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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 160

1906 - Langensalza : Gressler
160 sie, um sie recht zu martern, an den Haaren in die Höhe ziehen und so ihnen die Köpfe abschlagen Selbst der Scharfrichter wurde durch das Benehmen der Kinder so gerührt, daß er das Blntschwert wegwarf. Aber gleich fand sich ein anderer, der den Mord verrichtete und auch dem mitleidigen Scharfrichter den Kopf abhieb. Erichfon erhielt in Räfnäs die Nachricht von dem Blutbade. Er schauderte; aber er hatte keine Zeit, seiner Betrübnis nachzuhängen ; denn Christians Soldaten suchten ihn überall. Es war war sogar ein hoher Preis auf seinen Kopf gesetzt und dem der Tod gedroht, der ihn aufnehmen würde. Daher fand er überall die Türen verschlossen, und selbst ein Karthäuserkloster, welches seine Borfahren gestiftet hatten, weigerte sich, ihn aufzunehmen. Wohin sollte er nun? Da wandte er sich in das Gebirge von Dalekarlien, das von einem rauhen, aber tapferen, ehrlichen und aufrichtigen Menschenstamme bewohnt wurde. Dort konnte er sich am besten verbergen; auch hoffte er bei den ehrlichen Dalekarliern am ersten Hilfe zu erhalten. Aber ehe er noch das Gebirge erreichte, traf ihn ein neuer Unfall. Der einzige Bediente, den er mitgenommen hatte, ging ihm mit allen seinen Sachen durch, und nachdem ihm Erichson vergebens lange nachgesetzt war, mußte er zuletzt sein eigenes Pserd, weil es zu ermüdet war, mit dem letzten Gepäcke zurücklassen. Er hüllte sich in einen groben Bauernkittel, schnitt sich die Haare kurz ab, setzte sich einen runden Hut auf und wanderte weiter, die Axt auf der Schulter tragend. Eine Zeitlang arbeitete er in Falun in den Kupferbergwerken als Handlanger bei schmaler Kost; aber ungewohnt der schweren Arbeit in den feuchten Gruben, lief er Gefahr, feine Gesundheit zu verlieren, und suchte andere Dienste über der Erde. Er fand sie bei einem reichen Manne, namens Pehrson, der ihn als Drescher annahm. Die Mitknechte merkten aber bald an seinen Sitten, daß er noch nicht lange diese Arbeit verrichtete; auch entdeckte man, daß er ein feines Hemd trug. Pehrfon faßte ihn nun scharf ins Auge und erkannte endlich in ihm seinen ehemaligen Universitätsfreund. Erichson erzählte ihm von dem Stockholmer Blutbade und bat ihn mit Tränen, doch mit seinen Knechten die Waffen zu ergreifen. Aber Pehrfon

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 175

1906 - Langensalza : Gressler
175 entschieden. Vier- bis fünftausend Böhmen lagen auf dem Schlachtfelde tot oder verwundet, etwa tausend waren im Flusse ertrunken, und die Geretteten stürzten in wilder Flucht auf die Tore von Prag zu (1620). Friedrich saß gerade bei der Tafel, als die Schlacht anfing. Da das Schießen immer heftiger wurde, zeigte er sich zu Pferde und ritt auf den Wall, von wo er aber schon mit Schrecken die verwirrte Flucht der ©einigen wahrnahm. Tie Prager baten ihn flehentlich, sie doch jetzt nickt 511 verlassen, sie hätten noch Lente genug, die Stadt zu verteidigen. Aber der schwache König hatte dafür feine Ohren. Wie betäubt setzte er sich am andern Morgen mit Frau und Kindern in einen Wagen, nahm den Grafen Thurn mit und fuhr nach Breslau. ..Ich weiß nun, wer ich bin", sagte er, als er in den Wagen steigen wollte. „Es gibt Tugenden, welche wir nur im Unglück lernen können, und nur in Widerwärtigkeiten erfahren wir Fürsten, wer wir find." Nach der Pfalz blieb Friedrich keine Zuflucht mehr übrig; denn die Spanier waren von den Niederlanden aus den Rhein hinaufgezogen und hatten ihm sein Land weggenommen, und so floh er denn von Breslau weiter über Berlin nach Holland. Nie hat der unglückliche Mann sein Land wieder erhalten. Ta er nur etwa ein Jahr lang König gewesen war. legte ihm das Volk den Spottnamen ..Winterkönig" bei. Wie ging es aber nun den Böhmen? — Am Tage nach der Schlacht öffnete Prag seine Tore, und die hier anwesenden Stände unterwarfen sich der Gnade des Kaisers. Voll Angst warteten sie auf die Entschließung desselben: aber drei Monate vergingen rnhig, und schon hofften sie, sie würden mit der bloßen Angst wegkommen, als plötzlich an einem Tag 48 der vornehmsten Teilnehmer festgenommen wurden. Auf dem Platze vor dem Rathause der Altstadt wurde ein Blutgerüst aufgefchagen. 27 der Verhafteten, aus den edelsten Familien und in hohen Würden, wurden zum Tode verurteilt. Einige wurden enthauptet, andere gevierteilt; dem Rektor der Universität, Jessenins, der die evangelische Lehre in ergreifender Rede verkündigt, wurde vorher die Zunge ausgeschnitten, einem andern die Hand abgehauen, ein dritter wurde, bevor man

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 284

1906 - Langensalza : Gressler
284 man die regelmäßigen toolbaten — auf, und biefe erregten einen furchtbaren Aufruhr, weil Sophia ausgesprengt hatte, daß Iwan durch die Familie der Natalia ermorbet fei. Mit toütenben Blicken wälzte sich die Schar nach dem Kreml, um Iwans vermeintlichen Tod zu rächen, und selbst als biefer sich zeigte, hörte der Tumult nicht auf. Die meisten Verwanbten und Räte Nataliens würden grausam ermorbet. Dann riefen sie Iwan zum Baren aus. Er erschien und stammelte: „Ich will euer Zar fein; aber laßt boch meinen lieben Bruder Peter mit mir regieren!" Das ließen sie sich gefallen. Nach zwei Jahren brach unter den Strelitzen ein neuer Tumult aus. Natalia und Peter flohen aus Moskau nach einem festen Kloster. Ihnen folgten die Mürber. Lange suchten sie vergebens; enblich kamen sie in die Kirche. Hier kniete Peter am Altare; feine Mutter staub vor ihm und beckte ihn mit ihren Armen. Aber ein wilber Strelitz rannte auf ihn los und wollte ihm eben das Messer in das Herz stoßen, als ein anberer mit gräßlicher Stimme rief: „Halt, Bruder. nicht hier am Altare! Er wirb uns nicht entgehen.'' In dem Augenblicke erschien die zarifche Reiterei und trieb die Strelitzen auseinanber. Peter war gerettet. Je mehr Übermut, befto mehr Sklavensinn! Tie eben noch so übermütigen Stre- litzen nahten sich balb barauf, 3700 an der Zahl. Je zwei und zwei trugen einen Block und der britte ein Beil. Viele hatten Stricke um den Hals. Sie hatten nämlich, um den Zorn des Zaren zu büßen, den zehnten Mann ausgehoben. Diese nahten sich jetzt. Sie hatten das Abenbmahl empfangen, von ihren Weibern und Kinbern, die dem Zuge weinenb folgten, Abfchieb genommen, stellten sich vor dem Palaste auf und riefen: „Wir finb fchulbig! Der Zar richte nach Gefallen über uns!" Drei Stunben lang überlegte der Hof; enblich würden 30 der Schulbigsten hingerichtet, die übrigen entlassen. Des nun 15 jährigen Peters Liebling war ein Kaufmannssohn aus Genf, Lefort. Nachbcm er feinen Eltern bavongelaufen war und sich in mehreren ßänbern umhergetrieben hatte, war er nach Moskau gekommen und mit dem jungen Zaren bekannt geworben.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 305

1906 - Langensalza : Gressler
305 wieder den Krieg. Alle drei sielen nun über die schwedischen Provinzen her, und waren die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Karl jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwarf Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrat ihn bitten zurückzukommen. Seine Lage wurde von Tag zu Tag schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Xagegeit widerstand Achmet allen Aufforderungen des Zaren, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter fünf Millionen für den König. Toch Achmet antwortete, Peter sei durch nichts in der Welt imstande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen. Zuletzt aber ließ Achmet Karl merken, sein langer Aufenthalt fei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle ihm erwiesene Gastsreuudschast vergaß und gerade ihm zum Ärger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit seiner Handvoll Schweden — es waren 196 Mann — in Verteidigungsstand setzte, befahl der Sultan dem vustuf Pascha, sich Karls tot oder lebendig zu bemächtigen. Mit Tränen in den Augen zog der Pascha die Janitscharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschauzuugen wurden erstiegen. Ta be-ichloß Karl, sich in seinem hölzernen Hanse bis aufs äußerste zu ver-tetdigen. Er hieb sich durch 40 Janitscharen, die ihn umringten, bis zur Haustür durch. Hier raffte er einige Soldaten, 50 an der Zahl, zusammen, trieb die Janitscharen, die sein Haus schon plünderten, heraus und verrammelte es. Er wehrte sich sieben stunden lang. Eine Menge toter und verwundeter Türken lag schon umher. Ta gelang es den Janitscharen endlich, das Tach in 33raud zu setzen. Nun erst, als schon die brennenden Sparren aus den König herabfielen, entschloß er sich, das Haus zu ver-1 asten. Vsn der einen Hand eine Pistole, in der andern den Tegen, brach er heraus, um sich nach einem benachbarten Hause zu flüchten, verwickelte sich aber mit den Sporen und fiel zu Boden. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt. Weltgeschichte Iii. ‘>n

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 118

1906 - Langensalza : Gressler
118 Nachteil bringen könnte." Bei diesen Worten rollten ihr Tränen aus den Augen. „So lebe denn wohl, guter Melvil", setzte sie hinzu, „lebe wohl! Bete für deine Königin!" Sie bat darauf die Grafen, welche die Aufsicht bei der Hinrichtung hatten. Melvil, ihrem Arzte, ihrem Wnndarzte und ihrem Apotheker zu erlauben, bei ihrem Tode gegenwärtig zu sein, „damit ihre Augen sähen und ihre Herzen zeugten. wie geduldig ihre Königin ihre Hinrichtung leiben könnte und wie standhaft sie in ihrer Anhänglichkeit an ihren Glauben behorrte." Aber der Graf von Ment war hart genug, es ihr abzuschlagen unter bent Vor-wanbe, diese Leute möchten durch Weinen und Geschrei die nötige Stille unterbrechen. Da erhob sich noch einmal ihr königliches Selbstgefühl; sie warf einen gebietenben Blick auf den Grafen und sprach mit erhobenem Tone: „Ich bin die Base Einer Königin und aus dem königlichen Geblüte Heinrichs Viii. entsprossen, eine verwählte Königin von Frankreich und eine gesalbte Königin von Schottland" Weiter wagte Kent den Wiberftnnb nicht zu treiben; er willigte enblich barein, daß sie einige ihrer i'eute mit sich nehmen bürste. Sie wählte vier männliche und zwei weibliche Bebienten. So trat sie in die schwarz ausgeschlagene Halle, aus bereu Mitte das Blutgerüst sich erhob, auf welchem zwei Scharfrichter sie erwarteten. Ohne die Miene zu veränbern, sah sie die Anstalten zur Hinrichtung. Die ganze Halle war mit Zuschauern erfüllt. Aller Augen waren auf sie geheftet, und ein tiefes Schweigen hielt alle Zungen gefesselt. Als sie mit festem Schritte das Blutgerüst bestiegen hatte, wurbe ihr nochmals der Befehl zur Hinrichtung vorgelesen. Still hörte sie zu; als nun aber der Dechant von Peterborough auftrat und sie ermahnte, ihren irrigen Glauben abzuschwören , bat sie ihn mehrmals, von seinem unnützen Bemühen abzustehen, benn sie sei fest entschlossen, ans den Glauben ihrer Väter zu sterben. Dann siel sie auf die Knie nieber, betete leise und sprach baraus laut einige Gebete in englischer Sprache für die bebrängte Kirche, für ihren Sohn und für die Königin Elisabeth-Es zeigte wenig Gefühl von feiten Kents, daß er ihr den Gebrauch des Kruzifixes untersagte und es eine päpstliche Betrügerei

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 130

1906 - Langensalza : Gressler
130 seiner grau indessen die Regentschaft übertragen. Sie plagte ihn aber, er möchte sie doch frönen lassen, damit sie mehr Ansehen habe, und ließ ihm nicht eher Ruhe, bis er nachgab. „Ach, mein Frennd", sagte er zu Sully, „wie sehr mißfällt mir diese Krönung! Ich weiß nicht, was das heißt; aber mein Herz prophezeit mir ein Unglück. Bei Gott, ich werde in der Stadt sterben, ich werde nie hinauskommen; sie werden mich umbringen, denn ich sehe wohl, daß sie kein anderes Mittel für sich haben als meinen Tod." Die Krönung ging endlich in St. Denys, eine Meile von Paris, vor sich, und drei Tage darauf sollte die Königin ihren feierlichen Einzug in Paris halten. Am Tage nach der Krönung, dem 14. Mai 1610, befahl der König nachmittags, den Wagen anzuspannen: er wollte die Anstalten dazu besehen. Sieben Hofleute begleiteten den König in den Wagen; Denn die Staatswagen waren damals sehr groß, etwa wie unsere Postwagen. Als er aus dem Schlosse fuhr, ließ er den Wagen von allen Seiten zurückschlagen, um alles genau sehen zu können. So kam er in eine Gasse, wo der Wagen wegen der vielen Karren, die im Wege standen, stillhalten mußte. Tie Bedienten gingen, um Platz zu machen; die dem Könige gegenüber sitzenden Herren hatten sich umgedreht, um nach den Pferden zu sehen, und der König bog sich eben zu seinem Begleiter und sagte ihm etwas ins Ohr. In dein Augenblicke sprang ein Mensch auf das eine Hinterrad und versetzte dem Könige mit einem langen, scharfen Messer schnell hintereinander zwei Stiche in die Brust. Keiner außer dem Könige hatte die Tat bemerkt. Dieser schrie: Mein Gott, ich bin verwundet!" und in dem Augenblicke überzog Totenblässe sein Gesicht; er war nicht mehr. Man kann sich leicht die Bestürzung denken, die sich aller bemächtigte. Ter Mörder hätte leicht entfliehen können, aber er blieb ruhig neben dem Wagen stehen, das blutige Messer in der Hand. Man ergriff ihn, während der Wagen langsam nach dem Schlosse zurückfuhr, und fragte, wer er sei. Ta. fand sich, daß er Franz Ravai 11 ac hieß und ehemals ein Barfüßermönch gewesen war; aber er war, weil man ihn für einen Narren hielt, aus dem Kloster gestoßen worden. Auf der Folter zeigte er die

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 142

1906 - Langensalza : Gressler
142 er nicht eingeftnnb, nuf die Folter gebracht. Nie erfuhr er, wer fein Ankläger war. So war also niemanb sicher; des Morgens wußte feiner, ob er noch am Abenb unter den ©einigen fein würde. Sobald sich ein schlechter Mensch fanb, der sich an ihm rächen ober ihn um sein Vermögen bringen wollte, so gab er ihn an, bies ober jenes gegen die römische Lehre gesagt, ober ein evangelisches Lieb gesungen, ober eine Versammlung der Evangelischen besucht zu haben, und sogleich war es um seine Freiheit geschehen. Wer einmal in den Schlunb der Inquisition fiel, kam nicht wieber heraus. Entweber mußte er im Gefängnisse als ein lebenbig Begrabener seine noch übrigen Lebensjahre vertrauern, ober er würde nn den Tagen der großen Verbrennung mit den übrigen Schlachtopseru zum Scheiterhaufen geführt. Mit feierlichem Pompe zog der traurige 3u9 durch die Gassen nach dem Richtplatze. Eine rote Blutfnhne wehte voran, alle Glocken würden geläutet. Voran zogen die Priester im Meßgewanbe und sangen ein heiliges Lieb. Ihnen folgte der verurteilte Sünber, in ein gelbes Gewanb gefleibet, auf welches schwarze Teufelsgestalten gemalt waren. Aus dem Kopse trug er eine Mütze von Papier, die in eine Menschenfigur enbigte, um welche Fenerflatnmen schlugen und scheußliche Dämonen flogen. Weggekehrt von dem ewig Verbammten würde das Bilb des Gekreuzigten getragen; benn für ihn galt die Erlösung nicht mehr. So wie sein sterblicher Leib den irbifchen Flammen, so gehörte seine unsterbliche Seele den Flammen der Hölle. Im Munbe trug er einen Knebel, bamit er Weber seinen Schmerz durch Klagen linbern und das Mitleib der Umstehenben durch Erzählung seines Unglücks wecken, noch die Geheimnisse seines Prozesses ausschwatzen konnte. Hinter ihm brein gingen die Geistlichen im festlichen Ornate, die Obrigkeit und der Abel. Die Väter, die ihn gerichtet hatten, beschlossen den traurigen Zug. Man glaubte eine Leiche zu sehen, die zu Grabe geleitet würde; aber es war ein lebenbiger Mensch, an besten langsamen Dualen das Volk sich ergötzen sollte. Solche Hinrichtungen würden gewöhnlich bis zu hohen Feiertagen aufgespart und dann viele zugleich vollstreckt. - - Diese Inquisition, wie sie schon in Spanten und Portugnl im besten Gange war,

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 216

1906 - Langensalza : Gressler
216 andern, den der Kaiser bestimmen werde, zu übergeben. Aber Piccolomini fing beide unterwegs auf und setzte sie fest, so daß der Kaiser nichts von der Angst seines verfolgten Feldherrn erfuhr. ?lls nun Wallenstein sah, daß alle seine Nahe wie die eines -Verpesteten flohen und nur wenige Kompanien Reiter bei ihm aushielten, hielt er sich in Pilsen nicht mehr sicher und zog sich mit den wenigen Getreuen nach Eg er. um der sächsischen und fränkischen Grenze nahe zu sein, von wo er noch immer Beistand in der höchiteu Not hoffte. Auch rechnete er ganz auf die Treue des Kommandanten von Eger, des Obersten G o r d o n , eines Schott-länders, den er erst vor kurzem zum Obersten erhoben hatte. Um Wallenstein waren außer Jllo, Terzka und Kinsky auch der Rittmeister Neu mann, der bei ihm die Dienste eines Sekretärs versah, und Oberst Buttler, der 200 Reiter befehligte. Dieser hatte sich für reichen Lohn erboten, den Herzog lebendig oder tot zu überliefern. Am 24. Februar, nachmittags 4 Uhr kani Wallenstein in Eger an. Er war krank und wurde in einer Sänste von zwei Pferden getragen. Wohl mochte er nicht ahnen, daß er nicht wieder herauskommen würde. Er nahm sein Quartier in der Amtswohung des Bürgermeisters auf dem Markte; Terzka und Kinsky mit ihren grauen wohnten in dem Eckhause daneben. Buttler ließ die Hälfte feiner Dragoner draußen vor der Stadt, die andern nahm er mit hinein. ©ordern und der unter diesem stehende Oberstwachlineister Lesley (sprich leßli) hatte anfangs gegen Wollenste in nichts Böses im Sinne; denn als sie nebst Buttler ihm nach seiner Ankunft ihre Aufwartung mochten und er ihnen ohne Rückhalt mitteile, zu welchem äußersten Schritte es mit ihm gekommen sei, onwortete Lesley, er sei bereit, wenn der Herzog ihn seines dem Kaiser geleisteten Eides entbinden könnte, mit seinen Landsleuten bei ihm, dem sie so viele gute Tage verdankten, treu auszuhalten. Aber auf dem Heimwege nahm der heimtückische Buttler sie auf die Seile und zeigte ihnen die kaiserlichen Befehle vor. Diese änderten ihre Gesinnungen sogleich. Anfangs waren sie der Meinung, die Geäch-

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 84

1906 - Langensalza : Gressler
84 trautesten Werkzeugen eine geheime Beratung ab, und in dieser wurde beschlossen, daß alle Hugenotten auf einen Tag sterben müßten. Am nächsten Tage, dem Bartholomäustage (24. August), sollte der Beschluß ausgeführt werden. Aber was würde der König dazu sagen? Katharina übernahm es, feine Einwilligung einzuholen. Sie ging zu ihm und sagte ihm, Coligny habe sich mit den Hugenotten verschworen, nicht allein sie zu verderben, sondern auch ihn zu entthronen und die Herrschaft im Lande an sich zu reißen, daher sei es Pflicht der Selbsterhaltung, sie jetzt, da die Gelegenheit günstig fei, alle miteinander zu vernichten. Karl wollte das lange nicht glauben und verweigerte feine Zustimmung. Als aber seine Mutter und sein Bruder immer mehr in ihn drangen, ihn der Feigheit beschuldigten, wenn er nicht diese Gelegenheit benutze, sich feiner Feinde zu entledigen, und ihm zugleich drohten, sofort seinen Hos zu verlassen, da wurde er wütend und schwur schließlich, alle Hugenotten müßten sterben, damit ferner ihm nachher Vorwürfe mache. Sofort wurden die Rollen verteilt. Die Ermordung des Admirals übernahm Heinrich von G n i f e, ein böser, rachsüchtiger und auf die Hugenotten bis zur Wut erbitterter Mensch. Der Marschall von T a v a n n e s ließ darauf die Vorsteher der Kaufmannschaft zu sich kommen und befahl ihnen, die Bürgerkompanien zur nächsten Nacht bereit zu haften. Als sie den Zweck erfuhren, waren sie bestürzt und entschuldigten sich mit ihrem Gewissen. Tavannes fuhr sie an und drohte ihnen, sie hängen zu lassen. „Gut," antworteten sie schnell, ,,wenn der König es will, sind wir zu allem bereit." Nun deutete ihn Tavannes an, sobald die Glocke auf dem Schlosse geläutet würde, sollten die Lichter in die Fenster gestellt, die Ketten vor die Straßen gezogen und die Wachen auf 'den Kreuzwegen bereit gehalten werden, zum Unterschiede von den Hugenotten sollten sie um den linken Arm ein leinenes Tuch und auf dem Hute ein weißes Kreuz trage«. So brach der Abend des blutigen Tages an. Mit einer seltenen Verschwiegenheit hatte keiner die scheußliche Verschwörung verraten. Der König Karl erwartete mit einer geheimen Angst

10. Die alte Geschichte - S. 70

1899 - Langensalza : Gressler
70 gewachsenen Sohn, Telemachos; aber was vermochte der eine gegen so viele? Auch war er noch ein zarter Jüngling. Mit verbissenem Unmute sah er die zügellose Wirtschaft mit an; aber er mußte wohl schweigen; denn mehr als einmal hatten sie ihm schon gedroht, ihn umzubringen, und nur die Furcht vor dem Volke hielt sie zurück. So sah es im Hanse des Odysseus aus, als er auf der ^nsel landete. Um die Freier unerkannt desto besser überraschen zu können, verwandelte ihn Minerva in einen alten, schmutzigen Bettler mit kahler Glatze, vielen Runzeln, triefigen Augen und schlotternden Gliedern, der in Lumpen gehüllt war und einen garstigen und schmutzigen Rauzen auf dem Rücken trug. In dieser kläglichen Gestalt kam er zuerst an die Wohnung seines Schweinehirten Eumäos, einem alten, verständigen Manne, den wir nicht mit unsern Schweinetreibern vergleichen dürfen. Er war von königlichem Geblüt (denn Herden zu hüten war für die Vornehmsten keine Schande) und ein recht inniger Freund des Hauses seines Herrn. Mit tiefem Verdruß sah er, wie ihm die Freier ein fettes Schwein nach dem andern verzehrten, und sehnte sich gar sehr nach der Rückkunft seines Herrn. Zu diesem Manne kam Odysseus in Bettlergestalt, wurde freundlich aufgenommen, mit Gastfreundschaft bewirtet und alsbald befragt, ob er nichts von Odysseus unterwegs gesehen habe. „Nein," meinte der Bettler, „aber ich habe gehört, daß er noch lebe und auf dem Wege nach Jthaka sei." — Das wollte ihm aber der edle Sauhirt nicht glauben. Am folgenden Tage kam auch Tele mach zu Eumäos. Der sprang ihm freudig entgegen und umarmte ihn mit vielen Küssen. Telemach war nämlich eben erst von einer gefahrvollen Reise zurückgekehrt, die er zu Nestor und Mertelaos nach dem Peloponnes unternommen hatte, um zu fragen, ob sie nichts von Odyssens wüßten. Aber sie konnten ihm keine Nachricht geben, außer daß Menelaos eine Weissagung mitteilte, die er einst gehört hatte, daß Odysseus nach zehnjährigem Umherirren endlich glücklich heimkehren würde. Mit dieser Nachricht war er fröhlich nach Jthaka zurückgeeilt; aber die Freier hatten ihm aufgelauert, um ihn zu ermorden; zum Glück hatte Athene ihn gewarnt und an einer andern Seite landen lassen. Ehe er nach Hanse
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