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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1906 - Langensalza : Gressler
113 sie gefangen gesetzt nnb Ballarb und Babington nebst zwölf nnbern enthauptet. Tiefe Verschwörung erfüllte Elisabeth aufs neue mit Entsetzen; sie lchauberte vor der Gefahr, in welche die verhaßte Maria sie gestürzt hatte. Graf Leicester riet, sie heimlich durch Gift aus der Welt zu schaffen, aber rechtlichere Räte erklärten ihren Abscheu ba-vor. Zunächst würde sie nach Fotheringhay (sprich Foberinghe) bei Peterborough gebracht und in engen Verwahrsam genommen, dann ein Gericht von 47 Lorbs niedergesetzt, welches ihren Anteil au der Verschwörung untersuchen sollte. Alle Anklagepunkte räumte sie ein; nur das leugnete sie hartnäckig, daß sie in die Ermordung Elisabeths gewilligt hätte. Diese Anschuldigung beruhte aus den Aussagen ihrer Schreiber Nau und Kurte. Maria bat. mit diesen vor dem Gericht zusammengestellt zu werden, aber dies wollten die Richter vermeiden und schlugen ihr Begehren ab. Endlich sprachen sie (25. Oktober 1586) das Todesurteil über Maria aus, und sobald das Parlament es bestätigt hatte, wurde es ihr bekannt gemacht. Sie empfing die Nachricht mit vieler Fassung und dankte Gott für die Gnade, die er ihr erwiese, indem er ihren zwanzigjährigen Qualen ein Ende fetzte. Ihre Hüter erhielten nun Beseht, alle Zeichen der königlichen Würde aus ihrem Zimmer wegzuräumen. Sie lächelte bitter bei dieser Demütigung. „Was auch eure Monarchen immer tun mag," sagte sie mit Ruhe, „so bin ich bis an meinen letzten Hauch doch Königin. Mein Charakter ist unauslöschlich, und ich werbe ihn mit meiner &eele Gott wiebergeben Don dem ich ihn empfangen habe und der meine Unfchulb kennt." Es fehlte zu der Vollziehung des Tobesurteils nur noch die Unterschrift Elisabeths. Da sie bamit zögerte, so legte das Parlament ihr die Bitte vor, der Gerechtigkeit ihren Laus zu lassen. *tie Antwort Elisabeths lautete, sie habe nie das Verberben Marias gesucht, ja ihr früher das Anerbieten gemacht, die öffentliche Unter-fuchung aufzuheben, wenn sie ihr insgeheim ihre Schulb bekennen wolle. „Wüßte ich," fuhr sie fort, „daß bies Reich durch meinen -lob glücklicher werben würde, so wäre ich ja gern bereit, mein Seben hinzugeben, um euch einen besseren Herrscher zu verschaffen. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt. Weltgeschichte lll. q

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 250

1906 - Langensalza : Gressler
250 Kaiserin Beatrix, der Gemahlin Friedrich Barbarossas, und ließ die Särge der fränkischen Kaiser nur darum ungestört, weil sie tiefer lagen und man in jenen nichts von Bedeutung gefunden hatte. Worms hatte einen Tag später dasselbe Schicksal und brannte in einem Nachmittage nieder. Der Dom blieb war stehen; aber alle Kostbarkeiten wurden weggenommen, die Gräber und Särge durchwühlt und die Leichen mit Hohngelächter umhergeworfen. Einige Offiziere, die durch den Anblick aller dieser Schändlichkeiten gerührt wurden, fragten einen Oberbefehlshaber, was denn die armen Bewohner verbrochen hätten. ,,Ter König will es!" war die Antwort, und zugleich wies er ihnen eine Liste von 1200 Städten und Dörfern, die noch verbrannt werden sollten. Indessen zur Ehre des Königs sei es gesagt, daß sein Name, wie das Königen oft geschieht, hierbei mißbraucht wurde. Er wußte die Grausamkeiten nicht in ihrem ganzen Umfange, und als er sie mehrere Monate später erfuhr, schalt er den Minister so aus, daß man es durch mehrere Zimmer hören konnte und Lonvois bald darauf vor Ärger starb. Noch bei einer andern Gelegenheit wurde des Königs Schwachheit mißbraucht. Seit dem guten Heinrich Iv., der das Edikt von Nantes gegeben, hatten die Reformierten in Frankreich gleiche Rechte mit den Katholiken. Aber das war nur, so lange er lebte-Schon Richelieu und nachher Mazarin hatten sie bei jeder Gelegenheit gedrückt, und doch bestanden gerade die fleißigsten Einwohner, die ganz in der Stille lebten, aus Reformierten; man rechnete ihrer gegen zwei Millionen in Frankreich. Jetzt aber drangen einige unduldsame Höflinge, vorzüglich sein Beichtvater. Der Pater la Chaise, in den König, doch nicht zu dulden, daß manche seiner Untertanen einen andern Glauben haben wollten als er selbst. Sie stellten ihm vor, welches Verdienst er sich für den Himmel erwürbe, wenn er diese verirrten Schafe zur wahren, allein seligmachenden Kirche zurückführte, und fo wurde er endlich überredet und gab 1685 seine Einwilligung in die Aufhebung des Edikts von Nantes. Zuerst wurde deu Reformierten des Königs Wille angekündigt, daß sie gleich katholisch werden sollten.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 389

1906 - Langensalza : Gressler
389 und überreichte ihr eine Karte, auf der sie -auf der einen Seite mit der Krone auf dem Haupte, auf der andern aber mit einem Nonnenschleier abgebildet war, uni) dabei Rad und Galgen für ihre Anhänger. Er drang in sie, ja nicht länger zu säumen, das erstere zu wählen, weil sonst das letztere unfehlbar ihr Los sein würde. Sie willigte endlich ein und begab sich des Nachts mit ihm und dem Kammerjunker Woronzow in die Kaserne der Gardegrenadiere. Hier brachte sie einen Teil der Soldaten gleich auf ihre Seite und ließ dann durch Woronzow und L'estocq mit Hilfe der Soldaten den Prinzen und die Prinzessin von Braunschweig nebst dein kleinen 11 4 jährigen Kaiser Iwan im Winterpalaste verhaften. Auch Münnich, Ostermann und andere hohe Staatsbeamte wurden gefangen gesetzt. Am andern Morgen beschicd sie den Senat und die höchsten Beamten zu sich, teilte ihnen das in der Nacht Geschehene mit und wurde von ihnen anerkannt. Das Volk vernahm das Ereignis mit stiller Trauer, und erst nach und nach fand es sich in die Veränderung. Elisabeth (1741—62) eilte, alle jene Gefangene zu verurteilen, obgleich sie kein anderes Verbrechen begangen hatten, als der Prinzessin Anna treu gedient zu haben. Münnich wurde zur Vierteilung, Ostermann zum Rabe, noch andere zur Enthauptung verurteilt: doch wurde allen das Leben geschenkt. Oftermann erfuhr dies erst, als er schon das Haupt auf deu Block gelegt hatte. Alle wurden nach Sibirien geschickt, Münnich begegnete aus der Reise dahin in der Vorstadt von Kasan dem aus Sibirien zurückgerufenen Biron; sie starrten sich an. ohne zu grüßen, und fuhren still aneinander vorüber. Münnich mußte dasselbe Häuschen beziehen, welches für Biron nach feiner Zeichnung gebaut worden war. Welch sonderbarer Glückswechsel! - Ter arme kleine Iwan, der, unwissend, was mit ihm geschah, in das Hurra der Garden, welche in der Nacht seiner -ihronentsetzung vor dem Winterpalaste die neue Kaiserin hoch leben ließen, durch kindisches Geschrei eingestimmt hatte, wurde seinen Eltern entrissen und in der Schlüsselburg eingesperrt, wo er genau bewacht wurde; der wachthabende Offizier hatte den Befehl, ihn augenblicklich zu durchbohren, wenn ein Versuch zu seiner Befreiung

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 144

1906 - Langensalza : Gressler
144 Wirkungsvoller als die Stimmung des Pöbels war aber die Verbindung, welche Wilhelm von Oranien, Graf Egmont und Graf Hoorn miteinander schlossen, der spanischen Unterdrückung und zunächst dem verhaßten Granvella sich zu widersetzen. Durch ihre Vorstellungen brachten sie es auch wirklich bet Philipp dahin, daß er schon den Kardinal zurückrufen wollte, als dieser selbst um seinen Abschied bat. Aber dadurch wnrde die Sache nicht besser. Seine Anhänger blieben zurück und handelten ganz nach seinem Sinne. Ta beschlossen die Unzufriedenen, den Grafen Egmont nach Madrid zu senden, ob Philipp vielleicht bewogen werden könnte, die verhaßte Inquisition abzuschaffen. Egmont wurde von Philipp mit unerwarteter Artigkeit aufgenommen. Dann fragte er feine geistlichen Räte, ob er den Niederländern die erbetene Religionsfreiheit bewilligen müsse! „Behüte!" antworteten diese. Da erhob sich Philipp von seinem Stuhle, warf sich vor einem Kruzifix auf die Knie nieder und betete: „So bitte ich dich denn, Majestät des Allmächtigen, daß du mich nie so tief mögest sinken lassen, ein Herr derer zu sein, die dich von sich stoßen!" Ein trostreiches Gebet sür die Niederländer! — Kaum war Egmont mit den besten Hoffnungen nach den Niederlanden zurückgekehrt, als er auch erfuhr, wie sehr ihn Philipp durch glatte Worte getauscht hatte. Die Gesetze gegen die Ketzer wurden verschärft und befohlen, die Hinrichtungen nunmehr heimlich vorzunehmen, damit nicht durch die Standhaftigkeit der Ketzer noch mehr Abtrünnige würden. Dadurch erreichte die Furcht der Niederländer den höchsten Grad. Man hörte schon in Gedanken Gefängnisse mauern, Ketten und Halseisen schmieden und Scheiterhaufen zusammentragen. Fast alle Magistrate erklärten, sie könnten die neuen Befehle des Königs nicht beobachten . 50—60 000 Menschen in den Flammen umkommen zu sehen, sei kein Auftrag für sie. Ein allgemeiner Geist des Aufruhrs durchlief das ganze Land. So blödsinnig wären die Niederländer nicht, hörte man viele laut sagen, daß sie nicht wissen sollten, was der Untertan seinem Herrn und dieser seinen Untertanen schuldig sei, es gäbe wohl noch Mittel, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben-Etwa 400 Edelleute vereinigten sich und unterschrieben eine Schrift

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 214

1906 - Langensalza : Gressler
214 macht hatte. Er wurde vor kein Gericht, keinen Anklägern gegenüber gestellt und seinen Feinden die Wahl gelassen, ihn entweder an einen sicheren Ort zu bringen, oder ihn zu ermorden. Natürlich zogen sie das letztere vor. Tabei wurde jenes Patent heimlich erlassen, so daß Wallenstein nicht einmal Gelegenheit hatte, sich zu rechtfertigen. Tas Schändlichste dabei war, daß der Kaiser noch volle drei Wochen nach jener Achtserklärung mit Wallenstein im freundlichsten Briefwechsel blieb, ihn seinen lieben Oheim nannte, ihm Beweise von Vertrauen gab, ihn noch immer als Oberfeldherr» betrachtete und ihm versicherte, daß er ihm mit kaiserlicher Huld gewogen beibe. So reichte also der Kaiser den; Feldherrn die eine Hand mit der Versicherung seiner Gunst, während er mit der andern deu Mördern den Tolch übergab, den lästigen Schuldner zum Schweigen zu bringen. Wallenstein ahnte anfangs von der gegen ihn gemachten Verschwörung nichts: er schenkte seinem Verräter Piccolomini noch immer sein Vertrauen, und da er selbst krank lag, so führte Terzka deu Briefwechsel mit Gallas, der sich auch nicht merken ließ, daß er bereits an seiner Stelle zum Ober-seldherru ernannt war. Dagegen zog dieser heimlich die dem Feld-Herrn feindlichen Generale in die Verschwörung, verschwieg aber das kaiserliche Patent noch den übrigen Offizieren. Nur seinen Vertranten teilte er es mit und befahl ihnen, keinen Befehl mehr von Wallenstein anzunehmen. Indessen war es nicht möglich gewesen, die Sache so geheim zu halten, daß der Herzog nicht endlich von der gegen ihn gesponnenen Verschwörung etwas erfahren hätte. Er setzte darauf, noch tu Pilsen, gemeinschaftlich mit den hier aufs neue versammelten Obersten eine feierliche Erklärung auf. „daß es keinem von ihnen in deu Sinn gekommen fei, wider des Kaisers Majestät das Geringste zu gedenken, noch irgend eine Machination anzustellen, sie hätten sich dadurch bloß verbindlich machen wollen, Feldherr und Oberste, treu und redlich bis aus den letzten Blutstropfen beieinander zu halten und sich nicht trennen zu lassen." Zugleich befahl Wallenstein den Obersten, mir seine, Jllos und Terzkas Befehle zu befolgen. Aber jetzt kam jede Maßregel zu spät; der Stab war bereits

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 216

1906 - Langensalza : Gressler
216 andern, den der Kaiser bestimmen werde, zu übergeben. Aber Piccolomini fing beide unterwegs auf und setzte sie fest, so daß der Kaiser nichts von der Angst seines verfolgten Feldherrn erfuhr. ?lls nun Wallenstein sah, daß alle seine Nahe wie die eines -Verpesteten flohen und nur wenige Kompanien Reiter bei ihm aushielten, hielt er sich in Pilsen nicht mehr sicher und zog sich mit den wenigen Getreuen nach Eg er. um der sächsischen und fränkischen Grenze nahe zu sein, von wo er noch immer Beistand in der höchiteu Not hoffte. Auch rechnete er ganz auf die Treue des Kommandanten von Eger, des Obersten G o r d o n , eines Schott-länders, den er erst vor kurzem zum Obersten erhoben hatte. Um Wallenstein waren außer Jllo, Terzka und Kinsky auch der Rittmeister Neu mann, der bei ihm die Dienste eines Sekretärs versah, und Oberst Buttler, der 200 Reiter befehligte. Dieser hatte sich für reichen Lohn erboten, den Herzog lebendig oder tot zu überliefern. Am 24. Februar, nachmittags 4 Uhr kani Wallenstein in Eger an. Er war krank und wurde in einer Sänste von zwei Pferden getragen. Wohl mochte er nicht ahnen, daß er nicht wieder herauskommen würde. Er nahm sein Quartier in der Amtswohung des Bürgermeisters auf dem Markte; Terzka und Kinsky mit ihren grauen wohnten in dem Eckhause daneben. Buttler ließ die Hälfte feiner Dragoner draußen vor der Stadt, die andern nahm er mit hinein. ©ordern und der unter diesem stehende Oberstwachlineister Lesley (sprich leßli) hatte anfangs gegen Wollenste in nichts Böses im Sinne; denn als sie nebst Buttler ihm nach seiner Ankunft ihre Aufwartung mochten und er ihnen ohne Rückhalt mitteile, zu welchem äußersten Schritte es mit ihm gekommen sei, onwortete Lesley, er sei bereit, wenn der Herzog ihn seines dem Kaiser geleisteten Eides entbinden könnte, mit seinen Landsleuten bei ihm, dem sie so viele gute Tage verdankten, treu auszuhalten. Aber auf dem Heimwege nahm der heimtückische Buttler sie auf die Seile und zeigte ihnen die kaiserlichen Befehle vor. Diese änderten ihre Gesinnungen sogleich. Anfangs waren sie der Meinung, die Geäch-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 239

1906 - Langensalza : Gressler
239 eine Tochter und ein Sohn, waren noch in England; sie erhielten die Erlaubnis, ihn zu besuchen; seine Frau und die andern Kinder waren schon nach Frankreich geflüchtet. Karl unterhielt sich mit ihnen wehmütig, trug der Prinzessin seine letzten Grüße an seine Frau auf und entließ sie mit herzlichen Ermahnungen. In den zw ei folgenden Nächten schlief er so ruhig wie immer, obgleich die Zimmerleute unter seinen Fenstern das Blutgerüst aufschlugen. Am Morgen seines letzten Tages — es war der 30. Januar 1649 — stand er früh auf, ließ sich sorgfältig ankleiden und hielt mit feinem Freunde, dem Bischöfe Juxon, feine Andacht. Die Hinrichtung wurde auf dem Platze vor feinem Schlöffe Whitehall (sprich Hweit-hahl) vollzogen, um desto stärker zu bezeichnen, daß es der König sei, den das Volk richte. Ter ganze Platz war dicht mit Menschen besetzt, die ihre tiefe Betrübnis nicht verbargen. Karl hatte durch sein sanftes Betragen während feiner Gefangenschaft die Herzen aller, die ihm nahe kamen, für sich eingenommen. Jetzt trat er aus einem Fenster seines Palastes, von wo man eine Brücke bis zum Blutgerüste angebracht hatte. Er sprach nur mit den Umstehenden einige Worte. Er sterbe unschuldig an seinem Volle, sagte er, erkenne aber die Gerechtigkeit der göttlichen Vorsehung, denn er habe den Tod darum verdient, weil er in die Hinrichtung seines unschuldigen Ministers gewilligt habe. Als er nun den Kopf auf den Block legen wollte, sprach der Bischof Juxon: „Sire, Ihr habt nur noch einen Schritt zu tun, der zwar schmerzlich und schwer, aber doch nur sehr kurz i)t. Er versetzt Euch schnell von der Erde in den Himmel, und dort werdet Ihr zu Eurer großen Freude die Krone der Herrlichkeit finden." — „Ja," antwortete Karl gefaßt, „ich gehe von einer vergänglichen Krone zu einer unvergänglichen über, dahin, wo fein Kummer wohnt!" Mit diesen Worten legte [er sein Haupt nieder, und mit einem Hieb wurde es vom Körper getrennt. Der Scharfrichter war — so ist es in England gewöhnlich — verlarvt; ein anderer, auch mit einer Larve, hob das blutströmende Haupt bei den Haaren auf. zeigte es dem Volke und rief laut: „Dies ist der Kopf eines Verräters! Eromwell wohnte in einem Fenster, dem Blutgerüste gegenüber,

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 393

1906 - Langensalza : Gressler
393 sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Beenge. Peter finft in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Ver-schwörnng ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht aus der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz ratlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rat. Dieser meinte, noch sei nichts verloren, er solle nach Prenßen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückzukehren; aber Peter konnte sich nicht dazu entschließen und befahl, ihn bei Oranienbaum ans Land zu setzen; denn er wollte mit Katharina unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsakte, die er zu unterzeichnen habe Er unterschrieb und wurde zu Wagen nach Peterhof geführt. Hier empfing ihn das unaufhörliche Geschrei der Soldaten: „Es lebe die Kaiserin!" Als er ganz verwirrt ausstieg, schrien sie ihm zu: „Entkleide dich!" Er selbst riß sich das Ordensband, den Degen und den Rock ab und sprach: „Nun bin ich in euren Händen." So ließ man ihn einige Zeit im bloßen Hemde und barfuß stehen, bis er ins Schloß in sichere Verwahrung gebracht wurde. Man führte den Unglücklichen daraus nach einem Landhause, das in der Nähe lag. Da sich gleich in den ersten Tagen unter den Soldaten, die über die rasche Tat Überlegungen anzustellen au-fingen, Bewegungen zeigten, hielten die Verschworenen es für nötig, den Kaiser aus der Welt zu schaffen. Alexei Dr low, ein Bruder de» Günstlings der Kaiserin, begab sich mit einem gewissen Teplow nach dem Kerker Peters und kündigte ihm an, daß sie mit ihm speisen würden. Nach der Gewohnheit der Russen wurden vor Tische Gläser mit Branntwein gebracht. Nachdem Peter das feinige, welches Gift enthielt, getrunken hatte, verlangten sie, daß er ein zweites trinken sollte. Da er dies aber verweigerte, weil er das Gift schon verspürte, wars ihn Orlow, ein riesenstarker Mensch, zu Boden und erdrosselte ihn mit Hilfe -leplow» und zweier Offiziere.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 395

1906 - Langensalza : Gressler
395 Den zweiten Aufstand erregte 1773 ein gemeiner Kosak Jemeljan Pugatschew. Es war als Landstreicher und Tagelöhner nach Uralsk zu den Kosaken gekommen, die erst kurz vorher wegen eines Aufruhrs streng bestraft worden und daher noch sehr unzufrieden waren. Wegen frecher, aufrührerischer Reden wurde er von Bessergesinnten festgenommen und nach Kasan geführt. Hier sollte er eben bestrast werden, als es ihm gelang, zu entkommen. Er kam zu den übelgesinnten Kosaken zurück und entwarf den Plan zu einem neuen Aufstande. Er gab sich nun für Kaiser Peter Iii. aus. Die Nachricht von seinem Tode sei falsch, sagte er, er sei gerettet worden und werde nun an der Spitze der Kosaken in Rußland vordringen, alles niederwerfen, überall neue Beamte einsetzen und die Krone seinem Sohne Paul übertragen. Die Kosaken glaubten ihm, und sein Anhang mehrte sich von Tag zu Tage. Er bemächtigte sich mehrerer kleinen Festungen, schlug die gegen ihn gesandten Herrhaufen und wurde wirklich von den unwissenden Umwohnern des Flusses Ural für den Kaiser gehalten. Überall, wohin die wilden Aufrührer kamen, wurde fürchterlich gehaust. Kasan wurde erstürmt und verbrannt und eine Menge Menschen niedergehauen oder hingerichtet. Ter Aufruhr verbreitete sich immer weiter; 20 000 Mann gehorchten bereits Pugatschews Befehlen. Endlich, nachdem die Empörung langer als ein Jahr gewährt hatte, gelang es dem Obersten Michelsohn, die Rebellen entscheidend zu schlagen. Mit nur 30 Kosaken sloh Pugatschew über die Wolga, irrte in der Steppe umher und wurde von allen Seiten umstellt, -eine Begleiter, die seine Sache verloren sahen, beschlossen, durch seine Auslieferung sich die Verzeihung der Kaiserin zu erwerben. Als er eines ^.ages, in Nachdenken vertieft, in seinem Zelte saß, drangen sie ein und umringten ihn. „Wir sind dir lange genug gefolgt", sprach einer, „jetzt ist die Reihe an dir, uns zu folgen“. Sie banden ihn und führten ihn nach Uralsk. Von hier ließ ihn Suwarow, der herbeigeeilt war, nach Moskau abführen, wo er anderthalb Jahre nach dem Beginn des Aufruhrs mit mehreren feiner Genossen hingerichtet wurde. Seitdem regierte Katharina zwar ungestört, aber nie ohne die Besorgnis, es möchte ihr die an

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 359

1906 - Langensalza : Gressler
U 359 So viele große Taten die Preußen auch verrichteten, so wurde doch des Königs Lage mit jedem Jahre mißlicher. Woher sollte er zuletzt noch Menschen, Geld und Kriegsvorräte nehmen? Und kein Wunder war es, wenn dem Könige manchmal wegen des Ausganges ganz bang wurde. Im Jahre 1759 standen Friedrich und Daun wieder in der Gegend von Landshut und beobachteten einander mehrere Monate lang, ohne daß einer den andern anzugreifen wagte. Zu Ende des Juli aber erhielt Friedrich die betrübende Nachricht, verdient. Ter Kommandant von Neiße, General Treskow, hatte ein Gut nahe bei der Stadt. Auf diesem befand sich seine Frau, als die Österreicher die Belagerung anfingen. Diese hielten es für das Sicherste und Geschwindeste, sich durch Verräterei der Stadt zu bemächtigen. Treskow war kurz vorher Kriegsgefangener gewesen. Man war ihm in Österreich mit vieler Achtung begegnet, und seine Gemahlin, die ihm nachgereist war, war mit ausgezeichneter Höflichleit am kaiserlichen Hofe behandelt worden. Tie Erinnerung an die Güte der Kaiserin mußte noch in frischem Andenlen sein. Hierauf wurde ein Entwurf gegründet. Ein kaiserlicher Offizier stattete der Generalin einen Besuch ab rind brachte ihr Schutzbriefe vom österreichischen Feldherrn. Er wurde wie ein Wohltäter empfangen und behandelt. Bei der Tafel kommt zuletzt das Gespräch auf die Kaiserin. Die Generalin kann mit Maria Theresiens Lobe nicht fertig werden. Jetzt glaubt der Offizier seinen Antrag vorbringen zu können. Er verspricht ihr große Summen. Würden und unverbrüchliches Stillschweigen, wenn sie ihren Mann bewegen wollte, die Festung den Kaiserlichen in die Hände zu spielen. Frau von Treskow wird aufs innigste bewegt. Kaum faßt sie sich io lange, bis alles vorgetragen ist. Nun springt sie auf, ringt wehmütig die Hände und besanimert die ihr widerfahrene Erniedrigung, wobei sie wiederholt ausruft: „Ist es möglich? Mir einen solchen Antrag?" Alle Bmchigungsgriinde des Offiziers waren bei der tiefgekränkten Dame fruchtlos. Sie erklärt nun aufs bestimmteste, von den ihr erteilten Schutzbriesen keinen Gebrauch machen, Sondern lieber mit den Belagerten alle Unruhen und Gefahren und allen Mangel teilen zu wollen. Ihr Gut, das einzige Eigentum ihrer Familie, gab sie dabei großmütig preis. „Wir sind arm," sagte sie, „dies ist unfer alles. Durch die Ehre gezwungen, überlasse ich es Ihren Händen. Wollen Sie sich rächen, so tun Sie es." Vergebens beschwor sie der durch diesen Edelmut äußerst gerührte Offizier, ihren Vorsatz aufzugeben. Sie verzieh ihm die Beleidigung, wollte aber durchaus nicht länger in der Gewalt der Feinde Preußens sein. Noch in derselben Nacht fuhr sie ab. Ter Offizier begleitete sie bis an die ersten Festungswerke und verließ sie dann voll Bewunderung.
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