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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 29

1906 - Langensalza : Gressler
29 lägen, als die seinigen erkenne und ob er widerrufen wolle. Tie erste Frage bejahte er; aber wegen der zweiten bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm der Kaiser auch gewährte. Erst als er den Saal hinter sich hatte, atmete er wieder frei. Tas sah er nun doch ein, daß es keine Kleinigkeit sei, so vor Kaiser und Reich zu stehen und seine Meinung zu verfechten: so schlimm batte er es sich nicht gedacht. Aber schnell gab ihm der Gedanke an den Beistand Gottes, für dessen Wort er hier zu reden habe, neue Kraft, und er freute sich, als er schon am folgenden Nachmittag um 4 Uhr tuieber zur Versammlung abgerufen würde. Nach-bem er zwei ganze Stnnben braußen hatte warten müssen, nm-brängt von unzähligen Neugierigen, öffneten sich für ihn die Türen, und er trat ein. Schon brannten im Saale alle Kerzen und Fackeln. „Allergnädigster Kaiser, gnädigste Kurfürsten, Fürsten und Herren!" hob er au, „ich erscheine gehorsam auf dem Termine, so mir gestern abenb angesetzt ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit. Ew. Maj. und ©naben wollten biefe gerechte und wahrhaftige Sache, wie ich hoffe, gncibigst hören; und so ich ans Unverstanb vielleicht einem jeglichen seinen gebührlichen Titel nicht geben ober mich sonst nicht nach Hofgebrauch in Gebärden erzeigen sollte, mir es gnäbigst zugute halten, als der ich nicht zu Hofe gewest, sonbern immer im Kloster gesteckt bin und von mir anders nicht zeugen kann, benn daß ich dem, was von mir bishero mit einfältigem (aufrichtigem) Herzen gelehrt ober geschrieben worben, allein Gottes Ehre und der Christgläubigen Nutz und Seligkeit angesehen und gesucht habe." Dann rebete er von seinen Büchern und von den barin enthaltenen Lehrsätzen, alles in beutscher Sprache. Ta erinnerte man ihn, der Kaiser verstehe bavon nicht viel, er solle boch das mit lateinischen Worten wteberholen. Tas tat er auch, ob ihm gleich wegen des Getümmels sehr heiß war. Nachbem er lange überaus bescheiben gesprochen hatte, siel ihm der Vikar in die Rebe und verlangte eine runbe, richtige Antwort, ob er wiberrufen wolle ober nicht. „D eil benn", antwortete Luther, „kaiserliche Majestät, Kur- und Fürstliche Gnaden eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die Weber Hörner noch Zahne haben soll, nämlich

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 104

1906 - Langensalza : Gressler
104 Katharina von Medici konnte sie nicht leiden. Sie entschloß sich also, tn ihr Vaterland zurückzukehren, so sehr auch ein dunkles Vorgefühl dagegen sprach, und hielt bei Elisabeth um die Erlaubnis an, ihren Weg durch England nehmen zu dürfen. Tie Antwort 'var. sie solle die freundlichste Aufnahme finden, wenn sie den Titel und das ^-apven einer Königin von England ablege. Mit dieser Antwort war Maria sehr unzufrieden, und sie konnte ihre Empfindlichkeit gegen den englischen Gesandten nicht verbergen. „Nichts beunruhigt mich so sehr-, sprach sie, ..als daß ich so angelegentlich um eine Gefälligkeit gebeten habe, an deren Erlangen mir tm Grunde wenig gelegen ist. Ich kann mit Gottes Gnade in mein Land zurückkehren ohne ihre Erlaubuis." Solche Reden wurde» Elisabeth getreulich hinterbracht, und ihr Haß wurde immer heftiges. Sie rüstete eilig eine Flotte aus, um Maria abzufangen, wert» diese von Frankreich nach Schottland führe. Ohne diese Gefahr zu ahnen, schiffte sich Maria in Calais ein und nahm gerade den Weg, wo die englische Flotte lauerte. Glücklicherweise verbarg sie ein starker Nebel, und so entkam sie. Marias erste Aufnahme in Schottland war besser, als sie selbst erwartet hatte. Von allen weiten strömten ihre Untertanen herbei, sie zu sehen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüte ihrer Schönheit und Jugend, ttnd ihr freundliches, anmutiges Wesen nahm aller Herzen für sie ein. Aber dieser Trost blieb ihr nur kurze Zeit. „Soll man leiden", schrien die Prediger von den Kanzeln, „daß dieser Götze (die katholische Letzte) wieder in dem Reiche ausgerichtet werde?" Nichts half, daß sie jedem seinen Glaubett ließ und nur für sich um die Erlaubnis bat, Meffe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. „Die Messe ist schreck-licher , ries Ktto^ vou der Kanzel, als 10 000 fremde Soldaten, die in dem Königreiche landeten", und ein Kirchendiener, den das Volk Lichter in ihre Kapelle tragen sah, wurde vor dem Schlosse Marias mißhandelt und entging mit Mühe der Ermordung. Maria, durch ihre Jugend und Erziehung an muntere und gesellige Freude gewöhnt, verwünschte wohl tausendmal ihren Entschluß, nach Schottland gekommen zu sein, und versank in eine

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 83

1906 - Langensalza : Gressler
83 Plötzlich aber starb Johanna von Navarra, und die Hugenotten munkelten, daß sie vergiftet worden sei. Ihr Mißtranen stieg aufs höchste; aber die Unruhe legte sich bald wieder bei den fortgesetzten Freundschaftsversicherungen der Katholiken. Coligny wurde währenddessen vom Könige Karl mit der ausgesuchtesten Höflichkeit und Ehrerbietung behandelt. Er nannte ihn seinen Vater, setzte seine bisherigen Ratgeber beiseite und saß oft bis in die tiefe Nacht mit ihm zusammen. Da Coligny wußte, daß der erst 22jährige König von Herzen gut, aber ein gefügiges Werk-I zeug in der Hand seiner ränkevollen Mutter war, redete er ihm herzlich zu. sich dem Einflüsse seiner Mutter zu entziehen und mit i Gerechtigkeit zu regieren. Karl hörte ihm mit der größten Ausmerk-samkeit zu und dankte ihm herzlich für seine guten Ratschläge; ja er versprach ihm sogar, mit seiner bisherigen Politik ganz zu brechen und sich mit den Niederländern, die damals für ihre Freiheit kämpften, gegen den König Philipp Ii. von Spanien zu verbinden. Das war freilich nicht im Sinne seiner Mutter, die durch L>päher alles erfuhr. In ihrer Seele keimte jetzt der häßliche Gedanke, Coligny zu ermorden. Als der Admiral eines Tages aus dem Palaste des Königs nach seiner Wohnnng ging, fiel ans einem Hause plötzlich ein Schuß, der ihm den linken Arm durchbohrte und den Zeigefinger der rechten Hand zerschmetterte. Er hatte noch so viel Besonnenheit, auf das Fenster zu weisen, aus welchem der Schuß gekommen war. Während einige seiner Begleiter ihn nach Hause führten, schlugen andere die Haustür ein; aber der Mörder hatte sich bereits gerettet. Als der König von dem Mord» anschlage erfuhr, spielte er gerade Federball. Wütend warf er das Schlagnetz auf den Boden und rief: „Werde ich denn nie Ruhe haben?" Dem jungen Eonde und Navarra, die zu ihm kamen, um sich über den versuchten Meuchelmorb zu beschweren, beteuerte er, niemanb könne barüber ausgebrachter sein als er, und er werbe den Täter aufs härteste bestrafen. Dann besuchte er mit seiner Mutter den kranken Abmiral und schwur bei Gott, er werbe eine schreckliche Rache ausüben. Katharina bebte vor Wut. Sie hielt sofort mit ihren ver- 6*

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 117

1906 - Langensalza : Gressler
117 und an den Herzog von Guise mit. Nnn legte sie sich znr Rnhs nnb schlief vier Stunden lang recht sanft. Tann stand sie ans und brachte die wenigen Stunden bis zu ihrem Tode mit Gebet zu. Als die achte Stunde nahte, zog sie, ohne sich bebienen zu lassen, ein Kleib von Sammet nnb Leibe, wie zu einem Festtage an. Die übrigen Kleiber hatte sie abenbs vorher mit verteilt, „©ein", sprach sie, „hätte ich euch auch bies Kleib, das reichste von allen, gelassen: aber Maria Stuart muß auf ihrem letzten Gange anständig erscheinen." Darauf bebecktc sie sich mit einem weißen Schleier, bet bis auf die Füße herabwallte. Um 8 morgens trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer nnb zeigte ihr an, daß die Stunbe da sei. „Ich bin beieit“, antwortete Maria. Noch einmal sagte sie ihren Dienern Lebewohl nnb ging, gestützt anf zwei Bebienten ihres Hauses, mit bescheibenem, aber majestätischem Anstaube bnrch die an ihr Zimmer stoßenbe Halle. Hier fanb sie die beiben Grafen, ihren Hüter uttb anbete Staatspersonen. Auch ihr Haushofmeister M e l v i l stand hier. Er wars sich ihr zu Füßen, rang die Haube nnb rief, von unnennbarem Schmerze ergriffen: „O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir Überbringer so betrübter Botschaft, wie ich jetzt überbringen muß, wenn ich in mein Vaterlanb zurückkehren nnb erzählen werbe, daß ich meine gnäbige Königin und Gebieterin in Englaub enthaupten sah?" Tie Tränen erstickten seine fernere Rebe. „Höre aus, getreuer Diener", antwortete Maria lief gerührt, „höre anf zu weinen. Freue bich vielmehr, daß nun Marias Leiben sich enben. Sage meinen Untertanen, daß ich, ohne in meiner Religion zu wanken, und unuernnbert in meiner Ergebenheit Tür Frankreich und Schottland sterbe. Ter Himmel verzeihe benen, die meinen Tod verlangt, die nach meinem Blnte gebürstet haben. Gott", ries sie ans, „du weißt, wie sehr ich das gute Vernehmen zwischen Schottland und England gewünscht, wie sehr ich gewünscht habe, die Qnellen so vieler Zwistigkeiten zu verstopfen! Melüil", fuhr sie ruhiger fort, „empfiehl mich meinem Sohne: sage ihm, daß ich, ungeachtet aller meiner Leiben, nichts getan habe, was dem Staate und dem Königreiche Schottland

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 217

1906 - Langensalza : Gressler
217 tcten in ihren Wohnungen zu überfallen und sie gefangen zu nehmen ; aber die reiche Benle die sie im Haufe des Herzogs zu finden hofften, bewog sie zu dem Entschlüsse, sie zu ermorden; Buttler versicherte, daß der Mord gutgeheißen werben würde. Das Nähere besprachen sie in der folgenben Nacht auf Gordons Zimmer. Alle drei fielen auf die Knie nieder und schwuren mit gezogenem Degen, am andern Abend die schwarze Tat zu vollziehen Nur über die Art waren sie noch unschlüssig. Endlich erbot sich ©ordnn, Jllo. Terzka. Kinsky und Nenmann zu sich in die Citadelle zu einem Abenbfchmaufe einzuladen. Dabei sollten sie ermorbet werben. Der Herzog selbst hatte die Einlabung abgelehnt, weil er krank, auch wohl zu stolz war, um bei feinem Untergebenen zu speisen. Die andern versprachen zu kommen. Abends um 5 Uhr ließen die Verschworenen den Cberftwachtmeifter Geralbino kommen und teilten ihm ihren Vorsatz mit. Tiefer verwegene und wilde Mensch schlug gleich ein und versprach zum Morde sechs sichere Soldaten zu stellen. Auch traten gleich fünf andere Hauptleute (Deverour, Brown, Macdouald, Pirch und Peitalutz), alles Ausländer, bei. Alle fünf hatten in der folgenden Nacht die Wache. Kaum waren sie weg, so erschienen um 6 Uhr die vier Geladenen. Man fetzte sich zu Tische und war fröhlich. Mit jedem frisch geleerten Becher wurden die Zungen mehr gelöst. Aus den Kaiser und feine Räte würde wacker geschimpft; beit Herzog aber ließen sie hoch leben Indessen hatten zwei Hauptleute das Tor der (Xitabelle besetzt und ließen niemanb aus ober ein. Nur Geralbino würde hinburch-gelassen und führte 30 Dragoner, lauter Jrlänber, in das Schloß. Mit sechs berielben nahm er selbst seinen Posten in einem Nebenzimmer des Saales; in einem andern stand Deverour mit 24 Dragonern. Jetzt wurde der Nachtisch aufgetragen; die Bedienten entfernten sich. Man rief sie zum Essen in ein abgelegenes Zimmer und schloß sie ein. Um 8 llhr winkte Lesley. Die Saaltür flog auf, und Geraldino trat, eine Partisane in der Hand, mit feinen Dragonern ein. Auf seinen Ruf: „Es lebe das Haus Österreich!" stürzte auch Deveroux von der anderen Seite herein und schrie:

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 268

1906 - Langensalza : Gressler
268 Herolde blanke Krönungstaler unter die Menge. Hei. wie sich da mancher flink bücken konnte! Auf dem Marktplatze wurde ein riesiger Ochse am Spieße gebraten, der im Innern mit Ferkeln. Hühnern und Hafen gefüllt war. Jeder, der herzu kam, konnte ein Stück davon haben und dazu auch gleich einen Becher weißen oder roten Weines, der aus einem Springbrunnen hervorsprudelte. Am Abend fand eine großartige Beleuchtung statt. Tageshell waren alle Straßen erleuchtet, als der König nach aufgehobener Tafel durch die Reihen fuhr, die sich schnell bildeten. Noch einmal jubelten alle laut auf; dann verstummte allmählich der Festesjubel. Aber die Festlichkeiten waren noch nicht zu Ende; sie enbeten erst im März. Alle Staaten ließen dem neuen Könige ihre Glückwünsche aussprecheu; nur der Papst protestierte teftig gegen die preußische Königswürde und sagte, „eine solche Tat sei den päpstlichen Verordnungen entgegen, für den päpstlichen Stuhl beleidigend und gereiche zur Verachtung der Kirche". Wenn auch viele Leute über die Eitelkeit des Königs lächelten und die Untertanen hier und da über die neuen Lasten seufzten, so war doch Friedrichs Tat von großer Bedeutung für Preußens zukünftiges Ansehen. lie Einigung der verschiedenen Länder, die der große Kurfürst erfolgreich begonnen hatte, wurde durch die Krönung auch nach außen hin kundgegeben, und mancher, der nicht hätte Brandenburger genannt werden wollen, sah mit Stolz auf die fchwarz-weiße Fahne, das Symbol der errungenen Einheit, und sagte freudig: „Auch ich bin ein Preuße!" Für die Nachfolger des ersten Königs aber war die Königskrone ein Sporn zu neuen ruhmreichen Taten. Kein Geringerer als Friedrich der Große hat diese Bedeutung klar ausgesprochen in den Worten: „Mein seliger Großvater wollte uns durch die Krönung sagen: Ich habe Euch einen Titel erworben, macht Ihr Euch dessen würdig; ich habe den Grund zu Eurer Größe gelegt, Ihr müßt das Werk vollenden!" Daß die glänzende Hofhaltung des Königs Unsummen verschlang und daß infolgedessen das Volk unter der Last der Abgaben seufzte, haben wir schon angedeutet. Noch schlimmer war, daß sich der allmächtige Günstling Wartenbcrg und seine Genossen Wartensleben

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 404

1906 - Langensalza : Gressler
404 Als er alle fremden Weine verbot, schenkte er seinen ganzen Weinvorrat an ein Hospital und erlaubte auf seiner Tafel nur österreichische und ungarische Weine. Vom Morgen bis an den Abend arbeitete er mit seinen Räten und suchte so viel wie möglich selbst zu sehen. Jeder seiner Untertanen hatte Zutritt zu ihm. Den ganzen Vormittag konnte man ihn sprechen. Stets war der Gang vor seinem Arbeitszimmer mit Leuten besetzt, die etwas anzubringen hatten, und alle Stunden ging er hinaus, um die Bittschriften anzunehmen. So gut es nun auch der wackere Joseph mit seinen Untertanen meinte, so wurden doch seine Absichten von den meisten verkannt; ja viele arbeiteten ihm absichtlich entgegen, und statt geliebt zu werden, wie er es so sehr verdiente, erntete er nur Undank. So war es in seinen deutschen Staaten, noch mehr aber in Ungarn und in den österreichischen Niederlanden. Ungarn war ein besonderes Königreich und hatte wie jetzt noch seine eignen Gesetze und Freiheiten; auch wurden die Gerichtsverhandlungen in lateinischer Sprache geführt. Aber Joseph wollte, daß alle seine Länder nur ein Ganzes ausmachen sollten, und befahl daher, daß künftig in Ungarn die deutsche Sprache die allgemeine Landessprache sein sollte. Wer binnen drei Jahren sie nicht verstände, sollte kein Amt mehr erhalten. Außerdem wurde die ganze Einrichtung des Landes ver- ändert, so daß die Gärung in diesem Lande, dessen Einwohner an ihrer nationalen Selbständigkeit hingen, immer größer wurde. Kavalier von guter Familie jein, ohne andere Verdienste zu haben, als die, daß man durch ein Spiel des Zufalls ein Edelmann geworden sei. Ich kenne Ihren Sohn, und ich kenne, was zum Soldaten gehört. Demnach finde ich. daß ihr Sohn keinen Charakter zum Kriegsmanne hat und daß er zu sehr mit seiner Geburt beschäftigt ist, um mir solche Dienste von ihm zu versprechen, auf die sein Vaterland einst stolz sein könnte. Weswegen ich Sie bedaure, Madame, ist, daß ihr Sohn weder zum Offizier, noch zum Staatsmanne, noch zum Priester taugt, kurz gesagt, daß er nichts als ein Edelmann und das von ganzer Seele ist. Danken Sie es Ihrem günstigen Schicksale, daß, indem es Ihrem Sohne alle Talente versagt, es ihn zugleich in den Besitz ansehnlicher Güter versetzt bat, die ihn dafür hinlänglich entschädigen und die ihm zugleich meine ganze Gnade entbehrlich machen."

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 373

1906 - Langensalza : Gressler
anderer, und er strebte, diese Tugenden selbst zu haben. Wortschwall, weitschweifige Reden, äußerer Prunk und unnütze Zeremonien waren ihm lehr zuwider." Hart, grausam und rachsüchtig war Friedrich nie, so leicht er auch auffahren konnte. Auch bei großen Vergehungen hat er nie harte Strafen ausgeübt, eher zu große Gelindigkeit bewiesen. Einem Kammerhusaren, der eingestehen mußte, die ihm anvertraute Privatkasse säst ganz ausgeleert zu haben, gab er das wenige, was noch darin war. noch dazu und entließ ihn dann mit den Worten: „Nun lauf, daß du aus dem Lande kommst; sonst hängen sie dich." Sein liebstes Vergnügen war, mit geistvollen Männern sich zu unterhalten und sich mit den Wissenschaften zu beschäftigen. Er hat verschiedene Werke hinterlassen, die man noch jetzt mit Vergnügen und Belehrung liest. Bie sind aber in französischer Sprache geschrieben, die der große König leider der deutschen vorzog. Auch die deutschen Gelehrten achtete er wenig; sie waren ihm zu schwerfällig und geschmacklos. Im allgemeinen war dies zu feiner Zeit wohl der Fall: allein selbst dann, als die Literatur durch Lessing, Herder, Wieland und Goethe einen großartigen Aufschwung nahm, mußte sie Friedrichs Anerkennung entbehren. Musik hörte und trieb er gern. Auf der Flöte spielte er meisterhaft. Alle Abende war bei ihm Konzert, in welchem er selbst spielte und zu dem er immer mit sehr guter Laune kam. Außerdem spielte er oft für sich allein, besonders morgens, wo er manchmal stundenlang zwischen seinen Geschäften, auf der Flöte phantasierend, im Zimmer aus- und abging. Dabei dachte er aber nicht an das, was er spielte, sondern die wichtigsten ■rachen wurden dabei überlegt. Gewiß hat die Musik einen sehr guten Einfluß aus sein Gemüt ausgeübt; denn sie stimmte feine Gefühle zur Sanftmut und Milde. Als er in seinem 67. Jahre ambörte, sich viel damit zu beschäftigen, wurde er reizbarer, empsind-licher und mißtrauischer. Vorzüglich war bei Friedrich die große Crdnung in seiner Lebensweise und die fortwährende Tätigkeit zu bewundern. Was Müßiggang und Langeweile waren, wußte er gar nicht. Er stand früh aus, im Sommer, zu der Zeit feiner Reisen, schon um 2 Uhr,

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 108

1906 - Langensalza : Gressler
108 erkundigen. Darnley beruhigte es. indem er sich vom Balkon aus zeigte und sich für die Sicherheit der Königin verbürgte. Iuzzios Ermordung hatte Maria ihrem Gemahl noch mehr entfremdet. Das Verhältnis zwischen beiden Gatten änderte sich auch nicht, als Maria drei Monate darauf einen Sohn bekam, der Jakob genannt wurde. Es war, als wenn das Gespenst des Ermordeten steh zwischen beide gestellt hätte. Desto eifriger bemühte sich jetzt Graf Bot hwell um die Gunst der Königin. Bothwell stammte ans einer angesehenen schottischen Familie; aber er war kein Edelmann. Als er die Abneigung Marias gegen ihren Gemahl bemerkte, redete er ihr zu, sich von ihm scheiden zu lassen. Maria wäre wohl mit Freuden dazu bereit gewesen: aber si? zweifelte, daß Darnley sich ohne weiteres entthronen liesse. Da schwur er ihr, er werde sie von ihrem Manne befreien, koste es, was es wolle. Darnley hatte sich nach Glasgow begeben, wo er nach einiger 3eit plötzlich sehr krank wurde. Maria reiste zu ihm, da sie erfuhr, das; er ihre Gegenwart sehnlichst wünsche, und als er etwas hergestellt war, nahm sie ihn mit sich nach Ediuburg, wo sie mit ihm ein Landhalis bezog, welches in der höchsten uni) gesundesten Gegend vor der L-tadt lag. Hier pflegte sie ihn sorgfältig und brachte acht ^age bei ihm zu. Indessen entwarf Bothwell mit einigen andern den Plan, den König schnell und sicher aus j.der Welt zu schaffen. Maria war fortwährend um ihren Gemahl: nur eine Nacht war sie abwesend, weil sie in ihrem Schlosse in der Stadt einer ihrer Kammersrauen eine Hochzeit ausrichtete und den Ball selbst zu eröffnen versprochen hatte. Am 9. Februar 1567 verließ iie ihn abends gegen 11 Uhr, und eben diese Nacht wählten die Verschworenen zur Ausführung ihres Vorhabens. 'Megen 2 Uhr morgens flog das Haus, in welchem sich der König befand, mit einem fürchterlichen Knalle in die Luft. Maria war oder stellte sich erschrocken: sie jammerte laut auf, und versprach, alles aufzubieten. den Täter zu entdecken. Der Hauptverdacht fiel auf Bothwell ; da man aber wußte, in wie hoher Gnade er bei Maria stand, so wagte es niemand, ihr die öffentliche Vermutung mitzuteilen. Nur in der Nacht ließen sich in den Straßen Stimmen hören,

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 393

1906 - Langensalza : Gressler
393 sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Beenge. Peter finft in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Ver-schwörnng ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht aus der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz ratlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rat. Dieser meinte, noch sei nichts verloren, er solle nach Prenßen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückzukehren; aber Peter konnte sich nicht dazu entschließen und befahl, ihn bei Oranienbaum ans Land zu setzen; denn er wollte mit Katharina unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsakte, die er zu unterzeichnen habe Er unterschrieb und wurde zu Wagen nach Peterhof geführt. Hier empfing ihn das unaufhörliche Geschrei der Soldaten: „Es lebe die Kaiserin!" Als er ganz verwirrt ausstieg, schrien sie ihm zu: „Entkleide dich!" Er selbst riß sich das Ordensband, den Degen und den Rock ab und sprach: „Nun bin ich in euren Händen." So ließ man ihn einige Zeit im bloßen Hemde und barfuß stehen, bis er ins Schloß in sichere Verwahrung gebracht wurde. Man führte den Unglücklichen daraus nach einem Landhause, das in der Nähe lag. Da sich gleich in den ersten Tagen unter den Soldaten, die über die rasche Tat Überlegungen anzustellen au-fingen, Bewegungen zeigten, hielten die Verschworenen es für nötig, den Kaiser aus der Welt zu schaffen. Alexei Dr low, ein Bruder de» Günstlings der Kaiserin, begab sich mit einem gewissen Teplow nach dem Kerker Peters und kündigte ihm an, daß sie mit ihm speisen würden. Nach der Gewohnheit der Russen wurden vor Tische Gläser mit Branntwein gebracht. Nachdem Peter das feinige, welches Gift enthielt, getrunken hatte, verlangten sie, daß er ein zweites trinken sollte. Da er dies aber verweigerte, weil er das Gift schon verspürte, wars ihn Orlow, ein riesenstarker Mensch, zu Boden und erdrosselte ihn mit Hilfe -leplow» und zweier Offiziere.
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