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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1906 - Langensalza : Gressler
10 vor einem Hause und fang und betete recht andächtig. Es war gerade Winter und ein recht stürmischer Morgen, und der arme Junge war ganz vor Kälte erstarrt. Da sah ihn die Frau des Hauses, Frau Cotta. „Tu lieber Gott!" dachte sie. „der arme Knabe ist so erstarrt und muß doch fingen! Er ist vielleicht noch nüchtern und betet so andächtig!" — Geschwind rief sie ihn herein. Lnther gestand, daß er noch nichts gegessen habe. Die gute Frau ließ ihm eine Suppe machen und freute sich sehr, daß es ihm so gut schmeckte. Dabei mußte er ihr erzählen, woher er sei, wer die Eltern seien u. f. w., und das tat er mit so offenem, ehrlichem Gesichte, daß die Frau ihn gleich lieb gewann. „Willst du künftig bei mir wohnen und essen, Kleiner?" fragte Frau Cotta. Es läßt sich leicht denken, daß Martin gern einwilligte. So zog er ein, und die brave Frau tat so viel an ihm, daß ihr recht viel von dem, was Luther hernach gewirkt hat, zuzuschreiben ist. Nun wurde erst recht fleißig gelernt. Er übertraf auch bald alle übrigen Schüler. Zugleich trieb er mit Vorliebe die Musik, die sein Gemüt wunderbar ergriff. Bald spielte er ans der Flöte, bald fang er zur Laute, ja er kom- ponierte selbst damals schon manches Lied. Noch war er nicht 18 Jahre alt, als er schon aus die Universität nach Erfurt zog, um dort Philosophie und die Rechte zu studieren. Beides sprach sein lebendiges Gemüt gar nicht an; aber sein Vater wollte es so, und er war ein zärtlicher, dankbarer Sohn. Übermüdet saß er den ganzen Tag und oft bis in die Nacht hinein über den Büchern und Versäumte dabei nie, zu Gott zu beten. „Fleißig gebetet," pflegte er zu sagen, „ist über die Halste studiert." Aber bald fiel er in eine schwere Krankheit. Da besuchte ihn ein alter Geistlicher und tröstete ihn mit den Worten; „Mein lieber Bakkalaurer, seid getrost, Ihr werdet dieses Lagers nicht sterben; unser Gott wird noch einen großen Mann aus Euch machen, der viel Leute wieder trösten wird; denn wen Gott lieb hat, den: legt er zeitig das heilige Kreuz auf, in welchem geduldige Leute viel lernen." Einmal war er aus der Universitätsbibliothek und fand da, ganz mit Staub bedeckt, eine lateinische Bibel. Dieses Buch, welches

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 53

1906 - Langensalza : Gressler
53 Herr Cölius," sagte er, „ich bin hier zu Eisleben getauft; wie, wenn ich hie bleiben sollte?" Zn Tische ging er noch hinunter in die Eßstnbe, sprach über Tische viel vom Wiedersehen nach dem Tode und äußerte: „Wenn sich meine lieben Landesherren, die Grasen, vertragen, so will ich heimziehen und mich in den Sarg schlafen legen und den Würmern den Leib zu verzehren geben.“ Gegen Abend wurde er beklommen: er klagte über Brustschmerzen und Beängstigung; doch ging er auch zum Abendessen noch hinunter; „denn," sagte er, „Alleinsein bringt nicht Fröhlichkeit." Über Tische aß er nicht ohne Appetit und scherzte selbst mit seinen Freunden; denn er ahnte nicht, daß ihm die letzte Stunde schon so nahe sei. Nach dem Essen ging er wieder hinaus und klagte über Brustbeklemmung. Man rieb ihn mit warmen Tüchern und wollte den Arzt holen; aber er verbot es, legte sich aufs Ruhebett und schlief an drei Stunden recht ruhig, während Jonas, Cölius und der Stadtschreiber, welchem das Haus gehörte, mit seiner Frau und Luthers zwei kleinen Söhnen bei ihm wachten. Ilm lö1^ Uhr wachte er aus. „Sitzt ihr noch?" sprach er gerührt; „möget ihr euch nicht zu Bett legen?" Dann begehrte er, man möchte ihm das Bett in der Kammer warmen und ihn hineinbringen. Das geschah, und er sprach sein Abendgebet: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Freunde, betet zu Gott für sein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn der Papst zürnet hart mit ihm." Jonas, die beiden Knaben und sein treuer Bedienter Ambrosius schliefen bei ihm, Cölius in der Nebenkammer. So schlief er ruhig bis um 1 Uhr, wo er den Doktor Jonas und den Bedienten rief. „O Herr Gott!" rief dann Luther zu Doktor Jonas, „wie ist mir so übel! Mich drückt's so hart um die Brnst! O ich werde zu Eisleben bleiben!" Alle erschraken, sprangen herzu, halfen ihm ans dem Bett und führten ihn in die Stube, wo er langsam umherging, dann aber warme Tücher verlangte. Indessen hatten seine Freunde in der ersten Angst das ganze Haus in Bewegung gesetzt. Einige waren nach den beiden Stadtärzten gelaufen, die auch gleich kamen. Auch Gras Albrecht war geweckt worden und eilte mit seiner Frau herbei. Die besorgte Dame brachte Tropfen

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 29

1906 - Langensalza : Gressler
29 lägen, als die seinigen erkenne und ob er widerrufen wolle. Tie erste Frage bejahte er; aber wegen der zweiten bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm der Kaiser auch gewährte. Erst als er den Saal hinter sich hatte, atmete er wieder frei. Tas sah er nun doch ein, daß es keine Kleinigkeit sei, so vor Kaiser und Reich zu stehen und seine Meinung zu verfechten: so schlimm batte er es sich nicht gedacht. Aber schnell gab ihm der Gedanke an den Beistand Gottes, für dessen Wort er hier zu reden habe, neue Kraft, und er freute sich, als er schon am folgenden Nachmittag um 4 Uhr tuieber zur Versammlung abgerufen würde. Nach-bem er zwei ganze Stnnben braußen hatte warten müssen, nm-brängt von unzähligen Neugierigen, öffneten sich für ihn die Türen, und er trat ein. Schon brannten im Saale alle Kerzen und Fackeln. „Allergnädigster Kaiser, gnädigste Kurfürsten, Fürsten und Herren!" hob er au, „ich erscheine gehorsam auf dem Termine, so mir gestern abenb angesetzt ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit. Ew. Maj. und ©naben wollten biefe gerechte und wahrhaftige Sache, wie ich hoffe, gncibigst hören; und so ich ans Unverstanb vielleicht einem jeglichen seinen gebührlichen Titel nicht geben ober mich sonst nicht nach Hofgebrauch in Gebärden erzeigen sollte, mir es gnäbigst zugute halten, als der ich nicht zu Hofe gewest, sonbern immer im Kloster gesteckt bin und von mir anders nicht zeugen kann, benn daß ich dem, was von mir bishero mit einfältigem (aufrichtigem) Herzen gelehrt ober geschrieben worben, allein Gottes Ehre und der Christgläubigen Nutz und Seligkeit angesehen und gesucht habe." Dann rebete er von seinen Büchern und von den barin enthaltenen Lehrsätzen, alles in beutscher Sprache. Ta erinnerte man ihn, der Kaiser verstehe bavon nicht viel, er solle boch das mit lateinischen Worten wteberholen. Tas tat er auch, ob ihm gleich wegen des Getümmels sehr heiß war. Nachbem er lange überaus bescheiben gesprochen hatte, siel ihm der Vikar in die Rebe und verlangte eine runbe, richtige Antwort, ob er wiberrufen wolle ober nicht. „D eil benn", antwortete Luther, „kaiserliche Majestät, Kur- und Fürstliche Gnaden eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die Weber Hörner noch Zahne haben soll, nämlich

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 104

1906 - Langensalza : Gressler
104 Katharina von Medici konnte sie nicht leiden. Sie entschloß sich also, tn ihr Vaterland zurückzukehren, so sehr auch ein dunkles Vorgefühl dagegen sprach, und hielt bei Elisabeth um die Erlaubnis an, ihren Weg durch England nehmen zu dürfen. Tie Antwort 'var. sie solle die freundlichste Aufnahme finden, wenn sie den Titel und das ^-apven einer Königin von England ablege. Mit dieser Antwort war Maria sehr unzufrieden, und sie konnte ihre Empfindlichkeit gegen den englischen Gesandten nicht verbergen. „Nichts beunruhigt mich so sehr-, sprach sie, ..als daß ich so angelegentlich um eine Gefälligkeit gebeten habe, an deren Erlangen mir tm Grunde wenig gelegen ist. Ich kann mit Gottes Gnade in mein Land zurückkehren ohne ihre Erlaubuis." Solche Reden wurde» Elisabeth getreulich hinterbracht, und ihr Haß wurde immer heftiges. Sie rüstete eilig eine Flotte aus, um Maria abzufangen, wert» diese von Frankreich nach Schottland führe. Ohne diese Gefahr zu ahnen, schiffte sich Maria in Calais ein und nahm gerade den Weg, wo die englische Flotte lauerte. Glücklicherweise verbarg sie ein starker Nebel, und so entkam sie. Marias erste Aufnahme in Schottland war besser, als sie selbst erwartet hatte. Von allen weiten strömten ihre Untertanen herbei, sie zu sehen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüte ihrer Schönheit und Jugend, ttnd ihr freundliches, anmutiges Wesen nahm aller Herzen für sie ein. Aber dieser Trost blieb ihr nur kurze Zeit. „Soll man leiden", schrien die Prediger von den Kanzeln, „daß dieser Götze (die katholische Letzte) wieder in dem Reiche ausgerichtet werde?" Nichts half, daß sie jedem seinen Glaubett ließ und nur für sich um die Erlaubnis bat, Meffe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. „Die Messe ist schreck-licher , ries Ktto^ vou der Kanzel, als 10 000 fremde Soldaten, die in dem Königreiche landeten", und ein Kirchendiener, den das Volk Lichter in ihre Kapelle tragen sah, wurde vor dem Schlosse Marias mißhandelt und entging mit Mühe der Ermordung. Maria, durch ihre Jugend und Erziehung an muntere und gesellige Freude gewöhnt, verwünschte wohl tausendmal ihren Entschluß, nach Schottland gekommen zu sein, und versank in eine

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 83

1906 - Langensalza : Gressler
83 Plötzlich aber starb Johanna von Navarra, und die Hugenotten munkelten, daß sie vergiftet worden sei. Ihr Mißtranen stieg aufs höchste; aber die Unruhe legte sich bald wieder bei den fortgesetzten Freundschaftsversicherungen der Katholiken. Coligny wurde währenddessen vom Könige Karl mit der ausgesuchtesten Höflichkeit und Ehrerbietung behandelt. Er nannte ihn seinen Vater, setzte seine bisherigen Ratgeber beiseite und saß oft bis in die tiefe Nacht mit ihm zusammen. Da Coligny wußte, daß der erst 22jährige König von Herzen gut, aber ein gefügiges Werk-I zeug in der Hand seiner ränkevollen Mutter war, redete er ihm herzlich zu. sich dem Einflüsse seiner Mutter zu entziehen und mit i Gerechtigkeit zu regieren. Karl hörte ihm mit der größten Ausmerk-samkeit zu und dankte ihm herzlich für seine guten Ratschläge; ja er versprach ihm sogar, mit seiner bisherigen Politik ganz zu brechen und sich mit den Niederländern, die damals für ihre Freiheit kämpften, gegen den König Philipp Ii. von Spanien zu verbinden. Das war freilich nicht im Sinne seiner Mutter, die durch L>päher alles erfuhr. In ihrer Seele keimte jetzt der häßliche Gedanke, Coligny zu ermorden. Als der Admiral eines Tages aus dem Palaste des Königs nach seiner Wohnnng ging, fiel ans einem Hause plötzlich ein Schuß, der ihm den linken Arm durchbohrte und den Zeigefinger der rechten Hand zerschmetterte. Er hatte noch so viel Besonnenheit, auf das Fenster zu weisen, aus welchem der Schuß gekommen war. Während einige seiner Begleiter ihn nach Hause führten, schlugen andere die Haustür ein; aber der Mörder hatte sich bereits gerettet. Als der König von dem Mord» anschlage erfuhr, spielte er gerade Federball. Wütend warf er das Schlagnetz auf den Boden und rief: „Werde ich denn nie Ruhe haben?" Dem jungen Eonde und Navarra, die zu ihm kamen, um sich über den versuchten Meuchelmorb zu beschweren, beteuerte er, niemanb könne barüber ausgebrachter sein als er, und er werbe den Täter aufs härteste bestrafen. Dann besuchte er mit seiner Mutter den kranken Abmiral und schwur bei Gott, er werbe eine schreckliche Rache ausüben. Katharina bebte vor Wut. Sie hielt sofort mit ihren ver- 6*

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 117

1906 - Langensalza : Gressler
117 und an den Herzog von Guise mit. Nnn legte sie sich znr Rnhs nnb schlief vier Stunden lang recht sanft. Tann stand sie ans und brachte die wenigen Stunden bis zu ihrem Tode mit Gebet zu. Als die achte Stunde nahte, zog sie, ohne sich bebienen zu lassen, ein Kleib von Sammet nnb Leibe, wie zu einem Festtage an. Die übrigen Kleiber hatte sie abenbs vorher mit verteilt, „©ein", sprach sie, „hätte ich euch auch bies Kleib, das reichste von allen, gelassen: aber Maria Stuart muß auf ihrem letzten Gange anständig erscheinen." Darauf bebecktc sie sich mit einem weißen Schleier, bet bis auf die Füße herabwallte. Um 8 morgens trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer nnb zeigte ihr an, daß die Stunbe da sei. „Ich bin beieit“, antwortete Maria. Noch einmal sagte sie ihren Dienern Lebewohl nnb ging, gestützt anf zwei Bebienten ihres Hauses, mit bescheibenem, aber majestätischem Anstaube bnrch die an ihr Zimmer stoßenbe Halle. Hier fanb sie die beiben Grafen, ihren Hüter uttb anbete Staatspersonen. Auch ihr Haushofmeister M e l v i l stand hier. Er wars sich ihr zu Füßen, rang die Haube nnb rief, von unnennbarem Schmerze ergriffen: „O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir Überbringer so betrübter Botschaft, wie ich jetzt überbringen muß, wenn ich in mein Vaterlanb zurückkehren nnb erzählen werbe, daß ich meine gnäbige Königin und Gebieterin in Englaub enthaupten sah?" Tie Tränen erstickten seine fernere Rebe. „Höre aus, getreuer Diener", antwortete Maria lief gerührt, „höre anf zu weinen. Freue bich vielmehr, daß nun Marias Leiben sich enben. Sage meinen Untertanen, daß ich, ohne in meiner Religion zu wanken, und unuernnbert in meiner Ergebenheit Tür Frankreich und Schottland sterbe. Ter Himmel verzeihe benen, die meinen Tod verlangt, die nach meinem Blnte gebürstet haben. Gott", ries sie ans, „du weißt, wie sehr ich das gute Vernehmen zwischen Schottland und England gewünscht, wie sehr ich gewünscht habe, die Qnellen so vieler Zwistigkeiten zu verstopfen! Melüil", fuhr sie ruhiger fort, „empfiehl mich meinem Sohne: sage ihm, daß ich, ungeachtet aller meiner Leiben, nichts getan habe, was dem Staate und dem Königreiche Schottland

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 217

1906 - Langensalza : Gressler
217 tcten in ihren Wohnungen zu überfallen und sie gefangen zu nehmen ; aber die reiche Benle die sie im Haufe des Herzogs zu finden hofften, bewog sie zu dem Entschlüsse, sie zu ermorden; Buttler versicherte, daß der Mord gutgeheißen werben würde. Das Nähere besprachen sie in der folgenben Nacht auf Gordons Zimmer. Alle drei fielen auf die Knie nieder und schwuren mit gezogenem Degen, am andern Abend die schwarze Tat zu vollziehen Nur über die Art waren sie noch unschlüssig. Endlich erbot sich ©ordnn, Jllo. Terzka. Kinsky und Nenmann zu sich in die Citadelle zu einem Abenbfchmaufe einzuladen. Dabei sollten sie ermorbet werben. Der Herzog selbst hatte die Einlabung abgelehnt, weil er krank, auch wohl zu stolz war, um bei feinem Untergebenen zu speisen. Die andern versprachen zu kommen. Abends um 5 Uhr ließen die Verschworenen den Cberftwachtmeifter Geralbino kommen und teilten ihm ihren Vorsatz mit. Tiefer verwegene und wilde Mensch schlug gleich ein und versprach zum Morde sechs sichere Soldaten zu stellen. Auch traten gleich fünf andere Hauptleute (Deverour, Brown, Macdouald, Pirch und Peitalutz), alles Ausländer, bei. Alle fünf hatten in der folgenden Nacht die Wache. Kaum waren sie weg, so erschienen um 6 Uhr die vier Geladenen. Man fetzte sich zu Tische und war fröhlich. Mit jedem frisch geleerten Becher wurden die Zungen mehr gelöst. Aus den Kaiser und feine Räte würde wacker geschimpft; beit Herzog aber ließen sie hoch leben Indessen hatten zwei Hauptleute das Tor der (Xitabelle besetzt und ließen niemanb aus ober ein. Nur Geralbino würde hinburch-gelassen und führte 30 Dragoner, lauter Jrlänber, in das Schloß. Mit sechs berielben nahm er selbst seinen Posten in einem Nebenzimmer des Saales; in einem andern stand Deverour mit 24 Dragonern. Jetzt wurde der Nachtisch aufgetragen; die Bedienten entfernten sich. Man rief sie zum Essen in ein abgelegenes Zimmer und schloß sie ein. Um 8 llhr winkte Lesley. Die Saaltür flog auf, und Geraldino trat, eine Partisane in der Hand, mit feinen Dragonern ein. Auf seinen Ruf: „Es lebe das Haus Österreich!" stürzte auch Deveroux von der anderen Seite herein und schrie:

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 268

1906 - Langensalza : Gressler
268 Herolde blanke Krönungstaler unter die Menge. Hei. wie sich da mancher flink bücken konnte! Auf dem Marktplatze wurde ein riesiger Ochse am Spieße gebraten, der im Innern mit Ferkeln. Hühnern und Hafen gefüllt war. Jeder, der herzu kam, konnte ein Stück davon haben und dazu auch gleich einen Becher weißen oder roten Weines, der aus einem Springbrunnen hervorsprudelte. Am Abend fand eine großartige Beleuchtung statt. Tageshell waren alle Straßen erleuchtet, als der König nach aufgehobener Tafel durch die Reihen fuhr, die sich schnell bildeten. Noch einmal jubelten alle laut auf; dann verstummte allmählich der Festesjubel. Aber die Festlichkeiten waren noch nicht zu Ende; sie enbeten erst im März. Alle Staaten ließen dem neuen Könige ihre Glückwünsche aussprecheu; nur der Papst protestierte teftig gegen die preußische Königswürde und sagte, „eine solche Tat sei den päpstlichen Verordnungen entgegen, für den päpstlichen Stuhl beleidigend und gereiche zur Verachtung der Kirche". Wenn auch viele Leute über die Eitelkeit des Königs lächelten und die Untertanen hier und da über die neuen Lasten seufzten, so war doch Friedrichs Tat von großer Bedeutung für Preußens zukünftiges Ansehen. lie Einigung der verschiedenen Länder, die der große Kurfürst erfolgreich begonnen hatte, wurde durch die Krönung auch nach außen hin kundgegeben, und mancher, der nicht hätte Brandenburger genannt werden wollen, sah mit Stolz auf die fchwarz-weiße Fahne, das Symbol der errungenen Einheit, und sagte freudig: „Auch ich bin ein Preuße!" Für die Nachfolger des ersten Königs aber war die Königskrone ein Sporn zu neuen ruhmreichen Taten. Kein Geringerer als Friedrich der Große hat diese Bedeutung klar ausgesprochen in den Worten: „Mein seliger Großvater wollte uns durch die Krönung sagen: Ich habe Euch einen Titel erworben, macht Ihr Euch dessen würdig; ich habe den Grund zu Eurer Größe gelegt, Ihr müßt das Werk vollenden!" Daß die glänzende Hofhaltung des Königs Unsummen verschlang und daß infolgedessen das Volk unter der Last der Abgaben seufzte, haben wir schon angedeutet. Noch schlimmer war, daß sich der allmächtige Günstling Wartenbcrg und seine Genossen Wartensleben

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 285

1906 - Langensalza : Gressler
285 Er wußte von den europäischen Völkern angenehm zu erzählen und war daher ganz Peters Mann. Stundenlang saß er oft und horchte auf seine Erzählung. Einmal hatte er auch ihm von der Art, wie in andern Ländern die Soldaten exerziert würden, erzählt. ,,Das willst du auch versuchen!" dachte Peter, und geschwind errichtete er in einem Dorfe bei Moskau eine Kompagnie von 50 Knaben seines Alters, die er Poteschni (Spielkameraden) nannte und von Lefort, den er zum Hauptmann der kleinen Schar machte, exerzieren ließ. Er selbst diente als Gemeiner und erklärte, daß nur Verdienst, nie Geburt zur Auszeichnung berechtige.*) Jeder junge Russe hielt es für eine Ehre, ein Poteschni zu sein, und bald hatte er so viele Rekruten, daß sie nicht im Dorfe Platz hatten. Hieraus entstand die nachmalige russische Garde. Sophia hatte das Spielwerk ruhig angesehen; ja, es war ihr lieb, daß Peter, wie es ihr schien, in der Wildheit aufwüchse. Aber bald merkte sie, wie gefährlich ihr seine Poteschni werden könnten, und leicht war es ihr, die Strelitzen wieder aufzuwiegeln. Es wurde beschlossen, ihn mit seiner ganzen Familie zu ermorden. Peter floh wieder nach jenem festen Kloster und rief seine Poteschnis und alle, die es gut mit ihm meinten, herbei. Eine Menge kam, und nun wagte es keiner, ihn anzugreifen. Sophia mußte sich ihm unterwerfen, und wurde in ein Kloster in Moskau vermiesen, wo sie unter dem Namen Susanna den Schleier nahm. Um diese Zeit legte auch der gute, aber schwache Iwan die Krone nieder, und Peter war nun alleiniger Zar (i 689). Rasch ging er nun an seine Verbesserungspläne. Einst ging er, 19 Jahre alt, in einem Dorfe bei Moskau durch einen Speicher, in welchem altes Hausgerät aufbewahrt wurde. Da fiel ihm ein Boot in die Augen. „Warum ist das anders gebaut", fragte er gleich, „als die Schiffe, die ich auf der Moskwa sehe?" — *) Auch in späteren Jahren diente Peter einmal einen ganzen Monat lang als gemeiner Soldat und aß nichts als die vorgeschriebene Portion an Grütze, Brot u. s. tu. „Nnn weiß ich doch," sagte er, daß der Soldat dabei Bestehen kann."

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 291

1906 - Langensalza : Gressler
291 Auch dem Zaren gab August eine Probe seiner Stärke, indem er mit einem Säbelhiebe einem Ochsen den Kops abschlug. ,,Schenkt mir den Säbel," sagte Peter, ,,er ist mir nötig, um das Haupt des Empörungsdrachen vom Rumpfe zu trennen." Der König reichte ihm den Sabel mit den Worten: ,,Tod den Türken und Tataren! Leben und Gnade den Untertanen!" eine Äußerung, die seiner Menschlichkeit Ehre macht. Peter fand den Aufruhr schon gedämpft; alle Gefängnisse tooren voll von Gefangenen. Kaum bezwang sich Peter, seine Schwester Sophia nicht zu mißhandeln; denn sie hatte vermutlich wieder ihre Hand im Spiele gehabt. Darum wurde sie noch enger eingesperrt, und 130 Schuldige wurden ihren Fenstern gegenüber aufgehängt. Schrecklich war diesmal die Strafe der Übeltäter; einen ganzen Monat lang floß ihr Blut auf dem Richtplatze bei Moskau. Um diese Zeit starb sein Freund Lefort. ,,Nnn habe ich feinen treuen Diener mehr!" rief Peter mit Tränen aus, ,,auf ihn allein konnte ich mich verlassen!" Er küßte den Leichnam und badete ihn mit seinen Tränen. Seine Stelle ersetzte späterhin Menschikow. Die Nachrichten über dessen Herkunft find verschieden. Es heißt, er sei ein Paftetenbäckerjunge gewesen und habe Pasteten auf den Straßen herumgetragen. Einst kam er so auch in die Küche eines vornehmen Russen, der den Zar zu Tische geladen hatte. Da bemerkte er, daß der Wirt in ein Lieblingsgericht des Zaren ein Pulver tat. Menschikow schöpfte Verdacht, ging auf die Gaffe und wartete, bis der Zar kam. Dieser bemerkte ihn und sagte: ..Gib mir deinen Korb zum Kaufe!" — , Den Korb," antwortete der Junge darf ich nicht ohne meines Herrn Erlaubnis hingeben. Indes, da Euch doch alles zugehört, so nehmt ihn immer hin." — Die Antwort gefiel Peter; er befahl ihm, zu folgen und ihn bei Tische zu bedienen. Als nun das verdächtige Gericht kam, sagte der Knabe ihm, was er gesehen hatte, Peter verlangte, daß der Wirt zuerst davon essen sollte, und da dieser bestürzt es ablehnte, setzte er einem Hunde davon vor, der bald darauf starb. Seit dieser Zeit genoß Menschikow das Vertrauen des Zaren und half ihm auch treulich bei der Ausführung feiner Verbefferungspläne. 19*
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