Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 146

1906 - Langensalza : Gressler
146 Magistrat den evangelischen Bürgern keine Kirche einräumen wollte, so zogen diese mit Weibern und Kindern dann und wann auss Feld und hielten hier ihren Gottesdienst. Der Magistrat bat die L-tatthalterin, doch selbst nach Antwerpen zu kommen oder wenigstens den Prinzen von Omnien zu schicken, der allein das Zutrauen der Bürger besäße. Das letztere bewilligte sie. Welch ein Getümmel aber erhob sich an dem -Lage, an welchem man Dräniert erwartetet Antwerpen schien alle Einwohner ausgegossen zu haben. Die Landstraße wimmelte von Menschen; die Dächer der Landhäuser waren abgedeckt und mit Zuschauern besetzt; und als er endlich herankam, jubelte jung und alt ihm entgegen: „Die Geusen sollen leben!" Andere riefen: „Seht ihn, das ist der, welcher uns Freiheit bringt!" — Er ober winkte mit stillem Ernste, sie möchten schweigen, und da keiner gehorchte, rief er halb unwillig, halb gerührt: „Bei Gott, sie sollten zusehen, was sie tun; es wird sie einmal reuen, was sie jetzt getan haben!" — Als er in die Stadt selbst einritt, wurde das Jauchzen noch ärger. Er gab sich gleich die größte Mühe, die Ordnung herzustellen; denn so warm auch sein Herz für sein Vaterland schlug, so war er doch kein Freund von Unordnungen, die nie zu bürgerlichem Glücke führen. Indessen hatte man am spanischen Hose beratschlagt, was zu tun sei. Philipp beschloß endlich, zum Scheine etwas nachzugeben, und befahl, daß die Inquisition auf den Fuß hergestellt werden sollte, wie sie unter Karl V. gewesen war. Zugleich gab er der Statthalterin die Weisung, ganz in der Stille Truppen zu werben. Aber seine Nachgiebigkeit kam zu spät. Die Erbitterung des Pöbels über die Verachtung seiner Religion war endlich so groß geworden, daß ein rasender Haufe zu den Waffen griff und die Kirchen zu stürmen begann; denn es kränkte diese Leute, daß man ihnen kein Gotteshaus bewilligen wollte, während die Römischen unzählige und zwar prächtig ausgeschmückte hatten. Die Türen der Kirchen und Klöster wurden erbrochen, die Altäre umgestürzt, die Bilder der Heiligen zerschmettert und mit Füßen getreten. Der Zulauf mehrte sich, und binnen wenigen Tagen hatte die Zerstörungswut ganz Flandern ergriffen. Überall wurden mit gleicher Wut die Kirchen

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 215

1906 - Langensalza : Gressler
215 unwiderruflich über den Herzog von Friedland gebrochen. Schon zwei Tage vor jener Erklärung Wallensteins und der Obersten hatte Ferdinand, den die Feinde des Herzogs >ganz gegen denselben eingenommen hatten, ein zweites Patent ausgehen lassen, in welchem er sagte, er habe nun gewisse Nachricht erlangt, daß der Herzog ihn, den Kaiser, von Land und Leuten zu treiben und sich dieselben zuzueignen, ja den Kaiser lind sein ganzes Haus auszurotten willens gewesen sei. Ties Patent schickte er au eine Menge Generale und Konimandanten und befahl zugleich, die Güter des Herzogs und Terzkas einzuziehen. Allein auch jetzt noch wurde Wollenstem weder vor Gericht gestellt, uoch ihm seine Absetzung und die Achtserklärung bekannt gemacht. Mit Schrecken gewahrte nun Wallenstein, daß sich vor ihm ei» Abgrund rettungslos öffnete. Er war insgeheim geächtet, ohne daß man ihn gehört hatte: er hatte mit seinem Kaiser nicht gebrochen und war doch von ihm für einen Landesverräter erklärt worden. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als den äußersten Schritt zu tun, den er sich für den Fall der Not vorbehalten hatte: sich den Feinden des Kaisers in die Arme zu werfen. Er ließ den Herzog Bernhard von Weimar, der in Regensburg stand, bitten, an die böhmische Grenze, womöglich nach Eger, zu ziehen, damit er sich zu ihm retten könnte. Aber Bernhard traute den Worten Wallensteins nicht recht und glaubte, daß ein Betrug dahinterstecke. Auch Cjenstierna riet ihm ab, seine Truppen mit denen Wallensteins zu verbinden. So erntete dieser jetzt den Lohn für seine frühere Zweideutigkeit. Zugleich zog sich ein Oberst nach dem andern von ihm zurück; nur Feldmarschall Jllo und die Grasen Terzka und Kiiisky blieben ihm getreu, weil auch sie geächtet waren, und suchten eifrig, aber vergebens, den Beistand der Schweden und Sachsen nach. Wallenstein selbst hoffte noch immer, daß der Kaiser von der Verschwörung gegen ihn nichts wisse, oder wenigstens von den Verschworenen getauscht sei. Darum schickte er nacheinander zwei vertraute Offiziere an Ferdinand nach Wien, die diesem versichern sollten, daß der Herzog nie gegen ihn etwas im Sinne gehabt habe, und daß er bereit sei. das Oberkommando jedem

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 217

1906 - Langensalza : Gressler
217 tcten in ihren Wohnungen zu überfallen und sie gefangen zu nehmen ; aber die reiche Benle die sie im Haufe des Herzogs zu finden hofften, bewog sie zu dem Entschlüsse, sie zu ermorden; Buttler versicherte, daß der Mord gutgeheißen werben würde. Das Nähere besprachen sie in der folgenben Nacht auf Gordons Zimmer. Alle drei fielen auf die Knie nieder und schwuren mit gezogenem Degen, am andern Abend die schwarze Tat zu vollziehen Nur über die Art waren sie noch unschlüssig. Endlich erbot sich ©ordnn, Jllo. Terzka. Kinsky und Nenmann zu sich in die Citadelle zu einem Abenbfchmaufe einzuladen. Dabei sollten sie ermorbet werben. Der Herzog selbst hatte die Einlabung abgelehnt, weil er krank, auch wohl zu stolz war, um bei feinem Untergebenen zu speisen. Die andern versprachen zu kommen. Abends um 5 Uhr ließen die Verschworenen den Cberftwachtmeifter Geralbino kommen und teilten ihm ihren Vorsatz mit. Tiefer verwegene und wilde Mensch schlug gleich ein und versprach zum Morde sechs sichere Soldaten zu stellen. Auch traten gleich fünf andere Hauptleute (Deverour, Brown, Macdouald, Pirch und Peitalutz), alles Ausländer, bei. Alle fünf hatten in der folgenden Nacht die Wache. Kaum waren sie weg, so erschienen um 6 Uhr die vier Geladenen. Man fetzte sich zu Tische und war fröhlich. Mit jedem frisch geleerten Becher wurden die Zungen mehr gelöst. Aus den Kaiser und feine Räte würde wacker geschimpft; beit Herzog aber ließen sie hoch leben Indessen hatten zwei Hauptleute das Tor der (Xitabelle besetzt und ließen niemanb aus ober ein. Nur Geralbino würde hinburch-gelassen und führte 30 Dragoner, lauter Jrlänber, in das Schloß. Mit sechs berielben nahm er selbst seinen Posten in einem Nebenzimmer des Saales; in einem andern stand Deverour mit 24 Dragonern. Jetzt wurde der Nachtisch aufgetragen; die Bedienten entfernten sich. Man rief sie zum Essen in ein abgelegenes Zimmer und schloß sie ein. Um 8 llhr winkte Lesley. Die Saaltür flog auf, und Geraldino trat, eine Partisane in der Hand, mit feinen Dragonern ein. Auf seinen Ruf: „Es lebe das Haus Österreich!" stürzte auch Deveroux von der anderen Seite herein und schrie:

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 281

1906 - Langensalza : Gressler
281 zu verraten schien. Der tapfere Kommandant Starhemberg schickte in dunkler Nacht einen kühnen Reiter, der durch die Donau schwamm, dem kaiserlichen Heerführer. Karl von Lothringen, entgegen. der die wenig angstvollen Worte sprach: „Keine Zeit mehr verlieren, gnädigster Herr, ja keine Zeit verlieren! “ Zugleich ließ Starhemberg wie die Wiener schon bisher jede Nacht, aber ohne ein Zeichen der Erkennung zu erhalten, getan hatten, als Zeichen höchster Not vom Stephansturme ein Bündel Raketen in die tiefe Finsternis emporsteigen. Ein feuriger Busch Raketen, die in der Ferne auf dem Kahlenberge in die Lust sich erhoben, diente den Wienern zur Antwort, daß man das Zeichen bemerkt und verstanden habe. Mit dem ersten Strahle der Morgensonne des 11. September zeigte sich ihnen auf der Höhe des Kahlenberges das errettende Heer. Alles, was noch gehen konnte, eilte auf die Böden der Häuser, auf Türme und Wälle, um sich an dem seit neun Wochen bang ersehnten Anblicke zu weiden, und nun in die Kirchen, um Gott für die nahe Rettung zu danken. Der Prinz von Lothringen, der Kurfürst von Sachsen, vor allen aber der ritterliche Johann Sobieski, König von Polen, eilten der bedrängten Stadt zur Hilfe. Jetzt stiegen die Heerscharen die Höhen hinab und warfen sich auf die Janitfcharen, die, Kara Mustapha in ihrer Mitte, nur Schritt um Schritt zurückwichen. Den ganzen Tag wurde hier gestritten; immer näher rückten die Befreier an die Stadt, die den ganzen Tag vom türkischen Lager ans bestürmt wurde. Erst am Abend gelangten die Retter bis zu den Vorstädten, und Wien war befreit. Die Türken ergriff Angst und Schrecken; sie warfen sich, alles zurücklassend, in die schleunigste Flucht. Die Beute war unermeßlich. Am Abend schrieb Sobieski im Zelte des Großveziers an seine Frau: ,.Es ist unmöglich, den Luxus zu beschreiben, der in den Zelten des Veziers herrscht: Bäder, Gärtchen, Springbrunnen, Kaninchenhügel und Papageien. Was meine Beute betrifft, so ist sie nicht auszuzählen, unter andern ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, die schönsten Zobel von der Welt und tausend Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 333

1906 - Langensalza : Gressler
333 Und boch sah man aus feinen ersten Rkgierungstaten auch wieber die (Linkehr eines neuen, freien Geistes! Bisher hatte man in der Justiz noch immer — wenigstens bei den nieberen Ständen — die Folter angewanbt, um die Angeklagten zum Geständnis zu bringen. Schon am brüten Tage der Regierung Friebrichs erschien eine königliche Verfügung, die die Aufhebung der Folter üerorbnete. Und noch auf^ einem anberen Gebiete ging er feinen Zeitgenossen mit gutem Beispiele voran. Gegenüber der religiösen Intoleranz, die noch immer in einigen Staaten herrschte, erklärte er: „In meinen Staaten müssen alle Religionen gebulbet werben; keine bars der andern Abbruch tun, und jeber hat das Recht, nach eigener Faeon selig \u werben." Noch war Friedrich nicht fünf Monate König, als die Nachricht einlief, daß der deutsche Kaiser Karl Vi. gestorben sei. Dieser Fürst hatte keinen ^ohn und war daher schon lange vor seinem ^ode besorgt gewesen, ob auch die europäischen Könige wohl seine rochier Maria Theresia als Erbin seiner Sänber anerkennen würden. Daher hatte er eine Schrift ausgesetzt, die er die Prag-matt) che Sanktion nannte, in welcher seiner Tochter alle seine Erblanber nach feinem Tode zugesprochen würden. Diese Schrift ließ er von allen mit ihm befreundeten Königen unterschreiben, und um sie dahin zu bringen, ließ er es sich manches Opfer kosten. Nun erst war er ruhig und dachte, jetzt könnte es seiner Tochter nicht fehlen. Aber kaum war er tot, so zeigte sich, wie vergänglich auch ,,d)er'ten menschlichen Einrichtungen sinb. Alle Fürsten, die irgenb einen Anspruch auf eine österreichische Provinz hatten, kamen letzt bannt hervor: benn sie glaubten der jungen Prinzessin leicht alles abbringen zu können. Maria Theresia war bamals 23 Jahre alt und seit vier Jahren an den Herzog Franz von Lothringen, den |te u er a es liebte, vermählt: sie war eine Frau von großer Einsicht. vieler Entschlossenheit und einem schönen Gemüte. Jetzt sollte !|e. Q C12 ™ne t)arte drobe ihrer Glaubhaftigkeit aushalten. Auch ^riebrtchs Vater hatte die pragmatische Sanktion unterschrieben: aber Biebrich glaubte nicht nötig zu haben, sich an das zu binben, was sein Vater versprochen hatte, weil Karl Vi. seinem Vater gegenüber

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 345

1906 - Langensalza : Gressler
345 übrigen wirkte das feindliche Geschützfeuer so fürchterlich, daß sie schon zurückwichen. Da entriß der 73 jährige Feldmarschall Schwerin einem fliehenden Fähnrich die Fahne und stürzte mit dein Rufe: ,,Heran, meine Kinder!" den Zeinen voran. Das war entscheidend. Mit neuem Eifer stürzten die Preußen in den Kampf, und als der kühne Held bald darauf fiel, wurde ihre Kampfbegier nur noch größer. So wurden die Höhen genommen, und der Feind mußte sich in die Stadt zurückziehen. Aber der Sieg war teuer erkauft. 1600 tapfere Preußen lagen tot oder verwundet auf dem Schlacht-felde, unter ihnen der greise Feldmarschall, dessen Tod Friedrich besonders tief schmerzte. „Er war allein mehr als 10 000 Mann wert," klagte er, „sein Tod macht die Lorbeeren des Sieges welk!" 9?ach der Schlacht bei Prag (6. Mai) schloß Friedrich die Stadt eng ein: aber es gelang ihm nicht, sie in den nächsten Wochen zur Übergabe zu zwingen. Prinz Karl hoffte auf Entsatz durch den Feldmarschall Taun, der jetzt sein Heer aus 60000 Mann gebracht hatte. Friedrich zog ihm mit einem Teil seines Heeres entgegen, und bei Ko llin kam es am 18. Juni zur Schlacht. Ter vor- sichtige Taun hatte eine wohlbefestigte Stellung inne, und es war äußerst schwer, ihn aus dieser Stellung zu vertreiben. Trotzdem wäre es gelungen, wenn die Befehle Friedrichs genau befolgt worden wären. Aber mehrere Generale ließen sich durch ihren Kampfes-eifer zu sehr fortreißen; dadurch entstanden Lücken im preußischen Angriff, die der König ausfüllen mußte, indem er auch schon die Reserven vorrücken ließ. Gegen Mittag hatte Tann schon den Rückzug angeordnet; da riet ihm einer feiner Offiziere, noch einen Angriff zu wagen. Diesem neuen Angriffe hielten die ermüdeten Truppen nicht mehr stand. Umsonst bemühte sich der König, die fliehenden Scharen zu sammeln; umsonst ritt er selbst an der Spitze von etwa 40 Mann auf eine feindliche Batterie los. Bald wichen seine Loldaten, und ein Major mußte ihm zurufen: ,,Sire, wollen Sie denn die Batterie allein erobern?" Notgedrungen gab er endlich den Befehl zum Rückzüge, der sich trotz der entsetzlichen Verluste in guter Ordnung vollzog. Kein Wunder, daß Friedrich tief niedergeschlagen war! Am Abend

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 11

1906 - Langensalza : Gressler
jetzt in jedermanns Händen und für weniges Geld zu kaufen ist, war damals äußerst selten, sehr fetter und in deutscher Übersetzung fast gar nicht zu haben. Tazu suchten auch die höheren Geistlichen das Lesen des Buches möglichst zu verhindern, damit das Volk ja nicht erfahre, daß vieles vou den,, was sie lehrten, gar nicht von Jesus gelehrt sei. Nuu saß Luther ganze Nächte über der Bibel, und immer mehr ging seiner Seele ein neues Licht auf. Tabei fühlte er sich so mächtig angezogen von dem, was er darin fand, daß er mit Schaudern ent den Willen seines Vaters dachte, ein Rechtsgelehrter werden zu sollen, und dadurch die Hoffnung aufzugeben, sich ganz Gott und dem Heilande zu weihen. So geängstigt von widersprechenden Gefühlen und Entschlüsfen, wurde er — er war bereits Magister der Philosophie geworden und hielt schon selbst Vorlesungen — durch zwei Ereignisse tief erschüttert. Sein liebster Frennd Alexius wurde durch eineu Unglücksfall plötzlich hiiiweggerafst, und als er kurze Zeit darauf vou einem Besuche bei seinen Eltern nach Ersnrt zurückkehrte, überfiel ihn ein heftiges Gewitter, und eiu Blitzstrahl schlug dicht neben ihm in die Erde, so daß er ganz betäubt davon war. „Hilf, heilige St. Anna," rief er in feinem Schrecken ans, „ich will ein Mönch werden!" Dnrch dieses Gelübde hielt er sich gebunden, sein Leben Gott und der Kirche zu weihen. Noch einmal lud er seine liebsten Freuude zu sich eiu und gab ihnen einen kleinen Abschiedsschmaus; dann ging er noch in derselben Nacht nach dem Angnstinerkloster in Ersttrr und ließ sich hier einkleiden. Seinem Vater schickte er seine weltlichen Kleider und seinen Magisterring mit einem zärtlichen Briese, in welchem er ihm seine Gründe auseinandersetzte. Ter alte Mann, der gehofft hatte, sein Martin sollte einmal ein gewandter Rechtsgelehrter werden und damt ihn und die Mutter im Alter unterstützen, kümmerte sich darüber sehr, konnte aber endlich nicht umhin, den Gründen seines Sohnes recht zu geben. Im Kloster ging es Luther zuerst gar traurig. Während seines Probejahrs wurden ihm die allerdrückendsten Geschäfte aufgebürdet. Er mußte die allerniedrigsten Dienste verrichten: die Kirche ausfegen, die Türen ans- und zuschließen, die Turmuhr aufziehen, ja

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 24

1906 - Langensalza : Gressler
24 Berg nach Leipzig fuhr, Begleiteten ihn an 200 Studenten, die mit Spießen und Hellebarden neben feinem Wagen herliefen. Tie guten Leute wollten sorgen, daß ihrem geliebten Luther kein Leid zugefügt wurde. Aber Pergeblich war diese Disputation doch nicht gewesen, denn Luther fühlte sich nun angetrieben, den Ursprung der päpstlichen Gewalt näher zu untersuchen, und zu feinem Erstaunen fand er in der Geschichte die deutlichsten Beweise, daß es xzefus nie eingefallen war, einen Statthalter auf Erden einzusehen, daß also die ganze Macht des Papstes nichts als Anmaßung, daß das ganze Gebäude der römischen Kirche großenteils auf Eigennutz, Dünkel und Herrschsucht gegründet und mithin Pollig unchristlich wäre, dadurch Perfchwand plötzlich auch die letzte ©pur pon Hochachtung und yurcht Por dem Papste, und er hielt sich nun sogar für Perpflichtet, den Menschen darüber die Augen zu öffnen. Wir haben noch eine Schilderung übrig, wie Luther damals aussah, Pon einem Manne, der mit ihm in Leipzig war. „Martin ist,“ so schreibt er, „Pon mittler Leibeslänge, hager von Sorgen und Studieren, so daß man fast die Knochen durch die Haut zählen konnte, annoch von männlichem und frischem Alter und klarer, erhabener Stimme. Er ist aber voll (Gelehrsamkeit und fürtrefflicher Wissen-fchaft der Schrift, so daß er gleichsam alles an den Fingern herzählen kann. Seinem Wesen nach ist er höflich und freundlich und hat nichts Sauertöpfisches und Strenges an sich, ja er kann sich in alle Seiten schicken. In Gesellschaft ist er lustig, scherzhaft, lebhaft und immer heiter, immer munteren und fröhlichen Gesichts, ob ihm die Widersacher noch so sehr drohen, daß man schwerlich denken kann, daß der Mann ohne Gott solch wichtige Dinge vornehme!" 5. Wahl Karls V. Der Reichstag zu Worms. Der Bildersturm in Wittenberg. Fortgang der Reformation. Im Jahre 1519 schloß Kaiser Maximilian die Augen zum ewigen Schlafe. Wen sollte die deutsche Nation jetzt zum Kaiser wählen? Anfangs schwankten die Kurfürsten; denn zwei mächtige Fürsten bewarben sich um die Kaiserkrone. Ter eine war Maximilians

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 28

1906 - Langensalza : Gressler
28 Gefahr begeben. Er ließ ihm aber antworten: „Und wenn auch jo viele Teufel zu Worms wären als Ziegel auf den Dächern, boch wollt' ich hinein!" Io zog er am 16. April 1521 in Worms ein. Vor seinem Wagen ritt der kaiserliche Herolb einher; eine Menge von Reitern und Wagen, die ihn eingeholt hatten, folgte feinem Wagen, und mehr als 2000 Menschen brängten ihm nach bis in sein Quartier. Schon am folgenben Morgen erschien der Reichsmarschall bei ihm und lnb ihn vor, nachmittags auf der Reichsversammlung zu erscheinen. Zur bestimmten Zeit holte er ihn selbst ab. Was gab es ba für einen Zusammenlauf! Auf der Straße stauben die Menschen Kopf an Kopf; ja viele stiegen auf die Dächer, und alle Fenster waren bicht besetzt. Aber biesmal warteten bte Leute vergebens; benn weil durch das Gebränge nicht burchzukommen war, mußte Luther durch einige Hinterhäuser und Gärten geführt werben. An der Tür des großrn Saales stanben mehrere Ritter. Einer bavon, der berühmte Georg Frunbsberg. klopfte ihm treuherzig auf die Schulter und sprach: „Münchlein! Münchlein! bu gehst jetzt einen Gang, begleichen ich und mancher Oberster auch in Der allerernstesten Schlacht nicht getan haben. Bist bu ober auf rechter Meinung und betner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und sei nur getrost, Gott wirb bich nicht verlassen!" Diese Worte stärkten Luthers Gemüt nicht wenig; benn etwas beklommen war ihm boch ums Herz, als er, der stille Mönch, nun auftreten sollte vor dem Kaiser und den Fürsten und seine Meinung verteibigen. Jetzt flogen bte Saaltüren auf, und Luther schritt hinein. Da saß auf dem Throne Kaiser Karl V., und in zwei langen Reihen vor ihm faßen die Fürsten, Herzoge und Grafen des Deutschen Reiches. Alle schauten Luther starr an, und mehr als 5000 Menschen, die in dem Saale und vor bett Fenstern stanben, sahen nur auf ihn allein. Aber aus den Augen fast aller sah er Bewnnberung ober Znfriebenheit mit ihm strahlen, und viele der zunächst Stehenben munterten ihn auf, sich nicht zu fürchten vor betten, bte nur den Leib löten könnten. Der Vikar des Kurfürsten von Trier, der das Wort führte, fragte ihn, ob er die Bücher, die auf bent Tische

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 108

1906 - Langensalza : Gressler
108 erkundigen. Darnley beruhigte es. indem er sich vom Balkon aus zeigte und sich für die Sicherheit der Königin verbürgte. Iuzzios Ermordung hatte Maria ihrem Gemahl noch mehr entfremdet. Das Verhältnis zwischen beiden Gatten änderte sich auch nicht, als Maria drei Monate darauf einen Sohn bekam, der Jakob genannt wurde. Es war, als wenn das Gespenst des Ermordeten steh zwischen beide gestellt hätte. Desto eifriger bemühte sich jetzt Graf Bot hwell um die Gunst der Königin. Bothwell stammte ans einer angesehenen schottischen Familie; aber er war kein Edelmann. Als er die Abneigung Marias gegen ihren Gemahl bemerkte, redete er ihr zu, sich von ihm scheiden zu lassen. Maria wäre wohl mit Freuden dazu bereit gewesen: aber si? zweifelte, daß Darnley sich ohne weiteres entthronen liesse. Da schwur er ihr, er werde sie von ihrem Manne befreien, koste es, was es wolle. Darnley hatte sich nach Glasgow begeben, wo er nach einiger 3eit plötzlich sehr krank wurde. Maria reiste zu ihm, da sie erfuhr, das; er ihre Gegenwart sehnlichst wünsche, und als er etwas hergestellt war, nahm sie ihn mit sich nach Ediuburg, wo sie mit ihm ein Landhalis bezog, welches in der höchsten uni) gesundesten Gegend vor der L-tadt lag. Hier pflegte sie ihn sorgfältig und brachte acht ^age bei ihm zu. Indessen entwarf Bothwell mit einigen andern den Plan, den König schnell und sicher aus j.der Welt zu schaffen. Maria war fortwährend um ihren Gemahl: nur eine Nacht war sie abwesend, weil sie in ihrem Schlosse in der Stadt einer ihrer Kammersrauen eine Hochzeit ausrichtete und den Ball selbst zu eröffnen versprochen hatte. Am 9. Februar 1567 verließ iie ihn abends gegen 11 Uhr, und eben diese Nacht wählten die Verschworenen zur Ausführung ihres Vorhabens. 'Megen 2 Uhr morgens flog das Haus, in welchem sich der König befand, mit einem fürchterlichen Knalle in die Luft. Maria war oder stellte sich erschrocken: sie jammerte laut auf, und versprach, alles aufzubieten. den Täter zu entdecken. Der Hauptverdacht fiel auf Bothwell ; da man aber wußte, in wie hoher Gnade er bei Maria stand, so wagte es niemand, ihr die öffentliche Vermutung mitzuteilen. Nur in der Nacht ließen sich in den Straßen Stimmen hören,
   bis 10 von 74 weiter»  »»
74 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 74 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 4
3 1
4 0
5 20
6 0
7 19
8 0
9 1
10 20
11 6
12 4
13 0
14 2
15 0
16 7
17 0
18 0
19 0
20 6
21 0
22 0
23 6
24 3
25 0
26 0
27 3
28 3
29 0
30 0
31 4
32 0
33 10
34 0
35 0
36 6
37 54
38 1
39 0
40 0
41 0
42 0
43 11
44 0
45 9
46 0
47 3
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 98
2 5
3 5
4 2
5 0
6 2
7 11
8 9
9 8
10 1
11 2
12 4
13 15
14 29
15 8
16 64
17 279
18 0
19 48
20 45
21 14
22 31
23 63
24 2
25 6
26 9
27 0
28 31
29 1
30 2
31 23
32 2
33 1
34 19
35 6
36 15
37 4
38 16
39 104
40 2
41 1
42 26
43 7
44 1
45 47
46 2
47 4
48 1
49 0
50 0
51 4
52 22
53 3
54 11
55 66
56 5
57 0
58 4
59 11
60 0
61 0
62 1
63 10
64 3
65 13
66 0
67 8
68 24
69 3
70 0
71 35
72 6
73 1
74 5
75 19
76 16
77 74
78 12
79 0
80 2
81 1
82 62
83 0
84 4
85 25
86 29
87 36
88 52
89 2
90 28
91 11
92 103
93 0
94 115
95 2
96 12
97 1
98 91
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 5
1 1
2 11
3 0
4 0
5 0
6 5
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 2
13 1
14 0
15 1
16 2
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 2
23 3
24 0
25 3
26 4
27 2
28 0
29 0
30 5
31 0
32 0
33 14
34 2
35 0
36 0
37 2
38 0
39 2
40 3
41 0
42 2
43 7
44 1
45 0
46 1
47 0
48 0
49 5
50 7
51 18
52 0
53 0
54 0
55 2
56 4
57 0
58 0
59 37
60 0
61 0
62 2
63 2
64 3
65 15
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 2
75 2
76 0
77 0
78 0
79 0
80 1
81 53
82 0
83 0
84 1
85 6
86 0
87 0
88 3
89 2
90 0
91 3
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0
100 14
101 0
102 15
103 2
104 0
105 0
106 2
107 2
108 1
109 0
110 2
111 2
112 1
113 0
114 2
115 1
116 13
117 0
118 1
119 1
120 5
121 17
122 0
123 2
124 0
125 4
126 1
127 2
128 2
129 1
130 0
131 8
132 0
133 0
134 0
135 0
136 4
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 3
143 22
144 0
145 0
146 4
147 0
148 0
149 0
150 2
151 1
152 12
153 0
154 0
155 3
156 8
157 3
158 0
159 0
160 0
161 4
162 2
163 3
164 0
165 1
166 7
167 1
168 0
169 1
170 1
171 0
172 0
173 5
174 0
175 12
176 0
177 5
178 0
179 1
180 0
181 3
182 2
183 12
184 0
185 0
186 0
187 2
188 0
189 3
190 12
191 1
192 3
193 1
194 0
195 0
196 14
197 0
198 1
199 0