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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1906 - Langensalza : Gressler
113 sie gefangen gesetzt nnb Ballarb und Babington nebst zwölf nnbern enthauptet. Tiefe Verschwörung erfüllte Elisabeth aufs neue mit Entsetzen; sie lchauberte vor der Gefahr, in welche die verhaßte Maria sie gestürzt hatte. Graf Leicester riet, sie heimlich durch Gift aus der Welt zu schaffen, aber rechtlichere Räte erklärten ihren Abscheu ba-vor. Zunächst würde sie nach Fotheringhay (sprich Foberinghe) bei Peterborough gebracht und in engen Verwahrsam genommen, dann ein Gericht von 47 Lorbs niedergesetzt, welches ihren Anteil au der Verschwörung untersuchen sollte. Alle Anklagepunkte räumte sie ein; nur das leugnete sie hartnäckig, daß sie in die Ermordung Elisabeths gewilligt hätte. Diese Anschuldigung beruhte aus den Aussagen ihrer Schreiber Nau und Kurte. Maria bat. mit diesen vor dem Gericht zusammengestellt zu werden, aber dies wollten die Richter vermeiden und schlugen ihr Begehren ab. Endlich sprachen sie (25. Oktober 1586) das Todesurteil über Maria aus, und sobald das Parlament es bestätigt hatte, wurde es ihr bekannt gemacht. Sie empfing die Nachricht mit vieler Fassung und dankte Gott für die Gnade, die er ihr erwiese, indem er ihren zwanzigjährigen Qualen ein Ende fetzte. Ihre Hüter erhielten nun Beseht, alle Zeichen der königlichen Würde aus ihrem Zimmer wegzuräumen. Sie lächelte bitter bei dieser Demütigung. „Was auch eure Monarchen immer tun mag," sagte sie mit Ruhe, „so bin ich bis an meinen letzten Hauch doch Königin. Mein Charakter ist unauslöschlich, und ich werbe ihn mit meiner &eele Gott wiebergeben Don dem ich ihn empfangen habe und der meine Unfchulb kennt." Es fehlte zu der Vollziehung des Tobesurteils nur noch die Unterschrift Elisabeths. Da sie bamit zögerte, so legte das Parlament ihr die Bitte vor, der Gerechtigkeit ihren Laus zu lassen. *tie Antwort Elisabeths lautete, sie habe nie das Verberben Marias gesucht, ja ihr früher das Anerbieten gemacht, die öffentliche Unter-fuchung aufzuheben, wenn sie ihr insgeheim ihre Schulb bekennen wolle. „Wüßte ich," fuhr sie fort, „daß bies Reich durch meinen -lob glücklicher werben würde, so wäre ich ja gern bereit, mein Seben hinzugeben, um euch einen besseren Herrscher zu verschaffen. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt. Weltgeschichte lll. q

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1906 - Langensalza : Gressler
115 ihrer Gefahr, und die neue Verschwörung der Katholiken gegen ihr Seben. welcher der französische Gesandte nicht fremd gewesen zu sein schien, hielt sie in beständiger Aufregung. Dazu kam, daß das Volk und das Parlament sich für die Hinrichtung Marias deutlich ausgesprochen hatten. Wir müssen uns daher ihren Gemütszustand als sehr peinlich vorstellen, und ihr Benehmen zeigte deutlich, daß sie zu keinem Entschluß kommen konnte. Man sah sie oft allein und nachdenkend, bald schweigend, bald halbverständliche Reden bei sich murmelnd. Endlich ließ sie ihren Sekretär Davison (Devisen) rufen und befahl ihm, einen Befehl zur Hinrichtung der Königin aufzusehen und für den Fall, daß wieder ein Versuch, Maria zu befreien, gemacht würde oder fremde Truppen landeten, davon Gebrauch zu machen. Sie unterschrieb ihn und befahl Davison, von dem Kanzler das Siegel darunter drücken zu lassen. Am folgenden Tage ließ sie ihm sagen, die Vollziehung noch aufzuschieben, und als Daviiou ihr meldete, daß das Siegel bereits darunter wäre, schien sie etwas unwillig, ohne aber sich deutlich zu erklären. Der Sekretär wußte nicht, wie er das verstehen sollte, und fragte die Mitglieder des geheimen Rats, was zu tun sei. Diese versicherten, es fei die Absicht Elisabeths, das Urteil vollstrecken zu lassen, versprachen, die ganze Verantwortung zu übernehmen, und schickten es sogleich an die Grasen von Shrewsbury isprich schrußberi) und K ent mit dem Befehle, die Anstalten zur Hinrichtung zu treffen. Beide Grafen begaben sich unverzüglich am 6. Februar 1587 nach Fotheringhay, und sagten Maria, sie möchte sich zum folgenden Morgen um 8 Uhr zum Tode fertig halten. Sie schien über diese Nachricht mehr verwundert als erschrocken und sagte mit heiterem Gesichte, sie glaube nicht, daß Elisabeth in ihren Tod gewilligt habe, da sie nicht unter den Gesetzen und der Gerichtsbarkeit Englands stehe. ..Wenn es aber ihr Wille ist", fügte sie hinzu, „so soll der Tod, der alle meine Leiden beendigt, mir sehr willkommen sein. x$ch kann auch d i e Seele der Seligkeit des Himmels nicht sür würdig halten, die ihren Körper unter den Schrecken des ^odesganges nicht auszurichten vermag." Daraus bat sie die beiden S*

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 172

1906 - Langensalza : Gressler
172 hinaus!" — Sternberg und Lobkowitz wurden nun beim Arme aus dem Zimmer geführt; die anderen beiden aber baten, man möchte sie doch nach den Gesetzen richten. Aber man hörte sie nicht; mehrere Stimmen schrien verwirrt durcheinander. Martini; wurde von einem bei den Händen, von andern bei den Füßen ergriffen. zum Fenster geschleppt und hinunter in den Schloßgraben gestürzt. Tie rasche Tat erschreckte die Täter selbst, und bestürzt standen sie da. Aber Thurn rief endlich: ..Edle Herren, hier habt ihr den anderen!" Slawata wurde auch ergriffen und flog dem ersten nach, und als dritten warfen sie auch noch den Schreiber ö' a b r i c i u §, ein Werkzeug jener, der sich unter dem Tische versteckt hatte, hinunter. Sie fielen glücklicherweise auf einen Haufen Gemülle und wankten mit gelähmten Gliedern nach Hause*). Tie Stände konnten nun wohl denken, daß der Kaiser die eigenmächtige Tat bestrafen würde. Damm trafen sie schnell Vorkehrungen. Sie besetzten das Schloß mit ständigen Truppen, ernannten 30 Direktoren, welche die Regierung führen sollten, nahmen alle Beamte in Eid und Pflicht und die Einkünfte in Beschlag; dann schrieben sie an den Kaiser und suchten ihr Verfahren bestmöglichst zu entschuldigen; aber zugleich warben sie Truppen und forderten die Schlesier, Mährer, Lausitzer, Österreicher und Ungarn auf, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Den Erzbischof von Prag, den Abt von Brauau, viele andere Prälaten und die Jesuiten jagten sie aus dem Laude. Der Kaiser erschrak, und da er damals kränklich und überhaupt furchtsam war so wollte er auf des Kardinals Clefel Rat lieber mit den Böhmen unterhandeln statt Gewalt zu gebrauchen. Aber dagegen ereiferte sich sein Vetter Ferdinand. „Gott selbst", sagte dieser, „hat die Böhmen mit Blindheit geschlagen, daß sie durch diese erschreckliche Tat zeigten, daß ihr Betragen nicht aus Gott, sondern aus dem Teufel fei. Demnach halte ich dafür, daß nichts übrig bleibe, als zu den Waffen zu greifen." *) Das Zimmer des Prager Schlosses, in welchem dies geschah, ist bis heute ganz so gelassen, wie es damals war.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 241

1906 - Langensalza : Gressler
241 ^ er Präsident, daß ein Abgesandter des Prinzen Karl draußen stände. Bei dieser Nachricht erhob das ganze Parlament ein lautes Freudengeschrei, als wenn es nur auf einen solchen Antrag gewartet Hütte. Der Gesandte mußte gleich hereinkommen und seinen Auftrag sagen. Er überreichte einen Brief, der mit Begierde gelesen, schnell abgedruckt und im ganzen Reiche verbreitet wurde, damit alle an dem fröhlichen Ereignisse teilnähmen. In diesem Briefe versprach Karl, der nun als König Karl Ii. (1660 — 85) genannt wurde, allen Verzeihung für die Vergangenheit, wenn sie ihn zum Könige machen wollten. Das wurde mit Freuden angenommen und sogleich eine feierliche Gesandschaft angeordnet, die ihm ein Geschenk bringen und ihn nach England herüberholen sollte. Bisher hatte man in Frankreich und in den Niederlanden den König über die Achsel angesehen. Nun wetteiferte man, ihm Ehre zu erweisen. Auf einer schönen Flotte fuhr er nach England und wurde überall mit Frohlocken empfangen. Voll Dankbarkeit umarmte er den redlichen Monk und versprach feinen Untertanen eine väterliche Regierung. Aber er hat sein Wort schlecht gehalten. Durch seine Falschheit und sein leichtsinniges Leben entfremdete er sich immer mehr die Herzen feiner Untertanen. Unter ihm kamen die Parteinamen Der Tories und Whigs auf. Jener Name bezeichnet die Anhänger aristokratisch-monarchischer Regierungsgruudfätze, dieser die Freunde einer freieren Regierung. Dritte Periode. Vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen, 1648—1740. 29. Ludwig Xiv., 1643-1715. Nach dem Tode Heinrichs Iv. wurde fein Sohn Ludwig Xiii. König von Frankreich. Ta er erst neun Jahre alt war, übernahm zunächst feine Mutter, Maria von M e d i c i, die Regentschaft. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. ' 1(5

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 382

1906 - Langensalza : Gressler
382 welchem England so viele Ziege erfocht und Eroberungen machte, daß es seit der Zeit übermächtiger zur See wurde als je vorher. An den Erfolgen dieses Krieges hatte einer der berühmtesten englischen Minister, der ältere Pitt, später zum Lord Ehatam ernannt, durch kräftige und weise Leitung einen bedeutenden Anteil. In dem zu Paris geschlossenen Frieden mußte Frankreich an England Kanada und Neufundland abtreten und allen Ansprüchen auf deu Ohio entsagen. So oorteilhaft auch dieser Krieg für England ausgefallen war, so hatte er doch diesem Lande große Summen gekostet, und die hohe Lchuldenmasse war dadurch vermehrt worden. Dies nahm es zum Vorwande, zu verlangen, daß seine Kolonien in Amerika, um derentwillen doch eigentlich der Krieg geführt war, die Kosten ihrer Verteidigung und Verwaltung selbst aufbrächten. Dabei vergaßen die Engländer (Lord Granville), welch großen Gewinn sie aus der Handlung mit ihren amerikanischen Kolonien zogen. Diese würden auch der Forderung sich wohl unterworfen haben, hätte nicht England die unweifeften Maßregeln dazu ergriffen und ihnen willkürliche Abgaben aufgelegt. Die ersten Abgaben, die England den Amerikanern 1764 auffegte, wurden, obgleich mit Murren, ertragen; als aber 1765 eine Verordnung erschien, daß alle kaufmännischen und gerichtlichen Verhandlungen in Amerika auf Stempel-pavier geschrieben werden müßten (d i e S te m p e l a kt e,) entstand eine allgemeine Unzufriedenheit; denn täglich kamen bei diesen Handel-Treibenden Leuten dergleichen Verschreibungen vor. Man druckte diese Verordnung auf Papier mit schwarzem Rande, darüber einen Totenkops, und mit der Inschrift: „Torheit Englands und Untergang Amerikas!" wurde sie in den Straßen von New-Aork ausgerufen. Aber dabei blieb es nicht. Der Widerstand gegen diese verhaßte Maßregel zeigte sich in allen Ständen. An dem Tage, wo die Akte eingeführt werden sollte, wurde in mehreren Städten, wie zu einem Leichenbegängnisse, mit den Glocken geläutet und in einer Stadt wurde gar ein förmlicher Leichenzug gehalten. Voran schritten zwei Männer mit gedämpften Trommeln; dann kam ein Sarg, auf welchem mit großen Buchstaben das Wort Freiheit

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 383

1906 - Langensalza : Gressler
stand. Auf dem Begräbnisplatze hielt einer der gestorbenen Freiheit eine Leichenrede und beklagte ihren frühen, durch England herbeigeführten Tod. Nach beendigter Rede hieß es, man verspüre bei der Totgeglaubten noch einiges Leben. Sogleich hieß es, die Freiheit lebe noch. und der Sarg erhielt die Aufschrift: „Tie wiederaufgelebte Freiheit!" Die Glocken wurden nun schneller und fröhlich geläutet und ein allgemeines Freudengeschrei angestimmt. Hier und da wurden sogar die Verkäufer des Stempelpapiers mißhandelt, und lieber brachten die Amerikaner gar keine gerichtliche Klage an, lieber machten sie die Handelsgeschäfte mündlich ab, ehe sie sich des Stempelpapiers bedienten. Der Handel mit England litt dabei besonders, und die Gärung wurde dabei immer bedenklicher. Unter diesen Umstanden hielten es die englischen Minister doch für das Klügste, die Verordnung wegen des Stempelpapiers wieder auszuheben (1766), setzten aber gleich hinzu, sie gäben dabei ihr Recht, die Amerikaner zu besteuern, nicht aus. Im folgenden Jahre erschien auch schon eine neue Akte, nach welcher für das Einbringen von Tee, Glas, Papier und Bleiweiß aus England von den Amerikanern eine Abgabe bezahlt werden sollte. Diesmal waren die englischen Minister fest entschlossen, nicht nach. zugeben; aber ebenso fest beschlossen auch die Amerikaner, sich nicht zu sügen. In Boston traten die Kaufleute zusammen und faßten den Beschluß, außer einigen unentbehrlichen Waren nichts aus England einzuführen, und namentlich sich ohne die vier besteuerten Artikel zu behelfen, bis der Zoll aufgehoben sein würde. Diesem Be>chlusse traten auch die andern Städte bei, und mit großer Selbst-Überwindung blieben sie bei ihrem Vorsatze; ebenso aber auch die Engländer, und als die Zollbeamten einst ein mit Wein beladenes schiff wegen unrichtiger Angabe einem Kausmanne in Boston wegnahmen, entstand ein gewaltiger Auftauf, die Zollbeamten wurden mißhandelt und entgingen mit Mühe der Ermordung. Statt durch Milde die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen, vermehrten die Minister die Unzufriedenheit, indem sie einige Regimenter und mehrere bewaffnete schiffe nach Nordamerika sandten, um die Zollbeamten in Ausübung ihres Amtes zu beschützen, und endlich gar

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 111

1906 - Langensalza : Gressler
Ul Elisabeth setzte sogleich in Dorf unter dem Vorsitz des Herzogs von Norfolk ein Gericht nieder, vor welchem der Graf Murrey und die Abgeordneten Marias erschienen. Murrey klagte Maria der Mitwissenschaft von Damleys Ermordung an und legte Briefe vor, welche sie in jener Zeit an Bothwell geschrieben hatte. Ihr Benehmen zeigte, daß ihr Gewissen nicht rein war. Sie leugnete die Echtheit der Briefe ab und erklärte zugleich, daß sie sich auf keine weitere Erklärung einlassen werde, wohl aber sich mit den Schotten zu vergleichen wünsche. Murrey versicherte eidlich, daß die Briefe echt feien, und 20 Lords, unter denen selbst einige Freunde Marias waren, erklärten, daß sie Marias Handschrist erkannten. Als diese nun fortfuhr, ihre Unschuld zu behaupten, ohne doch Beweise dafür beibringen zu sönnen, und ihre Bitten um eine Zusammenkunft mit Elisabeth wiederholte, antwortete ihr diese, sie könne nicht eher darein willigen, bis sich Maria gerechtfertigt habe: aber die Briefe sollten ihr vorgelegt werden, wenn sie verspreche, ohne Winkelzüge zu antworten, und ans jede Unterstützung verzichte in dem Falle, daß aus der Untersuchung ihre Unschuld nicht vollständig hervorginge. Statt nun umständlich zu antworten, fuhr Maria fort, auf nichts einzugehen, und beschuldigte Elisabeth der Parteilichkeit, so daß man wohl erkannte, daß sie eine Untersuchung scheute. Daß die traurige Lage Marias bei vielen Mitleid erregte, war natürlich. Ter Herzog von Norfolk (sprich Norfok), ein Katholik, beschloß sie zu retten und dann zu heiraten. Er macht sich heimlich einen Anhang; Maria selbst willigt in die Entführung aus dem Schlosse Bolton/ wohin man sie gebracht hat; schon ist alles verabredet und vorbereitet: als der wachsame Leicester die Verschwörung entdeckt, und ehe Norfolk sich entschließt, ob er Elisabeth um Gnade anflehen oder rasch die Tat ausführen soll, läßt diese ihn in den Tower werfen. Gegen das Versprechen, an eine Vermählung mit Maria nicht mehr zu denken, kommt er diesmal noch los, und Maria wird nach Conventry gebracht, wo man sie genauer beobachtet. Drei Jahre darauf versuchte der sühne, leidenschaftliche Norfolk zum zweitenmale die Gefangene zu retten; ja, er ging so weit, mit dem Herzoge von Alba einen Plan zu ent-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 114

1906 - Langensalza : Gressler
114 Dcis Gericht habe ich nur eingesetzt, um Maria zu warnen, und in dieser Absicht die ersten Männer des Reiches dazu berufen. Jekt muß ich Gott bitten, daß er meinen Verstand erleuchte und ich das beschließe, was znm Besten Des Staates und der Kirche gereicht." Wenn wir Elisabeths Lage bedenken, so haben wir keine Ursache, an der Wahrheit ihrer Worte zu zweifeln. Denn wenn auch Marias Tod sie von einer großen Sorge befreien mußte, so konnte ihr doch nicht entgehen, daß eine Hinrichtung derselben ihr nicht nur in ganz Europa einen schlimmen Leumund machen mußte, sondern ihr auch sehr viele Verdrießlichkeiten und selbst Gefahren zuziehen konnte. Zwölf Tage nach jener Antwort ließ sie dem Parlamente sagen, es möge aus andere Mittel zur Beruhigung des Reiches sinnen; denn das vorgeschlagene stimmte zu wenig mit ihrer Neigung überein. Allein einstimmig antwortete das Parlament, man wisse kein anderes Mittel aufzufinden, denn so lange Maria lebe, sei weder für Elisabeth noch für England Ruhe zu erwarten. Maria brachte indessen in der Erwartung der Vollziehung des über sie gefällten Urteils ihre noch übrige Zeit teils mit Nachdenken über sich selbst und mit Vorbereitung auf ihren nahen Tod. teils mit Schreiben an ihre auswärtigen freunde und Verwandten zu. — Auch an Elisabeth schrieb sie und bat sie, „um Gottes und Jesu Christi willen ihr die Versicherung zu geben, daß ihre Diener bei ihrer Hinrichtung zugegen seien und daß nach ihrem Tode ihr Körper ui Frankreich in heiliger Erde solle begraben werden." Elisabeth gab ihr keine Antwort darauf, vielleicht weil ihr der Brief nicht übergeben wurde. Sobald die Verurteilung der Königin von Schottland bekannt wurde, machten auswärtige Monarchen Elisabeth die dringendsten Vorstellungen. Namentlich verwandten sich der König von Frankreich, Heinrich Iii, und Marias Sohn, Jakob Vi. von Schottland, für Maria. Gewiß machten diese Vorstellungen zweier Könige anf Elifabeth Eindruck. Auch die Erinnerung an ihre durch das Henkerbeil ihr entrissene Mutter mußte sie zur Milde und zur Vermeidung des Äußersten stimmen. Auf der anderen Seite aber iah sie, so lange ihre Feindin lebte, kein Ende ihrer Sorgen und

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 144

1906 - Langensalza : Gressler
144 Wirkungsvoller als die Stimmung des Pöbels war aber die Verbindung, welche Wilhelm von Oranien, Graf Egmont und Graf Hoorn miteinander schlossen, der spanischen Unterdrückung und zunächst dem verhaßten Granvella sich zu widersetzen. Durch ihre Vorstellungen brachten sie es auch wirklich bet Philipp dahin, daß er schon den Kardinal zurückrufen wollte, als dieser selbst um seinen Abschied bat. Aber dadurch wnrde die Sache nicht besser. Seine Anhänger blieben zurück und handelten ganz nach seinem Sinne. Ta beschlossen die Unzufriedenen, den Grafen Egmont nach Madrid zu senden, ob Philipp vielleicht bewogen werden könnte, die verhaßte Inquisition abzuschaffen. Egmont wurde von Philipp mit unerwarteter Artigkeit aufgenommen. Dann fragte er feine geistlichen Räte, ob er den Niederländern die erbetene Religionsfreiheit bewilligen müsse! „Behüte!" antworteten diese. Da erhob sich Philipp von seinem Stuhle, warf sich vor einem Kruzifix auf die Knie nieder und betete: „So bitte ich dich denn, Majestät des Allmächtigen, daß du mich nie so tief mögest sinken lassen, ein Herr derer zu sein, die dich von sich stoßen!" Ein trostreiches Gebet sür die Niederländer! — Kaum war Egmont mit den besten Hoffnungen nach den Niederlanden zurückgekehrt, als er auch erfuhr, wie sehr ihn Philipp durch glatte Worte getauscht hatte. Die Gesetze gegen die Ketzer wurden verschärft und befohlen, die Hinrichtungen nunmehr heimlich vorzunehmen, damit nicht durch die Standhaftigkeit der Ketzer noch mehr Abtrünnige würden. Dadurch erreichte die Furcht der Niederländer den höchsten Grad. Man hörte schon in Gedanken Gefängnisse mauern, Ketten und Halseisen schmieden und Scheiterhaufen zusammentragen. Fast alle Magistrate erklärten, sie könnten die neuen Befehle des Königs nicht beobachten . 50—60 000 Menschen in den Flammen umkommen zu sehen, sei kein Auftrag für sie. Ein allgemeiner Geist des Aufruhrs durchlief das ganze Land. So blödsinnig wären die Niederländer nicht, hörte man viele laut sagen, daß sie nicht wissen sollten, was der Untertan seinem Herrn und dieser seinen Untertanen schuldig sei, es gäbe wohl noch Mittel, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben-Etwa 400 Edelleute vereinigten sich und unterschrieben eine Schrift

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 239

1906 - Langensalza : Gressler
239 eine Tochter und ein Sohn, waren noch in England; sie erhielten die Erlaubnis, ihn zu besuchen; seine Frau und die andern Kinder waren schon nach Frankreich geflüchtet. Karl unterhielt sich mit ihnen wehmütig, trug der Prinzessin seine letzten Grüße an seine Frau auf und entließ sie mit herzlichen Ermahnungen. In den zw ei folgenden Nächten schlief er so ruhig wie immer, obgleich die Zimmerleute unter seinen Fenstern das Blutgerüst aufschlugen. Am Morgen seines letzten Tages — es war der 30. Januar 1649 — stand er früh auf, ließ sich sorgfältig ankleiden und hielt mit feinem Freunde, dem Bischöfe Juxon, feine Andacht. Die Hinrichtung wurde auf dem Platze vor feinem Schlöffe Whitehall (sprich Hweit-hahl) vollzogen, um desto stärker zu bezeichnen, daß es der König sei, den das Volk richte. Ter ganze Platz war dicht mit Menschen besetzt, die ihre tiefe Betrübnis nicht verbargen. Karl hatte durch sein sanftes Betragen während feiner Gefangenschaft die Herzen aller, die ihm nahe kamen, für sich eingenommen. Jetzt trat er aus einem Fenster seines Palastes, von wo man eine Brücke bis zum Blutgerüste angebracht hatte. Er sprach nur mit den Umstehenden einige Worte. Er sterbe unschuldig an seinem Volle, sagte er, erkenne aber die Gerechtigkeit der göttlichen Vorsehung, denn er habe den Tod darum verdient, weil er in die Hinrichtung seines unschuldigen Ministers gewilligt habe. Als er nun den Kopf auf den Block legen wollte, sprach der Bischof Juxon: „Sire, Ihr habt nur noch einen Schritt zu tun, der zwar schmerzlich und schwer, aber doch nur sehr kurz i)t. Er versetzt Euch schnell von der Erde in den Himmel, und dort werdet Ihr zu Eurer großen Freude die Krone der Herrlichkeit finden." — „Ja," antwortete Karl gefaßt, „ich gehe von einer vergänglichen Krone zu einer unvergänglichen über, dahin, wo fein Kummer wohnt!" Mit diesen Worten legte [er sein Haupt nieder, und mit einem Hieb wurde es vom Körper getrennt. Der Scharfrichter war — so ist es in England gewöhnlich — verlarvt; ein anderer, auch mit einer Larve, hob das blutströmende Haupt bei den Haaren auf. zeigte es dem Volke und rief laut: „Dies ist der Kopf eines Verräters! Eromwell wohnte in einem Fenster, dem Blutgerüste gegenüber,
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