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11. Geschichte der neueren Zeit - S. 330

1906 - Langensalza : Gressler
330 aber freilich nur insgeheim: denn der König hatte das streng ver- boten. Alle diese Leiden dienten dazu, sein Herz zu veredeln, ihn zum Nachdenken über sich selbst zu gewöhnen und den Vorsatz in ihm zur Reise zu bringen, für die Zukunft überlegter zu handeln, und so wurde auch für thu das Unglück eine treffliche Schule der Tugend. Nach einem Jahre erhielt er die Erlaubnis, nach Berlin zurückzukehren. Bei der Vermählung der Prinzessin Wilhelmine mit dem Erbprinzen von Bayreuth traf er dort ein. Tie Königin wußte von seiner Begnadigung so wenig wie die Prinzessin; um so angenebmer war die Überraschung*). Von diesem Tage an begann für den Kronprinzen eine glücklichere Zeit. Noch einmal hielt der König ihm sein Vergehen ernsthaft vor, sagte ihm aber auch zugleich, daß dies das letzte Mal sei und daß er nun das Vergangene vergessen und vergeben wolle. Er hielt auch sein Wort: es schien, als ob mit dem letzten Sturme seine Heftigkeit sich ausgetobt hätte. Auch tat Friedrich alles Mögliche, seinem Vater seinen guten Willen zu zeigen. Kein Regiment *) Die Prinzessin erzählt in ihren hinterlassenen Denkwürdigkeiten selbst diesen Vorfall ir.it folgenden Wmten: „Ich tanzte sehr gem. Mitten in einem Menuett unterbrach mich der Minister von Grur/.kow. „Mein Gott", sagte er, „es scheint, daß Sie von der Tarantel gestochen sind: sehen Sie nicht die Fremden, die eben angekommen sind?" Ich blieb schnell stehen, sah mich nach allen Zeiten um und erblickte endlich einen jungen, grau gekleideten Mann, der mir ganz unbekannt war. „Umarmen Sie doch den Kronprinzen," lag-e jener, „da steht er ,a vor Ihnen." Alles Blut stockte mir vor Freude. „C Himmel! mein Bruder!" rief ich lernt. „Aber ich sehe ihn ja nicht! Wo ist er denn? Zeigen Sie mir ihn um des Himmels willen." Grumkow führte mich zu ihm. Erst als ich ihm näher kam, erkannte ich ihn, aber mit Mühe. Er war sehr stark geworden, auch sein Gesicht hatte sich geändert. Ich fiel ihm um den Hals und ivar so ergriffen, daß ich nur einzelne Worte hervorbrachte. Ich weinte und lachte ivie unsinnig. In meinem Leben habe ich feine fo lebhafte Freude empfunden. Nach den ersten Aufwallungen der Freude warf ich mich dem Könige zu Fußen. „Bist du nun zufrieden?" sagte er, „du siehst, daß ich dir Wort gehalten habe." Ich nahm meinen Bruder bei der Hand und bat den König, ihm feine Liebe wieder zu schenken. Diese Szene war so rührend, daß die ganze Versammlung bis zu Tränen bewegt wurde."

12. Geschichte der neueren Zeit - S. 332

1906 - Langensalza : Gressler
in und bei Potsdam sich aufhielt, und nie hat sie seinen Lieblings-ausenthalt, sein Schloß Sanssouci, gesehen, weil er sie nie dahin einlud und sie es für zudringlich hielt, in seiner Abwesenheit hinzukommen. besuchte sie jährlich an ihrem ©eburtstage. Tann mochte er ihr einen steifen Glückwünschungsbesuch: auch atz er etwa jährlich viermal Sonntags mit seinen Brüdern bei ihr. Wie viel reine Freuden hat der große Mann doch durch dies unglückliche Verhältnis entbehrt!*) 39. Friedrichs des Grohen Thronbesteigung. Der erste schlesische Krieg. Friedrich war 28 Jahre alt, als er den Thron seiner Väter bestieg. Ta er als Kronprinz in Rheinsberg oft frohe Feste gefeiert und mit besondrer Vorliebe im Kreise lebensfroher Künstler geweilt hatte, hofften zahlreiche Hofbeamte auf den Wieberbeginn eines neuen, fröhlichen Lebens. Wie enttäuscht waren sie, als der König runb-weg erklärte: „Wenn auch der Schmuck des Gebäubes ein anderer wirb, die Mauern bleiben unversehrt!" Noch am Tobestage seines Vaters fuhr er von Potsdam nach Berlin, um die Truppen neu zu vereidigen; babet hielt er an die versammelten Generale eine Ansprache, in der er sagte: „Die Truppen müssen nicht nur schön, ionbern vor allem brauchbar sein. Sie sollen das Land schützen, aber nicht verberben, ebenso uneigennützig wie tapfer fein. Klagen über Härte und Habsucht müssen abgestellt werben." Wie sein Vater früher, so brachte er jetzt jeden Tag die ersten Morgenstunden damit zu, die eingegangenen Schriftstücke burchzulefen und feine ©ntfcheibung an den Ranb zu schreiben; kein Festtag, feine Reise, selbst feine Krankheit des Königs machte darin eine Ausnahme. So merkte man bald, daß, wenn auch die Person des Königs gewechselt hatte, das System boch basselbe geblieben war. *) Die Königin war eine äußerst braue Frau, die ihr Leben ganz der Frömmigkeit, der Mildtätigkeit und dein Fleiße geweiht hatte. Bon den ihr jährlich ausgesetzten 41 Ooo Talern verwendete sie 24 000 für Hilfsbedürftige. Sie hatte eine auserwählte Bibliothek: Gellen war ihr Lieblingsschriftsteller, und gern hatte sie Gelehrte an ihrer Tafel.

13. Geschichte der neueren Zeit - S. 72

1906 - Langensalza : Gressler
72 sich des berühmten Malers, und daß dieser ihn einst als Kind gemalt hatte. Er ließ ihn daher in sein Lager holen und sprach mit ihm über dies und jenes. Ein Zeitgenosse erzählt darüber: „Als der alte Maler Lukas aus der Stadt ins Kaisers Zelt gefordert, zeigte ihm Karl an, daß ihm der gefangene Kurfürst von Sachsen auf dem Reichstage zu Speier eine schöne Tafel, so er, Lukas, ge-malt, geschenkt, die er oft mit Luft und Wohlgefallen angesehen und von seinen Gemälden viel gehalten hätte. ,Es ist aber zu Mecheln/ sagte der Kaiser, ,m meinem Gemache eine Tafel, auf welcher du mich, als ich noch jung war, gemalt hast. Ich begehre deswegen zu wissen, wie alt ich damals gewesen bin/ Darauf der alte Lukas geantwortet: ,Ew. Majestät waren damals acht Jahre alt, als Kaiser Maximilian Euch bei der rechten Hand führte und Ew. Gnaden in Niederland huldigen ließ. Indem ich aber anfing, Ew. Majestät abzureißen, hat Ew. Majestät sich stetig gewendet woraus Euer Präzeptor, welchem Eure Natur wohl bekannt, vermeldet, daß Ew. Majestät ein sonderliches Gefallen zu schönen Pfeilen trüge, und darauf befahl, daß man einen kunstreich gemalten Pfeil an die Wand gegenüber stecken sollte, davon Ew. Majestät die Augen niemals gewendet, und ich desto besser das Conterfey 511 Ende gebracht/ Diese Erzählung hat dem Kaiser sehr wohl gefallen und hat dem alten Lukas Maler freundlich zugesprochen. Als aber der gute alte Mann an seines Herrn und des Vaterlandes Unglück dachte, ist er mit weinenden Augen aus seine Knie gefallen und hat für seinen gefangenen Herrn gebeten. Darauf der Kaiser sanftmütig geantwortet: ,Du sollst erfahren, daß ich deinem gefangenen Herrn Gnade erzeigen will/ Hat ihn darauf mildiglich begabt und wieder in die Stadt ziehen lassen." Der Kaiser ließ ihm nämlich als Zeichen seiner Gunst einen silbernen Teller voll ungarischer Dukaten überreichen. Eranach nahm einige davon, weil er sonst den Kaiser beleidigt hätte, lehnte aber alle Anträge des Kaisers ab, ihm nach den Niederlanden zu folgen. Dagegen erbat er sich die Erlaubnis, seinem unglücklichen Herrn im Gefängnisse Gesellschaft leisten zu dürfen.

14. Geschichte der neueren Zeit - S. 119

1906 - Langensalza : Gressler
119 nannte; er ermahnte sie, Christum im Herzen und nicht tri den Hznben zu tragen. erroiberte Maria, „wie könnte man das Bilb des Heilanbes berühren, ohne daß das Herz von innigster Rührung burchbrungen mürbe!" Als Maria Anstalt machte, ihr Kleib abzulegen, traten die Scharfrichter hinzu, ihr behilflich zu fein. Lächelnd wies sie die» selben zurück; sie sei nicht gewohnt, sagte sie, sich von solchen Aus-wärtern bebienen zu lassen. Dann umarmte sie ihre Frauen, wanbte sich gegen ihre Bebienten und sagte ihnen Lebewohl. Diese guten Leute fingen jetzt laut an zu jammern; sie aber legte den Finger auf die Lippen zum Zeichen, daß sie sich bezwingen möchten. Selbst die rohe Natur der Scharfrichter war von der Hoheit der Verurteilten gerührt, und sie baten biefelbe wegen der Vollziehung des Befehls um Verzeihung. „Ich verzeihe allen", sagte Maria mit fester Stimme, „die meinen Tod gewünscht und bewirkt haben; ich beteure, daß ich nie nach der Gewalt noch nach dem Leben Elisabeths getrachtet, daß ich absichtlich nichts getan habe, was Tabel öerbient, wenn mir anders nicht meine Religion zum Verbrechen gemacht werben soll." Nachbem sie ihre Dienerschaft gesegnet und sie gebeten hatte, für sie zu beten, ließ sie sich von einer ihrer Frauen die Augen verbinben, legte das Haupt selbst aus den Block und sprach: „O mein Gott, laß mich nicht zu Schanben werben." Ihr Gebet währte noch einen Augenblick; dann sagte sie laut: „Mein Gott, ich befehle bir meinen Geist!" Mit Mühe hatte der Scharfrichter, den der Anblick der liebens-würbigen Königin außer Fassung gebracht hatte, sich inbesi'en wieber gesammelt; aber erst mit dem britten Hiebe würde das Haupt vom Körper getrennt. Alle Zuschauer waren tief erschüttert, nur bet Dechant rief: „So müssen alle Feinde der Königin Elisabeth untergehen!" und nur Ke nt antwortete: „Amen!" In Tränen gebabet, warfen sich die Frauen der Entseelten vor ihrem bisherigen Hüter auf die Knie und baten flehentlich um die Erlaubnis, den Leichnam waschen und aneleiben zu bürfen. Aber mit Rohheit stieß man sie zurück und überließ den Scharfrichtern die Besorgung des Leichnams, die ihn in den anstoßenben Saal trugen und mit einem

15. Geschichte der neueren Zeit - S. 145

1906 - Langensalza : Gressler
145 (Kompromiß), wodurch sie sich zur gegenseitigen Verteidigung verbanden, und nun beschloß man, nach Brüssel zu ziehen, um der Statthalterin eine Bittschrift zu überreichen. Am 5. April 15(36 hielten die Verschworenen, 3—400 an der Zahl, immer vier und vier, ihren feierlichen Auszug nach dem Palaste der Statthaltern. Ter Gras von Brederode, ein Abkömmling der alten Grasen von Holland, führte ihn an. Margareta entfärbte sich, als der lange Zug in den Saal trat; ein Herr von Barlaimont aber, ihr Ratgeber, flüsterte ihr zu, sie solle sich nicht fürchten vor diesen Bettlern (gueux). Das hatten einige gehört, und als die Verschworenen am Abend ein Gastmahl hielten, brachte Brederode die Gesundheit der Bettler oder Geusen aus, hängte sich eine Pilgertasche um und trank cus einem hölzernen Becher, der rund um die Tafel ging. Seit der Zeit war der Name Geusen Parteiname. Sie taten sich daraus etwas zugute, Bettler genannt zu sein, kleideten sich in graue Mäntel und ließen eine Münze schlagen, auf deren einer Seite des Königs Bildnis mit der Umschrift: „Dem Könige getreu", und auf der andern zwei gefaltete Hände, die eine Tasche hielten, mit der Umschrift: „Bis zum Bettelsacke" standen. Margareta hatte zwar nicht gewagt, ohne Bewilligung Philipps Die Inquisition aufzuheben; aber sie hatte den Richtern bis zur Ankunft der Antwort ans Madrid Mäßigung empfohlen, und diese die ohnedies ihr Amt meist ungern verwalteten, ließen die Inquisition ganz ruhen. Wie freuten sich die Evangelischen! Alle, die bisher aus Furcht ihren Glauben verhehlt hatten, traten nun t'ecf damit hervor, und die neue Sehre gewann ungeheuern Anhang. Viel trugen dazu die Prediger bei, die auf dem Felde unter freiem Himmel ihre Reden hielten. Die Zuhörer versahen sich mit Rapieren, Hellebarden und Flinten, stellten Posten aus und verrammelten die Zugänge mit Karren und Wagen. Wer des Weges zog, mußte herbei und zuhören. Solchen Predigten hörten oft an 15 000 Menschen zu, und je wackerer auf das Papsttum gescholten wurde, desto größerer Beifall wurde dem Redner zuteil. Am größten war der Lärm in und um Antwerpen, und da der Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte m. 10

16. Die alte Geschichte - S. 72

1899 - Langensalza : Gressler
Dieser war gerade das Gegenteil vom wackern Eumäos. Was die Freier nur wünschten, that er mit Freuden; denn er glaubte, Odysseus würde nie wiederkommen. Auch jetzt zeigte er sein böses Gemüt; denn als er des Bettlers und des Eumäos ansichtig wurde, rief er höhnend ihnen nach: „Nun wahrlich, da führt doch ein Taugenichts den andern! Ja. ja, gleich und gleich gesellt sich gern! Wo willst du denn mit dem Bettler hin. Eumäos? Im Hause des Odysfeus wird es ihm schon ergehen; da wird ihm manches Schemelbeiu au den Kopf fliegen. Ich könnte ihn eher gebrauchen, meine Ställe auszumisten; aber so ein Lump will lieber betteln als arbeiten!" — Mit diesen Worten rannte er herzu und gab dem Odysseus einen tüchtigen Fußtritt;'dieser ballte schon die Faust, um auf der Stelle deu Nichtswürdigen zu züchtigen; „doch", dachte er, „noch ist es nicht Zeit." — Sowie sie sich dem Palaste näherten, hörten sie auch schon das Getöse der Harfen und des Gesanges, und Bratengernch kam ihnen entgegen. Mit den Gefühlen der Freude und des Unmutes zugleich trat Odysseus in das Thor seines Palastes ein, und siehe da, der erste, der ihn erkannte, war ein alter Hund, den er aufgezogen hatte, der jetzt aber alt und verachtet war und auf dem Misthaufen in den letzten Zügen lag. Das treue Tier merkte die Nähe feines Herrn, wedelte mit dem Schwänze und wollte ihm freundlich entgegenkriechen; aber es war schon zu schwach. Odysseus traten die Thränen in die Augen; schnell ging er vorüber, um nicht verraten zu werden; der gute Hund aber starb, nachdem er traurig seinem Herrn nachgeblickt hatte. Nun trat Odysseus in den glänzenden Saal, wo die Freier eben schmausten. Jeder hatte ein Tischchen vor sich, mit Braten und Brot bedeckt, und die umherlaufenden Diener schöpften die Becher aus dem mitten im Saale stehenden großen Mischkessel. Odysseus setzte sich demütig auf der Thürschwelle nieder; aber auch da mußte er viel ausstehen. Die übermütigen Freier wollten ihn da nicht leiden, verhöhnten ihn, und als er nachher in dem Saal bettelnd umging und ihm manche Brot und Fleisch in den Quersack steckten, schleuderte ihm einer der stolzesten einen Fußschemel an die Schulter, und ein anderer warf ihm lachend eine Kuhpfote

17. Die alte Geschichte - S. 80

1899 - Langensalza : Gressler
80 eine sitzende, hänsliche Lebensart zu denken. Die Arbeit im Hanse, das Weben und Spinnen, überließ man den Sklavinnen. Dafür wurden die Mädcheu in besonderen Häuseru (Gymnasien) im Ringen, Laufen und in andern dergleichen Dingen geübt; manchmal kamen sie auch wohl mich den Gymnasien der Knaben und sahen hnen zu. Kurz, man that alles, in den Mädchen und Fraueu alles Weibliche zu unterdrücken, und Kraft, Heldenmut, Entsagung und Abhärtung auszubilden oder vielmehr ihnen anzubilden. Ferner wollte Lykurg, daß sein Volk für sich bleiben solle, damit es von den Lastern anderer Nationen nnangesteckt bleibe. Daher war verordnet, daß kein Fremder sich in Sparta lange aufhalten, aber auch, daß kein Spartaner ins Ausland reisen oder gar lange dort verweilen solle. Um aber auch sreiudeu Völkern die Lust zu benehmen, mit den Spartanern Handel und Verkehr zu treiben, waren in Sparta alle Gold- und Silbermünzen verboten; nur eisernes Geld war erlaubt. Dadurch wurden die Spartaner, anch wenn sie sonst gewollt hätten, verhindert, aus dem Auslaude Luxusartikel zu kaufen; denn was sollten die Fremden mit dem eisernen Gelde machen? Und wollte ein Spartaner etwas Bedeutendes kansen, so mußte er eilten ganzen Wagen mit seinem Gelde hinter sich herfahren lassen. Aber freilich blieben die Spartaner infolge dieser Einrichtungen anch in aller geistigen Bildung zurück, und während in Athen die Künste herrlich blühten, gefielen sich die Spartaner noch in den rohsten Formen. Dagegen waren sie treffliche Krieger, und überhaupt war der Krieg für sie eine wahre Lust. Ging es zur Schlacht, so schmückten sie sich, zogen purpurne Kleider an, wie zum Feste, bekränzten das Haar und zogen unter dem Schalle der Flöten und dem Gesänge fröhlicher Lieder dem Feinde entgegen. Wer tapfer kämpfend fiel, dessen Leichnam wurde mit Lorbeeren bekränzt und ehrenvoll begraben. Den Feigen, der ans der Schlacht lies, traf bleibende Schande; keine Spartanerin nahm einen solchen Mann, keiner sprach mit ihm, keiner gab ihm Wasser oder Feuer, und wo er sich sehen ließ, wurde er verhöhnt. Auf die Wunden, die sie aus der Brust oder im Gesichte hatten, thaten sie sich etwas zu gute; aber wehe dem, der nuf dem Rücken

18. Die alte Geschichte - S. 105

1899 - Langensalza : Gressler
105 ist ja mein Sohn!" — „Du lügst!" schrie der König: „Knechte, legt ihn aus die Folter!" — Da siel der Hirt aus die Kniee und bekannte alles. „Du magst gehen," sagte Astyages, „aber laß mir den Harpagos kommen." „Sage mir doch," redete ihn der König an, „auf welche Art hast du denn damals meinen Enkel umgebracht?" — Harpagos erblaßte; denn er hatte den Hirten gesehen und fürchtete mit Recht, daß schon alles verraten sei. Er gestand also die Wahrheit ein und fügte hinzu, der Knabe sei sicherlich tot; seine treuesten Knechte hätten ihn selbst begraben. „Nein," sagte Astyages mit dem freund-lichiten Gesichte — seinen Ärger verbarg er sorgfältig — „denke dir das Gluck: der Knabe lebt noch! Ich habe mir schon lange Vorwürfe gemacht, daß ich ihn töten lassen wollte, und darum bin ich nun recht froh, daß er erhalten ist." Nun erzählte er ihm die ganze Geschichte. „Schicke mir doch deinen Sohn, Harpagos," setzte er hinzu, „damit mein Enkel einen Gespielen habe: du selbst komm heute abend zum Gastmahle zu mir." Harpagos war voll Freuden, daß der König so gnädig war; er warf sich ihm zu Füßen und ging vergnügt nach Hanse. Am Abenb fand er sich zu gehöriger Zeit ein und setzte sich fröhlich zur Tafel. Als der Braten herumgereicht wurde, setzte man dem Harpagos einen andern vor als den übrigen Gästen. Er ließ es sich trefflich schmecken. Endlich fragte ihn Astyages: „Weißt du wohl, was für Braten du gegessen hast?" — „Nein, wahrlich," antwortete er, „ich weiß es nicht!" — „Nun," sprach Astyages zu den Bedienten, „so bringt ihm einmal die verdeckte Schüssel da!" — Wie bebte der unglückliche Harpagos zusammen, als er den Deckel abhob und den Äopf und die Glieder seines Sohnes erblickte! „Merkst bu nun," rief der unmenschliche Astyages über den Tisch, „was für Wildbret das war, welches bir so gut schmeckte? Siehst bu, so bestrafe ich ungehorsame Diener!" — Harpagos hatte Fassung genug, nichts zu erwibern, als: „Alles, was bu thust, ist vortrefflich!" Dann sammelte er die Überreste seines Äinbes und trug sie nach Haufe, um sie zu begraben.

19. Die alte Geschichte - S. 273

1899 - Langensalza : Gressler
273 auseinanderschlug und eine Frau von nngemeiner Schönheit zum Vorschein kam! Sie wußte ihn nun auch gleich so zu gewinnen, daß er sie bei sich behielt und ihr das Reich zuerkannte. Jetzt erinnerte sich Antonius, daß sie im Verdacht stehe, Cassius unterstützt zu haben; er schickte daher nach Ägypten und ließ sie nach Tarsus bescheiden, damit sie sich dort wegen ihres Betragens rechtfertige. Darüber erschrak sie gar nicht; sie war ihres Sieges zu gewiß. Längst hatte sie erfahren, was für ein Mann Antonius war, und danach nahm sie ihre Maßregeln. Als sie zu Schiffe nach Tarsus kam. setzte sie die ganze Stadt in Bewegung. Die Gondel, auf der sie fuhr, hatte purpurrote Segel, das Hinterteil war übergoldet, und silberne Ruder bewegten sich nach dem Takte einer lieblichen Musik. Sie selbst lag. als Venus verkleidet, auf einem goldenen Ruhebette ausgestreckt. Über ihr befand sich ein Himmel, der mit goldenen Sternen besät war, und um sie herum sprangen kleine, liebliche Knaben, wie Liebesgötter gekleidet, und fächelten ihr Kühlung zu. Schöne Mädchen, Nereiden und Grazien vorstellend, bedienten das Schiff. So fuhr sie den Fluß aufwärts, der die Stadt durchfloß, und Antonius, der gerade Gericht hielt, sah plötzlich den Markt leer; denn alles stürzte fort, die Venus zu sehen. Kleopatra hatte ganz richtig gerechnet. Sie gewann gleich beim ersten Zusammensein den leichtsinnigen Antonius so ganz und gar, daß er an nichts als an sie dachte. Sie gab ihm mehrere Feste, die sich durch Pracht und Geschmack auszeichneten, und immer hatte sie etwas Neues aufgefunden, das Antonius angenehm überraschen mußte. Dabei wurde die ungeheuerste Verschweuduug getrieben. Wenn sie Antonius bewirtete, mußten auch seine Freunde dabei sein, die sie an zwölf Tafeln speiste, und nach der Mahlzeit mußte jeder die goldenen Gefäße, aus denen er gegeffen und getrunken, und die Polster und Teppiche, auf denen er geruht hatte, als sein Eigentum mitnehmen; Antonius aber bekam alles, was auf seiner und ihrer Tafel gestanden hatte. Selbst die Bedienten und Sänftenträger der Gäste wurden reich beschenkt. So sehr sich auch Antonius Mühe gab, sie auf ähnliche Art zu bewirten, so war doch Meisterwerke. Bd. Vi. Nössell, Weltgeschichte!. jg

20. Die alte Geschichte - S. 136

1899 - Langensalza : Gressler
136 etwas wissen und wissen auch nichts." — Ein ganz vorzügliches Talent besaß er darin, durch einzelne Fragen andere selbst auf das zu leiten, was er lehren wollte, und dann die Fehler derselben aus eine seine Weise hervorzuheben. Daß er sich dadurch auch manche Feinde machte, läßt sich leicht denken; aber ihre Verfolgungen machten auf den weisen Mann keinen Eindruck. Er war viel zu vernünftig, als daß er sich ereifert hätte, und in der That ist seine Seelenruhe bei allen Unannehmlichkeiten bewunderungswürdig. — So ging er einmal mit seinen Schülern über die Straße, und es begegnete ihm ein Mensch, den er kannte und deshalb grüßte. Der Mensch mochte aber den Sokrates nicht leiden können; kurz, er dankte ihm nicht. „Aber, lieber Sokrates," sagten die Schüler, „warum grüßest du auch einen solch unhöflichen Menschen?" „Nun," war die Antwort, „wollt ihr denn, daß ich ebenso grob fein soll?" — Ein andermal kam ihm ein anderer ungeschliffener Mensch entgegen und rannte im Vorbeigehen absichtlich an Sokrates an. Schon wollten seine Schüler dem groben Menschen nacheilen und ihn bestrafen ; Sokrates aber hielt sie zurück. „Nicht doch," sagte er; „wenn euch ein Esel mit dem Mehlsacke begegnet und an euch anrennt, nicht wahr, ihr werdet ihn nicht prügeln? Ich hätte ihm mehr ans dem Wege gehen sollen." — Er hatte eine Frau mit Namen Xantippe, die es herzlich gut meinte, aber sehr launisch und zänkisch war. Indessen, er wußte sich barein zu finden; er ließ sie sprechen, schwieg geduldig dazu, und wenn sie es gar zu arg machte, so ging er weg. Das geschah auch einmal, als sie gerade ganz entsetzlich schalt. Er ging gelassen mit seinen Schülern die Treppe hinunter und aus dem Hause hinaus. Als er aber eben die Hausthür hinter sich zumachte, goß ihm die wütende Frau von oben ans dem Fenster das Waschbecken auf den Kopf. „Dachte ich's doch," sagte er mit der größten Gelassenheit, „auf ein Donnerwetter pflegt es ja immer zu regnen." Vor diesem Sokrates fürchtete sich Alcibiades allein, und ein einziger Blick des weifen Mannes konnte ihn schamrot machen. Dabei war eine recht zärtliche Freundschaft zwischen den beiden so ganz verschiedenen Menschen, dem ältlichen, ernsthaften Sokrates
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