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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 29

1906 - Langensalza : Gressler
29 lägen, als die seinigen erkenne und ob er widerrufen wolle. Tie erste Frage bejahte er; aber wegen der zweiten bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm der Kaiser auch gewährte. Erst als er den Saal hinter sich hatte, atmete er wieder frei. Tas sah er nun doch ein, daß es keine Kleinigkeit sei, so vor Kaiser und Reich zu stehen und seine Meinung zu verfechten: so schlimm batte er es sich nicht gedacht. Aber schnell gab ihm der Gedanke an den Beistand Gottes, für dessen Wort er hier zu reden habe, neue Kraft, und er freute sich, als er schon am folgenden Nachmittag um 4 Uhr tuieber zur Versammlung abgerufen würde. Nach-bem er zwei ganze Stnnben braußen hatte warten müssen, nm-brängt von unzähligen Neugierigen, öffneten sich für ihn die Türen, und er trat ein. Schon brannten im Saale alle Kerzen und Fackeln. „Allergnädigster Kaiser, gnädigste Kurfürsten, Fürsten und Herren!" hob er au, „ich erscheine gehorsam auf dem Termine, so mir gestern abenb angesetzt ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit. Ew. Maj. und ©naben wollten biefe gerechte und wahrhaftige Sache, wie ich hoffe, gncibigst hören; und so ich ans Unverstanb vielleicht einem jeglichen seinen gebührlichen Titel nicht geben ober mich sonst nicht nach Hofgebrauch in Gebärden erzeigen sollte, mir es gnäbigst zugute halten, als der ich nicht zu Hofe gewest, sonbern immer im Kloster gesteckt bin und von mir anders nicht zeugen kann, benn daß ich dem, was von mir bishero mit einfältigem (aufrichtigem) Herzen gelehrt ober geschrieben worben, allein Gottes Ehre und der Christgläubigen Nutz und Seligkeit angesehen und gesucht habe." Dann rebete er von seinen Büchern und von den barin enthaltenen Lehrsätzen, alles in beutscher Sprache. Ta erinnerte man ihn, der Kaiser verstehe bavon nicht viel, er solle boch das mit lateinischen Worten wteberholen. Tas tat er auch, ob ihm gleich wegen des Getümmels sehr heiß war. Nachbem er lange überaus bescheiben gesprochen hatte, siel ihm der Vikar in die Rebe und verlangte eine runbe, richtige Antwort, ob er wiberrufen wolle ober nicht. „D eil benn", antwortete Luther, „kaiserliche Majestät, Kur- und Fürstliche Gnaden eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die Weber Hörner noch Zahne haben soll, nämlich

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 104

1906 - Langensalza : Gressler
104 Katharina von Medici konnte sie nicht leiden. Sie entschloß sich also, tn ihr Vaterland zurückzukehren, so sehr auch ein dunkles Vorgefühl dagegen sprach, und hielt bei Elisabeth um die Erlaubnis an, ihren Weg durch England nehmen zu dürfen. Tie Antwort 'var. sie solle die freundlichste Aufnahme finden, wenn sie den Titel und das ^-apven einer Königin von England ablege. Mit dieser Antwort war Maria sehr unzufrieden, und sie konnte ihre Empfindlichkeit gegen den englischen Gesandten nicht verbergen. „Nichts beunruhigt mich so sehr-, sprach sie, ..als daß ich so angelegentlich um eine Gefälligkeit gebeten habe, an deren Erlangen mir tm Grunde wenig gelegen ist. Ich kann mit Gottes Gnade in mein Land zurückkehren ohne ihre Erlaubuis." Solche Reden wurde» Elisabeth getreulich hinterbracht, und ihr Haß wurde immer heftiges. Sie rüstete eilig eine Flotte aus, um Maria abzufangen, wert» diese von Frankreich nach Schottland führe. Ohne diese Gefahr zu ahnen, schiffte sich Maria in Calais ein und nahm gerade den Weg, wo die englische Flotte lauerte. Glücklicherweise verbarg sie ein starker Nebel, und so entkam sie. Marias erste Aufnahme in Schottland war besser, als sie selbst erwartet hatte. Von allen weiten strömten ihre Untertanen herbei, sie zu sehen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüte ihrer Schönheit und Jugend, ttnd ihr freundliches, anmutiges Wesen nahm aller Herzen für sie ein. Aber dieser Trost blieb ihr nur kurze Zeit. „Soll man leiden", schrien die Prediger von den Kanzeln, „daß dieser Götze (die katholische Letzte) wieder in dem Reiche ausgerichtet werde?" Nichts half, daß sie jedem seinen Glaubett ließ und nur für sich um die Erlaubnis bat, Meffe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. „Die Messe ist schreck-licher , ries Ktto^ vou der Kanzel, als 10 000 fremde Soldaten, die in dem Königreiche landeten", und ein Kirchendiener, den das Volk Lichter in ihre Kapelle tragen sah, wurde vor dem Schlosse Marias mißhandelt und entging mit Mühe der Ermordung. Maria, durch ihre Jugend und Erziehung an muntere und gesellige Freude gewöhnt, verwünschte wohl tausendmal ihren Entschluß, nach Schottland gekommen zu sein, und versank in eine

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 81

1906 - Langensalza : Gressler
81 Achtung er auch deshalb verdiente, so verwerflich war die Heftigkeit und Unduldsamkeit, die er gegen Andersdenkende zeigte. Am auffallendsten ist dies in der Geschichte des unglücklichen Michael Servet. Dieser Mann war ein spanischer Arzt und ein großer Freund theologischer Untersuchungen. ' Während er als Arzt im südlichen Frankreich lebte, hatte er mehrmals an Calvin geschrieben. Aber kaum nahm dieser aus den Briefen wahr, daß Servet über die Lehre von der Dreieinigkeit andere Begriffe hatte, als er sogleich den Briefwechsel abbrach; ja, als endlich Servet seine Ansichten in einem besonderen Werke umständlicher auseinandersetzte, betrachtete ihn Calvin als einen fluchwürdigen Ketzer! Der Spanier ahnte von dem allen nichts, und als er nach einiger Zeit auf einer Reise durch Genf kam, hielt er sich in dieser evangelischen Stadt sicherer als irgendwo. Aber kaum erfuhr Calvin, der von ihm so verabscheute Servet sei angekommen, so drang er in den Magistrat, den Mann sogleich festnehmen und ihm als Ketzer und Verbreiter falscher Lehren den Prozeß machen zu lassen. Wie erstaunte Tervet. als man ihn ins Gefängnis führte und Calvin als sein Ankläger gegen ihn auftrat! Zuerst gab diefer sich alle Mühe, den Fremden zur Abschwörung feiner Meinungen zu bewegen. Da bezeugte, er könne nicht gegen seine Überzeugung sprechen so wurde der Arme wirklich zum Tode aus dem Scheiterhaufen verurteilt. Anfangs schien es ihm ganz unglaublich, daß man in einer evangelischen Stadt so unduldsam sein könnte; dann bat er, man möchte, wenn er nun einmal durchaus wegen seiner Meinung sterben sollte, ihn doch nur enthaupten. „Nein", schrie man, „ein Ketzer muß verbrannt werden"! Und das geschah wirklich, und Calvin glaubte in seinem Eifer eine recht verdienstliche Handlung u begehen. Elf Jahre darauf (1564) starb Calvin. Die Kirche, welche Zwingli und Calvin durch ihre Lehre i gründeten, wurde die reformierte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, im westlichen Deutschland und in Frankreich Eingang, so grausam auch Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformierten nannte, verfolgte. Meisterwerke. Bd. Ix. Nöi > elt, Weltgeschichte Iii. (j

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 83

1906 - Langensalza : Gressler
83 Plötzlich aber starb Johanna von Navarra, und die Hugenotten munkelten, daß sie vergiftet worden sei. Ihr Mißtranen stieg aufs höchste; aber die Unruhe legte sich bald wieder bei den fortgesetzten Freundschaftsversicherungen der Katholiken. Coligny wurde währenddessen vom Könige Karl mit der ausgesuchtesten Höflichkeit und Ehrerbietung behandelt. Er nannte ihn seinen Vater, setzte seine bisherigen Ratgeber beiseite und saß oft bis in die tiefe Nacht mit ihm zusammen. Da Coligny wußte, daß der erst 22jährige König von Herzen gut, aber ein gefügiges Werk-I zeug in der Hand seiner ränkevollen Mutter war, redete er ihm herzlich zu. sich dem Einflüsse seiner Mutter zu entziehen und mit i Gerechtigkeit zu regieren. Karl hörte ihm mit der größten Ausmerk-samkeit zu und dankte ihm herzlich für seine guten Ratschläge; ja er versprach ihm sogar, mit seiner bisherigen Politik ganz zu brechen und sich mit den Niederländern, die damals für ihre Freiheit kämpften, gegen den König Philipp Ii. von Spanien zu verbinden. Das war freilich nicht im Sinne seiner Mutter, die durch L>päher alles erfuhr. In ihrer Seele keimte jetzt der häßliche Gedanke, Coligny zu ermorden. Als der Admiral eines Tages aus dem Palaste des Königs nach seiner Wohnnng ging, fiel ans einem Hause plötzlich ein Schuß, der ihm den linken Arm durchbohrte und den Zeigefinger der rechten Hand zerschmetterte. Er hatte noch so viel Besonnenheit, auf das Fenster zu weisen, aus welchem der Schuß gekommen war. Während einige seiner Begleiter ihn nach Hause führten, schlugen andere die Haustür ein; aber der Mörder hatte sich bereits gerettet. Als der König von dem Mord» anschlage erfuhr, spielte er gerade Federball. Wütend warf er das Schlagnetz auf den Boden und rief: „Werde ich denn nie Ruhe haben?" Dem jungen Eonde und Navarra, die zu ihm kamen, um sich über den versuchten Meuchelmorb zu beschweren, beteuerte er, niemanb könne barüber ausgebrachter sein als er, und er werbe den Täter aufs härteste bestrafen. Dann besuchte er mit seiner Mutter den kranken Abmiral und schwur bei Gott, er werbe eine schreckliche Rache ausüben. Katharina bebte vor Wut. Sie hielt sofort mit ihren ver- 6*

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1906 - Langensalza : Gressler
115 ihrer Gefahr, und die neue Verschwörung der Katholiken gegen ihr Seben. welcher der französische Gesandte nicht fremd gewesen zu sein schien, hielt sie in beständiger Aufregung. Dazu kam, daß das Volk und das Parlament sich für die Hinrichtung Marias deutlich ausgesprochen hatten. Wir müssen uns daher ihren Gemütszustand als sehr peinlich vorstellen, und ihr Benehmen zeigte deutlich, daß sie zu keinem Entschluß kommen konnte. Man sah sie oft allein und nachdenkend, bald schweigend, bald halbverständliche Reden bei sich murmelnd. Endlich ließ sie ihren Sekretär Davison (Devisen) rufen und befahl ihm, einen Befehl zur Hinrichtung der Königin aufzusehen und für den Fall, daß wieder ein Versuch, Maria zu befreien, gemacht würde oder fremde Truppen landeten, davon Gebrauch zu machen. Sie unterschrieb ihn und befahl Davison, von dem Kanzler das Siegel darunter drücken zu lassen. Am folgenden Tage ließ sie ihm sagen, die Vollziehung noch aufzuschieben, und als Daviiou ihr meldete, daß das Siegel bereits darunter wäre, schien sie etwas unwillig, ohne aber sich deutlich zu erklären. Der Sekretär wußte nicht, wie er das verstehen sollte, und fragte die Mitglieder des geheimen Rats, was zu tun sei. Diese versicherten, es fei die Absicht Elisabeths, das Urteil vollstrecken zu lassen, versprachen, die ganze Verantwortung zu übernehmen, und schickten es sogleich an die Grasen von Shrewsbury isprich schrußberi) und K ent mit dem Befehle, die Anstalten zur Hinrichtung zu treffen. Beide Grafen begaben sich unverzüglich am 6. Februar 1587 nach Fotheringhay, und sagten Maria, sie möchte sich zum folgenden Morgen um 8 Uhr zum Tode fertig halten. Sie schien über diese Nachricht mehr verwundert als erschrocken und sagte mit heiterem Gesichte, sie glaube nicht, daß Elisabeth in ihren Tod gewilligt habe, da sie nicht unter den Gesetzen und der Gerichtsbarkeit Englands stehe. ..Wenn es aber ihr Wille ist", fügte sie hinzu, „so soll der Tod, der alle meine Leiden beendigt, mir sehr willkommen sein. x$ch kann auch d i e Seele der Seligkeit des Himmels nicht sür würdig halten, die ihren Körper unter den Schrecken des ^odesganges nicht auszurichten vermag." Daraus bat sie die beiden S*

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 117

1906 - Langensalza : Gressler
117 und an den Herzog von Guise mit. Nnn legte sie sich znr Rnhs nnb schlief vier Stunden lang recht sanft. Tann stand sie ans und brachte die wenigen Stunden bis zu ihrem Tode mit Gebet zu. Als die achte Stunde nahte, zog sie, ohne sich bebienen zu lassen, ein Kleib von Sammet nnb Leibe, wie zu einem Festtage an. Die übrigen Kleiber hatte sie abenbs vorher mit verteilt, „©ein", sprach sie, „hätte ich euch auch bies Kleib, das reichste von allen, gelassen: aber Maria Stuart muß auf ihrem letzten Gange anständig erscheinen." Darauf bebecktc sie sich mit einem weißen Schleier, bet bis auf die Füße herabwallte. Um 8 morgens trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer nnb zeigte ihr an, daß die Stunbe da sei. „Ich bin beieit“, antwortete Maria. Noch einmal sagte sie ihren Dienern Lebewohl nnb ging, gestützt anf zwei Bebienten ihres Hauses, mit bescheibenem, aber majestätischem Anstaube bnrch die an ihr Zimmer stoßenbe Halle. Hier fanb sie die beiben Grafen, ihren Hüter uttb anbete Staatspersonen. Auch ihr Haushofmeister M e l v i l stand hier. Er wars sich ihr zu Füßen, rang die Haube nnb rief, von unnennbarem Schmerze ergriffen: „O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir Überbringer so betrübter Botschaft, wie ich jetzt überbringen muß, wenn ich in mein Vaterlanb zurückkehren nnb erzählen werbe, daß ich meine gnäbige Königin und Gebieterin in Englaub enthaupten sah?" Tie Tränen erstickten seine fernere Rebe. „Höre aus, getreuer Diener", antwortete Maria lief gerührt, „höre anf zu weinen. Freue bich vielmehr, daß nun Marias Leiben sich enben. Sage meinen Untertanen, daß ich, ohne in meiner Religion zu wanken, und unuernnbert in meiner Ergebenheit Tür Frankreich und Schottland sterbe. Ter Himmel verzeihe benen, die meinen Tod verlangt, die nach meinem Blnte gebürstet haben. Gott", ries sie ans, „du weißt, wie sehr ich das gute Vernehmen zwischen Schottland und England gewünscht, wie sehr ich gewünscht habe, die Qnellen so vieler Zwistigkeiten zu verstopfen! Melüil", fuhr sie ruhiger fort, „empfiehl mich meinem Sohne: sage ihm, daß ich, ungeachtet aller meiner Leiben, nichts getan habe, was dem Staate und dem Königreiche Schottland

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 217

1906 - Langensalza : Gressler
217 tcten in ihren Wohnungen zu überfallen und sie gefangen zu nehmen ; aber die reiche Benle die sie im Haufe des Herzogs zu finden hofften, bewog sie zu dem Entschlüsse, sie zu ermorden; Buttler versicherte, daß der Mord gutgeheißen werben würde. Das Nähere besprachen sie in der folgenben Nacht auf Gordons Zimmer. Alle drei fielen auf die Knie nieder und schwuren mit gezogenem Degen, am andern Abend die schwarze Tat zu vollziehen Nur über die Art waren sie noch unschlüssig. Endlich erbot sich ©ordnn, Jllo. Terzka. Kinsky und Nenmann zu sich in die Citadelle zu einem Abenbfchmaufe einzuladen. Dabei sollten sie ermorbet werben. Der Herzog selbst hatte die Einlabung abgelehnt, weil er krank, auch wohl zu stolz war, um bei feinem Untergebenen zu speisen. Die andern versprachen zu kommen. Abends um 5 Uhr ließen die Verschworenen den Cberftwachtmeifter Geralbino kommen und teilten ihm ihren Vorsatz mit. Tiefer verwegene und wilde Mensch schlug gleich ein und versprach zum Morde sechs sichere Soldaten zu stellen. Auch traten gleich fünf andere Hauptleute (Deverour, Brown, Macdouald, Pirch und Peitalutz), alles Ausländer, bei. Alle fünf hatten in der folgenden Nacht die Wache. Kaum waren sie weg, so erschienen um 6 Uhr die vier Geladenen. Man fetzte sich zu Tische und war fröhlich. Mit jedem frisch geleerten Becher wurden die Zungen mehr gelöst. Aus den Kaiser und feine Räte würde wacker geschimpft; beit Herzog aber ließen sie hoch leben Indessen hatten zwei Hauptleute das Tor der (Xitabelle besetzt und ließen niemanb aus ober ein. Nur Geralbino würde hinburch-gelassen und führte 30 Dragoner, lauter Jrlänber, in das Schloß. Mit sechs berielben nahm er selbst seinen Posten in einem Nebenzimmer des Saales; in einem andern stand Deverour mit 24 Dragonern. Jetzt wurde der Nachtisch aufgetragen; die Bedienten entfernten sich. Man rief sie zum Essen in ein abgelegenes Zimmer und schloß sie ein. Um 8 llhr winkte Lesley. Die Saaltür flog auf, und Geraldino trat, eine Partisane in der Hand, mit feinen Dragonern ein. Auf seinen Ruf: „Es lebe das Haus Österreich!" stürzte auch Deveroux von der anderen Seite herein und schrie:

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1906 - Langensalza : Gressler
Stelle alles dasjenige, was Stargarb entrichten soll, zahlen zu lassen, und sollten sich die Stargarder auch bis aufs Hemde ausziehen müssen." Ähnliche Klagen ergingen auch von anderen Fürsten, und alle baten, das; der übermütige Wollenstem abgesetzt werde. Diesen vereinigten Klagen und Bitten konnte der menschlich sühlenbe Kaiser nicht widerstehen, so sehr auch Wallensteins Freunde ant Hose ihn zu entschuldigen suchten. Aber er fürchtete sich vor Wallenslein. Endlich unterschrieb er mit schwerem Herzen das Absetzungsdekret. Nun war die Frage, ob Wallenstein auch gehorchen würde. Wenn er sich weigerte, womit wollte ihn der Kaiser zwingen? Zwei alte Freunbe Wallensteins (Graf Werbenberg und Freiherr Cuestenberg) würden an ihn abgeschickt, ihn vorzubereiten. Er empfing sie freunblich und sagte ihnen, er wisse schon, warum sie kämen; beim sein Vetter hätte ihn schon von allein unterrichtet. Dann las er ihnen eine astrologische Schrift vor. „Ihr Herren", sagte er, „hieraus könnt ihr sehen, daß ich euren Auftrag gewußt habe. Dem Kaiser lege ich keine Schulb bei; aber es tut mir wehe, daß Jhro Majestät sich meiner so wenig angenommen haben. Ich will aber Gehorsam leisten." — Wie froh waren die Abgeorbneten, wie froh der Kaiser, wie froh enblich alle Fürsten! — Dann ging Wauensteiit auf seine Güter und wählte besonbers Gitschin zu seiner Resibenz. Aus den Sternen glaubte er zu lesen, daß er noch zu etwas Höherem bestimmt wäre. Nun machte man weniger Umstänbe mit ihm und nahm ihm auch noch Mecklenburg wieber ab. 23. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Au Wallensteins Stelle erhielt der alte Tilly wieber den Oberbefehl über die Truppen der Liga und des Kaisers; benn schon staub ein neuer Feind auf, Gustav Aböls, König von Schweden. Die Nachricht bavon erhielt der .Kaiser noch in Regensburg. „Da haben wir halt a Feinbel mehr", sagte er zu Tilly. Dieser aber hatte richtigere Begriffe von dem Schwebenkönige, und als bic kaiserlichen Höflinge biesen einen Schneekönig nannten, der botb

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 196

1906 - Langensalza : Gressler
196 die sich dorthin gerettet und seit drei Tagen nichts gegessen hätten. Er schenkte ihnen das Leben und befahl, daß man Brot unter sie austeile. Dann begab er sich selbst in diese Kirche und ließ das Tedeum singen. An den Kaiser schrieb er: „Seit dem Untergange von Troja und von Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden.*) *) Wir hoben noch einige Erzählungen von solchen Einwohnern übrig, die sich gerettet hoben. Die kürzeste davon mög hier stehen: „Als unser Schullehrer am 20. Moi morgens seinen Unterricht geendigt hatte und mit seinen Schülern, zu denen ich gehörte, betete, entstand ein Geschrei in der Straße. die Statu sei erobert. Flintenschüsse bestätigten die Wahrheit dieser Aussage, noch mehr das Sturmgeläute. Sogleich ließ uns der Lehrer ous-einondergehen. Er empfahl uns dem Schutze Gottes und sagte, daß wir unwahrscheinlich erst im Himmel wiedersehen würden. In einem Augenblicke mochten wir uns alle davon, der eine hierhin, der andere dorthin. Ich erreichte den breiten Weg (die Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führt! und sah der Stadtwage gegenüber, neben der Hauptwoche, einen Haufen Soldaten, den Säbel in der Hand. 4,'eben ihnen lagen viele andere Soldaten auf der Erde tot ausgestreckt. Dieser Anblick mochte mich schaudern. Ich lief aus ollen Kräften und schlug die Pelikanstraße ein, in der Hoffnung, dos Haus meines Vaters erreichen zu können. Aber kaum batte ich in dieser Absicht einige Schritte getan, als ich micb mitten unter einem andern Haufen Soldaten befand, die eben einen Menschen niederstießen, den ich sich in feinem Blute wälzen sah. Dieser Anblick erschütterte mich mit solcher Gewalt, daß ich nicht weiter laufen konnte. Ich flüchtete mich indessen in ein Haus, dem Wirtshouse zum Pelikan gegenüber. Hier stieß ich auf einen alten Mann, der mtr sagte: „Liebes Kind, was suchst du hier? Rette dich lieber, ehe du den Soldaten in die Hände fällst." Ich wollte eben seinem Rote folgert, aber dazu hatte ich feine Zeit mehr; denn ein Häufe Kroaten drang in dos Haus ein, als ich es eben verlassen wollte. Sie schwangen den Säbel über dem alten Monn und forderten olles, was er habe. Ungesäumt öffnete ihnen dieser einen Kosten voll Gold, Silber und Kleinodien. Sie fielen darüber her, steckten ein, so viel in ihre Toschen ging, dos übrige taten sie in einen Korb. Dann schossen sie den alten Mann nieder. Ich schlich mich geschwind fort und suchte mich hinter einige alte Kisten zu verstecken. Indem ich so überall herumkroch, erblickte ich eine sehr schöne junge Dame, die mich dringend bat fortzugehen, um sie nicht zu verraten. Ich gehorchte ihr; ehe ich aber noch wußte, wohin ich mich wenden sollte, hielten mich die Kroaten fest und einer von ihnen schrie: „Halt, du Hundejunge! da

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 268

1906 - Langensalza : Gressler
268 Herolde blanke Krönungstaler unter die Menge. Hei. wie sich da mancher flink bücken konnte! Auf dem Marktplatze wurde ein riesiger Ochse am Spieße gebraten, der im Innern mit Ferkeln. Hühnern und Hafen gefüllt war. Jeder, der herzu kam, konnte ein Stück davon haben und dazu auch gleich einen Becher weißen oder roten Weines, der aus einem Springbrunnen hervorsprudelte. Am Abend fand eine großartige Beleuchtung statt. Tageshell waren alle Straßen erleuchtet, als der König nach aufgehobener Tafel durch die Reihen fuhr, die sich schnell bildeten. Noch einmal jubelten alle laut auf; dann verstummte allmählich der Festesjubel. Aber die Festlichkeiten waren noch nicht zu Ende; sie enbeten erst im März. Alle Staaten ließen dem neuen Könige ihre Glückwünsche aussprecheu; nur der Papst protestierte teftig gegen die preußische Königswürde und sagte, „eine solche Tat sei den päpstlichen Verordnungen entgegen, für den päpstlichen Stuhl beleidigend und gereiche zur Verachtung der Kirche". Wenn auch viele Leute über die Eitelkeit des Königs lächelten und die Untertanen hier und da über die neuen Lasten seufzten, so war doch Friedrichs Tat von großer Bedeutung für Preußens zukünftiges Ansehen. lie Einigung der verschiedenen Länder, die der große Kurfürst erfolgreich begonnen hatte, wurde durch die Krönung auch nach außen hin kundgegeben, und mancher, der nicht hätte Brandenburger genannt werden wollen, sah mit Stolz auf die fchwarz-weiße Fahne, das Symbol der errungenen Einheit, und sagte freudig: „Auch ich bin ein Preuße!" Für die Nachfolger des ersten Königs aber war die Königskrone ein Sporn zu neuen ruhmreichen Taten. Kein Geringerer als Friedrich der Große hat diese Bedeutung klar ausgesprochen in den Worten: „Mein seliger Großvater wollte uns durch die Krönung sagen: Ich habe Euch einen Titel erworben, macht Ihr Euch dessen würdig; ich habe den Grund zu Eurer Größe gelegt, Ihr müßt das Werk vollenden!" Daß die glänzende Hofhaltung des Königs Unsummen verschlang und daß infolgedessen das Volk unter der Last der Abgaben seufzte, haben wir schon angedeutet. Noch schlimmer war, daß sich der allmächtige Günstling Wartenbcrg und seine Genossen Wartensleben
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