlich schön zu sein, besaß sie außerordentlich viel Liebenswürdigkeit, die nie mehr bezaubert, als wenn sie durch hohe Geburt und Bescheidenheit noch mehr gehoben wird. Dazu hatte sie ausgezeichnete Kenntnisse, ohne andern damit lästig zu werdeu, und einen sehr gebildeten Verstand. Während ihrer ländlichen Einsamkeit hatte sie den Wissenschaften mit großem Eifer obgelegen. — Ihre erste Handlung nach ihrer Thronbesteigung war. daß sie die evangelische Lehre einführte; nur behielt sie mehr Zeremonien und die bischöfliche Verfassung bei. Sie verlangte die Annahme von 39 Artikeln, die in einzelnen Stücken von der lutherischen und reformierten Lehre abwichen. Aber auch hier verfuhr sie als kluge Frau. Nur langsam und nach und nach wurden die unter Maria wieder eingeführten katholischen Gebräuche abgeschafft. Keine solchen Grenelszenen, wie unter Heinrich Viii. und Maria kamen dabei vor; doch ließ sie diejenigen, welche ihre Befehle nicht befolgen und die von ihr eingeführte bischöfliche Kirche stürzen wollten, streng bestrafen. Besonders betraf' dies die Puritaner (auch Presbyterianer genannt), welche nicht nur alle Zeremonien, Bilder Kreuze, Altäre Orgeln u. s. w verwarfen, sondern auch die Oberaufsicht der Regierung über die Kirche (Suprematie) nicht anerkennen wollten. Elisabeth hat sich nie vermählt. Ob sie gleich gern sich mit Männern unterhielt, schien sie einen Widerwillen gegen jede Art von Gebundenheit zu haben, vielleicht eine Folge der Unterdrückung, in welcher sie früherhiu gelebt hatte. Jederzeit hatte sie einen ober mehrere Günstlinge; aber zu einer bleibenden Neigung konnte sie sich nie entschließen, so viele einheimische Große und fremde Könige

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 143

1906 - Langensalza : Gressler
143 wurde nun auch nach den Niederlanden verpflanzt, und dadurch wurden alle Bande des Vertrauens aufgelöst. Keiner durfte nun noch dem andern trauen; überall fürchtete man einen Lauscher, und diese Furcht erschreckte jeden Blick des Auges und unterdrückte jedes Wort auf der Zunge. Die freisinnigen Niederländer hätten dies scheußliche Gericht gleich aus dem Lande gejagt, wenn nicht Philipp das ganze Land mit spanischen Soldaten belegt hätte, die jeden Laut des Mißvergnügens niederdrückten. Als Philipp die Niederlande verließ, setzte er seine 37jährige Halbschwester Margareta von Parma zur (Statthaltern ein. Sie war eine männliche Frau; ihr Gang. ihre Lebensart, selbst ihre Vergnügungen — sie war eine leidenschaftliche Jägerin — waren männlich. Doch sahen die Niederländer sie nicht ungern, weil sie dort geboren war, und hatte sie gleich den römischen Glauben, so war sie doch nicht grausam. Desto mehr gehaßt wurde ihr Ratgeber, der Kardinal und Erzbischof von Mecheln Gran -vella, ein eifriger Diener König Philipps, der nur daran dachte, feinen Herrn in den Niederlanden recht mächtig zu machen. Er behandelte die niederländischen Großen mit empörender Verachtung, und diese dagegen schwuren, sich an ihm zu rächen. So wuchs immer mehr die Unzufriedenheit, und ihr Ausbruch wurde nur noch durch die spanischen Soldaten zurückgehalten. Inzwischen wurde die Inquisition durch Granvella verschärft, und überall sah man Calvinisten — denn der reformierte Glaube hatte in den Niederlanden mehr Eingang gefunden als der lutherische — die zum Tode geführt wurden. Aber die Heldengröße, mit der sie für ihren Glauben starben, erwarb diesem immer neue Bekenner und aus einem Märtyrer lebten gewiß zehn Gläubige auf. Überall, auf den Landstraßen. auf Schiffen, von Wagen herab sah man die reformierten Prediger -heben an das Volk halten, und wollte die Inquisition sich ihrer bemächtigen, so beschützte das Volk ihre geliebten Lehrer, trug sie auf den Schultern in die Kirche und verjagte die Wache mit Steinen. Viele Opfer, die schon auf dem Wege nach dem Nichtplatze waren, wurden vom Pöbel befreit.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 164

1906 - Langensalza : Gressler
164 Das machte großes Aufsehen: wen nicht die Vaterlandsliebe antrieb, den lockte der Gewinn, und in wenigen Tagen waren schon Rooo Mann unter seinen Befehlen. Sein Heer machte reißende Fortschritte. Tie Dänen verloren eine Stadt und eine Provinz nach der andern und waren endlich nur auf Stockholm beschränkt, welches Gustav zu Wasser und zu Lande belagerte; denn die Schweden hatten ihn bereits zu ihrem Reicksfeldherrn ernannt. Aber damit waren sie nicht zufrieden; sie trugen ihm auch einstimmig die Königswürbe an. Jeder drängte sich auf dem Reichstage, welcher dazn in Strengnäs (1523) gehalten wurde, zu ihm heran, um ihn mit Lobsprüchen und Danksagungen zu überhäufen. Gustav Erichfon war sehr gerührt. „Ich danke euch, meine teuern Landsleute", sprach er, „für eure Liebe. Was geschehen ist, habe ich nicht allein getan, und jeder von eucfi hätte an meiner Stelle dasselbe verrichtet. Tie beste Belohnung ist mir euer Vertrauen: die Krone aber schlage ich aus guten Gründen aus. Wählt jemanden, der älter ist als ich." Tiefe Weigerung wirkte auf die Versammlung wie ein Tonnerschlag, eie brachen in Tränen ans, fielen auf die Knie, beklagten ihr Vaterland und flehten, es doch nicht durch seine Weigerung unglücklich 5u machen. Lange noch widerstand er: endlich wurde er von den Gefühlen der Rührung überwältigt und nahm die Krone an. Ein allgemeines Freudengeschrei dankte ihm dafür. Tie ganze Versammlung leistete ihm gleich den Eid der Treue, ^.ies geschah drei Jahre noch seinem Auftreten in Schweden (1523). Er Hat bis 1560 eine ruhmreiche Regierung geführt. Und Christian Ii. ? Während Gustav eine Krone wider Willen annehmen mußte, sie mit Ehren trug und endlich nach einer langen lobenswerten Regierung, von allen betrauert starb, wurde Christian seine ererbte Krone entrissen; er wurde dazu von seinen eigenen Untertanen eingekerkert und starb nach langen Jahren im Elende, von allen Gutgesinnten verachtet. — In Dänemark horte man kaum, daß sich tue Schweden gegen ihn empört hätten, als man auch hier sich gegen ihn erhob. Christian erschrak; geschwinb gab er einige gute Gesetze, aber man kannte ihn schon. Da opferte er

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 252

1906 - Langensalza : Gressler
252 reich zurückgekehrt war, wurde sie von einer wohlhabenden Fran unterstützt, die ihr die Grundsätze der reformierten Kirche beibrachte.. Daher weigerte sie sich einst, ihre Mutter in die Messe zu begleiten,, und als diese darauf bestand, kehrte sie dem Altare den Rücken zu. Dafür erhielt sie eine Ohrfeige. Sie aber hielt auch die andere Backe hin und rief: „Schlagen Sie zu, liebe Mutter; es ist schön, der Religion wegen zu leiben." Da sie blutarm war, so mußte sie froh sein, daß sich eine reiche und stolze Dame ihrer annahm. Bei ihr mußte sie das Hühnervieh warten. Sie pflegte barüber in späteren Jahren zu scherzen, inbem sie sagte: „Ich fing früh an, Aufseherin zu werben; in meiner Jugend war ich es über Truthühner, und nun im Alter bin ich es über Prinzen geworden." Bei ihr hatte sie es aber so schlecht, daß sie das Mitleid des in der Nähe wohnenden Dichters Scarron erregte. Er fragte sie einst, ob sie in ein Kloster wolle, dann sei er bereit, das dazu nötige Geld ihr zu geben; oder ob sie Lust habe, ihn zu heiraten. Er war aber klein, häßlich und verwachsen. Dennoch nahm sie seine Hand an, um nur aus dem verhaßten Hause zu kommen. Es war ein sehr unähnliches Paar. So häßlich er war, so hübsch war sie, dazu war sie erst 16 Jahre alt. Aber sie lebte recht glücklich mit ihm und betrachtete ihn als ihren besten Freund, dem sie Dankbarkeit schuldig sei. Sein Haus war der Sammelplatz fast aller schönen Geister der Hauptstadt, und wenn diese seinen geistreichen Gesprächen zuhörten, so bewunberten sie auch die Be-fcheibenheit und die Liebeuswürbigkeit seiner jungen Frau, welche sich so leicht in ihre Sage fanb und sich so allgemein in Achtung zu setzen wußte, daß ein Höfling einst von ihr sagte, er würde es eher wagen, der Königin eine Unanstänbigfeit zu sagen als ihr. Ihr Geist bilbete sich inbeffen schnell aus, teils durch seine Gespräche, teils durch das Lesen geistreicher Bücher, ©üblich starb Scarron nach einer neunjährigen Ehe. Ein Marquis bot ihr feine Hand an; aber sie kannte ihn als einen albernen Gecken und schlug ihn aus. Jetzt ging es ihr eine Zeitlang gar nicht gut. Sie bat um eine Pension; aber es gelang ihr nicht, sie zu erhalten, und schern wollte sie als Erzieherin nach Portugal gehen,

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 283

1906 - Langensalza : Gressler
283 Kriege zerrütteten Wohlstand wieder zu heben gesucht. Nur für Deutschland hat er so gut wie nichts getan. Er hat bis 1740 regiert. Von seiner Tochter und Nachfolgerin Maria Theresia wird unten mehr die Rede sein. 34, Jugend und erste Regierungszeit Peters des Großen. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts rechnete man die wilden Moskowiter zu den asiatischen Völkern. Kaum wußte man in Europa von ihnen, und es war eine große Seltenheit, wenn einmal ein europäischer Fürst eine Gesandtschaft nach Moskau sandte. Sitten, Kleider, Bildung und Sprache unterschieden sie gänzlich von den gebildeten Völkern, die daher nichts nach ihnen fragten. Da trat Peter der Große auf; anfangs selbst ohne Bildung, strebte er nach solcher mit nie gestillter Wißbegier und tat dann so viel für die Bilbung seines Volkes durch Aufnahme und Nachtübung europäischer Kultur, daß es währenb seiner Regierung Fortschritte machte, zu denen sonst Jahrhunderte nötig sinb. Wenn auch diese Bilbung in vielen Stücken nur scheinbar und äußerer Anstrich der Roheit war, so hat boch Peter es erreicht, daß seit ihm die Russen unter die europäischen Völker eingetreten sind. Er erscheint als einer der großen Männer, deren sich die Vorsehung bedient hat, aus das Glück ganzer Völker einzuwirken. Seine Wißbegierde mag denen zur Beschämung dienen, die so viele Aufmunterung haben, ihren Geist zu bilben, und es nur mit Wiberwillen tun. Währenb der ersten 30 Regierungsjahre Lubwigs Xiv. regierte in Rußlanb der Zar Alexei aus dem Hause Romanow. Als er 1676 starb, hinterließ er mehrere Kinder, von benen der älteste Sohn gebor ihm folgte. Aber er starb schon nach sechs Jahren. Sein Tod ließ Unruhen fürchten; benn er ließ eine ehrsüchtige Schwester, Sophia, einen schwachsinnigen ©ruber, Iwan, und einen zehnjährigen Stiefbrnber, Peter, zurück. Sie blieben auch nicht aus. Zwar riefen die russischen Großen den jungen Peter zum Zaren aus; aber Sophia, die ihn und seine Mutter Natalia bis auf den Tod haßte, wiegelte die S tr elitzen — so nannte
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