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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 190

1906 - Langensalza : Gressler
190 fleißig! Je mehr ihr Betet, desto mehr werdet ihr siegen. Oft gebetet ist halb gesiegt. Der beste Christ ist immer der beste Soldat!" Es ist ein rechter rührender Kontrast, das so ganz entgegengesetzte Benehmen der Soldaten im Wallensteinschen und der im schwedischen Lager zu sehen. Während dort alle edlere Gefühle des Menschen abgelegt waren, die Laster aller Art ungescheut getrieben wurden und keiner nach Gott fragte, ließ Gnstav jedes Regiment täglich zum Morgen- und Abendgottesdienst einen Kreis um seinen Feldprediger schließen und unter freiem Himmel seine Andacht halten. Gotteslästerung, Raub, Spiel und Zweikämpfe waren streng verboten. In allen Tugenden ging Gustav selbst den ©einigen als Muster voran. Seine reine, lebendige Gottesfurcht gab ihm in den schwierigsten Lagen Mut und Besonnenheit, und seine Soldaten hatten das feste Vertrauen, daß sie unter einem so frommen und verständigen König siegen müßten. Gleich dem gemeinsten Soldaten trug er jedes Ungemach des Krieges. In dem größten Gewirre der Schlacht achtete er aus jede Bewegung; nur verleitete ihn sein kühner Mut oft, sich in die furchtbarste Gefahr zu stürzen, wodurch er auch nachmals den Tod fand. Man sollte meinen, daß sich die evangelischen Stände Deutschlands über einen solchen Helfer in der Not wohl gefreut und geeilt hätten, ihm mit Rat und Tat beizustehen. Aber gerade das Gegenteil war der Fall. Sie faßten unter dem Vorgänge des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen in Leipzig einmütig den Entschluß, sich nicht mit Gustav einzulassen, damit der Kaiser nicht zürne; indessen wollten sie ein Heer ausbringen, um sich dem Restitutionsedikt so lange wie möglich zu widersetzen. Gustav trieb indessen die kaiserlichen Truppen in Pommern vor sich her; denn viele der Wallensteiner waren entlassen worden; aber noch beim Abzüge verübten diese fühllosen Menschen die empörendsten Grau samkeiten an den wehrlosen Bewohnern.*) Dann wandte sich Gustav *) Am ärgsten ging cs in Pasewatk zu. „Schon ausgezehrt durch die lange Einquartierung und so verödet durch die grausamste Hungersnot, daß kaum noch der dritte Teil der Häuser bemobnt war, erhielt die Stadt von.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 257

1906 - Langensalza : Gressler
257 nicht sicher war, brachte ihn sein Vater schon im Alter von 7 Jahren nach der Festung Küstrin, wo er mehrere Jahre blieb. ,lls elfjähriger Knabe lernte er seinen icheitn, den ©chtucdevieörtig Gustav Aböls, feimen, und ein Jahr später stand er tief erschüttert an der Bahre dieses Helden. Ta die Kriegsnot immer größer wurde, schickte ihn sein Vater bald darauf nach Holland: hier sollte er sich die zu seinem hohen Berufe nötigen Kenntnisse erwerben. Bezeichnend für feinen Charakter ist eine Episode, die sich währenb eines Aufenthalts in der Residenzstadt Haag abspielte. Hier der* suchten ihn eines Tages mehrere leichtsinnige junge Leute zu einem lockeren, ausschweifenben Lebeu zu verleiten. Aber der junge Prinz sagte: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schulbig, daß ich meine Ehre rein und unbefleckt erhalte!" Er verließ sofort die Residenz und begab sich zu seinem Oheim, dem Prinzen Heinrich von Oranten, der gerade die Festung Breda belagerte. Als er ihm den Grund seiner Reise mitgeteilt hatte, stopfte er ihm voll Frende auf die Schulter und sagte: „Vetter; xshr ha&t einen schöneren Sieg erfochten, als wenn ich Breda erobere, ^hr habt das getan, Ihr werdet noch mehr tun: denn wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Unternehmungen fähig." Im jugendlichen Alter von 20 Jahren wurde Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg. Aber wie sah das Land aus! Seit dem unglücklichen Separatfrieden zu Prag hatten die Schweden sowofst als die Kaiserlichen wie in Feindesland darin gehaust. Die wenigen kurfürstlichen Soldaten, die in den Städten lagen, hatten sogar dem Kaiser den Eid der Treue geschworen, und ihre Generale weigerten sich entschieden, als Friedrich Wilhelm sie aufforderte, ihm den Fahneneid zu leisten. Ta war wohl eine starke Hand nötig, die £rbnitng schaffte. Aber der Kurfürst verzagte nicht. Er entließ sofort die Regimenter, die ihm nicht gehorchen wollten, und bildete Jtch zunächst ein kleines Heer von 3000 Mann, das er in wenigen Jahren auf 8000 vermehrte. Darüber war natürlich der Kaiser sehr ungehalten, und er wurde noch unwilliger, als er hörte, daß der junge Kurfürst mit den Schweden einen Waffenstillstand abge- Meistenverke. Bd. Ix. Nösselt. Weltgeschichte Iii. 17

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 295

1906 - Langensalza : Gressler
295 im Stiche lassen. Nur mit einem Stiefel warf er sich auf ein anderes Pferd und jagte fort, und nun wurden die Russen unterworfen. Peter selbst war nicht dabei gewesen; denn ein großer Feldherr war er nicht. Als ihm die Niederlage gemeldet wurde, sagte er ruhig: „Ich weiß wohl, die Schweden werden uns noch manchmal schlagen: aber wir werden durch sie lernen. Die Zeit wird kommen, wo wir über sie siegen werden." Jetzt ging es gegen den dritten Feind, gegen August Ii., und Karl erklärte laut, er wollte nicht eher ruhen, bis er ihn abgesetzt hätte. August hatte nicht erwartet, daß Karl ihm so geschwind über den Hals kommen würde; denn sonst pflegte man nur im Sommer Krieg zu führen und im Winter zu ruhen. Karl aber war gegen alle Witterung abgehärtet; nicht einmal einen Pelz pflegte er im Winter zu tragen. In seiner Verlegenheit schickte August die Gräfin von Königsmark, eine Frau vou ausgezeichneter Schönheit, die bei ihm viel galt, an Karl gab. L>ie sollte unter dem Vorwande, sich für einen Verwandten zu verwenden, bei ihm eine Audienz nachsuchen und ihn dann überreden, mit August Frieden zu machen. Aber darin hatte sich dieser verrechnet. Karl konnte die Frauen nicht leiden, und sobald er hörte, die Gräfin sei gekommen, ihn zu sprechen, wandte er sich unwillig ab und mochte sie nicht einmal sehen. Ebenso fruchtlos waren andere Gesandtschaften. Karl wollte diesen seinen Feind, den er mehr haßte als die andern, durchaus verderben, erreichte ihn auch bald, schlug ihn (1702) bei Klissow im südlichen Polen, nahm ihm fast ganz Polen ab und zwang die Einwohner, so sehr sie auch widerstrebten, einen andern König zu wählen. Dies war L-tanis-laus Lesczinski, ein Mann von schönem Wuchs und bescheidenen Sitten. August war nach Sachsen geflohen. Aber auch selbst da suchte ihn Karl aus. Sein Marsch ging durch Schlesien. Bei Steinau ritt er, ohne die Vollendung der Brücke zu erwarten, durch die Oder, so stark sie auch flutete, und wurde am andern Ufer von einer Menge gemeiner Leute umringt, die ihn flehentlich baten, sich doch ihrer gegen ihre katholischen Mitbürger anzunehmen. Die evangelischen Schlesier wurden trotz der Versicherung des

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 334

1906 - Langensalza : Gressler
334 sein Versprechen betreffs der Herzogtümer Jülich und Berg nicht gehalten hatte. Ten jetzigen günstig scheinenden Angenblick wollte er nicht vorbeigehen lassen, seine Ansprüche aus die schlesischen Fürstentümer geltend zu machen. Daher ließ er in aller Eile rüsten, aber mit solcher Stille, daß säst niemand außer ihm wußte, was er eigentlich im Schilde führte. Er nahm an allen Wintervergnügen teil, als wenn er nichts Wichtigeres vorhabe. Plötzlich aber reiste er im Dezember 1740 von Berlin ab, stellte sich an die Spitze seines Heeres und führte dieses schnurstracks aus die schlesische Grenze los. Zugleich ließ er die Königin von Ungarn — dies war Maria Theresia — bitten, ihm gutwillig die verlangten Fürstentümer abzutreten, dann wolle er ihr auch gegen alle übrige Feinde beistehen und dafür sorgen, daß ihr Gemahl zum deutschen Kaiser gewählt werde. Die Antwort fiel, wie er es erwartet hatte, verneinend aus, und so rückten denn die preußischen Regimenter in Schlesien ein. Bald fanden sich aber noch mehr Feinde ein, die alle von der bedrängten Sage der Königin Vorteil ziehen wollten. Die Könige von Spanien und Frankreich und die Kurfürsten von Sachsen und Bayern erklärten ihr auch den Krieg und fielen in ihre Länder ein. Um sie recht zu kränken und die Kaiserwürde dem österreichischen Hanse zu entziehen, wählte man den Kurfürsten von Bayern unter dem Namen Karl Vii. zum Kaiser. Ganze acht Jahre mußte Maria Theresia sich mit ihren Feinden herumschlagen; zuletzt aber ging sie ehrenvoll aus diesem Kampfe hervor. Der Krieg dauerte von 1740—48, wo der Friede von Aachen geschlossen wurde. Er wird der österreichische Erbfolgekrieg genannt. Chne Schwierigkeit hatte Friedrich Schlesien eingenommen. Aber im folgenden Frühjahre schickte Maria Theresia ein bedeutendes Heer hin, und es kam zur Schlacht bei Mollwitz (eine Meile von Brieg\ der ersten, welcher Friedrich beiwohnte. Sie wurde von den Preußen gewonnen, mehr durch die Tapferkeit der preußischen Bol» baten und durch die geschickten Anordnungen des Feldmarschalls Schwerin als durch die Geschicklichkeit des Königs, dem es an Erfahrung noch ganz fehlte. Aber dieser erste 2ieg machte feinen Namen in ganz Europa berühmt, und man setzte große Hoffnungen

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 336

1906 - Langensalza : Gressler
336 eirtfanden, um den schwur des Gemahls der Königin zu empfangen. Franz rief dabei aus: ..Mein Blut und mein Leben für die Königin und das Königreich Ungarn!" Ta nahm Maria Theresia ibren ^ohn ^ofeph, einen zarten Säugling, auf den Arm, zeigte ihn der Versammlung, und alle riefen abermals freudebegeistert: ,.Wir sterben für unsere Königin Mara Theresia!" Die ehrlichen Ungarn haben auch Wort gehalten, und ihrem treuen Beistände verdankte Maria Theresia vorzüglich ihre Errettung aus der großen Bedräng» nis. Keiner ihrer feinde machte ihr aber so viel zu tun tute Friedrich Ii. Er behauptete Schlesien trotz aller Anstrengungen, ihn hinauszutreiben. Vorher Hatte er bei Czaslau oder Chotufitz in Böhmen einen Sieg über sie erfochten (1742). Zuletzt schloß sie im dritten Jahre des Krieges Frieden mit ihm in Breslau, in welchem sie ihm fast ganz Schlesien, so weit es jetzt noch preußisch ist, über-ließ und nur froh war, diesen gefährlichen Feind los zu sein. 40. Der zweite schlesische Krieg Friedrich hatte mit Österreich den Frieden zu Breslau geschlossen, ohne sich um das Schicksal seiner Verbündeten zu kümmern. Der Grund dafür lag darin, daß Kaiser Karl Vii. kaum ein ernsthaft Zu nehmender Gegner war, während die Sachsen gar nichts taten und Frankreich bei der Kriegsführung nur das eigene Interesse im Auge hatte. Er selbst schreibt darüber: „Kein Professor des Rechts oder der politischen Moral wird von mir verlangen, bei einer Allianz auszuharren, wenn der eine der Verbündeten gar nichts tut und der andere alles verkehrt anfängt und ich außerdem Ursache habe, zu fürchten, daß mich der Mächtigere von beiden sofort im Stiche läßt und ohne mich Frieden schließt, falls mir ein Unglück begegnet." Der österreichische Erbfolgekrieg nahm daher seinen Fortgang. Aber nun war das Glück Maria Theresia hold. Mit Englands Hilfe, das sie nicht nur wie bisher durch Subsidiengelder unterstützte, sondern auch in den Niederlanden ein eigenes Heer aufstellte, hielt sie Frankreich in schach, während ihre Truppen unter ihrem Schwager Karl von Lothringen iu Böhmen und Mähren tapfer kämpften und

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 293

1906 - Langensalza : Gressler
293 35. Peter der Grohe und Barl Xii. von Schweden. Karl Xii. war ein Urenkel der Schwester Gnstav Adolfs, die an einen Pfalzgrafen von Zweibrücken vermählt gewesen war. Als sein Vater starb, war er noch nicht 15 Jahre alt. Daher verwaltete anfangs seine Großmutter, eine verständige Frau, die Regierung. Aber die Schweden wollten nicht gern unter der Herrschaft einer Frau stehen und übertrugen daher bald dem jungen Karl die Regierung. Schweden hatte damals einen viel größern Umfang als jetzt. Auch Finnland, Jngermanland (wo jetzt Petersburg liegt). Esthland und Livland gehörten zu ihm. Darüber waren aber die Nachbarn längst eifersüchtig gewesen und hatten nur auf eine Gelegenheit gewartet, über Schweden herzufallen. Jetzt glaubten sie, die Gelegenheit dazu sei gekommen. Peter der Große, August Ii. von Polen und Friedrich Iv. von Dänemark schlossen ganz insgeheim einen Bund, und wirklich merkte auch Karl nichts davon. Plötzlich brachen die Dänen in Holstein ein, welches einem Schwager des Königs von Schweden damals gehörte, während sich August auf Livland warf. Als Karl dies erfuhr, sprach er: „Es ist wunderlich, daß meine beiden Vettern Krieg haben wollen. Es mag also darum fein. Wir haben eine gerechte Sache; Gott wird uns wohl helfen. Ich will die Sache erst mit dem einen abtun, und hernach kann ich allezeit mit den andern sprechen." Seit der Zeit hatte er feinen Sinn mehr für Hoffeste. Man sah ihn sich lebhaft mit den alten Generalen feines Vaters und Großvaters unterhalten, und ein ganz neuer Geist war in ihn gefahren. Alles war nun gespannt, was Karl tun würde. Sein Feuer-geist wollte die Sache schnell entschieden wissen, und darum beschloß er, aus Seeland zu landen und dem Könige von Dänemark einen solchen Schrecken einzujagen, daß er Frieden machen müßte. Gesagt, getan! Karl fuhr selbst mit einem ausgesuchten Heere über den Sund. Schon standen die Dänen am Ufer, um ihn zurückzutreiben. Aber ungeachtet des Kugelregens sprang er aus dem Schiffe ins Wasser, welches ihm bis an die Arme reichte, den

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 294

1906 - Langensalza : Gressler
294 Degen in der Hand, und so stürmte er gegen die Dänen an, hinter sich seine Soldaten, welche die Gewehre hoch über dem Wasser emporhielten. Als die Kugeln um ihn herumflogen, fragte er seine Begleiter, was das für ein Pfeifen wäre. „Sire! das sind die Flintenkugeln," sprachen sie. — „So?", sagte Karl, „das soll künftig meine Lieblingsmusik fein!" — Die Feinde verloren den Mut, solchen Feinden zu widerstehen und warfen sich in die Flucht. Nun ging es rasch auf Kopenhagen zu. Karl hielt die schönste Mannszucht; jedes Plündern war bei Todesstrafe verboten. Dafür aber nahmen ihn die braven seelündischen Bauern freundlich auf. »Gott segne Ew. Majestät," sprachen sie; wir wissen wohl, daß Ihr uns kein Leid tun werdet: Ihr seid ja der frommen Ulrike Sohn."*) Der König Friedrich war aber über die plötzliche Erscheinung der Schweden so bestürzt, daß er gleich demütig um Frieden bat. Karl gewährte ihn gern; denn er hatte mehr zu tun. Das geschah 1700. Nun ging es rasch wieder zu Schiffe. Karl fuhr über die Ostsee nach Livland, landete und eilte der Stadt Narwa zu Hilfe, die von den Russen belagert wurde. Hier kam es zu einer Schlacht, 8000 Schweden gegen fast 80000 Russen, die sich noch obendrein verschanzt hatten. Aber der Wind trieb die fallenden Schneeflocken den Russen gerade ins Gesicht, und dies machte es den Schweden möglich, unbemerkt sich zu nähern. In einer Viertelstunde war die Schlacht entschieden und die Russen in voller Flucht nach einer einzigen Brücke. Endlich brach diese ein und alle, die auf ihr waren, stürzten mit'angftgefchrei hinab. Den Nachgebliebenen war nun jeder Weg der Rettung verschlossen; sie verteidigten sich hinter einer Reihe von Wagen. Das Schießen hörte Karl am andern Ende des Schlachtfeldes. Er jagte herbei. Unterwegs hielt ein Morast ihn auf; er wollte durchsetzen, sein Pferd fiel aber so tief hinein, daß er nur mit Hilfe eines herzueilenden Knechtes herausgezogen werden konnte. Einen Stiefel und feinen Degen mußte er *) Seine Mutter Ulrike war eine dänische Prinzessin, Schwester des Königs von Dänemark.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 369

1906 - Langensalza : Gressler
369 Heere focht nun an der Seite der Preußen, denen es bisher feindlich gegenübergestanden hatte. Welch eine Änderung! Die Kaiserlichen trauten ihren Augen nicht, als mit einem Male die Russen sich von ihnen trennten und sich zu den Preußen gesellten. Wer war froher als Friedrich! Geschwind nahm er die Belagerung von Schweidnitz vor. Aber ehe er dies konnte, mußte er die Österreicher von den eine Meile davon liegenden Anhöhen von Burkersdorf vertreiben, von wo aus sie die Belagerung hindern konnten. Eben wollte er angreifen, und schon hatte er deshalb mit dem General Czernitschew. der die russischen Hilssvölker führte, die nötigen Verabredungen getroffen, als ein zweiter Kurier ankam und die Trauerpost brachte, Kaiser Peter sei durch seine Gemahlin entthront worden, und die neue Kaiserin, Katharina Ii., befehle dem General Ezernitschew. augenblicklich das preußische Heer zu verlassen. Friedrich erschrak; aber er wußte sich mit großer Geschicklichkeit zu helfen, (fr stellte (£zernitichew vor, er müsse noch einige Tage verziehen, bis die nötigen Anstalten zur Verpflegung des russischen Heerhaufens auf dem Marsche gemacht wären, und bat ihn, bis dahin vor jedermann den erhaltenen Befehl zu verschweigen. Das versprach der General, und nun griff Friedrich die Kaiserlichen bei Burkersdorf (zwischen Schweidnitz und Reichenbach) unverzüglich an. Zwar durften die Russen nicht mitfechten; aber da Daun dies nicht wußte, so war er genötigt, einen Teil seines Heeres den Russen gegenüberzustellen. Friedrich erfocht hier am 20. Juli einen schönen Sieg; aber erst im Lftober gelang es ihm, Schweidnitz einzunehmen. Durch diesen Regentenwechsel in Rußland wurde plötzlich das eist kürzlich mit Preußen geschlossene Freundschaftsbündnis zerstört. Das Volk und der Senat wünschten den Krieg und glaubten mit Katharina, daß Friedrich Ii. Peter die verhaßten Neuerungen und die üble Behandlung seiner Frau angeraten hätte. Daher wurde Czernitschew von dem preußischen Heere zurückgerufen, und es wurden die nötigen Befehle zur Erneuerung des Krieges gegeben. Aber schon nach einigen Wochen änderte sich diese Stimmung wieder. Als man nämlich die Briefschaften des ermordeten Kaisers untersuchte, fand man auch die Briefe Friedrichs, und zu ihrem Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt. Wellgcscktcble Iii. 04

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 343

1906 - Langensalza : Gressler
343 gar zu leichtfertig den Krieg begonnen. Ta erschien eine Pro- klamation Friedrichs, worin er die Gründe seines Einfalls in Lachsen darlegte und auch die Briese, die der Minister Brühl mit der österreichischen und der russischen Regierung gewechselt hatte, ver- öffentlichte. In der Eile hatte dieser nämlich das ganze Geheim-archiv in Dresden zurückgelassen und so seinem Gegner preisgegeben. Vor seinen Freunden war nun Friedrich gerechtfertigt; seine Feinde ließen sich natürlich nicht überzeugen. Das sächsische Heer bezog indessen bei Pirna ein festes Lager. August Iii. mochte wohl einsehen, daß er bei einem Bunde mit Österreich hauptsächlich die Kosten des Krieges zu tragen haben werde; daher suchte er jetzt mit Friedrich zu unterhandeln und wünschte neutral zu bleiben. Diesem Wunsche konnte dieser natürlich nicht willfahren; denn er war gewiß. dann beim ersten Unglücksfalle einen Feind im Rücken zu haben. Er verlangte daher Anschluß au ihn oder an Österreich, und August wählte nun das letztere. Aber während dieser Verhandlungen hatte seine Armee versäumt, rechtzeitig nach Böhmen abzurücken und sich mit dem dort siebenden österreichischen Heere zu vereinigen. Nun war es zu spät dazu. Doch die Sachsen hofften auf Entsatz durch die Österreicher, und in Tat näherte sich setzt ein österreichisches Heer unter dem Feldmarschall Brown, um den bedrängten Bundesgenossen beizustellen. Doch Friedrich ging ihnen mit einem Teile seines Heeres entgegen, und bei 8 obositz kam es am 1. L ktober 1756 zu einer heißen Schlacht. „Nie haben meine Truppen solche Wunder der Tapferkeit getan," schrieb Friedrich nach der Schlacht an den Feld marsch all Schwerin; aber er mußte auch zugeben, daß die Österreicher bessere Soldaten geworden seien. Nach der verlorenen Schlacht zog sich Brown wieder nach Böhmen zurück, und das sächsische Heer, das sehr schlecht verproviantiert war, mußte sich bereits am 14. Oktober ergeben. Friedrich ließ den Cf silieren die Wahl, ob sie kriegsgefangen werden oder in seine Dienste treten wollten; die Soldaten wurden einfach in die preußischen Regimenter gesteckt. Viel gewonnen bat er aber dadurch nicht: denn bei der ersten Ge-

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 178

1906 - Langensalza : Gressler
178 griff hierauf wenige Wochen später den Markgrafen bei Wimpfen an und vernichtete sein Heer fast vollständig. Ehe noch Christian von Brannschweig sich mit Mansfeld vereinigen konnte, wurde auch er vou feinern Gegner zuni Kampfe gezwungen und bei Hoch st geschlageu. Nun konnte sich auch Mansfeld nicht länger halten: er schlug sich unter großen Verlusten dnrch bis nach Holland, wo er sein Heer auf Befehl des unglücklichen Kurfürsten entließ. Friedrich hoffte dadurch günstigere Friedensbedinguugen zu erlangen: aber bald mußte er erfahren, daß er sich getäuscht hatte. Die Städte Heidelberg und Mannheim, die sich bis dahin tapfer verteidigt hatten, hatten sich kaum ergeben, als auch schon die Jesuiten mit der Ausrottung des Protestantismus begannen. Die reichen Schätze der Heidelberger Bibliothek wurden ans Befehl des Kurfürsten Maximilian nach Rom gebracht, wo sie im Vatikan noch heute zu sehen sind. Ans einem Fürstentage zu Regensburg wurde dann Kurfürst Friedrich förmlich abgesetzt und das Land nebst der Kurwürde Maximilian von Bayern übertragen. Obgleich die norddeutsche» evangelischen Fürsten bisher ängstlich ihre Neutralität bewahrt hatten, rückte jetzt Tilly auch nach Westfalen und Sachsen vor und begann auch hier die Gegenreformation durchzuführen. Erst jent erkannten die evangelischen Fürsten Norddeutschlands, welchen verhängnisvollen Fehler sie begangen hatten. Nun trieb die Not sie zusammen, und sie suchten nach Bundes, genossen im Kampfe gegen die übermächtige Liga. Zunächst waren die Stände des niedersächsischen Kreises von der Gefahr bedroht, daß die katholische Lehre mit Gemalt wieder in ihren Ländern ein geführt würde. Sie rüsteten daher ein Heer ans, das unter dein Befehle des Königs Christian Iv. von Dänemark stand, der als Herzog von Holstein auch deutscher Reichsfürst war, und verbündeten sich mit England. Holland und Frankreich, die das Wachsen der habsburgischen Macht natürlich mit Neid und Mißgunst verfolgten. So stand der Kaiser plötzlich einem gefährlichen Bunde gegenüber. Würde Tilly auch ihm die Spitze bieten können? Man mußte es mit Recht bezweifeln, und Kurfürst Maximilian, der bisher fast allein die Lasten des Krieges getragen hatte, freilich
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