Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 104

1906 - Langensalza : Gressler
104 Katharina von Medici konnte sie nicht leiden. Sie entschloß sich also, tn ihr Vaterland zurückzukehren, so sehr auch ein dunkles Vorgefühl dagegen sprach, und hielt bei Elisabeth um die Erlaubnis an, ihren Weg durch England nehmen zu dürfen. Tie Antwort 'var. sie solle die freundlichste Aufnahme finden, wenn sie den Titel und das ^-apven einer Königin von England ablege. Mit dieser Antwort war Maria sehr unzufrieden, und sie konnte ihre Empfindlichkeit gegen den englischen Gesandten nicht verbergen. „Nichts beunruhigt mich so sehr-, sprach sie, ..als daß ich so angelegentlich um eine Gefälligkeit gebeten habe, an deren Erlangen mir tm Grunde wenig gelegen ist. Ich kann mit Gottes Gnade in mein Land zurückkehren ohne ihre Erlaubuis." Solche Reden wurde» Elisabeth getreulich hinterbracht, und ihr Haß wurde immer heftiges. Sie rüstete eilig eine Flotte aus, um Maria abzufangen, wert» diese von Frankreich nach Schottland führe. Ohne diese Gefahr zu ahnen, schiffte sich Maria in Calais ein und nahm gerade den Weg, wo die englische Flotte lauerte. Glücklicherweise verbarg sie ein starker Nebel, und so entkam sie. Marias erste Aufnahme in Schottland war besser, als sie selbst erwartet hatte. Von allen weiten strömten ihre Untertanen herbei, sie zu sehen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüte ihrer Schönheit und Jugend, ttnd ihr freundliches, anmutiges Wesen nahm aller Herzen für sie ein. Aber dieser Trost blieb ihr nur kurze Zeit. „Soll man leiden", schrien die Prediger von den Kanzeln, „daß dieser Götze (die katholische Letzte) wieder in dem Reiche ausgerichtet werde?" Nichts half, daß sie jedem seinen Glaubett ließ und nur für sich um die Erlaubnis bat, Meffe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. „Die Messe ist schreck-licher , ries Ktto^ vou der Kanzel, als 10 000 fremde Soldaten, die in dem Königreiche landeten", und ein Kirchendiener, den das Volk Lichter in ihre Kapelle tragen sah, wurde vor dem Schlosse Marias mißhandelt und entging mit Mühe der Ermordung. Maria, durch ihre Jugend und Erziehung an muntere und gesellige Freude gewöhnt, verwünschte wohl tausendmal ihren Entschluß, nach Schottland gekommen zu sein, und versank in eine

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 83

1906 - Langensalza : Gressler
83 Plötzlich aber starb Johanna von Navarra, und die Hugenotten munkelten, daß sie vergiftet worden sei. Ihr Mißtranen stieg aufs höchste; aber die Unruhe legte sich bald wieder bei den fortgesetzten Freundschaftsversicherungen der Katholiken. Coligny wurde währenddessen vom Könige Karl mit der ausgesuchtesten Höflichkeit und Ehrerbietung behandelt. Er nannte ihn seinen Vater, setzte seine bisherigen Ratgeber beiseite und saß oft bis in die tiefe Nacht mit ihm zusammen. Da Coligny wußte, daß der erst 22jährige König von Herzen gut, aber ein gefügiges Werk-I zeug in der Hand seiner ränkevollen Mutter war, redete er ihm herzlich zu. sich dem Einflüsse seiner Mutter zu entziehen und mit i Gerechtigkeit zu regieren. Karl hörte ihm mit der größten Ausmerk-samkeit zu und dankte ihm herzlich für seine guten Ratschläge; ja er versprach ihm sogar, mit seiner bisherigen Politik ganz zu brechen und sich mit den Niederländern, die damals für ihre Freiheit kämpften, gegen den König Philipp Ii. von Spanien zu verbinden. Das war freilich nicht im Sinne seiner Mutter, die durch L>päher alles erfuhr. In ihrer Seele keimte jetzt der häßliche Gedanke, Coligny zu ermorden. Als der Admiral eines Tages aus dem Palaste des Königs nach seiner Wohnnng ging, fiel ans einem Hause plötzlich ein Schuß, der ihm den linken Arm durchbohrte und den Zeigefinger der rechten Hand zerschmetterte. Er hatte noch so viel Besonnenheit, auf das Fenster zu weisen, aus welchem der Schuß gekommen war. Während einige seiner Begleiter ihn nach Hause führten, schlugen andere die Haustür ein; aber der Mörder hatte sich bereits gerettet. Als der König von dem Mord» anschlage erfuhr, spielte er gerade Federball. Wütend warf er das Schlagnetz auf den Boden und rief: „Werde ich denn nie Ruhe haben?" Dem jungen Eonde und Navarra, die zu ihm kamen, um sich über den versuchten Meuchelmorb zu beschweren, beteuerte er, niemanb könne barüber ausgebrachter sein als er, und er werbe den Täter aufs härteste bestrafen. Dann besuchte er mit seiner Mutter den kranken Abmiral und schwur bei Gott, er werbe eine schreckliche Rache ausüben. Katharina bebte vor Wut. Sie hielt sofort mit ihren ver- 6*

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 268

1906 - Langensalza : Gressler
268 Herolde blanke Krönungstaler unter die Menge. Hei. wie sich da mancher flink bücken konnte! Auf dem Marktplatze wurde ein riesiger Ochse am Spieße gebraten, der im Innern mit Ferkeln. Hühnern und Hafen gefüllt war. Jeder, der herzu kam, konnte ein Stück davon haben und dazu auch gleich einen Becher weißen oder roten Weines, der aus einem Springbrunnen hervorsprudelte. Am Abend fand eine großartige Beleuchtung statt. Tageshell waren alle Straßen erleuchtet, als der König nach aufgehobener Tafel durch die Reihen fuhr, die sich schnell bildeten. Noch einmal jubelten alle laut auf; dann verstummte allmählich der Festesjubel. Aber die Festlichkeiten waren noch nicht zu Ende; sie enbeten erst im März. Alle Staaten ließen dem neuen Könige ihre Glückwünsche aussprecheu; nur der Papst protestierte teftig gegen die preußische Königswürde und sagte, „eine solche Tat sei den päpstlichen Verordnungen entgegen, für den päpstlichen Stuhl beleidigend und gereiche zur Verachtung der Kirche". Wenn auch viele Leute über die Eitelkeit des Königs lächelten und die Untertanen hier und da über die neuen Lasten seufzten, so war doch Friedrichs Tat von großer Bedeutung für Preußens zukünftiges Ansehen. lie Einigung der verschiedenen Länder, die der große Kurfürst erfolgreich begonnen hatte, wurde durch die Krönung auch nach außen hin kundgegeben, und mancher, der nicht hätte Brandenburger genannt werden wollen, sah mit Stolz auf die fchwarz-weiße Fahne, das Symbol der errungenen Einheit, und sagte freudig: „Auch ich bin ein Preuße!" Für die Nachfolger des ersten Königs aber war die Königskrone ein Sporn zu neuen ruhmreichen Taten. Kein Geringerer als Friedrich der Große hat diese Bedeutung klar ausgesprochen in den Worten: „Mein seliger Großvater wollte uns durch die Krönung sagen: Ich habe Euch einen Titel erworben, macht Ihr Euch dessen würdig; ich habe den Grund zu Eurer Größe gelegt, Ihr müßt das Werk vollenden!" Daß die glänzende Hofhaltung des Königs Unsummen verschlang und daß infolgedessen das Volk unter der Last der Abgaben seufzte, haben wir schon angedeutet. Noch schlimmer war, daß sich der allmächtige Günstling Wartenbcrg und seine Genossen Wartensleben

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 404

1906 - Langensalza : Gressler
404 Als er alle fremden Weine verbot, schenkte er seinen ganzen Weinvorrat an ein Hospital und erlaubte auf seiner Tafel nur österreichische und ungarische Weine. Vom Morgen bis an den Abend arbeitete er mit seinen Räten und suchte so viel wie möglich selbst zu sehen. Jeder seiner Untertanen hatte Zutritt zu ihm. Den ganzen Vormittag konnte man ihn sprechen. Stets war der Gang vor seinem Arbeitszimmer mit Leuten besetzt, die etwas anzubringen hatten, und alle Stunden ging er hinaus, um die Bittschriften anzunehmen. So gut es nun auch der wackere Joseph mit seinen Untertanen meinte, so wurden doch seine Absichten von den meisten verkannt; ja viele arbeiteten ihm absichtlich entgegen, und statt geliebt zu werden, wie er es so sehr verdiente, erntete er nur Undank. So war es in seinen deutschen Staaten, noch mehr aber in Ungarn und in den österreichischen Niederlanden. Ungarn war ein besonderes Königreich und hatte wie jetzt noch seine eignen Gesetze und Freiheiten; auch wurden die Gerichtsverhandlungen in lateinischer Sprache geführt. Aber Joseph wollte, daß alle seine Länder nur ein Ganzes ausmachen sollten, und befahl daher, daß künftig in Ungarn die deutsche Sprache die allgemeine Landessprache sein sollte. Wer binnen drei Jahren sie nicht verstände, sollte kein Amt mehr erhalten. Außerdem wurde die ganze Einrichtung des Landes ver- ändert, so daß die Gärung in diesem Lande, dessen Einwohner an ihrer nationalen Selbständigkeit hingen, immer größer wurde. Kavalier von guter Familie jein, ohne andere Verdienste zu haben, als die, daß man durch ein Spiel des Zufalls ein Edelmann geworden sei. Ich kenne Ihren Sohn, und ich kenne, was zum Soldaten gehört. Demnach finde ich. daß ihr Sohn keinen Charakter zum Kriegsmanne hat und daß er zu sehr mit seiner Geburt beschäftigt ist, um mir solche Dienste von ihm zu versprechen, auf die sein Vaterland einst stolz sein könnte. Weswegen ich Sie bedaure, Madame, ist, daß ihr Sohn weder zum Offizier, noch zum Staatsmanne, noch zum Priester taugt, kurz gesagt, daß er nichts als ein Edelmann und das von ganzer Seele ist. Danken Sie es Ihrem günstigen Schicksale, daß, indem es Ihrem Sohne alle Talente versagt, es ihn zugleich in den Besitz ansehnlicher Güter versetzt bat, die ihn dafür hinlänglich entschädigen und die ihm zugleich meine ganze Gnade entbehrlich machen."

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 373

1906 - Langensalza : Gressler
anderer, und er strebte, diese Tugenden selbst zu haben. Wortschwall, weitschweifige Reden, äußerer Prunk und unnütze Zeremonien waren ihm lehr zuwider." Hart, grausam und rachsüchtig war Friedrich nie, so leicht er auch auffahren konnte. Auch bei großen Vergehungen hat er nie harte Strafen ausgeübt, eher zu große Gelindigkeit bewiesen. Einem Kammerhusaren, der eingestehen mußte, die ihm anvertraute Privatkasse säst ganz ausgeleert zu haben, gab er das wenige, was noch darin war. noch dazu und entließ ihn dann mit den Worten: „Nun lauf, daß du aus dem Lande kommst; sonst hängen sie dich." Sein liebstes Vergnügen war, mit geistvollen Männern sich zu unterhalten und sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen. Er hat verschiedene Werke hinterlassen, die man noch jetzt mit Vergnügen und Belehrung liest. Bie sind aber in französischer Sprache geschrieben, die der große König leider der deutschen vorzog. Auch die deutschen Gelehrten achtete er wenig; sie waren ihm zu schwerfällig und geschmacklos. Im allgemeinen war dies zu feiner Zeit wohl der Fall: allein selbst dann, als die Literatur durch Lessing, Herder, Wieland und Goethe einen großartigen Aufschwung nahm, mußte sie Friedrichs Anerkennung entbehren. Musik hörte und trieb er gern. Auf der Flöte spielte er meisterhaft. Alle Abende war bei ihm Konzert, in welchem er selbst spielte und zu dem er immer mit sehr guter Laune kam. Außerdem spielte er oft für sich allein, besonders morgens, wo er manchmal stundenlang zwischen seinen Geschäften, auf der Flöte phantasierend, im Zimmer aus- und abging. Dabei dachte er aber nicht an das, was er spielte, sondern die wichtigsten ■rachen wurden dabei überlegt. Gewiß hat die Musik einen sehr guten Einfluß aus sein Gemüt ausgeübt; denn sie stimmte feine Gefühle zur Sanftmut und Milde. Als er in seinem 67. Jahre ambörte, sich viel damit zu beschäftigen, wurde er reizbarer, empsind-licher und mißtrauischer. Vorzüglich war bei Friedrich die große Crdnung in seiner Lebensweise und die fortwährende Tätigkeit zu bewundern. Was Müßiggang und Langeweile waren, wußte er gar nicht. Er stand früh aus, im Sommer, zu der Zeit feiner Reisen, schon um 2 Uhr,

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 332

1906 - Langensalza : Gressler
in und bei Potsdam sich aufhielt, und nie hat sie seinen Lieblings-ausenthalt, sein Schloß Sanssouci, gesehen, weil er sie nie dahin einlud und sie es für zudringlich hielt, in seiner Abwesenheit hinzukommen. besuchte sie jährlich an ihrem ©eburtstage. Tann mochte er ihr einen steifen Glückwünschungsbesuch: auch atz er etwa jährlich viermal Sonntags mit seinen Brüdern bei ihr. Wie viel reine Freuden hat der große Mann doch durch dies unglückliche Verhältnis entbehrt!*) 39. Friedrichs des Grohen Thronbesteigung. Der erste schlesische Krieg. Friedrich war 28 Jahre alt, als er den Thron seiner Väter bestieg. Ta er als Kronprinz in Rheinsberg oft frohe Feste gefeiert und mit besondrer Vorliebe im Kreise lebensfroher Künstler geweilt hatte, hofften zahlreiche Hofbeamte auf den Wieberbeginn eines neuen, fröhlichen Lebens. Wie enttäuscht waren sie, als der König runb-weg erklärte: „Wenn auch der Schmuck des Gebäubes ein anderer wirb, die Mauern bleiben unversehrt!" Noch am Tobestage seines Vaters fuhr er von Potsdam nach Berlin, um die Truppen neu zu vereidigen; babet hielt er an die versammelten Generale eine Ansprache, in der er sagte: „Die Truppen müssen nicht nur schön, ionbern vor allem brauchbar sein. Sie sollen das Land schützen, aber nicht verberben, ebenso uneigennützig wie tapfer fein. Klagen über Härte und Habsucht müssen abgestellt werben." Wie sein Vater früher, so brachte er jetzt jeden Tag die ersten Morgenstunden damit zu, die eingegangenen Schriftstücke burchzulefen und feine ©ntfcheibung an den Ranb zu schreiben; kein Festtag, feine Reise, selbst feine Krankheit des Königs machte darin eine Ausnahme. So merkte man bald, daß, wenn auch die Person des Königs gewechselt hatte, das System boch basselbe geblieben war. *) Die Königin war eine äußerst braue Frau, die ihr Leben ganz der Frömmigkeit, der Mildtätigkeit und dein Fleiße geweiht hatte. Bon den ihr jährlich ausgesetzten 41 Ooo Talern verwendete sie 24 000 für Hilfsbedürftige. Sie hatte eine auserwählte Bibliothek: Gellen war ihr Lieblingsschriftsteller, und gern hatte sie Gelehrte an ihrer Tafel.

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 72

1906 - Langensalza : Gressler
72 sich des berühmten Malers, und daß dieser ihn einst als Kind gemalt hatte. Er ließ ihn daher in sein Lager holen und sprach mit ihm über dies und jenes. Ein Zeitgenosse erzählt darüber: „Als der alte Maler Lukas aus der Stadt ins Kaisers Zelt gefordert, zeigte ihm Karl an, daß ihm der gefangene Kurfürst von Sachsen auf dem Reichstage zu Speier eine schöne Tafel, so er, Lukas, ge-malt, geschenkt, die er oft mit Luft und Wohlgefallen angesehen und von seinen Gemälden viel gehalten hätte. ,Es ist aber zu Mecheln/ sagte der Kaiser, ,m meinem Gemache eine Tafel, auf welcher du mich, als ich noch jung war, gemalt hast. Ich begehre deswegen zu wissen, wie alt ich damals gewesen bin/ Darauf der alte Lukas geantwortet: ,Ew. Majestät waren damals acht Jahre alt, als Kaiser Maximilian Euch bei der rechten Hand führte und Ew. Gnaden in Niederland huldigen ließ. Indem ich aber anfing, Ew. Majestät abzureißen, hat Ew. Majestät sich stetig gewendet woraus Euer Präzeptor, welchem Eure Natur wohl bekannt, vermeldet, daß Ew. Majestät ein sonderliches Gefallen zu schönen Pfeilen trüge, und darauf befahl, daß man einen kunstreich gemalten Pfeil an die Wand gegenüber stecken sollte, davon Ew. Majestät die Augen niemals gewendet, und ich desto besser das Conterfey 511 Ende gebracht/ Diese Erzählung hat dem Kaiser sehr wohl gefallen und hat dem alten Lukas Maler freundlich zugesprochen. Als aber der gute alte Mann an seines Herrn und des Vaterlandes Unglück dachte, ist er mit weinenden Augen aus seine Knie gefallen und hat für seinen gefangenen Herrn gebeten. Darauf der Kaiser sanftmütig geantwortet: ,Du sollst erfahren, daß ich deinem gefangenen Herrn Gnade erzeigen will/ Hat ihn darauf mildiglich begabt und wieder in die Stadt ziehen lassen." Der Kaiser ließ ihm nämlich als Zeichen seiner Gunst einen silbernen Teller voll ungarischer Dukaten überreichen. Eranach nahm einige davon, weil er sonst den Kaiser beleidigt hätte, lehnte aber alle Anträge des Kaisers ab, ihm nach den Niederlanden zu folgen. Dagegen erbat er sich die Erlaubnis, seinem unglücklichen Herrn im Gefängnisse Gesellschaft leisten zu dürfen.

8. Die alte Geschichte - S. 80

1899 - Langensalza : Gressler
80 eine sitzende, hänsliche Lebensart zu denken. Die Arbeit im Hanse, das Weben und Spinnen, überließ man den Sklavinnen. Dafür wurden die Mädcheu in besonderen Häuseru (Gymnasien) im Ringen, Laufen und in andern dergleichen Dingen geübt; manchmal kamen sie auch wohl mich den Gymnasien der Knaben und sahen hnen zu. Kurz, man that alles, in den Mädchen und Fraueu alles Weibliche zu unterdrücken, und Kraft, Heldenmut, Entsagung und Abhärtung auszubilden oder vielmehr ihnen anzubilden. Ferner wollte Lykurg, daß sein Volk für sich bleiben solle, damit es von den Lastern anderer Nationen nnangesteckt bleibe. Daher war verordnet, daß kein Fremder sich in Sparta lange aufhalten, aber auch, daß kein Spartaner ins Ausland reisen oder gar lange dort verweilen solle. Um aber auch sreiudeu Völkern die Lust zu benehmen, mit den Spartanern Handel und Verkehr zu treiben, waren in Sparta alle Gold- und Silbermünzen verboten; nur eisernes Geld war erlaubt. Dadurch wurden die Spartaner, anch wenn sie sonst gewollt hätten, verhindert, aus dem Auslaude Luxusartikel zu kaufen; denn was sollten die Fremden mit dem eisernen Gelde machen? Und wollte ein Spartaner etwas Bedeutendes kansen, so mußte er eilten ganzen Wagen mit seinem Gelde hinter sich herfahren lassen. Aber freilich blieben die Spartaner infolge dieser Einrichtungen anch in aller geistigen Bildung zurück, und während in Athen die Künste herrlich blühten, gefielen sich die Spartaner noch in den rohsten Formen. Dagegen waren sie treffliche Krieger, und überhaupt war der Krieg für sie eine wahre Lust. Ging es zur Schlacht, so schmückten sie sich, zogen purpurne Kleider an, wie zum Feste, bekränzten das Haar und zogen unter dem Schalle der Flöten und dem Gesänge fröhlicher Lieder dem Feinde entgegen. Wer tapfer kämpfend fiel, dessen Leichnam wurde mit Lorbeeren bekränzt und ehrenvoll begraben. Den Feigen, der ans der Schlacht lies, traf bleibende Schande; keine Spartanerin nahm einen solchen Mann, keiner sprach mit ihm, keiner gab ihm Wasser oder Feuer, und wo er sich sehen ließ, wurde er verhöhnt. Auf die Wunden, die sie aus der Brust oder im Gesichte hatten, thaten sie sich etwas zu gute; aber wehe dem, der nuf dem Rücken

9. Die alte Geschichte - S. 136

1899 - Langensalza : Gressler
136 etwas wissen und wissen auch nichts." — Ein ganz vorzügliches Talent besaß er darin, durch einzelne Fragen andere selbst auf das zu leiten, was er lehren wollte, und dann die Fehler derselben aus eine seine Weise hervorzuheben. Daß er sich dadurch auch manche Feinde machte, läßt sich leicht denken; aber ihre Verfolgungen machten auf den weisen Mann keinen Eindruck. Er war viel zu vernünftig, als daß er sich ereifert hätte, und in der That ist seine Seelenruhe bei allen Unannehmlichkeiten bewunderungswürdig. — So ging er einmal mit seinen Schülern über die Straße, und es begegnete ihm ein Mensch, den er kannte und deshalb grüßte. Der Mensch mochte aber den Sokrates nicht leiden können; kurz, er dankte ihm nicht. „Aber, lieber Sokrates," sagten die Schüler, „warum grüßest du auch einen solch unhöflichen Menschen?" „Nun," war die Antwort, „wollt ihr denn, daß ich ebenso grob fein soll?" — Ein andermal kam ihm ein anderer ungeschliffener Mensch entgegen und rannte im Vorbeigehen absichtlich an Sokrates an. Schon wollten seine Schüler dem groben Menschen nacheilen und ihn bestrafen ; Sokrates aber hielt sie zurück. „Nicht doch," sagte er; „wenn euch ein Esel mit dem Mehlsacke begegnet und an euch anrennt, nicht wahr, ihr werdet ihn nicht prügeln? Ich hätte ihm mehr ans dem Wege gehen sollen." — Er hatte eine Frau mit Namen Xantippe, die es herzlich gut meinte, aber sehr launisch und zänkisch war. Indessen, er wußte sich barein zu finden; er ließ sie sprechen, schwieg geduldig dazu, und wenn sie es gar zu arg machte, so ging er weg. Das geschah auch einmal, als sie gerade ganz entsetzlich schalt. Er ging gelassen mit seinen Schülern die Treppe hinunter und aus dem Hause hinaus. Als er aber eben die Hausthür hinter sich zumachte, goß ihm die wütende Frau von oben ans dem Fenster das Waschbecken auf den Kopf. „Dachte ich's doch," sagte er mit der größten Gelassenheit, „auf ein Donnerwetter pflegt es ja immer zu regnen." Vor diesem Sokrates fürchtete sich Alcibiades allein, und ein einziger Blick des weifen Mannes konnte ihn schamrot machen. Dabei war eine recht zärtliche Freundschaft zwischen den beiden so ganz verschiedenen Menschen, dem ältlichen, ernsthaften Sokrates

10. Die alte Geschichte - S. 98

1899 - Langensalza : Gressler
98 Lucius Tarquinius hieß dieser siebente König der Römer; Tarquinius den Stolzen ober Grausamen (superbus) nannten ihn seine Unterthanen. Denn die durch Blut errungene Herrschaft glaubte er nur durch Härte behaupten zu können, und für sein unruhiges Gewissen fanb er nur in tyrannischen Handlungen Beruhigung. Immer besorgt, man könnte ihn ermorben, ging er nie ohne eine starke Leibwache aus. Den Senat betrachtete er immer mit Mißtrauen; viele der angesehensten Männer schaffte er ans dem Wege; ja, er wütete gegen seine eigene Familie, und fast alle Ver-toanbte würden unter nichtigen Vorwänben hingerichtet. Nur einer von diesen erhielt sein Leben, der schlaue Brutus. Als dieser sah, wie mißtrauisch Tarquin war und wie er sich besonders vor seinen nächsten Verwandten fürchtete, stellte er sich ganz dumm und albern, sprach wie ein Narr, machte läppische Gebärden und ließ sich von den Höflingen zum Possenreißer gebrauchen. Er erreichte seinen Zweck; alle hielten ihn für blödsinnig, nannten ihn darum Brutus übet: Dummkopf, und der König buchte: „Den kannst bu leben lassen; der wirb bir gewiß keinen Schaben bringen!" Einmal kam zum Könige ein altes, häßliches Weib. Sie trug neun große Bücher unter dem Arme, fragte bett König, ob er sie kaufen wolle und forberte eine große Summe bafür. Tarquiu wies sie ab und meinte, das fei zu teuer. Da warf die Frau brei ba-von ins Feuer, wieberholte dann ihre erste Frage und verlangte denselben Preis. „Du bist wohl unklug!" rief Tarquin; „mache, daß bu wegkommst!" — Und die Frau warf roieber drei Bücher in die Flamme. „Nun, König," kreischte sie, „willst bu die letzten brei, aber für benfelben Preis, wie für alle neun? Besinne bich wohl, sonst werfe ich auch sie ins Feuer." — Tarquin erstaunte. „Halt," beichte er, „mit den Büchern muß es boch eine eigene Bewandtnis haben." Er ließ geschwind die Auguren (Wahrsager) kommen, und die rieten ihm, er solle die Bücher unverzüglich kaufen, kein Preis fei für sie zu hoch. Das Weib erhielt nun, was sie gefordert hatte, und die kostbaren Bücher würden in einem Tempel aufbewahrt. Aber was enthielten sie benn? Es waren Weissagungen in griechischen Versen, welche prophetische Frauen, die man Sibyllen nannte, aus-
   bis 10 von 15 weiter»  »»
15 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 15 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 2
4 0
5 21
6 0
7 2
8 0
9 0
10 15
11 0
12 3
13 0
14 1
15 0
16 4
17 0
18 0
19 1
20 5
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 3
32 0
33 7
34 0
35 0
36 0
37 23
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 6
46 0
47 0
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 31
2 1
3 1
4 2
5 0
6 2
7 8
8 4
9 6
10 0
11 0
12 1
13 3
14 10
15 5
16 26
17 127
18 0
19 9
20 27
21 1
22 2
23 16
24 1
25 1
26 4
27 0
28 10
29 1
30 1
31 15
32 0
33 0
34 8
35 1
36 8
37 1
38 4
39 37
40 0
41 1
42 10
43 1
44 0
45 16
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 14
53 1
54 4
55 28
56 3
57 0
58 0
59 6
60 0
61 0
62 1
63 5
64 2
65 2
66 0
67 3
68 16
69 2
70 0
71 27
72 3
73 0
74 4
75 3
76 2
77 20
78 4
79 0
80 1
81 1
82 17
83 0
84 1
85 7
86 14
87 15
88 25
89 0
90 11
91 2
92 39
93 0
94 39
95 0
96 4
97 0
98 67
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 2
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 5
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 3
40 0
41 0
42 0
43 5
44 0
45 0
46 1
47 0
48 0
49 4
50 2
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 9
60 1
61 1
62 1
63 0
64 0
65 10
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 1
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 5
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 4
101 0
102 2
103 0
104 0
105 0
106 1
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 1
124 0
125 0
126 0
127 1
128 0
129 1
130 0
131 2
132 0
133 0
134 0
135 0
136 1
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 1
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 1
151 2
152 4
153 0
154 0
155 1
156 2
157 2
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 3
164 0
165 1
166 9
167 1
168 0
169 4
170 0
171 0
172 1
173 1
174 0
175 3
176 0
177 2
178 0
179 1
180 0
181 2
182 1
183 5
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 13
197 0
198 0
199 0